#2 Plastik: von Recycling zu Circularity und Bio-Kompostierbarkeit - Dr. Anne Lamp

Shownotes

Lerne von der Mitgründerin Dr. Anne Lamp warum die Entwicklung von natürlich kompostierbaren Plastikalternativen ein so entscheidender Hebel ist und wie Dein Unternehmen daran teilhaben kann.

✅ Warum führt kein Weg an der Kreislaufwirtschaft vorbei? ✅ Warum ist Deutschland für einen erheblichen Teil der Meeresverschmutzung verantwortlich und wie können Unternehmen dem entgegenwirken? ✅ Wieso ist der Ersatz von Plastik mit Materialien wie ‘traceless’ einer der wichtigsten Hebel?

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Infos: Dr. Anne Lamp und ihre Mitgründerin Johanna Bahre sind die Abräumer des Jahres 2022: fast kein Startup Award, der an ihnen vorbeigeht. Denn sie widmen sich nicht nur einer der größten Industrieherausforderungen, sondern haben bereits eine passende Lösung entwickelt. Lausche Anne, wie sie mir das ‘kleine ABC der Kreislaufwirtschaft für Professionals’ erklärt und warum traceless hier bisher einzigartig ist. Denn “kompostierbar” bedeutet leider nicht immer “biologisch kompostierbar”.

👩🏻‍💻 Zum Report ‘Breaking The Plastic Wave’: https://www.pewtrusts.org/en/research-and-analysis/articles/2020/07/23/breaking-the-plastic-wave-top-findings

🧑🏼‍💻 NABU-Studie: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/kreislaufwirtschaft/29818.html

👨🏾‍💻 Life-Cycle-Assessment traceless materials: [Linkbeschreibung]https://drive.google.com/file/d/1Q5vGYJc8rQ1J0bXgpS_i2b0sDJBGqZQI/view

Über Dr. Anne Lamp: Anne Lamp ist Verfahrensingenieurin, Impact-Expertin und nicht nur CEO, sondern auch der wissenschaftliche Kopf des Hamburger Startups traceless materials. Nach jahrelanger Forschung und mit vier Patenten im Ärmel hat sie einen einzigartigen Plastikersatz entwickelt, der innerhalb von bis zu neun Wochen komplett biologisch abbaubar ist. Darüber hinaus engagierte sich Anne Lampe schon während ihres Studiums in der Cradle to Cradle Community und als Trainerin im Rahmen der Cradle to Cradle NGO.

Über 'Gewinne Zukunft': In diesem Podcast spricht Zackes Brustik alle zwei Wochen mit den Pionieren und Wegbereiterinnen der unternehmerischen Nachhaltigkeit. Was braucht es, um als Unternehmen nicht nur klimaneutral zu werden, sondern wirklich kompatibel mit den Klimazielen, der Kreislaufwirtschaft oder den SDGs als solches zu werden? Jeder Mensch, der hier zu Gast ist, hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen und wertvolles und praktisches Wissen für Dich in petto. Dieser Podcast motiviert und befähigt Dich als CEO, Sustainability Managerin oder Entscheider*in Nachhaltigkeit praktisch und wirtschaftlich umzusetzen. Schließ Dich den Nachhaltigkeitspionieren an und trage mit Deinem Unternehmen erfolgreich zu einer lebenswerten Zukunft bei!

Regelmässige Update und viele weitere Insights bekommst Du von Zackes auf LinkedIn: ➡️ https://www.linkedin.com/in/moderator-zackes-brustik/

Transkript anzeigen

Anne Lamp [00:00:04]:

Anne Lamp [00:00:04]: Das bedeutet auch, dass wir eben diese 88 Prozent, die wir nicht recyceln, die müssen wir neu aus dem Boden holen an neuen Ressourcen. Und auf der anderen Seite, ja, wo sind sie dann? Entweder sie erzeugen CO2-Emissionen, weil wir sie verbrennen, oder sie landen in der Umwelt und erzeugen dort Probleme. Also es gibt eigentlich keinen Weg vorbei an der Circular Economy.

Anne Lamp [00:00:04]:

Zackes Brustik [00:00:24]:

Zackes Brustik [00:00:24]: Gewinne Zukunft, der Podcast, der dich dabei unterstützt, erfolgreich einen klimapositiven Impact zu erzielen. Hier lernst du die Menschen kennen, die die Nachhaltigkeitstransformation an der Schnittstelle von Sustainability, Technologie und Digitalisierung entscheidend vorantreiben. Mit ihren Wissen steigerst du deine unternehmerische Climate Literacy und verwandelst das kleine aber entscheidende Transformationsfenster der kommenden Jahre in unsere bestmöglichste Zukunft. Mein Name ist Zakas und ich freue mich, dass du mit an Bord bist. Es hilft nichts, wenn wir unsere Produkte weniger schlecht machen, sondern wir müssen sie grundsätzlich gut machen. Michael Braungart hat das gesagt, einer der Pioniere der Kreislaufwirtschaft und der Erfinder des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Michael Braungart, können wir unsere Produkte grundsätzlich gut machen? Ist das eine Illusion? Ist das eine Utopie? Oder lässt sich das wirklich faktisch umsetzen? Ich glaube, es gibt jetzt, in 2022, wenige Themen, die die Industrie so sehr beschäftigen wie die Kreislaufwirtschaft. Und wenn es darum geht, Plastik grundsätzlich gut zu machen, dann gibt es in Deutschland gerade ein Startup, an dem niemand vorbeikommt.

Zackes Brustik [00:00:24]:

Zackes Brustik [00:01:36]:

Zackes Brustik [00:01:36]: Das Circular Bioeconomy Startup Traceless Materials. Traceless hat in 2021 bereits sämtliche Startup Rankings angeführt und auch in 2022 räumt das Gründerinnen-Team aus Dr. Anne Lamp und Johanna Bare weiter Preise ab, wie zum Beispiel den Wissenschaftspreis. Während Johanna Bare sich die Business-Strategie kümmert, ist Anne Lamp als Verfahrensingenieurin das wissenschaftliche Brain hinter Traceless und die Heldin meiner Folge. Denn sie wird mir erklären, was der Unterschied ist zwischen Recycling und Kreislaufwirtschaft, was es braucht, den Cradle-to-Cradle-Ansatz Wirklichkeit werden zu lassen und was zum Beispiel der Unterschied ist zwischen dem technologischen Kreislauf und dem biologischen Kreislauf. Wer in der nächsten Diskussion also wirklich tiefgehend mitreden will, bleibt dran und freut sich mit mir. Hallo. Herzlich willkommen.

Zackes Brustik [00:01:36]:

Zackes Brustik [00:02:21]:

Zackes Brustik [00:02:21]: Anni, ich habe ja gerade schon gesagt, ihr seid in vielen Rankings ganz oben, werdet gerade eigentlich von Award zu Award durchgereicht, könnt die fast alle mit nach Hause nehmen. Auf LinkedIn habe ich gesehen, ihr habt schon 20 Mitarbeitende. Läuft bei euch, oder?

Zackes Brustik [00:02:21]:

Anne Lamp [00:02:34]:

Anne Lamp [00:02:34]: Ja, also das läuft auf jeden Fall gut. Es ist natürlich auf der anderen Seite auch gerade der Zahn der Zeit. Also wir haben eine Lösung entwickelt und dann beziehungsweise auch eine Denkweise entwickelt, die anscheinend gerade einschlägt. Das wird gebraucht. Wir kriegen Kundenanfragen noch und näher. Und das ist vermutlich auch der Hintergrund für die Preise, weil eben das Thema gerade so, so, so aktuell ist und es nicht, ich sag mal so, nicht viele gibt, die diesen ganzheitlichen Ansatz wählen. Und das ist, glaube ich, das, was uns von anderen unterscheidet.

Anne Lamp [00:02:34]:

Zackes Brustik [00:03:14]:

Zackes Brustik [00:03:14]: Dann mal grundsätzlich. Meinst du, dass ihr so viel Feedback bekommt, positives Feedback, spricht dafür, dass wirklich jetzt das Thema Kreislaufwirtschaft ernst genommen wird in der Breite? Also im Prinzip seid ihr sozusagen die zweite Generation, die sich Michael Braungart irgendwann mal vor 30 Jahren gewünscht hat, endlich ist es so weit. Also wird das Thema wirklich ernst genommen oder ist das wie so bei der Gartner Hype Curve, dass wir sagen können, okay es ist jetzt gerade gehypt, dann kommen noch mal ein paar Jahre, wo es vielleicht wieder von der Bildfläche verschwindet, bis es dann umgesetzt ist. Wo würdest du einordnen, steht gerade das Thema Kreislaufwirtschaft?

Zackes Brustik [00:03:14]:

Anne Lamp [00:03:46]:

Anne Lamp [00:03:46]: Das Thema steht schon sehr, sehr, sehr weit oben in der Agenda eigentlich eines jeden Unternehmens, würde ich einschätzen, zumindest mit den Kunden, mit denen wir zu tun haben natürlich. Ist auf der einen Seite geschuldet dessen, dass natürlich Regularien dazu kommen, Also die Unternehmen können einfach teilweise nicht mehr so weitermachen. Auf der anderen Seite haben wir Rohstoffkrisen, Rohstoffachterbahnen an den Preisbörsen. Da wollen die Unternehmen natürlich auch irgendwie langsam anfangen, Sicherheit zu bekommen. Und dann kommt dazu, und das ist, glaube ich, der Haupttreiber, die, ich nenne sie jetzt mal Fridays for Future Generation oder den SOG, den die Bewegung Fridays for Future und andere initiiert haben in der breiten Bevölkerung. Also die EndkonsumentInnen, die wollen jetzt wirklich wirkliche Lösungen und kein Greenwashing mehr, zumindest bei den Kunden, mit denen wir zu tun haben. Und das ist der Haupttreiber neben den Regularien, weshalb das Thema Circle Economy jetzt immer weiter in den Fokus rückt. Und man muss aber auch dazu sagen, seit Ende der 70er Jahre, als der Michael Braungart begann mit dem Thema Cradle to Cradle, wird das Thema jetzt hoffentlich, Gott sei Dank, eben auch immer ernster genommen.

Anne Lamp [00:03:46]:

Anne Lamp [00:05:06]:

Anne Lamp [00:05:06]: Nicht nur in der Priorität, sondern auch in der Sache selber. Also wir müssen nicht einfach nur ein bisschen Kunststoff in Blumentöpfe recyceln und dann ist das Recycling, sondern es wird begriffen, dass eine Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass wir eben das Ganze systemisch und ganzheitlich angehen müssen.

Anne Lamp [00:05:06]:

Zackes Brustik [00:05:25]:

Zackes Brustik [00:05:25]: Das Ganze hast du gerade gesagt und ich glaube, es ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, ein paar Zahlen dahinter zu packen. Ich habe im Vorfeld versucht herauszufinden, wovon wir denn hier reden insgesamt Und ich habe eine Studie vom NABU gefunden, beziehungsweise der hat sie wiederum beim Institut für Energie- und Umweltforschung in Auftrag gegeben. Und als Deutsche verbrauchen wir pro Person circa 16 Tonnen an Rohstoffen, teilweise aus Deutschland, teilweise importiert. Und das summiert sich dann immerhin auf 1,3 Milliarden Tonnen Rohstoffe. Und wohin gehen die? Wirklich zum weit überwiegenden Teil in die Energiewirtschaft, dann zu einem immerhin noch extrem großen Teil in die Bauwirtschaft. Und 20 Prozent der Rohstoffe landen dann am Ende ihres Daseins in Form eines Produktes oder so im Abfall. Dort werden sie dann verbrannt, verbuddelt oder im besten Fall recycelt. Und eure Lösung als Plastikersatz fokussiert sich ja gerade auf die letzten 20 Prozent.

Zackes Brustik [00:05:25]:

Zackes Brustik [00:06:17]:

Zackes Brustik [00:06:17]: In Relation zu den anderen 80, woher kommt da die Relevanz?

Zackes Brustik [00:06:17]:

Anne Lamp [00:06:20]:

Anne Lamp [00:06:20]: Die Relevanz dieser Lösung für die Circular Economy ist natürlich irrsinnig, wenn man nicht nur auf die Masse guckt, die an Müll entsteht. Klar, wenn es verbrannt wird, erzeugt es CO2-Emissionen. Wir brauchen fossile Ressourcen dafür. Aber von der Masse sind es nur, sag ich mal, 20 Prozent. Wenn man aber den Impact anguckt, den der Einflussfaktor Plastikverschmutzung hat, oder wie Kunststoffe auf die Verschmutzung der Umwelt einen Impact haben, da ist es eben nicht nur 20 Prozent, sondern Kunststoffe sind der Polluter, also es ist der Grund für Umweltverschmutzung, weil der Bauschutz, der eben bei der Baubranche anfällt, der landet halt nicht in Kleinstteilen, in Mikroteilen in der Umwelt und erzeugt dort diese ganzen Probleme, sondern gerade das Thema Plastikverschmutzung ist der Grund, weshalb es dafür eben zirkuläre Lösungen geben muss.

Anne Lamp [00:06:20]:

Zackes Brustik [00:07:16]:

Zackes Brustik [00:07:16]: Und was ich spannend finde, ich habe auch euer Lifecycle Assessment angeguckt, da können wir nachher nochmal genauer drüber reden, warum ihr das habt und wie das mit Planet 8 zusammenhängt. Aber eine Zahl, die ich auch spannend fand, ist, dass in der EU Deutschland tatsächlich führend ist für die Meeresverschmutzung. Und der Ozean, das finde ich spannend. Wir haben ja wirklich einen kleinen Streifen Nord- und Ostsee. Wie schaffen wir es dafür zu sorgen, dass aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten und dann auch noch im Kontext der Weltgemeinschaft wir einen signifikanten Anteil dazu beitragen, dass Plastikprodukte und Müll aus Deutschland im Meer landen?

Zackes Brustik [00:07:16]:

Anne Lamp [00:07:52]:

Anne Lamp [00:07:52]: Ja, es ist nicht die Nord- und Ostsee, es sind die Exporte. Exporte von Kunststoffen nach Südostasien. Früher war es China, China hat es dann verboten, das einzuführen. Jetzt ist es Fragezeichen. Malaysia, Türkei. Es kommen immer wieder Skandale hoch, wo gesehen wird, oh, hier ist eine Ladung, die kommt aber garantiert nicht aus Malaysia, sondern die ist eingeschriftet aus Deutschland. Illegale Müllhalden. Und da kommt es natürlich irgendwann dann auch in die Gewässer.

Anne Lamp [00:07:52]:

Zackes Brustik [00:08:21]:

Zackes Brustik [00:08:21]: Das finde ich spannend. Was wichtig ist, was du gesagt hast, ist Müll. Also sind nicht Produkte, die wir exportieren und verkaufen. Und keine Ahnung, wir verkaufen es in Plastik, verpackte Produkte oder Plastikprodukte nach Asien und dann recyceln die sie nicht, sondern es ist unser Müll, den wir verschiffen, der dann eben nicht recycelt wird und aufbereitet wird für den nächsten Kreislauf, sondern verbuddelt, verbrannt oder ins Meer gekippt wird?

Zackes Brustik [00:08:21]:

Anne Lamp [00:08:45]:

Anne Lamp [00:08:45]: Es ist natürlich beides. Also Wir verkaufen auch unheimlich viele Produkte in diese Länder, die keine Müllsammelsysteme haben. Das ist eigentlich auch schon ein Irrsinn, dass wir eine Shampooflasche nach China, Indonesien verkaufen und dort gibt es teilweise kein Müllsammelsystem. Natürlich landet es dann in der Umwelt, aber die Exporte sind eben ein Treiber, der vorwiegend in der Umwelt landet und dann eben auch viel im Meer landet, weil die oft auf illegalen Mülldeponien dann landen.

Anne Lamp [00:08:45]:

Zackes Brustik [00:09:17]:

Zackes Brustik [00:09:17]: Eine Zahl, die ich gefunden habe, ich weiß nicht, ob wir mit der, aber hat nicht eine Zahl einen Term, auch quasi uns hier ein bisschen aufzuschlauen, was wichtige Begriffe angehen, ist die CMU, die Circular Material Use Rate, die dafür steht, quasi wie viel Abfälle ins Recycling gehen im Verhältnis zur gesamten Menge an Rohstoffen, die genutzt werden. Also zum Beispiel die Rohstoffe, die wir nach Deutschland holen, wie viel davon landen dann wirklich im Recycling? In der EU ist die Rate, glaube ich, bei 12 Prozent. Das ist doch erst mal überraschend klein, oder? Das heißt, die anderen 88 Prozent sind dann, ich weiß nicht, werden verbrannt, irgendwo gelagert, verbuddelt und sind erst mal für die Wirtschaft dann weg.

Zackes Brustik [00:09:17]:

Anne Lamp [00:09:57]:

Anne Lamp [00:09:57]: Ganz genau. Sind einerseits als Rohstoff für die Wirtschaft weg. Das bedeutet auch, dass wir eben diese 88 Prozent, die wir nicht recyceln, die müssen wir neu aus dem Boden holen an neuen Ressourcen. Und auf der anderen Seite, ja, wo sind sie dann? Entweder sie erzeugen CO2-Emissionen, weil wir sie verbrennen, oder sie landen in der Umwelt und erzeugen dort Probleme. Also es gibt eigentlich keinen Weg vorbei an der Circular Economy.

Anne Lamp [00:09:57]:

Zackes Brustik [00:10:22]:

Zackes Brustik [00:10:22]: Das heißt so, ich meine, es gibt genug Werbung und genug Brands, die sagen, hey, wir haben jetzt hier einen Sneaker aus recycelten PET-Flaschen oder wir haben einen Sneaker aus Plastik, das aus dem Meer gefischt wurde. Ist nicht wirklich repräsentativ für das, was de facto passiert.

Zackes Brustik [00:10:22]:

Anne Lamp [00:10:37]:

Anne Lamp [00:10:37]: Man muss unterscheiden zwischen Lösungen, die zum Beispiel einen kleinen Recyclinganteil einsetzen. Wir unterscheiden ja immer in Wirkungsindikatoren. Das ist jetzt ein kompliziertes Wort, aber wir haben den Wirkungsindikator, wir nehmen Rohstoffe aus der Erde. Das ist schlecht, weil das nicht erneuerbar ist. Wirklich fossile Rohstoffe aus der Erde nehmen. Wir haben den Wirkungsindikator, wir verbrennen was und am Ende entsteht CO2-Emission. Und wir haben den Wirkungsindikator, wir schmeißen was in die Umwelt und verpesten die. Sagen wir, wir bleiben bei den dreien.

Anne Lamp [00:10:37]:

Anne Lamp [00:11:07]:

Anne Lamp [00:11:07]: So, dann ist ja die Frage, okay, wir sammeln Kunststoff aus dem Meer und setzen ihn wieder ein in Sneaker. Da haben wir schon ein bisschen, Wir haben ein bisschen weniger Abfall in der Umwelt, aber wirklich nur marginal, wenn man die Mengen anguckt, die da jährlich reingeht. Haben dann aber ein Produkt erzeugt. Was passiert mit dem Produkt nach der Nutzungszeit? Ist nicht recycelbar. Garantiert nicht. Der Sneaker. Der wird also am Ende dann entweder verbrannt, dann entstehen CO2-Emissionen, oder landet wieder in der Umwelt, dann haben wir das ganze Spiel nochmal von vorn. Und es ist eben auch immer nur ein Teil, der bei sowas eingesetzt werden kann.

Anne Lamp [00:11:07]:

Zackes Brustik [00:11:44]:

Zackes Brustik [00:11:44]: Das heißt sehr aufwendig, ne? Den Müll müssen wir aus dem Meer holen, das ist keine Frage. Da schwimmt schon viel zu viel rum. So eine Great Garbage Patch for Hawaii zum Beispiel. Stichwort. Aber ist natürlich mega aufwendig. Wir produzieren irgendwas, sagen wir PET-Flaschen, die landen im Meer. Wir fahren raus, wir holen sie wieder rein, wir sammeln sie am Strand ein, wir bereiten sie auf, wir machen Sneaker drauf, dann landet der weiß Gott wo. Im besten Fall wäre das System an sich besser.

Zackes Brustik [00:11:44]:

Zackes Brustik [00:12:10]:

Zackes Brustik [00:12:10]: Und da vielleicht die Frage auch noch mal quasi Basiswissen für uns zu mitnehmen. Was ist der Unterschied eben zwischen klassischem Recycling, das ist ja wahrscheinlich das, was Braungart mit weniger schlecht meint, und dann tatsächlich gut, also Cradle to Cradle. Und dann kriegen wir, glaube ich, auch schon die Einflugschneise zu dem ganz konkret, was Traceless macht.

Zackes Brustik [00:12:10]:

Anne Lamp [00:12:30]:

Anne Lamp [00:12:30]: Ja klar, aber auf jeden Fall sollten wir den technischen Kreislauf von Cradle to Cradle einmal noch vorher beleuchten, bevor wir zum Traceless kommen. Denn wenn wir bei dem Sneaker bleiben, ist das klassische Recycling, wir gucken uns an, was ist im Müll? Also Was können die Abfallentsorger noch da rausholen und verwerten? Dann gibt es Sortieranlagen, die sortieren das nach Kunststoffart. Dann kann man daraus noch was herstellen, was eine mindere Qualität hat, eine geringere Qualität hat, als das, was es ursprünglich mal war. Momentan kann man nicht aus dem gelben Sack die Polypropylenfraktion abtrennen und daraus dann gleichbleibende Produkte oder Produkte mit gleicher Qualität machen wie vorher, sondern man kann daraus dann ja ein Teil, dieses Sneaker haben vielleicht fünf Prozent recycelte Kunststoff drin, ein Teil kann man reinarbeiten in das Neuplastik, was man einsetzt. Aber man kann nur einen Teil nehmen, weil die Qualität einfach so schlecht ist. Es geht Qualität. Und wenn wir nur das heute Recycling angucken, dann haben wir eine ganz grottige Qualität im Abfall, weil wir uns ja keine Gedanken gemacht haben, was geht da eigentlich rein in den Abfall? Was ist in dem Abfall? Am Anfang waren das mal Produkte. D.h.

Anne Lamp [00:12:30]:

Anne Lamp [00:13:45]:

Anne Lamp [00:13:45]: Unternehmen, die Produkte produzieren, die haben nicht darüber nachgedacht, was ist am Ende eigentlich in dem Abfallstrom? Das ist denen egal. Das sind andere. Da müssen sich andere drum kümmern. Meine Verantwortung endet am Werkstor. Das heißt, als Produzent kann ich eigentlich, klar, es gibt Regularien, man kann jetzt nicht alles alles machen, aber ich kann eigentlich mir zusammenmischen, was ich möchte an Produkten, verschiedene Kunststoffe mischen, verschiedene Additive reintun und am Ende kümmern sich andere darum, was daraus, was damit passiert. Das ist gängiges Recycling momentan. Cradle to Cradle wäre oder ist, dass sich der Sneakerhersteller, Sneaker ist natürlich auch ein sehr herausforderndes Produkt, aber der Sneakerhersteller beispielsweise würde sich am Anfang überlegen, angenommen, ich müsste am Ende meinen Sneaker wieder zurücknehmen, die Rohmaterialien meines Sneakers wieder zurücknehmen. Wie würde das gehen? Ich müsste also die Sohle und die Schnüre und die Inneneinlagen so designen, dass sie in Einzelteile, in Einzelrohstoffe, Rohmaterialien zertrennbar sind und ich sie dann wieder einsetzen könnte.

Anne Lamp [00:13:45]:

Anne Lamp [00:14:49]:

Anne Lamp [00:14:49]: Wenn man die Unternehmen verpflichten würde, ihre Produkte wieder zurückzunehmen und einzusetzen, würden die schnell darauf kommen. Aber das Problem ist, dass die Verantwortung abgegeben wird. Wenn wir dahin kommen, dass Produkte so designt sind, dass sie 100 Prozent in ihre Rohmaterialien wieder zerlegbar sind und dann wieder zur gleichen Qualität einsetzbar sind, dann sind wir bei einer Cradle-to-Cradle.

Anne Lamp [00:14:49]:

Zackes Brustik [00:15:10]:

Zackes Brustik [00:15:10]: Und du hattest, bevor du ausgeholt hast, quasi zu der Erklärung noch gesagt, technischer Kreislauf und biologischer Kreislauf, vielleicht wollen wir das noch ergänzen, weil Ich glaube, das sind zwei unterschiedliche. Vermutlich ist der Sneaker der technische Kreislauf.

Zackes Brustik [00:15:10]:

Anne Lamp [00:15:21]:

Anne Lamp [00:15:21]: Der Sneaker ist der technische Kreislauf, genau. Und der biologische Kreislauf, der springt quasi immer dann ein oder der muss immer dann gewählt werden, wenn der technische Kreislauf versagt oder nicht mehr einsetzbar ist. Der technische Kreislauf funktioniert eben sehr gut für alle Produkte, die, ja, wo der Kreislauf wirklich geschlossen ist, die ein Sammelsystem haben für Produkte, die wirklich in ihre einzelnen Materialien zersetzt, verteilt werden können und wo man sicher sein kann, dass die Marken und Materialien zurückkommen und dann eben auch die Qualität gleich bleibt. Für alle anderen Szenarien, wo eben die Materialien, die Produkte leicht in die Umwelt gelangen können oder die Produkte, weil sie to-go-Verpackungen sind, einfach nicht in die Recyclingtonne kommen, sondern weil die immer in die Restmülltonne kommen. Für diese Produkte geht der technische Kreislauf nicht, weil er nicht geschlossen werden kann oder weil die Qualität nicht gleichgebleibend garantiert werden kann. Und dann brauchen wir den biologischen Kreislauf. Der basiert auf biologischen Ressourcen. Das heißt, wir holen uns die Ressourcen erneuerbar.

Anne Lamp [00:15:21]:

Anne Lamp [00:16:22]:

Anne Lamp [00:16:22]: Das bedeutet, wir müssen sie nicht hinterher wieder in einem geschlossenen Material, also Produkt-Material-Kreislauf schließen, sondern wir können den größer fassen, diesen Kreislauf. Und nach der Nutzung können diese Produkte, die auf biologischen Ressourcen basieren, dann wieder zurück in die Umwelt, entweder durch Kompostierung oder durch Verbrennung. Weil auch eine Verbrennung von Produkten, die auf erneuerbaren Kohlenstoffen basieren, die erzeugen dann ja nur das CO2, was die Pflanze am Anfang mal gebunden hat. Und Da kann man jetzt differenzieren, wenn die Produkte, welche sind, die leicht in die Umwelt gelangen können, dann müssen sie sich dort natürlich abbauen. Wenn das Produkte sind, die, ich sag's mal hier im schönen Hamburg, wo wirklich natürlich jeder, das in den Müll zu Hause schmeißt, wahrscheinlich nicht in die Umwelt gelangen können, dann können diese Materialien auch so designt sein, dass sie nur bio basiert sind, aber nicht abbaubar und dann eben auch in der Verbrennung sozusagen den biologischen Kreislauf verschließen.

Anne Lamp [00:16:22]:

Zackes Brustik [00:17:35]:

Zackes Brustik [00:17:35]: Die Transformation zu einer klimakompatiblen Industrie gelingt uns nur, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten. Und daher nutze ich diesen Podcast auch immer für einen spannenden Hinweis auf eine Initiative, ein Tool oder ein Report, der uns alle weiterbringt. Wer ein Impact-Startup gründet, steht schnell vor der Herausforderung, den reellen Impact nachweisen und bemessen zu können. Dieses Problem löst nun SUSI für dich. SUSI, das Sustainability und Impact Assessment für Startups vom Deutschen Startup-Verband, ist ein komplett kosten- und werbefreies Tool. Mit SUSI kannst du in sechs entscheidenden Nachhaltigkeitskategorien Schritt für Schritt die Nachhaltigkeitsfaktoren analysieren und danach ein standardisiertes Dokument erstellen. Und das hilft entscheidend dabei, die Nachhaltigkeitswirkung deines Startups zu kommunizieren. SUSI ist aber nicht nur für GründerInnen interessant, sondern genauso für Investierende oder für Startup-Supportende.

Zackes Brustik [00:17:35]:

Zackes Brustik [00:18:30]:

Zackes Brustik [00:18:30]: Zum Beispiel im Rahmen eines Workshops von Startup-Formaten oder einer Entrepreneurship-Challenge. SUSI wurde in einem langen und gründlichen Prozess vom Startup-Verband, dem Borderstep-Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, der Universität Oldenburg und vielen weiteren entscheidenden Partnern entwickelt. Grundlage war dabei der Nachhaltigkeitsstandard für Startups, die DINSBEC 951.1. Gehe auf sustainable-startups.de slash suzy slash, direkt mit dem uneingeschränkt kostenfreien und werbefreien Tool loszulegen. Oder klicke auf den Link in meinen Show Notes. Ich sammle noch mal kurz meine Gedanken. Also, Status quo ist Recycling. Der kleinste Teil der Produkte, die in Deutschland im Umlauf sind, landen wirklich im Recycling, selbst wenn sie theoretisch recycelbar wären, weil sie doch im gemischten Müll landen oder weil sie dann doch verbrannt werden oder halt verschifft werden nach Malaysia, in Malaysia und dann was passiert, was auch immer dort damit.

Zackes Brustik [00:18:30]:

Zackes Brustik [00:19:28]:

Zackes Brustik [00:19:28]: Und das Problem ist, selbst wenn wir das Recycling im Griff hätten und eine extrem hohe Recyclingquote hätten, werden die Materialien in den Produkten danach immer minderwertiger. Das heißt, über die verschiedene, ich würde nur sagen Recyclingspirale, eben nicht Kreislauf, sinkt immer mehr die Qualität der Produkte und sie gehen im Endeffekt auch verloren. Das heißt, ich kann dann aus dem Sneaker nicht mehr einen Sneaker machen oder ein Motorrad sitzt, sondern dann wird nur noch ein Blumentopf draus. Das ist quasi so weniger schlecht. Gut wäre eben, wenn Sie immer zirkulieren, dann haben wir den technischen Kreislauf. Das ist das, wenn wir ein geschlossenes System haben und wir wissen, der Sneaker landet wieder, zum Beispiel beim Sneakerhersteller, Der kann ihn zerlegen und für andere Produkte Oder eine dritte Partei sammelt den Sneaker ein. Aber er geht nicht verloren als Materiallager sozusagen. Wahrscheinlich ist das das richtige Wort.

Zackes Brustik [00:19:28]:

Zackes Brustik [00:20:16]:

Zackes Brustik [00:20:16]: Das Material wird einfach nur gelagert. Ganz genau. Wer dann es trägt für die Wirtschaft sozusagen. Also ich besitze nicht den Sneaker, sondern ich lagere einfach Materialien für die Wirtschaft, bis sie was anderes draus macht. Und dann haben wir den biologischen Kreislauf und da gibt es dann zwei Szenarien. Das eine ist, Es kann verbrannt werden, dann sind wir neutral. Also, es ist nicht schlimmer, das, was wir verbrennen. Besser wäre aber, es wird kompostiert.

Zackes Brustik [00:20:16]:

Zackes Brustik [00:20:39]:

Zackes Brustik [00:20:39]: Das ist genau der Bereich, auf den ihr euch fokussiert, oder?

Zackes Brustik [00:20:39]:

Anne Lamp [00:20:42]:

Anne Lamp [00:20:42]: Ganz genau. Wir haben eben schon über die Zahlen gesprochen. Wie viel landet im Recycling? Global gesehen landen 9% der Kunststoffabfälle im Recycling. Also landen im Recycling. Was damit gemacht wird, ist ja noch eine andere Frage. Nur von der Rechnung her. 40% landen in der Umwelt, der Kunststoffabfälle weltweit. Das muss man erst mal schlucken.

Anne Lamp [00:20:42]:

Anne Lamp [00:21:05]:

Anne Lamp [00:21:05]: Das sind 90 Millionen Tonnen, die jedes Jahr dazukommen. So, und das zu lösen, hat die Studie Breaking the Plastic Waste, kann ich nur empfehlen, das mal zu lesen, ist zu dem Schluss gekommen, wir brauchen alle Maßnahmen und alle Lösungen, das zu lösen. Wir müssen natürlich im technischen Kreislauf besser werden, wir müssen auch Reuse machen, aber wir brauchen auch Materialien, die sich wirklich abbauen in der Umwelt. 17 Prozent der Maßnahmen, der Kunststoffe, die in die Umwelt kommen, können gelöst werden oder sollten substituiert werden durch Materialien, die wirklich abbaubar sind in der Umwelt. Das hat die Studie ergeben. Da gibt's aber leider nicht so viel. Materialien, die sich wirklich abbauen in der Umwelt, die bedingen, dass die Mikroorganismen in der Umwelt die abbauen können. Und was wir heutzutage haben an Biokunststoffen beispielsweise, die gibt es ja auch schon, die können die Mikroorganismen der Natur nicht abbauen, weil die alle künstlich hergestellt sind.

Anne Lamp [00:21:05]:

Anne Lamp [00:22:03]:

Anne Lamp [00:22:03]: Also aus wirklich künstlich aus der Chemieindustrie quasi lange lange Ketten gebaut und das kennt die Natur nicht und deshalb bauen sich diese vermeintlich bioabbaubaren Biokunststoffe in der Umwelt nicht ab, sondern nur in Industriekompostanlagen. Es fehlt also an Materialien, die, wenn sie dann wirklich in die Umwelt gelangen, diese 40 Prozent der Kunststoffabfälle, die sich da abbauen. Und das wollen wir ändern. Wir haben ein Material entwickelt, was sich in der Umwelt wirklich restlos, also traceless, abbaut, Je nach Dicke sechs bis neun Wochen. Und das auf der anderen Seite eben auch ganzheitlich nachhaltig ist, nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip konzipiert. Der Clou dahinter ist, dass es eben nicht künstlich synthetisch hergestellte lange, lange Polymerketten sind, sondern dass wir einfach die Materialien der Natur nehmen. Also wir nehmen Naturpolymere und ordnen die in einer ganz bestimmten Art und Weise an, sodass eben so Granulate entstehen. Das ist unser Produkt.

Anne Lamp [00:22:03]:

Anne Lamp [00:23:02]:

Anne Lamp [00:23:02]: Granulate, also kleine Kügelchen sozusagen, die man einsetzen kann statt Plastik in den Verarbeitungsmaschinen, die heutzutage Plastik verarbeiten, zu allen möglichen Produkten. Und was wir nutzen in unserem Prozess, das ist noch eine Besonderheit, als Ausgangsprodukt, als Rohstoff, ist natürlich eine biobasierte Ressource. Aber nicht nur, dass die biobasiert ist, sondern wir nutzen Reststoffe. Also Reststoffe der Lebensmittelproduktion, damit wir eben keine Landfläche verbrauchen für die Produktion von unserem Material. Wir nutzen also Nebenprodukte, die wir umwandeln in dieses Granulat. Und das kann dann eingesetzt werden von unseren Kunden, den Kunststoffverarbeitern, zu der Produktion von Folien oder Beschichtung von Papieren oder auch Einwegartikeln, Einwegbesteck. Hartplastik sozusagen, obwohl es kein Plastik ist, gibt es keinen richtigen Begriff dafür. Das sind so die Formen, die es gibt.

Anne Lamp [00:23:02]:

Zackes Brustik [00:24:00]:

Zackes Brustik [00:24:00]: Gibt es schon so einen Branchenbegriff, alternatives Plastik, das wäre eher so negativ formuliert, besseres Plastik. Wie nennt ihr das denn?

Zackes Brustik [00:24:00]:

Anne Lamp [00:24:08]:

Anne Lamp [00:24:08]: Traces.

Anne Lamp [00:24:08]:

Zackes Brustik [00:24:09]:

Zackes Brustik [00:24:09]: Das Traces wird sozusagen das Tempo der Plastikindustrie.

Zackes Brustik [00:24:09]:

Anne Lamp [00:24:13]:

Anne Lamp [00:24:13]: Ganz genau. Ja, ganz genau. Wir haben natürlich auch unsere Marke schon angemeldet und entwickeln gerade daraus eine Ingredient-Brand, eine sogenannte Gore-Tex-Standard.

Anne Lamp [00:24:13]:

Zackes Brustik [00:24:24]:

Zackes Brustik [00:24:24]: Rein aus Konsumentensicht, aber ich glaube, das beantwortet auch dann die Frage für viele, die hier vielleicht mit einem halben Ohr zuhören, weil sie Materialien einsetzen, die im Unternehmen ist. Wenn ich in den Supermarkt gehe, jetzt keine Ahnung, im Bioladen, dann kriege ich ja doch oft einmal eine Tasche, bei der es heißt, die sei kompostierbar oder ein Plastikbecher. Also was ist der Unterschied zwischen dem Produkt und eurem? Ist das das, Was du vorhin meintest, dass die nur in Industrieanlagen kompostierbar sind?

Zackes Brustik [00:24:24]:

Anne Lamp [00:24:48]:

Anne Lamp [00:24:48]: Die herkömmlichen Biokunststoffe sind eben in Industriekompostanlagen verarbeitbar. Und es gibt momentan eigentlich noch kein Material auf dem Markt, was man so bedenkenlos sozusagen in die Umwelt schmeißen könnte. Also Wollen wir natürlich auch nicht, dass die Leute das tun. Aber ja, das fehlt.

Anne Lamp [00:24:48]:

Zackes Brustik [00:25:07]:

Zackes Brustik [00:25:07]: Ist sehr wichtig. Also wenn ich als Konsument in einen Supermarkt gehe, eine Tasche, also eine Einkaufstasche in die Hand nehme oder so und da steht kompostierbar drauf, denke ich kompostierbar mit, Ich kann es am nächsten Baum in den Busch werfen. Also ganz schlimm ausgedrückt. Aber so ich kann es zumindest in den normalen Kompost werfen oder selbst es ist, ich meine, dann landet es im besten Fall in der Industrie Kompostanlage oder hast du gesagt 40 Prozent landen dann halt doch irgendwo auf einer Mülldeponie oder dann im Ozean, ist trotzdem noch besser als, keine Ahnung, Mikroplastik usw. Aber im besten Fall kann das egal wo landen und ist dann wirklich von den Mikroorganismen dort abbaubar. Du hast schon gesagt, vielleicht Besteck oder so was. Das kann in normale Industrieanlagen, die Plastik verarbeiten, herkömmliches Plastik, fossilbasiertes Plastik, verarbeitet werden. Welche Produkte sind drin mit eurem Material, mit Traceless?

Zackes Brustik [00:25:07]:

Anne Lamp [00:25:57]:

Anne Lamp [00:25:57]: Ja, generell, wie ich schon am Anfang gesagt hatte, wollen wir vor allen Dingen die Anwendungen ersetzen oder die Produkte mit unserem Material bestücken, die leicht in die Umwelt gelangen können oder die nicht recycelbar sind oder wo der Kreislauf nicht geschlossen werden kann. Und das sind nun mal oft die ganzen leicht kurzlebigen Verpackungen, Einwegartikel wie beispielsweise Lebensmittel oder nicht Lebensmittel, Verpackungen, Strohhalme, Wattestäbchen, Einwegbesteck, Die ganzen Artikel, die gerade von der EU verboten wurden. Das heißt, in der EU darf man 15 verschiedene Einwegartikel nicht mehr aus fossilem Kunststoff oder Biokunststoff herstellen. Also auch Biokunststoffe sind darin eingeschlossen. Nur noch natürliche Polymere, also natürliche Materialien wie unseres, dürfen eben eingesetzt werden für solche Produkte. Und da ist natürlich ein riesen riesen Potenzial da.

Anne Lamp [00:25:57]:

Zackes Brustik [00:26:49]:

Zackes Brustik [00:26:49]: Da will ich noch mal kurz ins Detail reingehen. Sind die Produkte das ideale Match, weil quasi leicht abbaubar und du hast ja gesagt neun Wochen, das ist ja schon extrem schnell. Also das Was ich bis jetzt kenne, dann heißt es ein, drei Jahre oder sowas, abbaubar. Es gibt ja zum Beispiel, keine Ahnung, die Gabeln als Flugbesteck, die man theoretisch verbuddeln kann oder sowas, aber das sind dann meistens eher drei Jahre. Wahrscheinlich das Äquivalent zu einer Bananenschale oder so. Neun Wochen ist ja echt eine steile Ansage, richtig schnell. Aber heißt das auch eben, dass es sich nur für Einweg-Plastikprodukte anbietet, weil die auch nur eine kurze Lebensdauer haben? Oder könnte ich theoretisch dann auch keine Ahnung am Sneaker Bestandteile aus eurem Material machen?

Zackes Brustik [00:26:49]:

Anne Lamp [00:27:27]:

Anne Lamp [00:27:27]: Also deshalb ist Einweg wichtig, weil das vor allen Dingen die Use Cases sind, die leicht in die Umwelt gelangen. Wir wollen natürlich auch da das Material sinnvoll einsetzen. Wir können auch nicht so viel produzieren. Wo es eingesetzt wird, muss es sinnvoll sein. Auf der anderen Seite ist es so, dass wir den technischen Kreislauf auch noch haben und dringend brauchen. Den brauchen wir für alle die Anwendungen, die eben langlebig sind, wo es möglich ist, auch die Produkte so zu designen, dass sie kreislauffähig sind. Ich sage mal, Die Sandkastenschaufel beispielsweise ist jetzt nicht der ideale Use Case, weil die liegt da Wochen, Monate, Jahre lang in der Sandkiste und natürlich in der Bedingung, die die Kompostierung dann eben beschleunigen. Also man muss da immer gucken, was sind die Umgebungsbedingungen.

Anne Lamp [00:27:27]:

Anne Lamp [00:28:15]:

Anne Lamp [00:28:15]: Es ist nicht so, dass sich das Material an sich rasant schnell abbaut. Hier auf dem Schreibtisch liegt es auch schon seit drei Jahren. Kann man so ein bisschen vergleichen mit einer Kastanie. Kastanie oder eine Nuss, die baut sich auch nicht ab, wenn sie im Innenraum liegt oder wenn man sie irgendwie auf dem Tisch liegen hat. Aber wenn sie dann im Beet eingebuddelt ist, dann haut sie nicht ab.

Anne Lamp [00:28:15]:

Zackes Brustik [00:28:38]:

Zackes Brustik [00:28:38]: Ist ein gutes Stichwort, weil das heißt zum Beispiel, ich kann ja wirklich auf Lager produzieren und es kommt Corona und meine Plastikgabeln liegen plötzlich zwei Jahre im Lager. Irgendwo in der Mitte von Deutschland ist kein Problem. Also solange ganz normal, industriell gelagert, trocken etc. Sind diese Produkte wirklich lange lange lagerbar, bevor sie dann eingesetzt werden und tatsächlich bei mir im Badezimmer landen als Wattestäbchen zum Beispiel. Und du hast ja selber gesagt, der Impact ist dort auch wirklich am größten, weil das genau die Produkte sind, die halt einfach besonders häufig in der Umwelt landen. Eine Frage noch zurück, du hast nämlich gesagt, ihr setzt Biomasse ein. Das heißt zum Beispiel, magst du da noch mal drauf eingehen, ganz konkret, wo habt ihr das her? Also in welchen Prozessen fallen diese Abfälle an und wo würden die sonst landen, wenn nicht bei euch?

Zackes Brustik [00:28:38]:

Anne Lamp [00:29:26]:

Anne Lamp [00:29:26]: Wir nutzen Nebenprodukte, die bei der Getreideverarbeitung anfallen. Also wenn Weizen, Mais, Roggen, Gerste verarbeitet werden in großen Industriebetrieben zu zum Beispiel Bier oder zu Maisstärke oder zu Alkohol, dann nutzen diese Betriebe immer die Stärke von den Getreiden. Und das, was übrig bleibt, das wird meistens in die Tierfutterindustrie gegeben oder zu Biogas verarbeitet oder zu energetischen Zwecken genutzt. Und das nutzen wir.

Anne Lamp [00:29:26]:

Zackes Brustik [00:29:57]:

Zackes Brustik [00:29:57]: Da muss ich jetzt nachfragen. Einfach nur auch so ein gefährliches Halbwissen fragen. Ich meine schon auch eben viele Startups zu hören, die in dem Bereich was machen, die sagen, wir nutzen Nebenprodukte. Also gibt es da schon so ein Konkurrenzverhalten von die einen wollen Biosprit draus machen, die anderen wollen quasi Q-Tips draus machen und die Dritten wollen das, keine Ahnung, für Pellets verwenden oder sowas? Also ist das so ein heiß umkämpfter Markt?

Zackes Brustik [00:29:57]:

Anne Lamp [00:30:24]:

Anne Lamp [00:30:24]: Also unser Rohmaterial, was wir momentan nutzen, nicht. Aber es wird natürlich für Tierfutter verwendet. Im Endeffekt ist es so, wir haben eine begrenzte Menge an Ackerfläche. Diese Ackerfläche, die sollten wir in erster Linie verwenden, Nahrungsmittel herzustellen. Pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn wir alle Menschen satt haben, dann haben wir immer noch Ackerfläche übrig und wir haben vor allen Dingen auch Nebenprodukte dieser Lebensmittelherstellung. Das ist das, was dann noch im Pool übrig ist für die biobasierte Kraftstoffe, biobasierte Chemikalien, biobasierte Materialien und Tierprodukte. Das ist der Konkurrenzmarkt, der immer besteht, weil im Endeffekt kann man aus allem auch noch Energie gewinnen.

Anne Lamp [00:30:24]:

Anne Lamp [00:31:10]:

Anne Lamp [00:31:10]: Also alles, was man an Biomaterialien nutzt, auch wenn es Reststoffe sind, Konkurrieren mit dem Energiemarkt. Kann man es zu Biogas vergehen oder verbrennen. Oder ins Tier stecken, da kann man ja auch fast alles. Die Tiere fressen schon viele, viele Reststoffe auch weg. Mit den Märkten konkurriert man immer. Aber dann ist die Frage, was wollen wir? Was können wir uns leisten? Wofür wollen wir diese Biomasse ausgeben?

Anne Lamp [00:31:10]:

Zackes Brustik [00:31:36]:

Zackes Brustik [00:31:36]: Anders formuliert, im besten Fall werden eben Gabeln, Teller, Becher, Q-Tips draus und es wird nicht einfach nur verbrannt, damit ich, steil ausgedrückt, mein Porsche immer noch mit erneuerbarem Bio-Fuel fahren kann. Einfach als Extrembeispiel. Okay, du wolltest gerade ausholen, sehe ich.

Zackes Brustik [00:31:36]:

Anne Lamp [00:31:54]:

Anne Lamp [00:31:54]: Ne, genau, da muss man einfach, das ist begrenzt, das ist klar und das können wir nicht endlos erweitern und Deshalb ist natürlich auch da nicht endloses Wachstum möglich. Wir können nicht die ganze Plastikwelt auf unser Material umstellen, die ganzen Kraftstoffe auf Bio basiert. Irgendwann ist da natürlich ein Limit.

Anne Lamp [00:31:54]:

Zackes Brustik [00:32:16]:

Zackes Brustik [00:32:16]: Eskalierbarkeit ist ja schon eines der wichtigsten Themen. Planet A hat heute in euch investiert. Das ist eine, ich glaube, ich würde mal sagen, der Handvoll VCs in Deutschland, die wirklich ganz explizit das Thema Impact jetzt auf dem Schirm haben, Gibt es mittlerweile glücklicherweise. Ich glaube, das war lange ein Problem für Green-Tech-Startups, dass sie einfach kein kompetentes Gegenüber als Ansprechpartner hatten, weil ganz viele, wie siehst das Thema Green-Tech, das echt anspruchsvoll ist, ja auch technologisch, gar nicht so durchstiegen haben, dass sie eine gute Einschätzung hätten abgeben können, ob es Sinn macht, in die Technologie zu investieren oder nicht. Planet A hat sich extra darauf eingestellt, hat auch ein eigenes wissenschaftliches Team, was eben dieses Lifecycle Assessment macht, das ich glaube ich auch gerne in den Shownotes verlinke, wie auch die Studie, die du vorhin gesagt hast, Breaking the Plastic Wave und die NABU-Studie, die ich schon angeführt habe, findet ihr alles in den Shownotes. Aber worauf ich hinaus wollte ist, ein Visier schaut ja immer nach Skalierbarkeit. Du hast gerade gesagt, wenn es nachwachsende Rohstoffe geht, dann ist die Skalierbarkeit natürlich erstmal begrenzt. Scheint trotzdem noch genug skalierbar sein, dass ihr ein WC an Bord bekommen habt?

Zackes Brustik [00:32:16]:

Anne Lamp [00:33:19]:

Anne Lamp [00:33:19]: Ja, also, unsere Technologie selber ist sehr, sehr gut skalierbar. Auf der einen Seite technisch, deshalb wurde das Verfahren ja auch entwickelt, dass es eben sehr gut technisch skalierbar ist. Und auch finanziell, by the way. Also, wenn es auf dem Industriemaßstab skaliert ist, dann sind wir da wirklich konkurrenzfähig zu Plastik. Aber auch auf der Rohstoffsupply-Seite ist es so, dass wir da wir Getreide-Nebenprodukte, Getreideabfälle nutzen, gibt es davon eben Millionen von Tonnen weltweit. Da haben wir erstmal die nächsten 10, 20 Jahre kein Rohstoffproblem. Und wie gesagt, unser direkter Konkurrent, das zu nutzen, ist Tierfutter. Und das kann eben auch gut ersetzt werden durch andere Futtergetreide zum Beispiel.

Anne Lamp [00:33:19]:

Zackes Brustik [00:34:05]:

Zackes Brustik [00:34:05]: Also ist noch enormes Potenzial drin. Und du meintest gerade, es ist auch kostkompetitiv. Ist ja wichtig wahrscheinlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine Industrie die Q-Tips produziert. Außer es gibt wirklich einen Konsumentendruck oder keine Ahnung, die EU macht Druck mit Richtlinien, kaufen die erstmal das günstigste Rohmaterial für die Q-Tips. Da seid ihr aber dann preiskompatibel?

Zackes Brustik [00:34:05]:

Anne Lamp [00:34:27]:

Anne Lamp [00:34:27]: Anders geht es nicht. Also man kann nur einen Impact generieren im Bereich der Kunststoffe, wenn man in den Bereich kommt, auch preislich, wo die Kunststoffe liegen. Uns werden vielleicht die Pioniere umsteigen oder in kleinen Mengen ihre Produkte ersetzen, aber nicht in großer Fläche. Und das ist genau die Besonderheit an unserem Verfahren und an unserer Anlagentechnik, dass wir es eben so hingekriegt haben, dass die Skalierbarkeit gegeben ist und dass es eben in dem Industriemaßstab, das ist so in vier, fünf Jahren, dass es dort eben preiskompetitiv ist zu Plastik.

Anne Lamp [00:34:27]:

Zackes Brustik [00:35:06]:

Zackes Brustik [00:35:06]: Ich meine, dann ist es ja wirklich eine Win-Win-Situation, ein No-Brainer für ein Unternehmen. Wenn ich als, wir reiten jetzt eben auf den Q-Tips rum, aber wenn ich als Q-Tip-Hersteller die Wahl habe zwischen einem fossilen, aus fossilen Grundstoffen produzierten Plastik oder eurer Version und das dann auch auf die Packung schreiben kann, dann müsste das ja eigentlich für Unternehmen No-Brainer sein, oder?

Zackes Brustik [00:35:06]:

Anne Lamp [00:35:31]:

Anne Lamp [00:35:31]: Genau, wir bekommen ja auch unheimlich viele Anfragen und interessierte Kunden. Die Herausforderung ist natürlich, dass wir jetzt skalieren müssen und dass wir natürlich auch nicht nur die Granulatproduktion skalieren müssen, sondern auch die Weiterverarbeitung des Granulats in die verschiedenen Anwendungen. Und da ist einfach noch ganz, ganz viel zu tun, weil jeder Kunde hat andere Anforderungen. Und Plastik ist ja auch nicht gleich Plastik. Das muss man hier auch mal nochmal betonen. Es gibt unheimlich viele verschiedene Kunststoffarten. Und da kann unser Material natürlich auch noch nicht alles und wird auch nicht alles ersetzen können. Das hat bestimmte Eigenschaften, die können wir variieren.

Anne Lamp [00:35:31]:

Anne Lamp [00:36:06]:

Anne Lamp [00:36:06]: Da ist schon ein großer Spielraum da, aber natürlich schaffen wir das nicht, alle Anforderungen zu erfüllen von allen Produkten, die es aus Kunststoff dieser Welt gibt. Das ist auch gar nicht der Anspruch.

Anne Lamp [00:36:06]:

Zackes Brustik [00:36:16]:

Zackes Brustik [00:36:16]: Das heißt, Eigenschaften heißt, keine Ahnung, Flexibilität, Farbe, Biegsamkeit, Flexibilität habe ich schon gesagt, aber sowas wie Formbarkeit, Gewicht, solche Sachen.

Zackes Brustik [00:36:16]:

Anne Lamp [00:36:26]:

Anne Lamp [00:36:26]: Ganz genau und dann gibt es bei Verpackung natürlich auch das Thema der Versiegelung, also Verschweißung, das machen wir jetzt auch verschweißbar, Dann ja die Flexibilität, die Bruchstabilität, die Festigkeit des Ganzen. Und dann geht es aber auch bei Verpackungen die Barriereigenschaften, also eine Barriere gegen Wasserdampf, gegen Sauerstoff, Gegen Aroma teilweise. Die muss eben auch gegeben sein in den Verpackungen, damit die Hersteller umswitchen. Da sind wir auch noch mitten in der Entwicklung. Wir haben schon teilweise sehr gute Eigenschaften mit unserem Material, aber bei einigen Eigenschaften da müssen wir auch noch entwickeln. Da sind wir auch noch nicht da.

Anne Lamp [00:36:26]:

Zackes Brustik [00:37:03]:

Zackes Brustik [00:37:03]: Hast du ein konkretes Beispiel? Also welche Produkte sind für euch noch die Grenze?

Zackes Brustik [00:37:03]:

Anne Lamp [00:37:06]:

Anne Lamp [00:37:06]: Wenn es auf der anderen Seite aber darum geht, den, das, ich sag jetzt mal, frisch, frisch Fleisch, oder frisch veganes Fleisch zu verpacken, was irgendwie drei Monate lang halten soll. Da braucht man halt enorme Barrieren gegenüber Sauerstoff und Wasserdampf etc. Da sind wir gerade noch am Entwickeln.

Anne Lamp [00:37:06]:

Zackes Brustik [00:37:28]:

Zackes Brustik [00:37:28]: Im besten Falle warten die Unternehmen ja nicht auf euch. Also ich glaube es ist ja in deinem Sinne, es können sich nicht alle bei euch melden und deine Telefonliste ist schon sehr lang von den Menschen, die sich bei dir gemeldet haben, wenn sie sagen wollen, okay, vielleicht kommen wir da nicht sofort durch zu Anne. Was können Unternehmen selber in die Hand nehmen? Wo können sie erste Schritte gehen?

Zackes Brustik [00:37:28]:

Anne Lamp [00:37:45]:

Anne Lamp [00:37:45]: Ganz wichtig ist, die Denkweise zu ändern. Also wenn wir wirklich zu einer funktionierenden Circular Economy kommen wollen, dann muss jeder bei sich selber anfangen. Alle produzierenden Unternehmen produzieren Produkte, die irgendwann mal Abfall werden. Und Diese Denkweise, dass wir den Anspruch an unsere eigenen Produkte haben, dass sie wirklich kreislauffähig sind, dass wir theoretisch unsere eigenen Produkte am Ende wieder als Rohstoffe einsetzen können, die muss da sein. Und da muss eine Roadmap aufgemacht werden. Wie kommen wir dahin, sozusagen zu einer Cradle-to-Cradle-Wirtschaft? Das kann ich empfehlen. Das würde ganz schön helfen.

Anne Lamp [00:37:45]:

Zackes Brustik [00:38:20]:

Zackes Brustik [00:38:20]: Der Klassiker in dem Falle wäre dann wahrscheinlich tatsächlich das Buch Cradle to Cradle von Michael Braungart. Ich glaube, 2002 kam das raus. Ist also schon ein bisschen älter, aber brandaktuell. Also, liebe ZuhörerInnen, falls ihr das noch nicht gelesen habt, Pflichtlektüre würde ich sagen. Für jede EntscheiderIn, die im entferntesten mit Verpackungsmaterialen oder Materialen überhaupt, physischen Produkten zu tun hat. Dann, was könnten sie aus eurer Erfahrung lernen? Also wo denkst du, du bist ja lange, du hast gesagt, du warst schon in der Grundlagenforschung, dann quasi habt ihr ein Produkt rausgemacht. In welchen von diesen Schritten denkst du jetzt im Nachhinein, Mist, hätte ich das mal anders gemacht. Da hätte ich mir einen großen Umweg gespart oder da haben wir gemerkt, die Denkweise, der Ansatz ist überhaupt nicht aufgegangen.

Zackes Brustik [00:38:20]:

Zackes Brustik [00:39:02]:

Zackes Brustik [00:39:02]: Also euer Fuck up sozusagen.

Zackes Brustik [00:39:02]:

Anne Lamp [00:39:04]:

Anne Lamp [00:39:04]: Ich glaube, wichtig ist die Balance zwischen Ambition und Perfektionismus, denn das muss sich eine ganz, ganz gute Waage halten. Zu schnell vorpresschen ist nicht gut, aber zu langsam sein und erst perfektionieren wollen ist eben auch nicht gut. Und das ist auch ein Learning, was wir eben, oder das müssen wir auch tagtäglich immer wieder justieren. Wie schnell pressen wir vor? Wo geben wir nochmal lieber eine Schleife extra? Das ist was, da muss man eine gute Balance finden, und die ist eben ganz, ganz wichtig, gerade wenn man in so einem Markt ist, der eben ganz schnell Lösungen will, aber dann natürlich auch gleich die Eier legende Wollnissau will.

Anne Lamp [00:39:04]:

Zackes Brustik [00:39:47]:

Zackes Brustik [00:39:47]: Da als letzte Frage, wirklich, auf konkrete Takeaways einzugehen, was geht nur gemeinsam als Ökosystem? Auch eine Standardfrage für mich, weil ich finde so Sachen, wie gesagt, ihr habt ein richtig cooles Produkt, das die Welt braucht. Ihr werdet nicht jede Maschine auf dieser Welt füllen können, die mit Plastik läuft. Unternehmen können selber anfangen, aber oft hängen die ja davon ab, dass man gemeinsam ein Ökosystem entwickelt. Also was geht nur wirklich als Ökosystem gemeinsam? Was ist da die nächste Herausforderung, das gemeinsam anzugehen und umzusetzen?

Zackes Brustik [00:39:47]:

Anne Lamp [00:40:21]:

Anne Lamp [00:40:21]: Ja, wenn man auf die Studie Breaking the Plastic Wave guckt, dann sagt die eine mir ganz klar, was das gemeinsame Ökosystem ist. Nämlich alle müssen zusammenarbeiten und auch das Verständnis voneinander haben, dass jede Lösung wichtig ist und sich ergänzt. Es gibt beispielsweise auch politische Kräfte, die ganz stark vorpreschen und sagen, alles muss Mehrweg sein oder Alles muss technischer Kreislauf recycelt sein, alles muss abbaubar sein. Das geht nicht. Wir brauchen alles. Es gibt nämlich zu viele Nutzungsszenarien von zu vielen Produkten, die einfach bestimmte Lösungen nicht zulassen. Und deshalb müssen wir ein Ökosystem entwickeln. Ich sage jetzt mal, nehmen wir mal Deutschland.

Anne Lamp [00:40:21]:

Anne Lamp [00:41:03]:

Anne Lamp [00:41:03]: Auch politisch gewollt ein Ökosystem entwickeln, wo alle Lösungen enthalten sind. Und allen Lösungen auch ein Weg bereitet wird, zum Ziel zu kommen. Natürlich müssen diese Lösungen ganzheitlich durchdacht sein und kein Greenwashing sein. Das meine ich nicht mit allen Lösungen. Greenwashing bitte knallhart ähm, ja verbieten sozusagen oder dagegen angehen. Aber sowohl biobasierte oder Lösungen für den biologischen Kreislauf als auch Recyclinglösungen, als auch Reuse-Lösungen oder auch Vermeidungslösungen, die sind alle nötig. Und das Verständnis würde ich mir wünschen, das ist bitter nötig, voranzukommen. Auch in der Kommunikation zum Endverbraucher, zur Endverbraucherin, die eben ja eigentlich kontinuierlich nur verwirrt werden.

Anne Lamp [00:41:03]:

Anne Lamp [00:41:53]:

Anne Lamp [00:41:53]: Ist jetzt das gut oder ist jetzt das gut? Wir brauchen alle Lösungen. Aber wenn, dann müssen sie wirklich ganzheitlich durchdacht sein.

Anne Lamp [00:41:53]:

Zackes Brustik [00:42:01]:

Zackes Brustik [00:42:01]: Also es gibt nicht diesen einen Gold-, das eine Silver Bullet, sondern wir brauchen wirklich die Vielfalt an innovativen Ideen und Ansätzen, weil einfach kontextspezifisch die Use Cases so unterschiedlich sind. Das heißt, man sollte es auch nicht gegeneinander ausspielen. Es gibt noch so die Hardcore Fraktion, die sagt, es muss alles kompostierbar sein. Dann gibt es wahrscheinlich aber sinnvolle Einsätze, wo es halt nur, keine Ahnung, industriell kompostierbar ist und nicht im biologischen Kreislauf, sondern eher im technologischen Kreislauf ist oder so. Ich glaube, du hast schon mega viele Fragen beantwortet. Für mich sind wir eigentlich schon am Ende angelangt. Das Wichtigste war zwar zu verstehen, Recycling ist weniger schlecht und ist noch nicht grundsätzlich gut. Wenn es grundsätzlich gut werden soll, dann kommt man an Cradle to Cradle nicht vorbei und dann kommt man entweder auf den technologischen Kreislauf, das heißt die Produkte zirkulieren immer wieder in der Industrie oder zum biologischen Kreislauf.

Zackes Brustik [00:42:01]:

Zackes Brustik [00:42:49]:

Zackes Brustik [00:42:49]: Das heißt, die Produkte können auch irgendwo in der Umwelt landen, aber werden dann kompostiert von der Umwelt und landen damit wieder im biologischen Kreislauf und dann vielleicht auf Umwegen irgendwann mal wieder als Rohstoff, als nachwachsender Rohstoff dann doch wieder in der Industrie. Da gibt es grundsätzlich zwei unterschiedlichen Ansätze. Und was wir brauchen, das wirklich zu nutzen, ist ein grundsätzliches Umdenken, ein grundsätzliches Mindshift bei den Firmen, die zum Beispiel Plastik als Rohstoff einsetzen. Wir haben die Buchempfehlung gehabt. Wir werden noch ein paar Studien in die Shownotes packen und dann vielleicht die letzte Frage an dich. Wer fehlt noch? Du hast schon gesagt, ihr habt wahnsinnig viel positives Feedback, haben sich einige bei euch gemeldet, ihr arbeitet bestimmt schon mit vielen Unternehmen zusammen. Wer fehlt noch auf deiner Liste?

Zackes Brustik [00:42:49]:

Anne Lamp [00:43:37]:

Anne Lamp [00:43:37]: Ich glaube, auf der Seite der Kunden sind wir schon recht gut vernetzt. Wahrscheinlich ist es im Endeffekt die Politik oder das, was ich gerade gesagt habe, das Ökosystem, das fehlt auf jeden Fall. Da sind ein paar Kontakte gar nicht schlecht.

Anne Lamp [00:43:37]:

Zackes Brustik [00:43:53]:

Zackes Brustik [00:43:53]: Okay, also falls jemand zuhört und Lust hat, Entscheiderinnen in der Politik zu inspirieren, schickt sie zu Anne. Vielen Dank, Anne. Das war wirklich klasse. Ein super Deep Dive. Ich glaube, ich habe viele Wörter verstanden und einordnen können. Viel für mich mitgenommen. Ich hoffe, die ZuhörerInnen auch. Und wenn ihr mehr über Traceless erfahren wollt, dann schaut auf die Website.

Zackes Brustik [00:43:53]:

Zackes Brustik [00:44:14]:

Zackes Brustik [00:44:14]: Die ist sehr gut. Die ist wunderbar aufgearbeitet. Da gibt es auch nochmal viel Ressourcen. Und ich würde sagen, damit haben wir jetzt endlich mal den Stein ins Rollen gebracht, zumindest innerhalb dieses Podcastes, was die Kreislaufwirtschaft angeht. Es werden bestimmt noch einige Folgen folgen. Danke dir, Anne.

Zackes Brustik [00:44:14]:

Anne Lamp [00:44:28]:

Anne Lamp [00:44:28]: Gerne. Bis zum nächsten Mal.

Anne Lamp [00:44:28]:

Zackes Brustik [00:44:31]:

Zackes Brustik [00:44:31]: Ciao. Das war Folge Nummer zwei des Gewinne-Zukunft-Podcasts. Wir haben gehört, wenn wir wollen, lassen sich Produkte nicht nur grundsätzlich gut machen, sondern es ist oftmals sogar wirtschaftlich die einzige sinnvolle Entscheidung. Aber ist das immer so? Wäre ja ein Traum, wenn ökologischer Impact, Klimakompatibilität und Wirtschaftlichkeit immer Hand in Hand gehen, denn dann wäre die Entscheidung schnell und einfach zu treffen. Aber ist das wirklich so? Der Frage will ich in Folge Nummer 3 auf den Grund gehen mit dem Professor der Betriebswirtschaftslehre, René Schmidt-Peter. Denn er konzentriert sich auf nichts anderes als genau diese Frage seit 20 Jahren und erforscht Wirtschaftsethik, CSR und nachhaltiges Management. Wenn ihr die Antwort hören wollt, dann abonniert jetzt einfach den Gewinne Zukunft Podcast oder bleibt einfach dran und hört direkt die Folge Nummer 3.

Zackes Brustik [00:44:31]:

Anne Lamp [00:45:30]:

Anne Lamp [00:45:30]: Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

Kommentare (1)

Karsten Beckmann

Irre. So schade daß ich mich nicht crowdfunding mäßig direkt an Traceless beteiligen kann. ...

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