#72 Kopf hoch! Wie Du Unternehmen zum Umweltschutz bewegst. Auch ohne Regulationsdruck.

Shownotes

Du brauchst eine große Portion Motivation in diesen harten Zeiten? Bitte sehr: Höre, wie wir die größten CO2-Senken der Welt aktivieren können. Und wie Nachhaltigkeit zu einer Bewegung wird! Und das in einer Umweltschutz-Story, die - kein Scherz - auf Tinder ihren Ausgang nahm.

Als Nachhaligkeitsprofi erwartet Dich in dieser Folge wichtiges Wissen darüber, warum Moore für unsere Klimaziele so entscheidend sind. Wie sie in Deine Nachhaltigkeitsstrategie passen. Und wie Alex und Annie Cornelsen erfolgreich ein Startup gegründet haben, dass genau dieses Problem angeht: Mission to Marsh.

Alex erzählt mir, warum er dafür seinen Marketing-Job hinschmiss und sich mit dem "Patagonia-Playbook" auch als Quereinsteiger in so ein komplexes Thema wie Nature-Based Solutions und Biodiversität eingearbeitet hat. Und er verrät, wie man ein Startup baut, das Tausende Menschen für ein Nerd-Thema begeistert und dank des richtigen Geschäftsmodelles Unternehmen einbindet - ganz ohne Compliance-Zwang.

Eine superspannende Folge, die zeigt, dass jeder etwas für die Nachhaltigkeitsziele bewegen kann, wenn man es richtig angeht. Und zum Schluss gibts sogar noch ein konkretes Job-Angebot von Alex!

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Über Alexander Kornelsen: Alex ist Mitgründer und CEO von Mission to Marsh, einem Startup zum Schutz und zur Renaturierung von Mooren. Bevor er zusammen mit seiner jetzigen Frau Ann-Christin die Gründung des Impact-Startups wagte, hat er lange im Bereich Marketing gearbeitet. 🔗 https://www.linkedin.com/in/k0rnelsen/ 🔗 https://missiontomarsh.org

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Alexander Kornelsen: Wir sehen auch bei den Unternehmen, die bringen Schuld. Also sowohl haben sie den Impact, als auch die Verpflichtung, das zu reparieren, was die kaputt machen, was die ausbeuten. Und genau da gehen wir rein, aber mit einer positiven Geschichte. Wir sagen nicht, ihr seid Schuld, macht das, sondern mit uns gemeinsam können wir die Natur wiederherstellen.

Zackes Brustik: Weil die Nachrichten gerade rundum deprimierend sind, vor allem als Nachhaltigkeitsprofis, gibt es in dieser Folge die volle Packung Motivation und hochspannendes Profiklimawissen. Untermauert von einer Story, die zeigt, dass man richtig viel bewegen kann, selbst wenn man das Thema Nachhaltigkeit nicht studiert hat. Wir schauen dafür in einen Bereich, den ich persönlich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Als ich dann aber für die Folge angefangen habe zu recherchieren, hat es mich gar nicht mehr losgelassen und ich saß bis abends vor dem Rechner. Und genau so ging es auch meinem Gast in dieser Folge, Alex Cornelissen. Mitgründer von Mission to Marsh, einem Impact-Startup zum Moorschutz und zur Moor-Renaturierung. Moore? Hä? Denkst du dir vielleicht? Aber es ist wirklich ein Thema, das jeder Sustainability-Profi kennen sollte, denn es sind die effektivsten CO2-Senken, die wir weltweit haben. Freu dich also auf eine Folge, nach der du in einem der unterschätztesten Themen mitreden kannst, weißt, warum Moore in die Nachhaltigkeitsstrategie eines jeden Sustainability-Managers gehören und hörst, wie wir Nachhaltigkeitsthemen so kommunizieren, dass sie wirklich resonieren und eine Bewegung auslösen, ohne dass wir ständig den regulativen Hammer aus der Packung holen müssen.

Zackes Brustik: Das alles untermauert, kein Scherz von einer Sustainability Story, die tatsächlich ihren Ausgang auf Tinder genommen hat. Diese Folge bietet wirklich alles, was 60 Minuten feinste Podcast-Unterhaltung brauchen. Los geht's! Und damit herzlich willkommen bei Gewinne Zukunft, dem Nachhaltigkeits-Podcast der Profis und Pioniere. Mein Name ist Zakkes, ich freue mich wie jedes Mal mega, dass du mit an Bord bist. Und tatsächlich ging heute Morgen auch der zweite Gewinne Zukunfts-Newsletter raus. Super viele von euch sind schon mit an Bord. Wenn du nicht subscribed hast, jetzt die Gelegenheit. www.zackes.com/newsletter.

Zackes Brustik: www.zackes.com/newsletter. Gibt es zu jedem Monatsanfang Storys, die ich außerhalb des Podcasts auffange, vor allem auch Gespräche hinter den Kulissen, hinter den Panels und natürlich die Folgen ganz komprimiert zusammen. Schreibt mir gerne, was für euch wichtig ist, damit ihr mit dem Newsletter in eurer Arbeit einen großen Schritt weiterkommt. Los geht's! Moin Alex, schön dich an Bord zu haben.

Alexander Kornelsen: Moin Zackes, schön dich kennenzulernen.

Zackes Brustik: Sag mal Moore, man denkt an Moorleichen, man denkt es quietscht in den Gummistiefeln, riecht übel. Warum müssen wir in einem Nachhaltigkeitspodcast über dieses Thema reden?

Alexander Kornelsen: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Die hätte ich hier auch vor knapp vier Jahren nicht beantworten können, denn ich hatte dieses Ökosystem-Moor überhaupt nicht auf dem Schirm. Und wenn Dann genau das gedacht, was du gerade gesagt hast. Dann habe ich aber angefangen, mich mit dem Thema Klimaschutz zu beschäftigen. Können wir gleich vielleicht drüber sprechen, warum. Aber am Ende habe ich kein Thema gehabt, für das ich mich einsetzen kann. Und da kam genau Tinder ins Spiel. Da habe ich Anne-Christine kennengelernt, und am ersten Date, als ich sie fragte, hey, was machst du so, weil ich bin so ein cooler Marketingleiter und sie meinte nur, ich bin Moorwissenschaftlerin.

Alexander Kornelsen: Und ich so, äh, Moore, was ist das und warum ist das eine Wissenschaft? Und da hat sie mir erklärt, wie toll das und wichtig das ist und deswegen sind wir jetzt aktiv.

Zackes Brustik: Die Love Story und vor allem richtig spannend, wie ihr auch das Patagonia Playbook genutzt habt, ein funktionierendes Impact Startup aufzubauen. Das parken wir ein kleines bisschen. Wir starten erst wirklich ganz tief ein in dem More Nerdwissen. Warum ist dieses Thema für den Klimaschutz wirklich so essentiell? Hau einfach mal ein paar Fakten und Zahlen raus.

Alexander Kornelsen: Also es gibt im Prinzip vier Dinge, die man sich merken kann. Also allererst hast du es schon genannt, es gibt eigentlich keinen effizienteren Weg, Kohlenstoff, also CO2, zu speichern, als Moore zu schützen und zu renaturieren. Denn diese Moore speichern den ganzen Kohlenstoff in den Boden. Und weil er nass ist, kommt da kein Sauerstoff, also kein O2 dran. Und entsprechend ist das gesichert, solange diese Moore nicht zerstört werden. Leider werden sie das. In Deutschland sind über 95% der Moore zerstört oder werden auch kaputt gemacht. Das ist alles, was an Kohlenstoff gespeichert ist, kommt wieder raus.

Alexander Kornelsen: Das ist so das Main-Argument. Dann gibt es noch drei weitere, die ich super spannend finde. Das erste ist Wasser. Moore sind wie ein Schwamm. Das heißt, wenn es regnet, nehmen sie Wasser auf und können uns so vor Fluten schützen. Gleichzeitig aber auch das Wasser Stück für Stück rausgeben und so uns vor Dürren schützen. Also vor Fluten und vor Dürren und das sind ja Dinge, die immer mehr auf uns zukommen, die immer wieder in Nachrichten eine große Rolle spielen. Das Wasser wird außerdem gefiltert.

Alexander Kornelsen: Das sind natürliche Wasserfilter. Das heißt, Wasser, was durch den Moor fließt, ist danach sauberer. Was ein Riesenthema ist, denn durch Überdüngung, Fungizide, Pestizide aus der Landwirtschaft sind unsere Gewässer krank. Wir kennen das vielleicht von Algenblüten, von Ozeanen, von toten Flächen. Da muss unbedingt gehandelt werden und wir können nicht überall Klärwerke installieren. Und das vierte, und das ist die größte Herausforderung, die wir haben im Ökosystem, ist die Artenvielfalt, der Biodiversitätsmangel. Wir haben kaum noch Insekten, wir haben immer weniger, teilweise 80, 90 Prozent weniger kleine Vögel, Reptilien, die sterben einfach aus und Unsere ganze Welt, unsere ganze Nahrungspyramide bricht gerade zusammen. Und Moore, tja, muss man einfach sagen, die sind einfach ein Habitat für Mücken, Insekten und andere Lebewesen.

Zackes Brustik: Ganz ehrlich, wenn ich an Moor denke, denke ich an meinen Urlaub im Allgäu vor drei Jahren und irgendwo dann ein ganz kleines Naturschutzgebiet, ein kleiner Tümpel, wo man vielleicht auch irgendwo reinhüpfen kann und dann lustige Selfies macht, matschbeschmiert. Aber das Ausmaß, wie viel Fläche die einnehmen, also ich glaube, ich muss mal selber ein paar Zahlen runterpacken, die ich gestern bis Mitternacht noch gegoogelt habe, weil ich wirklich nicht mehr rauskam aus diesem Thema. Also ich glaube, drei Prozent der Fläche auf unserem Planeten sind Moorgebiete. Und was ich richtig krass finde, in diesen drei Prozent sind 21 bis 33 Prozent, also fast ein Drittel der gesamten organischen Kohlenstoffe gespeichert. Also eine riesige Menge. Und was ich auch richtig krass fand, ist, dass Deutschland hier leider absoluter Spitzenreiter ist im Moorabbau. Also wir sind global Platz Nummer zwei, was den Abbau von Torf angeht, zum Beispiel für Blumenerde und so was. Also das heißt, wir reden wirklich über Mengen.

Zackes Brustik: Das sind glaube ich sieben Prozent der deutschen Gesamtermissionen durch Moorabbau und weil wir Moore für Landwirtschaft oder andere Themen. Also es ist ein kolossales Thema. Warum reden wir darüber so wenig?

Alexander Kornelsen: Tja, Moore sind halt nicht sexy. Und Moore-Zerstörung ist halt schwer zu zeigen. Du hast gerade ein Thema angesprochen, Landwirtschaft. Also Moore werden vor allem trocken gelegt, darauf Acker zu haben, Maisfelder zu haben zum Beispiel. Und solange diese trocken sind, also auch gar nicht, dass du es abbaust, sondern einfach nur trocken hast, darauf Mais anzubauen, haben wir CO2-Emissionen. In Zahlen sind das 40 bis 50 Tonnen pro Hektar, also gigantische Mengen. Und das überträumt sich einfach auf. Und die 7 Prozent sind ja in ganz Deutschland.

Alexander Kornelsen: Es gibt ja typische Bundesländer. Ich weiß gar nicht, in welchem Bundesland bist du?

Zackes Brustik: Ich bin in Hamburg.

Alexander Kornelsen: Ja, siehst du, Hamburg auch schon extrem, weil Norddeutschland, aber Niedersachsen, also die Nachbarn, bei uns ist es 20 bis 25 Prozent der gesamten Emissionen aus den trockengelegten Mooren. Einfach nur, weil die trockengelegt sind für Landwirtschaft. Aber das ist das Problem, da ist das kann man nicht zeigen. Also ich kann dir zeigen, ein toter Wald oder ein kranker Wald oder ein brennender Wald kann man zeigen. Da wissen die Menschen, das ist schlimm, da muss ich handeln. Aber ein kaputtes Moor ist eine grüne Wiese oder ein Acker. Und da verstehen die Menschen einfach nicht, was dahinter sich verbirgt.

Zackes Brustik: Das heißt also, wenn ich jetzt einfach hier über Landstraße fahre, wenn ich mal in einem Auto sitze, sozusagen, dann gucke ich und denke, es sind vielleicht sogar freilaufende Kühe und denke mir, oh, guck mal, hier werden sie aber fast artgerecht gehalten und so viel grün und so schön. Und vor allem dann, wenn es wahrscheinlich flache Landschaft ist, kann es sein, dass darunter eigentlich ein trockengelegtes Moor liegt. Und das Problem bei den Mooren dann ist, dass sie einfach über Jahrzehnte CO2 freisetzen, solange sie mit Luft in Berührung kommen.

Alexander Kornelsen: Ganz genau. Also gerade vor allem in Norddeutschland, also gerade Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg, auch Hamburg. Hamburg ist komplett auf Moor gebaut, also wurde komplett trocken gelegt, da entsprechend eine Stadt hinzubauen Und solange es trocken ist, emittiert ein Moor Kohlenstoff.

Zackes Brustik: Und das ist ein Riesenhebel, den die Bundesregierung auch für sich entdeckt hat, die Klimaziele zu erreichen, glaube ich. Wir wissen, verschiedene Sektoren schlagen voll über die Stränge, zum Beispiel Verkehr oder sowas. Und dann ist jetzt die Idee, wenn wir diese Flächen renaturieren, also dafür sorgen, dass sie wieder unter Wasser liegen, können wir a weiteren CO2-Ausstoß blockieren. Und ich glaube in Deutschland sind das 50 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 aus den trockengelegten Mooren. Ziel ist bis 2030 glaube ich auf 45 Tonnen runterzukommen. Das sind 5 Prozent, sorry, was sind das? 10 Prozent. Also ist ja gar nichts verbunden an der Weise. Aber die Idee ist dann vielleicht auch, wenn sie dann wieder produktiv werden, könnten sie vielleicht sogar CO2 speichern, oder?

Alexander Kornelsen: Ganz genau. Also das ist das Schöne. Also sobald ein Moor wieder nass ist, endet die CO2-Emission. Ja, das heißt, es ist gestoppt. Aber noch geiler ist es, wenn es nass ist und die entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden, also es renaturiert wurde, fängt das Moor wieder an zu wachsen. Das heißt, es fängt an, wieder mehr Kohlenstoff aufzunehmen und der ganze negative Prozess wird zu einem super positiven Prozess und nutzt die Superkraft der Moore.

Zackes Brustik: Okay, also das heißt, das wäre sozusagen eine, neu Deutsch, nature-based solution, die wir strategisch einsetzen könnten im Kampf gegen den Klimawandel. Das Problem ist, du hast es ja schon angedeutet, da stehen teilweise Kühe drauf, da wächst Mais. An den Kühen, an dem Mais verdienen Landwirte Geld. Die haben natürlich was dagegen, wenn das plötzlich unter Wasser steht. Aber da kommt ihr ins Spiel mit Mission to March, weil ihr habt euch nämlich zum Ziel gesetzt, dieses Problem aufzulösen. Und da kommen wir jetzt an den Anfang an einer Naturschutzgeschichte, die auf Tinder ihren Ausgang nahm. Erzähl.

Alexander Kornelsen: Ja, wie erkläre ich das? Es war die Pandemie. Es war, weißt du noch damals, als alles zu war und man keine Chance hatte, die Menschen kennenzulernen. Und ich selber war in einer ich würde sagen depressiven Phase, weil irgendwie alles geschlossen war. Ich war in einer Stadt, wo ich niemanden kannte und wusste nicht, was mit meiner Zeit anfangen konnte. Und hab dann gesagt, weißt du was, Alex, wenn du ein Jahr Zeit hättest, was würdest du dann tun, welches Geschenk würdest du dir machen? Meine Entscheidung war dazu, zu dem Zeitpunkt zu sagen, lesen. Bücher lesen. Ich hab so einen riesigen Stapel an Büchern, wo ich immer dachte, die lese ich mal, aber kamen die dazu und habe mir vorgenommen, auch mehr zu lesen. Und plötzlich hatte ich schon wohl 30, 40 Bücher drin und merkte, boah, das geht gut voran, vielleicht nicht mein Ziel so und habe mir vorgenommen, 100 Bücher zu lesen.

Alexander Kornelsen: Und irgendwann brauchte ich ein Thema. Und dann habe ich gedacht, okay, Umweltschutz, Klimaschutz, Patagonia als Beispiel, ein Buch, wo man lernen kann, wie man sich für die Umwelt einsetzen kann. Da habe ich eingearbeitet und war dann irgendwann sehr buchsmarg. Also ich habe irgendwann verstanden, Wie baue ich ein Unternehmen auf, das den Planeten schützen kann? Das Thema hat mir gefehlt. Ich wusste nicht, wo kann ich meine Energie reinstecken? Weil Plastik im Meer sammeln ist in Deutschland semi-erfolgreich, nicht so viel mehr. Und Bäume aufpflanzen, das macht jedes Unternehmen schon irgendwie. Ich wollte ein eigenes Thema haben. Und da kam dann zum Glück eine Mitarbeiterin, eine Kollegin aus dem Unternehmen, die meinte, Alex, geh mal wieder unter Leute, geh doch mal wieder daten, mach doch mal Tinder.

Alexander Kornelsen: Und dann habe ich tatsächlich sehr schnell die Ann-Christine kennengelernt und wir haben uns getroffen für so ein erstes Date in Hannover vor so einer Boulderhalle, uns da vorgesetzt und dann war wie gesagt ihr Thema Moorschutz und ich dachte, das klingt doch mega spannend, erzähl mir mehr davon und die ersten Dates waren dann in Mooren. Weil ich wusste einfach nicht, warum hat sie dafür so eine Leidenschaft und ich wusste nicht, was es bedeutet und wollte alles darüber wissen.

Zackes Brustik: Aber du hattest trotzdem echtes Interesse an Anni. Es war nicht nur nach dem Motto so, oh cool, ich habe ein Naturschutzthema für mich entdeckt.

Alexander Kornelsen: Ja, ich schätze manchmal so, dass wenn es nicht die Moore gewesen sind, weil sie hat auch, erzählt man mal wieder, dass sie gerne Vulkanforscherin geworden ist. Und ich so, was? Das wäre noch viel cooler als Moore. Also es ist am Ende durch sie das Thema Moore geworden.

Zackes Brustik: Ja, aber was ich richtig cool finde an der Story, also das war damals die Corona-Pandemie. Jetzt haben wir, seien wir ehrlich, auch eine sehr deprimierende Phase für engagierte Menschen, gerade für Nachhaltigkeitsprofis, die sich fragen, ob nach den DEI-Teams jetzt der Sustainability-Manager als nächstes rausgeworfen wird. Also selbst wenn jetzt gerade Leute zuhören, die wirklich den Kopf hängen lassen, diese Geschichte zeigt, was man in so Momenten alles bewegen kann. Also du bist dann mit Ann-Christine oder ich glaube du nennst sie Anni, auf eurer Webseite ist sie Anni, bist dann rausgefahren in die Moore und wie kam dann alles zusammen? Du hast ja gesagt, du hast viel Bücher gelesen, dein Hintergrund ist eben nicht die Moore-Expertise, sondern du hast im Marketing richtig Karriere gemacht, hast verschiedene Dinge gegründet in dem Bereich, in Agenturen gearbeitet, als Head of, als Director. Also da richtig viel. Und wie kam das dann zusammen?

Alexander Kornelsen: Also ich habe mich an Anni verliebt und ich war dann schon Mitte 30 und dann hatten wir mal das Gespräch so, wie stellst du dir die Zukunft vor? Weil ich habe sie auch gefragt, was sind deine Ambitionen, deine Wünsche? Das ist auch eine schöne Frage, jemanden kennenzulernen auf dem Podcast. Und sie meinte dann im Prinzip drei Dinge. Das erste ist, sie liebt die More und sie möchte eigentlich alles über die More erfahren, was es gibt. Das zweite ist, irgendwann hätte sie gerne eine Familie, würde eine Familie gründen und Kinder. Und das dritte ist, aber vorher würde sie gerne nochmal eine Weltreise machen, die Welt nochmal sehen, weil es mit Familie deutlich schwieriger ist. Und ich so, jo, alles klar. Weltreise krieg ich hin, ich hab so ein Van, können wir eine Reise machen. Moro, klingt spannend, helf ich dir denn dabei? Kinder wird schwierig, weil ich bin unfruchtbar.

Alexander Kornelsen: Also das heißt, da müssen wir irgendwann in Zukunft gucken. Hätte ich auch Lust zu, aber das ist nicht mal etwas, was wir anstoßen können. Und dann hat sie gefühlt gesagt, ja, zwei von drei reicht mir erstmal aus. Und dann kam die nächste Frage und ich hab dann einfach gesagt, wär's denn für deine Karriere nicht nützlich, so die krassesten, schönsten und wildesten Moore der Welt zu sehen und zu dokumentieren?" Und sie so, ja. Und dann hab ich gesagt, weißt du, ich hatte mal diesen Wunsch, einen Kinofilm zu machen. Es gibt so ein paar Filme, die Laien gemacht haben, einfach auf der Handykamera und so was. Vielleicht kann ich ja dein Thema nutzen und auch Spaß mal versuchen so einen Film zu machen. Und so ist dann die Mission to Mars entstanden.

Alexander Kornelsen: Und so haben wir dann unseren VW-Bus verkauft, weil der war schon alt, haben uns ein Allradfahrzeug gekauft, ein ganz kleines Dachzelt draufgeschraubt und wollten dann die Moro der Welt erforschen. Und letztendlich haben wir uns für die Route entschieden, vom Norden Kanadas bis nach Feuerland runter, auch eine empfehlenswerte Route. Manche nennen sie die Panamericana, die wir gefahren sind und haben entlang dieser Strecke sehr viele Interviews geführt mit Expertinnen, mit Institutionen, mit Wissenschaftlerinnen zum Thema, warum sind Moore und andere Feuchtgebiete, also auch Mangroven und Sümpfe, wichtig, schützenswert und wie können wir die raushebeln aus dieser Nische, gefährlich, düster und giftig, keine Ahnung.

Zackes Brustik: Eine super schöne Kombi sozusagen aus dem Lebenstraum verwirklichen, den Mut zu haben, auch das feste Angestellten-Dasein oder vielleicht warst du da auch gerade in der Gründerphase zu verlassen. Anni, nehme ich mal an, sie war ja, die hatte ja auch wirklich krasse Stationen hinter sich als Moorwissenschaftlerin. Es ist jetzt auch nicht so, dass sie irgendwie gerade aus dem Studium kam, sondern die hatte vorher die wissenschaftliche Leitung vom Europäischen Fachzentrum für Moor und Klima, ist aktuell Vorständin in der deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde. Das sind ja alles Strukturen, aus denen man auch nicht sagt, okay ich bin jetzt mal ein halbes Jahr weg. Das heißt, ihr müsst das ja schon angegangen haben mit der Idee, okay wir verwirklichen Traum, aber wir wollen das Ganze tatsächlich mit Wirkung und im besten Fall auch mit einer Business-Idee unterfüttern. Und was ich dafür meine HörerInnen auch super spannend finde, ist, du hast dich ja intensiv mit der Patagonia-Geschichte beschäftigt, mit dem Buch Let My People Serve. Welche Schritte davon bist du denn tatsächlich angegangen, auch mit deiner Gründerhistorie, nehme ich mal an, du hast automatisch dein Entrepreneurmind mitdenken lassen, so was müssen wir machen, damit da tatsächlich was bei rumkommt, auf der einen Seite Wirkung, auf der anderen Seite Einkommen?

Alexander Kornelsen: Total, also die Reihenfolge war folgendermaßen, Ich war schon booksmart, das heißt ich wusste schon grob, wie ein Unternehmen sich aufstellen kann, einen positiven Impact zu haben. Wir haben beide unsere Jobs gekündigt, also ihre Position dort aufgegeben, was für sie ziemlich riskant war, weil eigentlich ist die sehr risikoavers. Ich war eher so, ach dann schmeiß ich halt hin. Und gerade weil ich angefixt war, also dann kommt der Gründerspirit im Kopf dann doch durch. Und weil ich dieses Buch, Library, also die Patagonia Business Library sind drei Bücher, die wirklich wie Handwerk eigentlich erklären, so ein Unternehmen aufzubauen. Wie werde ich gemeinnützig und solche Sachen. Und erstmal wollten wir eigentlich nur nebenbei Geld verdienen, diese Reise zu finanzieren, aber relativ schnell war klar, dass es Gründungsstipendien gibt in Deutschland. Also wenn du eine Idee hast, wenn du ein Thema hast und vielleicht sogar schon ein Team hast, kriegst du Geld dafür, ein Unternehmen zu gründen.

Alexander Kornelsen: Und das war unser Testcase. Wir haben gesagt, hey, lasst doch zu Patagonia gehen und gucken, ob die nicht unsere Mission unterstützen wollen und lasst uns für ein Gründungsstipendium bewerben. Dann haben wir zwei verschiedene Hebel, zu gucken, hat unsere Mission überhaupt eine Wirkung. Und sowohl Patagonia als auch das Gründungsstipendium einer Bank haben uns das Go gegeben, dass wir es machen dürfen. Das heißt, wir hatten einmal die Kapitale Sicherheit für ein Jahr was auszuprobieren, aber vor allem auch die Story, die Kredibilität, dass wir an etwas dran sind, was wirklich was bewirken könnte. Denn einfach nur Reisen und Mooren gucken, Das hätte mir nicht ausgereicht, das wäre auch für ihre Karriere schon gut gewesen, aber ich wollte irgendwas bewirken, wo Menschen mitmachen können und wo sie wirklich Einsatz zeigen können. Und so ist die Unternehmung geboren worden.

Zackes Brustik: Klingt jetzt erstmal einfach, ne? Und klar kann man sagen, da treffen natürlich zwei wirklich zwei Kernexpertisen aufeinander. Anni als absolut versierte Moorwissenschaftlerin, du mit einer krassen Gründer- und Marketing-Story. Du weißt natürlich, wie man Dinge kommuniziert. Trotzdem, also ich meine jetzt, ich habe es auf der Webseite gesehen, Patagonia und die N-Bank von Anfang an als Partner dabei zu haben, macht man nicht einfach so, ganz viele Menschen wollen was gründen, ganz viele Menschen haben Filmprojekte, Ganz viele Menschen denken, sie haben das nächste Impact-Startup. Was hat bei euch den Unterschied gemacht, die von Anfang an dabei zu haben? Hätt ihr auch sagen können, dass die sagen, ja, macht mal eure Reise, schickt das Video, wenn ihr es habt und dann überlegen wir uns, ob wir Geld reinstecken.

Alexander Kornelsen: Du hast es schon verraten. Also das Team ist alles. Und wenn immer ich gefragt werde, was braucht man, entsprechend was umzusetzen, sage ich immer ein möglichst heterogenes, diverses Team. Und Ann-Christine, junge Frau, Wissenschaftlerin und ich, ein junger, weißer Typ, wir sind beide privilegiert durch die Hautfarbe, durch Deutschland, gesundes Land. Wir hatten zwar keine Geldrücklagen, aber auch keine Schulden. Das heißt, wir sind Top, Top, Top ein Prozent der Welt, die was machen dürfen. Und dieses Privileg ist für mich automatisch auch eine Pflicht, was für den Planeten zu tun. Aber dadurch, dass wir so unterschiedlich sind und das ist bis heute noch so, dass wir uns sehr, sehr, sehr viel streiten.

Alexander Kornelsen: Wenn wir uns uneinig sind. Aber immer dann, wenn Anni es gut findet und ich es gut finde, wenn diese Reibung zu etwas Gutem führt, dann ist es eine richtig gute Idee und dann kriegen wir auch andere überzeugt.

Zackes Brustik: Ich muss das einfach mal sagen, ich hab hier ganz selten im Podcast wirklich so persönliche Geschichten und ich finde es einfach super beeindruckend, dass ihr zwei Riesenschritte gleichzeitig gemacht habt. Zu sagen, ich verlasse meine gesicherte Existenz mit jemanden in einer Beziehung, den ich gerade erst kennengelernt habe.

Alexander Kornelsen: Ihr kannt uns schon ein halbes Jahr.

Zackes Brustik: Na Ja gut, ein halbes Jahr ist nicht so, auf Tinder ist es eine Ewigkeit, aber insgesamt ist es noch jetzt nicht eine Partnerschaft, die Höhen und Tiefen durchlaufen hat. Also Respekt. Vorhin hattest du einen kleinen entscheidenden Satz gesagt, es ist wichtig, ob wir Wirkung haben. Wie habt ihr die gemessen? Oder zumindest am Anfang stellt man ja sozusagen so eine Impact Theory auf oder was war eure Impact Theory?

Alexander Kornelsen: Das war, ob wir ein B2B Modell aufbauen können. Also von Anfang an wollten wir, dass Menschen mitwirken können, an unserer Mission mitmachen können, ob jetzt mit Spenden oder Spenden laufen, weiß ich nicht, was wir alles schon inzwischen gemacht haben, Aber das große Geld, der große Impact liegt bei den Unternehmen. Denn wenn ich jetzt, wir beiden machen einen Pitch und ich versuche von dir 50 Euro Spende für meine Mission einzusammeln, das wäre für dich super viel Geld und ich wäre unendlich viel dankbar. Aber von einem Unternehmen bekomme ich schnell mal 5000 oder 50000 Euro. Wie viele Menschen muss ich dafür entsprechend anpumpen oder Spenden bitten? Und deswegen haben wir gesagt, wir wollen, dass die Unternehmen achten. Und wir sehen auch bei den Unternehmen, die bringen Schuld. Also sowohl haben sie den Impact, als auch die Verpflichtung, das zu reparieren, was die kaputt machen, was die ausbeuten. Und genau da gehen wir rein, aber mit einer positiven Geschichte.

Alexander Kornelsen: Wir sagen nicht, ihr seid schuld, macht das, sondern mit uns gemeinsam können wir die Natur wiederherstellen. Mit uns gemeinsam können wir dafür sorgen, dass eure Mitarbeitenden Lust haben auf Moorschutz. So unglaublich das klingt, es geht wirklich gut. Wenn man einfach einen Tag im Moor gewesen ist und sich die Hände schmutzig gemacht hat, dann redet man nicht mehr von Fußabdruck, sondern von Handabdruck. Das ist viel schöner, viel motivierender, als immer nur zu sagen, mach das nicht, mach das nicht und verzichte hier und da.

Zackes Brustik: Welche Gruppenunternehmen hattet ihr dann konkret im Blick? Also denke ich da irgendwie an Baumarkt, der Torfsäcke verkauft. Denkst du einfach nur an Unternehmen, die eine schöne Mitarbeitendenmaßnahme haben wollen?

Alexander Kornelsen: Wir haben unterschiedliche Produkte. Also je nachdem, wo sie sich gerade in ihrer eigenen Reise befinden. Also viele unserer Kunden, also Unternehmen, haben schon Aufforstung gemacht und Waldprojekte gemacht. Das heißt schon ein Bewusstsein für Naturschutz und suchen wir auch noch was Neues. Nach the next big shit. Und da kann ich mit dem Thema Moore kommen, weil gerade der Vergleich mit Wald ist so schön. Ich kann sagen, hey ein Moor speichert viermal so viel CO2 wie ein Wald. Also warum ich da reingehen?

Zackes Brustik: Und da muss ich Kurz rein, viermal mehr als Regenwald. Also wir reden hier nicht von deutschem Fichtenwald, sondern Moore haben wirklich das Potenzial, richtig CO2 zu speichern. Im Vergleich mit zu senken, wo man immer als erstes dran denkt, im Amazon oder so.

Alexander Kornelsen: Genau. Total. Also es gibt Vergleiche, die kann man wirklich sehr auf die Spitze treiben, weil viermal mehr ist schon wirklich eine Aussage. Aber es gibt noch zwei weitere Vorteile gerade für Unternehmen aus Europa oder aus unserer Region. Das erste ist, eine Moor-Renaturierung geht viel schneller als einen Wald aufzuforsten. Wenn du das richtig machst, dann kommt das Wasser zurück und nach zwei, drei Jahren kommt schon die moortypische Vegetation zurück. Also es kann sich erholen. Vielleicht mit einem Wald, wo du 20, 30, 40 Jahre warten musst, bis die Bäume da sind.

Alexander Kornelsen: Und das dritte ist, wir haben die vor der Bürotür, wir haben die vor der Haustür. Das heißt, wir beide können in Hamburg ein Moor besuchen und wir können gucken, ob es da eine Maßnahme gibt, wo wir gemeinsam arbeiten können, vielleicht spenden können und wir können auch in zwei Jahren wiederkommen und gucken, was haben wir erreicht. Und wir haben verschiedenste Mob-Projekte, gerade vor allem aus unserer Region in Niedersachsen, aber wir werden jetzt auch neuen Projekten suchen, wo wir wirklich auch die Menschen hinnehmen können. Das ist so befriedigend, statt einfach überhin Geld zu überweisen.

Zackes Brustik: Sorry, das begeistert mich gerade richtig und das hatte ich in meiner Recherche vorher nämlich noch nicht so im Blick, weil da kommen ganz viele Sachen zusammen, die unglaublich elementar sind. Das eine ist, dass du was direkt vor der Haustüre hast, wo die Unmittelbarkeit für uns und die Betroffenheit wortwörtlich erfahrbar ist, weil sonst Naturschutz und Umweltschutz immer was sehr Abstraktes ist, was sich ganz oft an einem anderen Teil der Welt abspielt. Gleichzeitig aber gepaart mit einer der effektivsten Hebel, die wir haben. Oft ist das Problem, dass uns in Deutschland aufwursten, Aber eigentlich wäre es viel besser, einen Mangrovenwald irgendwo in der Südsee an den Start zu bringen. Das heißt, da geht das oft auseinander. Hier ist es sogar Win-Win die Situation. Plus für Unternehmen natürlich immer super schön, was ganz Regionales, Lokales zu machen, weil nicht nur die Mitarbeitenden angesprochen werden, sondern auch die Menschen außenrum. Gerade bei Mittelständlern ist natürlich die Wirkung für die Marke, das spielt auch immer mit, bräuchte er gerade als Marketing-Experte, wahrscheinlich einen Hebel, den du gut ausspielst.

Zackes Brustik: Also das kommt sehr viel wirklich sehr Gutes zusammen.

Alexander Kornelsen: Thema Marketing ist spannend, dass du es ansprichst, weil wir reden nicht mit den Nachhaltigkeitsabteilungen. Mission Tomasch redet mit den Marketingabteilungen. Weil wir liefern den richtig geilen Content für die sozialen Kanäle. Wenn die ins Moor gehen mit uns, dann kriegen die von uns richtig coole Bilder, wie die dort arbeiten. Und das ist mir wichtig. In zwei Richtungen. Nach innen ins Unternehmen, dass die Mitarbeitenden verstehen, warum investiert das ein Unternehmen 10, 20, 30.000 Euro gerade in so einer Krise. Die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, buchstäblich ins Moor, sag ich mal.

Alexander Kornelsen: Und nach außen, dass sie sagen können, wir machen coole Sachen, das wollen sie halt auch. Und das ist für die Kommunikation, Marketing, dass diese Sprache verstehen sie. Und deswegen ist es plötzlich ein cooles Produkt. Und deswegen sage ich auch gerne, Mission Tomarisch ist zwar ein Gemeinschaftsunternehmen, aber wir machen Marketing für den Planeten, wir machen das Umweltschutz, Rewilding, dass es cool ist, dass die Leute Bock drauf haben und nicht über Verzicht sprechen müssen.

Zackes Brustik: Trotzdem die Frage, wenn ich jetzt als Sustainability Manager suche, habe ich davon auch was, was mir im Bericht oder in der CSRG-Berichterstattung, sofern sie denn langfristig noch relevant ist, helfen würde?

Alexander Kornelsen: Auf jeden Fall, und daraus können wir einen neuen Podcast machen, denn wir bauen gerade eigene Sensoren, die wir ins Moor installieren, die wirklich diese Dinge, die ich angesprochen habe, Wasserqualität, Wassermenge, Wasserfilterung, messen und zwar 24-7. Und alles, was ich messen kann, kann ich entsprechend auch mir anrechnen lassen oder als Startup verkaufen. Und da fangen wir nächste Woche an, die Sensoren zu installieren, das entsprechend als komplett neues Konzept zu machen. Also wir entwickeln uns auch weiter als Unternehmen, weil die Unternehmen, die mit uns arbeiten, die wollen messbare Informationen haben. Und wir können jetzt schon runterbrechen auf Hektar, auf wie viele Torphomose kommen zurück, kommen die Kraniche wieder, ein Tier, was symbolisch dafür ist, ein Moor-Intactes zum Beispiel. Aber wir wollen bis ins Detail sagen, wie entwickelt sich das und auch über die Zeit hinweg und das Lieben Nachhaltigkeits-Expertinnen, da messbare Sachen zu haben.

Zackes Brustik: Auch das wieder natürlich eine extrem gute Story, die machen wir uns nichts vor. Marketingtechnisch gerade bestens funktioniert nämlich die Kombination aus Umweltschutz und Digitalisierung. KI schreibt sich bestimmt auch sehr gut im Pitch. Ja. Ich kann es auch faszinieren. Ich habe nämlich gelesen auf der Seite vom Umweltbundesamt irgendwie, dass Deutschland, ich glaube, 39 Millionen Messpunkte für Moore in Deutschland hat. Und ich dachte mir so, hä? Wo sind all die Wissenschaftler hin losgezogen und haben hier die Sonden ins Moor geworfen? Aber nein, es funktioniert natürlich satellitengestützt. Und das zeigt einfach, wie unglaublich wichtig Technologie und IT und dann auch KI ist und wie viel das bewirken kann, wenn es sinnvoll eingesetzt wird.

Zackes Brustik: Also, Hashtag Twin Transformation, also die doppelkommene, synergetische Beziehung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bei euch, finde ich, weil das ist oft so ein Bass-Wort und sehr luftig, ihr unterstreicht wirklich, wie relevant das dann handfeste Resultate produziert. Und jetzt kommen wir an eine Frage, die ich vorhin ja schon gestellt habe oder angedeutet habe. Damit ihr in diese Moore dürft, müsst ihr theoretisch ja eben Landwirte dazu bewegen, dass sie ihre Flächen aufgeben. Also du sagst, okay, Ist das wofür ihr dann die 50.000 Euro braucht? Nicht nur die 50.000, aber das heißt, wo ihr die B2B Budgets braucht, weil ihr eben in Flächenkonkurrenz seid, zu bewirtschafteten Flächen?

Alexander Kornelsen: Sind wir nicht. Das ist jetzt unser geheimes Geschäftsmodell, was ich jetzt verrate. Was auch gerne andere klauen können. Es kann auch viel mehr Missionen für Moorschutz geben. Im allerersten Schritt nehmen wir nicht den Landwirten oder den Torfwerken was weg, sondern wir renaturieren, was schon in Naturschutz ist. Das heißt zum Beispiel haben wir eine Fläche bei Osnabrück, das Fenermoor, das ist ein Naturschutzgebiet, aber die Organisationen, die dort arbeiten, zum Beispiel ein NABU, die kennt man vielleicht vom Namen her, die haben nicht genug Ressourcen, das Moor zu renaturieren. Aber Naturschutzgebiete sind so safe in Deutschland, da kann keiner was machen. Und was wir sagen, ist, es ist gesichert, aber mit unserem Geld können wir endlich mal reingehen und große Maßnahmen machen und nicht nur Kleinstarbeiten umsetzen.

Alexander Kornelsen: Und da gibt es große Flächen in ganz Deutschland, die wir jetzt gerade Stück für Stück arbeiten. Und wir nutzen das als Use Case, zu zeigen, dass Mauschutz funktioniert und entwickeln daraus unser Geschäftsmodell, den LandwirtInnen etwas anbieten zu können. Denn jetzt, wo ich diese Sensoren in unseren Naturschutzflächen testen kann und sagen kann, guck mal, wir können 80 Prozent mehr Wasser speichern und wir haben Wassermangel in der Landwirtschaft, das können wir euch BauerInnen anbieten. Und im ersten Schritt reden wir nicht von komplett die Fläche renaturieren, sondern wir sagen der Landwirtschaft, wir brauchen nur 10 Prozent deiner Fläche, dort eine smarte Oasis, nennen wir die Moore, in der Landwirtschaft zu installieren, wo Wasser gespeichert ist, wo Biodiversität ist, wo Wasser filtern können und wo wir dann nochmal wieder produktiver arbeiten können, weil wir weniger Dünger brauchen zum Beispiel. Und das verstehen die Landwirte und sagen, hey, das möchte ich gerne haben. Und wenn das bewiesen ist, können wir das Stück für Stück in deren Fläche ausarbeiten, datengetrieben. Also die Landwirtschaft selber, das sind keine Geschäftsmodellexpertinnen. Wenn du denen sagst, okay, weißt du was, mach doch mal nicht Mais, sondern red doch mal über Ökosystemleistung oder sowas als Businessmodell, dann sagen die, bitte? Aber wie können wir diese Geschäftsmodelle entwickeln und mit denen gemeinsam in Austausch Dinge aufbauen, worauf sie Lust haben? Perspektive langfristig.

Alexander Kornelsen: Landwirtinnen werden zu Klimawirtinnen. Die renaturieren ihre eigenen Flächen und werden dafür bezahlt, weil sie für Wasserqualität sorgen, weil sie uns schützen vor dürrenden Fluten und wenn ich denen das sage, dass sie das machen dürfen, sind die einfach nur dankbar, weil die lieben ihr Land. Die wollen das nicht kaputt machen und die wollen da nicht unbedingt Mais drauf bauen, weil sie wissen, das sackt dadurch jedes Jahr ab und wissen nicht, dass der Meeresspiegel hochgeht und das wird zu Problemen führen. Aber die müssen ja Geld verdienen und die haben ja auch Kredite und Schulden und wir sagen halt, wir finden gemeinsam mit euch eine Lösung und da sind wir einfach willkommen.

Zackes Brustik: Und da kommen wir genau an den Knackpunkt, den ich schon angesprochen hatte. Wie schaffen wir all das eben ohne immer eine regulative Keule auspacken zu müssen? Vor allem, weil uns die ja gerade dank der Omnibus-Regulierung oder dem Omnibus-Prozess gerade aus der Hand genommen wird. Also seid ihr abhängig davon, dass die Bundesregierung den Monschutz so als einen Teil ihrer Klimaschutzstrategie hat? Braucht die Regulation, ihr habt gesagt, okay, in den Schulschutzgebiete brauchen wir. Oder funktioniert euer Businessmodell wirklich so, dass ihr selbst ohne diesen Aspekt mit den Landwirten ins Gespräch kommt und was bewegen könnt?

Alexander Kornelsen: Wenn ich ehrlich sein darf, bin ich kein Freund davon, auf die Politik zu warten, sondern ich bin eine Person, die sagt, ich helfe der Politik, die Dinge zu entwickeln und solange die dann ihre Rezipien kochen, langsam, zeige ich schon, dass es geht. Das heißt, mit dem Geld der Unternehmen beweise ich schon, dass Morschutz funktioniert und finde Parallelwege, dass das auch trotz der langsamen Politik in Anführungsstrichen funktioniert. Denn in der Sekunde, wo dann der Sonnen- und Zweimilliardentopf frei wird, den es für den aktiven Klimaschutz gibt, habe ich schon bewiesen, dass es geht und es kann skalieren. Und bis dahin muss ich ja vorbereiten. Ich kann nicht sitzen und Däumchen drehen. Ich muss jetzt handeln, denn wir haben einfach keine Zeit mehr. Und das beweise ich jetzt. Gleichzeitig stehen wir der Politik noch natürlich zur Verfügung.

Alexander Kornelsen: Den Film, den wir am Ende gemacht haben, Mission to Marsh, der Kinofilm, der jetzt auf Kinofilmtour durch Europa geht, da ist eine der wichtigsten Personen, die wir interviewt haben, Jutta Paulus aus dem EU-Parlament. Da ihr so eine Bühne zu geben und da entsprechend positiv formuliert zu zeigen, warum Moore schützenswert und schön sind und dadurch dann in die Politik rein zu oszillieren. Das versuchen wir jetzt als kleines Startup, was wir sind, zu ermöglichen.

Zackes Brustik: Du hast gesagt, ihr wartet nicht auf die Politik. Das heißt aber, ihr müsst extrem gut kommunizieren können, weil ihr habt sozusagen nicht den Zwang, sondern ihr wollt ein Geschäftsmodell anbieten und selbst wenn man sagt, da kann man Geld verdienen, dauert es ewig lange, bis Menschen sich drauf einlassen, auf ein funktionierendes Geschäftsmodell umzuschwenken, einfach weil es nicht gewohnt ist. Und machen wir uns nicht vor, Landwirtschaft, einfach ein Bereich, der so krass Lobby dominiert ist, seit Jahrzehnten ganz, ganz eingefahrene, feste Prozesse. Wie holt ihr die kommunikativ

Alexander Kornelsen: ab? Und Das müssen wir nicht, nicht wir machen, das machen schon die wissenschaftlichen Institutionen. Klammer auf, Anni macht das wieder über die Universität. Also die hat ein Forschungsprojekt, das nennt sich Moosland. Und da geht es genau darum, Stakeholder-Management zu machen. Also wer ist da irgendwie an welcher Stelle involviert, die frühzeitig abzufragen und daraus eine wissenschaftliche Studie zu bauen, die man halt ausrollen kann in vier, fünf, sechs, sieben Jahren. Und während Anni noch parallel zu ihrer Geschäftsführerin Michel Tomasch diese Theorie macht, kann ich als Marketing-Typ das nutzen, daraus wirklich Modelle zu bauen, die man testen kann.

Zackes Brustik: Sorry, ich muss reinkretschen, weil das klingt in der Theorie ganz gut, aber ich finde, das ist immer so ein Beispiel, wo ich mir immer denke, wie krass kann wissenschaftliche Studie, bewiesenes Businessmodell und der Widerstand des Status quo gegeneinander fahren. Ich war erst vor einer Woche in Brüssel, eine der absoluten Achsen quer durch Brüssel, da habe ich vor 18 Jahren gewohnt, voll mit Autos, jeden Tag. Ich war jetzt wieder da, da war sie stillgelegt, eine zentrale Achse durch die Stadt, verkehrsstillgelegt und normalerweise gehen da alle Einzelhändler auf die Barrikaden. Ich bin extra in einen Laden reingelaufen und habe gefragt, wie war es? Und er sagt so, ich war voll dagegen, jetzt mache ich mehr Umsatz. Das zeigt sich in fast allen Städten in Europa. Eigentlich müssten alle Einzelhändler durch die Straßen laufen und die Verkehrsstilllegung fordern. Es passiert das Gegenteil. Also nur, weil es wissenschaftlich bewiesen ist, nur weil es ganz viele andere Regionen schon machen, heißt das noch lange nicht, dass die Menschen das in ihrer Region plötzlich wollen.

Zackes Brustik: Und genauso würde ich mir das bei euch auch vorstellen. Also es klingt für mich schon so nach einem, ich muss rumgehen, ich muss an jede Tür klopfen, ich muss immer mit einem persönlichen Gespräch anfangen, Ich muss jeden Menschen einzeln abholen.

Alexander Kornelsen: Und genau das machen ja also die Institutionen. Also die Universität macht es ja, diese Gespräche zu führen und die abzuholen und wir können damit bestimmt mal Tomasch andocken. Also diese gelernten Instanzen, die werden ja nicht so schnell los. Also tatsächlich ist es so, die Regionen, auch das Emsland bei uns in Deutschland, die sind stolz darauf, dass sie die Moore trockengelegt haben und urbar gemacht werden. Das heißt, wenn du zu einem Bauern gehst und der Herr ist dann jetzt wirklich 40, 50 Jahre alt, das war sein Großvater vielleicht, der das geschafft hat und wenn wir sagen, wir machen es wieder nass, deiner entsprechenden Natur zu schützen, dann wird der dir vielleicht sagen, nur über meine Leiche.

Zackes Brustik: Da machst du eigentlich ein Lebenswerk der Vorfahren kaputt.

Alexander Kornelsen: Ganz genau. Aber das sind ja, also ich rede auch immer von low hanging fruits. Es gibt genug Menschen, die bereit sind, das zu testen, das zu probieren und gemeinsam Beispielgeschichten zu etablieren, die funktionieren. Ich gehe nicht zu der Person, die auf gar keinen Fall überzeugt werden kann. Und davon gibt es genug, auch in Deutschland und auch in Zeiten, wo eine Trump-Regierung alles kaputt macht, was in den letzten Jahrzehnten vielleicht wieder geschützt wurde. Es gibt die Menschen und die finden dich und dann bist du halt eher dabei, deine persönliche Bubble aufzubauen und zu vergrößern, statt irgendwo in Löcher zu stecken, wo du Stechen deine Finger zu stecken, wo du direkt auf Gegenwehr stößt.

Zackes Brustik: Und dann wiederum ist es natürlich schon so, das hat sich auch in vielen Folgen hier schon gezeigt, wenn du dann eine Insel hast, wenn du das funktionierende Geschäftsmodell hast, dann wird natürlich der eine Bauer oder die eine Bäuerin schon auch neidisch, wenn beim anderen im Hof mehr Geld fließt als bei einem selbst, der sich den neuen Trecker leisten kann oder was auch immer. Also das funktioniert dann einfach so durch den sozialen Neid. Bertram hat das wunderbar in einer Folge erzählt zum Thema Windkraft und wie krass das halt funktioniert, wenn eine Gemeinde sich ein Mehrfamilienhaus leisten kann, dann werden alle anderen Nachbargemeinden plötzlich hellhörig. Was ich spannend finde, du hast vorhin gesagt, also klar, Bundesregierung ist dran, macht Naturschutzgebiete, hat aber selber gar nicht das Geld dafür zu sorgen. Jetzt sind die nicht nur nass die Moore, sondern sie müssen wieder sprießen. Insgesamt ein super langsamer Prozess. Ich habe auch schon gesehen im Netz, ihr und andere arbeiten dran, eben jetzt besonders produktive Moorpflanzen zu züchten, die besonders schnell wachsen, weil wir jetzt nicht irgendwie die Zeit haben, jedes Jahr auf einen Millimeter zu warten, oder?

Alexander Kornelsen: Genau, also es gibt ja verschiedene Torfmoose, aus denen das Moor entsteht und nicht alle sind torfbildend. Das heißt, das muss man sicherstellen, dass genau die richtige Pflanze am richtigen Ort ist und auch die genau richtige Wassermenge hat. Auch das ist etwas, was ich als Forschungsthema bezeichne, aber wo man sehr schnell aktiv werden kann. Also wir haben eine Fläche hier auch im Landkreis, wo wir zum Beispiel einen Tag im Moor gewesen sind und diese Torfmoose ausgesät haben als Saatgut, sodass sie sich dort ansiedeln können und wieder vielleicht in drei, vier Jahren was rausernten können. Denn hier ist die Problematik, weil die Moore so großflächig zerstört sind, wie gesagt 95 Prozent in Deutschland, ist diese Pflanze auch sehr bedroht. Und erst mal die Wege zu finden, die wieder anzusiedeln, ist der allererste Schritt. Aber auch was sehr Befriedigendes, weil man da sehen kann, wie diese Arten zurückkommen und man die Pflanze wieder zur Verfügung stehen hat.

Zackes Brustik: Also wirklich super, super cooles Projekt. Bringt Biodiversität zusammen, bringt Moorschutz zusammen, bringt CO2-Senken zusammen und bringt den Wasserschutz zusammen. Super, super faszinierend. Also ich glaube, es gibt ja immer die schönen SDG-Bildchen und Kacheln, die man sich auf sein Projekt drauf packt, das sähe bei euch extrem bunt aus. Wir hatten jetzt ein Weilchen über den B2B Aspekt gesprochen und darüber vor allem, wie man die wichtigen Stakeholder abholt. Schauen wir in den B2C Aspekt, weil ihr schafft es ja auch wirklich super viele Leute zu mobilisieren und ein Umweltschutzthema In die Allgemeinheit zu kommunizieren. Wie wichtig ist der Aspekt für eure Arbeit und was unterscheidet euch da von anderen Impact-Startups und warum seid ihr damit erfolgreich?

Alexander Kornelsen: Patagonia als erster Partner hat von Anfang an gesagt, wir geben euch Geld, aber nur wenn ihr es schafft etwas aufzubauen, was größer ist als ihr selbst. Also Movement sagen wir im Englischen, also Bewegung. Und wir denken immer mit, was können wir machen, damit die Menschen Lust darauf haben und sich einsetzen können und wir probieren auch verschiedene Dinge aus. Ein Beispiel, wenn ich darüber sprechen darf, ist der Moraton. Wir nutzen das Thema Mor mit für schlechte und lustige Wortspiele, manchmal klappt es. Und bei Moraton ist es so, dass die Menschen eine App haben und sich bewegen. Und mit jeder Bewegung müssen die Sponsoren, die dahinter sind, ein Stück mehr renaturieren. Und das ist cool, weil die Menschen dann nicht Geld spenden müssen, sondern ihre Bewegung spenden.

Alexander Kornelsen: Und Das ist cool, weil die Menschen dann dazu führen, dass die Unternehmen noch mehr bezahlen müssen und auch die meisten denken oder haben das Gefühl, dass die Unternehmen Bringschuld sind. Und das führt dazu, dass auch Menschen das auf Social Media teilen. Das heißt, wir hatten dann in der Phase von 42 Tagen letztes Jahr dann Menschen, die gepostet haben, ey Ich bin gerade joggen und rette damit Moor. Ich gehe gerade Gassi gehen und kann drei Quadratmeter Moor retten. Das schlägt Wellen. Und da kann man die sozialen Medien endlich mal wieder für was Gutes, Positives nutzen, weil da auch Menschen Lust haben. Denn wir haben auch so Rankings gehabt. Und da sind auch Profivereine dabei gewesen.

Alexander Kornelsen: Der VfL aus Lahnbrück, wo wir wohnen, war dabei mit den ProfisportlerInnen. Und dann ging es darum, welcher Verein macht am meisten Moorschutz. Und die haben unsere Arbeit gemacht. Die haben darüber geredet, die haben darüber kommuniziert und die Sponsoren mussten am Ende dann entsprechend so viel Geld bezahlen, dass wir über 25.000 Quadratmeter Moor renaturieren konnten. Und das Fender Mobiles gemacht haben, ist jetzt damit fertig renaturiert. Das heißt, ich bin jetzt mit einer lokalen Organisation unterwegs und sage denen, hey Leute, ich brauche mehr Flächen und das ist etwas, was man als Startup sehr gerne hört. Und wir machen diese Kinofilm-Tour, wie ich schon angesprochen habe, in Europa. Wir machen Leipzig, Köln, Paris steht an, Brüssel steht an, also vielleicht bist du wieder zu Hause.

Alexander Kornelsen: Und wir nutzen diese Tour, neue Projekte zu suchen. Also wir haben jetzt durch die Partner knapp 100.000 Euro zur Seite gelegt. Und wir haben gesagt, hey, habt ihr ein MOAR-Projekt? Meldet euch bei uns, sagt Bescheid, denn wir haben das Geld, wir haben die Kompetenz und möchten halt über Niedersachsen hinaus Moorprojekte renaturieren. Und das ist einfach etwas, wo wir das Gefühl haben, unser Zweck, unser Sinn, unser Purpose erfüllt sich und all die Energie, die Ann-Christine und ich uns streit und Unerstimmigkeiten da reingesteckt haben, zahlen sich zum Schutz des Planeten langsam aus.

Zackes Brustik: Super faszinierend. Wie wichtig sind dabei Partnerschaften mit anderen Startups? Also während ich recherchiert habe, bin ich auch bei Zukunftmoor.de gelandet oder sowas. Sah auch nach einem super dynamischen Gründer in Team aus in dem Bereich. Arbeitet ihr mit denen zusammen? Seht ihr die eher als Konkurrenz?

Alexander Kornelsen: Im Bereich Moorschutz gibt es keine Konkurrenz. Dann ist so viel zu tun, dass es von mir aus noch zig weitere geben kann. Ganz im Gegenteil sogar, ich träume noch von einem Startup Accelerator explizit für das Thema Moorschutz, weil es so viel zu tun gibt, die Mission to Marsch und auch Zukunft MOAR nicht erheben können. Und gerade Startups haben ja dieses Opportunity Mindset. Die sehen keine Probleme, die sehen Chancen. Und das ist so schön, wenn man denen sagt, pass mal auf, wir brauchen doch mal, wir haben diesen Rohstoff, was können wir damit alles machen? Da werden Startup-Gründer in den Support kreativ und schauen rum und Startups schaffen es auch, das Handle-Eye-Problem zu lösen. Das Thema, Wir brauchen einen Markt und wir brauchen ein Angebot, denn die kommen an Risiko-Apital ran und können auch mal was riskieren und dementsprechend kreative Dinge entwickeln. Und deswegen haben wir keine Konkurrenz.

Alexander Kornelsen: Es gibt auch viel zu wenige. Und inhaltlich ist es so, dass wir mit denen sehr gerne uns austauschen, auch was die Umsetzung angeht. Die machen sehr viel mit diesem Torfmoos, den ich angesprochen habe, also diese Anzucht von der Pflanze. Und da gibt es auch verschiedene Arten und Weisen, wie man die ausbringen kann. Und da sind wir einfach im Austausch und wünschen uns noch viel mehr Sumpfmenschen für unser Thema.

Zackes Brustik: Angenommen, es hört gerade jemand zu, Der oder die war vielleicht bisher Sustainability Manager und merkt, oh Mist, ich bin gerade in so einer Unternehmensgröße, die denken sich, juhu, wir sind jetzt bei der CSAD raus, können wir uns die Stelle wieder sparen. Oder vielleicht kommt es auch schon vor, gerade an der magischen Zwei-Jahres-Grenze im Unternehmen, merken, wow, es ging super viel für den Bericht, aber es geht sehr wenig mit Maßnahmen. Und dann scheinen sehr viele Sustainability Manager den Job zu wechseln. Und dann sagst du, hey, nehmt das doch als Gelegenheit, euch selbstständig zu machen. Was wären die wichtigsten drei Dinge, die man im Blick haben muss? Vielleicht so ein Fail, den du dir geleistet hast und zwei Schritte, wo du sagst, die sind essentiell, da wirklich nicht, zu den 20 Prozent zu gehören, die es schaffen.

Alexander Kornelsen: Also das Allerwichtigste für mich ist, dass diese Person sich bei mir direkt sofort meldet, denn wir haben für das neue Unternehmen, also die sind so richtig, wie ich meinte vorhin, das wird nicht im Rahmen der gemeinnützigen GmbH gemacht werden, weil gemeinnützige Unternehmen können keine Investoren ansiedeln. Für das neue Unternehmen ist uns die Geschäftsführerin aus gesundheitlichen Gründen vor Weihnachten abgesprungen. Sie hat gesagt, ich schaff das nicht, wir haben die ein Jahr lang ausgebildet, finanziert, die Sensorik entwickelt, aber jetzt haben wir keine Geschäftsführung mehr für das neue Thema. Haben jetzt aber gerade unser Auto privat verkauft, dass wir die 25.000 Euro Gründungskapital haben. Das heißt, wir haben ein Konzept,

Zackes Brustik: das Geld... Den Bus, mit dem ihr die Reise gemacht habt, habt ihr verkauft. Oh man, das hat weh getan.

Alexander Kornelsen: Ja, das ist sehr, sehr, sehr schlimm. Das ist unser Zuhause gewesen einfach für sehr lange Zeit. Das erste Kind ist da entstanden.

Zackes Brustik: Ha, da muss ich nachhaken. Kind? Ich dachte da war was. Das ging nicht.

Alexander Kornelsen: Erzähl ich gleich. Aber erstmal, diese Person kann sich gerne melden. Und grundsätzlich, wie gesagt, es gibt super viele Themen in dem Bereich Morschutz, wo man reingehen kann. Das kann technologisch sein, das kann Produkt sein, das kann Geschäftsmodell sein, das kann Politik sein, wo einfach Menschen, die Bock haben, was zu bewirken, sehr willkommen heißen werden. Denn weil das noch so ein Nischenthema ist, ist einfach das Potenzial da, noch seinen eigenen Weg zu finden und da rein zu gehen.

Zackes Brustik: Das war ein Schritt. Also bei dir melden, zweiter Erfolgsfaktor?

Alexander Kornelsen: Das ist, also auf jeden Fall ein diverses Team aufbauen. Also bei uns ist das, was ich gemacht habe, ist, ich bin bei den Creators for Future eingestiegen, weil die sind ein Netzwerk für Kreative, wo man seine Grafik-Skills oder Texting-Skills oder sowas spenden kann für den guten Zweck. Und da merkt man sehr schnell, es gibt gleichgesinnte Menschen aus der kreativen Ecke, die nicht eben Nachhaltigkeit studiert haben oder eben nicht im Garten von den Eltern groß geworden sind. Und man merkt, diese Fähigkeiten werden gebraucht. Und auch ganz langweilige, sorry für das Wort, aber Schreibtischarbeiten wie Steuern oder Buchhaltung werden im Bereich Nachhaltigkeit unbedingt gebraucht und die Zeit kann man spenden, Entweder über die Credits for Future oder über andere Plattformen, mal den kleinen Zeh reinzustecken, wenn man wirklich Lust auf das Thema hat.

Zackes Brustik: Das klingt ja jetzt alles nach einer Traumstory, ne? Also wir haben gehört, du hast die Liebe deines Lebens gefunden. Ich hab gerade rausgehört, das musst du jetzt noch erzählen. Ihr habt sogar schon ein Kind zusammen und das Startup läuft. Also irgendwo muss doch was schief gelaufen sein.

Alexander Kornelsen: Das was schief gelaufen ist, ist, dass diese Person weg ist.

Zackes Brustik: Ah, ok.

Alexander Kornelsen: Du musst dir vorstellen, du investierst, also ich habe jetzt mein erstes Gehalt bekommen vor zwei Monaten, ich habe alles investiert in diese Person.

Zackes Brustik: Nach vier Jahren das erste Gehalt?

Alexander Kornelsen: Mhm, Alles investiert, alle Infrastruktur aufgebaut und dann sagt diese Person, ne ich kann nicht mehr. Und da kannst du auch nichts sagen, musst sagen, das ist schmerzhaft. Und zwei Wochen vor Weihnachten, ich wollte endlich mal eine Woche frei machen, das ist nämlich Start-up-Life. Meine Frau und ich, Wir haben geheiratet, wir hatten keine Flitterwochen, wir hatten keinen Urlaub, wir haben das Kind, obwohl ich eigentlich dachte, dass ich keine Kinder haben konnte, was uns also sehr stark überrascht hat. Und Gründen und Kind bekommen ist mega mega mega hart. Also wir haben in dem Sinne keine Hobbys, keine Freizeit außer Moorschutz. Es kommt ein Segen natürlich, ein zweites Kind dazu. Also jetzt müssen wir wirklich mal aufpassen.

Alexander Kornelsen: Das Leben

Zackes Brustik: hat dich echt überrascht, würde ich sagen.

Alexander Kornelsen: Ja, aber das ist das, wo wir als Liebespaar unsere Tiefen durchmachen mussten und sehr intensiv und wo man sich auch wirklich gefragt hat, wie ist es so schnell passiert. Und dann halt so einen schmerzhaften Verlust als eine Mitarbeiterin zu haben, da haben wir einfach alles drauf gesetzt, weil wir gesagt haben, wir können das nicht gründen, machst du das? Das war zu viel auf eine Karte. Und das musste ich auffangen jetzt zwischen den Jahren. Und das hat jetzt funktioniert, zum Glück. Weil auch unser Team noch ein bisschen größer ist als nur diese eine Person, aber das war jetzt schmerzhaft. Und was ich jetzt gerade versuche, ist trotzdem das Vertrauen in Menschen zu haben. Also, weil ich bin jetzt gerade verletzt und es ist jetzt schon ein paar Monate her, aber immer noch, wenn ich jetzt eine Person finde und die sagt mir, ey Alex, ich hab mega Bock auf das Thema, gib mir das. Und dann sag ich halt, äh, ja, ähm, Bist du sicher? Und da möchte ich wieder rauskommen.

Alexander Kornelsen: Ich möchte dir wieder sagen, weißt du was, das passt zu dir, mach das doch. Ich gebe dir alles, was du brauchst, ich vertraue dir. Und dieses Vertrauen möchte ich wieder zurückgewinnen in die Menschen. Und auch Wenn wir ein Purpose-Unternehmen haben, einen Zweck haben, sind das die meisten, die Gefahr laufen auszubrennen, weil die keine Pause machen können. Weil sehr überspitzt, wenn wir das Thema Morschutz jetzt nicht machen, wer macht es dann? Und deswegen dürfen wir nicht versagen. Und das schwingt Tag und Nacht mit dir mit, zwischen der Beziehung, auch wenn das Kind in die Kita muss, die Kita fällt aus und du hast aber einen wichtigen Unternehmenstermin, wo es 100.000 Euro geht. Wie entscheidest du dich? Das ist ein Druck. Aber, und bei uns ist das das Privileg, Wie du gesagt hast, unsere Mission läuft gerade gut.

Alexander Kornelsen: Wir sprechen von einem Momentum und der Unternehmen wollen mit uns arbeiten. Die Menschen machen beim Morathon mit, Menschen gucken den Kinofilm. Das hilft uns dabei weiterzumachen. Und ich möchte den Dritten, was ich sagen möchte dann, es wird Fails geben, wie in jeder Sache, die du in deinem Leben machst. Aber solange du weißt, wofür du das tust, und das kann gerne der Schutz des Planeten sein, wirst du die Kraft finden, dich wieder aufzubauen. Und wenn nicht, such sie dir, denn die meisten sind am struggeln irgendwo und niemand hat alles verstanden. Und es ist okay, Fehler zu machen und hinzufallen.

Zackes Brustik: Super, super schöner Einblick. Vielen, vielen Dank für den persönlichen Einblick, weil ich glaube, du hast, ich meine, Geschichte steckt echt alles drin. In kürzester Zeit gemeinsam ein Startup gegründet, parallel überraschenderweise sozusagen noch eine eigene Familie gegründet und das in einem Bereich, wie du gesagt hast, wo man schon Gefahr läuft, in einen Activist-Burnout reinzulaufen. Aber natürlich gleichzeitig wisst ihr jetzt auch, warum ihr das macht und für wen ihr das macht. Bringt ihr jeden Morgen zur Kita. Also, super schöne Story und ich hoffe, die motiviert ganz, ganz viele Menschen da draußen, entweder in ihrem Job weiterzumachen und wieder motiviert ans Werk zu gehen, unabhängig davon, was die EU gerade treibt, denn die physikalischen Gegebenheiten zeigen sich ja von unseren regulativen Spielchen relativ unbeeindruckt. Der Klimawandel läuft weiter, es gibt genug zu machen. Sucht euch Verbündete, meldet euch bei Alex, falls ihr zufälligerweise Lust habt, so ein Startup aufzubauen, was die Sensorik angeht.

Zackes Brustik: Oder wenn ihr einfach nur vernetzen wollt, Anregungen sucht und einen kleinen Push braucht, der euch weiterbringt zu sagen, okay, jetzt lege ich nochmal eine Schippe drauf. Oder mache mich vielleicht sogar selbstständig im Bereich Nachhaltigkeit. Vielen, vielen Dank, Alex, für die rasante Folge.

Alexander Kornelsen: Sehr, sehr gerne. Vielen Dank, dass du mir so gehört hast.

Zackes Brustik: Schaut vorbei auf mission2marsh.org, also Mission, To, To und Marsh, M-A-R-S-H ohne C. Alles natürlich nochmal verlinkt in den Shownotes Und wenn ihr schon dabei seid in euren Browser rumzutippen Gebt auch gleich noch www.zackes.com/newsletter ein www.zackes.com/newsletter. Dann seid ihr im brandneuen Newsletter am Start. Heute Morgen ging schon die zweite Version raus. Da gibt es da nochmal Eindrücke. Wie gesagt, ich war ja gerade in Brüssel, was ich da aufgeschnappt habe bei den Menschen hinter den Panels manchmal. Und es gibt den Wrap-up, der Podcastfolgen und noch viele weitere spannende Ressourcen. Und damit bis zur nächsten Folge.

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