#56 Einfach erklärt: LkSG, CSDDD plus CSRD - Lieferkettenreporting für Profis. *Re-Run Folge 37* I Mit: Silvia & Klaus
Shownotes
Bei Butzkies Stahlbau brannte die Hütte: Fast alle Premiumkunden standen durch das Lieferkettengesetz (LkSG) auf dem Spiel. Die Zeit drängte plötzlich, der Aufwand war riesig. Höre in dieser Folge, wie es dem Mittelständler gelang die Not in einen wirtschaftlichen Vorteil zu verwandeln.
*** Wiederholung einer der beliebtesten Folgen während der Sommerpause. Staffel 5 startet mit neuen Folgen schon am 27ten August! ***
Und damit Deinen Unternehmen das nicht passiert, gibt es in dieser Folge alle Infos zum LkSG, aber auch dem kommenden europäischen Pendant der CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) und dem Zusammenhang mit der CSRD/ dem Green Deal.
Gleich zwei Gäste erwarten Dich:
Strategieberaterin Silvia Janzen erzählt mir die Geschichte, wie sie Butzkies Stahlbau dabei begleitete, in kürzester Zeit vom Trödler zum Primus der Branche, wenn es um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die Supplier Assurance geht.
Der Lieferkettenexperte Klaus Wiesen ergänzt alle wichtigen Infos, die für Dein Unternehmen relevant sein könnten und erklärt, warum die CSDDD noch mal deutlich weitergehen wird, als das deutsche Gesetz. Nach dieser Folge verstehst Du:
✅ So hängen LkSG, CSDDD und CSRD zusammen.
✅ Darum müssen selbst kleinste Unternehmen das LkSG jetzt angehen.
✅ So kannst Du das Lieferkettengesetz in ein USP für Dein Unternehmen verwandeln.
Über Silvia Janzen: Silvia Janzen war Mitinhaberin einer mittelgroßen Werbeagentur, bis sie sich entschloss, ihre Zeit nur noch Nachhaltigkeitsthemen zu widmen. Seitdem begleitet Sie Unternehmen wie Butzkies Stahlbau oder der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bei Strategiefragen, Nachhaltigkeitskommunikation oder CSR-Themen.
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Über Klaus Wiesen: Klaus ist Mitgründer von sustainabill - part of Verso - einer Cloud Plattform für Nachhaltigkeits- und Lieferkettendaten und Reporting. Zudem ist er Teil des Mittelstandsbeirates von Robert Habeck. Davor forschte er sieben Jahre am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie unter anderem zum Thema Lieferkette.
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Über den Podcast-Host Zackes Brustik: Über 19.000 Menschen folgen Zackes auf LinkedIn, um sich regelmäßig mit den spannendsten Infos rund um Nachhaltigkeit und Technologie zu versorgen. Werde Teil der Community und übersetze die planetaren Grenzen in erfolgreiches Unternehmertum! Unter seinen Beiträgen entstehen stets rege Diskussionen zwischen Sustainability Professionals und Pionieren. Folge Zackes, mische mit und vergrößere Dein Netzwerk mit wertvollen Kontakten für Deine Mission!
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Klaus Wiesen: Wenn ich jetzt im Marketing sage, hey, wir haben das Lieferkettengesetz umgesetzt und übrigens wir mussten das auch schon seit dem 1.1.23, würde mir glaube ich keine Marketingabteilung sagen, dass ich das veröffentlichen kann. Aber wenn ich sage, ey, ich mache das proaktiv, dann kann ich damit das natürlich auch durchaus nutzen. Damit habe ich ein Alleinstellungsmerkmal im Markt.
Zackes Brustik: In dieser Folge hört ihr die dramatische Geschichte von einem Mittelständler, der durch das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz fast die komplette Premium-Kundschaft verloren hätte. Damit euch das nicht passiert, kriegt ihr dann aber auch noch das komplette 1x1 rund das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz, die noch kommende viel größere EU-Regulierung, nämlich die CSDDD und die Frage, wie das wiederum mit dem Green Deal und der CSRD an sich zusammenhängt. Nach den nächsten 60 Minuten könnt ihr in all diesen Themen mitsprechen und euer Unternehmen bestens dafür aufstellen. Und damit herzlich willkommen zu Gewinne Zukunft, der Podcast für Sustainability Professionals, die die planetaren Grenzen und Nachhaltigkeit in erfolgreiches Unternehmertum übersetzen wollen. Mein Name ist Zakkes und ich freue mich wie immer, dass ihr mit an Bord seid. Und ich freue mich natürlich auch wieder enorm auf meine zwei Gäste heute. Zum einen Silvia Janssen. Silvia war Mitinhaberin von einer mittelgroßen Werbeagentur, hat sich aber gesagt, spätestens mit 50 will ich mich voll auf das Thema Nachhaltigkeit fokussieren, ist daher ausgestiegen und betreut jetzt kleine, mittelgroße Kunden wie zum Beispiel die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation, aber eben auch Butzki Stahlbau ganz speziell zum Thema CSR und Nachhaltigkeitskommunikation und hat daher den besten Einblick in diese dramatische Geschichte und wie sie sich zum Besten gewendet hat.
Zackes Brustik: Und dann ist noch Klaus Wiesen mit an Bord, Mitgründer der Cloud-Plattform Sustainable, die jetzt Teil von Verso ist. Und er ist darüber hinaus auch noch im Mittelstandsbeirat von Robert Habeck und hat unter anderem sieben Jahre am Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie gearbeitet und sich da auch der Forschung zur Lieferkette gewidmet. Das heißt, in dieser Folge erwartet uns wirklich so die praktische Einsicht, was das LKSG, das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz, auch für kleinste Mittelständler jetzt schon bedeuten kann und der komplette theoretische Überbau alles was ihr wissen müsst, nicht nur mitreden zu können, sondern es eben in euren Unternehmen auch richtig anwenden zu können. Und damit erstmal herzlich willkommen Silvia.
Silvia Janzen: Danke Zakes, moin ich freue mich.
Zackes Brustik: Und moin Klaus.
Klaus Wiesen: Ja, herzlich willkommen auch von meiner Seite.
Zackes Brustik: Dann lass uns direkt nochmal mit dieser Dramatik einsteigen. Silvia, also du arbeitest schon lange lange mit Butzki Stahlbau zusammen, Stahlbau mit knapp 180 Mitarbeitenden. Und die waren auch gut aufgestellt, tolle Kunden, Audi, Mercedes, BMW, kann man sich ja nur wünschen. Aber eines Tages hat da wirklich die Hütte gebrannt, oder? Wie kam es dazu?
Silvia Janzen: Ja, also das war tatsächlich so ein bisschen dramatisch, weil das LKSG ja ab dem 01.01.23 in Kraft getreten ist und da gibt es auch kein Vertun mehr, sondern ja, man muss dabei sein. Aber eigentlich ja erst laut Gesetz ab 3000 Mitarbeiter, da Burzki Stahlbau aber Premium Kunden hat im Automotive Bereich, kam dann eine Mail über das Kundenportal, so bis zum 6.23, also Juni 23, müsst ihr im Supplier Assurance, das ist ein Risk Management Portal, alle Aufgaben erfüllen und ihr müsst zertifiziert sein und ihr müsst mindestens eine bestimmte Punktzahl haben, damit ihr die Ampel auf grün stellt. Und da waren wir erstmal so, hä, Ampel auf Grün stellen? Ja, dann hat der Vertriebsleiter angerufen bei den Premium-Kunden. Ja, wieso im Moment seid ihr auf Rot? Das war natürlich echt ein Schock. Und wie schaffen wir das jetzt? Und dann haben wir uns tatsächlich vor Weihnachten zusammengesetzt im Team bei Butzkis und erstmal überlegt, was das alles so auf sich hat. Und tatsächlich ist es so, dass natürlich die großen Automobilhersteller den Druck, den sie haben aufgrund des LKSG, natürlich weitergeben, würde man vielleicht auch so machen und es ist ja die Lieferkette. Also man muss ganz klar sagen, natürlich gehört ein Stahlbauer, der die Hallen baut, aber auch viele andere kleine Mittelständler und Putzkies ist ja nicht klein mit 180 Mitarbeitern. Das ist ja eigentlich schon, ich sag mal hier für uns in Schleswig-Holstein, kein kleines Unternehmen.
Zackes Brustik: Hat das wirklich dann bei Putzkis so die Führung einfach verschlafen? Also hört man das nicht auch? Neustem ist ja ein familiengeführtes Unternehmen, also Die reden ja auch mit vielen anderen Unternehmern. Kriegt man das nicht mit von anderen? Nach dem Motto, so habt ihr schon, wenn man beim Stammtisch zusammensitzt oder so. Also kam das so wirklich aus dem Nichts?
Silvia Janzen: Es kam tatsächlich so ein bisschen aus dem Nichts. Das waberte so vor sich hin, muss man tatsächlich sagen, dass immer auf den Kundenportalen stand so, ab 23 gilt ja das Lieferkettengesetz. Das wusste man ja aber nicht so genau, ob es schon ab 23 gilt und ab wie vielen Mitarbeitern. Und tatsächlich war es im Stahlbauverband meiner Meinung nach und auch was man jetzt auf der Webseite sieht, noch gar kein großes Thema. Und die Geschäftsführung hat sich im letzten Jahr neu aufgestellt. Die Tochter Brit Butzkiss-Schiemann und ihr Mann Stefan Lüthe sind dazu gekommen. So, und da haben wir schon relativ viel gemacht im Bereich CSR, Corporate Social Responsibility, aber uns noch tatsächlich noch nicht so das Lieferkettengesetz gekümmert. Ja, dann kam der Hammer.
Silvia Janzen: Dann mussten wir das relativ schnell erledigen und ja, Und dann hat die Geschäftsführung auch gesagt, da müssen wir jetzt durch. Und ich habe auch gesagt, also das schaffen wir. Also einfach so wie der Baumeister oder so. Das schaffen wir bis dahin und haben Teams gebildet, Schulungen, alles was dazu gehört.
Zackes Brustik: Da tauchen wir gleich ein, aber nur damit man das nochmal versteht. Also ich glaube die Premium Kunden bei euch, bei Butzkis machen so fast 50 Prozent des Umsatzes aus. Also das muss man sich auch erstmal arbeiten als Stahlbauer, wirklich bei allen drin zu sein. Das heißt, wenn die Ampel auf rot steht, werdet ihr da fast rausgeflogen und hättet riskiert wahrscheinlich fast nahezu 50 Prozent des Umsatzes zu verlieren. Also das ist wirklich wesentlich. Aber ich spiele mal kurz den Ball rüber zu Klaus. War das eine Ausnahme? Und hat das jetzt vielleicht einfach nur die Stahlbranche ein kleines bisschen verschlafen oder nimmst du das auch bei anderen Branchen, anderen Kunden wahr? Erzähl mal kurz.
Klaus Wiesen: Also ich sehe das schon in einer gewissen Hinsicht als einen symbolischen Fall an, da ich wahrnehme, dass der breite Mittelstand eigentlich diese Kundenanforderungen in Sachen Nachhaltigkeit noch nicht wirklich ernst nimmt. Wir haben ja, wie beschrieben, jetzt hier den Fall, dass sich die Automotive OEMs zusammengetan haben zu einer Initiative, dahinter steht Drive Sustainability. Die gab es ja im Übrigen auch schon deutlich vor dem Lieferkettengesetz. Es wurden auch schon vorher Lieferanten über diese Supplier Assurance Plattform, die glaube ich davor noch einen anderen Namen hatte, befragt. Jetzt haben die OEMs sicher auch so ein bisschen den Rückenwind des Lieferkettengesetzes genutzt, da den Druck auf die Lieferanten zu erhöhen. Es ist aber nicht nur diese Pflicht des Lieferkettengesetzes, die die Kunden, die OEMs da antreibt. Das ist, glaube ich, ganz wichtig herauszustellen, sondern gerade in der Automotive-Industrie ist es ja so, Es gibt ganz klare Nachhaltigkeitsziele, es gibt ganz klare Dekarbonisierungsziele. Und mit dem Wechsel auf E-Mobilität spielt hier die Lieferkette natürlich eine absolute Schlüsselrolle.
Klaus Wiesen: Das heißt, wenn es die Automotive-Industrie nicht schafft, ihre Lieferketten nachhaltig zu gestalten, dann haben die ein riesen Problem in den nächsten Jahren. Und insofern ist der Druck gerade im Automotive-Sektor massiv, was eben, und deswegen sage ich symbolisch, bei vielen Lieferanten glaube ich noch nicht angekommen ist. Es ist wirklich ein Friss oder Stirb. In anderen Branchen ist das noch nicht ganz so dramatisch, aber ich denke, die Automotive-Industrie geht hier in gewisser Weise voraus und man kann sich daran abgucken, aus meiner Sicht, wie es dann in den anderen Branchen auch in einigen Jahren ablaufen wird. Und das geht, und das finde ich wichtig nur zu betonen, deutlich über das Lieferkettengesetz hinaus.
Zackes Brustik: Erstmal muss ich sagen, bin ich da überrascht. Also ich hatte bisher im Podcast noch keinen Spezialfokus, noch kein Deep Dive für das Lieferkettengesetz an sich. Ich dachte aber immer, darüber reden wir jetzt schon seit ein, zwei Jahren. Ich dachte, das ist schon längst angekommen. Deswegen muss ich das gar nicht in meine Folge rein oder in meinen Podcast aufnehmen, weil es dazu ja wahrscheinlich schon massig Content gibt und das alle schon längst umgesetzt haben. Also Das heißt, da bin ich genauso auf dem Holzweg wie viele andere, vor allem dann mittelgroße Unternehmen?
Silvia Janzen: Ja, also genauso wie du gerade gesagt hast oder wie Klaus auch gesagt hat, es ist ein ganz ganz großes Thema im Mittelstand und nicht nur im kleineren, sondern auch im mittleren Mittelstand. Das sehen wir daher, weil wir den Supply Assurance, diesen SAQ, also den Sustainable Assessment Questionary 5.0, also einige sind noch bei 3.0, das hat sich dann auch immer weiter verbessert in deren Augen, jetzt geschafft haben tatsächlich in der Zeit. Und da haben wir einen Benchmark und da gehört Butzkis im Moment zu den nachhaltigsten Unternehmen in der Branche. Wobei wir ja noch tatsächlich auch noch mit vielen Dingen am Anfang sind. Also Berichterstattung zum Beispiel haben wir noch ein bisschen zurückgestellt, weil da gibt es ja im nächsten Jahr wieder neue Richtlinien, wird Klaus bestimmt noch was zu sagen. Also das verwirrt mich auch gerade so ein bisschen, was da jetzt alles im Kommen ist. Wir bereiten uns darauf vor, warten aber erst mal nächstes Jahr ab, ein vernünftiges Berichtsjahr zu haben.
Zackes Brustik: In deinem Statement stand jetzt schon super viel drin. Das eine ist, es hat euch erst mal mega überrascht. Ihr habt euch wirklich reingeworfen, das in kürzester Zeit auf die Beine gestellt und habt dadurch jetzt aber plötzlich das 180 gedreht von dem Risiko wirklich massig Umsatz zu verlieren, habt ihr jetzt ein USP, weil ihr mit quasi zu den besten in der Branche in dem Bereich gehört. Aber, und das ist ja mega spannend, trotzdem steht ihr in Bezug auf diesen riesigen Komplex und den Zusammenhang von was bedeutet dann das LKSG mit der CSRD und mit der CSDDD trotzdem noch am Anfang und genau das werden wir in den nächsten 45 Minuten gut aufrollen. Bevor wir in all diese Team richtig tief einsteigen gibt es natürlich wieder in knapp 60 Sekunden einen Einblick in ein zufolge passendes Sustainability Offering von meinem Werbepartner IBM. Von Inflation über geopolitische Turbulenzen bis hin zu den hohen Energiepreisen hält Unternehmen hier gerade einiges auf Trab. Vielleicht ein Grund dafür, dass zwar 95% der Unternehmen klare ESG-Ziele haben, aber nur 10% davon wirklich signifikante Fortschritte erzielt haben. Das ist nicht nur aus Sicht der Nachhaltigkeit, sondern auch aus unternehmerischer Sicht fatal.
Zackes Brustik: Eine Schlussfolgerung, zu der auch das IBV, das IBM Institute for Business Value gekommen ist, nachdem es zwei große Umfragen in Tiefe analysiert hat. Zum einen eine Umfrage mit über 20.000 KonsumentInnen in 34 Ländern, zum anderen eine mit 2.500 Exekutives in 22 Industrien. Das Fazit in einem Satz, ESG-Leader haben im Hinblick auf die Kundenbeziehung, Risikomanagement oder Finanzzugang klar die Nase vorne. Welche vier Säulen dabei entscheidend für die Kombination aus unternehmerischem Erfolg und Nachhaltigkeitszielen sind, erfährst du in dem kostenlosen IBV Report in den Show Notes oder auf LinkedIn von Sustainability Specialist Ramon Dicani. Klaus, du willst bestimmt an der Stelle aber auch noch schnell was sagen.
Klaus Wiesen: Ja, ich denke, dass es nochmal wichtig ist zu betonen, dass der Mittelstand hier natürlich in der Breite noch am Anfang ist. Und ich finde das natürlich sehr aussagekräftig, wenn Silvia jetzt sagt, ja Putzkies, eigentlich sind wir auch noch am Anfang und scoren da schon ganz gut. Das unterstreicht schon meine Aussage so ein bisschen. Klar, der Mittelstand nimmt das irgendwo auch in der Breite noch nicht so ernst. Ich spreche mit vielen Unternehmen tagtäglich zu dem Thema. Da sagte mir zum Beispiel ein Mittelständler, der an die Automotive-Industrie liefert, wir haben da diesen Fragebogen bekommen über Supplier Assurance und ja, also keine Ahnung, wie ich jetzt damit umgehen soll, aber Herr Wiesen, ich habe da jetzt einfach mal für unseren Code of Conduct paar Begriffe zusammengestellt, die mir einfach relevant erscheinen. Siehe da, da ging plötzlich das Licht von Rot auf Grün und das sagt mir eigentlich zweierlei. Zum einen, ja, es wird also nicht ernst genommen.
Klaus Wiesen: Es wird als Anforderung angenommen, die ich in Bezug auf diesen Fragebogen erfüllen muss. Das heißt, ich muss irgendwie die Antworten in diesem Fragebogen so gestalten, dass ich da durchkomme. Und genau das ist natürlich der falsche Ansatz. Ich muss dafür sorgen, dass mein Unternehmen so aufgestellt ist, dass ich diese Anforderungen, die dort genannt sind, vernünftig, zukunftsfähig, mit Blick auf das, was noch alles kommen wird, umsetzen kann. Sonst bin ich in ein paar Jahren raus. Das ist das Erste. Und das Zweite, was das aber zeigt, ist natürlich auch, dass der Ansatz nicht unbedingt in der Breite zielführend ist. Das heißt, hier wird teilweise mit so ein paar halbgaren Validierungsansätzen dann in der Breite versucht zu überprüfen, ist das handfest, was vielleicht die Lieferanten da eingeben.
Klaus Wiesen: Das führt dann natürlich nicht unbedingt immer zum Ziel. Diese Überprüfungsmechanismen, auch wie der Fragebogen aufgebaut ist, die Hilfestellungen. Ich denke, da könnte man noch einen deutlich besseren Wissenstransfer am Ende auch für die Lieferanten erreichen.
Zackes Brustik: Für mich schon, was ich mit rausgenommen habe, und ich glaube, das ist ja grundsätzlich bei Nachhaltigkeit noch in Bezug auf die CSRD, alle sind auf die Compliance fokussiert gerade und übersehen dabei, dass es eigentlich Transformation geht. Das heißt auch hier quasi ist es nicht nur wichtig zu reporten, was ist, sondern ich muss kontinuierlich besser werden. Dann Klaus, sag mal kurz, das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz in sagen wir mal 90 Sekunden. Was ist wirklich die Kernmission hinter dem Gesetz? Was soll es verändern?
Klaus Wiesen: Ja, es soll verändern, dass die sogenannten Sorgfaltspflichten eingehalten werden in Bezug auf Einhaltung von Menschenrechten beispielsweise, aber auch in Bezug von Einhaltung auf Umweltstandards und das anders als der Name des Gesetzes vielleicht sagt, auch im eigenen Unternehmen natürlich, aber eben auch in Bezug auf die Lieferkette, wobei hier aber die direkten Geschäftspartner eigentlich im Fokus stehen. Das heißt, ich muss Risiken also auch bei meinen Geschäftspartnern überprüfen. Wenn ich Risiken identifiziert habe, dann muss ich zusehen, muss ich überprüfen wiederum, ob Präventionsmaßnahmen etabliert sind bei diesen Geschäftspartnern. Sprich, ein Lieferant sitzt in China, hat vielleicht ein hohes Risiko für Menschenrechtsverletzungen, kann aber ein Zertifikat nachweisen, kann gute Prozesse nachweisen, ja dann ist das soweit in Ordnung. Und dort, wo dann Lieferanten nicht nachweisen können, dass sie solche Präventionsmaßnahmen bei potenziell hohen Risiken etabliert haben, da muss ich für entsprechende Maßnahmen dann sorgen.
Zackes Brustik: Und auch das jetzt mein Leinwissen wieder. Das heißt, ich dachte immer, das LKSG macht vor allem Soziales, aber du sagst Soziales und Ökologie.
Klaus Wiesen: Es umfasst auch ökologische Kriterien, das aber immer nur in Bezug auf den Menschen selbst. Beispiel, ich habe also einen Zulieferer, der lässt Abwässer in einen Fluss ein und die regionale Bevölkerung erleidet Vergiftungen. Das fällt unter Sorgfaltspflichten. Was aber nicht unter die Sorgfaltspflichten fällt, Stand jetzt, ist eben, ich blase unglaublich viel CO2 in die Luft, was natürlich indirekt über den Klimawandel uns alle schädigt. Ja, aber direkt natürlich kein Gift ist, das jetzt Menschen in unmittelbarer Umgebung schädigen könnte.
Zackes Brustik: Also das heißt, im Fokus ist immer der Mensch aus unterschiedlichen Perspektiven.
Silvia Janzen: Mal drei konkrete Beispiele bei Butzkis. Eine Anforderung war Arbeitsschutz auch. Und da ist es natürlich ganz wichtig bei Butzkis, wenn die Monteure das Stahlgerüst montieren, dass sie auch vernünftig gesichert sind. So und da haben wir jetzt die DIN ISO 45001 und SCC zum Beispiel, die wir dann auch im Supplier Assurance hochladen. Also es ist nicht nur mit einfach ausfüllen und dann komme ich auf grün, sondern man muss die Dokumente hochladen, die werden genau geprüft. Oder auch zum LKSG gehört auch das Energie- und Umweltmanagement, wo wir die DIN-ISO-Zertifizierung 14001 haben. Und da geht es zum Beispiel auch wenn wir schon was in die Luft pusten, das auch zu kompensieren. Und da kann man ja zum Beispiel dann auch Zertifikate kaufen.
Silvia Janzen: Und da hat Butzkis gesagt, wir wollen regional bleiben. Wir kaufen hier in Schleswig-Holstein Moorfutures, also die vernessen Moore. Und hier direkt vor Ort, das kann man sich auch angucken. Und das speichert ja wieder dann auch CO2 und hilft auch dem Klimaschutz. Oder wir haben eine Wiese, wo wir eben halt die Artenvielfalt fördern, indem wir heimische Samen aussehen. Und in diesem Jahr war das schon eine Blumenwiese. Also das sind dann die konkreten Beispiele, die auch sich positiv auswirken auf Umweltschutz, Artenvielfalt, aber auch, dass wir den Menschen jetzt oder schon immer, aber jetzt natürlich besonders in den Mittelpunkt drücken mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen. Und das ist wiederum das Gute daran, dass es das LKSG gibt und auch so ein bisschen Zwang dahinter ist.
Zackes Brustik: Jetzt bin ich wieder ein bisschen überrascht, weil ich dachte, das sind E-Sachen, die sind schon so tüff geregelt. Also wenn irgendwo ein Stahlbauer eine Halle montiert, dann ist der schon zwölffach abgesichert. Das heißt, ist das jetzt gerade für Unternehmen, die jetzt nicht eine Lieferkette haben, die bis nach China geht und wo am Anfang zum Beispiel noch Näherinnen sitzen oder Arbeiter im Feld draußen, die Spritzen oder Düngen und dergleichen. Das heißt, selbst wenn ich nur innerhalb von Deutschland operiere, dachte ich, ist das dann einfach nur so eine Schlacht, wirklich diese ganze Zertifikate und Nachweise und TÜV-Berichte und Prüfungen einzusammeln und nachzuweisen oder muss ich da wirklich noch, gibt es da kritische Risiken? Klaus?
Klaus Wiesen: Ja, das ist nochmal ein wichtiger Punkt, den du ansprichst, denn es ist tatsächlich so, dass viele dann auch, das meinte ich auch vorhin mit, es hat auch für Verwirrung gesorgt, dass Gesetze über das Ziel hinaus geschossen sind mit ihrem Anfangen an die Lieferanten. Das Gesetz schreibt eben einen risikobasierten Ansatz vor und lässt aber teilweise etwas im Unklaren, zumindest zu Beginn, als noch keine weislichen Informationen gab, wie man denn diese Risiken konkret bewertet und ab wann es ein hohes Risiko ist und ab wann es ein niedriges Risiko ist. Ich sage immer, das Gesetz ist nicht schwarz-weiß. Es gibt keine feste Vorgabe, ab dann ist es ein hohes Risiko und ab dann ist es ein niedriges. Das muss jedes Unternehmen individuell beurteilen. Das hat dazu geführt, dass Lieferanten in der Breite mit Fragebögen korporiert wurden, auch in Deutschland. Im Hintergrund hat man gesagt, dass sie ein hohes Risiko haben, sie sollen mir jetzt mal nachweisen, welche Maßnahmen sie denn durchführen. Und das aber ist genau nicht der Ansatz des Gesetzes eigentlich.
Klaus Wiesen: Ja, ich muss erst mal schauen, wo sind denn überhaupt potenzielle Risiken? Und die hängen sich insbesondere, und Das hat auch die BAFA, das ist das Bundesamt, was die Einhaltung des Gesetzes überprüft, unterstrichen. Es sind im Wesentlichen zwei Kriterien, Länder und Branchenzugehörigkeit. Und wenn ich jetzt also in Deutschland in einer Nicht-Risikobranche bin, was bei Putzkis aus meiner Sicht durchaus der Fall ist, wäre eine valide Einschätzung zunächst einmal, dann muss ich auch nicht direkt umfassende Maßnahmen vorweisen. Das wäre also ein legitimes Vorgehen und das wurde aber durchaus anders interpretiert. Man muss aber auch ganz klar hervorheben, dass im Automotive-Bereich eben diese Supply Assurance-Fragebögen nicht nur auf die Einhaltung des LKSGs abziehen. Sie sind ganzheitlich ausgelegt auf das Thema Nachhaltigkeit, was ja auch sinnvoll ist und umfasst beispielsweise eben auch den Klimaschutz. Deswegen ist es hier in gewisser Weise ein anderer Scope, der aber eben auch dafür genutzt wurde, dann die Einhaltung des LKSG zu überprüfen. Und das ist dann natürlich auch eine kleine Viehflage am Ende.
Zackes Brustik: Bevor Silvia gleich erzählt, wie Sie das angegangen sind, noch kurz, du hast gesagt, deine Einschätzung nach, Butzki ist nicht eine Hochrisikobranche. Hast du zwei Beispiele von Branchen oder Unternehmen, die eher im Hochrisikobereich sind, auch in Deutschland?
Klaus Wiesen: Ja, Logistik und Gastronomie beispielsweise. Ich habe im Logistikbereich, war erst vor ein paar Wochen groß in der Presse, streikt der Lastwagenfahrer. Also da sind durchaus Verstöße gegen Einhaltung von Arbeitszeiten. Genauso in der Gastronomie, teilweise Verstöße gegen vielleicht Mindestlohn, Verstöße gegen eben auch Einhaltung von Arbeitszeiten bekannt. Somit sind hier auch potenzielle Risiken und da sollte ich dann auch genauer hinschauen.
Zackes Brustik: Das heißt, wahrscheinlich könnte man dann easy auch noch ergänzen, Baubranche oder auch die Agrarbranche in Deutschland mit Erntehelfer und Erntehelferin. Silvia, was hieß das für euch? Papierschlacht dann monatelang oder was musstet ihr angehen intern und wie viele Personen musstet ihr sein, das wirklich umzusetzen? Welche Abteilungen mussten da mitwirken?
Silvia Janzen: Also intern hieß es erst mal Bewusstsein schaffen. Tatsächlich. Also was wird da von uns verlangt und was steht auf dem Spiel? Und alle mitzunehmen, weil tatsächlich ist es ja so in so einem Unternehmen, dass jeder auch schon sowieso seine Aufgaben hat und damit mindestens 99 Prozent schon ausgefüllt ist. Und insofern hingen die ersten Sachen an der Geschäftsführung, an mir und an dem Führungspersonal. So und dann muss, also mein Ding ist ja auch Strategie, strategisch vorgehen, erstmal einen Plan machen, wirklich über Weihnachten, Neujahr, wie wir das denn schaffen können, wen wir mit ins Boot holen, zum Beispiel auch Experten für die DIN-ISO-Zertifizierung, weil das ist überhaupt nicht mein Kernthema. Da haben wir eine ganz tolle Frau Anke Rauschenberger gefunden, die das auch für viele Großunternehmen macht und super straight ist. Also, boah, also kann ich nur meinen Hut vorziehen. Und dann haben wir einen Plan gemacht, wer macht was, wann, bis wann und haben ganz konkret auch geguckt, was müssen wir denn tun? Zum Beispiel habe ich dann noch eine Compliance Officer Schulung gemacht, das Thema auch tatsächlich gut durchziehen zu können, weil das kann man nicht mal eben so machen.
Silvia Janzen: So und dann haben wir den Plan abgearbeitet, also von bis und das war mehr als ein Vollzeitschop tatsächlich.
Zackes Brustik: Also auch da klingt ja schon wieder eine Parallele durch. Nachher kommen wir noch auf die CSRD zu sprechen, aber das ist eben nicht so, wo man sagen kann, das macht jetzt ein Assistent und eine Assistentin nebenher, sondern es braucht das ganze Unternehmen und dafür brauchst du quasi das wirklich ein klares Statement von der Geschäftsführung so, Leute, das bedeutet jetzt, auch wenn es bisher nicht Teil eurer Aufgaben war, ihr müsst da mitarbeiten, das ist richtig zeitintensiv, egal wo im Unternehmen ihr seid. Und das heißt, du hast gesagt, ihr musstet wirklich über Weihnachten Überstunden schieben, das überhaupt bewerkstelligt zu bekommen.
Silvia Janzen: Also erstmal ging es ja daran, Pläne zu machen und tatsächlich auch das Budget freizuschaufeln, weil das ist auch mal nicht eben so für einen kleinen Mittel, also ein kleiner Mittelständler jetzt, wenn du siehst, die ab 10 Personen oder so zu schaffen, weil das Ganze und auch die Zertifizierung, die wir noch nicht hatten, zum Beispiel im 14.001 im Umwelt- und Energiemanagement, war auch bisher nicht gefordert. Diese ISO-Zertifizierung und mit allem Drum und Dran, das hat mal eben 100.000 gekostet, so für über drei, vier Monate.
Zackes Brustik: Wow, Da auch der Ball rüber zu Klaus, ist das eine normale Hausnummer?
Klaus Wiesen: Das ist jetzt nicht mein Spezialgebiet, Zertifizierungskosten sozusagen einzuschätzen, aber sicherlich. Man muss natürlich dazu sagen, dass jetzt Silvia bei Budzkis, dadurch, dass die, soweit ich das jetzt gerade verstanden habe, auch die, ihr ja auch diese Hallen wirklich aufbaut, da natürlich schon auch dann klar gewisse zusätzliche Risiken bestehen. Aber sich zertifizieren zu lassen ist nie günstig. Wir sind natürlich da, ich kann aus eigener Erfahrung sagen, wir sind jetzt ein kleineres Unternehmen, natürlich, mit Verso haben wir uns gerade ISO 27001 zertifizieren lassen. Da haben wir deutlich weniger für hingelegt. Aber klar, je größer das Unternehmen, desto teurer ist dann natürlich auch eine Zertifizierung, gerade wenn man die internen Aufwände dann auch mit rechnet. Man geht aber dann meistens natürlich auch mit einem Mehrwert, mit besseren Prozessen, dann darüber hinaus. Also man sollte jetzt nicht nur diese Kosten sehen.
Zackes Brustik: Genau. Und du hast es aber auch anklingen lassen, Silvia. Das heißt, du hast dich, sag nochmal in deinen Worten, zertifizieren lassen als?
Silvia Janzen: Compliance Officer.
Zackes Brustik: Compliance Officer, genau. Und das heißt, also ihr müsst irgendwo in die verschiedenen Abteilungen reisen und schauen, waren die Sicherheitsschulungen da, werden Arbeitszeiten eingehalten. Gab es andere Abteilungen, die euch zuliefern mussten und die vielleicht auch überhaupt keine Lust drauf hatten?
Silvia Janzen: Also wir haben einen Qualitätsmanager, der eigentlich auch immer alles im Griff hat und eine super Zulieferung gemacht hat. Also tatsächlich haben wir sehr gut zusammengearbeitet. Der ist aber hauptsächlich dann für die DIN-ISOs zuständig. Dann haben wir natürlich den Einkauf. Wir haben ja Lieferanten, unter anderem Stahllieferanten, Glaslieferanten, Schrauben, alles was dazu gehört. Und der Einkauf war auch wirklich ganz speziell gefordert, weil unser Einkauf, ich sage mal unser, aber Butzkis Einkauf muss natürlich wieder unsere Lieferanten überprüfen. Also wir haben einen Code of Conduct und wir haben jetzt Lieferantenfragebögen Und unsere Lieferanten müssen natürlich auch uns wieder Rede und Antwort stehen. Einerseits wird das gefordert vom Supplier Assurance, also von dem Konglomerat an Automobilkonzernen und auch noch andere haben sich da zusammengeschlossen.
Silvia Janzen: Und für uns ist es halt wichtig, dass wir auch Lieferanten haben, die nach den LKSG-Standards liefern, produzieren, ihre Mitarbeiter behandeln, die Umweltstandards halten. Und das ist eigentlich das Ding, weil wir arbeiten ja mit ganz großen Lieferanten zusammen, Stahl, also das sind schon dann Hausnummern oder eben, oder Schrauben, aber auch kleineren Lieferanten, die uns zu liefern. So und das müssen wir halt durchdrücken und der Einkauf, könnt ihr euch vorstellen, hat auch genug zu tun. Da wurde dann auch geschult. Also wir haben erstmal die ganzen Mitarbeiter compliance-mäßig geschult und den Einkauf speziell. Wie sie denn ihre Lieferanten befragen, ohne rauszufliegen? Weil Lieferanten, Also es ist eben halt so, die Lieferketten sind nicht mehr so, wie sie vor Corona waren. So und da müssen wir natürlich auch nett zu denen sein, ganz klar. Also wir wollen jetzt auch nicht irgendwo rausfliegen, weil die sagen, die Butzkis, was sind das denn für Leute, die fragen uns ja Sachen.
Zackes Brustik: Das ist interessant, also die OEMs geben den Druck nach unten weiter, der kommt bei euch an. Ihr seid aber in der brenzligen Situation, dass ihr den Druck eurerseits nicht einfach genauso, ich sag mal jetzt schamlos weitergeben könnt, weil ihr tatsächlich dann an der anderen Ecke vielleicht zu hören bekommt, ist uns zu aufwendig. Und bekommt ihr das dann eher von den Großen zu hören? Also ich sag mal jetzt, ich weiß nicht, wer den Großen, aber sagen wir jetzt von den Tüssen, die euch den Stahl liefern oder kommt ihr das von den Kleinen zu hören? Irgendein Kleiner, ich weiß nicht, Schreiner, Tischler, ist bei euch wahrscheinlich nicht relevant, aber was wäre so ein Beispiel von einem kleinen Lieferanten oder welche Lieferanten hätten keine Lust dann den Aufwand zu betreiben?
Silvia Janzen: Die Großen haben damit kein Problem. Die sind zertifiziert, die sind gut, die haben Abteilungen dafür. Ich sage mal, da sitzen dann in der Compliance oder in der LKSG Abteilung von den Großen da sitzen 30 Leute oder 40 oder noch mehr. Ich habe mal gehört, Siemens hat jetzt irgendwie 200 Compliance Officer alleine. Und wir versuchen das fair weiterzugeben und gucken immer, wie wichtig sind die denn? Also wie wichtig ist das auch im Prozess? So und da haben wir ein Rating und danach stufen wir auch unsere Lieferanten ein und haben auch unterschiedliche Bögen. Und natürlich die Lieferanten unter zehn Mitarbeitern, die fragen wir persönlich, gehen auch hin und gucken uns das an. Und tatsächlich gucken wir uns auch an, wie die produzieren, wenn das vor Ort ist, ob das die Verzinkerei zum Beispiel ist. Das sind natürlich alles auch Produkte, die im LKSG eine Rolle spielen.
Zackes Brustik: Du hast es gesagt, die Großen sind gut aufgestellt, die haben teilweise super viele Compliance Officer. Also Welche sind dann die Lieferanten, die euch unter Druck setzen, wo ihr merkt, wir müssen freundlich zu denen sein?
Silvia Janzen: Kann ich dir im Moment gar nicht sagen. Also grundsätzlich sind wir immer freundlich. Wer jetzt damit Probleme hatte, das wird sich zum Ende des Jahres herauskristallisieren. Wir haben schon viele Fragebögen verschickt, die auch zurückbekommen Und jetzt gilt es, das nachzuarbeiten. Das ist aber natürlich wieder eine Zusatzarbeit für den Einkauf. So, jetzt ist die Frage, stellt man da jemanden ein? Nee, das muss irgendwie so funktionieren und man muss sich dafür Platz schaffen. Und da sind wir jetzt gerade im Prozess. Also es ist wirklich eine totale Prozessarbeit das ganze Jahr über.
Silvia Janzen: Wie stellen wir auch verschiedene Abteilungen auf? Und wenn da jemand jetzt schon am Anschlag ist, wie kriegen wir das hin, das umzuverteilen oder uns Zeitpuffer zu schaffen?
Zackes Brustik: Klaus, was wäre dein Rat für das Vorgehen hier? Weil ich nehme an, dass was Silvia beschreibt, dass der Einkauf da plötzlich wirklich richtig gefordert ist mit einer Aufgabe, die eigentlich bisher noch gar nicht Teil wahrscheinlich auch der KPIs war oder der Zielvorgaben. Ist das normal? Und wie geht man das am besten an?
Klaus Wiesen: Das ist auf jeden Fall normal. Also gerade auch bei Unternehmen, die jetzt auch direkt umfassend unter das LKSG fallen, da ist natürlich zunächst einmal steigt der Workload immens. Das bekomme ich auf jeden Fall von den Unternehmen gespiegelt. Wir haben genau dafür, ja, so etwas hat uns ja motiviert, also sozusagen auch unsere Existenzberechtigung, sage ich mal, mit der Verso Lieferkettenplattform, ehemals Sustainable, zu sagen, da schaffen wir irgendwie eine Lösung, genau solche Unternehmen zu entlasten. Denn wichtig hierbei ist, was sind denn so die Aufwandstreiber, die dahinter stehen und klar zunächst einmal ganz wichtig, wie Silvia du sagtest, Prozesse, ganz ganz wichtig und das ist aber auch ein riesen Mehrwert, den ich dann schaffe, glaube ich, im Unternehmen. Saubere Prozesse einzuführen, vielleicht irgendwann mal Beschaffungsrichtlinien zu etablieren, auch für den Einkauf, nachdem der dann effizient agieren kann. Aber es gibt natürlich auch Bereiche, die schaffen jetzt keinen direkten Mehrwert und sind große Aufwaltstreiber, wie eben erst mal Risiken zu bewerten, Risiken zu erfassen von den Lieferanten, gerade wenn die Lieferanten sich vielleicht dann nicht immer kooperationsbereit zeigen. Und das heißt, eine Herausforderung, das bekommen wir eben auch gespiegelt und eben gerade auch natürlich von kleineren Lieferanten, die jetzt sehr ungünstige Konstellation, ich bin kleiner Lieferant, habe trotzdem viele Kunden, dann bekomme ich eine Vielzahl an verschiedenen Excel-Fragebögen, die alle leicht anders ausgelegt sind, die muss ich dann alle beantworten und das macht mir natürlich den riesen Aufwand und sorgt irgendwie auch dafür und das finde ich schade, dass der Fokus nicht darauf liegt, hey, was muss ich jetzt tun, wirklich besser zu werden als Unternehmen, sondern hey, wie kann ich jetzt irgendwie diese blöden Fragebögen alle schnell beantworten und genau das ist ja eigentlich die falsche Perspektive.
Klaus Wiesen: Und hier wollen wir eigentlich versuchen zu sagen, okay, wir schaffen da eine gewisse Standardisierung. Natürlich gibt es auch eine Handvoll Plattformen auf dem Markt, die das alle so vorgeben. Aber Dennoch auch durch eine hohe Effizienz bei den Assessments, durch eine sehr pragmatische Vorgehensweise, kann ich hier, wenn ich ein Risiko habe, sehr schnell nachweisen, a, dass ich Maßnahmen etabliert habe, oder b, wenn ich keine Maßnahmen bisher habe, und das halte ich für ganz, ganz wichtig, verstehe ich auch gleich und habe ein Wissenstransfer in Richtung, okay, was bedarf es denn, was muss ich denn jetzt machen und warum muss ich das machen? Das halte ich für sehr wichtig in dem Prozess und ich glaube, Da kann eine Software zum Beispiel auch einen Mehrwert bieten, weil das dadurch vorgegeben ist. Wichtig ist dann aber natürlich ganz, ganz zentral die Prozesse drum herum auch sauber aufzubauen.
Zackes Brustik: Silvia, wie ist das bei euch? War das dann wortwörtlich eine Papierschlacht oder hat das dann bei euch auch gerade eine grundsätzliche Digitalisierungsthematik angesprochen. Sei mir ehrlich, in Deutschland wahrscheinlich alle sind da irgendwo auf halber Strecke im Schnitt, sagen wir mal. Das heißt, da merkt man dann plötzlich so, ui, jetzt wissen wir, warum die Digitalisierung relevant ist.
Silvia Janzen: Ja, genau. Du hast es erfasst. So war das wirklich. Also insgesamt hat das ganz, ganz viel angestoßen bei uns. Also deswegen sehe ich das super positiv und bin eigentlich auch froh, dass wir da so gut durchkommen, weil Auch bei Butzkis war es natürlich so, dass die Digitalisierung, sagen wir mal, im Kommen, im Werden ist. Und jetzt gibt es einen super Drive, natürlich auch durch die neue Geschäftsführung, die das sofort angenommen hat. Und Jetzt haben wir da so viele Neuigkeiten für alle. Also nicht nur, dass wir das LKSG jetzt eben halt versuchen, auch zu standardisieren.
Silvia Janzen: Aber Klaus, das ist ein super Ansatz, tatsächlich auch diese Lieferantenfragebögen zu standardisieren. Das ist nämlich auch das Problem, was ich sehe, weil wir haben den, apropos Papierschlacht, darauf zurückzukommen, wir haben diesen Fragebogen natürlich selbst ausgearbeitet in unseren Worten und so wie wir meinen, dass es praktisch und gut ist und auch schnell gehen soll. Aber das ist natürlich individuell, ein individueller Fragebogen. Und nun kommen auf so einen Mittelständler mit 50 Mitarbeitern zum Beispiel zehn oder zwanzig verschiedene Fragebögen zu. Wie soll das funktionieren? Natürlich, wann soll er das machen? Also zack ist, wie du schon sagtest, wahrscheinlich Weihnachten oder so, wenn er Zeit hat. Ist ja aber nicht der Sinn dieser ganzen Festivitäten. So und bei uns ist es halt so, wir haben tatsächlich ganz neue Prozesse aufgesetzt. Die IT wird jetzt gerade komplett neu aufgestellt, was auch wieder ganz oben von der Geschäftsleitung auch gewollt und gewünscht ist.
Silvia Janzen: Und da werden neue Programme installiert. Also wir werden auch da ganz, ganz viel machen und auch in der Produktion. Also das war so ein Wirbelwind, sage ich mal. Das muss man aushalten können, wie ein Kapitän, sage ich mal. Und da bin ich ganz froh, dass da auch jetzt die richtigen Kapitäne am Ruder sind, die das einfach machen.
Zackes Brustik: Du hast vorhin gesagt, 100.000 Euro musst du dir investieren, weil teilweise das auch nur mit noch weiterer externer Hilfe ging. Gleichzeitig sind nicht die Ressourcen gebunden. Plus es hängt plötzlich auch mit dem Digitalisierungsprozess zusammen. Klingt für mich nach schon echt viel Investition von Menschenstunden plus Geld. Blieben dann plötzlich andere Schritte, die ihr eigentlich geplant hattet für das Unternehmen auf der Strecke?
Silvia Janzen: Ja, gute Frage. Eigentlich war eine neue Logistikhalle geplant, auch am Standort Krempe, wo die Firma beheimatet ist. Und das wurde jetzt tatsächlich auf nächstes Jahr zurückgestellt, weil diese Investitionen doch ja unplanmäßig kamen. Aber es ist halt ein gesundes Familienunternehmen und von daher können die das schon wuppen. Aber die neue Halle wurde dann leider, leider mit ein Tränchen im Auge zurückgestellt.
Zackes Brustik: Was aber auch heißt, wie existenziell das für euch war in euren Augen. Mal zu sagen, habe ich eine neue Halle, mit der ich schneller oder besser produzieren kann versus ich muss jetzt wirklich erstmal meine Premiumkunden bei Stange halten und mich die Mitarbeitenden kümmern, heißt ja wirklich, wie relevant das ist, wenn das so grundlegende Investitionen Jahr verschiebt. Klaus, an der Stelle jetzt, es fiel schon ein paar Mal, wir hatten so eine Zahl wie 3000 Mitarbeitern, Silvia hat aber gesagt, es betrifft auch Leute mit 10 Mitarbeitenden. Also was sind die Grenzen und was sind die Timelines jetzt auf das Lieferkettengesetz bezogen? Und danach dann direkt im Anschluss, es passiert ja noch viel anderes. Also es kommt die CSDDD, also die Corporate Sustainability Due Diligence Directive der EU. Mache ich das alles oder warte ich einfach bis die kommt? Fange ich dann von vorne an, muss ich das, was Silvia jetzt beschrieben hat, dreimal machen? Blätter mal kurz diese verschiedenen Timelines auf.
Klaus Wiesen: Zunächst mal zu dem Scope des Lieferkettengesetzes. Also Ich glaube, das ist eine Vorgabe vielleicht Silvia von Supplier Assurance, dass man sagt, das gilt ab 10 Mitarbeitende werden die Lieferanten vielleicht befragt. Also der eigentliche Scope des Gesetzes ist ja erst mal ab 3000 Mitarbeitende seit dem 1.1.23 und ab dem 1.1. Nächsten Jahres dann ab 1000 Mitarbeitende in Deutschland falle ich unter das Gesetz, Weil eben viele Unternehmen dann in der Breite ihre Lieferanten befragt haben, direkt umfassende Informationen, Vorgaben, Anforderungen gestellt haben, hat das BAföR auch noch mal eine Handreichung rausgegeben, die eben besagt, man sollte jetzt nicht Lieferanten einfach proaktiv mit riesigen Anforderungen torpedieren. Ich glaube, das war auch eine Reaktion eben darauf, dass da so umfassend Lieferanten in der Breite befragt wurden. Sprich, es ist schon so, entweder ich falle unter das Gesetz oder ich falle nicht unter das Gesetz. Dann muss ich natürlich irgendwo schauen, wo sind meine Kundenanforderungen. Klar, der Kunde ist am Ende immer der König, ja, aber wenn jetzt mein Kunde unbegründet unglaublich viele Informationen anfragt, Maßnahmen, mit Maßnahmen auf mich zukommt, dann sollte ich da schon mal zurückfragen, hey, was ist denn der Grund dafür, inwiefern begründest du das hier, siehst du, dass ich einem konkreten Risiko an der Stelle ausgesetzt bin oder nicht.
Klaus Wiesen: Also das vielleicht einmal zum Rahmen des Gesetzes. Dann gibt es den Blick in die Zukunft und der ist ganz, ganz wichtig bei der Umsetzung des Gesetzes. Denn wir haben eben verschiedene Chancen, sage ich immer, die mit dem Gesetz einhergehen. Und das ist zum einen erstens Digitalisierung. Nachhaltigkeit und Digitalisierung geht auf jeden Fall Hand in Hand. Und genau wie du gesagt hast, Silvia, es ist wirklich eine Chance für die Unternehmen, dass sie jetzt so ein bisschen dahingeschubst werden, sich auch dem Thema Digitalisierung mal im Einkauf, aber auch in anderen Bereichen da nochmal besser zu widmen. Das ist das Erste. Und das Zweite ist eben, dass ich damit erste Schritte in Richtung der weiteren Gesetzgebung, Regulatorik, die noch kommt, gehe, wenn ich es denn richtig aufsetze.
Zackes Brustik: Was da noch kommt, ist glaube ich das Entscheidende, weil alle die dachten, dass das Lieferkettengesetz schon ein Hammer ist, die CSDDD wird nochmal durchaus gewaltiger, oder? Bevor Klaus auf die CSDDD eingeht, gibt's natürlich den Shoutout ins Nachhaltigkeitsökosystem. Gerade für die Themen dieser Folge möchte ich unbedingt auf die kostenfreien Angebote von mittelstand-digital.de aufmerksam machen. Denn eines dürfte in dieser Folge bisher schon klar geworden sein, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen liegt hier nicht nur viel Aufwand in der Thematik, vor der man sich unter Umständen scheut, sondern es liegen wirklich große Chancen und geschäftskritische Themen drin. Themen, die man am besten nicht für sich allein gedacht, sondern gemeinsam mit der digitalen Transformation angeht. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima unterstützt Euch dabei das Mittelstand-Digital.de Netzwerk, das in über 29 Zentren bundesweit auf Euch wartet. Speziell zum Thema LKSG kann ich Euch zum Beispiel das Mittelstand Digitalzentrum Smarte Kreisläufe empfehlen. Wendet Euch hierfür einfach an Anja Merker. Ihre E-Mail-Adresse packe ich in die Shownotes und Ihr findet sie natürlich auch auf LinkedIn.
Zackes Brustik: Geht das Thema also nicht nur jetzt an, sondern gönnt euch auch die Unterstützung, die es da draußen für euch schon gibt. Und damit zurück zu Klaus und dem Zusammenhang des LKSG mit der CSDDD und der CSRD.
Klaus Wiesen: Wenn wir das mal in der chronologischen Reihenfolge durchgehen, dann kommt als nächstes, sage ich mal jetzt für den typischen Mittelständler, ab 250 Mitarbeitende, kommt als nächstes die CSRD, ja eben die Richtlinie, die erfordert, dass ich einen standardisierten Nachhaltigkeitsbericht veröffentliche. Diese Richtlinie greift dann für den Mittelstand ab 2026 für das Reportingjahr 2025. Diese Richtlinie besagt eben, dass ich erstmal eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse, nennt sich das, durchführen muss. Ich muss also schauen, wo ist mein Unternehmen Risiken ausgesetzt, wo setzt mein Unternehmen andere Menschen Risiken aus. Und in den meisten Fällen spielt hier natürlich die Lieferkette auch eine Rolle.
Zackes Brustik: Die CSRD haben wir in der einen oder anderen Folge schon ein bisschen mehr beleuchtet. An der Stelle nur, wo sind Überschneidungen, dass ich jetzt vielleicht nicht doppelte Arbeit leisten muss. Also wenn ich jetzt zum Beispiel das Lieferkettengesetz schon angegangen bin, habe ich dann schon Hausaufgaben für die CSRD gemacht oder andersrum?
Klaus Wiesen: Genau das wollte ich sagen. Es sind dann schon Hausaufgaben auch für die CSRD gemacht. Das heißt, wenn ich auch Risiken in der Lieferkette identifiziert habe, bin ich auch laut CSRD eigentlich dazu verpflichtet, eine Risikoanalyse durchzuführen, zu schauen, gibt es Risiken und genau das habe ich ja dann ja mit dem Lieferkettengesetz schon erschlagen. Fall ich als Lieferant aber nicht direkt unter das Lieferkettengesetz, habe das aber dennoch implementiert. So wie jetzt bei Butzkis, habe ich da natürlich auch schon in Richtung CSRD meine Hausaufgaben gemacht. Das ist eben sozusagen das Wichtige.
Zackes Brustik: Plus Silvia, ihr hattet erzählt, Supplier Assurance hat nochmal einen weiteren Scope als nur das LKSG. Das heißt, dadurch hat CEL wahrscheinlich auch schon sehr viel für den Bereich gemacht. Dann die CSDDD, weil LKSG deutsche Regulierung, CSRD europäische Regulierung. Und warum brauchst du jetzt neben der CSRD auch noch die Corporate Sustainability Due Diligence Directive? Weil da steckt ja dann auch Sustainable drin und nicht Supply Chain oder ist es die Corporate Supply Chain Due Diligence Directive?
Klaus Wiesen: Nein, nein, es ist die Sustainability Due Diligence Directive, bezieht sich aber hier auch mit klarem Fokus auf die Lieferkette. Diese ist im Prinzip das europäische Pendant eben zum Lieferkettengesetz. Auch hier gibt es dann natürlich wieder große Überschneidungen. Sie geht aber an einigen Stellen über das Lieferkettengesetz hinaus. Das sind insbesondere zwei Bereiche. Einmal, dass ich eben nicht nur bei spezieller Kenntnis, bei offensichtlichen Meldungen, Vorfällen über meine direkten Geschäftspartner hinaus schauen muss, sondern ich muss auch risikobasiert die gesamte Lieferkette im Blick halten. Also einfach nur basierend auf typischen Risikoindikationen muss ich Verantwortung für die Vorlieferkette übernehmen. Das ist sicherlich ein ganz ganz großer Unterschied, der sicherlich noch zu großen Herausforderungen führen wird für Unternehmen.
Klaus Wiesen: Und das andere ist, und das ist natürlich ein ganz ganz wichtiger Aspekt, auch das Thema Klimaschutz. Das heißt, ich muss meine Lieferanten auch überprüfen, ob sie denn im Einklang mit den Pariser Klimazielen wirtschaften. Und das greift natürlich alles Hand in Hand. Aber der Unterschied ist jetzt schon, dass natürlich die CSRD den Fokus erstmal primär auf mich als Unternehmen legt und die CSDDD soll aber bewirken, dass über die EU hinaus natürlich auch dann Lieferanten dazu motiviert werden, bewegt werden, entsprechende Standards auch umzusetzen.
Zackes Brustik: Okay Klaus, noch mal einmal für mich, es grundsätzlich zu verstehen. Über allem droht ja der Green Deal, das ist eines der wichtigsten Prinzipien, so das Do-Not-Harm-Principle. Und es geht wirklich darum, dass die EU nicht nur innerhalb der EU, sondern auch über die EU hinaus den europäischen Wertekanon etabliert und gleichzeitig aber auch verbindlich Klimaziele in das Pariser Abkommen einhält und die Unternehmen wirklich dazu führt. Also es ist nicht nur Compliance, es hat wirklich einen Transformationsanspruch auf all diesen verschiedenen Ebenen.
Klaus Wiesen: Auf jeden Fall hat es das und das ist ja auch das Ziel dahinter, das darf man nicht vergessen. Ja, wir müssen natürlich die Wirtschaft transformieren, am Ende die Klimaziele zu erreichen, den Klimawandel natürlich irgendwo zu zu mindern und die drastischen Auswirkungen. Das ist ganz, ganz wichtig, dass wir das nicht vergessen. Regulatorisch ist das aber natürlich am Ende schon sehr, sehr komplex. Und ich glaube, da muss die Politik noch einige Aufgaben machen. Denn zwischen diesem LKSG, dem nationalen Gesetz, zwischen der CSRD, der Reporting-Richtlinie, die 26 für den Mittelstand kommt und dann der CSDDD gibt es natürlich Überlappungen. Die Ziele dahinter sind teilweise die gleichen. Ich muss aber als Unternehmen, stand jetzt oder riskiere ich, für das LKSG, für die CSRD und für die CSDD einen separaten Bericht abgeben zu müssen.
Klaus Wiesen: Und ich glaube, da müssen auf jeden Fall noch Synergien geschafft werden und ich bin auch sehr zuversichtlich, dass bis es dann mal so weit ist, wie es auch der Fall sein wird.
Zackes Brustik: Kleiner Einschub an der Stelle. Ich weiß, demnächst durfte ich bei EY Österreich in einem Webinar teil sein mit einer kleinen Keynote. Die haben von CS3D gesprochen. Das fand ich eine charmante Abkürzung, weil man das viel einfacher aussprechen kann Und auch nicht so sehr mit der CSRD durcheinander kommt. Aber Silvia, hoffst du, dass das wahr wird, was Klaus sagt, dass sich das irgendwie konsolidiert und nicht drei verschiedene Berichtsstandards rauskommen? Oder hast du jetzt irgendwie Weihnachten 23, 24 und 25 jeweils schon reserviert, das, was alles noch als nächste Welle kommt, dann wieder mit Überstunden abarbeiten zu dürfen?
Silvia Janzen: Also genau das ist nämlich auch Thema. Ich habe das das ganze Jahr schon überlegt, wie ich diesen Nachhaltigkeitsbericht, der noch im Werden ist, abfasse und befasse mich tatsächlich auch schon mit dem CSRD und mit dem CSDDD und will schon im Vorwege den Kunden darauf vorbereiten, also tatsächlich den Nachhaltigkeitsbericht nach den Richtlinien schreiben, die, das sind im Moment die GAI, die wahrscheinlich dann auch für alle drei gelten, weil nämlich 26, wenn das aussprechbare CSDDD kommt, Das gilt dann ab 250 Beschäftigte, das ist ja schon mal sicher. Und die Pflichten der Geschäftsleitung werden wesentlich strenger. Und da sind dann zum Beispiel auch Biodiversität ist dann ein Thema. Und das versuchen wir tatsächlich jetzt schon zu berücksichtigen. Also ich schaue einfach, was da schon drin steht. Und das macht ja auch Strategie aus, dass man ein paar Jahre im Voraus guckt. Und nicht guckt so, was ist jetzt von uns gefordert und hoch, oh jetzt muss ich das aber schnell machen und Weihnachten ist wieder hin.
Silvia Janzen: Nein, also tatsächlich gehen wir da strategisch vor. Ich gucke, was CSDDD fordert und da wollen wir drauf hinaus, so dass Weihnachten die nächsten Jahre für die Familien reserviert ist.
Zackes Brustik: Und das Spannende ist, und wie gesagt, ich versuche jetzt mal CS3D zu sagen, anstatt CSDDD. Die CS3D packt das Thema Biodiversität an, so das heißt auch noch mal gründlicher und tiefgehender, als ich das bisher bei der CSRD auf dem Schirm hatte. Und jetzt ist es so, ihr habt schon super viel zu tun und vielleicht bereiten sich alle auf das LKSG vor und du hast gesagt, was dahinter kommt, jetzt auf der CSRD-Ebene, da wird der Berichtstandard die ESRS sein, aber ihr orientiert euch gerade an der GRI, jetzt wirklich alle maximal zu verwirren, Das ist die Global Reporting Initiative. Ganz ehrlich, Klaus, du bist im Mittelstandsbeirat. Sagst du da nicht ehrlich, Leute, bevor wir all das machen, schafft doch mal irgendwie Klarheit, Orientierung, Konsolidierung. Steht nicht sogar im Raum, ob das Lieferkettengesetz ausgesetzt wird, bis die EU am Start ist, damit die Mittelständler jetzt wie Silvia nicht erstmal voll Gas geben, investieren und dann wieder in eine andere Richtung umschwenken müssen, mit einem anderen Fokus?
Klaus Wiesen: Grundsätzlich setze ich mich schon dafür ein, dass das Ganze zusammen gedacht wird. Ich glaube, es ist eben politisch überhaupt nicht einfach, das natürlich da die Instrumente zu entwickeln, zu verabschieden. Du hast Vorgaben, willst vielleicht auf nationaler Ebene vorangehen, dann zieht die EU nach, was ja auch wichtig ist. Also da ist eine unglaubliche Komplexität dahinter und das darf man, glaube ich, nicht vergessen. Ich finde es extrem wichtig, dass natürlich am Ende dann Synergien geschafft werden, dass nicht doppelte Reportingpflichten, wie schon gesagt, am Ende erforderlich sind, dass nicht doppelte Prozesse und Strukturen aufgebaut werden müssen. Das ist, glaube ich, das übergreifende Ziel. Ich sehe aber auch, dass wir da auf einem guten Weg sind. Das heißt, auf der einen Seite rate ich zwar immer dazu, sich frühzeitig aufzustellen, frühzeitig zu verstehen, was kommt da auf mich zu.
Klaus Wiesen: Auf der anderen Seite denke ich aber, sollte man jetzt nicht versuchen, den Gesetzestext überzuinterpretieren und schon umzusetzen, bevor er gar nicht verabschiedet ist. Also wenn wir auch sehen was sich beim LKSG, welche Reise das war, diese letzten zwei Jahre, ja welche Erkenntnisse dann auch noch geschaffen wurden, wie die Risikoanalyse durchzuführen ist, beispielsweise, dann wird am Ende nie so heiß gegessen wie gekocht. Und ich glaube, das ist ein sehr wichtiges Credo, was man im Mittelstand dann mitnehmen sollte. Das heißt, man muss diese Transformation ernst nehmen, man muss sie ganzheitlich angehen, aber man sollte sich nicht im Klein-Klein verlieren und sagen, okay, ich setze das mit, sag ich mal, erstmal gesunden Menschenverstand und was jetzt regulatorisch ganz genau wie erforderlich ist, Das ist dann entscheidend, wenn die Regulatorik auch wirklich mal da ist. Zu dem Punkt, dass ja sogar überlegt wurde, die Pflichten des Lieferkettengesetzes auszusetzen. Das ist nicht der Fall. Es gab davon von Robert Habeck mal ein Zitat, was dafür Aufruhr gesorgt hat in Richtung wir setzen die Reportingpflicht aus. Ich glaube, das war bis die CS3D dann mal da ist.
Klaus Wiesen: Ich glaube, dass auch der Bundesminister da ein bisschen durcheinandergekommen ist. Ich glaube eher, dass er die CSRD eigentlich meinte, denn die ist ja das, was als nächstes für den Mittelstand ansteht. Und hier ist es wirklich auch wichtig, glaube ich, diese Synergie zu schaffen. Wenn ich nach CSRD schon in Bezug auf die Lieferkette berichte, dann muss ich nicht unbedingt noch mal einen Bericht nach Lieferkettengesetz erstellen. Das fände ich auch sehr sinnvoll.
Zackes Brustik: Silvia, bei euch ist es so, dass ihr das jetzt wirklich in schnellster Zeit geschafft habt. Ihr habt wirklich nicht nur eigentlich alle Ampeln auf grün, sondern ihr steht als eins der Unternehmen in dem Bereich da, die sehr gut aufgestellt sind. Das heißt, ist ja wahrscheinlich für euch mittlerweile jetzt auch zu einem wirtschaftlichen USP geworden, weil ihr damit punkten könnt, oder? Und gehst du jetzt mit dem Mindset dann all das, diesen riesigen Komplex und Wust, den Klaus auch schon so ein bisschen umschrieben hat, an nach dem Motto, da sind noch mehr Chancen für uns drin?
Silvia Janzen: Ja, das würde ich auf jeden Fall sehen. Also das sind interne und externe Chancen oder Benefits, wie auch immer man das bezeichnen möchte. Wir minimieren auch Risiken dadurch jetzt durch die Risikoanalyse, die dann auch wirklich in allen Abteilungen gelebt wird. Und vor allen Dingen Kunden, aber auch Banken und Versicherungen schätzen das. Und das kam noch gar nicht zur Sprache. Also tatsächlich ist das Rating dann bei den Banken noch besser oder Versicherungen sagen auch, okay, also ihr kennt ja eure Risiken, ihr habt sie minimiert, das ist ja super und das ist kein kleiner Batzen. Also teilweise oder langfristig sparen wir natürlich auch dadurch. Also wir haben zwar viele Ausgaben, aber insgesamt ist es natürlich ein USP auf jeden Fall noch, aber darauf darf man sich nicht ausruhen.
Silvia Janzen: Das ist auch ganz klar, weil andere werden folgen. Und es ist aber auch eine Kundenbindung oder die Kundenzufriedenheit steigt natürlich auch, weil die können sagen, so, wir arbeiten mit einem Stahlbauer zusammen, der tatsächlich die höchsten Anforderungen erfüllt, tatsächlich erfüllt, nachweisbar erfüllt. Und das ist eigentlich ein ganz großes Gut, das wir im Moment haben. Und ja, also ich hoffe auch, dass wir das gut rüberbringen können im Markt. Das ist ja auch immer noch so eine Sache. Also wie wird das eigentlich gesehen? Und wir haben ja am Anfang gesagt, es wird noch gar nicht so gesehen im Mittelstand. Und damit muss man halt punkten. Und das LKSG kommt ja auch nicht von ungefähr oder das Pariser Abkommen, sondern wir erleben ja, wie der Klimawandel tatsächlich da ist und nicht mehr geleugnet werden kann.
Silvia Janzen: So Und von daher sehen wir uns da wirklich auf einem guten Weg, ohne irgendwie Greenwashing zu betreiben, sondern das sind Tatsachen.
Zackes Brustik: Ich muss ehrlich sagen, ich bin ja in die Folge gestartet mit, okay, nach 60 Minuten haben wir das wunderbar aufgegliedert und aufbereitet und alle Fragen beantwortet. Ich habe jetzt eigentlich fast noch mehr Fragezeichen vor Augen als danach, weil es echt eine komplexe Thematik ist. Das heißt, ich glaube, das Wichtigste ist ja zu wissen, wo gibt es noch mehr Antworten. Magst du vielleicht ein, zwei Dinge nennen, die dir in der Rolle am meisten geholfen haben, wo du sagen kannst, wenn jetzt hier jemand zuhört, der gerade in der Situation ist, ist sozusagen das Telefon klingelt und das heißt so, die Alarmglocken schrillen, wir müssen jetzt loslegen. Was würdest du sagen, als die ersten zwei, drei Schritte, sich wirklich als die Person gut aufzustellen, die da den Auftrag hat, das voranzutreiben?
Silvia Janzen: Oh, Das kann ich gar nicht so genau sagen, weil ich hatte natürlich CSR-Vorkenntnisse und durch meine Arbeit bei der Stiftung Naturschutz ist es eben halt auch so, dass ich da natürlich viel mitbekomme. LKSG, ja das war so learning by yourself. Also du musst halt einfach dich darum kümmern. Da gibt es ein paar Hilfestellungen. Man kann viel lesen, man kann Podcasts hören, aber so eine richtige Zusammenfassung oder eben halt auch branchenspezifisch oder auch von der IHK zum Beispiel, habe ich jetzt nicht gefunden. Das kann an mir liegen, das kann aber auch daran liegen, dass es noch gar nicht so tatsächlich so ernst genommen wird gerade. Das wird noch kommen, glaube ich. Also Es wabert ja jetzt schon lange das Lieferkettengesetz und in den Risikobranchen ist das ein Thema, aber beim normalen Mittelstand ist es glaube ich immer noch nicht angekommen.
Zackes Brustik: Würdest du auch so sehen, Klaus, oder andersrum formuliert, Welche ersten Schritte, wirklich jetzt sich, die Wirksamkeit als die Person zu erhöhen, die das Ganze anschieben darf? Wo würdest du dir hin dirigieren?
Klaus Wiesen: Ich finde es immer sehr, sehr wichtig, dass der Einkauf von Anfang an mit dabei ist, weil wenn das Ganze auch zukunftsfähig aufgesetzt wird, dann spielt der Einkauf natürlich eine Schlüsselrolle. Irgendwann muss der natürlich auch dann anhand von ausgearbeiteten Kriterien klar entscheiden können, darf ich mit dem Lieferanten zusammenarbeiten, darf ich diese Produkte vielleicht einkaufen oder nicht. Deswegen finde ich das sehr zentral. Ich wollte aber noch eine Sache auch sagen zu der Frage, wo bekomme ich eigentlich jetzt Informationen auch her, wie ich vorgehen kann? Sicherlich stecke ich da inzwischen auch zutiefst drin, das jetzt so gut zu beurteilen können. Insofern, Silvia, fand ich da auch noch mal eine sehr hilfreiche Einschätzung von deiner Seite, inwiefern das Informationsangebot da ausreichend ist oder nicht. Dennoch wollte ich hervorheben, dass natürlich nicht nur sozusagen die Politik dafür Angebote sorgt, sondern natürlich auch der Markt selbst. Und wir bekommen zum Beispiel immer ganz gutes Feedback. Also ich glaube auch, ob man jetzt uns oder Marktbegleiter einfach mal anfragt und sagt Hey, wie könnt ihr uns da unterstützen? Allein glaube ich, die Gespräche mal, die sind sehr, sehr zielführend.
Klaus Wiesen: Ja, weil am Ende des Tages haben wir natürlich auch sehr viel Wissen angesammelt, das wir auch gerne teilen und man so sehr schnell auch einen Einblick bekommen kann, was gibt es am Markt und wie könnte ich da möglicherweise auch Unterstützung nochmal bekommen.
Silvia Janzen: Ja, also mittlerweile tatsächlich gibt es auch viele Hilfen, aber ich sehe das genauso wie mit dem Hinweisgeber-Schutzgesetz, das ja jetzt ab 1.6. In Kraft getreten ist und für viele Unternehmen gilt. Da war vorher, also als wir es gebraucht haben, weil das auch ein Thema war, Anfang des Jahres noch gar nicht so viel tatsächlich Hilfe dabei. Und jetzt gibt es natürlich sehr viele Unternehmen, auch die Schulungen anbieten, die das als ihr Geschäftsmodell entdeckt haben. Aber ich habe das Gefühl, dass im Moment alle reagieren.
Zackes Brustik: Okay, ich dachte, da kommt noch was. Das heißt, alle reagieren. Reagieren, Punkt. Punkt. Das heißt, es fehlt wirklich noch, dass proaktiv, vorausschauend das Ganze behandelt wird. Das noch einmal zusammenzufassen, weil das hatten wir vorhin gar nicht einfließen lassen. Der große Unterschied auch bei der CS3D ist, dass plötzlich die Geschäftsführung persönlich haftbar wird und auch Zivilplagen möglich werden. Also das heißt, auf der einen Seite haben wir wirklich brisante Push-Faktoren und auf der anderen Seite Pull-Faktoren.
Zackes Brustik: In 90 Sekunden, Klaus. Warum muss ich das Thema auf dem Schirm haben, aus einer es könnte brenzlig werden Sicht und warum sollte ich es auf dem Schirm haben, aus einer das ist wirklich eine wirtschaftliche Chance Sicht?
Klaus Wiesen: Ich sollte es auf dem Schirm haben, weil es brenzlig werden könnte für mich, denn ich werde einfach eine gewisse Vorlaufzeit brauchen, die zentralen Anforderungen umzusetzen. Und deswegen, und ich hoffe, ich bin da jetzt nicht falsch verstanden worden, bisher bin ich natürlich auch dafür, das Ganze sehr proaktiv und frühzeitig anzugehen, sich aber dann eben nicht im Klang klein zu verlieren, sondern das zu identifizieren, was wichtig ist, wo ich noch die größten Lücken habe. Und das unabhängig davon, ob ich jetzt vielleicht mit 5 Millionen oder 8 Millionen Hafte oder ähnliches, weil das ist noch nicht nid und nagelfest, sondern eben zu sehen, hier Klimaziele, das wird auch da erfordert, die muss ich erreichen. Wie kann ich das machen? Da muss ich mich jetzt schon mit beschäftigen, weil das ist Die Mammutaufgabe schlechthin, wenn ich eben auch signifikante Emissionen in der Lieferkette habe, und das haben viele Unternehmen, sich zu überlegen, wie komme ich darunter. Da muss ich hier und heute schon anfangen, mit meinen Lieferanten in Gespräche zu gehen, zu schauen, wo stehen die, dann eben Maßnahmen entwickeln zu können. Und das ist, glaube ich, wirklich ganz, ganz wichtig, damit loszugehen. Und es ist aber auch eine Chance, denn wer frühzeitig agiert, der kann natürlich damit doppelt punkten. Ich sage immer, wenn ich jetzt die ganzen Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetze, weil ich muss, kann ich damit keinen Blumentopf gewinnen.
Klaus Wiesen: Wenn ich jetzt im Marketing sage, hey, wir haben das Lieferkettengesetz umgesetzt und übrigens, wir mussten das auch schon seit dem 1.1.23, wird mir glaube ich keine Marketingabteilung sagen, dass ich das veröffentlichen kann. Aber wenn ich sage, ich mache das proaktiv, dann kann ich damit das natürlich auch durchaus nutzen. Damit habe ich ein Alleinstellungsmerkmal im Markt, kann das auch für mein Marketing verwenden. Und da habe ich noch ein konkretes Beispiel zum Abschluss. Unser Kunde Riese und Müller, Premiumhersteller von E-Bikes, wirklich sehr, sehr engagiert. Aus meiner Sicht ein klarer Sustainable Leader in Sachen Nachhaltigkeit. Die wachsen sehr stark, die werden vermutlich 2026, 2027 spätestens unter das Lieferkettengesetz fallen, haben aber trotzdem schon mit uns 2022 angefangen zu sagen, hey, wir wissen, dass wir da ohnehin irgendwann drunter fallen. Wir setzen da jetzt was wir implementieren Risikomanagement und haben zum einen wirklich den Nachhaltigkeitsprozess für die Fahrradindustrie angestoßen, kann man sagen, und zum anderen können sie es und dürfen sie es natürlich auch für ihr Marketing jetzt nutzen, indem sie das wirklich auch auszeichnet.
Klaus Wiesen: Und das finde ich ein tolles Beispiel. Win-win. Sie haben sich vorbereitet auf das, was ohnehin kommt, was sie ohnehin machen müssen. Aber jetzt können sie es eben auch sehr gut für die externe Kommunikation und als Erleichterungsmerkmal im Markt nutzen.
Zackes Brustik: Silvia, dein Schlussstatement, all das, was Klaus beschrieben hat, wenn ich das angehe, was ist die wichtigste Eigenschaft?
Silvia Janzen: Also die wichtigste Eigenschaft ist eigentlich den Überblick zu behalten und tatsächlich so ein Deep Dive im Unternehmen haben, dass man das Unternehmen auch kennt und nicht nur oberflächlich betrachtet und auch die Personen im Fokus hat. Also wer kann was tatsächlich auch die Charaktereigenschaften teilweise auch, wer kann was aushalten und wer nicht. Und dann ist es halt so, dass man proaktiv vorangehen muss und nicht nur, weil es gerade gefordert wird, sondern tatsächlich immer auch die Zukunft im Auge hat und da wirklich auch guckt, was ist denn nachhaltig? Also was können wir denn wirklich bewegen, wie wir zum Beispiel eben heimische Zertifikate gekauft haben, Kompensationszertifikate und nicht irgendwo im, was weiß ich nicht, Regenwald. Was auch wichtig ist, aber dass man wirklich guckt, was ist denn gefordert und was ist sinnvoll?
Zackes Brustik: Also ich finde, das passt wunderbar. Also man darf das auf keinen Fall nur als Compliance betrachten. Es ist ein großes Transformationsthema. Wenn man das nicht im Blick hat, dann verspielt man wirklich einerseits die Chance, sich auf das vorzubereiten, was noch nachgelagert kommt, plus man verspielt auch die Fähigkeit oder die Chance, sich als Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Wichtigstes Take-away auch für mich, man kann das nicht einfach nur extern einkaufen und sich schnell quasi, Wenn man sagt, okay, wir haben es verschlafen, wir schmeißen jetzt Geld drauf, sondern es braucht wirklich Menschen im Unternehmen, die das Know-how haben oder das Know-how verliehen bekommen, das anzugehen. Plus es braucht die Menschen, die wirklich den Drive haben, die Eigenschaft, die Verankerung im Unternehmen, das vorantreiben zu können, auch wenn Widerstände aufkommen. Und das Wichtigste, das habe ich bei euch beiden herausgehört, bei dir Silvia, aber auch bei dir Klaus, dass das Ganze wirklich von ganz oben, von der Geschäftsführung getragen wird, dass das ins Unternehmen kommuniziert wird und das klare Backup da ist für die Menschen, die das dann umsetzen dürfen. Also ein Thema, das man gründlich angehen muss, das man mit viel Zeit angehen muss, mit viel Energie, aber auch mit dem Blick darauf, dass es wirklich zukunftsfähig macht.
Zackes Brustik: Danke euch beiden für den Besuch heute. Vielen Dank Silvia.
Silvia Janzen: Gerne, zack es. Bis bald. Alles Gute.
Zackes Brustik: Und vielen Dank dir Klaus.
Klaus Wiesen: Vielen Dank auch von mir. Bis bald.
Zackes Brustik: Das war ein kleiner Deep Dive speziell in das Lieferkettengesetz. Ich hatte im Podcast natürlich auch schon drei richtig coole Folgen. Zum Thema CSRD einfach erklärt, zum Thema CSRD und ISG Reporting und eine zum Thema Nachhaltigkeitsbericht, nämlich die Folge 14, 22 und 23. Also geht am besten stöbern, schaut was es da schon gibt, abonniert den Podcast in eurer Podcast App, denn das Thema wird bestimmt nochmal kommen, dann verpasst ihr es nicht. Und das Wichtigste, wenn ihr jetzt schon Fragen habt, dann connectet euch natürlich mit Silvia Janssen auf LinkedIn, mit Klaus Wiesen auf LinkedIn Und nicht zuletzt mit mir, Zackes Prostek, den Link gibt's in den Shownotes. Denn ich poste ja regelmäßig zu allen Folgen auf LinkedIn und dort in den Kommentaren mischt wirklich eine hochwertige Community an Sustainability Professionals mit. Wenn ihr euch mit euren Peers vernetzen wollt, ist das der Bord. Ich freu mich auf die nächste Folge und darauf, dass ihr wieder mit an Bord seid.
Zackes Brustik: Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
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