#7 Die wichtigsten Hebel zum Erreichen der Klimaziele - Dr. Katharina Reuter
Shownotes
In dieser Folge erklärt Dir Dr. Katharina Reuter, CEO Bundesverband nachhaltiges Wirtschaften:
✅ Warum die Transformation zur Nachhaltigkeit umsatzentscheidend ist. ✅ Woran Du die gerade mal 1% der nachhaltigen Unternehmen erkennst. ✅ Welche drei Hebel die effektivsten für schnelle CO2-Einsparungen sind.
🙏 IBM unterstützt mich auf meiner Podcast-Mission. Und vielleicht bald Dich und Dein Unternehmen bei der Sustainability Transformation. Warum die 'Transformation Trailblazer' auch gleichzeitig die umsatzstärksten Unternehmen ihrer Branche sind, liest Du im Report vom IBM Institute for Business Value: https://ibm.biz/IBVSustainability
🤝 Diskutiere das Thema mit den IBM Sustainability Expert*innen beim IBM Popup in Wien: https://ibm.biz/IBMPopUpEvents
📣 Mein Shoutout der Folge geht an die Green Transformation Masterclass von GREEN.WORKS. Zweimal im Monat bekommst Du hier kostenlos und online wertvollen Input von Sustainability Expert*innen. In gerade mal 60 Minuten vermitteln diese Dir die wichtigsten Themen rundum unternehmerischen Klimaschutz: https://bit.ly/GreenTransformationMasterclass
🔗 Und hier der Link von Katharina zum wirklich nachhaltigen Stromwechsel: https://wirklich-gruen.de
Über 'Gewinne Zukunft': In diesem Podcast spricht Zackes Brustik alle zwei Wochen mit den Pionieren und Wegbereiterinnen der unternehmerischen Nachhaltigkeit. Was braucht es, um als Unternehmen nicht nur klimaneutral zu werden, sondern wirklich kompatibel mit den Klimazielen, der Kreislaufwirtschaft oder den SDGs als solches zu werden? Jeder Mensch, der hier zu Gast ist, hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen und wertvolles und praktisches Wissen für Dich in petto. Dieser Podcast motiviert und befähigt Dich als CEO, Sustainability Managerin oder Entscheider*in Nachhaltigkeit praktisch und wirtschaftlich umzusetzen. Schließ Dich den Nachhaltigkeitspionieren an und trage mit Deinem Unternehmen erfolgreich zu einer lebenswerten Zukunft bei!
Regelmässige Update und viele weitere Insights bekommst Du von Zackes auf LinkedIn: ➡️ https://www.linkedin.com/in/moderator-zackes-brustik/
Transkript anzeigen
Katharina Reuter [00:00:05]:
Katharina Reuter [00:00:05]: Wir müssen es verdammt nochmal schaffen, eine Wirtschaft zu kreieren, die im Einklang mit den planetaren Grenzen funktioniert.
Katharina Reuter [00:00:05]:
Zackes Brustik [00:00:15]:
Zackes Brustik [00:00:15]: Gewinne Zukunft, der Podcast, der dich dabei unterstützt, dein Unternehmen erfolgreich klimakompatibel zu gestalten. Hier lernst du direkt von den Menschen, die die Nachhaltigkeitstransformation als Pioniere entscheidend vorantreiben. Mein Name ist Zakas und ich freue mich, Dich mit an Bord zu haben. Wie ihr wisst unterstützt mich IBM bei meiner Mission und daher gibt es wie vor jeder Folge in unter 90 Sekunden einen Einblick in ein zum Episodenthema passendes IBM Projekt. In der Folge gleich wird es die 1% der wirklich nachhaltigen Unternehmen in Deutschland gehen und die Frage wie der Rest, die anderen 99% aufschließen können. Und dass das nicht nur eine Frage des Idealismus, sondern auch wirklich der Wirtschaftlichkeit ist, lässt sich mittlerweile auch an den Zahlen ablesen. Das IBM Institute for Business Value hat zusammen mit Agusat Economics genau hierzu einen extrem spannenden Report herausgebracht. Einer der spannendsten Punkte im Report dabei ist der Unterschied zwischen Klimazielen und wirklichen Ambitionen.
Zackes Brustik [00:00:15]:
Zackes Brustik [00:01:15]:
Zackes Brustik [00:01:15]: Denn ganze 73% der Unternehmen haben zwar Klimaziele, die wenigsten haben diese dann mit einer wirklich verbindlichen und vor allem wirksamen Strategie hinterlegt. Allerdings scheint genau das damit zu korrelieren, ob ein Unternehmen generell erfolgreich ist oder nicht. Stark vereinfacht gesagt in Zahlen, Knapp 80% der Unternehmen mit Klimazielen haben entweder nur ein loses Commitment zu diesen oder wissen noch nicht genau, wie sie sie umsetzen werden. Ganz oben allerdings stehen die 13% der absoluten Transformation Trailblazers. Diese haben die Nachhaltigkeitstransformation ganz klar auf dem C-Level verankert, die Belegschaft bereits von der Sinnhaftigkeit dergleichen überzeugt und sie mit an Bord geholt und sie wissen auch, dass die Nachhaltigkeitstransformation extrem eng mit der digitalen Transformation verbunden ist. Und jetzt kommt's, Genau diese 13% der Unternehmen sind gleichzeitig auch die Unternehmen, die jeweils in ihrer Branche alle anderen in Bezug auf Umsatzwachstum hinter sich lassen. Die genauen Details dazu gibt's im Report vom IBM Institute for Business Value über den Link in den Shownotes. Und jetzt Viel Spaß mit der Folge.
Zackes Brustik [00:01:15]:
Zackes Brustik [00:02:19]:
Zackes Brustik [00:02:19]: Die Geschwindigkeit der Nachhaltigkeitstransformation wird vermutlich an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft entschieden. Und wenige kennen sich genau hier so gut aus, wie Dr. Katharina Reuter, CEO vom Bundesverband Nachhaltiges Wirtschaften. Viele der gerade mal 1% nachhaltigen Unternehmen in Deutschland sind auch Mitglied im BNW und Katharina hat daher den besten Einblick darin, mit welcher Strategie diese Unternehmen vorangegangen sind, wo das Thema Nachhaltigkeit dort verortet ist und welches die effektivsten Schritte zur Transformation sind. Ich freue mich schon auf eine Folge mit exklusiven Einsichten, praktischen Tipps für andere UnternehmerInnen und natürlich auch ein bisschen B2B-Klimabasiswissen, wie zum Beispiel den Einblick in die CSRD. Herzlich willkommen Katharina.
Zackes Brustik [00:02:19]:
Katharina Reuter [00:03:03]:
Katharina Reuter [00:03:03]: Hallo, ich freue mich.
Katharina Reuter [00:03:03]:
Zackes Brustik [00:03:05]:
Zackes Brustik [00:03:05]: Katharina, die meisten meiner Gäste sind GründerInnen, meistens sogar Serien-GründerInnen. Du bist Serien-VerbandsgründerIn. Schon von der Jugend an, würde ich sagen. Faszinierend. Also man denkt ja immer so, Gründen ist cool, macht Spaß in der Wirtschaft, in Unternehmen gründen, aufregende Sache. Verbandsarbeit klingt erst mal nach einem echt dicken Brett. Und ich habe höchsten Respekt vor allem, die sich das auflasten. Was treibt dich an, dir dieses Feld auszusuchen?
Zackes Brustik [00:03:05]:
Katharina Reuter [00:03:36]:
Katharina Reuter [00:03:36]: Ja, was treibt mich an? Mich einzumischen. Und mein fester Entschluss, da war ich so 15, 16, mich eben einzumischen in die, in unsere Zivilgesellschaft, einzumischen in die Politik. Und genau, dann einfach aus der Jugendumweltbewegung heraus ist ganz, ganz viel Tolles entstanden. Und du hast schon recht mit dem Serienverbandsgründer, das ist mir letztens auch aufgefallen. Weil tatsächlich eben immer, wenn wir festgestellt haben, es fehlt eigentlich noch ein Akteur, der beispielsweise eine bestimmte Sache adressiert, wie damals auch unser Zentrum für Ökolandbau für Mittel- und Osteuropa, dann haben wir sowas eben aufgebaut. Sowas eben aufgebaut.
Katharina Reuter [00:03:36]:
Zackes Brustik [00:04:16]:
Zackes Brustik [00:04:16]: Ich habe jetzt geschaut, aktuell eben bist du CEO beim Bundesverband Nachhaltiges Wirtschaften. Eine spannende Zahl, die ich gesehen habe, ist, dass es gerade mal ein Prozent wirklich nachhaltige Unternehmen in Deutschland gibt. Seid ihr sozusagen dieser exklusive Club, dieser 1%?
Zackes Brustik [00:04:16]:
Katharina Reuter [00:04:34]:
Katharina Reuter [00:04:34]: Ja, das ist wirklich eine spannende Studie vom Rat für nachhaltige Entwicklung. Und die haben sich ja eben, und da kann man sicherlich auch nochmal an den Methoden Kritik üben, was für Kriterien sie angelegt haben. Aber ich finde einfach die Richtung, in die es geht, die sagen ja tatsächlich in ihrem quasi konsequentesten Szenario sind es 0,15 Prozent der deutschen Unternehmen, die ganzheitlich nachhaltig wirtschaften. Wenn du das dann wiederum in eine Zahl umrechnen würdest, wären das viereinhalb tausend Unternehmen. Und bei uns im Verband sind jetzt 600 organisiert. Also da ist sicherlich eben definitiv, das ist der Pool, aus dem sich das schöpft. Aber ja, Da ist auch noch Luft nach oben. Und warum ich die Zahl insgesamt so wichtig finde, wenn wir derzeit unterwegs sind, man hat ja das Gefühl, alles ist grün.
Katharina Reuter [00:04:34]:
Katharina Reuter [00:05:24]:
Katharina Reuter [00:05:24]: Jedes Unternehmen pflanzt wirklich einen Baum und hatte übrigens auch schon immer irgendwie eine Klimastrategie. Und das ist ganz schön viel Expertise notwendig, dann dahinter zu schauen, wie ernst gemeint ist denn das? Und ist es wirklich in der Strategie der Unternehmen verankert? Und es gibt verschiedene Studien, die eben immer wieder auch nachweisen, dass zwar die Unternehmen sagen, Nachhaltigkeit ist wichtig, aber es eben dann nicht untersetzen mit Strategie, mit Budget, mit Personal. Und deswegen ist diese Zahl so wichtig, weil sie uns einfach zeigt, da ist noch richtig viel zu tun.
Katharina Reuter [00:05:24]:
Zackes Brustik [00:06:00]:
Zackes Brustik [00:06:00]: Du hast es gerade gesagt, man kann klimaneutral sein, klimakompatibel, nachhaltig, klimapositiv. Mit welchen Begriffen arbeitet ihr und was sind für euch denn wirklich die entscheidenden Kriterien?
Zackes Brustik [00:06:00]:
Katharina Reuter [00:06:12]:
Katharina Reuter [00:06:12]: Ja, also ein entscheidendes Kriterium beispielsweise, ob wir ein Unternehmen aufnehmen oder nicht, ist, ob sie eben Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankert haben. Und da heißt Nachhaltigkeit für uns, dass man erkennen kann, dass Ökologie, Soziales und Ökonomie eben ausbalanciert sind in dem Unternehmen. Und beispielsweise eben nicht die Gewinnorientierung die anderen Sachen aussticht. Und das kannst du dann eben an der Website beispielsweise erkennen, wenn du eben siehst, ah, die machen schon seit so und so vier Jahren ein Umweltmanagementsystem, die haben einen Nachhaltigkeitsbericht, die haben tatsächlich eben in ihrer Klimastrategie auch Scope 3 sich schon mit angeschaut. Es gibt so ein paar Indikatoren, wo du das ganz gut ablesen kannst. Und Das vielleicht sozusagen so viel zum Verband und mit welchen Begriffen arbeiten wir? Ich glaube tatsächlich, dass sich gerade rund was heißt eigentlich klimaneutral? Wie kommen wir zu Net 0? Müssen wir nicht eigentlich klimapositiv werden? Also wie kann das irgendwie sein, dass wir hier diesem Planeten keinen Schaden zufügen sollen? Eigentlich wäre es doch gut, wir würden einen positiven Fußabdruck hinterlassen. Und da ist ganz viel gerade in der Diskussion, auch in der Begriffsdefinition. Ich denke, dass wir zwei Entwicklungen noch sehen werden.
Katharina Reuter [00:06:12]:
Katharina Reuter [00:07:34]:
Katharina Reuter [00:07:34]: Zum einen wird es wirklich eben eine stärkere Definition des Begriffs klimaneutral geben. Wann dürfen das Unternehmen beispielsweise überhaupt auf ihre Produkte labeln? Da sind jetzt ja die ersten Unternehmen auch schon abgemahnt worden. Und ich denke, wir werden auch tatsächlich ein Siegel sehen. Ein Zeichen, dass einfach die Verbraucherinnen und Verbraucher das besser erkennen und einordnen können. Weil zurzeit hast du den kompletten Wildwuchs. Manche labeln nur ein bestimmtes Produkt, manche Teile der Firma, manche die ganze Firma. Aber wie viel Prozent beispielsweise darfst du dann von deinem CO2-Fußabdruck überhaupt kompensieren? Das ist ja eigentlich nur wirklich eben dieser Schritt für das allerletzte bisschen, was du tatsächlich nicht vermieden oder reduziert bekommst. Natürlich gehen manche Unternehmen heute die Abkürzung und sagen, wir sind klimaneutral und kompensieren aber das meiste.
Katharina Reuter [00:07:34]:
Katharina Reuter [00:08:27]:
Katharina Reuter [00:08:27]: Und so kann es ja auch nicht laufen.
Katharina Reuter [00:08:27]:
Zackes Brustik [00:08:29]:
Zackes Brustik [00:08:29]: So kann es nicht laufen. Und eine Frage, die ich in anderen Folgen diskutiere, ist eben, was heißt kompensieren? Da sind sehr viele Facetten von Grau zwischen dem Schwarz und Weiß, zwischen Gut und Schlechten auf Setting, würde ich sagen. Natürlich ist das Ziel von euch, nicht ein exklusiver Club zu bleiben, sondern eigentlich die anderen 99 Prozent an Bord zu bekommen, würde ich sagen. Ihr geht das extrem anspruchsvoll, sehr tiefgehend und sehr genau an. Warum lohnt sich das für die anderen 99 Prozent auf diesen doch wahrscheinlich sehr arbeitsintensiven und wie du gesagt hast, grundlegendem Businessmodell transformatorischen Weg zu begeben, 1,5 Grad kompatibel zu werden.
Zackes Brustik [00:08:29]:
Katharina Reuter [00:09:11]:
Katharina Reuter [00:09:11]: Also erstens lohnt es sich natürlich, weil es keine Alternative dazu gibt. Und zweitens können heute, und das ist immer schön in meinen Vorträgen, dass ich da wirklich so jemand wie World Economic Forum oder BCG zitieren kann, die jetzt ja nicht im Verdacht stehen, da besonders revolutionär zu sein. Die weisen in all ihren Studien eben nach, dass du eben auch profitabler bist mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Und das hat verschiedene Gründe. Du vermeidest natürlich regulatorische Risiken, aber du hast auch einfach bessere Finanzierungschancen. Also Die grüne Taxonomie hat jetzt in Brüssel definitiv einen Knacks bekommen, dadurch, dass Atom und Gas plötzlich auch nachhaltig sein sollen. Und trotzdem ist da ganz viel Bewegung im Finanzmarkt, was beispielsweise mit sich bringt, dass Kredite für nicht nachhaltige Projekte einfach viel teurer sein werden. Und du gegebenenfalls gar keine Finanzierung mehr findest, keine Investoren dafür mehr findest.
Katharina Reuter [00:09:11]:
Katharina Reuter [00:10:07]:
Katharina Reuter [00:10:07]: Du hast eine bessere Chance beim ganzen Thema Nachwuchskräfte, Fachkräfte, weil dieses Thema Job mit Sinn ist so hoch im Kurs, Die Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer, die fragen das ja nach. Da kommt eine Generation, die das noch stärker nachfragt. Und so verließen einfach verschiedene Faktoren, auch die Versicherungsbranche wird immer mehr ein starker Treiber für nachhaltiges Wirtschaften, weil sie eben sagen, eine 3,5-Grad-Welt ist nicht mehr versicherbar. Und wir haben das bei der Katastrophe im Ahrtal gesehen, wie viel Milliarden dann eben ja auch auf die Gemeinschaft quasi drauf zukommen und ganz speziell die Versicherungen, die eben auch an der Stelle Einfluss nehmen werden. Von daher sind es ganz viel verschiedene Bewegungen, warum es sich tatsächlich für die Unternehmen am Ende auch monetär lohnt. Jetzt in der Energiekrise sehen wir beispielsweise, dass die Unternehmen, die vor 10, 15 Jahren investiert haben, In ein anderes Heizmodell, beispielsweise mit Pellet, mit Holz, mit Abwärme. In eine intelligente Sektorkopplung. Also selber Strom erzeugen mit PV, das Koppeln mit E-Mobilität und so weiter.
Katharina Reuter [00:10:07]:
Katharina Reuter [00:11:15]:
Katharina Reuter [00:11:15]: Die sind jetzt eben überhaupt nicht so unter Druck, auch wenn sie beispielsweise, wie eine Bäckerei, die bei uns Mitglied ist, 250 Mitarbeitenden, wo der Geschäftsführer eben auch sagt, das ist meine Kollegen, die stehen mit Schweißperlen auf der Stirn da wegen der Gasmangellage. Und wir haben einfach rechtzeitig investiert und das zahlt sich jetzt aus.
Katharina Reuter [00:11:15]:
Zackes Brustik [00:11:37]:
Zackes Brustik [00:11:37]: Das heißt, es gibt allerlei Anreize. Das heißt, du hast ja gesagt, Talent fühlt sich dadurch mehr angezogen. Es ist einfach an Talent ranzukommen. Aber es gibt zumindest für einen Teil der Unternehmen auch wirklich sehr verbindliche Stellschrauben. Die EU-Kommission hat gerade die CSR Directive, also die Corporate Social Responsibility Directive verabschiedet. An wen richtet die sich? Und was bedeutet das konkret für diese Unternehmen?
Zackes Brustik [00:11:37]:
Katharina Reuter [00:12:04]:
Katharina Reuter [00:12:04]: Ja, die CSRD, also Corporate Sustainability Reporting Directive, das ist ja nochmal eine Weiterentwicklung, da steckt quasi nicht Social drin, sondern Sustainability, ist eine Weiterentwicklung der nicht finanziellen Berichterstattung und wird für die Unternehmen eben einerseits festlegen, dass sie neben ihrem finanziellen Jahresbericht, den sie immer machen müssen, künftig eben auch über ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien werden berichten müssen. Das gilt quasi eben erstmal für größere, kleine und mittlere Unternehmen haben da noch eine längere Übergangsfrist. Aber auch alle, die sich beispielsweise ja dann in einer Lieferkette befinden, beispielsweise als Zulieferer für ein größeres Unternehmen, werden natürlich von ihrem Geschäftspartner dann gefragt werden, so hier guck mal, ich muss jetzt nach des, dies, adi berichten, wo ist denn eigentlich, wo sind eure Zahlen zum CO2-Fußabdruck, wo sind eure Zahlen eigentlich, Wie ist das mit Menschenrechten in der Lieferkette? Und so werden wir eine Entwicklung sehen, dass in den Unternehmen, eben analog eigentlich zu den Abteilungen, die jeweils für den finanziellen Jahresbericht zuständig sind, es eine Abteilung geben wird, die sich dann eben die Nachhaltigkeitskriterien kümmert.
Katharina Reuter [00:12:04]:
Zackes Brustik [00:13:19]:
Zackes Brustik [00:13:19]: Hier habe ich ein paar Fragen, tiefer in die Details einzusteigen. Das eine ist, du hast ja auch gerade das Lieferkettengesetz ins Spiel gebracht. Sagen wir mal, Nachhaltigkeit für Dummies. Wie verhält sich das Lieferkettengesetz zur CSRD? Ist das das Gleiche? Ist das was anderes?
Zackes Brustik [00:13:19]:
Katharina Reuter [00:13:34]:
Katharina Reuter [00:13:34]: Vor allen Dingen, es gibt ja dann neben dem Lieferkettengesetz auch noch die soziale Taxonomie, die auch noch kommen soll aus Brüssel. Die haben das jetzt auf jeden Fall, also ich denke, es wird sich zeitlich ein wenig verzögern, Aber auch da ist ja eben die Definitionsfrage, wann können wir eigentlich Investitionen unterstützen, wann sind die eigentlich sozial nachhaltig? Und der große Unterschied ist, das Lieferkettengesetz regelt eben, dass die Unternehmen zeigen können, dass sie Missstände in ihrer Lieferkette überhaupt aufspüren könnten, dass sie die mitbekommen würden. Also diese landläufige Meinung, man wird sofort dafür irgendwie in Haft genommen, ist ja gar nicht der Punkt. Sondern das Lieferkettengesetz setzt da an, zu sagen, habt ihr eigentlich ein Risikomanagement-System? Wisst ihr überhaupt, wo eure Produkte herkommen? Und wo gegebenenfalls, da gibt es auch ganz viele Hilfsmittel für die Unternehmen, ne, ne Landkarte, wo einfach bestimmte Länder rot sind und man eben weiß, oh, ne, da sitzt einer meiner Lieferanten, da sollte ich dann eben vielleicht genauer hinschauen. Und das ist quasi das, was einfach das Lieferkettengesetz von den Unternehmen in dem Sinne verlangt. Die soziale Taxonomie wird einen Rahmen schaffen, wo eben vorzüglicherweise investiert werden soll. Also das ist ja immer so ein bisschen die Frage, finde ich jetzt auch super wichtig bei Atom und Gas, kann doch sein, wenn das noch unbedingt irgendwie jemand bauen will, kann er das machen, aber doch bitte nicht mit unserem Geld, doch bitte nicht sozusagen mit verbilligten Kreditmöglichkeiten, möglicherweise mit Förderprogrammen Und genau darum wird es eben bei der sozialen Taxonomie auch gehen, dass man einen Rahmen setzt für Förderung und Investition. Und die CSRD wird quasi künftig zu einem Instrument werden, Ähnlich wie du deine Finanzzahlen veröffentlichen musst, musst du eben auch über soziales und ökologisches in dem Unternehmen Auskunft geben, wo du sozusagen bestimmte Fußabdrücke hast und so weiter.
Katharina Reuter [00:13:34]:
Katharina Reuter [00:15:42]:
Katharina Reuter [00:15:42]: Und das wird einfach zur Transparenzgeschichte eben dazugehören.
Katharina Reuter [00:15:42]:
Zackes Brustik [00:15:46]:
Zackes Brustik [00:15:46]: Klasse, jetzt hab ich auch endlich mal verstanden, wie all diese drei Instrumente sich aufeinander beziehen und schön, dass du mit der, und ich sag's jetzt auch mal auf Englisch, CSRD, mit der endest, denn hier würde ich gerne nachfragen, das ist nicht wishy-washy, sondern wenn ich das richtig verstanden habe, ist es wirklich hier auch oder seitens der EU das erste Mal, dass sie eben wirklich Profit, Sustainability und Gesellschaft gleichwertig ansehen und dass es eben nicht nur darum geht, das zu dokumentieren, sondern dass es tatsächlich auch geprüft wird.
Zackes Brustik [00:15:46]:
Katharina Reuter [00:16:18]:
Katharina Reuter [00:16:18]: Ja, also wie Wischiwaschi das am Ende wird, ich glaube, das können wir noch nicht wirklich vorhersagen. Weil es gibt natürlich starke Kräfte von der dunklen Seite der Macht, die ein großes Interesse daran haben, dass es möglichst wishy-washy formuliert wird. Aber du hast völlig recht, bei der CSADI, damit verbindet die EU auch den Anspruch, einen einheitlichen Rahmen zu setzen, wie berichtet wird. Also nicht nur zu sagen, wir wollen die und die Punkte lesen, sondern eben natürlich auch eine Handreichung zu bieten. Und da arbeitet eben die EFRA gerade dran und weitere Institutionen. Was kann man eben eigentlich für ein Rahmenwerk vorgeben? Und beispielsweise jetzt durch unsere nationale Brille geschaut, ist es dann einfach natürlich wichtig, dass so Instrumente wie der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, die Gemeinwohlorientierung, dass dann eben diese Reporting-Instrumente da eben auch darauf abgestimmt werden, was sie auch sozusagen ganz sicherlich leisten werden, Weil man wird immer sagen, guck mal, mach doch hier irgendwie, nimm doch unser Tool. Das ist auch kompatibel mit den Anforderungen für die CSRD.
Katharina Reuter [00:16:18]:
Zackes Brustik [00:17:28]:
Zackes Brustik [00:17:28]: Jetzt klingt das natürlich erstmal nach einem gewaltigen Mehraufwand und vielleicht mag der ein oder andere aufstöhnen, wenn er sich schon dabei, wenn er sich veranlasst sieht jetzt dafür extra Stellen einzurichten und das ganze an den Start zu bringen. Klingt erstmal bürokratisch. Aber ist das nicht eigentlich das falsche Framing? Ist das eigentlich nicht die Brille durch die wir schauen müssen? Klasse, endlich habe ich mal einen ganz konkreten Grund an die Daten in meinem Unternehmen ranzukommen, in der Lieferkette die Digitalisierung endlich mal ganz konkret mit einem Mehrwert anzugehen. Zum Beispiel auch das mit dem Thema Business Intelligence zu verknüpfen. Also was sind die Chancen für Unternehmen, die sich durch diesen e-betriebenen Aufwand ergeben?
Zackes Brustik [00:17:28]:
Katharina Reuter [00:18:07]:
Katharina Reuter [00:18:07]: Also zuerst finde ich super wichtig, dass wir davon wegkommen zu sagen, oh, nicht noch irgendwie eine Belastung, sondern eben, wie du es gerade formuliert hast, zu sagen, klasse, das ist irgendwie vielleicht der letzte Anschubser, den wir noch gebraucht haben, jetzt kümmern wir uns mal darum. Weil wir reden ja immer darüber, dass wir gerne eine nachhaltigere Wirtschaft hätten, Aber woran sollen wir es denn auch erkennen? Das heißt, wir brauchen diese Transparenz ganz dringend, damit wir eben beispielsweise auch für Förderprogramme und so weiter genau danach stricken können und sagen können, okay, die, die so und so gut abschneiden, die können dann da irgendwie auch mit reinfallen. Und ja, was sind das, was sehe ich da noch für Chancen? Vor allen Dingen sehe ich natürlich die große, große Chance, weil dieses ganze Thema finanzieller Jahresbericht, Da gibt es in größeren Unternehmen dann ein CFO, wo das irgendwie wirklich hochrangig angesiedelt ist. Und ich sehe die große Chance auch in SESAD, dass die Themen eben endlich aus der, also so in unserer Bubble sagen wir immer, weißt du, die Nachhaltigkeitsmanagerinnen und Manager, die im Keller sitzen, vermutlich allein oder mit einem kleinen Team, und nicht so richtig Gehör finden, dass die Themen endlich in die Geschäftsführung rutschen, in die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Weil auch das sagt sich so leicht hin, ja, wir haben Nachhaltigkeit in unsere DNA verankert. Aber prüft das mal nach, ob das wirklich so ist, ob wirklich eben von oben, auch von den Gremien beispielsweise, das Thema Nachhaltigkeit in Aufsichtsräten, Da haben wir noch ein derartiges Brett zu bohren, weil die Expertise ist überhaupt nicht da. Und wenn die Aufsichtsräte, ja künftig die, und das kommt eben auch natürlich mit der CSAD und anderen Regulierungen, dass diese Verantwortung beispielsweise auch in den Aufsichtsräten viel stärker darauf liegen wird, wie läuft denn das mit der Nachhaltigkeit bei unserem Unternehmen, dann müssen die da erstmal eben Know-how und Expertise ranholen und reinholen. Natürlich auch die Gremien ganz anders besetzen, diverser besetzen, weil wir wissen eben natürlich auch, Diversität in solchen Gremien führt dann wieder zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen.
Katharina Reuter [00:18:07]:
Zackes Brustik [00:20:25]:
Zackes Brustik [00:20:25]: Ein extrem spannender Punkt und immer wenn ich das höre, freue ich mich. Es ist notwendig, es ist eine Herausforderung, aber wie ich hab's schon ein paar Mal gesagt in den anderen Folgen, genau das ist meine Motivation, eben EntscheiderInnen zu mehr Climate Literacy zu verhelfen. Oder wenn ich's noch ein bisschen positiver meine, mehr unternehmerische Climate Expertise, die wir glaube ich alle brauchen. Aber das schöne ist, ich finde, du hast mir nämlich schon eine Brücke gebaut zu dem nächsten Themenstrang. Du hast es gesagt, wirklich rein in die DNA. Es ist sehr anspruchsvoll Und der Grund zum Beispiel auch, warum ihr den Bundesverband Nachhaltiges Wirtschaften gegründet habt, ist ja nicht, weil ihr euch abgrenzen wollt von den anderen, sondern weil für viele die ganz große Frage ist, wie schaffen wir es als Unternehmen? Wie gehen wir vor? Was sind die Herausforderungen und wie können wir diese gemeinsam lösen? Und ich würde mich gerne freuen, ein bisschen mit dir darüber zu reden, wirklich welche Best Practices ihr gefunden habt, weil du hast gerade schon angesprochen, das müsste vielleicht hier angesiedelt sein, so müsste der Vorstand agieren, und wirklich tief einzusteigen in, was sind die bewährtermaßen aus eurer Erfahrung heraus die besten Transformationsschritte? Wie schlägt sich das organisatorisch nieder? Welche Rolle spielt die Führung? Habt ihr vielleicht sogar schon ein Goldstandard, ein Template entwickelt, wo ihr sagt, mit diesen drei Schritten seid ihr ganz vorne mit dabei. Dröseln wir das mal Schrittchen für Schrittchen auf.
Zackes Brustik [00:20:25]:
Katharina Reuter [00:21:54]:
Katharina Reuter [00:21:54]: Ja, also vielleicht vorneweg ist es wirklich so, dass wir uns als Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, Natürlich verstehen wir uns auch als einen Akteur, der immer wieder der Politik auf die Nerven geht und sagt nach dem Motto, das reicht noch nicht für den Umwelt- und Klimaschutz. Wir machen ja Alle Dinge, die wir tun, machen wir nicht, damit's irgendwie unseren Unternehmen besser geht, sondern wir machen es, damit's einfach unseren ja, unserer Umwelt und unserem Klima besser geht und an der Stelle natürlich aus purem Eigennutz, weil der Erde ist das total egal, ob wir das hinkriegen oder nicht. Aber uns darf es nicht egal sein Und in der Diskussion letztens hat dann wirklich einer gesagt, ja, stimmt, wir stecken auch wirklich zu wenig Geld in die Forschung, wie das mit Leben auf dem Mars aussieht. Wo ich nur so dachte, oh mein Gott, wie weit kannst du die Verantwortung unseres Tuns eigentlich von dir wegschieben. Also das finde ich super wichtig, dass das immer so die Grundlage all unseres Handelns und keiner hat es so richtig mitbekommen vor zwei Monaten. Es stand nicht in der Tagesschau, es war nicht in den Medien. Wir haben die Sechste von neun planetaren Grenzen überschritten. Und ich meine, es sind nicht 100 planetare Grenzen, die wir haben.
Katharina Reuter [00:21:54]:
Katharina Reuter [00:23:06]:
Katharina Reuter [00:23:06]: Nein, wir haben neun. Und sechs von neun sind überschritten. Können wir vielleicht gleich ja auch noch zukommen. Jedenfalls jetzt zu deiner Frage.
Katharina Reuter [00:23:06]:
Zackes Brustik [00:23:13]:
Zackes Brustik [00:23:13]: Bevor du einsteigst, Weil das würde ich dann gerne schon mal als das erste Take-away paraphrasieren. Das heißt, es fängt wirklich im Kopf der Menschen an, die ein Unternehmen leiten. Und der Verantwortung, hier wirklich in die Materie tiefer einzusteigen.
Zackes Brustik [00:23:13]:
Katharina Reuter [00:23:28]:
Katharina Reuter [00:23:28]: Ja, aber es gibt quasi an der Stelle nicht den Goldstandard, dass das bei den Leuten verankert sein muss, die es leiten. Also irgendwann natürlich auf jeden Fall. Aber Impulse oder eben auch ganz, ganz wichtige Ideen für die eigene Nachhaltigkeitsstrategie können auch aus der Belegschaft kommen. Aus der Belegschaft kommen. Also ich glaube beispielsweise eine unserer Ermutigungen und Empfehlungen wäre immer, schafft einen Ort in eurem Unternehmen dafür, wo ihr, sei es einen Arbeitskreis Nachhaltigkeit oder wie auch immer man es nennt, Aber eben der dann auch wirklich gehört wird, aber schafft einen Ort, wo eben die Belegschaft, die, jetzt überhaupt nicht zu 100 Prozent, aber wo du immer welche finden wirst, die ganz, ganz viele gute Ideen haben, auf die aus dem Management noch keiner gekommen ist. Was können wir eigentlich in unserem Unternehmen noch nachhaltiger machen? Wie können wir unser Kerngeschäft, die Kerndienstleistung oder das Kernprodukt eigentlich nachhaltiger gestalten? Dafür einen Ort zu schaffen und dann eben dafür zu sorgen, dass diese Ideen eben auch diffundieren können. Und natürlich, Das weiß man auch aus jeder Befragung. Ein Erfolgsfaktor, wenn es eben dann wirklich auch im Unternehmen fester Bestandteil werden soll, ist natürlich, dass es die Führung mitträgt.
Katharina Reuter [00:23:28]:
Katharina Reuter [00:24:40]:
Katharina Reuter [00:24:40]: Aber es muss da nicht anfangen. Das finde ich so einen total wichtigen und spannenden Punkt.
Katharina Reuter [00:24:40]:
Zackes Brustik [00:24:46]:
Zackes Brustik [00:24:46]: Die Transformation zu einer klimakompatiblen Industrie gelingt uns nur, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten. Und daher nutze ich diesen Podcast auch immer für einen spannenden Hinweis auf eine Initiative, ein Tool oder ein Report, der uns alle weiterbringt. Mein Shoutout in dieser Folge geht an die Green Transformation Masterclass von Greenworks. Denn spätestens mit dieser Folge dürfte klar geworden sein, dass man als Unternehmer in sowohl menschlich als auch rein wirtschaftlich eigentlich keine Alternative dazu hat, als das eigene Unternehmen auf den Weg zur Klimakompatibilität zu bringen. Und während auf der einen Seite die Klimakipppunkte zeittechnisch großen Druck machen, locken auf der anderen Seite noch jede Menge First-Mover-Benefits für diejenigen, die sich in ihrer Branche als Erste auf den Weg machen. Die Herausforderung ist allerdings, dass es unternehmerisch ein extrem anspruchsvolles Thema ist. Und genau hier setzt die Green Transformation Masterclass von Greenworks an. Die Masterclass ist ein kostenloses Online-Angebot, das circa zweimal im Monat jeweils für kompakte 60 Minuten stattfindet.
Zackes Brustik [00:24:46]:
Zackes Brustik [00:25:51]:
Zackes Brustik [00:25:51]: Ausgesuchte Sustainability-Expertinnen helfen dir hier, dein unternehmerisches Bewusstsein für die Klimafragen zu schärfen, vermitteln dir ganz konkrete Sustainability-Wissen und natürlich praktikable Lösungen zur Umsetzung. Die kommende Masterclass findet zum Beispiel mit Daniela Deressen von Effizienzagentur NRW statt und widmet sich ganz konkreten Fördermöglichkeiten. Denn die EU legt ja nicht nur regulativ immer härtere Daumenschrauben an, sondern ist auch bereit, richtig viel Geld dafür auszugeben, dass wir kollektiv die Nachhaltigkeitstransformation in Schwung bringen. Dementsprechend gibt es wahrscheinlich auch den ein oder anderen spannenden Topf für dich und dein Unternehmen. Und mehr dazu erfährst du am 13. September in der nächsten Masterclass. Den Link dazu findest du in den Show Notes. Okay, das heißt ein Ort schaffen und ich glaube, es ist ein transformatorischer Prozess.
Zackes Brustik [00:25:51]:
Zackes Brustik [00:26:40]:
Zackes Brustik [00:26:40]: Und wenn man das vergleicht mit der Digitalisierung, da hat nicht unbedingt jeder Mensch im Unternehmen Eigenantrieb, die mit voranzutreiben. Meistens ist es Aufwand, ohne dass man weiß, warum. Bei der Nachhaltigkeit ist, glaube ich, wirklich die intrinsische Motivation der Menschen im Unternehmen natürlich unglaublich oder höher als bei der digitalen Transformation. Insofern, glaube ich, wirklich ein extrem wichtiges Asset, Mitarbeitende dort an Bord zu nehmen.
Zackes Brustik [00:26:40]:
Katharina Reuter [00:27:03]:
Katharina Reuter [00:27:03]: Ja, aber die Unternehmen verstehen es nicht als Twin Transition. Also, das find ich auf jeden Fall auch ein wichtiges Learning so aus meiner Beobachtung. Weil bei Digitalisierung siehst du das, dass irgendwie, Da würde dir jeder sofort zustimmen, ja, ist wichtig. Und wir haben übrigens so und so viel Personal aufgestockt. Wir haben übrigens auch das und das Geld in die Hand genommen für Hardware, Software, whatever. Und das passiert bei Nachhaltigkeit eben in einem viel geringeren Maße. Und wenn wir es richtig machen wollen würden, müssten wir eigentlich von Anfang an Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammendenken, weil sonst schaffst du gegebenenfalls auch wieder nur Prozesse, die ja zu einem größeren Fußabdruck führen und Das kann ja auch keiner wollen.
Katharina Reuter [00:27:03]:
Zackes Brustik [00:27:47]:
Zackes Brustik [00:27:47]: Auch das zeigt sich in vielen spannenden Studien und CEO-Umfragen, dass die Unternehmen, die beides gemeinsam denken, ganz viel Synergien kreieren. Weil oft die Nachhaltigkeitstransformation wirklich einen Innovationsboost für die Digitalisierung bietet und wirklich in ganz konkreten Anlass Projekte umzusetzen. Und andererseits, die Digitalisierung ein unglaublicher Hebel ist, Effektivitäten und Effizienzen zu kreieren. Also ich glaube, es ist eine ideale Doppelhelix, würde ich mal sagen, bei der Transformation. Zurück zu meiner Ausgangsfrage, weil da hattest du ja auch angesetzt, was sind die größten Hebel in der Organisation zur Transformation? Was sind die besten Schritte? Hast du so ein Best-of aus eurem Tool, eurem Toolkit?
Zackes Brustik [00:27:47]:
Katharina Reuter [00:28:28]:
Katharina Reuter [00:28:28]: Also vor dem Hintergrund der aktuellen Krise sehen wir, dass dieses ganze Thema, wo kommt eigentlich meine Energie her, ein super wichtiger Punkt ist. Und natürlich gibt es irgendwie so einen No-Brainer, nämlich zu Ökostrom zu wechseln. Das ist dann auch für viele Unternehmen eben der einfachste Weg, CO2-Emissionen einzusparen. Da muss man bloß eben darauf achten, dass man zu einem echten Ökostromanbieter wechselt.
Katharina Reuter [00:28:28]:
Zackes Brustik [00:28:51]:
Zackes Brustik [00:28:51]: Da würde ich gerne kurz nachfragen. Ich kann das voll verstehen. Es macht unglaublich Sinn für das Reporting zum Ökostrom zu wechseln. Ich habe Probleme damit, Wenn Unternehmen sagen, wir haben auf Ökostrom umgewechselt und haben 90% der Emission gespart und sind jetzt nachhaltig. Das ist schön für das Unternehmen, aber es löst nicht unser Problem und unseren Strommix in Deutschland. Also es macht aus der individuellen Unternehmenssicht Sinn, aber es bringt uns als Gesellschaft wortwörtlich keinen einzigen Schritt weiter.
Zackes Brustik [00:28:51]:
Katharina Reuter [00:29:21]:
Katharina Reuter [00:29:21]: Ja, vor allen Dingen, wenn du eben bei einem Stromanbieter bist, der dann zwar in dem Falle dir mehr Ökostrom zuschiebt aus dem Stromsee, Aber eben andere Kunden dafür mehr Atom- und Kohlestrom bekommen. Deswegen ja dieser Hinweis auf echte Strom, echte Ökostromanbieter. Und da können wir vielleicht einfach in die Show Notes, wenn es so heißt, den Verweis auf ein gemeinnütziges Portal packen. Wirklich grün.de, wo man eben die echten Ökostromanbieter findet. Und es ist, glaube ich, vor allen Dingen, also wenn du jetzt mal an den Bereich Dienstleistung denkst, ist es schon ein guter Tipp, weil die haben beispielsweise vielleicht nicht die Möglichkeiten, Strom selber zu erzeugen. Wenn du ein produzierendes Unternehmen bist und ein großes Betriebsgelände hast, dann ist das eben, wie es eben ja viele bei uns auch vormachen, einfach eine gute Idee, selber PV aufs Dach und Wärmerückgewinnung und eben diese intelligente Sektorkopplung, diese Geschichten dann zu machen. Diese Geschichten dann zu machen?
Katharina Reuter [00:29:21]:
Zackes Brustik [00:30:17]:
Zackes Brustik [00:30:17]: Das finde ich gut. Tut mir leid, dass ich dich unterbreche, aber es macht einfach so Freude, mit dir zu diskutieren. Das ist für mich nämlich der Schritt, den du ganz am Anfang gesagt hast, der Schritt von klimaneutral zu klimapositiv. Das ist der Unterschied zu wissen, der Switch zu einem grünen Anbieter ist notwendig, das ist keine Frage. Aber dafür, da kann ich mir noch nicht auf die Schulter klopfen für. Wofür ich mir auf die Schulter klopfen kann, ist, wenn ich meine Dachflächen für PV nutze, wenn ich selber mehr grünen Strom in den Mix in Deutschland reinbringe, auch wenn ich ihn selber verbrauche und diesen Extraschritt gehe, zum Beispiel eben wie du sagst, die Sektorkopplung umzusetzen. Das finde ich zum Beispiel ist ein... Da darf man sich dann auf die Schulter klopfen, oder?
Zackes Brustik [00:30:17]:
Katharina Reuter [00:30:58]:
Katharina Reuter [00:30:58]: Ja, absolut. Aber für klimapositiv müsstest du immer noch schauen, okay, wie können wir denn wirklich eben auch beispielsweise für mehr CO2-Bindung im Boden sorgen? Also gibt es irgendwie tolle Projekte, die ich unterstützen kann, die den Humusaufbau fördern, wenn ich in dem ganzen Bereich Agrar- und Ernährungswirtschaft unterwegs bin? Weißt du, sind das dann auch eigentlich wieder so die Goldstandard, zu sagen, ja, das müssen ökologisch produzierte Rohstoffe sein, weil die eben einfach an der Stelle schon eine viel bessere Klimabilanz haben.
Katharina Reuter [00:30:58]:
Zackes Brustik [00:31:28]:
Zackes Brustik [00:31:28]: Wichtiger Hinweis, da hast du recht. Klimapositiv wäre es noch nicht, aber es wäre ein entscheidenderer Impact, würde ich mal sagen. All diese Begriffe und Buzzwörter, ich tue mir selber noch schwer, da würde ich sie im richtigen Moment richtig zu verwenden. Aber darum geht es ja auch, gemeinsam eine Sprache zu finden und da präziser und genauer zu werden. Ich habe dich schon wieder abgelenkt von meiner Ursprungsfrage. Genau. Also Switch zu Grünstromanbietern und wie du gesagt hast, im besten Fall Wärmepumpe, Sektorkopplung, PV auf dem eigenen, auf der eigenen Industriedachanlage. Weitere Schritte.
Zackes Brustik [00:31:28]:
Katharina Reuter [00:31:59]:
Katharina Reuter [00:31:59]: Ja, weitere Schritte hängt eigentlich ganz eng mit der Sektorkopplung auch zusammen. Weil bei vielen Unternehmen ist, wenn es jetzt nicht Stahlproduzenten sind, ist klar, da liegt deren Hauptfokus bei der CO2-Erzeugung tatsächlich in der Produktion. Aber bei vielen Unternehmen macht die Mobilität der Mitarbeitenden mehr als 50 Prozent der CO2-Emissionen aus. Das heißt, dieses ganze Thema, wie kann ich eigentlich eine umweltfreundlichere Mobilität anreizen, von der ich gegebenenfalls auch als Unternehmen direkt was habe. Wenn meine Mitarbeitenden mit dem Fahrrad kommen, sind sie nachweislich, haben sie nachweislich weniger Krankheitstage. Ist ganz cool, dass es dazu auch schon Untersuchungen gibt. Also das ganze Thema Jobrat, Jobticket, das eben zu thematisieren. Dass das nämlich, wenn man die CO2-Bilanzierung für sein eigenes Unternehmen macht, mega reinhaut quasi.
Katharina Reuter [00:31:59]:
Katharina Reuter [00:32:54]:
Katharina Reuter [00:32:54]: Das ist auf jeden Fall auch ein riesengroßer Batzen, den sich die Unternehmen angucken können.
Katharina Reuter [00:32:54]:
Zackes Brustik [00:33:00]:
Zackes Brustik [00:33:00]: Das hat mich persönlich überrascht. Das ist nämlich etwas, was der Gast meiner allerersten Folge, Hubert Hommberg, Bauunternehmer mit 3000 Leuten, auch gesagt hat. Und er ist in der Baubranche und dann kommt er mit der Mobilität. Ich dachte, wie? Aber ja, es ist wirklich so, dass in einem Unternehmen mit 3000 Leuten das ein unglaublicher Batzen ist, ob die Mitarbeitenden mit dem Auto fahren und dann im schlimmsten Fall auch noch mit einem Tankkarten ausgestatteten Hybrid SUV, bei dem das Ladekabel nach zwei Jahren unausgepackt wieder zurückgegeben wird. Kleine Ablenkung, aber er meinte auch, wir versuchen unsere Leute wirklich wortwörtlich aufs Fahrrad zu bringen oder in die Bahn. Das fand ich wirklich spannend zu sehen, dass das einer der größten Hebel ist.
Zackes Brustik [00:33:00]:
Katharina Reuter [00:33:42]:
Katharina Reuter [00:33:42]: Klar und ich meine in der Baubranche kannst du aber trotzdem auch ganz ganz viel mit neuartigen Baumaterialien, mit Naturstoffen, mit Recyclingbeton und so. Aber da ist super viel Aufklärungsarbeit notwendig, ne? Auch bei den Architekten, alles was irgendwie Recycling im Namen hat, klingt dann erstmal danach. Ist das vielleicht nicht so stabil genug? Ja, was sagt die Statik dazu? Also da ist einfach auch noch ein riesen Entwicklungsfeld.
Katharina Reuter [00:33:42]:
Zackes Brustik [00:34:09]:
Zackes Brustik [00:34:09]: Ein riesen Entwicklungsfeld und tatsächlich auch das Feld, in dem Hubert Romberg der Gast in Folge 1 richtig krasse Pionierarbeit geleistet hat schon. Vor über zehn Jahren hat er angefangen eine Holz-Hybrid-Bauweise zu etablieren, mit der man tatsächlich auch Holzhochhäuser bauen kann, hat alles Open Source auf einer digitalen Plattform weltweit zur Verfügung gestellt. Superspannendes Thema, sehr, sehr geile Folge. Wer sich dafür interessiert, sollte die anhören. Kommen wir zurück. Also wir hatten jetzt schon sehr konkrete Beispiele, Katharina. Wir hatten die Sektorkopplung, wir hatten Wärmepumpe, PV, Mitarbeitendenmobilität. Hast du noch einen Pfeil im Köcher, bevor wir dann auf die strategische Ebene zu sprechen kommen?
Zackes Brustik [00:34:09]:
Katharina Reuter [00:34:45]:
Katharina Reuter [00:34:45]: Na super easy, super easy, aber haben eben auch die meisten nicht unbedingt auf dem Schirm, wofür arbeitet eigentlich mein Geld, wenn es auf der Bank liegt? Also dieser Wechsel zu einer ethisch-ökologischen Bank, weil auch da kannst du dich als Unternehmer, als Unternehmerin wieder entscheiden, arbeitet das für die fossile Vergangenheit oder arbeitet es eigentlich schon für zukunftsorientierte Projekte und Unternehmen und so weiter. Von daher ist das ein Schritt, Der geht ganz schnell und man muss quasi nur natürlich alteingesessene Beziehungen beispielsweise zu seiner Hausbank mal auf den Prüfstand stellen und sagen, hab ich eigentlich im Fair Finance Guide mal geguckt, wo meine Bank, Was die für eine Farbe, die dabei kommt, ist die grün, ist die orange, ist sie rot? Und wenn sie orange ist, warum ist die denn eigentlich orange? Und wenn die daran nichts ändern können, muss ich vielleicht die Bank wechseln.
Katharina Reuter [00:34:45]:
Zackes Brustik [00:35:40]:
Zackes Brustik [00:35:40]: Wunderbar, danke. Das waren wirklich drei ganz konkrete Hinweise. Kommen wir zur strategischen Herangehensweise. Was waren da die effektivsten Wege? Wo wird das aufgehängt? Wie gehe ich den Prozess an? Welche Erfahrungen haben da eure Verbandsmitglieder, die Unternehmen in eurem Verband gesammelt? Und Vielleicht fangen wir mit den größten Fails an. Was habt ihr in den letzten Jahren festgestellt? Da sind wir mit einer bestimmten Vorstellung gestartet und haben gemerkt, da waren wir auf dem Holzweg.
Zackes Brustik [00:35:40]:
Katharina Reuter [00:36:09]:
Katharina Reuter [00:36:09]: Das ist jetzt irgendwie schwer zu sagen, weil also die Palette bei unseren Mitgliedsunternehmen natürlich total bunt ist. Von sowohl den Reporting-Tools, die die verwenden, als auch den Umweltmanagement-Tools oder ISO-Norm, die die einsetzen. Also das ist so ein Stück weit, finde ich, eine sehr individuelle Entscheidung. Aber du kannst beispielsweise dir immer sicher sein, die Unternehmen, die EMAs machen, das klingt ja so ein bisschen 80er, und irgendwie hat es EMAs auch noch nicht so richtig geschafft, sich da in die Neuzeit zu katapultieren. Aber ich bin schwer dafür, dass es Ihnen gelingt, weil dieses Umweltmanagement-System sorgt wirklich dafür, dass du, also wer das im Unternehmen macht, der wendet dafür Zeit und Geld auf, weil ganz schön viele Zahlen zusammengetragen werden müssen Und du am Ende dann natürlich aber eben, weil du dich auch von Jahr zu Jahr verbessern musst, wirklich einen Plus hast für die ökologische Nachhaltigkeit. Das wäre beispielsweise so ein Tool, wo ich immer sage, ja daran erkennt man die ernsthafte Umsetzung. Das ist total toll. Wieder anderen Unternehmen hilft es in dieser Gemeinschaft der Gemeinwohlökonomie zu sein, weil sie da dann eben den Austausch mit Gleichgesinnten finden und über dieses Tool, die Gemeinwohlmatrix, eben auch eine ganzheitliche Sicht auf das Unternehmen und die verschiedensten Einflussgebiete eben gewinnen können.
Katharina Reuter [00:36:09]:
Zackes Brustik [00:37:38]:
Zackes Brustik [00:37:38]: Auch wieder quasi wirklich Basiswissen für mich auch als Unternehmensaußenstehender. Was ist IMAS?
Zackes Brustik [00:37:38]:
Katharina Reuter [00:37:45]:
Katharina Reuter [00:37:45]: Das ist das Eco-Management and Audit Scheme und ist quasi auch bekannt als EU-Öko-Audit und eben eine der klassischen Umweltmanagement-Systeme, denen ich tatsächlich das gerne wünschen würde, dass sie den Sprung ins Jahr 2022 schaffen und die Vorteile, die du damit hast, dass du ganz systematisch im Unternehmen dir auch die Verbesserung vornimmst und eben auch wirklich tracken kannst, dass dieser Vorteil noch viel mehr Unternehmen bewusst wird.
Katharina Reuter [00:37:45]:
Zackes Brustik [00:38:16]:
Zackes Brustik [00:38:16]: Bei der digitalen Transformation, da wabbert die irgendwo so hin und her, glaube ich, zwischen CEO, CTO und CIO. Wo würdest du die Nachhaltigkeitstransformation, die ja im besten Fall dann auch mit der digitalen verwoben wird, auffängen? Ist das der Chief Sustainability Officer? Liegt das besser eigentlich beim CEO? Teilen die sich das? Warum ich die Frage stelle ist, ich habe in manchen Reports gelesen, dass tatsächlich die Unternehmen, die diese Transformation anführen, das Thema zuallererst beim CEO angesiedelt haben. Vielleicht noch ein CSO haben, aber nicht zwingend.
Zackes Brustik [00:38:16]:
Katharina Reuter [00:38:49]:
Katharina Reuter [00:38:49]: Ja, absolut. Das stimmt auch aus unserer Erfahrung und bei ganz vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen hast du das genau so. Da gibt es keine extra CSA oder Nachhaltigkeitsabteilung, sondern da ist es bei der Geschäftsführung, beim CEO oder der Geschäftsführerin eben angesiedelt. Und das macht auch total Sinn, weil dann eben direkt diese strategische Sicht da drauf mit dabei ist. Aber es kommt wirklich auf die Größe der Unternehmen an. Wenn du an größere Unternehmen denkst, dann macht es total Sinn, dass es eine eigene CSO-Abteilung gibt. Und was ich jetzt so spannend finde, mit der CSRD kommt plötzlich die Diskussion auf, ja sag mal, siedeln wir das denn künftig vielleicht auch beim CFO mit an? Und an der Stelle sagen wir immer, das ist jetzt eigentlich nebensächlich, wo ihr es ansiedelt. Der Kern und das Wichtigste ist, dass ihr dafür sorgt, dass es in allen Abteilungen vom Unternehmen mitgetragen wird, dass alle Abteilungen des Unternehmens es auf dem Schirm haben und jeweils eben auch ihren Beitrag leisten, ihre Ideen einspeisen in so eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie fürs ganze Unternehmen.
Katharina Reuter [00:38:49]:
Katharina Reuter [00:39:56]:
Katharina Reuter [00:39:56]: Und wir sehen auf jeden Fall eben diese Entwicklung. Mich hat mal vor paar Jahren ein Journalist gefragt, wenn wir in wie viel Prozent der deutschen Unternehmen CSR-Manager installiert haben, wann sind wir denn dann erfolgreich? Und da habe ich schon damals gesagt, wir sind eigentlich dann erfolgreich, wenn es die eben nicht mehr gibt, weil es wirklich überall im Unternehmen verankert ist und dort getragen wird. Und wir sehen tatsächlich, dass da die Entwicklung ein bisschen hingeht, dass es höher eben an die Geschäftsführung heranrückt und eben weniger in extra kleinen Abteilungen ohne sozusagen wirklich viel Wirkungsmacht ja, da hineingesteckt würde.
Katharina Reuter [00:39:56]:
Zackes Brustik [00:40:38]:
Zackes Brustik [00:40:38]: Das Thema wirklich grundlegende Transformation ist ja immer eine Frage zwischen Willen, aber auch Möglichkeit und Machbarkeit auf der anderen Seite. Ihr habt ja bestimmt auch viele Mitglieder, die zum Beispiel einen Maschinenpark haben und einfach sehr lange Transformationsphasen haben, weil Maschinen ja einfach auch sich erstmal wieder refinanzieren müssen. Wie, denkst du, stehen wir da mit diesem Fenster von maximal nur sechseinhalb Jahren, das wir haben, und das CO2-Budget bis 2050 aufgebraucht ist, versus das mag zehn, zwanzig Jahre dauern, bis es sich lohnt, den Maschinenpark auszutauschen. Wie ordnest du das ein?
Zackes Brustik [00:40:38]:
Katharina Reuter [00:41:14]:
Katharina Reuter [00:41:14]: Ja, Das ist wirklich was, was mir Sorgen macht. Also auch wenn mich meine Jungs fragen, Mama schaffen wir das noch? Da fällt mir das manchmal schwer, optimistisch zu bleiben, wenn ich mir einfach anschaue, weil wir wissen, fürs 1,5 Grad müssen wir 2035 Klimaneutralität erreichen Und das ist quasi übermorgen. Und mit den von dir beschriebenen Investitionszyklen gerade eben für große Produktionsanlagen, also denken wir an Zement, denken wir an Stahl, sicherlich eine Riesenherausforderung. Und ich glaube an der Stelle, deswegen setze ich mich auch so dafür ein und kämpfe so sehr dafür, dass wir eben endlich wahre Preise bekommen. Weil in diesen ganzen Entscheidungen rechnet sich jetzt eine Investition oder rechnet sie sich nicht, spielt natürlich die Amortisation eine Riesenrolle. Und wenn der CO2-Preis so gering ist, wie er heute ist, also immerhin haben wir einen und das ist irgendwie die richtige Richtung, Aber wenn wir so einen geringen CO2-Preis haben wie heute, dann ist natürlich auch die Amortisationsdauer für die Unternehmen viel zu lang, als dass sie da viel drastischer reingehen und sagen, ja, verflixt, allein aus monetären Gründen müssen wir hier schleunigst dieses Geld in die Hand nehmen, weil es eine Zukunftsinvestition ist, weil es sich rechnet. Und an der Stelle müssen wir einfach diesen unfairen Markt für den Klimaschutz konstatieren. Und deswegen setze ich da ganz, ganz viel von meinem Engagement quasi rauf, dass wir das endlich beenden.
Katharina Reuter [00:41:14]:
Katharina Reuter [00:42:48]:
Katharina Reuter [00:42:48]: Und dann können wir nämlich auch wieder sagen, lasst das doch mal den Markt regeln. Aber nicht, wenn die Kosten gar nicht eingepreist sind.
Katharina Reuter [00:42:48]:
Zackes Brustik [00:42:55]:
Zackes Brustik [00:42:55]: Können wir das als, weil ich nehme an, wenn du sagst wir, dann reden wir von Deutschland und der EU, Aber können wir in dieser Definition das losgelöst von Amerika, von Asien, von China, von anderen Regionen der Welt machen? Also schießen wir uns da ins eigene Bein oder kreieren wir uns vielleicht sogar einen Wettbewerbsvorteil?
Zackes Brustik [00:42:55]:
Katharina Reuter [00:43:14]:
Katharina Reuter [00:43:14]: Ja, zweiteres. Und vor allen Dingen, wir müssen das machen. Wenn du dir das anschaust, wie hoch unser pro Kopf CO2-Verbrauch ist, ist es einfach unsere Verantwortung, das zu tun. Und wir haben einfach auch über die Industrialisierung einen Großteil der CO2-Emissionen in diese Welt gebracht. Wir sind jetzt dann eben dafür auch verantwortlich, da eine andere Art des Wirtschaftens aufzuzeigen. Und wenn du dir anschaust, beispielsweise bei so einem Leitmarkt wie den erneuerbaren Energien, das ist der Exportschlager gewesen aus Deutschland. PV, Solar, bis man dann sich hat eben die eigene, die heimische Industrie kaputt machen lassen, weil man sie auch nicht entsprechend geschützt hat. Das heißt, wir müssen das machen und das kann erfolgreich sein.
Katharina Reuter [00:43:14]:
Katharina Reuter [00:43:59]:
Katharina Reuter [00:43:59]: Und natürlich brauchen wir aber eben dann auch einen Grenzausgleich an den Grenzen der EU, damit eben tatsächlich da so ein Level Playing Field nicht in Gefahr gerät.
Katharina Reuter [00:43:59]:
Zackes Brustik [00:44:09]:
Zackes Brustik [00:44:09]: Ich glaube bei einem deiner LinkedIn-Artikel habe ich diese Zahl gefunden. Und zwar sagt die UN, dass die Ziele der nachhaltigen Entwicklung Marktchancen in Höhe von 10.000 Milliarden Euro pro Jahr eröffnen. Glaubst du, dass eben gerade mit Maßnahmen wie der CSRD und einer höheren Bepreisung etc. Wir uns für diesen Markt als Europa in eine gute Position bringen könnten. Das ist immer so eines dieser Argumente, aber die anscheinend doch nicht so verfangen.
Zackes Brustik [00:44:09]:
Katharina Reuter [00:44:41]:
Katharina Reuter [00:44:41]: Ja, ich glaube einfach, weil die Beharrungskräfte dagegen so stark sind. Weil einfach eben dieses Denken der vergangenen 30, 40, 50 Jahre einfach ein zu großes Gewicht hat, als dass man sich eben trauen würde, das eben neu und anders und groß zu denken. Und ja, ich bin fest davon überzeugt, dass das der einzige Weg ist, weil wir müssen es verdammt noch mal schaffen, eine Wirtschaft zu kreieren, die im Einklang mit den planetaren Grenzen funktioniert. Wenn wir das nicht schaffen, und es macht mich zutiefst, also es beunruhigt mich nicht nur, sondern das, was dieses Bundesverfassungsgericht entschieden hat. Euer Klimaschutzgesetz ist nicht ausreichend, weil es den Entscheidungsspielraum der nächsten Generation zu krass einschränkt. Das merken wir doch heute schon. Bei meinem Sohn, die wollten hier in Brandenburg auf eine Klassenfahrt fahren, auf einen Campingplatz, an einem wunderschönen See. Die Klassenfahrt wurde gecancelt wegen der extremen Trockenheit, Waldbrandgefahr, sinkendem Grundwasserspiegel, dass die Brunnen dort überhaupt nicht funktioniert haben.
Katharina Reuter [00:44:41]:
Katharina Reuter [00:45:52]:
Katharina Reuter [00:45:52]: Und das ist so, weißt du, eine Klassenfahrt auf den Campingplatz an den Brandenburgischen See. Und da schränkt sich die Entscheidungsfreiheit so krass ein. Und wie wird das dann erst in Zukunft werden? Also das muss uns doch, das muss uns die größte Verpflichtung sein.
Katharina Reuter [00:45:52]:
Zackes Brustik [00:46:06]:
Zackes Brustik [00:46:06]: Ich glaube auch, es ist ein Prozess, der sich von Jahr zu Jahr verstärkt und ich glaube tatsächlich, falls man aus irgendeinem Grund das Thema Nachhaltigkeitstransformation nicht auf dem Schirm hat, Was man noch weniger auf dem Schirm hat, das ist von Jahr zu Jahr dringlicher und faktisch im Thema der Regulation etc. Etc. Die Daumenschrauben auch einfach immer härter werden werden. Also ich glaube, wer sich jetzt schon hier darauf einstellt als Unternehmen, stellt sich tatsächlich besser für die Zukunft aus. Auf welchen Gründen auch immer. Es ist legitim, aber es ist nichts, was irgendwie in zehn Jahren plötzlich wieder weggeht, glaube ich.
Zackes Brustik [00:46:06]:
Katharina Reuter [00:46:40]:
Katharina Reuter [00:46:40]: Und weißt du, deshalb ist das so wichtig und regt es mich so auf, wenn quasi die klassischen Industrieverbände und die Kammern so tun, als ob das noch was wäre, was man aussitzen könnte. Die müssten doch jetzt proaktiv auf ihre Unternehmen zugehen und sagen, hier, hier ist unsere Hand. Ja, das wird ein harter Weg, Transformation kann auch wehtun, Aber hier ist der Plan, hier ist unsere Hand und wir gehen da gemeinsam mit euch durch. Weil nämlich diese Idee, wir können das noch aussitzen, die Unternehmen in eine völlige Sackgasse manövriert.
Katharina Reuter [00:46:40]:
Zackes Brustik [00:47:12]:
Zackes Brustik [00:47:12]: Das wäre fast schon meine letzte Frage. Wo klemmt das gerade? Ich habe gesagt, deine Spezialität ist genau diese Schnittmenge von Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Verbandsarbeit. Wo in diesen Sphären merkst du am meisten positive Dynamik und wo, glaubst du, sind die Beharrungskräfte am größten?
Zackes Brustik [00:47:12]:
Katharina Reuter [00:47:32]:
Katharina Reuter [00:47:32]: Ich kann ja mal bei dem letzten anfangen, weil ich das auch immer wieder von Journalisten gefragt werde, wieso tut sich denn in der Politik so vergleichsweise wenig? Und das sind tatsächlich eben die Lobbykräfte der fossilen Industrie, die eben über die letzten Jahrzehnte bis tief in unsere Ministerien hinein, bis tief sozusagen auf Sachbearbeiter-Ebene Kontakte haben und wo einfach, und das ist belegt von LobbyControl und anderen, Copy and Paste werden da Positionen übernommen. Werden da Positionen übernommen. Das ist das eine. Wo sehe ich Bewegung? Ich sehe eine totale Bewegung im Finanzmarkt. Und da muss man sicherlich sozusagen noch so ein paar Auswüchse jetzt von ESG, Greenwashing und so weiter auch noch wieder einfangen. Aber da ist Bewegung drin. Und genauso eben auch in der Versicherungsbranche. Und ich sehe, ähm Also, und ich sehe so was wie Fridays for Future, die waren wahnsinnig wichtig.
Katharina Reuter [00:47:32]:
Katharina Reuter [00:48:30]:
Katharina Reuter [00:48:30]: Also, wie viele Unternehmer ich kenne und Unternehmerinnen, die wegen den Fridays jetzt ihr Unternehmen auf den Kopf stellen, das glaubst du nicht. Das hat einen wahnsinnigen Impact gehabt. Und dann sehe ich eben einfach natürlich noch was und das ist was, was mich dann jeden Tag wieder motiviert, diese Innovationskraft in den Unternehmen. Und dass einfach ganz viele Akteure in der Wirtschaft schon viel weiter sind als die Politik.
Katharina Reuter [00:48:30]:
Zackes Brustik [00:48:54]:
Zackes Brustik [00:48:54]: Diese schwierige Arbeit brauchst einfach zwischen all diesen verschiedenen Stakeholdern zu vermitteln, gemeinsam nach vorne zu gehen und wirklich mehr Dynamik zu entfalten. Glaubst du, wir schaffen es, dass wir auch an einen positiven Kipppunkt kommen? Dass es einfach gesellschaftlich und auch verbandstechnisch in die positive Richtung kippt?
Zackes Brustik [00:48:54]:
Katharina Reuter [00:49:13]:
Katharina Reuter [00:49:13]: Ja, wir werden immer mehr. Ja, ich glaube daran, dass wir es schaffen.
Katharina Reuter [00:49:13]:
Zackes Brustik [00:49:18]:
Zackes Brustik [00:49:18]: Vielen Dank. Es war mir echt eine Freude, dich hier an Bord zu haben.
Zackes Brustik [00:49:18]:
Katharina Reuter [00:49:21]:
Katharina Reuter [00:49:21]: Danke, hat mich auch gefreut.
Katharina Reuter [00:49:21]:
Zackes Brustik [00:49:23]:
Zackes Brustik [00:49:23]: Und vielen Dank auch an euch, liebe ZuhörerInnen. Wenn ihr jetzt bis zum Schluss zugehört habt, dann egal auf welcher Podcast Plattform ihr euch das anhört, hat euch die Plattform die Möglichkeit freigeschalten, ein richtiges Feedback zu hinterlassen. Nicht nur eine Sternebewertung, sondern wirklich qualitativ zwei, drei Sätze zu schreiben. Und genau mit diesen Bewertungen werden wir es gemeinsam schaffen, das Thema B2B-Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitstransformation in den Podcastcharts nach oben zu schieben. Daher ist es wirklich wichtig und ich wäre extrem dankbar, wenn ihr euch einfach noch die 30 Sekunden Zeit nehmt. Und ich kann euch auch schon versprechen, dass wir in einer der kommenden Folgen das ganze Thema CSRD, EU-Taxonomie, der sich am Horizont schon abzeichnet, der EU-Supply Chain Act, auf einen absoluten Exekutive Level auseinandernehmen werden und die ganzen verschiedenen Aspekte im Detail beleuchten werden. Denn vermutlich in der übernächsten Folge schon habe ich Professor Kordelia Friesendorf zu Gast und absolute Spezialisten in dem Feld. Und nach dieser Folge werden keine Fragen mehr offen bleiben.
Zackes Brustik [00:49:23]:
Zackes Brustik [00:50:22]:
Zackes Brustik [00:50:22]: Also am besten auch gleich den Podcast abonnieren. Ich freue mich schon auf euch.
Zackes Brustik [00:50:22]:
Katharina Reuter [00:50:32]:
Katharina Reuter [00:50:32]: SWR 2021
Neuer Kommentar