#65 EUDR leicht erklärt. So meistern Unternehmen die neue Entwaldungsverordnung! I Gäste: Philipp und Luise
Shownotes
Diese EU Verordnung hat es in sich! Rund 150.000 Unternehmen sind von der EU Entwaldungsverordnung betroffen, also 10x mehr als von der CSRD. Von Koffein in Pharmaprodukten über Kautschuk in Dichtungsringen bis zu den Bedienungsanleitungen Deiner Produkte. Zurückverfolgt per Satellitendaten bis zum genauen Ort des Anbaus. Und das für jede einzelne Charge.
In dieser Folge beantworten mir gleich zwei Profis alle Fragen zu einem der heißesten Themen für Nachhaltigkeitsverantwortliche. Denn die Umsetzung der EUDR mit ihren Sorgfaltspflichten und Risikoanalysen stellt deutsche Unternehmen vor enorme Herausforderungen. In dieser Folge bekommst Du daher einen kompakten EUDR Deep Dive!
✅ Was macht die EUDR so anspruchsvoll und geschäftskritisch? ✅ Wie hängt die EUDR mit der CSRD oder CSDDD zusammen? ✅ Was ist die beste Strategie zur Umsetzung?
Vermeide stillstehende Waren im Zoll oder Strafzahlungen bis zu 4 % des Unternehmensumsatzes. Nutze stattdessen die Chancen auf Transparenz und Resilienz. Meine zwei Gäste verraten Dir wie.
Luise Rosemeier war erst Corporate Responsibility Managerin bei der Wünsche Group. Jetzt ist sie Spezialistin für Lieferkettensorgfaltspflichten bei Aurubis. Sie hat sich die EUDR schon lange angeschaut, denn die Umsetzung braucht enorm viel Vorbereitung und interne Zusammenarbeit. Sie verrät, was für sie als Profi an der EUDR am wichtigsten ist. Zudem ist sie im ständigen Austausch mit anderen Sustainability Managern in der Peer School for Sustainable Development und weiß, was diese bewegt. 🔗 https://www.linkedin.com/in/luise-rosemeier/
Experte für nachhaltige Lieferketten, Philipp Strauß, liefert alle relevanten Fakten und Details zum Entwaldungsgesetz. Er arbeitet bei VERSO, dem deutschen Pionier für Sustainability-Software und Full-Service-Anbieter für die Nachhaltige Transformation im Mittelstand. Er hat den Einblick wie KMUs die Herausforderung angehen und die Chancen nutzen. 🔗 https://www.linkedin.com/in/philipp-strauß-81750a201/ 🔗 https://verso.de/blog/eudr-was-unternehmen-jetzt-wissen-muessen/
🎙️ Über den Podcast und Host Zackes Brustik: Zackes liefert Sustainability-Profis die Antworten, die sie zur Umsetzung wirtschaftlich erfolgreicher Nachhaltigkeit brauchen. Dafür spricht er alle zwei Wochen mit den Pionieren, Expert:innen und führenden Macher:innen der nachhaltigen Transformation. Hier verraten sie ihm ihre Strategien und teilen ihr wertvolles Wissen offen und transparent. So kommen wir alle gemeinsam schneller voran! Folge Zackes auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/moderator-zackes-brustik/
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Genannte Ressourcen: Guidance Dokument: 🔗 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ:C_202406789
BLE: 🔗https://www.ble.de/DE/Themen/Wald-Holz/Entwaldungsfreie-Produkte/Lieferketten_node.html
Disclaimer: Philipp und Luise sind keine Juristen. Ihre Statements sind keine Rechtsberatung.
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Zackes Brustik: Und neben diesen 4 Prozent ist wirklich, wo alle Compliance-Manager auch sagen, krass, das gab's in so einer Form wirklich noch nie. Es gibt wirklich dann gefühlten Port-Verbote. Das heißt, wenn du nicht eine Sorgfaltserklärung für deine Produktchargen vorweisen kannst, kriegst du die Waren nicht in die EU rein.
Luise Rosemeyer: Man muss sich ja auch schon mal vor Augen führen, dass es viele Unternehmen gibt, die sich seit fast einem Jahr mit dem Thema befassen und immer noch nicht unbedingt einen Status haben, wo sie sagen, okay, ich bin jetzt richtig zuversichtlich, das rechtssicher umsetzen zu können.
Philipp Strauß: Da braut sich was zusammen. Während wahrscheinlich alle gerade intensiv damit beschäftigt sind, die CSRD in ihrem Unternehmen einzuführen, schlittert plötzlich von rechts ein Gesetz ins Bild, das die CSRD nochmal in den Schatten stellen könnte, denn es könnten bis zu 10 Mal mehr Unternehmen in Deutschland davon betroffen sein. Es geht die EUDR, die EU-Entwaldungsdirektive. Kurz gesagt, innerhalb der EU sollen keine Produkte mehr in den Umlauf kommen, die in irgendeiner Form bestehende Wälder schädigen. Denkst du dir, na super, wir haben ja nichts mit Bäumen oder Papier zu tun, sind wir fein raus. Aber da kannst du dich kräftig irren. Denn die betroffenen Rohstoffe finden sich wirklich in zahlreichen Produkten wieder, sei es als Koffein nicht nur im Kaffee, sondern in Pharmaprodukten, sei es als Kautschuk in irgendwelchen Dichtungsringen oder Papieren, Bedienungsanleitungen. Also die Chancen, dass dein Unternehmen von der IUDA betroffen sind, sind extrem hoch, der Zeitrahmen zur Einführung extrem kurz und die Nachweise und Sorgfaltspflichten extrem anspruchsvoll.
Zackes Brustik: Und daher gibt es hier den kompletten EUDR Deep Dive. Wie findest du raus, ob du betroffen bist mit deiner Organisation? Welche Sorgfaltspflichten gehen dann damit einher und wie bereitest du dich extrem schnell und gründlich darauf vor? Die Antworten gibt es wie immer mit zwei Experten in diesem Podcast. Mit dabei, Philipp Strauß, Experte für nachhaltige Lieferketten bei Verso, dem deutschen Pionier für Nachhaltigkeitssoftware und Ansprechpartner für kleine und große Unternehmen zu allen Nachhaltigkeitsfragen. Er schaut von außen drauf, weiß welche Herausforderungen das bedeutet, z.B. Für mittelgroße Unternehmen und wie sie das lösen. Und den Blick von innen raus, den bringt Luise Rosemeyer mit. Sie ist Nachhaltigkeitsverantwortliche, war lange bei einem großen Importeur und Händler und ist jetzt Spezialistin für Lieferketten-Sorgfaltspflichten bei einem der führenden und größten Metallverarbeitungsunternehmen, nämlich Aurubis, das sogar gerade den deutschen Nachhaltigkeitspreis als solches bekommen hat. Und dazu ist sie in richtig spannenden Netzwerken, in denen sich viele Nachhaltigkeitsmanager tummeln und hat sich mit denen intensiv dazu ausgetauscht, wie die das Thema betrachten und warum die das jetzt auch schon angehen.
Zackes Brustik: Und damit herzlich willkommen zu Gewinne Zukunft, dem Nachhaltigkeitspodcast der Pioniere und Professionelle. Mein Name ist Zakkes, ich freue mich wie immer, dass ihr mit an Bord seid. Und eine Sache vor der weg natürlich, abonniert den Podcast in eurer Podcast App. Und wenn ihr schon dabei seid und gerade zum Beispiel in der U-Bahn sitzt, nur 20 Minuten habt, dann nutzt die Kapitelfunktion, an die Stellen zu springen, die euch jetzt in eurem Job weiterbringen. Denn wie immer wird das mindestens eine Stunde werden, weil wir jedes Thema gründlich aufbereiten. Los geht's! Ich freue mich mega, ich habe nämlich gleich zwei Fellow Hamburger hier im Podcast. Schön, dich mit an Bord zu haben, Luise.
Luise Rosemeyer: Hi, danke für die Einladung.
Zackes Brustik: Und ebenfalls mit an Bord, Philipp, schön, dich mit an
Philipp Strauß: Bord zu haben. Moin, Sarkis, danke für die Einladung, ich freue mich.
Zackes Brustik: Sag mal, Leute, die dir jetzt vielleicht zuhören, denken, ach, das wird schon nicht so schlimm. Daher gleich mal ganz schnell, welche Branchen sind alles betroffen und welche Rohstoffe geht es, Philipp?
Philipp Strauß: Ja, die Rohstoffe, die betroffen sind, sind Rind, Soja, Kaffee, Kakao, Naturkraut, Schok, Holz und Palmöl. Und es sind einfach super viele Branchen davon betroffen. Also ganz klar so offensichtliche Branchen wie Möbelindustrie, Papierindustrie oder Druckindustrie, die irgendwie Sitzmöbel, Tische, Papierrollen oder Zeitungen handeln. Der Einzelhandel sehr stark auch mit relevanten Produkten wie Kaffeebohnen oder Schokolade, aber auch die Fahrradindustrie, die halt Reifen mit Naturkautschuk handeln, was vielleicht erstmal nicht so offensichtlich ist. Das Besondere ist halt, es gibt keine Schwellenwerte für die Mengen der Produkte, das heißt, es ist egal, ob es 10 Kilo oder 10 Tonnen gehandelt werden und die Regulatur greift genauso gut für die nachgelagerte Lieferkette und nicht nur für Importeure. Und deswegen sind allein in Deutschland schätzungsweise 150.000 Unternehmen betroffen, was im Vergleich zu anderen Regulatoriken wirklich eine wirklich sehr große Betroffenheit ausmacht und Vorbereitung für die EUDR proaktiv denken ist hier wirklich essentiell.
Zackes Brustik: Der Vergleich, weil nicht alle die Zahl im Kopf haben, aber in Deutschland sind ungefähr jetzt aktuell 15.000 Unternehmen von der CSRD betroffen, daher quasi wirklich das Zehnfache an Unternehmen, die vielleicht gedacht haben, ja egal, CSAD oder Green Deal betrifft uns ja nicht, aufgepasst an dieser Stelle. Luise, vielleicht ein paar kuriose Beispiele von dir, was das wirklich in der Praxis bedeutet, also Produkte, an die niemand denkt oder wo niemand draufkommt.
Luise Rosemeyer: Genau, also ich glaube, was ganz wichtig ist, die Unternehmen, die so ganz offensichtlich im Fokus stehen, die großen Kaffeehändler oder so, die haben das alles schon seit hoffentlich über einem Jahr auf dem Schirm. Aber wenn ich jetzt ein Unternehmen bin, das für die eigene Produktion irgendwie Holzpaletten importiert, Auch dann fallen diese Holzpaletten, auch wenn ich sie nur für den Eigenbedarf benutze und das gar nichts mit meinem eigentlichen Produkt zu tun hat, unter die Regulierung. Oder wenn ich jemand bin, der Kaffeemaschinen importiert. Die Kaffeemaschine an sich fällt nicht unter EUDR, aber jetzt gehen beim Transport irgendwie die Hälfte der Verpackungen kaputt und ich muss jetzt nochmal Verpackungen nachbestellen. Oder in der Bedienungsanleitung ist ein Druckfehler und ich muss jetzt nochmal 1000 Bedienungsanleitungen nachbestellen. Dann importiere ich die ja nicht als Kaffeemaschine, sondern als Papier- oder Kartonprodukt. Und auf einmal bin ich im EUDR-Skop und habe das vielleicht gar nicht so auf dem Schirm gehabt. Also da gibt es auf jeden Fall einige Fallstricke.
Luise Rosemeyer: Deswegen auch die Empfehlung, dass sich jedes Unternehmen mal damit befassen sollte.
Zackes Brustik: Auch eine Antwort, warum du hier jetzt mit deiner aktuellen Rolle bei einem Metallunternehmen auch sitzt, weil ich nehme an, bei euch denkt sich jeder, Metallentwaldung ist ja egal, aber nein, ihr habt wahrscheinlich wirklich LKW-weiße Paletten im Hof stehen.
Luise Rosemeyer: Genau, also Das wäre so ein klassisches Beispiel. Das kommt natürlich auch auf das Unternehmen drauf an, ob man das jetzt selber importiert, über einen Zwischenhändler bezieht. Aber ich sage mal in der Theorie, wenn ich jetzt irgendwie meine Notizblöcke und Bleistifte selber importiere, dann würde ich auch darunter fallen. Das ist natürlich ein Beispiel, das machen auch viele Zwischenhändler.
Zackes Brustik: Megaspannendes Beispiel, weil das habe ich auch von einer anderen Nachhaltigkeitsverantwortlichen gehört, die machen große Motoren und die sind nicht durch die Motoren betroffen, sondern durch den Merchandise, den sie für ihre Marke haben. Eben Stifte, keine Ahnung, gebrandeter Kaffee, Leinbeutel, was auch immer. Also aufmerksam zuhören. Und dann den Schwierigkeitsgrad noch ein kleines bisschen zu erhöhen, Philipp, wir machen die Folge ja gerade am Punkt des maximalen Durcheinanders, oder? Warum ist gerade so viel Aufregung bei dem Thema und die maximale Verunsicherung im Feld?
Philipp Strauß: Ja, maximales Durchlauern trifft es sehr gut, Unsicherheit bei Unternehmen auch. Also die EUDR ist eigentlich schon Mitte 2023 in Kraft getreten und sollte schon Ende dieses Jahres für große Mittelunternehmen starten. Da aber bis vor einem Monat noch wichtige Dokumente und Systeme fehlten, gab es viel Kritik an dieser baldigen Umsetzung von Unternehmen, aber auch EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland und haben gesagt, keine praxisnahe Umsetzung ist so möglich. Und dadurch hat die Kommission im Oktober einen Vorschlag unterbreitet, den Anwendungsstaat ein Jahr zu verschieben, was der Rat als auch das Parlament zustimmten und man dachte sich erst mal cool, ein Jahr Verschiebung mit der Pause kann ich auf jeden Fall arbeiten. Es kam aber dazu, dass im Parlament noch ein neuer Antrag mit aufgenommen worden ist von der EVP, die eine Abschwächung auf der EUDA abzieht. Das heißt eine neue sogenannte No-Risk-Risikokategorie für gefühlt alle europäische Länder, Herkunftsländer oder auch China, wo die Rohstoffe herkommen. Und hier müssten sozusagen keine Sorgfaltspflichten mehr erfüllt werden, was ich sozusagen sehr kritisch sehe, weil durch eben Schlupflöcher geschaffen worden sind. Und da die Anträge für diese No-Risk-Kategorie aber nicht Teil der Abmachung waren, ist sozusagen diese Verschiebung ein Jahr noch nicht rechtskräftig.
Philipp Strauß: Das heißt aktuell Ausgang ist weiterhin ungewiss, große Unsicherheiten in der Wirtschaft, wobei ich jetzt persönlich davon sehr stark ausgehe, dass hoffentlich am 3. Dezember, Da ist die nächste Abstimmung, es zu einer Zusammenkunft, wo man sich findet und dass es sozusagen eine Verschiebung der Regulatorik ein Jahr beinhaltet und so Unternehmen auch endlich Rechtssicherheit bekommen.
Zackes Brustik: Also das heißt, die Chance, dass, wenn du lieber Zuhörer, liebe Zuhörerinnen gerade zuhörst, ist das wahrscheinlich sogar schon nach dem 3. Dezember. Das heißt, dann kannst du wahrscheinlich einmal kurz in die Nachricht gucken. Die Chance ist sehr hoch, dass es also in einem Jahr kommt. Könnte man denken, ach super, jetzt können wir durchatmen, machen wir erst mal die CSAD fertig. Siehst du das so, Luise?
Luise Rosemeyer: Auf gar keinen Fall, weil man muss sich ja auch schon mal vor Augen führen, dass es viele Unternehmen gibt, die sich seit fast einem Jahr mit dem Thema befassen und immer noch nicht unbedingt einen Status haben, wo sie sagen, okay, ich bin jetzt richtig zuversichtlich, das rechtssicher umsetzen zu können. Und von daher hoffen wir natürlich jetzt alle ganz stark, dass am 3. Dezember es zu einer Einigung kommt, weil sonst haben, glaube ich, ganz, ganz viele ein Problem. Und das ist natürlich ein Thema, was man jetzt nicht unbedingt dann einfach auf ein Jahr später verlagern sollte, sondern die Zeit ganz intensiv nutzen sollte, sich weiterhin vorzubereiten. Es ist auch gut, weil letztendlich liegt es ja auch nicht nur an den Unternehmen. Es gibt ja auch einfach ganz viele Sachen auch von EU-Seite noch nicht. Also man muss sich ja auch mal vor Augen führen, es soll ja dieses Länderbenchmarking geben der EU, das an verschiedene Risikokategorien die Länder einteilt. Das gibt es ja bis heute noch nicht.
Luise Rosemeyer: Und ich meine, wir haben jetzt Ende November.
Zackes Brustik: Kurzes Beispiel. Also das hieße jetzt ganz praktisch zum Beispiel, ich importiere Kaffee aus Brasilien oder Äthiopien oder Ghana und manche Länder sind einfach sozusagen entwaldungsgefährdeter. Vielleicht kurzer Einschub, Philipp, also kannst du sagen, welche Länder da risikofrei sind und welche eher risikobehaftet sind?
Philipp Strauß: Ja, genau, das ist jetzt eben halt auch in der Abstimmung. Man kann sich natürlich vorstellen, kein Land hat Lust, als hohes Risikoland zu deklariert werden. Ganz typische Beispiele sind natürlich aber trotzdem Brasilien mit dem Amazonasgebiet und da dem Regenwald. Aber wie genau sich sozusagen diese dreistufige Abstimmung zwischen niedrig, Mitte und hoch aussieht, Das wird jetzt erst Mitte nächsten Jahres rauskommen. Und genau diese vierte Kategorie, diese No-Risk-Kategorie, dass da eben das Neue, was noch dazukommen soll, wo man sagt, hey, wir in Europa, wir haben ja gar keine Entfaltung, Das sehe ich aber sehr kritisch.
Zackes Brustik: Zurück zu dir, Luise. Du hast gesagt, da fehlen noch ganz viele Leitlinien.
Luise Rosemeyer: Ja, also auf jeden Fall. Also wie gesagt, zum Beispiel dieses Länder- Benchmarking fehlt halt einfach noch. Man kann sich natürlich ungefähr überlegen und denken, welches Land jetzt risikobehafteter ist und welches nicht. Aber so rein formal gesehen, gibt es einfach auch noch super viele Unsicherheiten. Und meine große Theorie ist ja für den unwahrscheinlichen Fall, dass es jetzt am 3. Dezember nicht zu einer Einigung kommen sollte und das sind auch so Gerüchte, die man auch vorher schon gehört hat, wo das noch nicht ganz klar war, dass das jetzt doch in Richtung Verschiebung geht, dass möglicherweise das jetzt das erste halbe Jahr dann gar nicht kontrolliert wird, weil einfach klar ist, dass ganz viele das gar nicht umsetzen können aktuell.
Zackes Brustik: Also ob es kontrolliert wird in einem halben Jahr oder in einem Jahr ist gar nicht so relevant, weil die Sorgfaltspflichten, die mit einhergehen, einfach wirklich kolossal sind. Also das ist ja sozusagen, du kannst nicht einfach das abschieben auf deine Zulieferer, sondern du haftest und du haftest sozusagen bis zu 4% von deinem Umsatz. Also das kann bei manchen Unternehmen dann tatsächlich ganz schnell in die Millionenhöhe gehen. Natürlich unrealistisch, dass wirklich sehr schnell da jemand so hart angefasst wird, aber in Theorie könnte es so sein oder, Luise?
Luise Rosemeyer: Ja, auf jeden Fall. Deswegen ist es noch umso wichtiger, die Zeit, die wir hoffentlich dann haben, zu nutzen. Und ein Einschub, den ich dazu noch mal machen wollte, was ja auch ganz wichtig ist, es heißt ja nicht, ob es jetzt Ende diesen Jahres oder Ende nächsten Jahres kommt, dass man dann ab Ende Dezember so ab heute mache ich was und bin irgendwie verpflichtet, sondern die Produktions- und Lieferzeiten von gewissen Produkten, die man importiert, sind ja auch relativ lang teilweise. Also wir reden ja teilweise von einem halben Jahr von Bestellungen über Produktion zu Verschiffungen. Und das heißt eigentlich, wenn wir jetzt noch beim aktuellen Stand von diesem Jahr wären, müsste ich eigentlich im Sommer, hätte ich schon alles und trockene Tücher haben müssen für meine aktuellen Aufträge. So, das muss man sich ja auch mal vor Augen führen. Und das ist natürlich im nächsten Jahr dann genau dasselbe, dass wir eigentlich halt im Sommer nächsten Jahres alle genau wissen müssen, was wir tun sollten und müssen.
Zackes Brustik: Und hier ist ein großer Unterschied auch zur CSRD, nämlich die CSRD ist ja so, ich mache transparent und ich berichte und irgendwann kommt auch ein Wirtschaftsprüfer ins Spiel, aber bei der EUDR ist es tatsächlich zollrelevant. Das heißt, theoretisch in Zukunft, wenn mir die Nachweise fehlen, bleibt meine Ware im Hafen in Rotterdam liegen und dann sitze ich da und meine Produktion stockt. Ist wirklich so kritisch, oder?
Philipp Strauß: Auf jeden Fall. Also es ist genau, was du eben ansprichst. Die EUDR orientiert sich da an Zolltarifnummern, die in Anhang 1 ausgewiesen werden, was sozusagen die relevanten Produktkategorien ausweist. Und neben diesen 4 Prozent, was du jetzt schon angesprochen hattest, ist wirklich, wo alle Compliance-Manager auch sagen, krass, das gab es in so einer Form wirklich noch nie. Es gibt wirklich dann gefühlten Port-Verbote. Das heißt, wenn du nicht eine Sorgfaltserklärung für deine Produktchargen vorweisen kannst, kriegst du die Waren nicht in die EU rein und wie geschäftsrelevant das für bestimmte Unternehmen ist, kann man sich ja gut vorstellen.
Zackes Brustik: Hoffentlich haben wir also quasi genug Unmittelbarkeit und Notwendigkeit unterfüttert, dass wir die nächsten 40 Minuten hier noch die Aufmerksamkeit für die Details haben. Wir werden wirklich alles durchdeklinieren. Was bedeutet Entwaldung? Wie genau müsst ihr welche Nachweise erbringen? Wie lässt sich das technisch umsetzen? All das gehen wir gleich im Detail durch. Vorher noch zwei Sachen. Das eine ist, es ist eine Direktive und keine Verordnung. Auch das der Unterschied zur CSAD. Die CSAD wird ja übersetzt in nationales Recht. Eine Direktive heißt, der wird von der EU durchregiert.
Zackes Brustik: Also wenn er sozusagen gegeben ist, ist das das Gesetz. Punkt. Da gibt es nicht nochmal ein, zwei Jahre, weil Deutschland zu langsam ist, das zu implementieren, oder Philipp? Während diese Folge rauskommt, steht Weihnachten vor der Tür und daher gibt es hier das perfekte Weihnachtsgeschenk eure Familie an Bord eurer Nachhaltigkeitsreise zu holen. Ihr kennt das bestimmt, man hat so im Alltag voll das schlechte Gefühl dafür, was einen höheren Footprint hat. Sind es die Bananen, ist es der Liter Milch, ist es das Fliegen, ist es das Fahren mit dem Dieselauto. Volker, Lehrer seines Zeichens in Hamburg, hat festgestellt, dass seinen Schülern und Schülerinnen ganz oft ein Gefühl für die einfachsten Nachhaltigkeitsfragen fehlt. Das zu lösen, hat er Climaxo entwickelt. Eins der coolsten Spiele da draußen und vor allem eins der coolsten Klimaspiele da draußen, die ihr finden werdet.
Zackes Brustik: Ihr könnt es ab 10 Jahren mit bis zu 10 Personen spielen. Schlüpft dabei in die unterschiedlichsten lustigen Rollen, auch in diese Klimaverschlümmerer Rollen. Bei unserem Sustainability Meetup in Hamburg war das Spiel der volle Knaller. Den ganzen Abend über habe ich nur Lachen von dem Tisch gehört, wo sie das Spiel gespielt haben. Also schaut auf klimaxo.de, klimaxo mit X oder auf den Link in den Show Notes. Ein richtig cooles Spiel und das perfekte Geschenk, wenn ihr an Weihnachten mit den entfernten Verwandten zusammensitzt und das eine oder andere knifflige Thema Schiffenwolken im Frieden zu wahren. Mit diesem Spiel könnt ihr es richtig lustig auflösen. Klimaxo.de.
Zackes Brustik: Weiter geht's. Die CSRD wird ja übersetzt in nationales Recht. Eine Direktive heißt, der wird von der EU durchregiert. Also wenn er sozusagen gegeben ist, ist das das Gesetz. Punkt. Da gibt es nicht noch mal ein, zwei Jahre, weil Deutschland zu langsam ist, das zu implementieren, oder Philipp?
Philipp Strauß: Genau. Also das ist ganz wichtig, dass es eben hier der Unterschied zu CSRD ist zwischen Verordnung und Richtlinie. Das heißt, es findet somit direkt Anwendung, es benötigt keine Umwandlung in ein nationales Gesetz, was man ja gerade sehr gut bei der CSRD mitbekommt, dass das schwierig sein kann.
Zackes Brustik: Und da kurz, jetzt hast du schon gemerkt, ich habe die Begriffe, glaube ich, schon gar nicht richtig verwendet. Also sag noch mal, was ist der Unterschied Verordnung und Richtlinie und auch das englische Äquivalent, weil daran scheitert man dann oft als Deutscher.
Philipp Strauß: Okay, Directive und Regulation und Verordnung und Richtlinie. Und genau bei der EUDR handelt es sich eine Verordnung, das heißt, sie findet direkt Anwendung im nationalen Gesetz. Und das stellt eben nicht nur für Unternehmen große Herausforderungen, sondern man hat es jetzt auch gesehen, was Luise eben schon angesprochen hat, mit den nationalen Kontrollbehörden. Das ist in Deutschland das BLE, die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft. Und selbst die wären auch für Ende dieses Jahres noch gar nicht so gut vorbereitet, wenn wir mal ehrlich sind.
Zackes Brustik: Also, ein Klopper, der da die Ecke kommt. Jetzt ist natürlich die Frage, warum das alles? Der eine oder andere denkt sich, die EU spinnt schon wieder, macht uns hier den ganzen Markt und die Wirtschaft kaputt mit viel zu ambitionierten Klima- und Umweltzielen. Warum braucht es diesen Klopper denn?
Philipp Strauß: Ja, wenn man mal ein paar Fakten auf den Tisch bringen möchte. Also es sind zwischen 1990 und 2020 wirklich 420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen. Und das ist eine Fläche, die entspricht ungefähr der Europäischen Union. Und auch ein weiterer Vergleich, dass zwischen 2015 und 2020 durchschnittlich ungefähr 10 Millionen Hektar Wald verloren gegangen sind. Wenn man sich mal überlegt, Bayern hat ungefähr eine Fläche von 7 Millionen Hektar. Also es ist wirklich dramatisch, was für ein Waldverlust global eingegangen ist in den letzten 30, 40 Jahren. Und auch die EU ist maßgeblich daran mitverantwortlich. So sind wir der zweitgrößte Importeur von Produkten, die für Entwaldung verantwortlich sind mit ungefähr 16 Prozent nach China.
Philipp Strauß: Das heißt, wir sind wirklich hauptverantwortlicher für die weltweite Entwaldung.
Zackes Brustik: Das Spannende daran ist, dass Entwaldung, ich glaube wirklich der größte Faktor zu 90 Prozent ist Landwirtschaft. Das ist jetzt nicht, dass die Chinesen oder Brasilianer sagen, hey, wir müssen hier eine neue Stadt bauen, wir brauchen die Fläche für, keine Ahnung, vor Ort der Tennisplätze und dergleichen. Nein, die roden wegen uns. Oder, Luise?
Luise Rosemeyer: Ja, genau. Also Landwirtschaft ist irgendwie der größte Entweidungstreiber auf jeden Fall. Und das sind dann vor allem so Produkte, die in so Massenmonokulturen angebaut werden, wie beispielsweise Palmöl oder Soja, was ja dann auch zurecht in die Verordnung reinfällt. Und halt aber auch Tierhaltung. Und deswegen sehen wir ja auch jetzt in der Verordnung, dass Rinder auch darunter fällen. Also es werden unglaubliche Flächen für Tierhaltung benötigt. Und dann ja auch nochmal zusätzlich Flächen, diese Tiere zu ernähren, also das dann auch nochmal wieder den Soja anzubauen für die Tierhaltung. Genau, und da geht einfach super viel Waldfläche verloren.
Zackes Brustik: Es kam in vielen Folgen schon Gewinne Zukunft vor, auch zum Beispiel mit Frauke Fischer, der deutschen Biodiversitäts-Expertin. All diese Regenwälder sind halt vor kritischen Kipppunkten, weil ab einem bestimmten Prozentsatz der Rodung das System an sich kippt und dann so ein Amazonas zur Steppe wird. Und da das Problem, dass so ein Amazonas der Steppe ist, ist das Problem für zum Beispiel Nordamerika, weil halt so ein Regenwald tatsächlich Regen macht. Wortwörtlich auf anderen Kontinenten. Der Amazonas macht das für Nordamerika, ich glaube der Regenwald in Kongo für Europa. Und wenn wir den Regenwald verlieren, verlieren wir unsere bisher ganz normalen Regenabläufe, oder, Luise?
Luise Rosemeyer: Genau, das wollte ich auch gerade sagen, dass wir ja nicht nur auf Entweidung schauen müssen, menschengemachte Entweidung, wobei gut Klimawandel ist natürlich auch irgendwie menschengemacht, aber ich sage mal jetzt außerhalb dieses Abholzungsthemas, sondern auch, dass der Klimawandel ganz viele Wälder schädigt und auch nicht nur irgendwo anders, sondern bei uns vor der Haustür. Ich weiß nicht, ob ihr in letzter Zeit mal am Harz wart, wie viel Wald da geschädigt ist. Und das kommt ja alles noch on top. Und von daher ist es schon wichtig, so eine Regulierung zu haben.
Zackes Brustik: Also es ist extrem anspruchsvoll, aber all die Arbeit, die wir da reinstecken, zahlt wirklich auf unsere ureigensten Wirtschaftsprozesse und Anliegen ein. Also es lohnt sich, es ist wirklich in unserem Interesse nochmal, das zu unterstreichen. Aber es ist ja wirklich technisch anspruchsvoll. Also wie wird das denn umgesetzt? Also was heißt entwaldungsfrei? Auf welche Flächen bezieht sich das? Und wie soll ich das hier als Händler, Importeur, keine Ahnung, als Fahrrad Startup mitbekommen? Ob jetzt der Kautschuk an meinen Reifen, wo der herkommt und so. Philipp, führ uns mal wirklich durch, wie das ganz konkret umgesetzt wird und wie die EU sicher gehen will, dass das Anliegen tatsächlich erreicht wird.
Philipp Strauß: Da sind jetzt mehrere Fragen, die du mit angesprochen hast. Vielleicht erst mal, was heißt Entwaldung? Also Entwaldung heißt sozusagen die Umwandlung von den Wäldern in landwirtschaftliche Flächen, was wir eben schon angesprochen haben, da das oft die Hauptrohstoffgruppen sind, die Entwaldung verursachen. Und auch ganz wichtig, nochmal den Begriff reinzuführen, Waldschädigung. Bei Holz sprechen wir eben nicht von Entwaldung, sondern von Waldschädigung, da hier Holz natürlich immer vorliegt. Das heißt, hier gucken wir auf die strukturelle Umwandlung der Wälder, ob es hier sozusagen bestimmte Mischwälder in Plantagen zum Beispiel umgewandelt worden sind oder nicht. Das nächste ist, was du angesprochen hast, wie kann man, ja, sage ich mal, seine eigene Betroffenheit auch überprüfen. Hier sage ich immer, man sollte sich das Ganze ein bisschen wie so ein Puzzleteil vorstellen und vielleicht erst mal gucken, okay, welche meiner Produkte sind betroffen? Hier orientiere ich mich eben an diesen Zolltarif Nummern, den sogenannten HS-Codes im Anhang 1. Und auch hier, was ich oft gefragt werde, manche Produktkategorien sind sehr klar ausgewiesen, bei manchen steht noch die beiden Buchstaben EX davor, die für Extract stehen.
Philipp Strauß: Das heißt, man muss auch genau prüfen, okay, der HS-Code für Sitzmöbel, da sind dann vielleicht auch Produkte drin, die aus Metall kommen. Das heißt, man muss gucken, ist meine Solltarifnummer dort gelistet und fallen die Produkte auch aus diesen Rohstoffen, zum Beispiel hier wäre es dann nur die Sitzmöbel aus Holz, die natürlich dann relevant sind und nicht aus Metall. Das nächste ist so ein bisschen, okay, habe ich verstanden, ich bin betroffen, was will die EODR eigentlich von mir? Die sagt, ganz klar, wenn du Produkte in Verkehr bringst, handelst oder auch exportierst, müssen die entwaldungsfrei sein, aber eben auch in Übereinstimmung mit den lokalen Gesetzesvorschriften in den Herkunftsländern sein und es muss eine Sorgfaltserklärung vorliegen. Okay, soweit so gut. Entwaldung haben wir schon geklärt. Lokale Gesetzesvorschriften heißt eben auch, dass sowas wie indigene Rechte, Nutzungsrechte oder auch Korruptionsrisiken mit überprüft werden. Nur wenn die beiden Sachen konform sind, kann man sozusagen eine Sorgfaltserklärung ausweisen. Und nochmal seine Rolle als Unternehmen zu verstehen, kann man sich nochmal das dritte Puzzleteil anschauen.
Philipp Strauß: Bin ich ein KMU oder ein Nicht-KMU-Unternehmen? Da vor allem für große Unternehmen noch mal deutlich größere Pflichten kommen als für kleine Unternehmen.
Zackes Brustik: Und wenn ich da noch eine Sache ergänzen darf, ich glaube, es betrifft vor allem Flächen ab 2020, ne? Und vielleicht auch ganz wichtig für Laien sozusagen, es geht also, wenn ich jetzt schon eine Plantage habe, dann darf die Plantage bleiben, sondern es geht wirklich Flächen, die bis 2020 Wald waren, dürfen nicht umgewidmet werden oder gerodet werden.
Philipp Strauß: Genau, das ist sozusagen der Stichtag, der 31.12.2020. Damit wollte die EU auch so ein bisschen vermeiden, dass man sagen kann, oh, ich habe noch ein Jahr Zeit, dann greift erst das Gesetz, jetzt kann ich noch ordentlich entwalden. Nein, so nicht, sondern wirklich, es ist sozusagen rückwirkend auch der Stichtag, ab wann keine Entwaldung mehr sozusagen vorliegen darf. Richtiger Punkt.
Zackes Brustik: Und da spielt eins deiner Lieblingsthemen rein, Philipp, weil ich weiß, du hast mal Geowissenschaften oder sowas studiert, das heißt, es geht wirklich auch Satellitendaten, aber dieses Thema parken wir kurz eine Minute. Luise, ich weiß, du hast davor jetzt vor Eurubis, warst du bei einem großen Händler und Importeur. Seid ihr wirklich so vorgegangen, dass ihr geguckt habt, Mist, wir haben jetzt halt 10.000 Produkte in unserem Katalog, wie viel HS-Codes betrifft das? Also ich meine, was für ein Albtraum, oder? Ich sag mal, was für ein Kopfbell-Thema.
Luise Rosemeyer: Das ist ein super Stichwort, genau. Also ich glaube, dass bei so Unternehmen, die klassische Importeure sind, die jetzt wirklich sehr intensiv irgendwie die spezifischen Produkte haben, wie so ein Kaffeehändler oder so, für die ist das glaube ich relativ schnell klar, dass sie betroffen sind. Die Importeure, die haben auch alle in ihren internen Systemen die Zolltarifnummern, da kann man das relativ schnell sozusagen erfassen, ok, welche Produkte sind jetzt überhaupt betroffen, mit auch einer kleinen Einschränkung, weil da gab es dann auch mal einen Moment Verwirrung drüber, zum Beispiel für die Kautschukprodukte, da gibt es eine Zolltarifnummer, andere Produkte aus Kautschuk und das inkludiert aber auch Produkte aus synthetischem Kautschuk. Und die fallen natürlich rohstoffseitig nicht unter die EUDR, weil für einen synthetischen Kautschuk kann ich ja jetzt keine Entweilung nachweisen. Und da gab es dann momentan auch erstmal so eine ziemliche Verwirrung, irgendwie, warum ist das jetzt hier drin und das brauche ich doch eigentlich gar nicht. Und das ist aber auch so, also die FAQs der EU-Kommission, die sagen auch nochmal ganz klar, da gibt es auch so eine kleine Tabelle, was ist denn, wenn jetzt die Zolltarifnummer drunter fällt, aber der Rohstoff nicht, dann ist klar, fällt halt nicht unter die EUDR. Aber was total wichtig ist, und da sind wir dann wieder bei den Unternehmen, die jetzt nicht so klassisch im Fokus sind, sondern die vielleicht halt für ihr internes Procurement dann halt irgendwie mal den Bleistift, sag ich jetzt mal, bestellen, importieren, die haben auch ab und zu tatsächlich auch gar nicht mal in ihrem System dann irgendwelche Zolltarifnummern dafür erfasst. Und die müssen dann natürlich alle gucken, Okay, das ist natürlich das Einfachste, einfach nach Zolltarifnummern zu filtern, aber wenn ich das nicht kann, dann muss ich erst mal dieses System aufsetzen.
Luise Rosemeyer: Also, dass ich das dann irgendwie nachträglich noch zu meinen ganzen importierten Eigenbedarfsartikeln hinzufüge oder dass ich nach Rohstoffen oder nach Stichworten irgendwie erst mal suche in meiner Datenbank. Und das ist natürlich auch sehr umfangreich dann.
Zackes Brustik: An der Stelle kurz auch noch eine Vertiefung. Wie hängt denn die EUDR mit der CSRD oder der CSDD zusammen? Also hat man da im besten Fall vielleicht sogar schon Vorarbeit gemacht? Oder Wenn man noch nicht so weit ist, hat man mit der EUDR dann Vorarbeit für die anderen zwei gemacht. Wie hängen all diese Gesetze zusammen, Philipp?
Philipp Strauß: Genau, also das ist so ein bisschen, was ich eben wieder meinte mit der Größe des Unternehmens. So müssen zum Beispiel große Unternehmen neben diesen Sorgfaltserklärungen, die wirklich produktbezogen sind, chargenbezogen, auch noch einmal jährlich berichten, sozusagen über ihr Risikomanagementsystem. Und da ist es jetzt aber so, dass eben keine doppelten Berichtspflichten vorgesehen sind, sondern dass man das im Rahmen des CSRD-Reports, sage ich mal, abhaken kann. Da ist es halt natürlich auch wieder wichtig, das werden vermutlich so Themen sein wie E4, biologische Vielfalt und Ökosysteme, S3, betroffene Gemeinschaften. Wie genau das aussieht, ist aber noch nicht ganz klar. Sollte man aber zumindest mal in der Wesentlichkeitsanalyse mit drüber nachdenken, wenn man EODR betroffen ist.
Zackes Brustik: Kurzer Punkt da, an der Stelle, damit wir Leute nicht verlieren, die gerade ganz frisch in ihre Nachhaltigkeitsverantwortlichen Rolle gerutscht sind. Also E4, worauf sich Philippe zieht, ist quasi der Umsetzungsstandard für die CSRD, also die ISRS und die aufgegliedert ist in unterschiedliche Kapitel, zum Beispiel die Umweltthemen oder die sozialen Themen und das ist dann so durchkategorisiert. Also das heißt, was ich für die IUDR einsame, kann ich an der Stelle dann sozusagen zweitverwenden. Und auch kleine Feine, die rausgehört haben bei deinem Antwort, Philipp, ist, also bei der IUDR geht es nicht darum, einmal am Ende des Jahres einen Bericht zu machen, transparent, der dann auditiert wird, sondern ich muss es wirklich für jede Charge, für jede kleine Palette muss ich das quasi ausweisen und nachweisen und gegebenfalls aktualisieren, falls sich bei dem Rohstoffbezug etwas verändert hat.
Philipp Strauß: Genau, absolut richtig. Also das sind so ein bisschen diese doppelten Berichtspflichten innerhalb der EODR, dass du sowohl produktbezogen für deine Chargen, die du importierst, aber eben auch nachgelagerte Händler, die sowas handeln, vorlegen musst und gleichzeitig jährlich einmal über dein Risikomanagementsystem berichten muss.
Zackes Brustik: Luise, kann ich da im besten Fall einfach copy-pasten, weil keine Ahnung, jetzt bei ganz vielen importierten Produkten jetzt sich nicht unbedingt der eine Bauer ändert, der Anfang der Lieferkette für meinen Koffein verantwortlich ist oder für meine Naturkautschuk?
Luise Rosemeyer: Ja, es kommt natürlich ein bisschen drauf an, aber die Risikoanalyse beinhaltet ja auch diverse Faktoren. Gerade bei Holz geht es ja dann auch vielleicht die Holzsorte, das Ursprungsland und noch verschiedene Faktoren und da gibt es sicherlich Überschneidungen, dass man das jetzt nicht jedes Mal so komplett von vorne machen muss. Aber was man natürlich halt immer machen muss, man muss halt für die spezifische Charge, muss man halt die Rückverfolgbarkeit gewährleisten und das ist natürlich sehr, also für jede Lieferung einfach individuell zu betrachten.
Zackes Brustik: An der Stelle nochmal ganz kurz ein Deep Dive, Stichwort Risikoanalyse. Was zählt da rein? Warum ist das so ein elementarer Bauteil?
Philipp Strauß: Genau, Also ich würde mich hier an dem Benchmarking dann orientieren, was ja die Herkunftsländer in drei Kategorien ausweist. Wenn du ein Herkunftsland hast, was als niedrig ausgewiesen worden ist, dann gelten vereinfachte Pflichten. Das heißt, man muss gar keine Risikobewertung durchführen. Man muss lediglich die Komplexität der Lieferkette und ein Vermischungsrisiko berücksichtigen. Wenn das Benchmarking mittel oder hoch sagt, dann muss man eben diese Risikobewertung machen. Das sind, sage ich mal, drei essentielle Bereiche. Zum einen der Entwaldungscheck, dann der Check der Legalitätsrisiken, wie in-gegene Rechte, Landnutzungsrechte. Da gibt es viele statistische Daten, die man auch nutzen kann.
Philipp Strauß: Und zum einen eben auch, wie eben schon angesprochen, die Lieferkettenrisiken, Komplexität der Lieferkette, als auch Vermischungsrisiko. Klingt einfach, wenn Philipp das jetzt so sagt, aber also ich habe
Zackes Brustik: noch nie eine Risikoanalyse gemacht, ich bin aber auch kein Nachhaltigkeitsverantwortlicher, Luise. Also ist die Kompetenz für sowas in der Regel schon vorhanden?
Luise Rosemeyer: Ja, ich glaube auf jeden Fall. Tatsächlich ist es ja so, dass man das ja auch für andere Sachen braucht. Also für Lieferkettengesetz muss man auch eine Risikoanalyse machen und da gibt es auf jeden Fall Überschneidungen und ich glaube, da sind viele im Nachhaltigkeitsmanagement schon ganz gut aufgestellt, was das Thema angeht.
Zackes Brustik: Und vielleicht auch hier, korrigiert mich, wenn ich daneben liege, aber wenn wir es zum Beispiel vergleichen mit der CSDD, also sozusagen dem europäischen Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz oder dem europäischen Äquivalent zum LKSG, also dem Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz in Deutschland, das wurde ja so abgeschwächt, dass man dann doch nicht so arg verantwortlich ist dafür, was ganz am Anfang der Lieferkette passiert. Aber hier ist es wirklich so, ich muss wissen, aus welchem, ich sag mal übertrieben, tatsächlich letzten Quadratmeter kommt die Kaffeebohne und wie sieht es da aus? Und das wird sogar satellitentechnisch überprüft, oder Philipp? Und das war nämlich der Bogen zu deinem Lieblingsthema vorhin, was ich angeteasert hatte, die Geolocation-Frage.
Philipp Strauß: Genau. Diese Rückverfolgbarkeit, die gab es jetzt so auf der Ebene noch nicht. Man sagt, sozusagen, es muss rückverfolgbar sein bis zu den Grundstücken, wo sozusagen die Rohstoffe erzeugt worden sind. Das heißt, man spricht hier wirklich von diesen Geodaten, die auch man braucht, nachzuweisen, okay, meine Rohstoffe kommen genau aus dem Land. Das reicht nicht nur das Land, sondern man muss auch genau gucken, von wo kommen die, damit man sozusagen diese auf Entwaldung überprüfen kann. Und das ist wirklich ein essentielles Thema, was du da auch ansprichst, weil diese Rückverfolgbarkeit zu haben, erfordert wirklich digitale Prozesse, die man aufsetzen muss, weil oft dein direkter Lieferant vielleicht gar nicht der Produzent ist, der am Anfang der Lieferkette steht. Und deswegen ist es jetzt schon super wichtig, gerade als Importeur, wo man nochmal deutlich mehr Pflichten hat, anzufangen, an diese Geodaten zu gelangen. Das ist super wichtig.
Zackes Brustik: Sorry, aber wie soll das denn funktionieren? Also ich meine, ist jetzt nicht so, dass ich eine Kaffeebohne habe, sondern jetzt, keine Ahnung, wenn ich Koffein habe, dann habe ich vielleicht das Pech, dass da zehn verschiedene Kaffeesorten mit reinkommen von wahrscheinlich hundert verschiedenen Kleinbauern in Brasilien oder Guatemala, die ganz oft jetzt nicht vor Ort schon mit Smartphone unterwegs sind und irgendwie SAP als ihr IT-System. Also wie realistisch ist das denn? Wie soll ich das denn angehen, Luise?
Luise Rosemeyer: Ja, also das ist ein richtig guter Punkt. Also die EUDR sagt auch ganz klar oder die FAQs, die jetzt auch nochmal aktualisiert worden sind von der EU-Kommission, dass Massenbilanz-Rückverfolgungssysteme halt nicht vorgesehen sind. Also das ist genau dieses Beispiel. Du hast so eine Kooperative irgendwo in Südamerika, die von 50 verschiedenen Kleinbauern die Kaffeebohnen bekommen. Du musst von, also Wenn das sich vermischt, du musst von jeder Charge das nachweisen können. Und das ist nicht mal nur in so einem Fall, da reden wir jetzt noch mal gar nicht von, auch für so einen Standardfall ist das schon total herausfordernd, an diese Daten zu kommen. Zum einen ist es eine technische Frage. Da kommt es halt darauf an, wie groß ist halt dann dein Lieferant, hat der Möglichkeiten, das irgendwie technisch umzusetzen.
Luise Rosemeyer: Es gibt ja angeblich auch Smartphone-Apps, mit denen man dann irgendwie einmal so über das Grundstück laufen kann und da die Eckpunkte setzen kann. Aber kriegen die das hin? Und dann kommen ja auch noch rechtliche Fragen dazu. Zum Beispiel in China ist es so, dass man eigentlich gar keine Geolocation-Daten, also die Unternehmen dürfen die gar nicht rausgeben, wenn sie nicht eine spezielle Lizenz haben vom Staat. Genau, also das ist sowieso schon immer schwer gewesen.
Zackes Brustik: Ganz konkretes Beispiel, Luise, weil das leuchtet voll ein, aber welche Rohstoffe beziehen wir jetzt im Rahmen der EU-EDR aus China, was wäre davon betroffen?
Luise Rosemeyer: Also Holz-Papier-Produkte ganz viel, also oder auch verarbeitete Produkte. Das Holz muss nicht unbedingt aus China kommen, aber es kann in China zu einem Möbel verarbeitet worden sein.
Zackes Brustik: Und das heißt jetzt zum Beispiel, China hat halt keine Lust, dass wir, ich sag mal jetzt mal aus der chinesischen Perspektive, viele kleine Spione losschicken, die mit ihrem Smartphone offiziell Geodaten einsammeln und das vielleicht auch neben einem Kraftwerk oder kritischer Infrastruktur machen?
Luise Rosemeyer: Genau, also die brauchen dann wirklich eine spezielle Lizenz vom Staat, diese Daten rausgeben zu dürfen. Und was ich echt witzig fand, jetzt in den FAQs von der EU-Kommission, ist genau diese Frage auch einmal aufgeworfen. Was mache ich denn, wenn ich jetzt mit einem Unternehmen Business machen will, die halt in so einem Land sitzen, wo das irgendwie rechtlich eingeschränkt ist? Und ratet mal, was die EU-Kommission als Vorschlag euch gibt.
Zackes Brustik: Oh, keine Ahnung.
Luise Rosemeyer: Wisst ihr es? Dann könnt ihr halt kein Business mit denen machen. Das ist die Lösung. So, und genau, also im Prinzip sagt die EU dann, tja, wenn ihr das halt nicht kriegt, dann könnt ihr es halt nicht importieren. Also das ist, sag ich mal, eine nicht wirkliche Lösung, weil ich meine, wenn man sich mal gerade aus China die Warenströme anguckt, wenn das jetzt alles vorbei wäre, würde irgendwie unser Wirtschaftssystem auch nicht mehr so richtig funktionieren.
Zackes Brustik: Philipp unterstreicht das gerne nochmal.
Philipp Strauß: Genau, also das ist so ein bisschen diesen Punkt habe ich von den Rezern gesprochen auch schon häufiger gehört, dass sich Lieferanten vielleicht auch einfach weigern diese Daten bereitzustellen. Und hier ist es so, dass auch andere Länder wie zum Beispiel Ghana, wo es jetzt mit Kakao ist, zweitgrößtes Exportland, die Länder selber nationale Rückverfolgbarkeitssysteme aufsetzen, sozusagen die Kooperativen damit zu unterstützen und das aus nationaler Sicht ein bisschen zu steuern. Weil selbst wenn die bereit wären, diese Daten zu teilen, braucht es eben diese digitalen Prozesse wie Smartphones, Geoinformationssysteme und das erfolgt dann doch häufig eben entweder auf Ebene der Kooperativen oder eben auf Ebene von dem Land selber, die nationale Rückverfolgbarkeitssysteme einsetzen.
Zackes Brustik: Kann das einfach mal die Machtverhältnisse grundsätzlich verändern, weil ich nehme an, wenn du jetzt auf der quasi Produzentenseite mit einer großen Plantage, dann hast du Strukturen und Technologie höchstwahrscheinlich, ne? Anders als einen kleinen Bauer, der vielleicht noch nicht mal das Smartphone hat, mit dem er die Geolokaten dann händisch sozusagen ablaufen kann, was er ja muss. Also angenommen, der hat keinen Grundbucheintrag, wo genau kartiert ist, wie groß sein Grundstück ist und so, dann muss er tatsächlich erst mal diese Daten anlegen, kann er vielleicht gar nicht. Das heißt, da wäre er schon raus und vor allem, wenn bei ihm vielleicht auch das ein oder andere Häkchen nicht machbar ist, was quasi es für die Entfaltungsnachweise braucht. Und auf der anderen Seite, wenn ich jetzt eben wie gesagt ein kleines Startup bin, was hier importiert und diesen massiven Aufwand hat, eine Stelle schaffen muss und also verschiebt das die Machtgefüge komplett und ist das vielleicht sogar, ich sag mal, ganz fies, ein Instrument, Monopole auszubauen und kleine Marktnehmer in den Nachteil zu schieben? Luise.
Luise Rosemeyer: Ja, also ob es jetzt so gedacht ist, das würde ich jetzt vielleicht nicht so unterstreichen, aber die Realität ist natürlich so Und das ist auch nochmal ein guter Punkt jetzt mit dem Beispiel mit dem deutschen Startup. Das ist nämlich auch so. Also du bist ja letztendlich dann als Importeur oder Marktteilnehmer auch verantwortlich, die Entwaldung nachzuweisen oder Entwaldungsfreiheit besser gesagt nachzuweisen. Und das machst du anhand der Geodaten, die du hoffentlich dann bekommen hast, wenn du sie dann bekommen hast. Und da sagt die EU auch, wie mache ich das jetzt? Wie weise ich eigentlich eine Entwaldungsfreiheit nach? Und das kannst du dann mit Vergleich von historischen Satellitendaten oder Waldkartierungskarten machen. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber würdet ihr euch jetzt so aus dem Stegreifen der Lage fühlen, jetzt mal so Satellitendaten nebeneinander zu legen und zu gucken, oh ja, hier war jetzt eine Entwaldung und hier nicht. Und die großen Unternehmen, die können sich natürlich dann das Know-how einkaufen. Die gehen dann auf Philipp zu zum Beispiel oder andere Beratungen und machen das IT-gestützt mit irgendwelchen Expertisen, die sie dann einkaufen.
Luise Rosemeyer: Aber wenn ich jetzt so ein 5-6-Mann-Startup bin, wen soll ich dann da hinsetzen, der jetzt irgendwie auf Satellitenbilder guckt und sagt, das ist jetzt entweidungsfrei oder nicht und kann ich mir das dann überhaupt leisten, jemanden extern einzukaufen, der das für mich macht? Also das finde ich schon echt eine wichtige Frage.
Zackes Brustik: Konkretes Beispiel dazu wäre ja wahrscheinlich so was wie, keine Ahnung, super beliebt, Ernährungsergänzungsmittel-Startup. Also irgendjemand, der Proteinpulver für Fitnessfreaks produziert und Koffein drin hat, der müsste das dann sozusagen nachweisen. Philipp, du hast gerade tief durchgeatmet, als Luise das gesagt hat, aber wie soll das denn technisch alles zusammenkommen, weil die EU braucht ein IT-System, wo die Daten eingepflegt werden, die Unternehmen müssen das irgendwo sammeln, die müssen das durch die Lieferkette hindurch durchreichen und im schlimmsten Fall bist du Importeur und hast jetzt nicht nur Kautschuk als Fahrrad-Startup oder nicht nur Koffein als Ernährungsmittel-Startup, sondern hast all diese Produkte und verschiedene Branchen, die mit unterschiedlichen Standards jetzt wahrscheinlich gerade am Arbeiten sind.
Philipp Strauß: Ja, also da sprichst du das anders. Die EUDR zielt meiner Meinung nach auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen, die ich vorher noch nie so gesehen habe. Also man spricht hier häufig von diesem ERP-System, dem Warenwirtschaftssystem, wo man wirklich dann Schnittstellen braucht, diesen Datenfluss überhaupt zu ermöglichen. Dies geht meiner Meinung nach eigentlich gar nicht mehr über Excel-Listen oder so. Das heißt, das sind wirklich Tools wie bei uns im Versus Supply Chain Hub oder von anderen Marktbegleitern, die hier automatisiert mit unterstützen können. Und das sind sozusagen drei Prozesse, die man sich so ein bisschen vorstellen kann. Das eine ist, wie bekomme ich die Daten auf meine Einkaufsseite für meine Bestellung? Das andere ist dann der Teil der Risikoanalyse. Hier muss man aber auch sagen, es wird vermutlich schon immer mehr öffentliche Daten auch geben.
Philipp Strauß: Da muss natürlich das Know-how auch vorliegen, aber auch die EU hat dann eine Referenzkarte für das Jahr 2020 veröffentlicht bezüglich der Entwaldung. Und das dritte Schritt ist dann sozusagen diese Erstellung der Sorgfaltserklärung, dass eben in diesem IT-System der EU wieder funktionieren muss. Also das sind hier ganz große Datenmengen, vor allem wenn man Importeure und 50.000 Produkte, sage ich mal, vielleicht handelt, dann ist man da sehr schnell dabei, dass man eben solche digitale Tools braucht als Lösung. Hier ist es vielleicht aber nochmal ein bisschen wichtig, so ein Verständnis zu schaffen, wie unterschiedlich die Pflichten sein können. Also ich glaube, als Importeur ist es schon sehr essentiell, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, da man da erstmalig so eine Sorgfaltserklärung für die Produktchargen, sag ich mal, erstellen muss. Nachgelagert aber als kleine Kaffeerösterei vielleicht in der Lieferkette hat man eben diesen Vorteil, dass man sich auf diese Sorgfaltserklärung, die ja schon vom Importeur erstellt worden sind, beziehen kann. Und kleine, also wirklich kleine und mittelständische Unternehmen unter 250 Mitarbeitenden, die müssen diese Informationen nur sammeln und speichern für fünf Jahre. Große Händler nachgelagert, die müssen auch wieder eigene Sorgfaltserklärungen erstellen, aber auch nur, wenn die auf der Verkaufsseite auch wieder betroffen sind.
Philipp Strauß: Das heißt, wenn ich jetzt Kakaobohnen oder Klopapier für mein Unternehmen einkaufe und das im eigenen Unternehmen, sage ich mal, für die Cafeteria nutze oder für meine Toiletten, dann bin ich natürlich nicht betroffen. Das heißt, man guckt auch auf der Verkaufsseite. Verkaufe ich auch relevante Produkte und nur dann liege ich auch, sage ich mal, im Scope der EODR und hier müssen dann große Händler auch nochmal eine eigene Sorgfaltserklärung erstellen.
Zackes Brustik: Was gerade implizit mitgeschwungen ist und das haben wir jetzt noch nicht genau so herausgestellt ist, aber die EU hat dafür ein digitales System, eine Plattform im Aufbau, wo man all diese Daten eingeben muss sozusagen. Und da gibt es dann wahrscheinlich Schnittstellen für. Was bedeutet das denn aber jemandem für dich, Luise, als Nachhaltigkeitsverantwortliche? Ich sage jetzt mal flapsig, bei deinem aktuellen Arbeitgeber ist es wahrscheinlich noch überschaubar, vorher beim Händler und Importeur unglaublich, oder? Also hat man da in der Regel schon ein System, was dann überhaupt anschlussfähig ist, auf was auch immer die Kaffeebranche sich einigt oder die Kautschukbranche oder die Rinderbranche?
Luise Rosemeyer: Ja, das ist eine gute Frage, die ich nicht für die Allgemeinheit tatsächlich beantworten kann. Kommt, glaube ich, darauf an. Also wenn ich jetzt ein sehr großes Unternehmen bin und mit den ganz klassischen Tools arbeite, dann möglicherweise schon, aber gerade so im Mittelstand gibt es ja dann doch auch immer mal so individuelle Datenbanken, Tools, mit denen gearbeitet wird. Da würde ich jetzt nicht unbedingt vermuten, dass das jetzt unbedingt so anschlussfähig ist.
Zackes Brustik: Kurzer Zwischeneinschub, also was heißt klassische Tools?
Luise Rosemeyer: Also SAP oder so, ne? Aber die große Frage ist halt, wer soll das alles machen? Also selbst, wenn du jetzt eine Schnittstelle hast und das nicht irgendwie alles alles händisch eingeben musst, ist es ja trotzdem super viel Arbeit. Und das bringt einen natürlich dann auch wieder zu der Frage, wer macht denn das eigentlich? Machen das die Einkäufer? Macht das die Nachhaltigkeitsabteilung, die ja auch sonst nichts zu tun haben? Ich sage nur CSRD und so weiter. Genau, also du hattest ja vorhin auch mal so angedeutet, ja müssen wir jetzt dafür noch jemanden einstellen und so. Und das ist echt eine berechtigte Frage. Das ist halt super viel Arbeit, die da auf die Unternehmen zukommt.
Zackes Brustik: Also realistisch, muss man dafür jemanden einstellen? Und wenn ja, wo, an welcher Ecke?
Luise Rosemeyer: Eigentlich schon und ich glaube an mehreren ecken also zumindest muss man die kapazitäten erhöhen und ich bin immer so ein bisschen nicht so ein freund davon dass alles auf die nachhaltigkeitsabteilung geschoben wird also ich glaube die Nachhaltigkeitsabteilung ist sehr gut dazu geeignet, erst mal die ganzen Prozesse aufzustellen, was das Thema angeht. Aber die Umsetzung muss eigentlich aus meiner Sicht mehr beim Einkauf auch liegen, weil das sind letztendlich die, die kennen ja auch ihre Lieferanten und die sind ja letztendlich die, die es halt irgendwie einbringen und irgendwie auch mit Verantwortung tragen müssen. Das heißt eigentlich muss dann in beiden Abteilungen gleichmäßig so ein bisschen die Kapazität erhöht werden, weil sonst ist es glaube ich nicht zu schaffen.
Zackes Brustik: Philipp, dein Einblick so auch in die unterschiedlichsten Unternehmen, wo ihr quasi reinschauen dürft. Wie gehen die das an? Wo hängen die das auf? Wer muss mit wem reden? An der Stelle in eigener Sache ein paar Grüße an die Gewinne Zukunft Community. Ich freue mich mega, dass wir immer mehr werden und wachsen. Und ich denke, mittelfristig werde ich der Community auch über den Podcast hinaus noch ein Zuhause geben, damit wir uns besser austauschen können zu den Themen, die euch in eurer Arbeit weiterbringen und mit denen wir unsere Unternehmen zukunftsfähig machen können. Bis dahin addet mich gerne auf LinkedIn, Schickt mir die Themen, die euch weiterbringen, die euch im Podcast fehlen und lasst uns kräftig zu den Posts zur jeweiligen Folge diskutieren. Den Link zu meinem LinkedIn-Profil findet ihr natürlich in den Shownotes. Zackes, Prostik, ZA, CK, ES. Und noch eine kleine Sache, damit wir noch mehr werden, freue ich mich enorm über gute Bewertungen auf Spotify und Apple.
Zackes Brustik: Also einfach schnell in eurer Podcast App runter scrollen, auf Spotify 5 Sterne vergeben und wenn ihr zufällig auf Apple Podcasts zuhört, dann könnt ihr einfach aus der Folge reingehen, in den allgemeinen Podcast Gewinne Zukunft runter scrollen und dort, wo ihr die Sterne vergeben könnt, gibt es auch noch einen kleinen Button zum bewerten und ihr könnt tatsächlich auch zwei, drei Sätze schreiben. Das hilft enorm im Ranking auf Apple Podcast. Danke euch vielmals und weiter geht's. Philipp, dein Einblick so auch in die unterschiedlichsten Unternehmen, wo ihr quasi reinschauen dürft, wie gehen die das an, wo hängen die das auf, wer muss mit wem reden?
Philipp Strauß: Also ich kann auf jeden Fall Luise zustimmen, ohne den Einkauf geht das ganze Thema da nicht vorbei, weil das natürlich einkaufsseitig total mit dranhängt mit den ganzen Bestellungen, die ausgelöst worden sind. Also Einkauf sehe ich hier ganz klar. Ich sehe aber auch natürlich Abteilungen wie Nachhaltigkeitsabteilung, Compliance-Abteilung, aber auch so Abteilungen, falls es die Größe schon erlaubt, wie legal, dass man erstmal abstimmen muss, okay, welche Produkte sind wirklich im Anwendungsbereich, vielleicht auch nochmal hier wegen Verpackungsmaterialien. Man muss nämlich immer genauer hinschauen. Klar, wenn man die importiert als alleinstehendes Produkt, dann sind die relevant. Wenn ich jetzt aber eine Kartonnage nachgelagert habe, die ein nicht-EODR-relevantes Produkt umhüllt, dann fallen die wieder nicht im Scope. Das heißt, hier sind super viele rechtliche Fragen, die auch mit zuspielen. Ich glaube, die relevanteste Abteilung ist doch schon der Einkauf.
Philipp Strauß: Und ich glaube auch, dass man auf jeden Fall zusätzliche Leute einstellen muss. Ich würde das eigentlich noch streichen, selbst wenn man Tools nutzt wie uns, die wirklich einen großen Teil der Hausaufgaben machen, müssen Leute noch mit drauf schauen und immer mal das Go geben zwischendurch. Und es braucht ja auch ein jährliches Reporting, Das heißt, man muss hier abteilungsübergreifend wirklich diese Thematik anschauen.
Zackes Brustik: Und auch wichtig vielleicht, weil man kann die Verantwortung nicht outsourcen. Man kann jetzt nicht sagen, das Unternehmen übernimmt den Prozess für uns und wenn es schiefläuft, dann müssen die vier Prozent von ihrem Umsatz dafür, also maximal Straßen, es wirklich ganz hoch zu skizzieren, raten, sondern egal wer es macht, das eigene Unternehmen haftet, oder Philipp? Wahrscheinlich daher auch schon sinnvoll, die Kompetenz in-house aufzubauen.
Philipp Strauß: Auf jeden Fall. Also ich würde hier nochmal ergänzen, dass es eben immer wieder diese Unterscheidung nicht KMU-Unternehmen oder KMU-Unternehmen, das heißt kleine und mittelständische Unternehmen haben eben den Vorteil, dass sie nicht haften und nicht nochmal selber eine Sorgfaltserklärung erstellen müssen. Große Unternehmen haben hier aber ein ganz ordentliches Haftungsthema, das heißt Inhouse bis auf jeden Fall auch Ressourcenaufwand, auch für amtlich vitale Prozesse. Aber wir haben jetzt viel bei Herausforderungen gesprochen, also ich würde das auch alles ein bisschen mal als Chancensicht mal sehen.
Zackes Brustik: Da kommen wir gleich zu, Philipp. Aber ich weiß, Luise wollte gerade noch was hinzufügen, bevor wir zu den Chancen kommen.
Luise Rosemeyer: Genau, also zum Thema Haftung, das ist halt ein ganz wichtiger Punkt, dass letztendlich bei allen Tools und Hilfen, die man sich sucht und da gibt es ja auch noch ein paar Sachen, komme ich gleich nochmal zu, ist man als Unternehmen einfach trotzdem final in der Verantwortung. Also was jetzt viele Unternehmen machen oder versuchen gerade im Holz-Papier-Bereich. Es gibt ja auch relativ viele verschiedene Zertifikate und FSC ist ja so ein Klassiker für Holz- und Papierprodukte und die erweitern ihr Zertifikat tatsächlich jetzt auch so, dass das dann hoffentlich in der Theorie, in der Praxis hoffentlich auch, mit Geolocation-Daten kommt. Also, dass du mit dem Zertifikat eigentlich die EUDR-Pflichten abdeckst, rein produktseitig. Aber auch FSC sagt natürlich, ja, aber letztendlich in der Verantwortung seid trotzdem ihr. Ihr sollt euch nicht darauf verlassen, ihr seid die, die letztendlich haften. Und was ich so höre von anderen Commodities, gibt es das auch so ein bisschen, dass die Zertifikate, ich weiß nicht, vielleicht so Fairtrade oder sowas, dass die auch so ein bisschen versuchen, das ein bisschen mehr abzudecken. Aber trotzdem, die Verantwortung bleibt beim Unternehmen, auch mit 3000 Zertifikaten.
Zackes Brustik: Bevor wir zu den Chancen kommen, müssen wir dann doch noch mal einen kleinen Deep Dive an der Stelle machen, weil ich habe jetzt das Wort Zertifikate gehört und bei Zertifikaten erinnere mich an das letzte Jahr und die großen Shitstorm oder Skandale rund CO2-Kompensationszertifikate. Also droht die Gefahr hier auch, dass einfach ganz viel Schindluder betrieben werden wird und irgendwelche fadenscheinigen Zertifikate dann in den Markt fließen und billig verkauft werden?
Luise Rosemeyer: Das würde ich so nicht unterschreiben. Also gerade so etwas wie FSC, das sind ja Zertifikate, die halt seit Jahren auf dem Markt etabliert sind, die auch, es gab ja auch zur EUDR eine Vorgängerregulierung, die EUTR, also die Timber Regulation, die, sag ich mal, ähnlich mit weniger Auflagen und nur auf Holz bezogen war. Und auch da wurde FSC auch schon viel genutzt, zum Beispiel die Legalität des Häusers nachzuweisen. Und dafür kann man das auf jeden Fall super verwenden. Genau, also man kann natürlich jetzt nicht sich auf jedes Zertifikat, das jetzt neu die Ecke kommt, verlassen, aber so die etablierten, ich glaube, da ist man schon auf einer relativ sicheren Seite, dass man mit denen dann zusammenarbeitet.
Zackes Brustik: Philipp, kurze Ergänzung von dir. Also das heißt, auch in Entwaldungsfreiheit nachzuweisen, kann ich quasi Zertifikate verwenden? Die sind teilweise dann auch schon im Markt.
Philipp Strauß: Genau, also die kann man auf jeden Fall wiederverwenden. Wichtig ist hier nochmal zu ergänzen, dass Zertifikate nicht wie eine Checkliste betrachtet werden sollte. Die EUDR sagt ganz klar, FSC-Zertifikat kann sehr natürlich unterstützend wirken, auch für die Risikoanalyse, aber du hast damit sozusagen nicht deine Hausaufgabe bei der EUDR gemacht. Und auch was du angesprochen hast hinsichtlich der Kompensation, Ich sehe das auch eher so, dass es hier wirklich, das ist auch eine Besonderheit der EUDR, ist, dass sie keine legale Entwaldung akzeptiert. Was heißt das, legale Entwaldung? Das heißt, wenn jetzt in Brasilien es legal wäre, 20 Prozent meiner privaten Grundstücksfläche zu entwalden, sagt die EU, nee, das tolerieren wir nicht. Wir machen netto Null-Entwaldung. Das heißt, wenn du Produkte bei uns reinbringen willst, muss das wirklich komplett gecheckt sein und einen Konformitätsstempel mit der Sorgfaltserklärung vorliegen.
Zackes Brustik: So, Philipp, jetzt habe ich das extra noch hinausgezögert. Komme endlich zu den Chancen. Also das klang erstmal nach sehr viel Arbeit, sehr viel kostenintensive Arbeit. Wir haben gehört, auch ein Fazit, es spielt eine Frage mit rein, die auch bei der CSRD oder CS Triple D mitspielt. Kaufe ich mir Individualsoftware ein, baue ich auf bestehende IT-Infrastruktur auf, auf ERP-Systemen und da gibt es sehr viel unterschiedliche valide Antworten, aber es ist eine Frage, die sich jeder stellen muss. Welche Chancen sehe ich darin? Warum kann ich das proaktiv für mich nutzen?
Philipp Strauß: Also bei Chancen, ich würde erstmal gerne bei den Chancen bei den Kleinbauern anfangen. Also bei den Kleinbauern ist es so, dass zum Beispiel die EUDR sagt, das bringt eine ganz neue Transparenz in Lieferketten rein. Also das gab es ja vorher noch nicht, dass man weiß, wo die Rohstoffe wirklich herkommen. Dann sagt die EUDR auch hinsichtlich existenzsicherer Einkommen für die Farmer, dass vielleicht Zwischenhändler offengelegt werden, die sehr viel an dieser Wertschöpfung abgreifen und die man vielleicht outsourcen kann, dass man näher direkt an den Farmern dran ist und diese Kosten sozusagen weitergeben kann und dadurch die Farmer auch unterstützt in existenzsicheren Löhnen. Also das ist vielleicht eine Sache, diese Transparenz in der Lieferkette hat auf jeden Fall auch Chancen für die Kippenbauern, gleichzeitig natürlich aber auch für mein Unternehmen hinsichtlich von Risiken, die in der Lieferkette vorliegen. Also ob es menschenrechtliche Risiken sind oder ökologische Risiken, man hat hier ganz viele Synergien eben zu anderen Gesetzgebungen, wie jetzt das europäische Lieferkettengesetz, dass man einen Teil seiner Hausaufgaben damit auch erledigt hat, hinsichtlich Biodiversität zum Beispiel. Und das sind ganz klar Chancen, die man auch als Unternehmen ergreifen sollte. Neue digitale Prozesse aufzusetzen, Risiken in der Lieferkette zu mappen, die man vorher so noch nie ermöglicht hatte, diese Transparenz und Sichtweise.
Philipp Strauß: Und ich glaube, dass ein bisschen als nachhaltige Transformation für mein Unternehmen zu sehen ist sehr wichtig.
Zackes Brustik: Werfen wir den Blick gerade mal hier also auf die europäische oder auf die deutsche Sicht. Also sehen das deine Kolleginnen und Kolleginnen auch so in den deutschen Mittelständlern? Die Nachhaltigkeitsverantwortlichen wahrscheinlich ja, aber ich sage mal, sehen es die Kollegen der Kollegen so? Also freuen die sich in anderen Abteilungen, freuen sich die Strategieverantwortlichen und denken sich, juhu, große Chance für uns?
Luise Rosemeyer: Ja, Also das ist halt echt ein sehr, sehr zweischneidiges Schwert. Also könnt euch sicherlich vorstellen, das Gejammer ist schon auch groß. Also so richtig Lust hat irgendwie erst mal keiner drauf. Aber aus meiner Sicht ist es tatsächlich so, dass du auch gesagt hast, Philipp, Transparenz in der Lieferkette ist das Thema der nächsten Jahre. Also es ist wirklich, das begegnet uns in so vielen anderen Gesetzen ja auch wieder. Und letztendlich ist die EUDR dann ja auch nur ein Puzzleteil davon. Und ich glaube, das ist halt bei allem, was neu kommt, ist erstmal das Gestöne groß und wie sollen wir das jetzt machen? Aber die Vergangenheit hat ja auch gezeigt, dass es auch geht. Also ich weiß nicht, wie gut ihr euch mit Textillieferketten auskennt, aber da ist es ja auch schon seit Jahren so, dass da die Lieferkette viel besser erfasst wird.
Luise Rosemeyer: Und ja, auch die Wäscherei, die Färberei und das ist eigentlich alles bekannt. Und als das damals etabliert worden ist, da haben die Leute halt genauso gesagt wie jetzt, wie sollen wir das schaffen? Und jetzt ist es halt kein Problem mehr. Und das wird sich halt auf alle Bereiche ausweiten. Und jetzt haben wir mit der EU, der haben wir halt die spezifischen Produkte, die es betrifft, aber dann mit dem Lieferkettengesetz, mit dem europäischen und so weiter. Es geht halt immer weiter. Und ich meine, ich habe jetzt in den letzten Monaten auch ganz viel gehört. Die Unternehmen, die geben dann ihren Lieferanten neue Code of Conduct, wo sie dann verlangen, dass die Rohstoffe bis zum Ursprung nachverfolgt werden können. Jetzt schon, wo auch die meisten jetzt wahrscheinlich noch sagen, okay, wie machen wir das jetzt? Also aber das zeigt einfach, Transparenz ist irgendwie so das Ding der Stunde und das wird auch nicht mehr weggehen, das wird sich halt ausweiten und vielleicht, wenn wir in zehn Jahren uns nochmal widersprechen, Wer weiß, vielleicht sind alle Lieferketten dann bis TN völlig transparent.
Luise Rosemeyer: Wir werden sehen.
Zackes Brustik: Da würde ich trotzdem gerne nochmal die Gegenprobe stellen. Also die EU geht das gerade so an. Warum das wichtig ist und warum das wirklich elementar auf unsere Wirtschaft, eigene Wirtschaftsrisiken einzahlt, haben wir vorhin am Anfang schon besprochen. Jetzt ziehen ja andere Länder nicht unbedingt mit, wodurch, sagen wir mal, kurzfristig trotzdem wirtschaftlicher Nachteil entstehen kann, weil vielleicht sagen die Länder dann halt, egal, dann exportieren wir halt von China nach Brasilien oder von Brasilien in die USA oder halt in andere Länder. Es ist uns doch egal, was die EU da macht. Also wie ordnet ihr das global und in den gerade auch sich doch abzeichnenden Wirtschaftskonflikten ein?
Luise Rosemeyer: Ja, das ist völlig richtig. Also es ist auch ein Thema, auf das ich keine Antwort und keine Lösung habe, sondern einfach nur das dem zustimmen kann, dass das natürlich die absolute Gefahr ist. Jetzt rein wirtschaftlich gesehen, dass klar, also ich meine die EU ist halt nicht der einzige Absatzmarkt auf der Welt und dann sagt China halt, gut dann geben wir unsere Waren halt nach, wie du sagst, Brasilien oder Saudi-Arabien oder was auch immer. Und das ist auch eine Befürchtung, die ganz, ganz viele Menschen jetzt in Unternehmen, mit denen ich spreche, haben, dass einfach das ganze Business dann dadurch wegfällt, weil die anderen halt keine Lust haben, sich damit auseinanderzusetzen. Und wenn sie andere Alternativen haben, warum sollten sie auch? Muss man ja auch mal ganz klar sagen. Und das wird halt sehr spannend in den nächsten Jahren, wie sich das dann entwickelt. Auf der anderen Seite, was ist die Lösung? Also dann einfach zu sagen, okay, wir ordnen jetzt alles der Wirtschaft unter und lassen das jetzt einfach mal alles und jeder macht wie er denkt und die Welt geht den Bach runter, ist ja auch bekanntermaßen keine Lösung. Also eigentlich müssten wir da ganz großen internationalen Dialog haben, der halt auch außerhalb der EU-Länder mit an Bord nimmt.
Luise Rosemeyer: Aber die weltpolitische Lage ist ja jetzt nicht gerade unbedingt extrem harmonisch.
Zackes Brustik: Ist nicht gerade entspannt und rosig, Ja, das kann man so sagen, wie es ist. Aber Philipp, vielleicht deine Ergänzung. Also, es trifft ja nicht immer, wir sagen immer so, Deutschland übertreibt es, die EU übertreibt es. Aber dabei übersehen wir, dass andere Regionen ja durchaus auch Umweltziele haben und erkannt haben, dass planetare Grenzen und vernichtete Regenwälder ein elementares Problem sind.
Philipp Strauß: Ja, also auf jeden Fall. Es ist auch so, dass von der EUDR gleichzeitig auf europäischer Ebene eine Initiative geschaffen worden ist, die hinsichtlich unter anderem des Benchmarkings, aber auch zur Unterstützung von diesen Rückverfolgbarkeitssystemen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den großen Rohstoffgruppen Herkunftsländern stehen und dort eben unterstützen, hey, wie können wir zusammen schauen, dass wir diese Transparenz in diesen Lieferketten ermöglichen. Auch das Gesetz wird jährlich gemonitort und es wird geschaut, welche Effekte hat das Gesetz, welche Verlagerungen entstehen vielleicht und gleichzeitig, das ist auch ein bisschen meine Hoffnung und das sehe ich auch so, dass es natürlich viele Wettbewerbsvorteile für die Unternehmen hier in Europa bringen kann, so eine Transparenz zu haben, auch hinsichtlich wieder neuer, zukünftiger Riesen, wie die Corona-Krise, wo eine Transparenz in der Lieferkette natürlich auch eine Resilienz in der Lieferkette bedeuten kann und das für Unternehmen natürlich viele Vorteile mit sich bringt.
Zackes Brustik: Was sind, wenn ich mich der EUDR noch nicht angenommen habe, so die besten ersten Schritte aus deiner Sicht, Louise, und wer sollte sie gehen im Unternehmen?
Luise Rosemeyer: Also ich hatte es ja vorhin schon gesagt, nach meiner Einschätzung ist es, glaube ich, ganz gut, wenn die Nachhaltigkeitsabteilung erstmal möglicherweise zusammen mit Compliance auch sich einen Überblick über das Thema verschafft und die Prozesse aufsetzt. Dann später sollte es Richtung Einkauf ergehen in der Umsetzung, in der konkreten. Aber die erste Frage, die sich natürlich stellt, ist, bin ich überhaupt betroffen? Und wenn ja, mit welchen Artikeln? Und zukünftig ja auch, ne? Weil das ist ja auch nicht nur so ein Ist-Zustand, so jetzt hab ich irgendwie diese zehn Artikel, die ich importiere, das kann ja in drei Monaten auch wieder anders aussehen. Das heißt, eigentlich, wenn ich erst mal so einen groben Überblick hab und weiß, Okay, das sind so ungefähr meine Produkte, die betroffen sind, muss ich mir auch in irgendeiner Form irgendwie einen Alert in mein System packen. Dass, wenn ein neuer Artikel angelegt wird, der dann drunter fällt, dass der dann nicht irgendwie so verloren geht, sondern dass irgendwer das irgendwie mitbekommt, dass da was zu tun ist. Genau, also das ist erstmal so der erste Schritt, erstmal die Betroffenheit irgendwie zu klären.
Zackes Brustik: Auf alles andere sind wir vorhin schon eingegangen. Das heißt zum Abschluss, Philipp, Luise, also das war jetzt eine sehr ausführliche Podcast-Folge. Klar, es macht natürlich Sinn, euch auf LinkedIn zu adden. Wenn ich Fragen habe, kann ich mich jederzeit an euch wenden. Philipp Strauß und Luise Rosemeyer, die Links gibt es in den Show Notes. Aber sagt mal so, wo holt ihr euer Wissen her? Was sind eure Lieblingsquellen? Ich habe es bei dir schon gesagt, Luise, Pierce School for Sustainable Development, da bist du mit unglaublich vielen deiner Peers im Austausch. Ein gemeinnütziger Verein, glaube ich, also ehrenamtlich betrieben, richtig cooles Forum. Würdest du was ergänzen?
Luise Rosemeyer: Genau, also auf jeden Fall Netzwerke. Genau, da bin ich auch noch in ein, zwei anderen oder auch mal, ja, sporadisch in irgendwelchen Vorträgen. In Hamburg gibt es ja auch viele Möglichkeiten mal zu Veranstaltungen, aber auch LinkedIn ist tatsächlich sehr viel. Also ich behandle LinkedIn mittlerweile eigentlich eher wie so mein Newsfeed irgendwie und habe da so auch diverse Formate abonniert.
Zackes Brustik: Okay, ganz konkrete Formate, Philipp, die du auch empfehlen kannst, Ressourcen, kostenfrei verfügbar.
Philipp Strauß: Ja, ich kann einige nennen. Also zum einen bei LinkedIn kann man einfach mal im Suchfeld EODR eingeben. Da gibt es Gruppen, die finde ich ziemlich cool, weil man da einfach einen Austausch findet oder auch Personen, die sich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen. Ganz klar aber auch das BLE, also die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die haben auch eine E-Mail-Adresse eingerichtet, wo man sehr zeitnah sogar auch eine Antwort bekommt, wenn man offene Fragen hat. Die haben super viel Informationsmaterial auf deren Website. Webinare wie zum Beispiel auch von uns bei Verso, wo man einfach das Thema ein bisschen einordnet und guckt, wie kann so ein Tool unterstützen, aber auch die offiziellen Dokumente der EU. Also das sind zwei Dokumente, die jetzt häufiger schon angesprochen worden sind. Das ist zum einen das Guidance-Dokument, das soll ein bisschen unterstützen.
Philipp Strauß: Auch da sind hinten Praxisbeispiele gelistet, das ein bisschen das Thema greifbarer macht, weil diese Greifbarkeit fehlt dann doch oft auch. Und eben auch das FAQ-Dokument, wo über 100 Fragen gelistet sind, die so häufiger aufkommen, sage ich mal, wo man sich auch ein bisschen orientieren kann.
Zackes Brustik: Von der E-Mail-Adresse bis zu den genannten Ressourcen werden wir alles in die Show Notes packen. Das wird mir Philipp im Nachgang nochmal schicken. Also, wenn ihr die Folge hört, schaut in die Show Notes, da steht das dann schon verlinkt. Drinnen auch die Peer School. Vielen Dank euch zwei. Euer letztes Statement an meine Zuhörerin Philipp und Luise. Was gebt ihr ihnen mit auf den Weg?
Luise Rosemeyer: Ja, vielleicht keine Angst und nutzt die Chance, die das Jahr Verlängerung jetzt noch bringt. Und alles wird gut. Wir kriegen das alle hin. Gemeinschaftlich.
Philipp Strauß: Philipp. Ja, kann ich nur anschließen. Keine Angst haben, das ein bisschen als Chance sehen, einfach mal Piloten machen, anfangen überhaupt diese Informationen zu bekommen und dann immer schrittweise sich dem Thema immer besser nähern.
Zackes Brustik: Danke euch zwei, dass ihr mir für die ganzen mittlerweile schon über 60 Minuten zur Verfügung gestanden habt. Vielen Dank an alle, die so lange mit dran waren. Das heißt, das Thema ist anscheinend wirklich relevant für euch. Und damit ihr alle nächsten relevanten Themen nicht verpasst, nicht vergessen, die Podcast-App zu nutzen, dort Gewinne Zukunft zu abonnieren, damit die kommenden Folgen automatisch bei euch im Feed landen. Wenn ihr schon dabei seid, freue ich mich enorm, wenn ihr eine Bewertung hinterlasst. Bei allen Podcast-Plattformen könnt ihr einfach Sterne vergeben. Bei Apple könnt ihr dann darunter sogar noch auf, ich glaube, Bewertung schreiben klicken. Das hilft enorm für Gewinne Zukunft.
Zackes Brustik: Ansonsten freue ich mich euch bei der nächsten Folge wieder mit an Bord zu haben. Und ganz zum Schluss bei dem Thema noch ein wichtiger Hinweis, das war keine Rechtsberatung. Luise freut sich über den Austausch mit euch und der Piers. Philipp bei Verso steht natürlich jederzeit für Umsetzungsfragen in der Praxis zur Verfügung, aber beide sind keine Juristen. Und damit nun wirklich bis zum nächsten Mal.
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