#75 Die Zukunft unseres Wassers - Autorin Carolin Stüdemann über ihr neues Buch.
Shownotes
Eigentlich hatte Wasser für mich immer nur eine Farbe - Blau. Aber wusstest Du, dass es auch grünes Wasser oder virtuelles Wasser gibt? Speziell letztere beiden sind in Bezug auf unsere Zukunft besonders relevant.
In dieser Folge erklärt mir Autorin Carolin Stüdemann, wieviel höher der Footprint von Flaschenwasser im Vergleich zu Leitungswasser ist. Oder wie Mikroorganismen den Einsatz von Industriekühlwasser nachhaltiger machen könnten. Denn Deutschland gehört zu den Ländern mit dem größten Wasserverlust - eine Herausforderung, die für uns als Gesellschaft höchst zukunftsrelevant und für viele Unternehmen geschäftskritisch ist.
Caro ist Geschäftsführerin von Viva con Agua, einer NPO, die sich für sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt. Offiziell ist ein Verein, inoffiziell eher ein beeindruckendes Impact-Phänomen und ein faszinierend umtriebiges Netzwerk.
Viva con Agua schafft es auf einzigartige Weise Tausende Menschen zum ehrenamtlichen Einsatz zu mobilisieren. Ihren Ansatz dabei bezeichnen sie als 'All Profit' Prinzip. Was es damit auf sich hat und warum gerade die Verbindung von Kunst und Kultur für die Wirkung ihrer Arbeit sowohl in Deutschland als auch im globalen Süden so wichtig ist, erklärt mir Caro ebenfalls in dieser Folge.
Links und erwähnte Ressourcen:
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Foto Credits: Papa Shabani
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Carolin Stüdemann: Wenn man diese Zahlen mal vergleichen würde, jedem Menschen Zugang zu Sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, bräuchte man ungefähr 110 Milliarden US-Dollar versus wie viel Geld ausgegeben wird für Flaschenwasser. Das ist doppelt so viel. Das heißt eigentlich, das Geld, was man gerade in Flaschenwasser steckt, als Einzelperson, wenn man das sozusagen anders einsetzen würde, könnte man eigentlich die Wasserversorgung überall deutlich verbessern und jeder Mensch hätte Zugang zu Sauberem Trinkwasser.
Zackes Brustik: In dieser Folge widmen wir uns gleich zwei Phänomen. Das erste Phänomen, Wasser, ganz speziell Süßwasser, einer der Bereiche, bei denen wir in den neun planetaren Grenzen schon tief im roten Bereich sind. Das heißt, bleibt dran, zu hören, was der Unterschied ist zwischen blauem Wasser, grünem Wasser oder virtuellem Wasser und warum gerade das Thema in Deutschland für ganz viele Industrien in den nächsten Jahren schon geschäftskritisch wird. Und das zweite Phänomen, Viva con Agua, eine Organisation, die es wie wenige andere schafft, Impact auf der einen Seite und Wirtschaftlichkeit auf der anderen Seite miteinander zu kombinieren und für die Arbeit in den letzten Jahren zahlreiche Preise abgeräumt hat, vom Deutschen Gründerpreis über den Baum Umweltpreis bis hin zum Bundesverdienstkreuz am Wanne für den Gründer und viele, viele weitere. Dort einzutauchen, freue ich mich auf meinen Gast in dieser Folge, Carolin Stüdemann, geschäftsführende Vorständin bei Viva Con Agua und frische Autorin des Buches Die Zukunft unseres Wassers. Nach dieser Folge hast du wirklich alle relevanten Fakten an der Hand, im Thema Wasser mitreden zu können und kriegst gleichzeitig einen tiefen Blick unter die Haube von einer Organisation, die wie es wenige andere schafft, tausende Menschen zu mobilisieren und für Impact zu fokussieren. Und damit herzlich willkommen bei Gewinne Zukunft, dem Nachhaltigkeits-Podcast der Pioniere und Professionals. Mein Name ist Zakkes, ich freue mich enorm, euch wieder mit an Bord zu haben.
Zackes Brustik: Und noch mehr freue ich mich, wenn ihr auch beim Newsletter mit an Bord kommt. Zackes.com/newsletter. Da bekommt ihr jeden Monat Anfang komprimiert, was gerade in der Community passiert ist, welche Themen gerade relevant sind und viele wertvolle weiterführende Ressourcen. Los geht's! Moin Caro, schön dich mit an Bord zu haben.
Carolin Stüdemann: Moin, moin und liebe Grüße aus Hamburg.
Zackes Brustik: Du hast ein Buch geschrieben, zusammen mit dem Wirtschaftsjournalist Rüdiger Braun, die Zukunft unseres Wassers. Warum müssen wir über Wasser reden?
Carolin Stüdemann: Wir müssen unbedingt über Wasser reden. Und das ist natürlich in meinem Buch sehr deutlich geworden. Da habe ich nochmal in zwei Jahren sehr tief recherchiert, gemeinsam mit Rüdiger, zu der globalen Wassersituation. Aber auch als Viva Con Aqua beschäftigen wir uns natürlich schon 20 Jahre mit Wasser und bringen Wasser immer wieder in den Mainstream. Denn wir müssen nicht nur über Wasser reden, sondern wir müssen auch aktiv werden für Wasser und Wasser, vor allem immer mehr wertschätzen. Weil Wasser ist die Grundlage des Lebens, Grundlage von allem und beeinflusst auch ganz, ganz viele Lebensbereiche. Natürlich die Gesundheit, Bildung, aber auch wirtschaftliche Entwicklung, wirtschaftliches Wachstum und Grundprozesse, auf die wir angewiesen sind und die wir manchmal gar nicht wissen, wie sehr sie von Wasser abhängig sind. Und ja, in meinem Buch, du hast es auch so schön in der Anmoderation gesagt, ist so einer der wichtigsten Erkenntnisse, dass die globalen planetaren Grenzen, die es auch für Wasser gibt, dass die schon überschritten sind und zwar tatsächlich seit 2022.
Carolin Stüdemann: Das heißt, wir müssen da auch dringend aktiv werden und handeln und uns engagieren. Aber es gibt auch, und das sind die guten Nachrichten daran, es gibt auch ganz viele Möglichkeiten, wie wir als Einzelpersonen, aber auch unternehmerisch oder auch politisch aktiv werden können, Veränderungen zu bewirken. Und das ist eigentlich der Hauptfokus.
Zackes Brustik: In dieser Folge werden wir da tief eintauchen. Einerseits, wie sieht unser Footprint aus, entweder individuell oder auch als Land oder Organisation. Auf der anderen Seite, wie können wir unseren Handprint steigern, Also wie können wir gemeinsam richtig viel bewegen? Wir starten erst mal mit den Fakten. Was ist mein Wasser-Footprint als Durchschnittsdeutscher?
Carolin Stüdemann: Schauen wir mal auf die individuelle Ebene. Wasserfußabdruck ist nicht das Wasser, was wir direkt nur mit dem Wasserhahn verbrauchen oder mit der Dusche oder den ganzen Haushaltsprozessen, sondern vor allem das gesamte virtuelle Wasser, also das Wasser, was wir verbrauchen durch die Produkte, die wir konsumieren. Und das sind sage und schreibe 7200 Liter pro Tag pro Person in Deutschland als Durchschnittswert. Das bedeutet, wenn ich morgens zum Beispiel meinen Kaffee trinke, verbrauche ich damit ungefähr 120 Liter Wasser pro Tasse Kaffee. Dann geht es weiter, je nachdem was ich frühstücke, wie fleischaufwendig mein Frühstück oder mein Abendessen ist, wie häufig ich mir eine neue Jeans kaufe. Das alles trägt dazu bei, unseren virtuellen Fußabdruck im Wasser zu steigern. Und das Spannende daran ist eigentlich, dass man sich das fast so vorstellen könnte, als würden Flugzeuge das Wasser von anderen Ländern nach Deutschland importieren für diese Produkte. Denn die meisten Produkte, die sehr wasseraufwendig sind, die werden importiert aus Regionen, zum Beispiel Baumwolle oder auch Mandeln oder so verschiedene.
Carolin Stüdemann: Die Avocado ist auch immer so ein klassisches Beispiel. Die sind wasseraufwendige Produkte, die aber in Regionen produziert werden, die häufig eher wasserärmer sind. Und damit wird dieses Wasser eigentlich noch zusätzlich nach Deutschland importiert.
Zackes Brustik: Das heißt, der unmittelbare Footprint im Sinne von Duschen, Waschen, All das, wo wirklich Wasser bei uns aus dem Hahn fließt, das sind 120 Liter am Tag. D.h., ich muss nur eine Tasse Kaffee trinken, all das virtuell schon erreicht zu haben. Dann brauch ich mir über so einen Duschpark-Kopfwerk gar keine Gedanken mehr machen.
Carolin Stüdemann: Nein. Ich glaube, Der große Hebel ist natürlich das virtuelle Wasser. Da können wir auch durch kleine Änderungen in unserem Alltag wirklich viel beeinflussen, weil wir schon zum Beispiel mit einem vegetarischen Tag die Woche 45.000 Liter Wasser im Jahr einsparen können. Ich glaube, das ist jetzt nicht so ein großer Einschnitt. Wenn man dann überlegt, dass man vielleicht sogar aktiv wird und die eigene Kantine für das Unternehmen überzeugt, einen vegetarischen Tag einzurichten, dann hat man natürlich einen großen Hebel da. Oder wenn in der Hotellerie oder Gastronomie es mehr vegetarische Angebote gibt, dann ist es natürlich auch attraktiv, dass noch mehr Menschen das umsetzen. Das heißt, da können wir in der Summe viele Liter einsparen. Gleichzeitig ist es schon so, dass Wassersparhähne einen großen Unterschied machen.
Carolin Stüdemann: Und wenn wir uns da vorstellen würden, alle Haushalte würden zum Beispiel auf Wassersparhähne umsteigen, dann verbrauchen die einfach deutlich weniger. Also pro Minute geht aus einem Duschhahn ungefähr 50 Liter durch und ein Sparhahn hat deutlich weniger Wasserverbrauch. Und das sind nur so kleine Aufsätze, die kann man sozusagen einfach überall direkt aufsetzen, hat gar keine Veränderungen im Duschverhalten oder im Duschgefühl und spart aber deutlich Wasser ein. Und deswegen empfehle ich das schon, das zusätzlich noch zu machen, genauso wie das Grauwasser zu nutzen, Wasser aufzufangen und einfach mehrfach zu verwenden.
Zackes Brustik: Man spart ja nicht nur Wasser, sondern auch Geld. Ich habe zum Beispiel eine Gastherme bei mir in der Wohnung, hier in meiner Hamburger Wohnung. Das ist ein Durchlauferhitzer. Da machen sechs Liter weniger beim Duschen einen riesen Unterschied bei meiner Gasrechnung am Schluss, wenn sie erhitzt werden. Also rundum sinnvoll und was spannend ist, was jetzt schon herauskam bei dir ist, wenn Unternehmen Wasser sparen, also macht sich extrem gut im CSRD-Bericht, würde ich sagen. Also spannend, dass die fleischfreie Kantine oder fleischarme Kantine nicht nur massiv CO2 mindert, auf Biodiversität einzahlt, sondern im besten Fall streicht man dann auch noch heraus, wie viel Wasserentsparung damit verbunden ist. Also super spannendes Thema. Zwei Sachen habe ich schon herausgehört.
Zackes Brustik: Virtuelles Wasser und jetzt hast du einmal kurz graues Wasser gesagt. Wie viele Farben hat das Wasser und Magst du die uns mal kurz erklären?
Carolin Stüdemann: Genau, das graue Wasser ist tatsächlich das, was zum Beispiel schon mal verwendet wurde beim Duschen. Und ich stelle es mir eigentlich langfristig so vor, dass wir das noch viel wertschätzender nutzen im Kreislauf. Dass zum Beispiel Wasser, was wir einmal zum Duschen genutzt haben, danach einfach das Klospülwasser ist. Denn gerade die Klospülung verbraucht auch pro Jahr 1000 Milliarden Liter Wasser. Nur in Deutschland, das kann man sich vorstellen, wenn man jetzt Badewannen nebeneinander rein würde, die Welt herum, kommen wir 120 mal die Welt mit den Badewannen, die wir nur für unsere Klospülung pro Jahr verbrauchen. Also das ist schon sehr, sehr viel Wasser. Da nutzen wir reines, das kostbarste Trinkwasser. Und da langfristig so Systeme zu haben, die einerseits bei der Klospülung schon noch mehr Wasser einsparen, aber dann sogar auch Grauwasser verwenden.
Carolin Stüdemann: Also Wasser, was schon einmal im Kreislauf war. Das ist natürlich irgendwie so deutlich wertschätzender im Umgang damit, weil wir sind es ja so gewohnt, dass wir jederzeit kostbarstes, reinstes Trinkwasser hier verwenden können. Aber wenn man sich das global anschaut, dann ist es eigentlich ein totaler Luxus, der bei uns aus der Leitung kommt.
Zackes Brustik: Dann gibt es auch noch grünes und blaues Wasser und schwarzes Wasser. Was ist da der Unterschied?
Carolin Stüdemann: Richtig. Also wow, du bist richtig gut vorbereitet. Ja, genau. Und die planetaren Grenzen, die haben tatsächlich diese Unterscheidung vorgenommen zwischen grünen und blauem Wasser. Und das blaue Wasser ist das gesamte Oberflächenwasser in Seen, in Flüssen, das was sozusagen direkt verfügbar ist für die Menschen. Weil wir immer denken, wir leben auf dem blauen Planeten, wir haben unfassbar viel Wasser. Es gibt da ja auch so spannende Kurzaufnahmen von einem Elon Musk, der über Berlin fliegt und lacht und sagt there is so much water. Also da ist manchmal dieser Trugschluss.
Carolin Stüdemann: Es gibt auch so extrem viel Wasser, aber es ist leider ein Trugschluss, denn wirklich verfügbare Süßwasser für die Menschen sind nur von 2, 5 Prozent Süßwasser, die es insgesamt gibt, sind es davon nur 0, 3 Prozent. Also eigentlich nur sehr, sehr wenig. Das zeigt, wie kostbar es ist, weil diese 97, 5 Prozent sind Salzwasser, also nicht verfügbar. Und dieses Salzwasser nimmt sogar eher noch zu durch den Abfluss von Süßwasser in Überflüsse direkt ins Meer. Und das wirklich verfügbare Süßwasser sind eben nur 0, 3 Prozent von diesen 2, 5 Prozent, also sehr, sehr wenig. Und das grüne Wasser, das ist das Wasser, was sozusagen zirkuliert. Das befindet sich in Pflanzen, in den Böden, gerade wenn man zum Beispiel bei biologischer Landwirtschaft ist das sehr deutlich durch diesen Humusaufbau oder durch bestimmte Bepflanzung ist es auch möglich mehr Wasser auch im Boden zu halten über die Wurzeln und das ist sozusagen das gesamte grüne Wasser, was sozusagen in den Pflanzen sich befindet.
Zackes Brustik: Jetzt hast du gesagt, wenig Süßwasser. Das Kuriose ist und ja, ich habe mich tatsächlich durch dein Buch durchgelesen und ich kann es nur jedem empfehlen, weil es super spannende Fakten drin sind, ist, dass wir in Deutschland und normalerweise denkt man bei Wasserknappheit, weiß nicht, an die Sahelzone, an Mexiko oder andere Länder. Aber tatsächlich haben wir hier in Deutschland ein Problem mit Süßwassersinn. Ganz vorne an der globalen Spitze in Bezug auf die sich verschärfende Situation. Wie kann das sein, wenn hier vor meiner Haustür die Elbe fließt, in den Alpen die Gletscher liegen und der Bodensee mittendrin. Warum haben wir Süßwasserknappheit?
Carolin Stüdemann: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Manche von euch, denen ist vielleicht aufgefallen, dass es zum Beispiel tatsächlich in dem ersten Quartal von 2025 auch wenig geregnet hat. Das ist ein Fakt. Also es verändern sich gerade einfach insgesamt diese gesamten Wetterbedingungen auch, dass Regen weniger ist und es dann aber eher zu Starkregenereignissen führt. Starkregen kann häufig nicht ganz so schnell absinken, auch ins Grundwasser. Das fließt dann häufig direkt über die Kanalisation oder über Flüsse ab, weil wir sehr viel Versiegelung haben. Das ist sozusagen ein Grund, wie immer Multikausal. Ich habe gehofft im Buch, dass ich immer nur so einen Grund und direkt eine Lösung finde, aber ich habe festgestellt, es gibt oft immer mehrere Zusammenhänge, die da so zusammenspielen.
Carolin Stüdemann: Also ein Grund ist tatsächlich die starke Versiegelung, die wir haben in den Städten, dass Wasser nicht mehr so leicht in den Boden versickern kann. Der zweite Grund ist, dass wir starke Gletscherschmelze haben durch den Temperaturanstieg. Vieles unseres Grundwassers ist in Gletschern gespeichert. Normalerweise ist das ein Kreislauf, das eine gewisse Menge Gletscherwasser abfließt. Dadurch auch zum Beispiel der Pegel in den Flüssen stabil gehalten wird, es genug Bewässerung für die Landwirtschaft gibt, auch die Industrie nutzt das viel. Und jetzt aber durch diesen Anstieg der Temperatur nimmt diese Gletscherschmelze total zu. Und das führt tatsächlich dazu, dass viel mehr Wasser abfließt als normal und dieses Wasser dann ins Meer fließt. Und es werden jetzt schon in den neuesten Studien, wird sogar schon ein gewisses Ungleichgewicht sogar in der Erdbewegung festgestellt, dass dadurch, dass mehr Wasser im Meer ist, sich auch Gewichtsverhältnisse der Erde verschieben und die Rotation ein wenig aus der Balance geraten ist.
Carolin Stüdemann: Also wirklich sehr faszinierend, wie sich das auf allen Ebenen zeigt. Und für Deutschland haben wir tatsächlich ein Problem, weil wir die letzten Jahre eine Politik betrieben haben der absoluten Entwässerung. Wir sind eigentlich über Jahrzehnte davon ausgegangen, wir haben eigentlich sehr viel Wasser und wir müssen das entwässern und fruchtbar machen für die Landwirtschaft. Und dadurch sind so zum Beispiel Moore in großen Teilen aufgelöst worden und insgesamt das gesamte Wasser, was auf dem Boden gehalten wird, ist nicht mehr so sehr verfügbar. Und wir haben tatsächlich zehn Milliarden Tonnen Grundwasser verloren. Und das ist ungefähr so viel wie der Müritzsee. Den kennen manche von euch, der ist an manchen Stellen so tief, dass wenn ich da mit meinem Ruderboot langfahre, kann ich meinen Anker nicht mehr auf den Boden lassen, weil wir da auch teilweise über 20 Meter Tiefe haben und auch sehr, sehr groß. Es fühlt sich ja nicht fast an wie so ein kleines Binnenmeer.
Carolin Stüdemann: Und diese ganze Menge an Grundwasser haben wir tatsächlich in Deutschland schon verloren. Und das ist in gewissen Regionen auch wirklich eine riesige Herausforderung für die Landwirtschaft, aber auch für die Industrie und auch für Privathaushalte, die dann in Sommermonaten sehr stark auch zum Wassersparen angehalten werden.
Zackes Brustik: Ich muss mal kurz zusammenfassen. Also was ich herausgehört habe, implizit, das hast du kurz gesagt, eigentlich ist die Natur ein geniales System. Die Gletscher wachsen im Winter und schmelzen im Sommer. Das heißt dadurch der Pegelstand auch im Sommer in den Flüssen groß genug, hoch genug, dass wir entweder Landwirtschaft betreiben können oder unsere Logistik auf den Flüssen betreiben können. Jetzt das Problem über die nächsten Jahre, erstmal der Pegelstand durchschnittlich höher, aber dann irgendwann halt mal plötzlich ganz niedrig, weil dann die Gletscher weg sind. Also langfristig ein echtes Problem. Wo entstehen wirklich die Probleme für nicht nur, ach ja, der Müritzsee ist weg, wir haben ja noch den Bodensee, das fühlt sich immer so abstrakt an als Deutscher, ne? Und wo entstehen da wirklich wirtschaftliche Probleme?
Carolin Stüdemann: Das betrifft eigentlich uns alle, weil das nicht nur in Deutschland so ist, sondern wir weltweit das Phänomen haben, dass Dürre einfach zunehmen und Großgrundwasser mehr schwindet. Das heißt, das ist etwas, was wir auch global angehen müssen. Und konkret in Deutschland ist es natürlich für die Industrie auch direkt für das Kühlwasser ein Riesenproblem. Und Gleichzeitig aber auch sehe ich das auch als Veränderungsfaktor, weil ich sehr spannende Beispiele gefunden habe, wie auch eine Umstellung auf ein anderes Kühlwassersystem total dazu beitragen kann, einmal mit Wasser viel sparsamer umzugehen und Wasser auch nicht durch den eigenen Produktionsprozess oder den ereignen sozusagen Industrieprozess zu verschmutzen, weil es häufig natürlich versetzt ist, das Wasser, damit es nicht gesundheitsschädigend ist.
Zackes Brustik: Dir geht es bestimmt oft für mir, wenn du mal im Ausland auf Preisen bist, dann fragst du dich, ob du hier das Leitungswasser sicher trinken kannst. Und auf Seite 149 von Karos Buch gibt's eine super Übersicht zu allen Ländern, in denen das Leitungswasser laut CDC sicher ist. Ich hab im Internet dazu noch eine super praktische Karte gefunden und die kriegst du in dem Willkommens-Newsletter, wenn du dich im Laufe des Aprils noch für den Gewinne Zukunfts-Newsletter anmeldest. ZAKKES.COM.NEWSLETTER.ZAKKES.COM.NEWSLETTER. Oder du fragst Caro einfach persönlich, denn am 10. Juli werde ich mit Bosch Climate Solutions den legendären Praxisaustausch nach Hamburg holen. Und zwar in die Villa Viva von Viva Con Agua. Ein kompletter Nachmittag für 25 Sustainability Manager.
Zackes Brustik: Komplett kostenfrei, richtig cooler, tiefgehender Austausch zu allen relevanten Themen, gerade wie zum Beispiel Omnibus. Und Caro wird am Anfang auch vorbeischauen und einen kurzen Input geben. Meldet euch an, wenn ihr interessiert seid. Den Link gibt es in den Shownotes. Da müssen wir kurz rein nochmal mit ein paar Fakten, die ich auch spannend fand. Also dann ergänzen wir mal kurz, wie viel brauchen wir Wasser in Deutschland? Trinkwasser eigentlich der kleinste Teil, so knapp 11 Prozent. 19 Prozent gehen in die Industrie, ganz viel für Kühlen oder für Prozesse und dergleichen. 70 Prozent Agrarwirtschaft.
Zackes Brustik: Das global betrachtet, glaub ich. In Deutschland ist die Relation noch mal anders.
Carolin Stüdemann: Genau, das ist global. In Deutschland und in Westeuropa ist dieser Industriebereich deutlich höher. Weltweit gesehen ist Landwirtschaft mit 70 Prozent der größte Wasserverbraucher.
Zackes Brustik: Und das Spannende ist, ich dachte immer, weil gerade eigentlich ja gute Neuigkeiten, der Kohleausstieg, der AKW-Ausstieg, eigentlich richtig, richtig gute Neuigkeiten für den Wasserverbrauch. Ich glaube, allein durch die wegfallenden AKWs haben wir, was waren es, 17 Prozent in der Wirtschaft an Wassereinsparung. Das Problem dahinter bei dem ganzen Kühlen, das fand ich, ich dachte mir immer, mein Gott, dann kühlen sie halt, dann ist der Pegel vielleicht ein bisschen niedriger, aber dafür ist das Wasser ja weder in Wolken und regnet ab. Aber nein, was ich erst durch dein Buch gelernt habe, ist, dass die Industrie das Wasser natürlich mit unglaublich vielen Zusätzen versieht, damit die Leitungen nicht verkalken, damit keine Keime mehr entstehen, keine Legionellen im Kühlturm oder dann über den Kühlturm in die Gemeinden umherum abregnet. Also auch schon spannend, ein Thema, was immer wieder kommt im Podcast, Zielkonflikte. Also wir müssen das Wasser versetzen, weil wir wollen nicht, dass die Gemeinden außen rum mit Legionellen beregnet werden. Dadurch aber ist dieses Wasser einfach unglaublich verunreinigt.
Carolin Stüdemann: Ja, da hast du total recht. Und wie schön wäre es, Lösungen zu finden, wo die Industrie ihr Kühlwasser haben kann, ihre Produktionswege umsetzen kann, aber das Wasser eben so im Kreislauf mit der Natur nutzt, dass es nicht durch Zusätze versetzt ist, die das Wasser langfristig verschmutzen, sondern ich habe Lösungen gefunden, zum Beispiel von Start-ups, die auf bakterielle Lösungen setzen, die die gleichen Effekte haben, aber dadurch natürlich abbaubar sind, langfristig, sodass das Wasser danach normal weiterverwendet werden kann und zusätzlich es auch sogar ökonomische Vorteile hat, weil weniger Wasser verwendet werden muss. Und dann finde ich, wenn es solche Lösungen gibt, die sogar einen ökonomischen Anreiz schaffen, eine Umstellung zu machen, weil ich kenne selbst als Geschäftsführerin, man muss sehr häufig schwierige Entscheidungen treffen und sich immer fragen, welche großen Veränderungsprozesse lohnen sich auch für unser Unternehmen? Wie können wir die Arbeitsplätze sichern, unsere Zukunftsfähigkeit sichern? Und da sind dann natürlich Lösungen, die auch ökonomisch sinnvoll sind, weil ich damit langfristig sogar finanzielle Einsparungen habe oder deutlich geringere Energiekosten, sind natürlich auch ein Anreiz für ein Unternehmen, auch so große Veränderungen umzusetzen, weil ein Veränderungsprozess natürlich immer auch aufwendig ist und gemanagt werden muss. Und da ist es beim Kühlwasser auf jeden Fall so, dass es da Möglichkeiten gibt und auch Unternehmen natürlich irgendwo auch verändern müssen, weil es auch ein Risiko wird. Mangelndes Kühlwasser, in vielen Regionen einfach nicht mehr so zugänglich. Auch unklar, wie sich da auch natürlich die Kostenstruktur entwickeln wird bei zukünftig knapperen Wasserressourcen. Ich mag eigentlich gar nicht bei Wasser so gerne über eine Ressource reden, weil eigentlich ist es nicht die Ressource, sondern eine Lebensquelle. Aber wird natürlich häufig als Ressource auch genutzt.
Carolin Stüdemann: Und wenn wir das in dieser Umstellung hinbekommen, dann können wir da auch sozusagen über unternehmerische Entscheidungen einen richtigen Unterschied machen.
Zackes Brustik: Nur kurz, falls der ein oder andere Sustainability Manager hier gerade zuhören und denkt, oh wir haben Kühlwasser, vielleicht wäre so eine Umstellung spannend. Sag doch mal kurz den Namen des Startups, das da dran forscht und woran es bisher noch scheitert.
Carolin Stüdemann: Das ist das Heidelberger Startup Blue Activity und die arbeiten eben mit Mikroorganismen statt mit ansonsten ist es häufig Ölbasieren, Erdölbasieren, wie die gesamten Zusätze sind.
Zackes Brustik: Und ich glaube das Fatale ist, dass das tatsächlich mal eine Lösung ist, wo die Wirtschaft schon Interesse hat, wo es tatsächlich kostengünstiger ist, das zu nutzen im Vergleich zu den bisherigen Prozessen. Aber es scheitert an der deutschen Bürokratie bisher, weil die Behörden nicht tief genug im Thema stecken oder sich nicht intensiv damit genug beschäftigen. Und wenn ich das richtig verstanden habe, die Genehmigungsverfahren sich einfach extrem ziehen.
Carolin Stüdemann: Ja, das ist teilweise so und deswegen umso wichtiger, dass wir immer wieder überall Best-Practice-Lösungen zeigen und zeigen, wo es schon richtig gut funktioniert, dann vielleicht auch diese Geschwindigkeit noch mal mehr anstoßen zu können.
Zackes Brustik: Deutschland und auch außerhalb, ich glaube, das ist ein Thema, was sich in deinem Buch durchzieht, ist, Wasser ist ein sehr begehrtes Gut. Manche machen Geld damit, andere nicht. Und das ist genau das Thema, wo im Prinzip die ganzen Konflikte vorprogrammiert sind, oder?
Carolin Stüdemann: Da triffst du es auf den Punkt. Wasser ist ein sehr begehrtes Gut und selbstverständlich, weil es natürlich das Leben, das Zusammenleben sichert. Es ist unfassbar, insgesamt Frieden stiften, es schützt die Gesundheit und Wasser ist so existenziell, dass es einfach von uns allen Menschen jederzeit für jedes Leben einfach notwendig ist. Und das macht es in diesem sehr kostbaren, macht es das natürlich auch immer wieder attraktiv für Möglichkeiten der Profitnutzung für Wasser. Aus meiner Sicht darf der Zugang zu Wasser nie von Gewinneinteressen abhängig sein, weil es ist ein Gemeingut und sollte jedem Menschen zugänglich sein. Seit 2010 ist es auch als Menschenrecht anerkannt von der UN. Das war tatsächlich auch schwierig, das umzusetzen, weil wenn es als Menschenrecht anerkannt ist, dann bedeutet es, dass es die Staaten Verantwortung ist, dieses Menschenrecht auch wirklich in die Wirklichkeit zu bringen und umzusetzen. Und das wurde aber 2010 erreicht, was ein riesen Vorstoß war.
Carolin Stüdemann: Tatsächlich wurde jetzt auch erreicht, dass es eine gemeinsame, übergreifende, globale Wasserstrategie gibt. Also wie gehen wir mit Wasser Wie machen wir Wasser verfügbar? Weil noch immer 2, 2 Milliarden Menschen keinen gesicherten, zuverlässigen Zugang zu Wasser haben. Also da ist sozusagen einerseits das, wo wir hinwollen und das Zielbild. Gleichzeitig sind die Fortschritte, Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, sehr sehr schleppend. Also wir müssten unser Tempo, ja es gibt ja diese Sustainability Goals, also die SDGs und SDG6 wollen wir bis 2030 erreicht haben. Also jeder Mensch Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung und das müssten wir unser Umsetzungstempo vervierfachen. So, das ist sozusagen einerseits die globale Zielsetzung und auch da etwas, wofür Viva Can Agua total viel eintritt. Wir ermöglichen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser durch Brunnenbau, durch die Aktivitäten.
Carolin Stüdemann: Also unser Hauptziel ist es ja, Spenden zu generieren für diese Wasserprojekte. Und da sind wir sehr, sehr aktiv. Und parallel dazu beobachten wir aber auch immer, und das findet sich auch in meinem Buch, natürlich auf der einen Seite Privatisierungsbewegung, also dass die kommunale Wasserversorgung privatisiert wird. Das ist sozusagen ein Faktor. Und ein anderer Faktor ist, dass einfach Wasserrechte sich gesichert werden über viele, viele Jahre von, sei es so riesigen landwirtschaftlichen Konzernen oder großen Industrien oder auch gewissen Einzelhändlern, die dann sozusagen diese Wasserrechte kaufen und damit sich die Wasserpreise sichern über einen sehr langen Zeitraum, auch Zugriffsrechte auf das Wasser haben und dann Wasser gewinnen bringen, weiterverkaufen oder auch damit spekulieren.
Zackes Brustik: Da wollte ich gerade mal reingucken, weil Wasser scheint so the big business zu sein. Also drei Themen, auf die du gerne eingehen kannst. Das eine ist, von Berlin bis Bolivien ist so die Privatisierung von der Wasserversorgung, egal auf welchem Teil man in der Erde ist, ist anscheinend immer eine schlechte Idee und ist immer nach hinten losgegangen. Das kannst du gerne mal kurz erzählen. Trotzdem sind die Unternehmen da unglaublich heiß drauf, weil es Big Business ist. Gleichzeitig auch spannend, Ich glaube, du hast es in deinem Buch geschrieben, eine der schnellst wachsenden Branchen weltweit überhaupt ist das Abfüllen von Wasser in Flaschen. Und auch spannend, es gibt jetzt mittlerweile auch schon das eine oder andere Unternehmen, ich glaube, was war es? CME, die Wasser schon im Nasdaq an die Börse gebracht haben. Also wir sind wirklich auf dem Weg dazu, dass Wasser das Gold der Zukunft wird.
Zackes Brustik: Magst du mal kurz in alle drei Bereiche reinleuchten?
Carolin Stüdemann: Die sind wirklich sehr beeinigt, muss man diese Felder wirklich separat voneinander betrachten, weil es einfach unterschiedliche Formen sind, wie Wasser gerade genutzt wird und auch mit Gewinninteressen verbunden ist. Also gehen wir mal auf das erste Thema ein, Privatisierung von kommunaler Wasserversorgung. Das ist tatsächlich in Berlin gescheitert. Also Berlin hatte eine Zeit lang eine privatisierte Wasserversorgung mit dem Ziel, das sind häufig kurzfristige Ziele, dass kurzfristig die Gemeindekassen, die Stadtkassen mehr Gelder zur Verfügung haben durch den Verkauf des Wassers oder der Wasserrechte. Und dann wird das Wasser von Konzernen oder von Unternehmen bereitgestellt an die Kommunen. Und sozusagen der gesamte Wasserzyklus, der da benötigt ist von Abwasserreinigung, wie Wasserbereitstände für die Haushalte, ist dann sozusagen in privatisierter Hand. Die These war, warum das viel gemacht wurde, dass das deutlich effizienter ist, wenn das unternehmerisch gemacht wird, weil die Behörden zu langsam sind, vielleicht nicht effizient genug. Und was sich aber jetzt zeigt, wenn man alle Privatisierungen mal übereinanderlegt und guckt, was waren jeweils die Effekte, haben sich diese positiv gewünschten Effekte tatsächlich eigentlich nicht eingestellt, sondern es hat sich gezeigt, das Wasser ist teurer geworden für den Endkonsumenten.
Carolin Stüdemann: Bei allen Privatisierungen international gesehen, sehr häufig sind die Wasserrechnungen deutlich gestiegen für den Einzelverbraucher, während aber die Wasserqualität deutlich gesunken ist, weil nicht mehr so stark investiert wurde in Leitungsnetze, auch in langfristige Entscheidungen, weil man kann sich das so vorstellen, so ein gesamtes Wassersystem, so eine Wasserversorgung, da lassen sich natürlich kurzfristig Entscheidungen treffen und auch Quartalsberichte anschauen und auch quartalsweise die Gewinne potenziell steigern, Aber das System an sich ist sehr langfristig, weil Grundinvestitionen in das gesamte Leitungsnetz zum Beispiel, die amortisieren sich erst nach wahrscheinlich 15 bis 20 Jahren. Das heißt, ein Unternehmen, das eher kurzfristig Gewinne erzielen will, wird keine Großinvestition in die Kanalisation machen, damit es besser für Starkregenereignisse vorbereitet ist oder für Dürreperioden oder damit die Stadt mehr als Schwammenwirkung wirkt, also dass Wasser sozusagen auch zwischengespeichert wird etc. Das sind halt alles so Investitionen, die eine langfristige Planung erfordern und das wurde häufig nicht mehr gemacht. Das heißt, es ist sehr viel Wasser versickert, die Qualität ist deutlich schlechter geworden, dann wurden Chemikalien mit dem Wasser versetzt, es sozusagen wieder trinkbar zu machen. Aber das war eigentlich immer ein Verlust für die Gemeinden. Und in 350 Städten hat das dazu geführt, dass die Privatisierung auch wieder zurückgenommen wurde. Also ein großer Gewinn auch von zivilgesellschaftlichem Engagement. Menschen haben sich engagiert und gesagt, nicht mit uns.
Carolin Stüdemann: Das Wasser gehört uns als Gemeinde. Und die haben das dann rückgängig machen können, teilweise echt zu hohen Preisen. Und aber international sieht man schon, dass es auch weiterhin Trends der Privatisierung gibt, wo Wasserversorgung auch eben in unternehmerischer Hand gegeben wird. Was ich aber nicht empfehlen kann, Wasser ist das Gemeingut.
Zackes Brustik: Das heißt, es hat sich im besten Fall in den Gemeinden schon rumgesprochen, das privatisieren keine gute Ideen, wenn man es vermeiden kann, weil man es in der Regel dann nach ein paar Jahren viel zu teuer wieder zurückkauft. Also haben die Unternehmen noch einen anderen Bereich im Blick, wo sie richtig Business machen können. Abfüllen von Wasser oder auch in Kalifornien gibt es einen richtigen Run darauf, Grundstücke mit Quellen den Bauern abzukaufen. Also das heißt, man kann in anderen Bereichen noch richtig Geld drucken.
Carolin Stüdemann: Ja, was interessant ist, Mineralwasser hat einfach eine sehr hohe Marge in der Abfüllung. Da lassen sich an sich auch gute Gewinne erzielen. Jetzt ein kleiner Disclaimer, auch Vivocon Aqua hat ja ein Mineralwasser.
Zackes Brustik: Da wollte ich gerade drauf zurückkommen, aber bevor wir das machen, weil da reden wir nämlich über alles, was ihr macht, erklär mal noch kurz, warum die Dimarschis so hoch ist.
Carolin Stüdemann: Das ist tatsächlich ungefähr 30 Prozent und da wird ja einfach Grundwasser auch natürlich abgefüllt, genutzt und dann aber teilweise durch diese zentralisierte Abfüllung, gutes Beispiel ist das Marsch Vittel, die auch wirklich in Kritik geraten sind, weil sehr hohe Abfüllungsmengen an einem Standort erfolgen, was dann insgesamt dazu führt, dass das Grundwasser dort deutlich sinkt. Und dieses Wasser wird dann transportiert an alle Ecken und Enden der Welt. Das heißt, gerade beim Mineralwasser, also man kann nicht nur empfehlen, Leitungswasser zu trinken. Und wenn jemand gerne Mineralwasser trinken will, dann sollte man da wirklich auf regionale Abfüllung achten. Und am besten auch eher auf kleinere Quellen setzen, damit das Wasser sich auch immer wieder regenerieren kann. Und sozusagen wieder aufgefüllt werden kann, das Grundwasser, über den normalen Wetterprozesse. Das ist aber teilweise nicht der Fall, sondern das ist eher der größte Teil des Mineralwassers, was abgefüllt ist, in großen zentralisierten Quellen, in Plastikflaschen. Es entsteht unfassbar viel Müll und das Geld, was Privathaushalte für Wasser verwenden müssen, weil es eben keine gute, dann keine gute saubere Trinkwasserversorgung vor Ort gibt oder weil das Marketing natürlich auch toll ist, indem gesagt wird, nee, Flaschenwasser ist viel gesünder oder viel besser.
Carolin Stüdemann: Das sorgt natürlich dann dafür, dass sehr viel Geld für Flaschenwasser ausgegeben wird. Und wenn man diese Zahlen mal vergleichen würde, jedem Menschen Zugang zu Sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, bräuchte man ungefähr 110 Milliarden US-Dollar versus, wenn man wie viel Geld ausgegeben wird für Flaschenwasser, sind es doppelt so viel Geld. Das heißt eigentlich, das Geld, was man gerade in Flaschenwasser steckt, Als Einzelperson, wenn man das sozusagen anders einsetzen würde, könnte man eigentlich die Wasserversorgung überall deutlich verbessern und jeder Mensch hätte Zugang zu Sauber- und Trinkwasser.
Zackes Brustik: Da kommen wir jetzt zu eurer Kernvision als Viva con Agua. Und das Kuriose ist, das hast du jetzt nicht gesagt, Flaschenwasser braucht 110 mal mehr Energie als Leitungswasser. Plus es verbraucht irgendwie 600 Milliarden Plastikflaschen weltweit. Also eine riesige Anzahl von denen vermute ich der allerallerkleinste Teil Recyclingflaschen sind. Also das heißt auch ein riesiger Bereich für Würtchen, Oil und Plastik. Also eigentlich eine große Umweltsauerei. Lustigerweise mischt ihr da munter mit, weil ihr habt ja ein Gemeinschaftsgeschäft mit den, sagen wir nochmal, den Brunnenbetreiber.
Carolin Stüdemann: Ach, wir haben mehrere Abfüllstandorte tatsächlich, die Regionalität sicherzustellen.
Zackes Brustik: Aber das heißt, ihr verkauft Flaschenwasser. Warum?
Carolin Stüdemann: Also, wir nutzen das als Flüssigflyer, weil wir über die Etiketten generell darauf aufklären können, dass Menschen weltweit keinen Zugang zu Wasser haben. Dazu inspirieren, sich auch zu engagieren für Wasser. Aber das Besondere ist, dass die Gewinnausschüttung für die Gemeinnützigkeit verwendet wird. Und das ist halt der große Unterschied. Also das ist wie durch den sehr einfachen Produktkauf kann man da niedrigschwellig die Vision Wasser für alle mit unterstützen. Und das ist natürlich ein großer Unterschied zu, das Wasser wird verkauft, Gewinne, nur reine Gewinne zu erzielen, sondern hier werden die Gewinne eben für das Gemeinwohl genutzt. Und gleichzeitig klären wir aber auch immer mal wieder in Gesprächen darüber auf, dass Leitungswasser eine sehr gute ökologische Alternative ist. Da werde ich nicht müde, auch bei jedem Panel oder bei jeder Keynote immer wieder zu unterstreichen.
Carolin Stüdemann: Und wir haben auch einen Wassersprudler. Also auch Leitungswasserlösungen bieten wir mit an. Wir haben für uns auch ganz klar, dass wir nur in Märkten agieren, wo es auch ein Recycling-System gibt und dass wir größtenteils auf Glasflaschen setzen und nicht auf PET. Das sind so ein paar Anpassungen, die wir vorgenommen haben. Und das Grundziel muss sein, weltweit den Mineralwassermarkt zu schrumpfen, dass insgesamt weniger Mineralwasser getrunken wird. Und unser Ziel ist natürlich trotzdem, unseren Marktanteil in diesem schrumpfenden Markt trotzdem zu vergrößern, weil wir dann die Gewinne umschichten können für die Gemeinnützigkeit.
Zackes Brustik: Ich finde das super spannend. Das ist wie ein anderer Gast, den ich zu Gast hatte, Hans Dietrich Reckhaus, der Insektenfallen für den Hausgebrauch macht und er ist auch explizit im Markt geblieben, weil er gesagt hat, ich kann natürlich meine Maschinen verkaufen, aber dann macht der Wettbewerber damit Mist. Ich nutze sie hingegen, wandle sie zu einer insektenfreundlichen Variante und nutze die Werbefläche, die ich habe im Regal, aufzuklären. Das heißt, einen ähnlichen Ansatz habt ihr. Dadurch, dass wir im Markt mitmischen, können wir ihn verändern, können wir aufklären. Eure Mission dahinter ist ja aber eine ganz andere, als jetzt einfach nur aufzuklären und Wasser zu verkaufen, sondern, und da kommen wir zu den sozialen Aspekten, der sozialen Nachhaltigkeit von Wasser, ihr versucht vor allem dort überall Impact zu erzielen, wo die Menschen nicht wie wir 120 Liter feinstes Leitungswasser zur Verfügung haben. Magst du uns das mal erklären, warum das so ein relevantes Thema in den SDGs ist?
Carolin Stüdemann: Ja, es ist so relevant, weil es eigentlich alle Lebensbereiche betrifft. Und deswegen sind wir als VIVA Con Aguada auch schon 20 Jahre mit dabei, mit der klaren Vision Wasser für alle, weil wir einfach fest davon überzeugt sind und auch jedes Mal in unseren Projekten sehen, wie sich das Leben von Menschen grundlegend verändert. So ein Beispiel frisch aus Uganda, da gibt es einfach einige Gebiete, die sind sehr, sehr trocken. Und da leben Menschen, die teilweise migriert sind, zum Beispiel aus dem Sudan, und dort einfach richtig eingeschränkt bis keinen Zugang zu Sauber- und Trinkwasser haben. Und da einen Brunnenbau oder Handpumpen umzusetzen, bewirkt einfach, dass die Kinder dauerhaft zur Schule gehen, weil sie nicht kilometerweit zur nächsten Wasserquelle laufen müssen und dann teilweise oft aus so offenen kleinen Seen oder so kleinen Wasservorkommnissen das Wasser holen müssen, sondern geschütztes Grundwasser nehmen können, was gesundheitlich unbedenklich ist. Das heißt, die Kinder gehen dauerhaft zur Schule, die Gesundheit ist geschützt, also gerade Kindersterblichkeit ist ein Riesenthema bei verunreinigtem Wasser. Das heißt, dem können wir präventiv entgegenwirken.
Zackes Brustik: Das fand ich richtig faszinierend, weil du schreibst, also faszinierend wirklich im schlimmen Sinne, dass mehr Menschen an verunreinigten Wasser sterben als durch Kriege.
Carolin Stüdemann: Durch kriegerische Auseinandersetzungen, Ja. Das ist natürlich wirklich erschreckend, wie viele Menschen das betrifft und gerade im Kindesalter sind wir Menschen natürlich besonders vulnerabel auch für verunreinigtes Wasser. Und wenn man sich auch mal vorstellt, eine Geburt als Frau ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser umzusetzen, ist glaube ich für uns gar nicht vorstellbar.
Zackes Brustik: Das heißt, es geht im Endeffekt gar nicht darum, jetzt einfach nur Brunnen zu bohren, sondern das fand ich auch faszinierend, also Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene, das ist so der Dreiklang, den man bearbeiten muss, oder?
Carolin Stüdemann: Genau, es hängt ganz, ganz eng zusammen und es geht für uns auch darum, Schulen zu versorgen, Krankenhäuser zu versorgen, damit einfach dort überall, wo wirklich reines Trinkwasser zwingend erforderlich ist, eben dieses Wasser zugänglich ist. Und das hat dann eben diese Effekte für den langfristigen Gesundheitsschutz, Reduktion Kindersterblichkeit oder generelle Sterblichkeitsrate. Und das hat aber auch wieder, wir sind ja auch, wenn wir auf eine wirtschaftliche Perspektive gucken, ist Wasser auch unfassbarer Entwicklungstreiber. Einmal für die Berufstätigkeit, insbesondere von Frauen, weil Frauen in vielen Ländern auch verantwortlich sind dafür, das Wasser für die Familien zu holen. Die können dann sich selbstständig machen oder beruflichen Tätigkeiten nachgehen, weil sie deutlich mehr Zeit zur Verfügung haben. Und aber auch, wenn wir sehen, wie viel Wasser auch natürlich für Landwirtschaft genutzt wird, für Industrie genutzt wird, dann ist das auch ein wirtschaftlicher Boost für die Länder, wenn sie viel mehr Zugang zu sauberem Wasser haben oder Wasser besser fördern können. Und auf dem afrikanischen Kontinent zum Beispiel sind erst 20 Prozent des Grundwassers wirklich erschlossen. Das heißt, da gibt es eigentlich noch riesige Potenziale.
Carolin Stüdemann: Und da sind wir sehr aktiv. Wir haben zum Beispiel auch in Äthiopien, in der Amhara-Region ein riesiges Brunnenbohrgerät, was dort immer an verschiedenen Standorten direkt den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht durch ebenso Tiefbrunnenbohrungen, weil das Grundwasser teilweise sehr, sehr tief in der Erde ist. Da kommt man mit so normalem Gerät gar nicht dran, sondern da braucht man richtig große Maschinen. Und dann aber eng mit den Gemeinden vor Ort zusammenzuarbeiten, damit die Verantwortung dann auch dort liegt, das Wasser langfristig dort zu schützen, die Reparaturen umzusetzen, auch eine gewisse Wassergebühr einzunehmen, damit Reparaturen auch wirklich finanziert werden können. Also uns ist es immer total wichtig, dass es dann auch langfristig und nachhaltig ist.
Zackes Brustik: Grundsätzlich heißt das einerseits, wenn in Afrika riesiges Potenzial, also in verschiedenen Regionen in Afrika, riesiges Potenzial noch an Grundwasser heranzukommen. Gleichzeitig aber muss man auch das ganze Sanitärthema mitdenken, weil wenn die Leute keine Sanitäranlagen haben, sondern ihre Notduft in der Landschaft verrichten müssen, dann verunreinigt das sozusagen das Oberflächenwasser und das ein riesiges, riesiges Problem eben für die ganze Keimbildung und so weiter. Daher die hohe Sterblichkeitsrate.
Carolin Stüdemann: Richtig.
Zackes Brustik: Der Blick unter die Haube bei euch. Also das macht ja wirklich Viva con Agua aus, dass eben Kunst, Kultur, Impact und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut bringen. Gerade auch hier in Deutschland. Ich glaube, Weltweit habt ihr über 15.000 Menschen, die eure Mission unterstützen, ganz ganz viele davon natürlich hier, ausgehend aus eurem Ökosystem in Hamburg. Wie entscheidend ist bei euch das Thema Kunst und Kultur, Kultur auch im Sinne von menschlicher Haltung? Also Wie bringt man das an den Start?
Carolin Stüdemann: Gute Frage. Ich glaube, das Allerwichtigste ist für uns, dass wir sehr community-based sind, dass wir einfach viele Menschen gewinnen wollen, die mit uns gemeinsam an dieser Vision arbeiten und sich dafür einsetzen und dass das aber immer auf einen positiven Weg geht. Es geht eigentlich immer darum, auch zusammen eine schöne Zeit zu haben, über die starke Gemeinschaft, über starke Beziehungen etwas zusammen zu bewirken. Und das ist so unser Kernansatz. Und deswegen versuchen wir, und Kunst und Kultur ist eigentlich wie die Plattform, wie das, womit wir es machen, sozusagen die Methodik dahinter oder der Weg, weil es natürlich viel, viel emotionaler ist, wenn wir, ich meine jeder von uns war doch schon mal auf einem Konzert, wo wir total berührt waren durch die Lyrics des Musikers, durch die gesamte Atmosphäre, durch das gemeinsam in dieser großen Menschenmenge stehen Und diese emotionale Verbindung, wenn wir es schaffen, diese emotionale Verbindung zwischen uns Menschen auch übergeordnet mit dem Thema Wasser hinzubekommen, dann sind wir natürlich nochmal ganz auf einer viel tieferen Ebene damit verbunden und wollen uns auch noch stärker dafür einsetzen, weil eigentlich nur das, was Menschen wirklich lieben und womit sie sich verbinden können, wollen sie sich auch dafür einsetzen, es schützen, es sozusagen weitertragen, was sie begeistert, was bleibt in Erinnerung, das sind ja genau diese besonderen Momente. Und Es ist wahrscheinlich nicht so sehr der eine Fachvortrag oder nochmal alle Fakten runterzubeten, sondern es ist schon diese Aktivierung. Uns ist aber wichtig, dass nach der Aktivierung dann auch irgendwann eine Sensibilisierung erfolgt. Wir nutzen dann ganz viel diese Großveranstaltungen, Musik, Kunst.
Carolin Stüdemann: Wir haben auch viele MusikerInnen, die echt durch ihre Ansagen auf den Bühnen total viele Menschen erreichen, als Vorbild. Wenn die sagen, wir setzen uns für Vivo Con Aqua ein oder wir haben jetzt beim Water is the Human Right Shooting mit Vivo Con Aqua mitgemacht, von Billie Eilish bis Ed Sheeran und Sting, wir sind alle dabei, dann hat das natürlich eine riesige Strahlkraft und mobilisiert noch mal viel mehr Menschen. Dann aber auch sozusagen den Hintergrund zu liefern, warum ist das Engagement wichtig, was bewirkt das Engagement. Das ist dann sozusagen der zweite Schritt, der total wichtig ist, damit dann Menschen auch das Gefühl haben, wenn ich mich hier einbringe, meine Zeitspende, mein Geld spende, dann hat das auch wirklich einen langfristigen Effekt und deswegen spielt das so zusammen.
Zackes Brustik: Gleich zwei Fragen, die da folgen. Das eine ist, ihr mobilisiert unglaublich viele Menschen. Das heißt, ihr macht ja was, ihr steuert ja nicht alles. Das heißt, ihr sagt nicht nur bitte Geld her und vielen Dank, sondern ihr lasst ihr auch ganz viel selbst beitragen zu der Mission. Wie schafft ihr es, eine Balance zu halten zwischen, ihr gebt sehr viel Raum für Selbstorganisation, es zahlt aber trotzdem in hoher Qualität auf eure Mission ein?
Carolin Stüdemann: Ja, ich glaube, wichtig ist natürlich, dass diese Vision so klar ist. Was ist der Kern von allem, was wir tun wollen? Und das steckt ja sogar schon im Namen Viva con Agua spanisch, also so wirklich das Leben mit Wasser, dass das Wasser so das verbindende Element von allem ist, ist glaube ich total wichtig. Und dass natürlich die Menschen, die auch hier teilweise durch eigene Aktionen viel Verantwortung übernehmen, dass die dann auch schon an verschiedenen Veranstaltungen selber teilgenommen haben oder so ein Gefühl dafür haben, was passt denn eigentlich gut zu, wie Walk on Aqua Oder was könnte eine tolle Kunstmusikaktion sein? Oder eine tolle Spendenaktion, die wirklich etwas bewirkt? Und ich glaube, es ist auch okay, wenn es manche Aktionen gibt, die vor allem dann die Gemeinschaft stärken und vielleicht im ersten Schritt noch nicht so viele Spenden generieren, weil es aber dazu führt, dass die Gruppe, die sich zusammen engagieren will, dass die enger zusammenwachsen und dass die merken, wir funktionieren gut als Team, sozusagen als Gruppe, wir verbinden uns mit der Vision und wir machen dann einfach verschiedene Formate und manche klappen richtig gut und andere, da hatten wir einfach eine gute Zeit als Gemeinschaft und sind sozusagen motiviert, dann wieder weitere Spendenformate umzusetzen. Das wirkt so ein bisschen zusammen. Und aber aus einer unternehmerischen Sicht, ich spreche auch hier als Geschäftsführung, die natürlich sehr eng guckt, wie sind unsere Prozesse bestmöglich organisiert, wie sind wir schlank, wie sind wir effizient, wie kontrollieren wir auch immer wieder unsere Zielerreichung. Und das ist natürlich der Unterschied zwischen Hauptamt und Ehrenamt. Im Ehrenamt oder im Engagement bekomme ich kein Geld dafür, sondern meine Währung ist die Gemeinschaft, die Inspiration, mein Beitrag für etwas Größeres Ganzes. Und das muss sich natürlich inspirierend anfühlen und ich muss das Gefühl haben, ich bin selbstwirksam.
Carolin Stüdemann: Das ist im Engagement sehr wichtig. Aber im Hauptamtlichen haben wir schon auch als Gesamtteam den Anspruch, immer wieder zu überprüfen, was ist das, was wir tun und welche Wirkung hat das konkret für unsere Projekte. Und alles, was zu viel Koste, zu viel Zeit, Invest bedeutet und sich aber eigentlich nicht auszahlt, müssen wir dann auch verändern und anpassen, weil wir natürlich auch den Spenderinnen und Spendern zusichern. Jeder Euro, den ihr an uns spendet, ihr könnt genau nachvollziehen, was mit diesem Geld passiert, weil es einen transparenten Jahresbericht gibt, weil man alle Zahlen einsehen kann. Also Ich präsentiere zum Beispiel vor unserem hauptamtlichen Team auch regelmäßig alle Finanzkennzahlen und wir machen Wertstromanalysen und gucken dann uns genau an, was ist der Return on Invest pro Maßnahme. Und das ist, glaube ich, auch das, wo soziale Organisationen auch total von der freien Wirtschaft lernen können und wo wir auch sehr betriebswirtschaftlich rangehen müssen, damit wir dann wiederum den Spenderinnen und Spendern sagen können, so wir haben das Bestmögliche gegeben, die Wirkung in den Projekten maximal zu skalieren.
Zackes Brustik: Eine Sache, die ich gerne noch abschließend fragen würde, ist, ich glaube, ihr bezeichnet euch als, korrigiere mich gerne, All-Profit-Unternehmen. Das ist keine offizielle Firmenbezeichnung, die habt ihr euch selber gegeben sozusagen. Ihr habt ein ganzes Firmengeflecht. An der einen Stelle habt ihr einen Verein, an der anderen Stelle habt ihr eine Stiftung, teilweise habt ihr Investoren mit dabei. Aber ihr betreibt quasi Viva con Agua, haben wir schon gehört, das heißt, ihr kümmert euch Wasser, Sanitär und Hygienemaßnahmen an verschiedenen Regionen der Welt. Ihr habt aber auch ein Hochhaus, ich sag mal in Anführungszeichen Hochhaus, mitten im Prime Real Estate Lage in Hamburg hingestellt, zusammen mit Investoren, das ihr betreibt. Ihr habt in eurem Netzwerk GoldEimer. Das ist ein Impact-Startup, was sich Toiletten und Toilettenpapier kümmert.
Zackes Brustik: Also ein unglaublich großes Geflecht. Wie schafft ihr es dort dafür zu sorgen, dass überall Win-Win-Win-Situationen entstehen für alle beteiligten Partner? Und was hat das mit eurer All-Profit-Philosophie zu tun?
Carolin Stüdemann: All-Profit, das klingt halt viel freudvoller als Non-Profit-Organisation, weil unser Ziel ist es ja wirklich, dass eigentlich alle Menschen davon profitieren, die, die sich engagieren, die, die spenden, dass die einfach das Gefühl haben, ich kann mit meiner Zeit, mit meinem Geld was Sinnvolles bewirken und erreichen. Genauso die Menschen, die durch den Zugang zu Sauberem Trinkwasser natürlich persönlich sehr stark davon profitieren. Menschen, die sich engagieren und die einfach eine super gute Zeit haben mit Vivocon Agua, das alles meint All-Profit. Und du hast jetzt angesprochen, ja, es ist ein großes Ökosystem geworden über die vielen Jahre und das Allerwichtigste ist, die Gemeinnützigkeit ist für uns immer das total heilige Zentrum, wenn man so will, also wirklich so die absolute Basis von allem. Die wichtigste Einnahmequelle seit Jahren sind Spenden. Das macht tatsächlich von allen Gesamteinnahmen ungefähr 85 Prozent aus. Das heißt, es ist schon ein starker Spendenfokus da und das ist auch die einfachste, niedrigschwelligste Möglichkeit, die Vision Wasser für alle zu unterstützen. Und trotzdem haben wir über die Zeit auch noch daneben weitere Säulen aufgebaut, weil wir schon glauben, dass es am stabilsten aufgestellt ist, wenn es von einfach auch wirtschaftliche Hebel nutzt.
Carolin Stüdemann: Und da ist das Mineralwasser ein tolles Beispiel, wo die Shareholder in der Gemeinnützigkeit liegen und die Gewinnausschüttung dann wiederum der Gemeinnützigkeit dient. Und auf der anderen Seite aber auch, du hattest die Villa Viva, das Gasthaus, das soziale Gasthaus am Hamburger Hauptbahnhof angesprochen, wo ganz wichtig zu erwähnen ist, Diese Projekte sind nur möglich durch sogenannte Social Shareholder, also Investorinnen und Investoren, die sagen, ich glaube an die Vision, ich möchte das unterstützen über einen unternehmerischen Beitrag. Ich bin Investor und ich gebe das gesamte Eigenkapital für ein Projekt und verzichte aber auf 67 Prozent der Anteile, weil die bei Vivocan Aqua liegen, im Gesamtgeschäftsmodell. Und ich beteilige mich mit meinem gesamten Eigenkapital, aber habe nur 33 Prozent der Anteile. Also es ist eine ganz andere Art des Investierens und das hat auch einen systemischen Hebel, weil wir ja schon sagen, sehr kapitalistisch ausgerichtete Unternehmen, die wirklich eigentlich nur versuchen, maximalen Profit zu erreichen, koste es, was es wolle, sozusagen, und auch da teilweise den Planeten und die Menschen ausbeuten, Das ist einfach nicht zukunftsfähig. Und wie wäre es, wenn sozusagen die alle Geschäftsmodelle eigentlich immer mehrheitlich gemeinnützig sind und es aber trotzdem eine moderate Rendite auch für Investoren gibt. Weil kann auch nicht sein, dass man gar nichts damit gewinnen darf oder keine Gewinne bekommen darf.
Zackes Brustik: Was heißt moderat jetzt zum Beispiel in Bezug auf Viva Viva?
Carolin Stüdemann: Also zum Beispiel hier wäre es so, 33 Prozent der Anteile liegen bei den Shareholdern, die das gesamte Eigenkapital finanziert haben. Viva Con Agua hat selber keine Spenden reingesteckt, kein Geld reingesteckt, sondern hat einfach nur 67 Prozent der Anteile, weil wir Ideengeber und Ideentreiber sind. Und damit ist bei der Gewinnausschüttung natürlich auch so die Verteilung. Und die Rendite entsteht aber erst über längere Zeit. Also die Investorinnen haben sich auch für wirklich längere Zeit festgelegt, weil es natürlich auch dauert, bis so ein Geschäftsmodell wirklich finanziell erfolgreich ist, Gewinnausschüttungen erfolgen können, weil gerade in der ersten Zeit gibt es eine Aufbauarbeit, muss erstmal alles etabliert sein und dementsprechend ist die Rendite immer deutlich niedriger als für die Gemeinnützigkeit.
Zackes Brustik: Was braucht es, dass dieses Vertrauen entsteht von allen Beteiligten, dass so ein Konstrukt tatsächlich aufgeht? Ich
Carolin Stüdemann: glaube, das Allerwichtigste ist, dass niemandem Viva Con Agua gehört und niemand persönlich von Viva Con Agua richtig profitiert, in dem Sinne, dass man, egal, also wenn Viva Con Agua erfolgreich ist, kriege ich mehr Geld oder so, sondern es ist so, es gibt natürlich ein paar hauptamtliche Mitarbeitende. Ich bin angestellte Geschäftsführerin, Wir haben ein Team, auch der Gründer, Benny Adrian, oder auch Co-Initiator Micha Fritz, die sind auch nach wie vor mit an Bord, engagieren sich und bekommen auch noch ein Gehalt. Aber denen gehören keine Anteile oder die haben kein Interesse, Wenn die jetzt Fundraising machen oder über die Villa Viva oder über Viva con Aqua berichten, dann haben sie davon keinen persönlichen Benefit, weil sie dann irgendwie mehr Anteile bekommen oder so. Und ich glaube, das schafft unfassbar viel Vertrauen, dass einfach die Vision so stark ist. Es geht Wasserprojekte weltweit und es geht nicht darum, die Anteile von Personen zu erhöhen. Auch ich persönlich zum Beispiel habe jetzt gar keine Gewinnbeteiligung. Wenn ich es jetzt schaffe, mit unserem Verein deutlich mehr Spenden zu generieren, bekomme ich nicht auf einmal eine riesige Zusatzausschüttung für mein Gehalt, sondern ich habe eher ein moderates Erhalt im Marktvergleich, eher niedrig. Genauso wie unser Team im Marktvergleich an unterer Grenze, würde ich sagen.
Carolin Stüdemann: Und niemand profitiert sozusagen dafür, sondern es geht darum, Menschen den Zugang zu Wasser zu ermöglichen. Und dafür versuchen wir natürlich unsere Einnahmen mit jedem Jahr zu steigern, weil wir dann noch mehr Menschen erreichen können.
Zackes Brustik: Wow, wir haben jetzt ganz, ganz viele Themen angerissen. Es steckt noch sehr viel mehr in deinem Buch, wofür es sich wirklich lohnt reinzulesen, wirklich zu verstehen, warum Wasser so kritisch ist in allen unseren Lebensbereichen hier in Deutschland und in anderen Regionen der Welt, wie wir beide miteinander verknüpfen. Unglaublich viele spannende Lösungen, die eigentlich auch ziemlich einfach sind. Von wirklich der Regeneration von eigentlich schon längst verdörrten Landstrichen auf die einfachste Art und Weise bis hin zu cleveren kleinen technologischen Lösungen. Steckt sehr viel drin im Buch. Bestellt es euch die Zukunft unseres Wassers.
Carolin Stüdemann: Toll, das freut mich. Lest das Buch, informiert euch zu Wasser und werdet dann aktiv, wenn ihr Lust habt. Kommt bei VIVA Con Agua vorbei, engagiert euch ehrenamtlich und für die von euch, die sagen, hey, ich habe jetzt Lust, noch mal richtig was zu bewegen, ihr könnt auch bei uns Teil der Community werden als Fördermitglied oder sogenannte Aguanistas. Seid ihr Teil von uns, ihr habt dann eine regelmäßige Spende, die ihr an Viva Con Agua gebt, für unsere Projektumsetzung und seid dafür Teil der Community und bekommt ganz viele coole Benefits von allem, was wir so machen. Einladung zu Veranstaltungen, exklusive Merchandise-Produkte etc.
Zackes Brustik: Den Link gibt es natürlich wie immer in den Shownotes. Danke, dass du vorbeigeschaut hast, Caro.
Carolin Stüdemann: Vielen Dank euch, bis bald! Untertitel von Stephanie Geiges
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