#5 Nachhaltigen Impact erzielen und am Markt erfolgreich sein I Mit Jakob Berndt
Shownotes
In dieser Folge lernst Du von Jakob Berndt, einem der bekanntesten Impact-Gründer Deutschlands:
✅ Warum der Finanzsektor noch weit davon entfernt ist, nachhaltig zu sein. ✅ Wie Unternehmen auch hier mit der Impact-Gleichung von Planet, People & Profit konkurrenzfähig werden. ✅ Und warum riesige Märkte auf die Legacy Unternehmen warten, die sich auf den Weg machen, wirklich nachhaltig zu werden.
🙏 IBM unterstützt mich auf meiner Podcast-Mission. Und vielleicht bald Dich und Dein Unternehmen bei der Sustainability-Transformation. Wie Banken bis zu 90% der Emissionen in Rechenzentren reduzieren können: https://ibm.biz/GreenComputing 🤝 Triff IBM Sustainability Expert*innen beim IBM Popup in Wien oder Köln: https://ibm.biz/IBMPopUpEvents
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Über 'Gewinne Zukunft': In diesem Podcast spricht Zackes Brustik alle zwei Wochen mit den Pionieren und Wegbereiterinnen der unternehmerischen Nachhaltigkeit. Was braucht es, um als Unternehmen nicht nur klimaneutral zu werden, sondern wirklich kompatibel mit den Klimazielen, der Kreislaufwirtschaft oder den SDGs als solches zu werden? Jeder Mensch, der hier zu Gast ist, hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen und wertvolles und praktisches Wissen für Dich in petto. Dieser Podcast motiviert und befähigt Dich als CEO, Sustainability Managerin oder Entscheider*in Nachhaltigkeit praktisch und wirtschaftlich umzusetzen. Schließ Dich den Nachhaltigkeitspionieren an und trage mit Deinem Unternehmen erfolgreich zu einer lebenswerten Zukunft bei!
Regelmässige Update und viele weitere Insights bekommst Du von Zackes auf LinkedIn: ➡️ https://www.linkedin.com/in/moderator-zackes-brustik/
Transkript anzeigen
Jakob Berndt [00:00:04]:
Jakob Berndt [00:00:04]: Einfach diese Branche ist in einem katastrophalen Zustand und ein ganz, ganz großer Teil von dem, was als nachhaltig deklariert ist, wird diesem Anspruch überhaupt nicht gerecht, sondern das ist in der Regel das Schlimmste, Screenwashing. Das kann ich sagen und ich kann gleichzeitig aber auch sagen, wenn die Leute ernsthaft am Dialog interessiert sind, sind wir die Ersten, die den annehmen.
Jakob Berndt [00:00:04]:
Zackes Brustik [00:00:28]:
Zackes Brustik [00:00:28]: Gewinne Zukunft, Der Podcast, der dich dabei unterstützt, dein Unternehmen erfolgreich klimakompatibel zu gestalten. Hier lernst du direkt von den Menschen, die die Nachhaltigkeitstransformation als Pioniere entscheidend vorantreiben. Mein Name ist Zakriz und ich freue mich, Dich mit an Bord zu haben. Wie Ihr wisst unterstützt mich IBM bei meiner Mission und daher gibt es wie vor jeder Folge in unter 90 Sekunden einen Einblick in ein zum Episodenthema passendes IBM Projekt. Heute wird es das Thema Sustainable Finance und Impact gehen und auch wenn bei Banken ohne Frage der bei weitem größte Hebel natürlich darin liegt zu schauen, wohin das Geld der KundInnen fließt und wie es investiert wird, gilt es trotzdem auch die Hausaufgaben innerhalb der eigenen Organisation zu erledigen, die direkten Emissionen zu reduzieren. Und wo fallen bei Banken hier die meisten Emissionen an? Im Rechenzentrum. Ganze 80 Prozent. Und damit kommen Banken unweigerlich auf das Thema Green Computing zu sprechen.
Zackes Brustik [00:00:28]:
Zackes Brustik [00:01:27]:
Zackes Brustik [00:01:27]: Da hat zum Beispiel das Kreditinstitut BBVA gemeinsam mit IBM die Mikroprozessoren in seinen Rechenzentren in Spanien und Mexiko erneuert und verbraucht dadurch jetzt schon 50 Prozent weniger Energie als zuvor und konnte in nur fünf Jahren insgesamt 497 Tonnen CO2 reduzieren. Richtig Spannend wird es allerdings in KI-gestützte Automatisierungsfunktionen hinzukommen. Denn dann können die CO2-Emissionen in Rechenzentren sogar bis zu 90 Prozent gesenkt werden. Wie genau? Indem Algorithmen verwendet werden, die nicht nur klassische Kostenfaktoren bei der Organisation von Auslastungen, sondern auch die Verfügbarkeit von nachhaltiger Energie in Betracht ziehen und eine Vorhersage der Kohlenstoffintensität beim Verschieben von Workloads berücksichtigen. Klingt anspruchsvoll, läuft aber von alleine, wenn es erstmal aufgesetzt ist. Mehr Infos zum Thema Green Computing gibt's über den Link in den Shownotes und dort findet ihr auch den Link zum IBM Popup in Köln oder Wien, bei dem ihr die IBM Sustainability Expertin persönlich treffen könnt. Und wenn auch ihr mich unterstützen wollt, dann klickt natürlich auf den Folgen- oder Abo-Button in eurer Podcast-App und verpasst keine der kommenden Folgen. Jetzt erstmal viel Spaß mit dieser Folge.
Zackes Brustik [00:01:27]:
Zackes Brustik [00:02:42]:
Zackes Brustik [00:02:42]: Die kommenden knapp 6 bis 8 Jahre sind eine einmalige historische Chance und unser Transformationsfenster auf eine noch einigermaßen managebare und lebenswerte Zukunft. Wenn wir die nutzen wollen, reicht es aber nicht ein paar vage definierte Klimaziele zu haben oder im besten Fall diese sogar zu erreichen? Nein, Eigentlich müssen wir mit unseren Unternehmen einen handfesten ökologischen und sozialen Impact erreichen. Da stellen sich wahrscheinlich viele die Frage, A geht das überhaupt und B wie? Denn lässt sich so ein Unternehmen, das vielleicht schon seit Jahrzehnten auf reinen wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet ist, in kürzes Eile auf Planet, People und Profit gleichermaßen ausrichten. Jakob Berndt, mein Gast heute, gehört zu allerersten Generation der Impact Gründer in Deutschland. Gemeinsam mit zwei Companjungs hat er vor vielen Jahren die zwei Marken Charity und Lemonade mit einem rein auf Impact ausgerichteten Businessmodell erfolgreich in der Getränkebranche etabliert und jetzt vor ein paar Jahren hat er sich vorgenommen den Bankingsektor anzugehen. Heute wird er mir erklären was es wirklich braucht damit ein Geschäftsmodell nicht nur den wirtschaftlichen Profit, sondern gleichermaßen einen ökologischen oder sozialen Profit erzielt. Wie man sich gleichzeitig in einem hochkompetitiven Markt mit klassischen Mitbewerbern etablieren kann. Und Nebenher werden wir bestimmt viel darüber erfahren, was sich im Bankingsektor in Bezug auf Sustainability grundlegend verändern muss und vielleicht auch welche Benefits es hier noch für Firstmover, Herausforderer, aber auch Legacyplayer zu holen gibt.
Zackes Brustik [00:02:42]:
Zackes Brustik [00:04:13]:
Zackes Brustik [00:04:13]: Herzlich willkommen, Jakob Berndt.
Zackes Brustik [00:04:13]:
Jakob Berndt [00:04:15]:
Jakob Berndt [00:04:15]: Hi, freut mich hier zu sein.
Jakob Berndt [00:04:15]:
Zackes Brustik [00:04:16]:
Zackes Brustik [00:04:16]: Lass uns bei Null anfangen, Jakob. Später wirklich kommen wir so auf die ganz harten Business-Themen und was davon lässt sich wirklich umsetzen, wenn man nicht auf der grünen Wiese anfängt, sondern wenn man 10, 20, 30, 40 Jahre Unternehmenshistorie hinter sich hat und auch nicht eigentümergeführt ist. Aber vorher fangen wir bei dir an. Ganz am Anfang vor knapp 15 Jahren. Wie bist du dazu gekommen zu sagen, ich will ein Unternehmen gründen, was wirklich auf Impact ausgerichtet ist? Weil das war ja damals noch nicht en vogue, das war nicht Mode. Auch der Begriff war noch nicht so populär.
Zackes Brustik [00:04:16]:
Jakob Berndt [00:04:49]:
Jakob Berndt [00:04:49]: Das stimmt, das waren andere Zeiten. Auch wenn das jetzt sehr altväterlich klingt, das liegt ja schon eine Weile zurück. Wir sind damals mit Lemonade und Charity tatsächlich eine der ersten Akteure gewesen, die diesen Begriff damals, hat man viel von Social Businesses gesprochen. Heute sind so ein paar buzzwords dazugekommen. Das war bei mir tatsächlich nicht der kulminierende Punkt eines lange gehickten strategischen Plans, so wie es vielleicht heute Gründer und Gründerinnen gibt, die vielleicht schon aus der Schule rauskommen und sich vornehm perspektivisch möchte ich eine Unternehmung gründen, die Impact leistet. Ich bin da eher so reingestolpert. Ich habe vorher ein paar Jahre in der Kommunikationsbranche gearbeitet, bei Jungformat in der Strategie und habe da relativ schnell erst mal gemerkt, was ich nicht machen möchte und wie ich nicht arbeiten möchte. Dort habe ich zwar ganz viel gelernt, ganz tolle Leute kennengelernt, aber schon auch gemerkt, dass ich nicht 50, 60, 70 Stunden damit verbringen möchte, meine Energie und mein Talent in eine Maschine reinzustecken, wo ich a nur ein ganz kleiner Teil bin und b den Output der Maschine auch nur nur bedingt irgendwie gut heißen kann.
Jakob Berndt [00:04:49]:
Jakob Berndt [00:05:53]:
Jakob Berndt [00:05:53]: Wir haben für große Konzerne große Kampagnen gemacht und das hatte immer spürbarer werdend weniger zu tun mit dem, was mich persönlich umtreibt, welche gesellschaftlichen Fragestellungen mir wichtig sind, welche politischen Werte. Und dann hat irgendwann mein damaliger Kumpel Paul, mit dem ich schon zur Schule gegangen bin, an meiner Haustür geklopft und hatte die noch sehr vage Idee zu Lemonade im Gepäck, also ein alltägliches Konsumgut auf den Markt bringen, was sozialen Wandel finanziert. Und da habe ich irgendwie erst in dem Moment gemerkt, das bringt irgendwie alles mit, potenziell zumindest, woran ich Lust habe zu arbeiten. Und dann haben wir uns auf die Reise gegeben, ohne damals schon so richtig zu wissen, dass das mal ein Unternehmen wird mit all den Widrigkeiten und Herausforderungen und Fragestellungen, die man sich dann auch stellen muss als Unternehmer. Es war am Anfang einfach erst mal ein Projekt, an dem wir Lust hatten, rumzuwerkeln. Und daraus wurde dann sukzessive ein Unternehmen. Und man selber wurde zum Unternehmer. Aber nochmal, da haben wir auch lange so ein bisschen mit gefremdelt, mit dieser Rolle, muss man sagen.
Jakob Berndt [00:05:53]:
Jakob Berndt [00:07:01]:
Jakob Berndt [00:07:01]: Und da hatten wir schon die ersten paar Preise gekriegt und haben immer noch gedacht, wie wir Unternehmer. Aber irgendwann mussten wir anerkennen, dass das die Realität ist.
Jakob Berndt [00:07:01]:
Zackes Brustik [00:07:07]:
Zackes Brustik [00:07:07]: Ich will heute vor allem den Fokus auf Tomorrow legen, aber ich finde halt die Geschichte spannend. Daher vielleicht die Frage, was aus der Zeit mit Lemonade und Charity, das waren ja bei dir dann zehn Jahre, war so das wichtigste unternehmerische Learning für dich?
Zackes Brustik [00:07:07]:
Jakob Berndt [00:07:21]:
Jakob Berndt [00:07:21]: Ja, das finde ich immer schwierig, das auf so die eine Erkenntnis runterzubrechen. Ich habe natürlich eine ganz wahnsinnige Lernkurve damals hingelegt. Wir waren ja noch sehr jung, als wir das gestartet haben. Wir hatten ein paar erste Jahre in anderen Rollen hinter uns. Die wichtigste Erkenntnis war am Ende des Tages, auch wenn das total trivial klingt, dass man einfach loslegen muss Und dass es ganz viele vermeintliche Gesetzmäßigkeiten gibt in Branchen, wie man Dinge macht oder gemacht hat, die einen erst mal vielleicht abschrecken davon, irgendwo reinzugehen, weil man sich da nicht so auskennt. Wir sind da sehr naiv reingelaufen und haben ein Produkt gestaltet, so wie wir es persönlich für gut und richtig halten. Und ich glaube, diese Energie oder diese Naivität, sich zu wahren, war schon Und daran dann auch festzuhalten, zu sagen, es ist uns egal, wie die letzten Jahrzehnte Getränke hergestellt wurden. Wir haben ein anderes Zielbild.
Jakob Berndt [00:07:21]:
Jakob Berndt [00:08:19]:
Jakob Berndt [00:08:19]: Das, glaube ich, war total wichtig, so als Fixpunkt zu haben. Und das sagt sich natürlich viel leichter, als dass es sich umsetzen lässt. Aber das ist schon was, was wir mitgenommen haben jetzt auch in das Projekt Tomorrow, wo wir natürlich noch in eine viel komplexere, hochregulierte, wie du gesagt hast, super kompetitive Branche einsteigen. Trotzdem zu sagen, nee, so wir wollen Dinge fundamental anders machen. Und das machen wir jetzt auch so lange, bis wir damit zur Not scheitern.
Jakob Berndt [00:08:19]:
Zackes Brustik [00:08:51]:
Zackes Brustik [00:08:51]: Als ob ihr scheitert. Danach sieht es im Moment gar nicht aus, ganz im Gegenteil. Bei Tomorrow und du bringst ja wirklich, wie gesagt, schon einiges an Track Record und Unternehmererfahrung mit aus einem Projekt mit Charity und Lemonade. By the way, das läuft ja immer noch weiter. Also du bist zwar raus, deine Companions betreiben es noch weiter und ich glaube bisher insgesamt hat Lemonade und Charity 6 Millionen wirklich direkt in Projekte im globalen Süden investiert. Also wirklich der reine Impact. Nach dem Getränkemarkt hast du dir jetzt also vorgenommen, den Bankensektor anzugehen. Und bevor wir hier im Detail darüber reden, eins vorneweg, ich bin alles andere als neutral als Moderator, denn ich bin tatsächlich selber Tomorrow-Kunde.
Zackes Brustik [00:08:51]:
Zackes Brustik [00:09:32]:
Zackes Brustik [00:09:32]: Eine Geschichte, die sich ganz losgelöst von diesem Interview ergeben hat. Und ich kannte bis jetzt tatsächlich zu diesen Minuten Jakob überhaupt nicht persönlich, sondern ich bin auf ganz normalen Wege Tomorrow-Kunde geworden, war dann aber so begeistert von dem Produkt, vom Team, von der Kundenkommunikation, dass ich eben wirklich hier aus reiner Begeisterung Jakob eingeladen habe. Und anstatt, dass du erklärst, was Tomorrow eigentlich macht, erzähle ich vielleicht, warum mich das aus Kundensicht so begeistert und warum es auch für mich hier in diesen Podcast gehört. Wie bin ich zu euch gekommen? Ich glaube, es ist so eine prototypische Story von Bankkunden, die bei einem Fintech landen. Ich hatte eine Bank, mit der ich jahrelang, wirklich jahrzehntelang extrem glücklich war. Die haben mich schon wirklich wortwörtlich als 5, 6, 7-Jähriger abgeholt. Ich habe meine allerersten Groschen bei denen ins Sparschein geworfen. Und dann haben sie mich jahrelang begleitet durch Studium im Ausland, zu Reisen im Ausland, bei denen ich einfach da bei der Bank anrufen konnte.
Zackes Brustik [00:09:32]:
Zackes Brustik [00:10:28]:
Zackes Brustik [00:10:28]: Und weil die mich persönlich kannten, mich in meiner Stimme erkannt haben, das Limit gedehnt haben, wenn es notwendig war im Urlaub oder so. Also wirklich eine extrem gute Bindung über Jahrzehnte hinweg, aber irgendwann war ich einfach so restlos genervt davon, wie sie die Digitalisierung verschlafen haben, dass ich mit TAN-Generator zwei, drei verschiedenen Apps, fünf Passwörtern gefühlt, hantieren muss, irgendwie meine verschiedenen Konten zusammenzubringen und Überweisungen zu tätigen, dass ich halt nach einem FinTech geschaut habe. Und dabei habe ich verschiedene verglichen und fand euer Geschäftsmodell einfach extrem charmant. Denn wenn mein Geld bei euch liegt, dann kriege ich zwar null Zinsen, dafür aber jede Menge Impact. Denn zum Beispiel schützt ihr damit Regenwald oder ihr investiert es auf eine andere, besonders sinnvolle Art und Weise. Und ich glaube, ich habe sogar die Premium-Variante bei euch. Also ich zahle, keine Ahnung, 10 oder 15 Euro im Monat und damit kompensiert ihr dann meinen durchschnittlichen Jahresfußabdruck, der bei Deutschen circa bei 10 Tonnen liegt. Gleichzeitig aber habt ihr Einfach ein 1A-digitales Banking-Produkt.
Zackes Brustik [00:10:28]:
Zackes Brustik [00:11:34]:
Zackes Brustik [00:11:34]: Das ist wirklich top of the line. Der Customer Support bei euch ist 1A. Ich habe in der Regel innerhalb von zwei Minuten jemanden am Telefon, wenn ich eine Frage habe. Ihr habt virtuelle Konten und seid en par mit der Konkurrenz im Markt. Und das Spannende für diesen Podcast ist, wie schafft ihr das, ein absolut kompetitives Produkt zu haben und gleichzeitig noch Impact zu erzielen? Was macht da den Unterschied? Warum könnt ihr euch im Vergleich zu den anderen Standard-Fintechs im Markt im Pact-Startup nennen.
Zackes Brustik [00:11:34]:
Jakob Berndt [00:12:03]:
Jakob Berndt [00:12:03]: Ja, erstmal vielen Dank für die Blumen, die ich gerne weiterreiche an die Kollegen und Kolleginnen, die verantwortlich zeichnen für unter anderem für den Customer Support und das geile Produkt, was du gerade gelobt hast. Was unterscheidet uns von einem klassischen Fintech? Also erstmal muss man glaube ich sagen, wir sind der erste Akteur in der europäischen Landschaft, die versuchen, das ganze Thema Neobanking, Mobile Banking, Mobile First Banking eben zu kombinieren in einer sehr, sehr konsequenten, wissenschaftsgetriebenen Nachhaltigkeitsstrategie. Und die beiden Elemente, die wir zusammenführen, gibt es autark voneinander ja schon. Es gab und gibt schon länger Banken, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Sprechen wir vielleicht nachher auch noch zu bedienenden, relativ nischigen Markt bisher. Aber da gibt es mit der GLS und so Akteure, die sind schon lange da und machen das sehr, sehr gut und solide. Und auf der anderen Seite gibt es eben seit fünf, sechs, sieben, acht Jahren diese neue Welle an Fintechs, angeführt in Deutschland von N26, aber sonst gibt es so Revolute und Monzo sind sonst die großen europäischen Akteure. Und wir als Tomorrow versuchen eben diese beiden Megatrends, wenn man es mit so einem Buzzword bekleben will, zusammenzuführen und zu sagen, diese Kraft der technologischen Innovation und der Tatsache, dass sich Banking eben auch technologisch nach dem 21.
Jakob Berndt [00:12:03]:
Jakob Berndt [00:13:20]:
Jakob Berndt [00:13:20]: Jahrhundert anführen muss, das zu kombinieren mit einem sehr, sehr wertgetriebenen Nachhaltigkeitsansatz. Insofern, wenn man so will, das Beste aus beiden Welten, die Innovationskraft, die User Experience, das neue Normal, wenn man so will, der FinTechs zu kombinieren mit diesem wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsaspekt. Und an der Stelle hast du total recht. Man fokussiert sich nicht allein auf die Tatsache, dass das jetzt einem höheren Wohl dient, dass das einer höheren Mission verpflichtet ist, sondern muss in allererster Linie erst mal ein richtig gutes, ein geiles Produkt bauen. Und dahinter liegt dann eben, und das haben wir uns vorgenommen, das ist natürlich auch Teil der Marke, aber zuallervorderst ist es Teil unserer unternehmerischen Mission, dieser Nachhaltigkeitsauftrag. Und so grenzen wir uns, wenn man so will, zur einen Seite in der technologischen Innovationskraft und in der anderen Seite mit diesem Nachhaltigkeitsaspekt ab.
Jakob Berndt [00:13:20]:
Zackes Brustik [00:14:14]:
Zackes Brustik [00:14:14]: Wie setzt ihr das ganz konkret Jetzt in eurem Fall, ich nehme an, Lemonade war vielleicht ursprünglich gebootstrapt, da seid ihr wahrscheinlich mit dem eigenen Kapital gestartet, jetzt mit viel Geld von Investoren im Rücken, auch eine neue Gründererfahrung nehme ich mal an für dich, aber wo macht sich der Unterschied zum Beispiel an einem Mitbewerber wie N26 fest? Also wohin fließt euer Geld der Investoren und wohin fließt dann auch das Geld der Kunden? Wo ist da der Unterschied?
Zackes Brustik [00:14:14]:
Jakob Berndt [00:14:38]:
Jakob Berndt [00:14:38]: Ja, gut, das muss man auf jeden Fall erläutern. Insofern sehr gut, dass du nachfragst. Grundsätzlich ist es so, wir versuchen, Geld als einen Hebel für positiven Wandel zu begreifen, Während der ganz große Teil der Branche tatsächlich sehr viel Dreck am Stecken hat und in vieler Hinsicht Teil der Probleme ist und die Probleme überhaupt erst hat groß werden lassen, vor denen wir stehen als globale Gesellschaft, weil eben die konventionellen großen Finanzakteure Geld dorthin fließen, wo es Massentierhaltung, Rüstung, fossile Energien finanziert. Den Hebel versuchen wir genau in die andere Richtung zu lenken und Geld eben zu einem Teil der Lösung werden zu lassen. Und einen Aspekt mal hervorzuheben, du hast es gesagt, wir nutzen die Gelder, die unsere Kunden und Kundinnen auf dem Konto liegen haben. Das sind die sogenannten Kundeneinlagen. Das sind bei uns auch schon fast eine halbe Milliarde Euro, die dort liegen. Und davon nutzen wir heute einen Anteil von gut 30 Prozent und investieren in sogenannte Green Bonds und Social Bonds.
Jakob Berndt [00:14:38]:
Jakob Berndt [00:15:33]:
Jakob Berndt [00:15:33]: Das heißt, tragen ihn dorthin, wo aus diesen Geldern Renaturierungsmaßnahmen, sozialer Wohnungsbau, Sanierungsmaßnahmen etc. Finanziert werden können. Geben also das klare Versprechen ab, Gut 30 Prozent im Moment des Geldes wirkt dezidiv positiv und die anderen Gelder wirken aber auch dezidiv nicht negativ, sondern kein Cent, kein einziger Cent der Gelder, über die wir verfügen, fließt in destruktive gestrige Branchen. Und das ist ein konsequent anderes Versprechen, als man es bei den großen anderen Fintechs bekommt. Da kriegt man auch eine geile App, vielleicht nicht ganz so geilen Customer Service, das sollen andere beurteilen. Aber in jedem Fall kriegt man nicht das Versprechen und auch nicht die Transparenz zu wissen, wo das eigene Geld dann wirkt. Denn das ist ja die Absurdität der Branche. Es ist ja das Geld der Leute, über das wir reden.
Jakob Berndt [00:15:33]:
Jakob Berndt [00:16:23]:
Jakob Berndt [00:16:23]: Und trotzdem ist es so, dass in der Regel sich die meisten Konsumenten und Konsumenten gar nicht bewusst sind, dass ihr Geld irgendwo arbeitet und sich auch gar nicht bewusst sind, dass sie darauf ja durchaus Einfluss nehmen könnten, indem sie nämlich entweder bei ihrer bestehenden Bank mal kritisch nachfragen oder eben zu einem Akteur wechseln wie uns, wo man das ganz transparent dargereicht bekommt.
Jakob Berndt [00:16:23]:
Zackes Brustik [00:16:43]:
Zackes Brustik [00:16:43]: Wie einfach ist das denn? Also wie einfach ist das denn, Impact zu erzielen, grüne Bonds zu finden? Ich habe auch mal gesehen, ihr geht das schon sehr anspruchsvoll an. Also ihr wollt wirklich nur in Bonds investieren, die allen 17 SDGs gerecht werden. Und das ist schon eine Hausnummer. Vor allem hier in westlichen Ländern fokussieren wir uns meistens nur auf Klima, vielleicht noch ein bisschen Soziales, aber ganz viel anderes geht schnell unter. Und wir vergessen immer, dass es wirklich 17 SDGs sind. Also ihr legt eine sehr hohe Latte an. Ich glaube, ihr habt auch einen Beirat, der dann nochmal wirklich alle Bonds abneckt und sagt, in die Richtung können wir gehen. Also wie groß ist der Aufwand dafür zu sorgen, dass das Geld, was ihr von den Kunden bekommt, was sonst eben, sagen wir mal, in Rüstung fließt, woanders hin zu leiten?
Zackes Brustik [00:16:43]:
Jakob Berndt [00:17:24]:
Jakob Berndt [00:17:24]: Ja, das ist ein total guter Punkt und der Aufwand ist nicht ganz klein. Das kann man sagen. Man muss da schon die extra Meile gehen Und du hast ein paar Aspekte gerade angesprochen. Das ist ein sehr dezidierter Prozess, durch den das läuft. Es gibt sogenannte Positivkriterien, wo wir alle Investments und das können Bonds sein, die wir zeichnen, aber es können perspektivisch auch Aktientitel, die in unseren Investmentprodukten, über die sprechen wir vielleicht später noch mal drin sind, auf ihre positive Wirkung, auf ihren positiven Beitrag hin zu den SDGs, zu den Sustainable Development Goals überprüfen. Da muss nicht jedes einzelne Investmentprodukt, nicht jedes einzelne Bond muss alle SDGs bedienen, aber in der Regel muss ein nachweislich positiver Beitrag zu diesen Herausforderungen geleistet werden. Dann gibt es Negativkriterien, wo wir genauso schauen, ob Menschenrechte verletzt werden, ob schädliche Umwelteinflüsse nachweislich sind etc. Wo wir genauso sagen, wo werden vielleicht auch die SDGs explizit verletzt, wenn man so möchte.
Jakob Berndt [00:17:24]:
Jakob Berndt [00:18:23]:
Jakob Berndt [00:18:23]: Und dann, hast du gerade gesagt, gibt es ein externes, neutrales, objektives Gremium, das sogenannte Impact Council bei uns, was interdisziplinär besetzt ist von Leuten aus, da sind Aktivisten drin, Leute aus der Wissenschaft, Leute aus NGOs, die am Ende die letzte Deutungshoheit haben und auch das entscheidende, also qua Governance entscheidende Gremium sind, jede Investmententscheidung freizugeben. Das heißt, das liegt nicht bei uns als Management oder bei uns bei den einzelnen Teams, sondern wir haben natürlich diesen Kriterienkatalog entwickelt und wir arbeiten diesem Council zu. Und die sagen aber am Ende, dieser Bond ist gut genug, diese Aktientitel ist gut genug, das Tomorrow Versprechen auch einzuhalten. Und durch diesen Prozess läuft das. Das ist natürlich wahnsinnig viel Research- Arbeit. Das ist am Ende auch viel Kommunikationsarbeit. Das ist auch viel Dinge sozusagen halb durch den Prozess treiben und dann irgendwie wieder fallen lassen müssen, weil wir merken, Kriterien werden nicht erfüllt. Das ist natürlich Aufwand, aber das nochmal ist der Kern unseres Versprechens, mit dem wir angetreten sind, Geld dezidiert dorthin zu lenken, wo es positive Wirkung entfacht.
Jakob Berndt [00:18:23]:
Jakob Berndt [00:19:33]:
Jakob Berndt [00:19:33]: Und diese positive Wirkung darf nicht sein, was ich, Jakob oder irgendjemand anders mal so schnell aus dem Bauch heraus beantwortet, sondern das muss eben ein klarer Prozess sein, der nachvollzogen werden kann und wo es auch Stakeholder gibt, die völlig autark sind von unseren wirtschaftlichen Interessen. Und entsprechend haben wir jetzt in sehr kurz gefasst, stellt es sich so dar.
Jakob Berndt [00:19:33]:
Zackes Brustik [00:19:52]:
Zackes Brustik [00:19:52]: Klingt auch nach Pionierarbeit. Also selbst wenn es quasi schon länger Banken wie GLS gibt oder so, ist es jetzt nicht so, dass ihr als Startup die Ecke kommen könnt und sagt, Okay, was gibt es da draußen in der Bankenwelt an Bonds, wo wir investieren können? Suchen wir uns den grünen raus und los geht's. Sondern ihr müsst wirklich Vorarbeit leisten, ihr müsst krass zertifizieren. Ich nehme an, da gibt es viele Graustufen. Nicht überall wo grün draufsteht, ist es grün. Daher wahrscheinlich der hohe Aufwand. Reicht das jetzt, dass ihr einfach sagt, wir leiten das Geld in die richtige Richtung oder gehören noch andere Dynamiken dazu? Ihr seid ja glaube ich auch als B-Corp zertifiziert, das kannst du gern gleich noch mal erklären, was dazu gehört. Also Wie verhält sich bei euch zum Beispiel eben der Profit zum Impact? Also habt ihr eure Investoren zum Beispiel? Wer in ein Startup investiert, klassischerweise will irgendwann mal mit seinen 10x rausgehen.
Zackes Brustik [00:19:52]:
Zackes Brustik [00:20:42]:
Zackes Brustik [00:20:42]: Also wie seid ihr da aufgestellt? Habt ihr den Druck, dass die irgendwann mal richtig happy sein müssen und die schöpfen dann den Gewinn ab? Oder gibt das da eine... Also damit ihr ein B Corp seid, damit ihr ein Impact Startup seid, muss das Geld dann insgesamt anders fließen. Ist zum Beispiel ein CEO-Gehalt begrenzt, etc.?
Zackes Brustik [00:20:42]:
Jakob Berndt [00:20:59]:
Jakob Berndt [00:20:59]: Ja, Das ist ein sehr wichtiges Spannungsfeld, was du da aufzeigst, innerhalb dessen wir uns bewegen und was man auch als solches erst mal anerkennen kann und muss. B Corp, was vielleicht für diejenigen, die damit nicht so firm sind, ist das wahrscheinlich global bekannteste Label oder Zertifikat, was ganzheitlich Nachhaltigkeit für Unternehmen versucht zu zertifizieren und abzubilden. Und es gibt, es entstammt dem internationalen Kontext und da wird eben nachhaltige Unternehmensführung in allen Aspekten Und da geht es jetzt nicht nur die Klimabilanz oder nicht nur Managementgebaren oder Gehälter Differenz oder so, sondern all diese Aspekte versucht, B Corp abzubilden. Und genau da sind wir seit drei, vier Jahren zertifiziert, sind jetzt auch nachweislich gehörend zu den fünf Prozent der besten B-Corps weltweit.
Jakob Berndt [00:20:59]:
Zackes Brustik [00:21:49]:
Zackes Brustik [00:21:49]: Da muss ich mal kurz rein. Also sagen wir mal, es gibt eine Million Unternehmen, davon sind dann wahrscheinlich nur 100 auf Impact fokussiert. Und von diesen 100 gehört ihr zu den fünf, die wirklich auch noch das Vorzeigemodell innerhalb der B-Corp-Szene sind. Also Respekt.
Zackes Brustik [00:21:49]:
Jakob Berndt [00:22:05]:
Jakob Berndt [00:22:05]: Genau, das ist ein relativ komplexes, wenn man so will, Punktekonstrukt, was man in ganz unterschiedlichen Kategorien, da gibt es Mitarbeiterpartizipation, da gibt es Diversitätsquoten, da geht es die Klimabilanz und so weiter und so fort. Und daraus konstituiert oder konstituiert sich so ein Punktegerüst und da sind wir eben in den in den obersten fünf Prozent mit dabei. Und ein ganz entscheidender Aspekt, BKoP zu werden, heißt, in seinen Gesellschaftsvertrag explizit zu verankern, dass man allen Stakeholderinteressen gleichermaßen gerecht werden will. Das heißt, es geht nicht darum, alleine die Shareholderinteressen, in der Regel Gesellschafter, oft bei Startups Investoren, deren Interessen zu maximieren, die in der Regel wirtschaftlicher Natur sind, sondern wir haben uns ganz definitiv sozusagen der Prämisse verschrieben, auch anderen Stakeholderinteressen, der allgemeinen Öffentlichkeit, der Umwelt, den Mitarbeitern, unseren Partnern etc. Genauso gerecht werden zu wollen, deren Interessen genauso zu inkludieren in unsere Unternehmensführung, in unsere Managemententscheidung. Das ist jetzt erst mal, kann man sagen, nur ein Passus, aber er steht im Gesellschaftsvertrag und ist deswegen sozusagen in dem wichtigsten bindenden Dokument auch verankert.
Jakob Berndt [00:22:05]:
Zackes Brustik [00:23:20]:
Zackes Brustik [00:23:20]: Wer überprüft das? Also sagen wir, ihr entscheidet euch morgen, jetzt lasst doch mal das CEO-Gehalt ganz nach oben schrauben oder die Investoren glücklich machen. Kommt jemand und haut euch auf die Finger?
Zackes Brustik [00:23:20]:
Jakob Berndt [00:23:29]:
Jakob Berndt [00:23:29]: Naja, ich meine, Der Gesellschaftsvertrag ist sozusagen beim Handelsregister hinterlegt und ist einsehbar allen Investoren, die da sind oder neu investieren wollen würden. Und den muss man der B Corp Organisation vorlegen. Genauso wie man natürlich dann diesen, keine Ahnung, 700 Fragen Katalog durcharbeiten und auch mit Dokumenten belegen muss. Und da gibt es Jahr für Jahr wieder eine Revision, wo man natürlich genauso seinen Status auch verlieren könnte, wenn man plötzlich den Ansprüchen nicht mehr genüge tut. Insofern ist das schon ein Spannungsfeld, innerhalb dessen wir uns bewegen, was aber nicht ein Widerspruch sein muss. Denn die Investoren, die bei uns investiert haben, wissen ob der Mission und teilen diese Mission, die Idee, nachhaltige Finanzen in die Mitte der Gesellschaft zu führen und sind nicht trotzdem dabei, sondern deswegen dabei. Das sind auch Investoren, die sich selber Impact-Investoren nennen. Das sind Family Offices, Business Angel.
Jakob Berndt [00:23:29]:
Jakob Berndt [00:24:22]:
Jakob Berndt [00:24:22]: Da ist auch mit ETF auch ein institutioneller, quasi professioneller Geldgeber mit dabei, die selber sagen, das ist auch Teil ihrer Mission, Kapital dorthin zu lenken, die gleichermaßen aber natürlich wirtschaftliche Interessen haben und genauso uns daraufhin überprüfen, ob das hier ein tragfähiges Geschäftsmodell ist. Und genau an der Stelle sind unsere Interessen ja im Grunde genommen auch geeint. Wir machen das, weil wir positiv wirksam werden wollen auf Umwelt und Gesellschaft. Aber wir glauben auch an die Kraft von Unternehmertum. Und wir können das langfristig auch nur tun, wenn sich das hier trägt und nicht immer wieder frisches Kapital von draußen reingeschüttet werden soll. Denn wir sind ja eben keine NGO oder so, die auf Spenden angewiesen ist, sondern wir wollen unternehmerisch aus uns selber heraus diese Mission tragen. Und das teilen wir mit den Investoren. Und insofern müssen wir auf diesem Spannungsfeld eben agieren.
Jakob Berndt [00:24:22]:
Zackes Brustik [00:25:17]:
Zackes Brustik [00:25:17]: Den Beweis, glaube ich, den gibt es noch anzutreten, dass es langfristig für die Investoren wirklich den doppelten Return gibt. Einerseits quasi einen akzeptablen wirtschaftlichen Return fürs Investments, andererseits den tatsächlich erwünschten Impact. Ich glaube, anders als bei Lemonade, wo Bootstrap gestartet hat, da seid ihr wahrscheinlich organisch gewachsen, vielleicht habt ihr auch mal investiert, aber so, wir legen los, wir verkaufen Limonade, 10 oder 5 Cent davon gehen sofort in den globalen Süden, von Tag 1 quasi an weiß man, funktioniert das Modell oder nicht. Hier ist es anders, weil ihr seid in einem Markt, der sehr groß ist, eines der heißesten Verticals überhaupt, Fintech, da ist extrem viel Geld drin, ich glaube über 200 Milliarden und ihr habt Wettbewerber wie N26 Und für mich ist das so wie N26 so ein bisschen der tote Stern, der gerade alles dominiert und ihr seid Luke Skywalker. Das ist für mich die Geschichte, die dahinter steht. Und ich finde, aktuell sieht man das auch an den Zahlen. Ich würde das gerne mal vergleichen. N26 zum Beispiel, die haben fast eine Milliarde Funding und haben, glaub ich, wie viel Nutzer? So sieben Millionen Nutzer.
Zackes Brustik [00:25:17]:
Zackes Brustik [00:26:22]:
Zackes Brustik [00:26:22]: Nicht mal der größte Fisch im Becken. Also, wenn man global guckt, so ein großes Fintech wie Chime zum Beispiel hat 40 Millionen User. Ihr liegt, glaub ich, knapp unter 100.000 User. Korrigier mich, wenn du darfst. Ich glaube, ihr habt so knapp 14 Millionen eingesammelt.
Zackes Brustik [00:26:22]:
Jakob Berndt [00:26:36]:
Jakob Berndt [00:26:36]: Wir sind bei 130.000 Usern ungefähr. Genau. Aber das, das ändert sich ja auch quasi tagtäglich bei uns. Genau. Wir sind eine deutliche Nummer kleiner. Und ich wollte jetzt gar nicht die Frage absegen, ich wollte nur kurz diese eine Zahl korrigieren, an der mein Herz natürlich hängt.
Jakob Berndt [00:26:36]:
Zackes Brustik [00:26:51]:
Zackes Brustik [00:26:51]: Genau. Wie viel Geld habt ihr eingesammelt? Ich glaube, so 14 Millionen?
Zackes Brustik [00:26:51]:
Jakob Berndt [00:26:54]:
Jakob Berndt [00:26:54]: Ja, in Summe über die Jahre 30 Millionen Euro ungefähr. In 14 waren es im letzten Jahr die große Runde, aber es kamen ja auch die zwei großen Crowd-Invests hinzu. Die Community ist ja einer unserer größten Shareholder und in Summe sind das gute 30 Millionen Euro.
Jakob Berndt [00:26:54]:
Zackes Brustik [00:27:09]:
Zackes Brustik [00:27:09]: 30 Millionen, aber immerhin 30 Millionen gegenüber fast einer Milliarde. Und warum habe ich Todesstern gesagt? Ich finde N26 teilweise schon, ich darf das ja sagen, skrupellos vorgehen, würde ich mal sagen. Also jetzt als die Sympathischsten kommen sie nicht unbedingt drüber. Sie sind so ein bisschen als Vorzeige Fintech aus Deutschland, aber zum Beispiel hatten den Gewerkschaftsbildungsprozess in der Belegschaft, da scheint die Führung sehr rüppelhaft gegen vorgegangen zu sein. Die hatten auch ein bisschen einen Security-Skandal ganz am Anfang, wo es ein bisschen schien, als ob sie auf Kosten der Kundensicherheit skalieren und eher den Fokus drauf setzen, schneller zu wachsen, als gleichzeitig die IT-Security angemessen schnell mitzuentwickeln. Gerade haben sie einen Riegel vorgeschoben, bekommen von der BaFin, sie dürfen nur noch eine bestimmte Anzahl an monatlichen Nutzern hinzuholen, damit garantiert ist, dass die wirklich safe sind. Also, Sie sind so ein bisschen Vorzeige, Startup-Fintech in Deutschland, aber andererseits machen jetzt auf mich persönlich nicht den sympathischsten Eindruck in Ihrer Vorgehensweise. Haben eine ganz andere Kriegskasse als ihr.
Zackes Brustik [00:27:09]:
Zackes Brustik [00:28:11]:
Zackes Brustik [00:28:11]: Also, wie schafft ihr's, wenn ihr da nicht so in die Vollen gehen könnt, euch trotzdem im gleichen Markt zu existieren und eben auch zu behaupten und langfristig dann hoffentlich auch erfolgreich.
Zackes Brustik [00:28:11]:
Jakob Berndt [00:28:21]:
Jakob Berndt [00:28:21]: Ja, aber da sprichst du viel Wahres aus. Also ob ich jetzt die Todesstern-Metapher mitgehen würde, aber in vielerlei Hinsicht ist da natürlich was dran, dass die großen Fintechs, die jetzt sozusagen in der Startup-Presse auch als die vermeintlichen Vorbilder eines neuen Unternehmertums gefeiert werden, in mancher Hinsicht natürlich wirklich herausragende Leistungen vollbringen in der Geschwindigkeit ihres Wachstums und in der Disruption von Industrien und in der Veränderungsgeschwindigkeit, die sie an den Tag legen. Aber oft sind die Bewertungsmaßstäbe, wenn man natürlich relativ eindimensional, wenn man die Firmen daran bemisst, welchen Wert sie haben oder wie viel Funding sie erzielen oder mit welchen Wachstumskurven sie sich haben schmucken dürfen, dann leuchtet das ja eben nur einen Aspekt von erfolgreicher Unternehmensführung aus und ganz viele andere Aspekte bleiben eben unterbelichtet, die uns aber sehr wohl am Herzen liegen. Welchen Fußabdruck erwirtschaftet man? Wie geht man dabei mit Belegschaft Wie geht man mit Kunden Wie geht man mit Partnern Habe ich gerade gesagt. Insofern legen wir an der Stelle schon andere Ansprüche an und wussten von vornherein, dass wir mit diesem Tempo unschwer werden mithalten können. Dieses Funding, das ist aber auch nicht die Ambition. Wir haben da einfach andere Qualitätsansprüche, die wir an den Tag legen. Nochmal, das heißt nicht, dass wir mittel- und langfristig unsere Ambition, dieses Thema aus der Nische rauszuholen und in die Mitte der Gesellschaft führen.
Jakob Berndt [00:28:21]:
Jakob Berndt [00:29:49]:
Jakob Berndt [00:29:49]: Das ist unser Anspruch. Und die 130.000 Kunden, die wir jetzt haben, auf die sind wir einerseits stolz, auf der anderen Seite kann und darf das nur ein Etappenziel sein, wenn man dieses Thema wirklich massenfähig machen möchte. Aber wir können und werden das nicht jeden Preis tun. Und wir werden eben keine Security-Aspekte verletzen. Wir werden das nicht auf dem Rücken unserer Mitarbeiter austragen. Und dieses Qualitätsbewusstsein, sage ich, zwingt einen an der einen oder anderen Stelle natürlich vorsichtiger oder umsichtiger zu agieren. Und dann ist die Kurve nicht ganz so steil. Aber es wird sicher auch noch zeigen müssen, ob die herausragenden, sagen wir mal vermeintlichen Vorzeigecases der letzten Jahre auf lange Sicht auch werden bestehen können.
Jakob Berndt [00:29:49]:
Jakob Berndt [00:30:35]:
Jakob Berndt [00:30:35]: Und ob das Geschäftsmodell, was man dort sieht, da gibt es ja auch andere Verticals, die gerade auch massiv vor Veränderungen stehen und jetzt auch nochmal sich bewähren müssen, ob das wirklich so funktioniert. Dieser Hyper-Growth-at-all- Costs-Ansatz, den haben wir nie verfolgt und glauben deshalb, dass wir auf lange Sicht auch sehr viel gesünder aufgestellt sind.
Jakob Berndt [00:30:35]:
Zackes Brustik [00:31:01]:
Zackes Brustik [00:31:01]: Die Transformation zu einer klimakompatiblen Industrie gelingt uns nur, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten. Und daher nutze ich diesen Podcast auch immer für einen spannenden Hinweis auf eine Initiative, ein Tool oder ein Report, der uns alle weiterbringt. Mein Shoutout dieser Folge geht an die internationale Impact Community ImpactHub.net. Ich habe ja anfangs der Folge gesagt, dass ich Jakob bis vor diesem Interview noch gar nicht kannte. Wie bin ich also mit ihm in Kontakt gekommen, als vielbeschäftigten Gründer? Über das ImpactHub Netzwerk. ImpactHub ist eine internationale Community, die wirklich genau die Menschen vereint, die Innovation, Unternehmer tun und die 3P, Planet People Profit, in Einklang bringen wollen. Rund das Thema Impact Business hat sich mittlerweile weltweit ein wirklich belastbares Ökosystem aus Gründenden, aus Investierenden, aus Forschenden, aus Organisationen gebildet. Und wer hier entweder Anschluss sucht oder ganz konkret Partner oder auch Startups, der ist hier an einer der besten Adressen.
Zackes Brustik [00:31:01]:
Zackes Brustik [00:32:01]:
Zackes Brustik [00:32:01]: Teil des Impact Hub Netzwerke sind auch unterschiedliche Coworking Spaces weltweit, mehrere auch in Deutschland. Ich zum Beispiel arbeite vom Impact Hub in Hamburg aus und genieße wirklich hier fast wöchentlich die Inspiration und die Kontakte, die sich dadurch ergeben. Wenn auch du mehr darüber erfahren willst, geh auf impacthub.net. Ich finde das mega spannend, gerade das Beispiel. Und ich will jetzt hier nicht zu krass auf N26 rumtrampeln, aber Es ist schon spannend. Ich finde, das ist für mich noch so ein Ausläufer von der reinen Digitalisierungsphase, wo alle fasziniert sind von Milliardenbewertungen, so das Ziel ist ein Unicorn aufzubauen. Entweder dann ein Weltumspannen, Gaffa draus zu machen oder einen brillanten Exit hinzulegen, was auch immer. Und das reicht dann erst mal.
Zackes Brustik [00:32:01]:
Zackes Brustik [00:32:49]:
Zackes Brustik [00:32:49]: Und ich finde, die Zeit ist eigentlich abgelaufen. Jetzt, finde ich, stehen wir vor den nächsten 10, 20 und auch darüber hinaus vor den Jahren, wirklich Impact zu generieren. Das ist ein neues Zeitalter. Und ich finde, Sustainability als Transformation ist eigentlich, also geht nur Hand in Hand mit Digitalisierung, aber im besten Fall arbeitet die Digitalisierung auf Sustainability hin oder auf das Erreichen der Klimaziele. Und ich finde dann eben, es eigentlich so sind für mich, die neuen HeldInnen sind die, die wirklich Impact erreichen und nicht die, die einfach nur die Milliardenbewertung einsammeln. Aber wenn ich mir die reinen Zahlen anschaue, 130.000 KundInnen versus knapp wahrscheinlich über sieben, vielleicht sind sie mittlerweile bei acht Millionen, bei N26, ist die Welt wirklich bereit auch auf Marken zu setzen, die Impact erreichen wollen?
Zackes Brustik [00:32:49]:
Jakob Berndt [00:33:35]:
Jakob Berndt [00:33:35]: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, man muss zum einen natürlich sagen, dass die großen Fintechs tatsächlich natürlich auch ein paar Jahre Vorsprung haben. Sie sind ein bisschen länger da. Wir sind nicht ganz so früh in den Markt eingetreten. Insofern haben wir da noch ein paar Jahre Luft, quasi auch aufzuholen, ohne dass ich jetzt deswegen hier so vermessen sein würde, zu sagen, in drei Jahren hätten wir die sieben Millionen auch im Sack. Aber da gibt's einen gewissen Zeitverschub, den muss man schon konstatieren. Grundsätzlich, klar, muss ich die Frage stellen, sind wir alle schon bereit? Ist die Gesellschaft wirklich so hungrig und versessen drauf? Ich glaube, ganz grundsätzlich gesprochen, ist sie das unbedingt. Das zeigen ja alle Studien, das zeigen andere Märkte, wo nachhaltiger Konsum längst massenfähig geworden ist, wenn nicht das neue Normal sogar.
Jakob Berndt [00:33:35]:
Jakob Berndt [00:34:27]:
Jakob Berndt [00:34:27]: Das zeigt die politische Landschaft, die sich massiv verändert hat in den letzten Jahren, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa, dass Leute mit anderen Werten, wo Nachhaltigkeit eine ganz entscheidende Rolle spielt, einfach sich repräsentiert sehen wollen. Gleichzeitig muss man anerkennen, dass in der Industrie, in der wir uns bewegen, in der Finanzbranche, wir noch hinterher hinken. Das ist ja nun auch der zentrale Grund, weswegen wir uns auf die Reise gemacht haben, weil wir das Gefühl haben, anders als bei Energie, in gewissen Teilen bei Mobilität, bei Food, diese Branche wirklich noch nach sehr konventionellen Maßstäben wirtschaftet. Da ist jetzt aber in den letzten Jahren viel in Bewegung geraten. Wir haben da unseren kleinen Teil zu beigetragen. Auch regulatorisch passiert extrem viel mit der EU-Taxonomie, dass die Politik sehr viel genauer hinguckt, wie kann und muss auch die Finanzbranche ihrer Verantwortung gerecht werden, eben die Klimakrise, wenn nicht abhalten, dann zumindest eindämmen zu können. Insofern muss man sagen, dass wenn wir vor fünf Jahren losgelaufen sind mit Sustainable Finance, man eher noch so ein bisschen so ein Stirnrunzeln und was haben denn bitte diese beiden Begriffe miteinander zu tun? Ist das an der Stelle, sind wir heute nach fünf Jahren meilenweit weiter. Also es gibt, man kann kein Branchen-Event mehr betreten, ohne dass einem auch die alten weißen Männer plötzlich mit ESG-Buzzwords die Ecke kommen.
Jakob Berndt [00:34:27]:
Jakob Berndt [00:35:52]:
Jakob Berndt [00:35:52]: Insofern, da passiert viel. Sind wir schon da? Haben wir den Beweis schon final angetreten? Vermutlich noch nicht. Aber sind wir optimistisch, dass wir jetzt noch, wir und auch die nachhaltige Finanzbranche per se, nochmal richtig an Fahrt aufnehmen werden? Absolut.
Jakob Berndt [00:35:52]:
Zackes Brustik [00:36:08]:
Zackes Brustik [00:36:08]: Als ich hierher gefahren bin, in den Coworking Space zum Interview mit dir, bin ich an einem Plakat vorbeigefahren. Ich glaube, es war für eine Genossenschaftsbank. Ich will wissen, was meine Bank wirklich macht und dass die Werte nicht nur beschrieben, sondern gelebt werden oder sowas. Habt ihr die anderen im Sinne von dazu auch gezwungen, das Thema auf die Tagesordnung zu nehmen? Und habt ihr das Gefühl, Selbst wenn es einem jetzt mittlerweile hier oder da in der Werbung begegnet, dass die tatsächlich ernst zu nehmende Schritte in die Richtung gehen. Weil, das ist ja auch klar, du hast vorhin deine Geschichte beschrieben, warum du jetzt bei dir war das Jung von Matt, warum du da raus wolltest, weil du wirklich was bewegen wolltest. Und in all diesen Firmen sind ja Menschen, die wollen alle was bewegen. Das sind ja im besten Fall meine ZuhörerInnen, die sich fragen, nicht, ich will raus auf die grüne Wiese was starten, sondern ich will mein Unternehmen mitnehmen. Ich will hier was transformieren.
Zackes Brustik [00:36:08]:
Zackes Brustik [00:36:56]:
Zackes Brustik [00:36:56]: Wir machen uns alle auf den Weg. Passieren da ernsthafte Schritte, die auch wirklich wirkungsvoll sind?
Zackes Brustik [00:36:56]:
Jakob Berndt [00:37:02]:
Jakob Berndt [00:37:02]: Das ist eine gute Frage, die wahrscheinlich sehr viele unterschiedliche Dimensionen hat. Also ist da was in Bewegung geraten, was auch nicht nur ein Trend ist, sondern die Branche nachhaltig verändern wird? Das glaube ich schon. Wie ernst zu nehmen ist die Transformation, die die Branche gerade durchläuft oder suggeriert zumindest, ich glaube, da muss man sehr genau hingucken. Es hat jetzt gerade kürzlich wieder eine Studie gegeben von denen, wie ich finde, mit wichtigsten NGOs in dem Markt, Facing Finance und Urgewalt, die sich, ich glaube, gut zweieinhalbtausend Finanzprodukte auf dem deutschen Markt angeguckt haben, die alle Nachhaltigkeit irgendwie in Worte führen. Und ist dazu zu der Erkenntnis gekommen, dass nicht mal zehn Prozent wirklich stichhaltig diesem Anspruch, der nach draußen getragen wird, auch gerecht werden. Und da muss man schon, das ist jetzt eine Studie, es gibt viele weitere aus den letzten Jahren, aber die steht in meinen Augen schon stellvertretend für die Schieflage, wie sehr die Branche jetzt plötzlich rhetorisch voranprescht, die sich jahrzehntelang überhaupt nicht geäußert hat zu diesen Themen. Und man musste sehr lange suchen, irgendwie den Nachhaltigkeitsbericht zu finden. Plötzlich auch die Großen relativ vollmundig sagen, man könnte doch bei ihnen sein Geld auf die grüne Seite schieben.
Jakob Berndt [00:37:02]:
Jakob Berndt [00:38:15]:
Jakob Berndt [00:38:15]: Und das Problem ist, diese Begriffe sind natürlich zu großen Teilen nicht geschützt. Dahinter liegen keine klaren Standards. Klar, es gibt Begriffe wie ESG oder SRI oder so, mit denen man sich schmückt. Aber auch da liegen keine ganz klaren Kriterien oder Cancel Fun dahinter. Das macht es natürlich für den Verbraucher, für die Verbraucherinnen enorm schwer. Insofern, ich glaube, alle in der Branche haben gemerkt, das Thema ist wichtig. Die wenigsten haben wirklich handfeste Antworten darauf. Und die Leute, das ist natürlich immer ganz schwierig.
Jakob Berndt [00:38:15]:
Jakob Berndt [00:38:45]:
Jakob Berndt [00:38:45]: So. Also Ich will mich überhaupt nicht erdreißen, zu wissen, was geht in den Köpfen der Sparkassen oder Sparda oder Commerzbank-Mitarbeiterinnen vor. Ich vermute, dass sehr viele von denen sich genau die gleichen Fragen stellen, die wir uns alle stellen. In was für einer Welt will ich eigentlich leben und was will ich als Einzelne, als Einzelne dazu beitragen? Das glaube ich schon. Inwiefern ist das Management schon heute bereit und auch befähigt, wirklich eine massive Kurskorrektur hinzulegen? Da sehe ich noch extrem viel Nachholbedarf, was nicht heißt, dass es da nicht auch Anlass zur Hoffnung gibt. Aber sprechen wir vielleicht ja heute auch noch darüber, was das Problem ist. Wir haben halt auch nicht mehr 30, 40 Jahre, jetzt noch mal ganz in Ruhe den Change-Prozess aufzugleisen. Wir müssen halt einfach in den nächsten fünf, sechs Jahren die Kurve kriegen als globale Wirtschaft.
Jakob Berndt [00:38:45]:
Jakob Berndt [00:39:38]:
Jakob Berndt [00:39:38]: Sonst fährt der Karren einfach gegen die Wand.
Jakob Berndt [00:39:38]:
Zackes Brustik [00:39:40]:
Zackes Brustik [00:39:40]: Ich glaube, die Dringlichkeit ist ja allen klar. Während wir reden, liest man in den Nachrichten, dass der Fluss in Italien ausgetrocknet ist. Indien hat eine krasse Hitzewelle zu durchleiden. Ich glaube, das ist allen klar. Auch dem Management. Ich glaube, ich unterstelle definitiv, dass sich alle auf den Weg machen wollen. Hoffe es zumindest. Die Frage ist wahrscheinlich wirklich das Wie.
Zackes Brustik [00:39:40]:
Zackes Brustik [00:40:02]:
Zackes Brustik [00:40:02]: Klimaziele setzen ja. Die letzten Jahre war meine Aufgabe, ja dann wahrscheinlich, wenn ich Manager oder Managerin bin, auch eine ganz andere. Ich hatte ganz klare andere Zielerreichung, das ist ein neues Ziel. Das muss man erstmal auch verstehen, man muss sich drauf trainieren, zu wissen, wie das zu erreichen ist. Ich glaube, es geht ja darum, dass wir alle unsere unternehmerische Climate Literacy steigern und wirklich lernen, wie das umsetzbar ist. Und da vielleicht auch ein ganz konkreter Hinweis von dir, weil bei euch geht es ja nicht nur darum, dass ihr euer Produkt neutralisiert, dann könnt ihr einfach irgendwo ein bisschen Offsetting machen, sondern dass ihr grundsätzlich einen positiven Impact habt. Und welche Schritte sind wirklich notwendig dafür, zu sagen, unser Banking ist nicht nur klimaneutral, sondern wirklich klimapositiv, oder ein anderes Wort dafür, klimakompatibel, mit zum Beispiel einer 1,4-Grad-Welt, wie es Right Based on Science klassifiziert.
Zackes Brustik [00:40:02]:
Jakob Berndt [00:40:53]:
Jakob Berndt [00:40:53]: Naja, ich glaube, das ist natürlich schwer in Kürze zusammenzufassen, was es dafür braucht. Am Ende braucht es, Wie bei allen Themen, wo man langfristig zum Erfolg kommen will, braucht es natürlich eine klare Strategie. Und das heißt erst mal, dass man dem Thema extrem viel Aufmerksamkeit und Management Attention schenken muss und dass das Thema nichts mehr ist, was irgendwo in irgendeiner Mini-Stabstelle aufgehörben geht, sondern es ist eigentlich am Ende CEO-Aufgabe wahrscheinlich, zu sagen, wie kann meine Unternehmung, mein Unternehmen, teil zum Wandel hin zu einer klimaneutralen oder klimakompatiblen Wirtschaft werden. Das ist, glaube ich, das eine, dass es erst mal vollste Aufmerksamkeit braucht. Und dann gilt es, und so haben wir es angegangen, braucht es natürlich eine klare Theory of Change. Wie möchte ich wirksam werden? Was ist mein Beitrag? An was für Kennziffern möchte ich mich auch messen lassen? Worauf möchte ich spürbar einzahlen? Wir haben das mit so einer sogenannten Wirksamkeits- oder Wesentlichkeitsanalyse gemacht, wo wir wirklich unterschiedliche Stakeholder inklusive der Investoren, inklusive der Mitarbeiter, inklusive der Kunden mit einbezogen haben zu sagen, wo kann, soll, muss Tomorrow wirksam werden und daraus dann Handlungsfelder abgeleitet. Und das ist, denke ich, nichts, wo man jetzt sagen kann, ja, klar, das geht ja als so kleiner Laden mit 100 Leuten auf St. Pauli kein Problem.
Jakob Berndt [00:40:53]:
Jakob Berndt [00:42:13]:
Jakob Berndt [00:42:13]: Aber das sind im Grunde genommen Prozesse, die auch erprobt sind für große Corporates, denen man dann natürlich auch Konsequenzen folgen lassen muss. Ich glaube nicht, dass es daran scheitert, dass nicht die Leute schon mal Daten erhoben haben, sondern dass man dann mit aller Konsequenz daran arbeiten muss. Und das heißt dann auch, dass man wahrscheinlich ein paar Tode stirbt, dass man gewisse Geschäftsfelder, gewisse Praktiken, gewisse Umsatzbringer dann auch kappen muss. Man kann nicht einerseits in Davos oder sonst wo immer fröhlich in den Reigen der Paris-Befürworter einstimmen und gleichzeitig einfach ad scale noch Fossil Fuels finanzieren. Es gibt natürlich gewisse Dinge, wo man dann auch einfach, wenn man so will, aus einer rein ökonomischen Perspektive vielleicht schmerzhafte Entscheidungen treffen muss. Langfristig, da bin ich der festen Überzeugung, werden Unternehmen, die sich heute wappnen, nicht nur einen Teil, nicht nur in Anführungszeichen einen Teil zur Bekämpfung der Klimakrise machen, sondern sich auch wirtschaftlich wappnen und besser aufstellen als der Wettbewerb. Da bin ich der festen Überzeugung, weil man heute schon Kosten internalisiert, die früher oder später internalisiert werden müssen. Und insofern ist das an der, glaube ich, und das finde ich, das ist entscheidend, ich komme auch gleich zum Ende, dass es immer so ein bisschen gesagt wird, okay, und jetzt sozusagen alte Management-Weisheiten müssen jetzt Nachhaltigkeit erweitert werden.
Jakob Berndt [00:42:13]:
Jakob Berndt [00:43:38]:
Jakob Berndt [00:43:38]: Und ich glaube, dass man langfristig die Tragfähigkeit und Gesundheit der Unternehmung wahrt, ist ja die entscheidende Rolle des Managements per se. Und ich glaube, das jetzt mit reinzudenken und ich glaube, wir werden in 20, 30 Jahren, wird es keine großen, globalen, erfolgreichen Companies mehr geben, die nicht heute sich längst auf die Reise gemacht haben oder wenn sie es nicht gemacht haben, jetzt aber mal richtig zu Potte kommen.
Jakob Berndt [00:43:38]:
Zackes Brustik [00:44:01]:
Zackes Brustik [00:44:01]: Das zeigt sich ja auch schon in Studien. Also ganz klar die First Mover, die nicht nur klare Klimaziele gesteckt haben, sondern einen tatsächlich umsetzbaren Plan haben, dies auch zu erreichen, sind gleichzeitig auch jeweils die Marktführer in ihrer Branche. Auch allein wegen den Synergien von, wenn man Sustainability wirklich als Transformationsthema betrachtet, das rangeht ans Kernbusinessmodell, sich sehr viele positive Synergien mit der Digitalisierung ergeben und beide wunderbar Hand in Hand miteinander gehen. Ich glaube eins, was das natürlich so ein bisschen schmackhaft machen kann, nach dem Motto so ein bisschen die Karotte. Warum wir uns auf den Weg machen, ist natürlich, dass man als First Mover auch einen sehr guten Publicity-Effekt hat. Man kann das so als das USP nehmen, ist ja auch ganz klar euer USP gerade im Markt. Aber der Effekt verschwindet ja dann mit der Zeit, oder?
Zackes Brustik [00:44:01]:
Jakob Berndt [00:44:45]:
Jakob Berndt [00:44:45]: Ja, also ich glaube, vielleicht schichtigt das ein bisschen ab, die Frage. Erstmal würde ich schon sagen, es gibt sich jetzt als Teil der Lösung zu begreifen und als Unternehmen radikal den Kurs zu wechseln, hat ganz viele auch opportunistische positive Mitnahmeeffekte. Erstmal Man kriegt die besseren Leute, man adressiert wahnsinnig attraktive Zielgruppen, die in der Regel noch unterversorgt sind heute. Man wertet natürlich die eigene Marke und die eigene Employer-Brand auf, wenn man da eine konsequente Strategie an den Tag legt. Und sind vielleicht die ersten First-Mover-Benefits schon verteilt? Das glaube ich nicht. Also ich glaube, beim Thema Finanzen ist ein wahnsinnig großes latentes Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten. Schon heute sind das 50, 60, 70 Milliarden jedes Jahr, die deutsche Konsumenten sozusagen dort investieren, die in der Regel heute noch irgendwelche green gewaschten Produkte kaufen, weil es eben keine klaren Siegel und Zertifikate gibt. Aber da jetzt reinzugehen, und das mag jetzt abstrus klingen, dass ich den Markt dazu auffordere, weil das ja auch mein eigenes Begehr ist, aber wenn die Großen da reingehen würden mit einer konsequenten Antwort auf diese Bedarfe, dann warten da riesige Märkte.
Jakob Berndt [00:44:45]:
Jakob Berndt [00:46:03]:
Jakob Berndt [00:46:03]: Und das sehen wir ja auch schon bei anderen. Es gibt ja auch große Akteure wie Trade Republic oder so, die einer der weiteren Shooting Stars am deutschen Fintergimmel, die jetzt auch anfangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und vielleicht auch gar nicht unbedingt aus dem hehren Ziel, die Klimakrise zu bekämpfen, sondern sie einfach merken, dass es einfach ein hoch attraktiver Markt ist. Und perspektivisch werde ich da auch nur Akzeptanz erfahren, wenn ich eine durchdachte, ernst gemeinte Strategie an den Tag lehe. Jetzt nochmal schnell einen Plakatflight machen und auch mal so ein bisschen tun, als ob. Mag vielleicht gerade irgendwie dem Zeitgeist entsprechen, ist aber keine Antwort und ist auch keine unternehmensstrategische Antwort auf die Herausforderungen, auch aus einer marktwirtschaftlichen Perspektive nicht.
Jakob Berndt [00:46:03]:
Zackes Brustik [00:46:51]:
Zackes Brustik [00:46:51]: Wenn ein Unternehmen bei dir anrufen würde, ich weiß nicht, irgendeine große Bank, Commerzbank, Deutsche Bank, was auch immer, und die sagen, Mensch Jakob, wir finden das richtig klasse, was du gemacht hast mit Tomorrow, wir wollen uns wirklich ernsthaft auf den Weg der Transformation begeben. Wir wissen nicht, wie, wir brauchen Kompetenzträger wie dich. Hast du Bock, zu wechseln? Wirst du das machen, in Corporate reingehen?
Zackes Brustik [00:46:51]:
Jakob Berndt [00:47:12]:
Jakob Berndt [00:47:12]: Wechseln, da hätte ich keinerlei Interesse dran. Ich würde in jedem Fall aber den Dialog spannend finden. Also, ich glaube, das wäre jetzt irgendwie eine billige Publicity-Line, zu sagen, wenn die Deutsche Bank anruft, dann drücke ich gleich auf Auflegen. Darum geht's nicht. Wir sind auch mit vielen Leuten im Dialog. Ich weiß auch, wir wissen auch, ob es eine Reihe von sehr klugen, ambitionierten Leuten gibt, die das Thema ernst nehmen, mit denen wir auch sprechen. Insofern habe ich keinerlei Intention, das Projekt Tomorrow irgendwie zu verlassen oder so. Überhaupt nicht.
Jakob Berndt [00:47:12]:
Jakob Berndt [00:47:47]:
Jakob Berndt [00:47:47]: Und da spreche ich für uns alle. Wir haben hier noch sehr viel vor der Brust und sehen einfach wahnsinnige Potenziale, die wir schöpfen wollen. Uns mit Leuten an den Tisch setzen und gucken, wie können wir dazu beitragen, dass die gesamte Branche schneller und zielorientierter in Bewegung kommt. In jedem Fall.
Jakob Berndt [00:47:47]:
Zackes Brustik [00:48:02]:
Zackes Brustik [00:48:02]: Das wäre wahrscheinlich auch der Unterschied Unicorn vs. Zebra. Ihr bezeichnet euch ja auch selber als Zebra, quasi nachhaltigeres Wachstum. Ich glaube, der Unterschied ist ja auch, Unicorn ist ein Unicorn, ein einzelnes Unicorn weiter draußen. Zebra ist ein Herdentier, das funktioniert nur im Ökosystem und mit dem Miteinander. Das ist wahrscheinlich wirklich auch ein gelebter anderer Wert, im Sinne von sich als Ökosystem zu begreifen und so eine Coopetition zu haben und keine Competition. Aber ich kann es voll verstehen. Ist ja klar, du willst bei Tomorrow bleiben.
Zackes Brustik [00:48:02]:
Zackes Brustik [00:48:31]:
Zackes Brustik [00:48:31]: Ihr habt noch wahnsinnig viel vor und ihr habt noch wahnsinnig viel zu erledigen. Aber vielleicht meine Frage eher aus der Perspektive, weniger würdest du wechseln, sondern würdest du dir zutrauen in einem Legacy-Unternehmen und Banken sind ja wirklich Vorzeige-Legacy-Unternehmen, auch auf einer IT-Ebene, was da teilweise noch läuft. Das sind ja uralte Mainframes etc. Plus eben Gedanken. Also wirst du dir zutrauen, wirklich eine Transformation bewältigen, anstoßen, umsetzen zu können? Oder wirst du sagen, geht nur auf der grünen Wiese?
Zackes Brustik [00:48:31]:
Jakob Berndt [00:49:00]:
Jakob Berndt [00:49:00]: Ja, nein, ich glaube nicht, dass es nur auf der grünen Wiese geht. Ich würde mich nicht erdreisten, zu sagen, ich könnte da die Hebel umlegen. Dafür habe ich es noch nie gemacht. Dabei habe ich in diesem Kontext noch nicht gewirkt. Ich fände die Herausforderung in jedem Fall spannend. Ob ich jetzt derjenige bin, der da Wert stiften kann, das würde sich zeigen müssen. Da gibt es sicher andere Leute, die da besser gewappnet sind. Ich glaube aber, es von meiner Person zu lösen, geht es nur auf der grünen Wiese in keinem Fall.
Jakob Berndt [00:49:00]:
Jakob Berndt [00:49:28]:
Jakob Berndt [00:49:28]: Ich glaube, es ist natürlich ein anderes Wirtschaften. Dinge gehen schneller, agiler. Man hat eine höhere Veränderungsgeschwindigkeit, logischerweise. Aber natürlich ist der Hebel bei den anderen ungleich größer. Und eine Bank, ein Finanzinstitut, das Millionen, Abermillionen von Kundinnen bedient, hat natürlich das Potenzial, unglaublich viel Veränderung allein mit der bestehenden Customer Base zu bewirken. Also die Assets under Management, die da liegen und die Potenziale, das sind ja auch Kunden und Kundinnen, die wiederkehrend Produkte konsumieren. Denen eine wirklich konsequent kuratierte Finanzlösung zu bieten, ist ein enormer Hebel. Und insofern können wir Tomorrows dieser Welt das nicht alleine bewegen.
Jakob Berndt [00:49:28]:
Jakob Berndt [00:50:15]:
Jakob Berndt [00:50:15]: Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Und da ist schon einiges passiert und es gehen auch andere Tomorrows auf die Reise. Aber nochmal, du hast es angesprochen, du hast dich da auch viel intensiver noch mit beschäftigt als ich. Insgesamt haben wir eben ein sehr, sehr kurzes Zeitfenster noch, den Hebel noch umzulegen. Und dafür müssen alle Marktakteure ihren Beitrag leisten. Und nochmal, wir als Tomorrow genau, du hast es gesagt, wir versuchen extrem im Dialogmodus zu sein. Auch wenn man natürlich mal basht und die anderen gegen Schienbein tritt, das verstehen wir genauso als unsere Rolle. Weil es muss auch jemand den Finger in die Wunde legen und sagen, diese Branche ist in einem katastrophalen Zustand.
Jakob Berndt [00:50:15]:
Jakob Berndt [00:50:58]:
Jakob Berndt [00:50:58]: Und ein ganz, ganz großer Teil von dem, was als nachhaltig deklariert ist, wird diesem Anspruch überhaupt nicht gerecht, sondern das ist in der Regel schlimmstes Greenwashing. Das kann ich sagen und ich kann gleichzeitig aber auch sagen, wenn die Leute ernsthaft am Dialog interessiert sind, sind wir die Ersten, die den annehmen.
Jakob Berndt [00:50:58]:
Zackes Brustik [00:51:15]:
Zackes Brustik [00:51:15]: Das ist doch mal klasse. Also jeder, der gerade zuhört und zufälligerweise in der Branche aktiv ist, im besten Fall sogar bei einem der Legacy Player und einfach Bock hat, die Transformation zu machen, zu sagen, ich nehme die Herausforderung, im Unternehmen zu bleiben, anstatt einfach mein eigenes Green Tech zu gründen, darf sich jederzeit herzlich bei Jakob melden, habe ich gerade herausgehört. Ihr findet ihn ja auch auf LinkedIn, in den Show Notes verlinke ich sein LinkedIn-Profil. Also wer da wirklich eine entscheidende Position hat und Lust hat, auf Dialog sich inspirieren zu lassen und handfestes Know-how mitzunehmen, Ich habe das einfach mal als eine sehr herzliche, authentische Einladung herausgehört, Jakob.
Zackes Brustik [00:51:15]:
Jakob Berndt [00:51:51]:
Jakob Berndt [00:51:51]: Auf jeden Fall, kann ich so unterstreichen, hast du nicht missinterpretiert. Ich will es
Jakob Berndt [00:51:51]:
Zackes Brustik [00:51:54]:
Zackes Brustik [00:51:54]: dir nicht antun, aber ich hoffe, dass deine Mailbox voll ist.
Zackes Brustik [00:51:54]:
Jakob Berndt [00:51:58]:
Jakob Berndt [00:51:58]: Jetzt komme ich nicht mehr raus aus der Nummer.
Jakob Berndt [00:51:58]:
Zackes Brustik [00:52:02]:
Zackes Brustik [00:52:02]: Ich will's dir nicht antun, aber ich hoffe, dass deine Mailbox voll ist und du die nächsten Tage viel zu tun hast. Klasse. Jetzt muss ich mich mal kurz sammeln. Ich glaub, wir haben noch so knapp fünf Minuten und die Frage, was denn da noch am wichtigsten ist. Wir haben schon besprochen, welche Potenziale siehst du bei Corporates, ganz klar, du hast gesagt, es gibt noch sehr, sehr, also erstmal sind das die wichtigsten Player, weil die einfach so viel mehr Assets liegen haben, dass positiv fürs Klima arbeiten kann. Ich habe auch schon herausgehört, das First-Mover-Potenzial ist bei weitem noch nicht abgeschöpft. Und es ist auch ganz wichtig, eigentlich die einzige wirtschaftlich vernünftige Art und Weise vorzugehen, ist, sich das Thema wirklich ernsthaft anzunehmen, wenn man dann langfristig so auf... Ich meine, es ist ja auch eine Dynamik, die sich immer verstärkt.
Zackes Brustik [00:52:02]:
Zackes Brustik [00:52:52]:
Zackes Brustik [00:52:52]: Ist ja jetzt nicht so, dass in zehn Jahren die EU sagt, wir entspannen mal die Regularien, weil wir das Klima im Griff haben, ist ja jetzt schon absehbar, dass es dazu nicht kommt, sondern es wird ja eher von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt werden die Regularien wahrscheinlich tougher, die Transparenz, die eingeforderte wird größer. Das heißt, je ernsthafter man das angeht, umso besser ist man aufgestellt. Ich glaube, das ist ja keine Frage. Eine Sache, die ich dich gerne noch fragen würde, du hast jetzt natürlich das Glück, Investoren an Bord zu haben, die ganz klar einen positiven Klimaimpact einfordern und bereit sind, den Return ihres Investments auf finanzieller Sicht dafür auch einzuschränken. Hast du das Gefühl, dass Shareholder bei den großen Banken da mittlerweile auch umdenken oder gnädiger sind und damit auch einem Corporate ganz andere Möglichkeiten geben, weil die sind ja rein von der Struktur her, von dem Auftrag her müssen sie Shareholder glücklich machen.
Zackes Brustik [00:52:52]:
Jakob Berndt [00:53:39]:
Jakob Berndt [00:53:39]: Also grundsätzlich glaube ich, dass dieses Umdenken nicht zuletzt, sondern wahrscheinlich mit einigem Vorsprung auch längst an den Kapitalmärkten angekommen ist. Und die großen etablierten Akteure im Banking sind ja in der Regel börsennotierte Unternehmungen. Die, glaub ich, tun gut daran, aus den gleichen Gründen sich auf die Reise zu begeben und eine klare Strategie auszuweisen. Weil genauso das Kapital Interesse hat, sich sozusagen auf die Zukunft zu wetten. So. Und da gibt's natürlich auch öffentlichkeitswirksame Statements. Jetzt vor ein paar Jahren, was so rumgegeistert ist von dem Blackrock-CEO Larry Fink, der gesagt hat, am Ende wird das Kapital denen nicht mehr zugestanden werden, die keine klare Antwort bieten auf die Klimakrise. Inwiefern Blackrock selbst dem jetzt schon sozusagen auch Ausdruck verleiht, sei mal dahingestellt.
Jakob Berndt [00:53:39]:
Jakob Berndt [00:54:37]:
Jakob Berndt [00:54:37]: Aber ich glaube schon, dass die großen Pensionsfonds, die großen Geldgeber, die den Sprit in die Weltwirtschaft geben, die haben ja längst angefangen, sich radikal von Fossil Fuels abzuwenden.
Jakob Berndt [00:54:37]:
Zackes Brustik [00:54:50]:
Zackes Brustik [00:54:50]: Ist das so? Also ich frage mal kurz, weil einfach jetzt, wenn wir sprechen, wir sind jetzt schon Q2, aber Q1 BP hatte ein Rekord Q1 hingelegt. Und ich glaube, so als Investor ist das schon nicht hart zu sagen, nee, ich nehme das jetzt da raus, weil die sind ja gerade richtig am Verdienen.
Zackes Brustik [00:54:50]:
Jakob Berndt [00:55:06]:
Jakob Berndt [00:55:06]: Ja, das sind natürlich auch gerade noch mal extrem turbulente Zeiten. Insofern, ich bin auch kein Kapitalmarktexperte. Ich glaube, das, was wir natürlich sehen durch den furchtbaren Krieg in Europa, durch die turbulente Situation in den Energiemärkten passieren da natürlich Dinge, die in der Form überhaupt nicht vorhersehbar waren und auf sehr akute Situationen auch reagieren. Ich glaube nur grundsätzlich ist das, dass sich der Kapitalmarkt, die großen Kapitalgeber auch darauf einstellen, Fossil Fuels den Hahn abzudrehen und sich selber auch langfristig, auch für die eigene Refinanzierung, langfristig Nachhaltigkeitsstrategien geben. Ich glaube, Da wird es keinen Weg zurück mehr geben. Geht das schnell genug? Nein. Aber richtet man sich heute als CEO, als Entscheider, ähm, sozusagen, macht es nicht auch allein aus Finanzierungsaspekten Sinn, eine klare Nachhaltigkeitsstrategie zu haben? Unbedingt.
Jakob Berndt [00:55:06]:
Zackes Brustik [00:56:00]:
Zackes Brustik [00:56:00]: Würdest du sagen, das geht auch in dem Konstrukt? Es ist ein positives Zeichen. Bisher war oft ein begrenzendes Konstrukt in einem traditionell aufgestellten Unternehmen, was vielleicht eben noch nicht mal eigentümergeführt ist, sondern einfach durch ManagerInnen geleitet wird, die den Shareholdern gegenüber Verantwortung haben. Also in dem Konstrukt siehst du genug Möglichkeit, das wirklich zu transformieren, dass echter Climate Impact erzielt werden kann. Brauch es nicht die B Corp dafür.
Zackes Brustik [00:56:00]:
Jakob Berndt [00:56:26]:
Jakob Berndt [00:56:26]: Ja, das würde ich gar nicht so gegeneinander stellen. Ich glaube, das B Corp-Konzept macht für alle Sinn, weil es einem erst mal eine wahnsinnige Lernkurve bescheinigt und man überhaupt erst mal merkt, an welchen Stellen man überhaupt überall Impact erzeugt oder auch Impact liegen lässt, wenn man ihn positiv deutet. Insofern, Da würde ich allen zu raten. Und insofern ist sozusagen die Shareholder-Konstrukte oder das sich Ausreichen, reicht das als Instrument? Natürlich nicht. Ich habe die Frage ein bisschen limitierter sozusagen versucht zu beantworten, zu sagen, es hat auch der Kapitalmarkt-Interesse an Unternehmungen, die einen klaren Weg, eine klare Nachhaltigkeitsstrategie haben, das ganz sicher. Ich glaube, dass es wahrscheinlich nicht ausreicht. Und ich glaube, deswegen appelliere ich immer wieder auch an die Dramatik und auch an den Zeitfaktor dieser Debatte, die wir haben. Das ist etwas, wo wir schleunigst Kurskorrekturen vornehmen müssen.
Jakob Berndt [00:56:26]:
Jakob Berndt [00:57:24]:
Jakob Berndt [00:57:24]: Und das, da muss man auch an das Wertekonstrukt der Leute appellieren. Und da reicht wahrscheinlich der Druck vom Kapitalmarkt noch nicht aus. Da reicht auch die öffentliche Regulierung noch nicht aus. Sonst würde ja schon mehr passieren. Dass die in Shareholder-Interessen sich verpflichtet fühlen, das würde ich Ihnen schon mal attestieren. Aber das reicht offensichtlich nicht aus. Insofern bleibt am Ende auch der Appell, will man Teil der Lösung sein oder Teil des Problems? Und das glaube ich muss am Ende auch jeder für sich beantworten, jeder Verbraucher, aber vor allem auch jeder Entscheider in großen Unternehmungen, zu welcher Art von Veränderungen möchte ich beitragen.
Jakob Berndt [00:57:24]:
Zackes Brustik [00:58:02]:
Zackes Brustik [00:58:02]: Abgesehen von den Dynamiken, die da sind, du hast es gesagt, Umdenken am Kapitalmarkt einerseits, auch Umdenken bei den Konsumenten andererseits, braucht es trotzdem eine Extraportion Mut, Eigeninitiative, sich da aus dem Fenster zu lehnen. Vor allem Dringlichkeit und Transformation ist ein wahnsinnig langer Prozess. Das schafft man leider nicht realistisch in den sieben Jahren, die wir noch haben. Das dauert eher zehn oder zwanzig Jahre, bis man einen großen Tanker umgebaut hat. Aber nicht nur wird man damit wahrscheinlich wirklich Teil der Lösung sein, auf der richtigen Seite der Geschichte stehen, es pathetisch auszudrücken. Aber vor allem macht man auch wirtschaftlich den wirklich sinnvollen Move, weil man First Mover ist und weil man langfristig damit sich so aufstellt, dass ein Unternehmen wirklich für eine klimakompatible Zukunft gewappnet ist. Ich
Zackes Brustik [00:58:02]:
Jakob Berndt [00:58:47]:
Jakob Berndt [00:58:47]: finde Mut ist ein ganz entscheidender Aspekt Und Mut ja nicht im Sinne von Wahnsinn oder Hironentum, sondern ich finde dieses Beispiel, ich bin überhaupt kein Kenner der Food- und Fleischbranche, aber was eine Unternehmung wie Rügenwalder gemacht hat, die einfach für konventionellsten Wurstgenuss standen und wahrscheinlich das Feindbild der Vegetarier-Szene war, so konsequent zu sagen, wir richten jetzt einfach alles an veganen Produkten aus und übernehmen diesen Markt. Und dass ich maß mir kein Urteil zu, wie gut die Produkte sind, aber die Konsequenz, als jemand, der eigentlich aus dem diametral anderen Ende des Spektrums kam, und aber den Mut zu haben, da konsequent umzulenken, finde ich, es hat jetzt mit Finanzen rein gar nichts zu tun, Aber ich finde, es ist ein schönes Beispiel, wie mutige Management-Entscheidungen auch dann dazu führen, dass man plötzlich komplett neue Marktsegmente einem auftun, komplett neue Zielgruppen. Und man in der Regel, ich kenne die wirtschaftlichen Kennziffern nicht, muss ich mir vor dem nächsten Podcast mal raussuchen, bevor ich das Beispiel wieder droppe. Aber plötzlich führe ich meine Unternehmung einfach auch wirtschaftlich zu ganz neuen Potenzialen, weil ich einfach den Mut habe, das gestern hinter mir zu lassen und mich auf die Zukunft zu konzentrieren. Ich
Jakob Berndt [00:58:47]:
Zackes Brustik [01:00:00]:
Zackes Brustik [01:00:00]: bin dir mega dankbar, dass du das noch mal hier in die Runde geworfen hast, weil in der Tat war das eine Frage, die ich vergessen hatte, nämlich welche. Für dich positiven Transformationsbeispiele siehst du bei etablierten Unternehmen. Wer inspiriert dich? Wer macht das für dich authentisch? Und wer ist dein Pendant in einem Legacy-Unternehmen, von dem du sagst, wow, die machen einen wirklich faszinierenden Job und das hast du jetzt noch gerade genannt. Danke dir, Jakob, für die viele Zeit. Es war mir ein Vergnügen. Mega spannend, die Zahlen zu diskutieren. Den Wrap-Up hatte ich schon vor der Frage eingeschoben. Insofern würde ich dir sagen, danke dir und viel Spaß beim Weiterarbeiten mit deinem Team.
Zackes Brustik [01:00:00]:
Zackes Brustik [01:00:38]:
Zackes Brustik [01:00:38]: Liebe Grüße an das Team. Auch wieder hier Moderatorenhut ab, Fanboyhut auf. Ich finde, die machen einen klasse Job. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Chance habe, mich als Kunde zu melden. Ja, weiter so. Und an alle, die zuhören, ich glaube wirklich, diese Einladung, ich bringe die jetzt aus meinem reinen Egoismus noch mal an. Meldet euch bei Jakob. Also ihr habt eine riesige Aufgabe vor euch.
Zackes Brustik [01:00:38]:
Zackes Brustik [01:01:03]:
Zackes Brustik [01:01:03]: Ihr habt nicht den Luxus, auf der grünen Wiese anzufangen, sondern ihr müsst transformieren. Besucht euch jeden Sparing-Partner, den ihr haben könnt. Ich glaube, Jakob ist ein klasse Sparing-Partner.
Zackes Brustik [01:01:03]:
Jakob Berndt [01:01:11]:
Jakob Berndt [01:01:11]: Vielen Dank für die Einladung, hat mir Spaß gemacht das Gespräch und ich freue mich auf alles, was kommt.
Jakob Berndt [01:01:11]:
Zackes Brustik [01:01:17]:
Zackes Brustik [01:01:17]: Das war schon Folge 5 von Gewinne Zukunft. In den kommenden Folgen erwarten dich unter anderem GigaCon Jäger Sebastian Heitmann von Extansia, der mir erklären wird, welche Startups oder auch welche Technologien das Potential haben möglich, CO2 im Bereich von Mega bis Gigatonnen zu reduzieren oder Katharina Reuter, CEO vom Bundesverband Nachhaltiges Wirtschaften, mit der ich mir anschauen werde, was ist wirklich die Definition von einem nachhaltigen Unternehmen, wie hoch ist da die Messlatte und was braucht es, diese zu erreichen. Also klicke am besten den Abonnieren oder Folgebutton, denn es bleibt spannend. Hinterlasse gerne eine Bewertung und falls du einen Speaker oder Moderator zum Thema Nachhaltigkeitstransformation für dein Event suchst, dann melde dich gerne bei booking.sackes.com.
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