#59 So wirst Du CSRD-Profi für Dein Unternehmen! Ein Erfahrungsbericht. I Mit Franziska Kunz und Jan Köpper

Shownotes

Kaum ein Thema brennt Unternehmenslenkern gerade so unter den Nägeln, wie die CSRD-Berichtspflicht rechtzeitig zu schaffen. Aber wer sich schon an den ganzen Aufwand macht, sollte gleich darüber hinaus denken: an die grundlegende Nachhaltigkeitsstrategie. Sagt Jan Köpper, der seit über 15 Jahren mit Pionieren an CSR-Themen arbeitet.

Meistens liegt die Verantwortung für den ganzen Prozess bei Menschen, die gerade neu in ihre Nachhaltigkeitsrolle gerutscht sind. Diese gehen mit Euphorie eine gewaltige Aufgabe an. Damit auf Euphorie nicht Frust wird, ergänzt Franziska Kunz Jans Einblicke direkt mit ihrer eigenen Reise bei dem schweizerischen Weltmarktführer für Messtechnik - der Kistler Gruppe. Denn Franziska wurden eher zufällig von der Standortleiterin im Werk in Meerane zusätzlich zur CSR und Sustainability Managerin der ganzen Unternehmensgruppe.

Eine Erfahrung und eine Verantwortung, die gerade viele Sustainability Managern bekannt vorkommen dürfte. In dieser Podcast-Folge bekommst du wertvolle Anregungen und konkrete Schritte an die Hand, um Dich in Deinem Unternehmen perfekt als CSRD und Sustainability-Verantwortlicher aufzustellen.

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✅ Darum ist der Austausch mit anderen Nachhaltigkeitsmanagern unersetzlich.

Lass Dich von Worten wie Doppelte Wesentlichkeitsanalyse, ESRS und Prüfsicherheit nicht beirren. Jede Strategie braucht zu aller erst eine klare Mission und gute interne Kommunikation. Hier bekommst Du Antworten auf die drängendsten Fragen: Was gilt es als erstes anzupacken? Welche Verbündeten braucht man im Unternehmen und wo bekommt man die relevanten Informationen zur konkreten Umsetzung der CSRD?

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Über die Gäste: Franziska Kunz ist Standortleiterin und Sustainability + CSR Manager der Kistler Gruppe. 🔗 https://www.linkedin.com/in/franziska-kunz-32034b197/

Jan Köpper arbeite seit 15 Jahren an CSR und Nachhaltigkeitsthemen. Unter anderem für CSR-Europe, für die GLS Bank und aktuell als Senior Manager | Sustainability, Risk & Culture bei Protiviti Deutschland. Zusätzlich ist er Mitgründer der Peer School for Sustainable Development. 🔗 https://www.linkedin.com/in/jan-köpper-a9b8681a/

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Über den Podcast-Host Zackes Brustik: Zackes beleuchtet als Keynote Speaker, Podcast Host & Moderator das Wissen, die Taktiken und unternehmerische Strategien deutscher Nachhaltigkeitspioniere. Nach mehr als 1000 Interviews hat er über 100 Erfolgsgeschichten von unternehmerischen Nachhaltigkeitspionieren gesammelt und die fünf entscheidenden Schritte dahinter ausgemacht.

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Jan Köpper: Wenn ich für Compliance aufwende, so viel Geld investiere, also CSRD zu machen oder jetzt was auch immer die Anforderungen sind und ich habe nur die Aufwendung, die Compliance zu machen, habe ich persönlich als Mensch und als Fachexperte ein Problem damit, dass so viel Geld aufgewendet wird, ohne das mit irgendwas zu verbinden, was wirklich einen Nutzen stiftet, einen Sinn stiftet oder einen Mehrwert schafft für das Unternehmen.

Franziska Kunz: Natürlich war es auch so, dass Schulungen bezahlt wurden. Klar, man macht so klassische Webinare, ich war auch gar auf Kongressen, aber was das Lernen über Schulungen nicht bietet, ist der aktive Austausch, was mache ich denn jetzt damit? Das heißt, man lernt theoretisch die ganzen gesetzlichen Vorgaben, man kriegt theoretisch auch die Information, was der Kunde über CTP und ECOVA das abfragt, aber was bedeutet das denn jetzt konkret? Was muss ich denn tun, damit ich diese Informationen liefern kann?

Zackes Brustik: Es brennt die Hütte bei ganz vielen Unternehmen, mit denen ich mich austausche aktuell. Egal ob mittelgroß, kleiner, ein bisschen größer, ist ein Thema für diesen Herbst 2024 unglaublich entscheidend. Und das ist die Frage, wie kriegen wir jetzt im kürzesten Zeit unseren Nachhaltigkeitsbericht und alle Compliance-Fragen für die CSRD und andere Regulierungen auf den Punkt genau. Gestemmt und geliefert. Und oft landet das Thema dann wahrscheinlich bei Menschen im Unternehmen, die teils Unternehmen sind, aber bisher gar nicht in dieser nachhaltigkeitsverantwortlichen Rolle waren, die das Thema vielleicht sogar gar nicht studiert haben. Ich kann mir vorstellen, ganz viele von euch, die zuhörten, sind jetzt in dieser Rolle. Und plötzlich sollt ihr alle im Unternehmen für das Thema gewinnen, Daten sammeln. Ihr sollt dann einen Bericht hinlegen, der nicht nur gut ist, sondern gleichzeitig natürlich auch noch prüfsicher, wo alle gar nicht wissen, was prüfsicher bedeutet.

Zackes Brustik: Und dann ist die Frage, was müsst ihr dafür können, was müsst ihr dafür wissen, woher bekommt ihr das Können und Wissen? Wer ist für euch unglaublich wichtig im Unternehmen oder vor allem auch außerhalb vom Unternehmen für den Austausch und in welche Fettnäpfchen tritt man da gerne mal, wenn man das halt zum ersten Mal macht. Genau darum geht es in dieser Folge. Es wird mal wieder eine volle CSRG-Fokus-Folge. Wir hatten schon oft das zum Thema Nachhaltigkeitsbericht. Jetzt geht es ganz konkret darum, wie ihr euch als Nachhaltigkeitsverantwortlicher aufbaut, damit das Thema wirklich gut flutscht. Mit dabei habe ich mal wieder einen Menschen aus einem typischen Mittelständler, Weltmarktführer in seinem Bereich und die Person, die dort das Nachhaltigkeitsthema vorantreibt und auch so quer reingerutscht ist, wird ganz offen aus dem Nähkästchen plaudern, wie sie das für sich gemeistert hat und das Ganze dann noch mit Fakten und Einblicken aus ganz vielen anderen Unternehmen zu unterfüttern, habe ich noch einen Experten mit an Bord, der schon seit über 15 Jahren im CSA und Nachhaltigkeitsthema steckt. Und damit herzlich willkommen bei Gewinne Zukunft, dem Nachhaltigkeitspodcast der Pioniere und Professionals. Mein Name ist Zakas, ich freue mich mega, dass ihr wieder mit an Bord seid.

Zackes Brustik: Und ich freue mich unglaublich auf meine Gäste für diesen Podcast. Aus der Unternehmenssicht und damit wahrscheinlich in einer Rolle, in der sich ganz viele von euch wiederfinden, mit an Bord ist Franziska Kunz. Sie ist Standortleiterin bei Kistler, einem Schweizer Unternehmen, Weltmarktführer im Bereich Dynamische Messtechnik, über 2000 Angestellte und sie leitet das Werk in Mehrane in der Nähe von Zwickau in Sachsen und ist seit geraumer Zeit eben auch Sustainability und CSA-Managerin der Kistler-Gruppe an sich. Also sie kann euch bestens erklären, wie sie sich da reingearbeitet hat, was wichtig war, wo sie vielleicht auf meiner Sachkasse gelandet ist. Herzlich willkommen Franziska!

Franziska Kunz: Hallo zusammen, ich freue mich dabei hier zu sein.

Zackes Brustik: Richtig cool, dass du wirklich gleich offen darüber redest, wie du da dich durchwurschtelst durch diese neuen Themen. Und als Experte mit an Bord ist Jan Köpper. Das Spannende ist, er ist schon seit über 15 Jahren in dem Thema unterwegs, war zum Beispiel 2009 für ein paar Jahre bei CSA Europe, das ist so der größte Verband von Unternehmen in Europa für CSR-Themen und auch der einzige Verband, der an der CSA-Strategie der EU-Kommission mitgeschrieben hat, da war involviert und kann einen super Blick in die Kulissen geben. Dann war er aber auch lange bei so einem Pionier wie der GLS Bank als Nachhaltigkeitsverantwortlicher für das Thema Wirkungstransparenz und Nachhaltigkeit, kann also aus der Praxis berichten und ist mittlerweile Senior Manager bei Proativity, also in einer Beratung unterwegs und kann auch die Perspektive von außen auf Unternehmen einfließen lassen. Das heißt, euch erwartet in dieser Folge wirklich unglaublich viel Spannendes und Wertvolles für eure Arbeit. Damit herzlich willkommen Jan.

Jan Köpper: Danke dir, Zackerl. Schön da zu sein. Schön, Franziska, dass du auch dabei bist. Richtig cool. Ich freue mich.

Zackes Brustik: Jan, war mein Anfangsstatement im Intro eigentlich korrekt? Also so der Eindruck, dass wirklich ganz viele, klar Nachhaltigkeit fließt irgendwo so ein bisschen mit ein, oft in der CSR-Abteilung oder so, aber jetzt plötzlich merken so, jetzt ganz konkret diesen Herbst 2024, wir nehmen den Podcast Ende August auf, jetzt merke ich so, hui, jetzt wird es ernst, 2026 ist nicht mehr so weit.

Jan Köpper: Also grundsätzlich, glaube ich, kommt das durch den regulatorischen Druck, was du gerade beschreibst. Also umso mehr regulatorische Verpflichtungen für alle bestehen, desto eher wird natürlich eine Betroffenheit irgendwie auch abgeleitet. Das bildet sich aber natürlich durch viele, viele Jahre Vorarbeit, wo NGOs, Zivilgesellschaft, Politik, also viele, viele Organisationen dafür gewirkt haben, diese Nachhaltigkeitsagenda schrittweise zu professionalisieren. Das heißt, was du gerade beschreibst, so kommen wir gerade in so einen Ruck rein, ist diese zunehmende Erkenntnis, würde ich behaupten. Diese zunehmende Professionalisierung und auch Methodenfeinheit, die wir in dem Bereich haben. Das heißt also jetzt gerade eigentlich durch den regulatorischen Druck, CSRD, EU-Taxonomie, LKSG, CS Triple D, also es schweren ja unglaublich viele Begrifflichkeiten uns rum, die wir alle versuchen gerade zu sortieren und zu ordnen. Und das, wenn ich das noch sagen darf, ergänzt sich so mit der allgemeinen Wahrnehmung, ja, da passiert auch tatsächlich eine Abhängigkeitsdiskussion. Also inwiefern sind wir abhängig von ökologischen oder sozialen Gefügen, von Dingen, wie ein Unternehmen auch wirken muss und wirken kann.

Jan Köpper: Und diese Abhängigkeiten zu verstehen und auch die Wirkungen zu verstehen, ist glaube ich das, was jetzt die nächsten Jahre ansteht. Und das wird, glaube ich, mehreren Unternehmen gerade bewusst, mit unterschiedlichem Ambitionsniveau, mit unterschiedlichen Ansätzen. Aber auf jeden Fall so, dass alle verstanden haben, das ist kein Trendthema, sondern es bleibt, weil es einfach relevant ist.

Zackes Brustik: Ganz konkret, wenn du sagst abhängig, dann meinst du jetzt nicht, ich bin abhängig davon, dass, keine Ahnung, Daimler mich nicht rauswirft aus der Zuliefererliste, weil ich quasi den Compliance Standards nicht genüge, tu, sondern abhängig im Sinne von Extremwetterereignisse in Werksnähe sind halt einfach ein großes Risiko und verdammt teuer. In der Richtung meinst du?

Jan Köpper: Ganz genau. Aber das ist das Schöne, das ist ja beides und das ist immer in der Nachhaltigkeitsdebatte und in allen anderen ökonomischen Debatten sind es immer Parallelprozesse. Das eine ist natürlich die Abhängigkeit in der Lieferkette. Ich bin als Lieferant für ein größeres Unternehmen immer Auskunftsaufgefordert sozusagen. Das andere ist aber tatsächlich zu sagen, ich verstehe auch tatsächlich die Abhängigkeiten in Bezug auf Ökosysteme. Du sagtest gerade Klimagefahren, also Extremwetterereignisse zum Beispiel. Wie tangiert das eigentlich meine Growing-Concern-Planung, meine Risikomanagement-Strategie? Also es wird immer relevanter, immer greifbarer und das ist gerade das, was passiert. Natürlich haben wir auch gerade ein paar Störfaktoren, da kommen wir vielleicht später nochmal zu.

Jan Köpper: Aber ja, genau, in die Richtung geht das. Genau.

Zackes Brustik: Kurzer Teaser zu den Faktoren, eben Störfaktoren, ganz konkret, wenn wir das aufnehmen, hat man das Gefühl, dass sich eher so ein Rollback abzeichnet, dass vielleicht der EU Green Deal oder die EU-Taxonomie doch wieder ein bisschen zurückgerollt wird in der EU. Plus wir haben das Kriegsthema, wir haben großen Rechtsruck jetzt auch hier in Deutschland, ganz viele andere Prioritätenthemen. Das besprechen wir am Ende der Folge, der Ausblick, auf was könnt ihr euch als Unternehmen und Verantwortliche verlassen. Also womit könnt ihr planen, worauf könnt ihr euch einstellen. Als kleines Bonbon, da gehen wir tiefer zum Ende hinein. Ganz am Anfang, Jan, du hast gesagt, viele entdecken das für sich. Wenn wir ehrlich sind, denken schon die meisten gerade eher, Mensch, verdammte Bürokratie, viel zu viel Aufwand, viel zu überladen. Und ganz viele zweifeln immer noch an der Sinnhaftigkeit und denken sich immer noch so, hey, Nachhaltigkeit eigentlich eher wirtschaftsstandortsgefährdend, lass mal lieber alles zusammenpacken, woanders hingehen.

Zackes Brustik: Du hast ja, wie gesagt, teilweise sogar mitgeschrieben an der CSA-Strategie der EU. Also ist da irgendwie ein riesiger Übersetzungsfehler passiert, ein Kommunikationsthema zwischen was wir mit dem Green Deal vorhaben und welcher Eindruck hier bei uns an hiesigen Unternehmen entsteht?

Jan Köpper: Auf jeden Fall. Also ich glaube, wir haben immer noch nationalstaatliche Interessen in der Europäischen Union und das ist wahnsinnig schwer zusammenzubringen. Und dass es überhaupt diesen EU-Green-Deal gibt, ist schon mal ein Ausdruck von, wir haben zumindest einen gemeinsamen Kommensens irgendwie entwickelt, der sich auf wissenschaftliche Fakten beruht und den man irgendwie weiter treiben kann. Aber natürlich ist es so, dass ich, wenn man historisch das betrachtet, ich weiß noch damals bei CSA Europe, da ging es doch die Freiwilligkeit. Da wurde immer gesagt, in der Kommissionsstrategie auch bis, glaube ich, 2009 ging die damals, freiwillige Angaben zum Umgang mit Stakeholdern und den Beziehungen zu Ökologie und sozialen Themen. So, Das war so der Duktus, den Unternehmen zu sagen, macht mal irgendwie so ein bisschen freiwillige Maßnahmen. Und dann hat sich das ziemlich schnell von 2009 bis 2013, 14 entwickelt in einer Verantwortung. Also erst mal gesagt, es gibt eine Verantwortung von Unternehmen über Beziehungen zu Anspruchsgruppen und über Beziehungen zu sozialen und ökologischen Ressourcen zu berichten.

Jan Köpper: Und das finde ich wahnsinnig spannend. Also da ist einfach ein Mindshift entwickelt worden, der wirklich darauf abzielt zu sagen, was ist eigentlich einerseits der Business Case, Das war immer für uns damals so der heilige Gral. Wie können wir den Business Case der Nachhaltigkeit darstellen? Was bringt es eigentlich, Diversitätsmaßnahmen in Unternehmen einzusetzen? Was bringt es eigentlich, Energieeffizienz zu machen? Also immer auf dem Business Case abzustellen. Und gleichzeitig kam dazu aber auch eine Resilienzperspektive. Und das ist eher so diese Risikoperspektive. Also wenn wir es nicht schaffen Risiken aktiv zu steuern, die sich jetzt durch unterschiedliche oder verschiedene ökologische und soziale Gegebenheiten entwickeln, dann werden wir Probleme haben langfristig resilient zu wirtschaften oder nachhaltig erfolgreich zu wirtschaften. Und das ist dieser Mindshift, der passiert ist, finde ich mega spannend, weil das so über die letzten 10 Jahre einfach oder auch 14, 15 Jahre einfach so wahnsinnig an Drive genommen hat.

Zackes Brustik: Und da ist es ja spannend, das heißt je nachdem, wo das Unternehmen unterwegs ist, kommt vielleicht dann der Hauptantrieb im Unternehmen aus der Risikoabteilung, bei manchen kommt es vielleicht aus dem CFO, bei manchen kommt es aus dem Einkauf, weil die Märkte mischt. Wir sind als Supplier irgendwie in eine Kategorie gerutscht, die Ampel ist auf rot gegangen, da wollen wir schnell wieder raus, die Aufträge nicht zu verlieren. Bei euch, Franziska, weißt du noch so, bevor du den Hut auf hattest, wo in eurem Unternehmen kam so das erste Mal eine Hand nach oben nach dem Motto, Leute wir müssen hier jetzt tatsächlich mal Gas geben?

Franziska Kunz: Ja das kam so tatsächlich ein bisschen ineinander und in Wellen. Wir hatten zum Beispiel 2019 noch eine intrinsisch motivierte Veranstaltung, da wurden alle deutschen und schweizer Führungskräfte aufgerufen, Projektvorschläge einzudringen, wie Kistler mit Projekten direkt das Engagement für Mensch und Umwelt weiter vorantreiben kann. Dort wurden verschiedene Themen eingereicht und auch Mehrana hat sich mit einem Vorschlag mit involviert und wir haben dann auch gewonnen. Und damit war dann relativ schnell klar, okay, ich darf mich mit Cut the Carbon, so hieß das Projekt, bei uns schon mal beschäftigen. Und da ging es erst mal darum, dass wir überhaupt schauen, Mensch, was haben wir denn für Emissionen und wo könnte man denn noch ansparen? Also das war so der erste Schritt. Und dann kam über den Vertrieb die Information hoch. Es gibt ein paar Automobilhersteller, die Informationen verlangen und Anforderungen haben zu Daten und Fakten, die unsere Emissionen, unseren Scope 1 und 2 betreffen. Und dann war relativ schnell klar, okay, über den Vertrieb kam die Anfrage, man wusste, Ich kümmere mich gerade dieses Teilprojekt Catecholamin und dann war klar, okay, die Franziska kann da gegebenenfalls die Informationen auch liefern.

Zackes Brustik: Tja, unverhofft kommt oft und weil wahrscheinlich ganz viele von euch, ähnlich wie Franzi, frisch mit der Nachhaltigkeitsthematik vertraut sind oder gerade jetzt die Verantwortung für die CSAD-Strategie haben, gibt es in knapp 90 Sekunden ein für eure Arbeit super wertvolles Angebot von meinem Werbepartner dieser Folge, Bosch Climate Solutions. Exklusiv Für die Gewinne Zukunft Community hat Bosch Climate Solutions einen ihrer extrem gefragten Praxisaustausche neu aufgelegt. Ihr müsst wissen, Bosch Climate Solutions ist eine unabhängige Nachhaltigkeitsberatung und arbeitet mit großen und kleinen Unternehmen wie zum Beispiel Schunk, Ottobock, EBM-PAPS, Deutsche Messe oder dem VfB Stuttgart und vielen anderen an CSRD-Themen, an der doppelten Wesentlichkeitsanalyse oder der grundlegenden Nachhaltigkeitsstrategie. In regelmäßigen Abständen packen Sie zwei dieser superspannenden Mittelständler ein und gestalten einen für maximal 25 Teilnehmende, komplett kostenfreien Nachmittag, in der Klimaarena Inzensheim. Das heißt, die Nachhaltigkeitsverantwortlichen aus diesen Unternehmen berichten direkt aus ihrer Praxis. Und da sind sie euch ja dann in der Regel schon ein, zwei oder drei Jahre voraus und können bestens erzählen, welche Herausforderungen sie hatten, wie sie die gelöst haben, welche Quick Wins sie einheimsen konnten oder bei welchem Thema ihr euch die ein oder andere blutige Nase ersparen könnt. Also extrem wertvoll! Der exklusive Termin für die Gewinne Zukunft Community findet am 21. November von 13 bis 17 Uhr statt in der Klima Arena in Simsal.

Zackes Brustik: Kostenfrei und offen für alle Interessierten aus ganz Deutschland, aber begrenzt auf maximal 25 Teilnehmende. Also meldet euch extrem schnell. Den Link direkt zur Veranstaltung gibt es in den Shownotes oder ihr meldet euch direkt bei Dilara Can von Bosch Climate Solutions. Dilara war übrigens selbst schon mal zu Gast hier im Podcast. Dadurch hat sich das Ganze nämlich ergeben. Eine super spannende Folge zum Thema Datenstrategie, Gen AI oder ESG Software. Die Folge war so beliebt, dass ich sie gerade erst wiederholt habe im Sommer. Also schaut nach Folge 57 und lernt die Lara schon mal kennen.

Zackes Brustik: Spannend, ich glaube, das ist so eine typische Karriere oder so eine typische Historie, oder Jan? Dass jemand so, es gibt ein Green-Team-Angebot, jemand wie Franziska, wahrscheinlich intrinsisch motiviert, nimmt da teil. Klasse auch bei Franziska als Werksleiterin. Hat sie ja tatsächlich den Einblick in die Werksprozesse. Wo fällt quasi ein großer Footprint an? Und dann merkt man plötzlich so, oh, da hat jemand schon den Kopf rausgestreckt. Lass doch die mal als Head of Sustainability nehmen, so ungefähr. Ist das so ein typischer Werdegang, Jan?

Jan Köpper: Absolut. Da gibt es unterschiedliche Lebenswelten und ich habe so viele Storys gehört. Aber das Coole ist ja immer sich zu fragen, wo ist das eigentlich angesiedelt? Hast du gerade angesprochen? Als Standortleiterin habe ich eben, genau wie du gerade sagst, Einblick in die Prozesse. Ich habe zumindest eine Nähe zu den Produktionsprozessen. Ich kann mich ins Alltagsgeschäft eindenken. Ganz viele sind dann irgendwie bei Investor Relations aber auch angesiedelt oder sogar noch beim Gesundheitsmanagement oder bei Kommunikation. Und schon siehst du auf einmal, was für eine Wertigkeit die Nachhaltigkeitsabteilung oder auch die Verantwortliche oder Verantwortliche ja, in dem Unternehmen hat. Wollen wir Investor Relations bedienen, also Investorenkommunikation besser machen? Wollen wir nach außen treten mit Kommunikation, die irgendwie, wir tanzen alle über die grüne Blumenwiese und fassen uns an die Hände? Oder gehe ich wirklich in den Kern rein, bin Produktionsleiterin oder bin irgendwie Standortleiterin und kann wirklich in die Prozesse rein.

Jan Köpper: Also ich finde das total spannend, immer zu gucken, wo ist so eine Abteilung angesiedelt und dann findet man natürlich den Doven, die Dove, aber ja natürlich auch schön gesagt irgendwie, die als erstes die Hand hebt, die sich dann das ganze Aufräumen kümmern muss. Also da ist eine Menge zu tun dann halt. Und ja, genau. Der Zugriff ist unterschiedlich.

Zackes Brustik: Während Jan das sagt, das könnt ihr natürlich nicht sehen, musste Franziska grinsen, als er gesagt hat, der oder die Doofe, die freiwillig die Hand gehoben hat. Franziska, wusstest du im Vorfeld, auf was du dich da eingelassen hast?

Franziska Kunz: Ja, Ich muss vor allen Dingen schmunzeln, weil das war ja ein Teamprojekt. Also wir haben uns am Standort überlegt, was wir als Standort für eine Idee einreichen. Und ich war nur die Dumme, die das überhaupt vorgetragen hat. Und das Team hat sich dann schon gefreut, dass überhaupt die Idee dann gewählt wurde und auch weitergereicht wurde. Und das Cut Carbon Projekt beinhaltete dann auch, dass wir weltweit im Grunde Mitarbeiter aufrufen, ihre Ideen einzubringen. Weil jeder hat in seinem Bereich natürlich einen Blick auf Papierverschwendung, Energie, Müll, je nachdem, welchem Bereich man arbeitet, egal ob jetzt Produktion oder im Büro. Ja, natürlich war ich dann diejenige, ich stand auf der Bühne und habe das Projekt vorgestellt und damit war ich dann auch verantwortlich. Aber es war ein Teamerfolg und eine Teamidee.

Franziska Kunz: Und damit war dann auch der ganze Standort schon eigentlich der Bekannte, der den Ostwind und den grünen Wind mitbringt. Und das ist natürlich doppelt interessant, wenn man sich überlegt, dass wir in Sachsen sind.

Zackes Brustik: Also das heißt lustig, das heißt eigentlich ein Teameffort, aber du warst die, die tatsächlich auf der Bühne stand und dann so reingerutscht in die Rolle. Wie ist dann der Schritt von, wir machen ein freiwilliges Projekt, wo wir weltweit Leute engagieren, zu plötzlich, wenn ich das in deinem Titel richtig sehe, global für das Thema verantwortlich zu sein und dann in Richtung tatsächlich Compliance. Das ist ja ein ganz anderer Schuh. Also wie hast du dich da orientiert, überhaupt zu wissen, was muss ich wissen? Oder ganz fatal natürlich, was weiß ich nicht, dass ich es nicht weiß?

Franziska Kunz: Genau, also das ist im Grunde natürlich immer eine Entwicklung und Schritt für Schritt, auch über Jahre, sind das Informationen und Themen, die man sich aneignet, beziehungsweise, wo man halt auch die Netzwerke findet. Am Anfang war auch noch nicht klar, dass ich der Abteilung oder mit dem Bereich dann beim Compliance mit angesiedelt bin. Das gehörte dann sicher auch zur Lernkurve des gesamten Unternehmens, dass man überlegt, wo packt man das Thema hin, wo gehört es hin, welche Supporter braucht man noch, welche Schnittstellen. Und ich habe durch das Projekt, durch das erste Projekt, hatte Carven im Grunde erstmal im Konzern global ja Mitstreiter gefunden. Und das war ganz spannend, weil im Grunde sind ja die Leute, die mit Ideen kommen, in der Regel intrinsisch motiviert und haben den Blick dafür. Und die Leute, das war ganz spannend, wenn man sich mit denen dann ein bisschen unterhält. Die haben immer Informationen, die einen weiterbringen. Die haben sich mit irgendwas schon beschäftigt, die haben irgendeinen Podcast gehört, die sind entweder die Vorreiter in Sachen gesunder Ernährung oder nachhaltige Kleidung oder ich habe mich schon mit Ökostrom beschäftigt oder sonst irgendwas.

Franziska Kunz: Und so fand ich eigentlich schon in den Reihen von den Mitarbeitenden von Kistler recht viele, nennen wir es mal Cracks, die Informationen hatten in verschiedenen Bereichen. Und dann ist der erste Schritt gewesen, diese Gruppe ein bisschen zusammenzuführen und dort den Austausch zu fördern und halt die wichtigen Informationen rauszufedern. Das Ganze dann natürlich mit der Konzernleitung abstimmen, dort den richtigen Setup und auch die richtigen nächsten Schritte zu definieren.

Zackes Brustik: Megaspannend, das war's. Ich glaube, das ist wirklich so eine, ich sag mal, wenn wir drei Themen heute finden, die essentiell sind für frische Nachhaltigkeit verantwortlich, ich glaube, dann ist das intrinsisch motivierte Verbündete in anderen Standorten zu finden. Einer der, schlüssel ich weiß, Lutz Fricke hat das auch erzählt, Nachhaltigkeitsverantwortlicher bei Mosolf, einer deutschen Spedition, dass es unglaublich wichtig war, an den verschiedenen Standorten deutschlandweit immer jemanden zu finden, der wirklich Bock auf das Thema hat, unabhängig davon, ob die Person jetzt besonders bewandert in dem Thema ist oder an der richtigen Stelle, sondern wirklich jemand, der intrinsisch motiviert, vor Ort die Fahne hoch hält und mit Energie die anderen an Bord holt. Zu dir, Jan. Also Franziska, Standortleiterin, du hast ja gesagt, das kann aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen. Vielleicht kommt jemand aus der Risikoabteilung, aus der Finanzabteilung. Manchmal sind das ja tatsächlich auch schon hier im Podcast Menschen, die gerade erst mit dem Studium fertig geworden sind, vielleicht praktischerweise dann Sustainability-Fokus nebenbei hatten und jetzt so plötzlich ein so für das Unternehmen global wichtiges Thema vorantreiben wollen. Was sagst du, Was sind die größten Fehler, die man in der Rolle machen kann? Wenn man so frisch rein stolpert, also wo kann man richtig Zeit verbrennen, vielleicht auch Energie?

Jan Köpper: Ja, finde ich ganz schön, dass ihr gerade beide gesagt habt, intrinsisch motiviert. Ich glaube, dass das eine große Gefahr ist, nur darauf zu gucken, wer ist intrinsisch motiviert. Weil ich, wenn ich ein junger Mensch bin, der gerade erst aus dem Studium raus ist, meine erste Stelle kriege als Nachhaltigkeitsverantwortlicher und dann gehe ich so richtig mit Elan und Energie in so ein Unternehmen rein, egal ob Finanzwirtschaft oder Realwirtschaft und ich treffe einfach auf Strukturen, die dafür noch nicht vorbereitet sind. Dann kann ich mich ganz schnell verbrennen mit meiner intrinsischen Motivation. Das heißt, ich finde es toll, was ihr sagt, versteht mich nicht falsch. Ich finde das total richtig, natürlich intrinsisch motiviert zu sein, aber ganz schnell in die Unternehmensrealität anzukommen. Horst Peter aus der Abteilung Risikomanagement, der schon seit 30 Jahren das Gleiche macht und jetzt kommt da ein junger Typ rein und sagt, hi, alles anders bitte. Das ist ein Kommunikations- und Kulturkonflikt, den man hat.

Jan Köpper: Deswegen muss man, glaube ich, auch als intrinsisch Motivierter ganz schnell versuchen, die Lebensrealitäten der anderen Kolleginnen und Kollegen zu verstehen, die Routinen, die sie haben, wie anstrengend das ist, jetzt nochmal ein zusätzliches Thema zu haben, das sie sich kümmern sollen, da die Frustrationsgrenze ein bisschen steuern zu können. Weil sonst bin ich mit meiner intrinsischen Motivation und verpuffe und bin umso leidenstragender, wenn ich nicht irgendwie schaffe, die Kommunikationskandidatin zu diesen Kollegen oder Kolleginnen, die so lange in dem Unternehmen drin sind und jetzt vielleicht eine kleine Barriere aufbauen, weil es einfach zu viel ist aufzubauen. Und das finde ich total spannend. Ich stoppe gerne, zack, aber das ist ein mega spannendes Thema.

Zackes Brustik: Was sind ganz konkrete Schritte, die ich machen kann, Interesse an den anderen Verständnis bei den anderen zu generieren? Also hast du so aus der Praxis ganz konkrete Formate, die da weiterhelfen?

Jan Köpper: Genau, also ich muss es ganz, ganz strukturiert runterbrechen. Das erste ist Mandatsklärung mit der Geschäftsleitung und dem Vorstand. Ich brauche ein ganz, ganz klares Mandat. Wie weit darf ich gehen? Was ist mein Budget? Wie viel Verantwortung darf ich tragen? Wo darf ich eskalieren? Das ist also Mandatsklärung mit dem Vorstand. Geschäftsleitung ist wahnsinnig wichtig, sonst verirrt man sich in Schleifen, die endlos sind. Weil ihr kennt das, dann gibt es drei Geschäftsleiter, vier Geschäftsleiter, vier Vorstände, wie auch immer. Jeder hat seine Agenda. Ich brauche von jedem, ich brauche ein ganz klares Mandat, auf das ich mich berufen kann.

Jan Köpper: Erster Punkt, ganz, ganz wichtig. Und dann wäre, glaube ich, der nächste Schritt wirklich nicht zu forsch auf alle zuzugehen, sondern immer erst mal nach deren Lebenswelt, nach deren Bedarfen, nach deren aktuellen Herausforderungen zu fragen, damit ich als Nachhaltigkeitsverantwortlicher verstehen kann, habt ihr vielleicht Probleme mit der IT-Infrastruktur und habt deswegen irgendwie Resistenz gegen die Herausforderung, weil ihr die Daten gar nicht wisst, woher und auch nicht, wo ihr sie sammeln solltet. Oder es ist vielleicht eine Frustration gegenüber einem Projekt, was man schon Ewigkeiten als Mensch irgendwie vorantreiben will, aber nie geschafft hat und jetzt komme ich da rein und sage, hi, noch mal was Neues und das soll jetzt funktionieren, aber mein Projekt hat nie geklappt. Also einmal sich erstmal reinzufühlen, was ist hier eigentlich gerade los, was sind die Bedürfnisse und das dann synergetisch aufzubereiten, Mehrwerte für alle zu schaffen. Und das muss nicht immer im Sinne von Nachhaltigkeit sein, sondern Nutzenstiftung kann dann auch sein, ich brauche Daten, du brauchst Daten, Wie können wir die Prozesse so integrieren und ein System aufbauen, dass wir beide Spaß dran haben? Dann ist das Thema Nachhaltigkeit erstmal gar nicht der Hauptfokus. Aber ich nehme schon mal eine Grundakzeptanz. Also im Gegenseitigen so eine Wahrnehmung. Hey, du hast ein Bedürfnis, ich habe ein Bedürfnis Und ich darf nicht erwarten, dass der jetzt voll Feuer und Flamme oder die Feuer und Flamme ist für mein Thema.

Jan Köpper: Aber wenn ich Feuer und Flamme für ihr oder sein Thema bin, habe ich eine ganz andere Kommunikation. Und das finde ich einfach mega spannend. Also wirklich auf die Leute zuzugehen und erstmal lebensweltorientiert zu schauen, wo stehen wir eigentlich gerade und wie können wir Synergien schaffen?

Zackes Brustik: Auf jeden Fall. Franziska, hast du da vielleicht ein Erlebnis aus jetzt deiner Reise, wo du gemerkt hast, okay, du bist tatsächlich auch einen Schritt zur Seite gegangen oder hast dich ein ganz anderes Thema gekümmert, dann tatsächlich eben, also wie Jan gesagt hat, die Leute auch für dein Thema oder mehr Rückenwind für dein Thema gewinnen zu können? Also andere Baustellen im Unternehmen, die automatisch sonst ein Roadblock für Nachhaltigkeit gewesen wären?

Franziska Kunz: Ja, also was der Jan gesagt hat, das kann ich auch absolut unterstützen. Das Allerwichtigste ist erstmal, dass man das Mandat hat und dass die Geschäftsführung, Konzerneleitung, je nachdem, absolut hinter dem Thema steht. Und dann ist wichtig, dass man die Leute, die Kollegen, mit denen man arbeiten will, dort abholt, wo sie sind, weil gerade die Nachhaltigkeits-DM sind oft so ideologisch besetzt, dass derjenige, der das anders sieht, das Thema gar nicht wahrnimmt, sondern einfach nur denkt, ah, da kommt eine Grüne, das ist ja ideologisch besetzt, das ist ja alles Mist. Das heißt, wichtig ist, glaube ich, den Mehrwert oder den Nutzen für das Unternehmen bzw. Die Abteilung herauszustellen. Und bei vielen Sachen, gerade wenn es im Scope 1 und 2 Reduzierungsmaßnahmen geht, die sind ja originär unternehmensrelevant, weil sie Kosten sparen, zumindest in 90 Prozent der Fälle. Das heißt, der Ansatz ist nicht, komm, wir retten die Welt oder wir sind nachhaltig, sondern der Grund für das Handeln der anderen Abteilungen muss sein, ich kann Kosten sparen und oder halt, wenn der Druck vom Kunden kommt, je nachdem in welchem Bereich, ich sichere die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, Weil wenn ich das nicht mache, kauft der große Kunde nicht mehr bei uns. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man den Blickwinkel im Zweifel ändert, anpasst, je nach Gesprächspartner und auf die Notwendigkeit des Themas hinweist, dass eben nicht Ideologie getrieben ist.

Zackes Brustik: Da fallen mir zwei ganz konkrete Sachen ein. Das eine ist, was wirklich wichtig ist, du sagst, so persifliert, da kommt eine grüne und wenn man jetzt in die Mediendebatte rausschaut, dann ist das Thema so krass aufgeladen mit tiefen Gräben, dass einerseits die linksgrünen Versifften, auf der anderen Seite hast du wen auch immer. Und im Netz schwirren ja unglaublich viele Mythen, was Nachhaltigkeit angeht. Daher die Empfehlung nochmal zu der vorangegangenen Folge, Folge 58 mit Jan Hegenberg. Der hat so die wichtigsten Mythen und Themen, die den Menschen automatisch im Kopf rumschwirren, die Zweifel, die Argumente sauber aufbereitet. Das ist einer der größten Elefanten, glaube ich, auf den ihr in einem Unternehmen stoßen wollt, dass die Leute denken, Nachhaltigkeit macht keinen Sinn, Lithium ist doch auch eine Schweinerei und wirtschaftsfeindlich ist das sowieso. All diese Argumente, wie ihr denen mit Fakten begegnet, aber auch so, dass ihr das den Menschen abholen könnt, gibt es in der vorherigen Folge. Ganz entscheidendes Tool, glaube ich, für Nachhaltigkeitsverantwortliche.

Zackes Brustik: Ich sehe Jan auch deutlich nicken, während ich das sage. Also Jan Köpper jetzt hier im Podcast.

Jan Köpper: Ganz, ganz wichtig, ja. Absolut.

Zackes Brustik: Und auch spannend, was Franziska gesagt hat, die Wirtschaftlichkeit. Auch andere Folge mit Matthias Krieb von ZF, also Friedrichshafen, dem großen Automotive-Zulieferer. Dem sein Einstieg war auch, was Franziska gesagt hat, die Wirtschaftlichkeit, wenn wir in der Produktion Abfälle nicht einfach teuer entsorgen, sondern als Ressource einem Entsorger zur Verfügung stellen, können wir dafür Geld gewinnen und dann für weitere Projekte und mehr Rückenwind. Also ich glaube, eins der besten Argumente wahrscheinlich.

Franziska Kunz: Genau, was ich dort noch gerne ergänzen möchte, ist ein Schritt nach Scope 1 und 2, Erfassung und Reduzierung, ist ja auch das Thema Kreislaufwirtschaft. Und ich glaube, hier bietet sich auch für Unternehmen die Möglichkeit, tatsächlich neue Märkte, neue Produkte zu generieren und einen Wettbewerbsvorteil zu haben, wenn man dort halt mit Ideen und Unternehmertum vorangeht. Das heißt, das sind auch Geschäftsmodelle, die man dort nutzen kann, wenn man zeitig genug über solche Themen nachdenkt und im Team daran arbeitet.

Zackes Brustik: Jan, ich habe die nächste Frage, aber ich glaube, du willst noch was ergänzen.

Jan Köpper: Ganz kurz, das Tolle an diesem Thema Nachhaltigkeit, Es professionalisiert sich. Und ich habe in so vielen Unternehmen gearbeitet oder die beraten, die immer gesagt haben, wir müssen das leicht runterbrechen in Kindergartensprache oder so. Aber da sind wir doch längst darüber hinweg. Das Thema hat sich so professionalisiert, dass es die Integration ins Risikomanagement geht, dass es in Vertriebs- und Strukturaufbauten geht. Also wir sind auch wirklich in einer Professionalisierung der Nachhaltigkeit drin, die man glaube ich auch immer wieder reflektieren muss. Das ist kein, wie ich es vorhin so doof gesagt habe, wir tanzen über eine grüne Blumenwiese und fassen uns alle an die Hände Thema. Es geht die Resilienz und Langfristigkeit eines Wirtschaftsgebahns. Und ich glaube, das kann man immer auf so viele Argumente für jede Abteilung, für die Geschäftsleitung, bis runter zum Vertriebsmanagement, wie auch immer die Unternehmen strukturell sind, aber überall runterbrechen auf ganz konkrete Argumente Und das macht doch Spaß.

Jan Köpper: Und deswegen am Anfang auch dieser etwas schwierige Satz, es geht Resilienz des Wirtschaftssystems. Und das ist doch ein spannender Gedanke, mehr darauf zu setzen, wie werden wir langfristig resilient, überhaupt noch weiter Wohlstand, Wohlstandserhalt, Mehrung etc. In diesem System, in dem wir uns bewegen, aufrecht zu erhalten. Und das ist eine andere Konnotation der Debatte, als wie wir noch vor fünf oder sechs Jahren darüber gesprochen haben. Und das ist, finde ich, ganz wichtig herauszustellen. Professionalisierte Nachhaltigkeit heißt nicht, wir machen irgendwas, sondern ganz konkret Nutzenstiftung, Business Case, Risikoperspektive, das macht Spaß, das ist richtig Futter, das ist einfach nur cool, ein geiles Thema.

Zackes Brustik: Ein Thema für absolute Business Nerds. Jetzt kamen schon viele Themen. Du hast gemeint, Jan, ich muss wissen, welche IT-Systeme sind am Start, damit ich die Daten bekomme. Franziska hat gesagt, ich brauche die Verbündete an den Standorten, weil wenn es ein weltweit agierendes Unternehmen ist, kann ich jetzt auch nicht die ganze Zeit hin und her fliegen und gucken, was da Sache ist. Und gleichzeitig muss ich wissen, auf was zielt das ab? Im ersten Schritt wahrscheinlich Compliance, danach Nachmaßnahme. Die Compliance ist das mit der konkreteren Deadline. Klar, die Klimakomponente sind auch eine Deadline, aber leider kommt da die Rechnung erst verspätet, bei der Compliance kommt sie früher. Daher haben die meisten Unternehmen halt die Prio in dieser Reihenfolge.

Zackes Brustik: Wie setze ich da jetzt die Prios als frische Nachhaltigkeitsverantwortliche richtig? Wie weiß ich, was jetzt wichtiger ist? Muss ich mich Daten kümmern? Muss ich mich mit den Verbündeten das Vorstandsmandat kümmern? Werde ich mich Daten kümmern müssen? Wie finde ich raus, welche Regelung bei mir die wichtigste ist. Ist es das Lieferkettengesetz, weil Automotive, ist es irgendwie die CSRD, weil die Deadline die Ecke ist und so. Also das ist doch mega schwierig zu sagen, das ist meine Primo mit meiner begrenzten Zeit.

Jan Köpper: Also, ich glaube, man muss einen Parallelprozess anstarten, weil das eine sind die Strukturen und die Prozesse, die man braucht, und die muss man sich ganz schnell angucken. Also, man muss ganz schnell ein Bild haben von, wie ist meine Datenarchitektur, wie ist mein Datenhaushalt, wie sind die Prozesse dahinter, wer ist verantwortlich? Also ich glaube Daten sofort anzugehen, egal wie frisch ich noch drinne bin, es zumindest zu analysieren, zu verstehen, wo stehen wir, wie passt alles zusammen, wie fragmentiert oder auch konsolidiert ist es, das ist so der erste Schritt, den ich auf jeden Fall machen würde. Aber parallel dazu brauche ich eine strategische Klarheit und die würde ich einfordern. Also man braucht Richtlinien, man braucht Zielvorgaben, man braucht, weil dadurch ergeben sich ja die Daten, die man erheben möchte. Und diese beiden Parallelprozesse wird man wahrscheinlich nicht separat, also je nachdem wie viel Zeit man hat, aber separat machen können, weil ich brauche die klare Haltung governance-seitig und strategisch, wo wollen wir hin, dann darunter den Aufbau zu leisten, prozessual und datenseitig, wie komme ich da hin. Und das ist, glaube ich, was, was man parallel aufbauen muss. Man kann erst mal auf dieser organischen Ebene, also Daten und Prozesse, einfach fragen. Hallo Leute, ich bin's übrigens.

Jan Köpper: Ich wollte mal kurz rausfinden. Das und das sind die Herausforderungen. Wie macht ihr das gerade? Dann wird man schon merken, wie reagieren die. Die werden wahrscheinlich erst mal sagen, setz dich mal hin und bleib mal ruhig. Ich habe ganz andere Probleme. Und dann werde ich dadurch aber meinen nächsten Impuls tanken können und das wieder weiter aufbereiten können. Den Impuls tanke ich aber, indem ich strategische Klarheit kriege vom Vorstand. Also indem ich, oder von wem auch immer, Richtlinien schreibe, Ziele setze und dann wieder sage, okay, wir haben ja aber eine Richtlinie.

Jan Köpper: Jetzt komme ich nochmal auf euch zu. Diese Fragen, die ich euch vor zwei Monaten gestellt habe, sind jetzt nochmal mit einer anderen Relevanz ausgestattet. Also deswegen, ich glaube auch hier zwei Parallelprozesse, das strategische und das organische. Und das muss irgendwie Hand in Hand laufen. Und da darf man sich auch gerne verbrauchen, ausprobieren, stolpern dürfen, aber da muss man halt immer wieder die Mut und die Kraft tanken, den nächsten Schritt noch weiterzugehen, weil am Ende muss es ja irgendwie passieren und irgendwie ist man dann halt der Blödmann. Ist aber auch okay.

Zackes Brustik: Franziska, was war für dich das Hilfreichste, dich da gut aufzustellen, zu organisieren und zum Beispiel jetzt so Infos zu bekommen wie, Mensch Franziska, sag doch mal, mach mal am besten erst Strukturen oder so. Also hast du eine Fortbildung bezahlt bekommen, hast du aktiv den Austausch mit anderen Unternehmen gesucht? Was von diesen verschiedenen Schritten war für dich der hilfreichste?

Franziska Kunz: Ich bin jemand, der gut mit Netzwerken arbeiten kann und viel mit anderen kommuniziert und dadurch habe ich den meisten Mehrwert und das meiste Know-how aufgebaut. Natürlich war es auch so, dass Schulungen bezahlt wurden. Klar, man macht so klassische Webinare. Ich war auch auf Kongressen. Auf jeden Fall solche Sachen, man kann sehr viel lesen im Internet. Es gibt Bücher ohne Ende. Ich glaube, das ist ein guter Start, die Grundlagen aufzubauen, Gerade so im Hinblick, was heißt die ganzen Abkürzungen und wie stehen die miteinander in Zusammenhang. Aber was das Lernen über Schulungen nicht bietet, ist der aktive Austausch.

Franziska Kunz: Was mache ich denn jetzt damit? Das heißt, man lernt theoretisch die ganzen gesetzlichen Vorgaben, man kriegt theoretisch auch die Information, was der Kunde über CTP und ECOVA das abfragt, aber was bedeutet das denn jetzt konkret? Was muss ich denn tun, damit ich diese Information liefern kann? Das kriegt man tatsächlich am besten über Netzwerke und die zum einen, wenn es geht, im Unternehmen, weil wie gesagt, im Zweifel sitzen dort auch Leute, die sich schon mit dem einen oder anderen Thema beschäftigt haben. Und dann natürlich sehr stark kann ich dort IHK Handwerkskammer noch mit ins Spiel bringen. Dort sind meines Wissens überall in Deutschland schon richtig gute Netzwerke, auch Veranstaltungen und Webinare aufgegleist, dass man dort Unterstützung bekommt, auch gerade für die kleinen Unternehmen, wie man konkret gewisse Forderungen erfüllt und wie man auch kostenfrei im Grunde oder kostengünstig gewisse Tools bekommt. Natürlich haben wir auch mit Beratern zusammengearbeitet. Insgesamt glaube ich, ist das Wichtige, dass man sich, wenn dann, gleich den richtigen und den erfahrenen sucht, weil die Berater, die sprießen ja wie die Pilze aus dem Boden. Ich glaube, die Qualität ist dort ganz wichtig. Man sollte dort nicht unbedingt auf den Preis gucken, sondern auf die Qualität, damit man tatsächlich auch eine gute Beratung bekommt. Und was die Netzwerke betrifft, dort gibt's natürlich Regionale auch.

Franziska Kunz: Mein größter Input war im Grunde ein Netzwerk in Baden-Württemberg, was auch durch einen Berater initiiert wurde. Und wo man dort mit Unternehmen ins Gespräch kam, die schon viel weiter sind auf der Reise der Nachhaltigkeit. Und wo man dort gesehen hat, was bedeutet es denn konkret, wenn man die V-Anlagen umsetzt, wenn man mit Eisspeichern arbeitet, wenn man auch das ganze Thema Heizen anders angeht, wenn man die Fahrzeugflotte umstellt, wenn man die Versorgung der Mitarbeiter auf drei von fünf Tagen vegetarisch umstellt. Das war total klasse, das zu sehen und mit den Leuten in Gespräch zu kommen. Weil genau dort kann man natürlich direkt fragen und sagen, Mensch, war das jetzt eine gute Idee oder habt ihr dort Probleme gekriegt? Hat sich das gerechnet?

Zackes Brustik: Da will ich direkt rein, Franziska. Ja. Also wenn du das nennen darfst, die Firmen, also bei wem warst du zu Gast und was war so das goldene Nugget, was du mitbekommen hast?

Franziska Kunz: Ich war mit der Runde bei mehreren Firmenbesichtigungen und habe die Firmen besichtigt. Dazu gehört zum Beispiel Schubert Verpackungen, dazu gehört auch EPM Papst und Hans Rohe. Sicher sind das alles große Namen, aber das sind die großen Namen, die dort sich bewusst entschieden haben, auf die Nachhaltigkeitsreise zu gehen mit viel Energie und mit Enthusiasmus. Und was man dort sieht, wie das umgesetzt wird, wie das von den Mitarbeitern auch getragen wird und wie das im Zweifel auch ein Business Case für neue Märkte bietet. Das war fantastisch.

Zackes Brustik: Jan, der Ball direkt zu dir rüber, zwei Sachen. Als Franziska das mit den Beratern, mit den Externen erzählt hat, da hast du wild genickt. Also da sagst du auch, da muss man vorsichtig sein. Warum vorsichtig und wie geht man es richtig an?

Jan Köpper: Na ich glaube, also das hatten wir am Anfang auch schon, was ist die Motivation der Unternehmen, sich mit diesem Thema zu befassen? Und wenn ich für Compliance aufwende, so viel Geld investiere, Also CSRD zu machen oder jetzt, was auch immer die Anforderungen sind. Und ich habe nur die Aufwendung, die Compliance zu machen. Hab ich persönlich als Mensch und als Fachexperte, wenn man das so sagen darf, fühlt sich irgendwann noch komisch an, aber ein Problem damit, dass so viel Geld aufgewendet wird, ohne das mit irgendwas zu verbinden, was wirklich einen Nutzen stiftet, einen Sinn stiftet oder einen Mehrwert schafft für das Unternehmen. Und deswegen finde ich, gibt es wirklich Beratungen, die machen nur Compliance. Die geben euch das Billigste vom Billigen irgendwie. Eine DMA-Analyse und dann habt ihr irgendwelche Themen und dann macht doch irgendwas draus. Es hat keine Steuerungsrelevanz.

Zackes Brustik: Kurz eingefügt, DWA-Analyse, doppelte Wesentlichkeitsanalyse.

Jan Köpper: Aber das heißt doch, ich muss doch das Unternehmen zumindest, wenn ich sage, ey, das müsst ihr jedes Jahr jetzt machen, das sind jedes Jahr Aufwände, versucht doch zumindest diesen Integrationspfad irgendwie zu gehen. Wo ist dann wirklich die Steuerungsperspektive? Warum mache ich das Ganze so? Und das finde ich einfach auch, weil ich gerade, weil ich in der Beratung gerade unterwegs ist, merke ich immer wieder so, oh man, also wenn schon so viel Geld dafür ausgegeben wird, aber dann noch mit ein, zwei Gedanken mehr. Bitte, bitte, bitte so. Und deswegen habe ich gerade so hart genickt, weil ich das richtig fand, was Franziska gesagt hat.

Zackes Brustik: Franziska will direkt darauf eingehen.

Franziska Kunz: Genau, ich habe noch eine kurze Ergänzung dazu. Ich bin zum Beispiel auch zu unserem Berater gekommen über eine Empfehlung von einem guten Freund. Und das kann ich halt schon empfehlen, dass man nicht googelt, sondern dass man tatsächlich auf gute Verbindungen zurückgreift, auf bestehende gute Netzwerke und dort sagt, okay, mit wem wart ihr wirklich zufrieden, was hat euch wirklich vorangebracht. Ich glaube, das ist deutlich sinnvoller, als einfach nur Google zu befragen.

Zackes Brustik: Und das ist die perfekte Vorlage zu meiner nächsten Frage, weil diese Netzwerke, dieser Austausch, man muss ja erstmal bei einem anderen Unternehmen landen, bei dem Nachhaltigkeitsverantwortlichen, der sich freut, dass man kommt, meistens freundesicher, weil ganz viele irgendwie so neue, ich sag mal Einzelkämpfer, Kämpferinnen sind und dann das angesammelte Nerdwissen weiterzugeben auch der Freude. Aber trotzdem muss man die erstmal finden und ausmachen. Und was ich da spannend finde, Franziska hat schon gesagt, IHK, Jan, du bist ja eben auch Mitbegründer der Peer School for Sustainable Development, was glaube ich ganz speziell ein Format hierfür ist, Leute tief in Austausch zu bringen. Vielleicht magst du da mal ein bisschen berichten, wie wichtig das ist, eben diese Peers sich zu haben.

Jan Köpper: Also ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu überschwänglich, aber wir haben das damals 2015 gegründet, einfach mit Menschen, denen wir vertrauen. Es war wie so ein Freundeskreis, obwohl wir uns gar nicht intensiv kannten. Aber die Idee war, lassen wir uns doch mal ein Netzwerk gründen, wo wir uns nicht als Vertreter eines Unternehmens positionieren oder als Mitglieder sind, sondern wo wir als Menschen, die nachhaltigkeitsverantwortlicher sind, begegnen. Also einen informellen Rahmen zu schaffen, keine Berater sind zugelassen, zumindest war es eine Zeit lang so, ich darf noch immer dabei sein, aber wie auch immer, müssen wir den aktuellen Vorstand fragen. Also einen gesicherten Rahmen zu schaffen, wo Menschen sich, die in der Nachhaltigkeitsverantwortung sind, einfach austauschen können. Ich fand das zu sehen, dieses Offene, dass man viel emotionaler darüber spricht. Man kann sagen, Kollege A. Hat das gesagt.

Jan Köpper: Dann auch eine kollegiale Beratung zu haben und viel tiefer zu gehen als nur das, was man sonst in vielen, vielen tollen Netzwerken kriegt. Handreichung und aber wirklich dieser Austausch, das fand ich so toll. Und wir sind von damals, ich glaube, wir sind mit 15 Gründungsmitgliedern gestartet. Ich war in Porschtland, wie gesagt, aber jetzt sind wir über 120, 130 oder sowas. Und das ist schon richtig cool. Das macht einfach Spaß. Wir machen Klassenfahrten, wir machen Events zusammen oder wir rushen auch einfach so Events. Da spricht man sich ab, wie viele von der Peerschool sind jetzt gerade am Start und gehen jetzt auf das und das Event und dann müssen Randale zu machen im positivsten Sinne.

Jan Köpper: Und das macht einfach Spaß, weil da entsteht so ein Momentum und so eine Verbindlichkeit und so eine Verbindung, emotional auch, die nicht nur auf das Fachliche setzt, sondern eben auch, hey, wir als Menschen im Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit, lass mal offen drüber sprechen. Das fand ich einfach toll.

Zackes Brustik: Nicht nur Verbündete im Unternehmen, sondern ganz wichtig, Verbündete, Peers außerhalb von den Unternehmen. Da gibt es euer Angebot, da gibt es noch ganz viele weitere Angebote. Ich weiß, in Baden-Württemberg zum Beispiel gibt es ein großartiges Angebot, das wird teilweise sogar gefördert durch das Land, wo man so mit CSRD-Kohorten, ich glaube fünf, sechs anderen Unternehmen, jahrelang zusammenarbeitet, ein halbes Jahr. Und da gibt es regional bestimmt noch viele, viele weitere ergänzende Angebote.

Jan Köpper: Ich hatte ja von meiner Überschwinglichkeit gewarnt. Deswegen danke, dass du es nochmal einordnest.

Zackes Brustik: Apropos weitere Angebote. Es ist mal wieder Zeit für ein Shoutout ins Nachhaltigkeits-Ökosystem, denn es gibt dort draußen jede Menge kostenfreie und kommerzielle Angebote, die euch auf eurer Reise als Nachhaltigkeitsverantwortliche entscheidend weiterbringen. Und eins der vermutlich coolsten Angebote aktuell ist die Community-Plattform von connectshub.de. Connectshub.de ist eine grandiose Community-Plattform für genau Menschen wie euch. Ihr könnt euch dort mit euren PS austauschen Zum Thema nachhaltige Geschäftsmodelle, Klimabilanzierung, nachhaltiges Lieferkettenmanagement, Nachhaltigkeitsreporting und vieles mehr. Das Ganze funktioniert wie so eine Art LinkedIn. Also super intuitiv. Ihr legt einfach ein Profil an und dann erschließen sich sofort jede Menge Materialien.

Zackes Brustik: Es gibt bereits Videos, es gibt andere Materialien und wenn ihr das Gefühl habt, ihr habt selbst einen richtig coolen Case, von dem andere profitieren könnten, dann könnt ihr all euer Zeug dort einfach reinstellen und anderen zur Verfügung stellen. Das Ganze ist ein Angebot von den Nordzentren aus Schleswig-Holstein. Das sind 17 Gründer, Technologie- und Innovationszentren, die bereits über 600 UnternehmerInnen vereinen. Und das heißt, es ist einfach öffentlich gefördert durch das Land und die EU und damit unkommerziell und ohne jegliche Hintergedanken. Also nutzt diese grandiose Plattform und solltet ihr sogar aus Schleswig-Holstein oder der Umgebung kommen, könnt ihr jederzeit auch zu einem der physischen Events und noch viel mehr von diesem Angebot profitieren. Alles auf connectsh.de Oder ihr connectet euch direkt auf LinkedIn mit Nathalie Häßler oder Florian Kondat. Die Links gibt's wie immer in den Shownotes. Und damit zurück zu Franzi und Jan.

Zackes Brustik: Wenn du da mal einen Einblick einwerfen darfst, vielleicht ein paar anonyme O-Töne oder so, welche Themen brennen dem durchschnittlichen Nachhaltigkeitsverantwortlichen am meisten unter den Nägeln? Was kommt immer wieder?

Jan Köpper: Genau, das vor allen Dingen, also mit dem Austausch mit der Geschäftsleitung oder dem Vorstand, das kommt immer wieder. Wie kriege ich sie? Was mache ich da? Wo habe ich vielleicht auch Menschen, die glauben, dass sie das Thema eigentlich positionieren müssen, obwohl sie eigentlich auf das Thema keinen Bock hatten. Also alles so, was so auf zweiter bis erster Management-Ebene passiert, das sind immer wieder Themen. Aber dann vor allen Dingen eben auch Umgang mit anderen Fachabteilungen, wie hole ich die ab und dann das Methodenwissen und die methodische Vorgehensweise. Das sind so die drei Ebenen, wo das meiste passiert. Und da eine kollegiale Beratung zu machen, ist einfach so toll. Die kollegiale Beratung kennt ihr wahrscheinlich als Konzept. Das ist doch mega.

Jan Köpper: Ich habe mein Problem, habe drei bis vier andere Fachexperten, die das irgendwie schon mal mitgemacht haben oder zumindest einen Zugang haben und ich kann einfach loslassen und einfach mal hören, was ist euer Impuls. Und das macht, das ist was kurzfristiges, was einfaches, was kurzweiliges auch und das, ja, das sind so die drei Ebenen, die ich sagen würde. Also Geschäftsleitung, andere Fachabteilungen und dann das methodische Vorgehen.

Zackes Brustik: Andere Fachabteilungen, da haben wir am Anfang vom Podcast schon super viel drüber gesprochen. Der Austausch, ich glaube, das hat Franziska ja eben gerade auch gesagt, wie unglaublich wertvoll das für sie war, mit Piers drüber zu sprechen. Methoden. Wenn wir aus diesem Dreiklang jetzt das Stichwort Methoden herausgreifen, an welchen Methoden komme ich als Nachhaltigkeitsverantwortlicher nicht vorbei?

Jan Köpper: Also ich glaube grundsätzlich, alle haben angefangen erst mal mit der CO2, Scope 1 bis 3 Bilanzierung. Und das ist so die erste Frage gewesen für viele in den letzten Jahren. Wie starte ich damit? Weil die Klimathematik eigentlich eine Blaupause ist für alle weiteren Nachhaltigkeitsthemen. Und sobald ich diese Blaupause mit alienischen Spezifika irgendwie verstanden habe, kann ich aufs nächste Thema gehen. Auf Wasser, auf Biodiversität, auf Kreislaufwirtschaft. Es ist eine Blaupause, die eine Struktur vorgibt. Und deswegen ist die Methode, die es jetzt bei Klimabilanzierung gibt, Scope 1 bis 3, also direkte, indirekte und eigene Emissionen, dann aber eben auch deren Verwertung und deren Kontextualisierung, so heißt es ja so schön, auf ein 1, 5 oder 2 Grad Ziel. Das sind alles so, ja, also ich nehme quasi einen Stein der Weisen, wenn man so möchte, Bima, und versuche da erstmal mich komplett dann durchzudeklinieren.

Jan Köpper: Was brauche ich an Prozessen, was brauche ich an Daten, was brauche ich an Strategie? Und das ist dieses Methodische, was ich meine, wie nähe ich mich dem so, dass es sophisticated ist, dass es klar ist und eben auch anschlussfähig zu all den Anforderungen einerseits, aber auch vielleicht einen innovativen Pioniergeist in sich trägt. Also ich hoffe, das ist einigermaßen verständlich, aber das ist so ein Beispiel.

Zackes Brustik: Macht Sinn und was ich heraushöre ist, gerade jetzt eben wenn es CO2 und Klima geht, a, lässt sich das immer sehr genau quantifizieren, anders als zum Beispiel Biodiversität, das macht das viel einfacher, b, war natürlich so leider dem Tunnelblick wegen darauf in den letzten Jahren der absolute Fokus, da gibt es unglaublich viel, was aber natürlich C, wie du sagst, es dann einfach als perfektes Einstiegsthema anbietet, bevor man sich gleich sagt so, hey, ich starte mit Biodiversität. Und da dann der Ball zurück zu dir, Franziska, also siehst du das ähnlich, dass ihr gesagt habt, wir machen jetzt erstmal, kam ja auch bei dir aus dem Cut the Carbon Projekt und dann, wenn wir das haben, wagen wir uns an Biodiversität oder wagen wir uns, weiß nicht, welche Themen für euch noch besonders wesentlich waren, Wasser oder so.

Franziska Kunz: Genau, also wir haben auch mit der Scope 1 bis 3-Bilanzierung angefangen und sind jetzt eher dabei zu schauen, was bedeuten noch Themen wie Kunststoffvermeidung, Biodiversität für uns, was können wir dort tun und auch die Projekte, die aus der Sub-3-Bilanzierung abgeleitet werden können, was können wir dort tun, Damit beschäftigen wir uns gerade. Dann ist natürlich auch noch eine Thematik die Anforderung der Kunden zu einem PCF, also zu dem Product Carbon Footprint. Wie kann man den erstellen? Was bedeutet das für uns? Man kommt dann vom Hundertsten ins Tausendste. Man ist auch irgendwie nicht fertig, weil man lernt immer wieder irgendwie was dazu und dort auch zu gucken, okay, was sind jetzt die wesentlichen Themen und was ist vielleicht auch als Quick Win relativ zügig umsetzbar und worauf setze ich jetzt erstmal nicht, weil es im Grunde auch einen zeitgleichen Horizont von drei bis fünf Jahren hat. Das ist immer die Herausforderung.

Zackes Brustik: Beispiele. Was ist ein Quick Win und was hat eher einen Horizont von drei Jahren?

Franziska Kunz: Für uns war ein Quick Win ganz klar die Umstellung auf Ökostrom, beziehungsweise die Standorte, die halt die Möglichkeit hatten, auch die Umstellung auf die eigene PV-Anlage. Damit hatten wir in der Scope 1-2-Bilanzierung relativ schnell einen großen Erfolg. Die zweite Quickwind ist, mit einer relativ großen Fahrzeugflotte, natürlich auch die Umstellung auf E-Fahrzeuge. Dort, wo es Sinn macht, Nicht auch da nicht ideologisch getrieben einfach für alle, sondern dort, wo es Sinn macht. Dann wird es halt mit den Quick-Wins schon langsam dünn. Dann kann man natürlich an den Standorten noch mal schauen, was im Bereich Druckluft bzw. Wärme irgendwie noch machbar ist, LED-Leuchten, Müll, Kunststoffvermeidung, solche Thematiken. Das kommt meistens auch aus der Belegschaft, solche Ideen.

Franziska Kunz: Aber wenn man dann tatsächlich auch darüber nachdenkt, was können wir in der Kreislaufwirtschaft, in der Produktentwicklung anders machen, dann sind das eher die Projekte mit einem längeren Zeithorizont.

Zackes Brustik: Und dann hast du gesagt, Product Carbon Footprint, das ist ja quasi so, überhaupt mal herauszufinden, was ist der Footprint und das dann wahrscheinlich auch gut aufbereitet mit einem entsprechenden Standard den Kunden zur Verfügung stellen, oder?

Franziska Kunz: Genauso ist es dann. Über Nachhaltigkeitsberichte natürlich darüber berichten und Maßnahmen ableiten, jedes Jahr wieder den CCF, also den Company Carbon Fruit Print wieder neu erstellen und jetzt halt die Vorbereitung, das Ganze auch im CSRD abzubilden, beziehungsweise auch die letzten Jahre über CDP oder Eco-Var, das je nachdem, was gefordert wird vom Kunden.

Zackes Brustik: Jan, willst du was ergänzen so zum Thema Quick-Wins oder eher langfristige Projekte, mit denen man sich jetzt nicht sofort überfordern sollte, abgesehen von dem Bereich, den wir schon hatten?

Jan Köpper: Also eigentlich, was Franziska gesagt hat, umso näher am Kerngeschäft, umso greifbarer, desto besser. Das ist total. Aber ich glaube, es gibt auch Quick Wins, wo man komplexere Themen aufgreifen kann. Zum Beispiel Risikomanagement, Szenarien, eine Vorausschau und sowas. Das klingt nicht wie ein Quick Win, aber die Leute ins Denken zu bringen, also auch die Verbindung herzustellen, als realwirtschaftliches Unternehmen, wenn ich mit einer Bank agiere, hat diese Bank einfach nur ihre Vorgaben, die eher langfristig ausgelegt sind. Die Bank ist aber selber noch gar nicht in der Lage, diese langfristige Anforderung in der Bonitätsprüfung zu übersetzen. Sorry, ich will nicht zu kompliziert werden, aber das ist so spannend. Also es kann auch für bestimmte Menschen in dem Unternehmen, in dem man agiert, total spannend sein, Komplexität zu zeigen.

Jan Köpper: Also diese Professionalisierung von Nachhaltigkeit nochmal dazustellen Und einfach, sie deswegen damit abzuholen. Auch das kann ein Quick-Win sein. Ansonsten bin ich total bei Franziska. Also was Greifbares, was Einfaches, was voll dabei. Ich will nur sagen, so manchen muss man auch durch Komplexität und durch Fachlichkeit abholen. Und das kann man auch eben schaffen, indem man sagt, es ist hier alles kein Hightatei, sondern ey, Leute, ich versuche euch das nur stückchenweise hinzulegen, aber wir können natürlich auch über das große Ganze sprechen. Also diese Dualität aus den beiden, die wollte ich eigentlich nur gerade versuchen zu forcieren, weil das kann super spannend sein. Da kriegst du wieder andere Impulse, wieder andere Gegenwehr und wieder Lernpfade einfach, die du mitnehmen kannst, zu gucken, wie kriege ich das jetzt alles irgendwie zusammen.

Jan Köpper: Ich finde es mega spannend.

Zackes Brustik: Angenommen, ich bin gerade dabei. Sag mal so, ich lösche die größten Brände, was Compliance angeht und Deadlines. Und ihr habt ja beide schon gesagt oder auch vor allem du, Jan, es braucht den Blick nach vorne langfristig, damit ich eben nicht nur Compliance mache, dass das Geld, die Mühe, die Zeit, die Fortbildung gut investiert sind, eben ich gleich schon die Maßnahmen im Blick habe. Welche Themen werden jetzt so nach diesem Mist, wir müssen uns einen Report auf die Beine stellen, die Jahre danach dominieren. Was ist am wichtigsten für die nächsten drei Jahre? Und vor allem in dieser doch unsicheren Lage, wo wir das Gefühl haben, so einerseits nimmt der Krieg super viel Fokus, andererseits, also in der Ukraine, der Angriffskrieg, Andererseits sehen wir irgendwie so einen großen Rechtsruck politisch, wo vielleicht doch die eine oder andere Nachhaltigkeitsregulierung vielleicht wieder aufgeweicht wird auf der EU-Ebene. Also worauf kann ich mich verlassen und was ist vielleicht noch offen?

Franziska Kunz: Also ich glaube in Zeiten von sinkenden Auftragseingängen und Umsätzen und halt auch die politische Lage, die du gerade benannt hast, wird es natürlich immer schwieriger, die richtigen Weichen in Sachen Nachhaltigkeit oder Verbesserungen für Umwelt und Mitarbeiter umzusetzen. Ich glaube, wenn man den Blickwinkel behält, zu sagen, wir brauchen Maßnahmen, die die Lebensdauer des Unternehmens absichern und die den Unternehmenserfolg weiter absichern, dann sind das auf jeden Fall Maßnahmen, die unabhängig von der politischen Entwicklung wichtig und richtig sind. Das soll heißen, dass man gewisse Teilbereiche im Einkauf zum Thema Lieferkette, Risikomanagement, dass man das im Einkauf wirklich etabliert und einfach als Einkaufsthema weiter treibt, weil Lieferketten absichern ist ein uraltes Interesse des Einkaufs und des Unternehmens. Dann auch solche Themen wie Strom sparen oder Möglichkeiten von Wiederverwendung, Reuse, Recycling und so zu prüfen. Das ist im Sinne des Unternehmens, was ich langfristig erfolgreich aufstellen will. Und wenn man halt auch darüber nachdenkt, finde ich vielleicht auch andere Märkte, neue Produkte oder andere Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel auch Produkte zu vermieten, dann ist es glaube ich richtig, wenn man dort weiter den Fokus drauf behält in der Entwicklung, wenn man an solchen Projekten weiter arbeitet. Das ist völlig unabhängig davon, wie die Regularik in der EU weiter geht.

Zackes Brustik: Jan, was würdest du ergänzen?

Jan Köpper: Finde ich total passend. Wenn ich ein bisschen spacey werden darf, ich habe das ja auch angekündigt, das dürfte am Ende vielleicht ein bisschen abgefahren werden, aber es geht Steuerungsrelevanz von Nachhaltigkeit. Wir können diese ideologischen Diskussionen nicht führen. Wir müssen uns wirklich erstmal auf die Steuerungsrelevanz fokussieren. In dem aktuellen Marktumfeld müssen wir pragmatisch auf das schauen, was wissenschaftlich belegt ist, das auf Abhängigkeiten und Risiken übersetzen und dafür bietet sich total diese Idee von Steuerungsrelevanz der Nachhaltigkeit an. Wir müssen uns nicht alle Themen kümmern, auch wenn ich das persönlich als Mensch super schade finde, weil wir mehr machen könnten, aber lassen Sie uns doch mal das nehmen, was wir verstehen und das mal übersetzen auf Steuerungssysteme. Dann sind wir schon tausend Schritte voraus. Und zweiter Punkt.

Zackes Brustik: Merke dir den zweiten Punkt, aber machst für mich vorher noch mal kurz konkreter als Nicht-Management-Studierter. Was meinst du mit so steuerungsrelevante Themen ganz praktisch an einem Unternehmensbeispiel?

Jan Köpper: Total. Also Franziska hat es gerade gesagt, also CO2-Emissionen einzusparen heißt irgendwie eine Preissteuerung auch. Man weiß nicht, wie die transitorischen Risiken steigen von CO2-Preisen zum Beispiel. Dahinter steht aber auch eine Energieeffizienzmaßnahme, also eine Preisreduktion, eine Kostenreduktion. Also all das als Steuerungsgrößen zu übersetzen. Ich komme von einem Nachhaltigkeitsthema, übersetze es auf monetäre Werte und frage mich dann, wie trägt das zum Unternehmenswert bei? Und das muss einfach die Abfolge sein, wie ich Nachhaltigkeit in dem aktuellen Status denke, damit ich überhaupt in die Köpfe komme. Und dafür bietet sich, und das ist das Geile, da stehe ich total drauf, das ist diese Multikapitalien-Idee. Und die liest man in der CSRD zwischen den Zeilen schon.

Jan Köpper: Sie sprechen zum Beispiel über soziales Beziehungskapital. Es geht also darum, weg vom Monokapitalismus, wo ich nur finanzkapitalistische Annahmen und Daten beziehe, hin zu einem multikapitalistischen Ansatz, wo ich auch Naturkapital, Humankapital, Beziehungskapital, intellektuelles Kapital versuche zu greifen als einen Wertträger des Unternehmens, weil ich sonst natürlich immer wieder dahin komme, dass ich sage ach das Thema kein Risiko, keine Chance, weg, so, egal. Daran wird es ja am Ende immer scheitern. Wenn ich die Steuerungsrelevanz eines Themas also nicht herstellen kann, weil es fürs Risiko oder für die Chancensteuerung relevant ist, dann ist es raus. Deswegen macht es Sinn, von finanzkapitalistischen Perspektiven zu einer Multikapitalienperspektive zu kommen. Und dann könnte ich euch tausend Sachen sagen, das ist so cool und da findet man ganz, ganz viele Ansätze, Bilanzierungsmethoden, bla bla bla. Aber das wird kommen, weil wir müssen natürlich dahin kommen, eine multiple Unternehmenssteuerung zu machen, die nicht nur Finanzkapital in den Blick nimmt, weil das nicht alles greifen kann, was jetzt gerade at stake ist, wie es ja so schön heißt.

Zackes Brustik: Das heißt, hast du irgendeinen Richtungshinweis? Wo findet man noch viel mehr dazu? Ein Thema, was eine eigene Folge wert ist, zu der ich eigentlich schon ganz lange eine Folge machen will, aber irgendwie hat es wegen lauter Compliance nicht geklappt. Thema Postwachstumsökonomie oder wie du es gesagt hast, multikapitalistisches Denken.

Jan Köpper: Genau, das ist aber gar nicht das, deswegen, also nicht falsch verstehen, das drückt mich jetzt gar nicht in eine alternative Richtung, sondern das ist das, was das IIRC, also das International Integrated Reporting Council, schon seit 10, 15 Jahren anbringt. Das ist das, was R3.0, also Reporting 3.0 heißen, die auch schon seit 10, 15 Jahren propagiert. Das ist das, was GAI auch schon öffnet. Also das ist nichts Neues, es ist nur noch nicht in den Köpfen drin. Multikapitalienbasiertes Vorgehensweisen ist total sinnvoll, das ins Accounting zu integrieren und wegzukommen von so einer Beliebigkeit, ich muss alles irgendwie monetarisieren auf Finanzkapital, weil es klappt einfach jetzt noch nicht immer. Ich brauche also so Übergangsphasen, bis ich dazu komme, bestimmte Faktoren auch zu monetarisieren, zu quantifizieren und steuerungsrelevant zu machen. Also deswegen R30, IRRC, dann TCFD oder TNFD, die Taskforce for Natural Financial Disclosure. Also da gibt es unglaublich viel.

Jan Köpper: Ich will nur sagen, das ist nichts, was jetzt von mir kommt, weil ich irgendwie eine Pfeife bin und da voll drauf stehe, sondern das gibt es im Markt und es wird schon ewig diskutiert. Wir sind nur noch nicht bereit, es zu erkennen oder anzunehmen. Und es steht, wie gesagt, in der CSRD als Beziehungskapital und Sozialkapital schon drin.

Zackes Brustik: Einer der Mitgröder von R3.0, Ralf Thurm, war auch schon bei mir zu Gast in Folge 47.

Jan Köpper: Ach Mensch.

Zackes Brustik: Und wie erwähnt ist R3.0 eine sagenhafte Plattform, unglaublich viele Blueprints zu finden, kostenfrei, im Netz, einfach so verfügbar, unglaublich detaillierte Blueprints, all diese Themen, die Jan angesprochen hat, tatsächlich durchzuarbeiten. Also wenn ihr Methoden sucht, ein kostenfreies Material, schaut bei R3.0 rein, vielleicht packe ich da auch noch in die Show Notes, eine Schatzkiste. Deren Ansatz ist wirklich nur, all das, was es gibt, rauszuschicken, damit ihr damit arbeiten könnt und wir schneller vorankommen. Also richtig, richtig coole Anlaufstelle. Danke für die Erwähnung, Jan. Genau. Also das heißt, wenn ich so mein Fazit rausnehme, Franziska und Jan, so das war, macht euch unabhängig davon, was jetzt so auf EU-politischer Ebene passiert, weil es für das Unternehmen einfach unglaublich relevant davon ist, unabhängig davon, ob das jetzt von der CSRG oder einer anderen Regulierung gefordert ist, all diese Risiken, all diese Abhängigkeiten von eben nicht nur dem kapitalistischen Ökosystem oder Kontext, sondern von den Naturressourcen, von den sozialen Gefüge in eurer Unternehmensstrategie abzubilden und darauf Rücksicht zu nehmen. Das heißt, das ist unabhängig davon, ob es vor oder zurück geht, hür oder hot, mit Verbrenner aus oder auch nicht, für eure Flotten sozusagen, geht das an, weil es einfach auf so eine Unternehmensstrategie mehr Sinn macht.

Zackes Brustik: War das so richtig wiedergegeben, Franziska?

Franziska Kunz: Ja, genau. Im Grunde sollte für das Unternehmen im Fokus stehen, dass man Kosten senkt, dass man die Mitarbeiter und Talente bindet und dass man zukunftsfähig ist. Und das sind alles nachhaltige Themen, die schon immer nachhaltig waren. Und dazu gehört auch, dass man die Ressourcen schont und wenn man alles gemeinsam im Kontext angehen kann, dann ist es glaube ich schön für die, die es tun und erfolgreich für die Unternehmen, die das umsetzen.

Zackes Brustik: Hast du als Abschlussstatement, Franziska, irgendwie so eine Message an all diese Menschen da draußen, die in einer ähnlichen Rolle wie du sind oder vielleicht gerade ganz frisch in dieser Rolle gelandet sind, dass sie, wie wir vorhin gesagt haben, im falschen Moment den Arm gehoben haben, sich für das Thema Nachhaltigkeit zu begeistern und jetzt plötzlich her auf Sustainability sind.

Franziska Kunz: Im Grunde sind das ja meistens Menschen, die gestalten wollen Und ich glaube, das ist wie bei kleinen Kindern, die anfangen zu laufen. Bleibt dran und lasst euch nicht zurückwerfen oder entmutigen. Die kleinen Kinder stehen auch wieder auf, haben das Ziel im Blick und stehen auf, auch wenn sie hingefallen sind, weil das Ziel ist wirklich cool. Bleibt dran und nutzt Netzwerke, Kontakte, alle Möglichkeiten, Informationen zu ziehen. Dazu gehören tolle Podcasts, wie der vom ZAK ist, aber auch verschiedene andere Optionen zum Lesen, zum Schulen und zum Netzwerken. Bleibt dran und gebt nicht auf.

Zackes Brustik: In die gleiche Kerbe schlagen, Dianne. Das Thema hatten wir nicht vertieft, muss ich in einem anderen Podcast nochmal machen, aber Elisabeth hatte das in einem anderen Podcast mal erwähnt. NachhaltigkeitsmanagerInnen sind oft so im Hotseat, wechseln alle zwei Jahre, weil nach der Compliance bei den Maßnahmen dann doch gar nicht mehr im Unternehmen so viel Innovationsdenken gefordert oder gewünscht ist. Also was würdest du ihnen auf dem Weg mitgeben wollen, eben gerade in so einem Knackpunkt genug Resilienz zu haben?

Jan Köpper: Meine Güte, eine gar nicht so einfache Frage. Das Wichtigste ist, glaube ich, seid euch einfach bewusst, dass das Thema noch nicht so reif ist, zumindest in den Köpfen noch nicht so reif ist und dass ihr immer zum Scheitern bereit sein müsst. Das ist ganz, ganz wichtig. Aber alles, was ihr dort erfahrt, sollte euch auf eine Fahrt der Professionalisierung bringen. Und das ist ja gerade das so Tolle. Wir kommen raus aus dieser Beliebigkeit. Wir kommen her hin zu mehr Methodenvereinbarung, zu mehr Professionalisierung, Integrationsfähigkeit. Und das sollte einem einfach so viel Spaß machen, weil damit ist man immer noch so ein kleines Unicorn, auch wenn es jetzt gerade so viele davon gibt, die das machen, aber da einfach Spaß dran zu haben und sich von kleinen Hürden oder Rückschlägen nicht einschränken zu lassen.

Jan Köpper: Ich war kompliziert genug eben schon, aber ich glaube, dass einfach Spaß an der Sache und Bock auf diese Professionalisierung, da geht so viel gerade, Echt einfach Bock drauf haben. Darum geht's.

Zackes Brustik: Vielleicht ein ganz wichtiges Statement. Es hat nichts mit euch zu tun. Also seid ihr jetzt vielleicht schon länger Nachhaltigkeitsmanager in eurem Unternehmen und seid an dieser programmierten Sollbruchstelle vom Übergang von Compliance zu Maßnahmen wie Franziska sagt, die dann innovationsabhängig sind, Kreislaufwirtschaft, weil dann kommt plötzlich massiver Widerstand aus der Organisation. Es liegt nicht an euch. Es liegt in den meisten Fällen daran, dass es einfach tatsächlich Transformation im wahrsten Sinne des Wortes ist, dass Change Management braucht. Und wenn der Rest des Unternehmens euch herum sich nicht mit euch mit verwandelt, dann ist das sozusagen vorprogrammiert. Also das heißt, dass nicht persönlich nehmen, sondern wissen, dass es ganz vielen außen darum auch so geht und dass sich mit der Zeit verändern wird. Vielen Dank Jan, vielen Dank Franziska, dass ihr heute vorbeigeschaut habt und Franziska so aus dem Nähkästchen geplaudert hat.

Zackes Brustik: Jan, seine gesammelte Erfahrung aus den letzten 15 Jahren hat mit einfließen lassen. Danke euch beiden. Danke Franziska.

Franziska Kunz: Ganz herzlichen Dank, hat viel Spaß gemacht.

Zackes Brustik: Und vielen Dank Jan.

Jan Köpper: Danke euch beiden, richtig schön. Vielen Dank.

Zackes Brustik: Wenn ihr mehr Austausch sucht, euch mit anderen Profis zu vernetzen, Beste Gelegenheit natürlich einfach auf LinkedIn unter den jeweiligen Beiträgen zu jeder Folge mitdiskutieren, mitmischen. Es folgen mir unglaublich viele Leute auf LinkedIn. Ich bin mit wahnsinnig spannenden Menschen vernetzt. Also edit mich auf LinkedIn. Zack, ist Prustik. Link gibt's in den Show Notes. Edit bei der Gelegenheit auch Jan Köpper und Franziska Kunz. Sie freuen sich bestimmt, sich mit euch auszutauschen.

Zackes Brustik: Beste Gelegenheit, sich Verstärkung zu holen mit Peers, mit Verbündeten außerhalb von eurem Unternehmen. Und zu guter Letzt, vergesst nicht, Gewinner Zukunft zu abonnieren, damit ihr die nächste Folge nicht verpasst. In dem Fall dann mit Hans Rosinek. Also, war mir eine Freude, dass ihr mit an Bord wart. Bis zum nächsten Mal. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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