#81 Raus aus Parteipolitik - rein ins Wirtschaftswunder Nachhaltigkeit! Wie wir scheinbare Widersprüche auflösen.

Shownotes

Höre von zwei Meistern ihres Faches, wie sie es schaffen, über Partei- und Denkgrenzen hinweg Menschen hinter einer Vision zu einen.

*** Wiederholung einer der erfolgreichsten Folgen in der Sommerpause - super passend zu aktuellen politischen Fragen. ***

Bertram Fleck sorgte dafür, dass der Rhein-Hunsrück-Kreis Deutschlands erster klimaneutraler Landkreis wurde. Nebenbei entstand ein kleines Wirtschaftswunder für die strukturschwache Region, bei dem über eine Milliarde Euro vor Ort gebunden wurde. Im Gespräch erklärt er die enorme Wirtschaftlichkeit seiner nachhaltigen Energiestrategie und die entscheidende Taktik aus Pragmatismus, Kollaboration und auch einer Portion Schlitzohrigkeit.

Zudem erklärt Heinrich Strößenreuther - zur Zeit der Aufnahme CDU Mitglied, Gründer der KlimaUnion und einer der erfolgreichsten Campaigner in Deutschland - was es braucht, um Menschen für die Investition in Nachhaltigkeit und Erneuerbare zu gewinnen. Und warum sich für Gemeinden und Unternehmen durch Energieeffizienz, Windkraft und Solarenergie eine einmalige Chance bietet, sofern sie schnell genug agieren und das Feld nicht anderen überlassen.

Eine grandiose Folge für alle Menschen, die in ihrem Unternehmen mit knappen Ressourcen und angesichts großer Skepsis Klimaziele vorantreiben. Nach dieser Folge hast Du jede Menge Anregungen für Deine Arbeit Nachhaltigkeitsmanager*in.

Über Bertram Fleck: Bertram war von 1998 bis 2014 Landrat im Rhein-Hunsrück-Kreis und hat dafür gesorgt, dass die Gemeinden vor Ort eine beispiellose Energiestrategie umgesetzt haben.

Über Heinrich Strößenreuther: Ist vermutlich einer der erfolgreichsten Klima-Campaigner in Deutschland. Er hat den Volksentscheid hinter Deutschlands erstem Radgesetz auf die Beine gestellt, ist Mitgründer von German Zero und Mitgründer der KlimaUnion. Vorher war er lange im oberen Management der Deutsche Bahn für Umweltthemen zuständig. Mittlerweile ist Heinrich als Mitglied von der CDU zu den Grünen gewechselt.

Zu Zeit der Aufnahme waren Bertram und Heinrich gemeinsam auf Tour in Ostdeutschland zum Thema Energie- und Klimapolitik: https://clevere-staedte.de/projekt/Osttour

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(00:03:52) Geldregen trifft positive Energiebilanz. (00:08:16) Die Rolle von pragmatischer Kollaboration. (00:16:52) Wie Energieeffizienz sexy wird. (00:20:52) Taktik: Gamification und Neid als Treiber.
(00:29:25) Wie man Vorbehalte überwindet. Die Ostdeutschland-Tour. (00:37:54) Millionen Euro im Kreislauf führen: Erneuerbare Energien. (00:41:49) Beispiele: Wie Unternehmen Tausende Euro an Energiekosten sparen.
(00:47:39) Tipps um Nachhaltigkeit in Organisationen zum Selbstläufer zu machen.

Über Zackes Brustik, den Host des Podcasts Gewinne Zukunft: Zackes beleuchtet als Keynote Speaker, Podcast Host & Moderator das Wissen und die Taktiken und unternehmerische Strategien der Nachhaltigkeitspioniere. Nach über 1000 Interviews hat er über 100 Erfolgsgeschichten von unternehmerischen Nachhaltigkeitspionieren gesammelt und die fünf entscheidenden Schritte dahinter ausgemacht.

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Transkript anzeigen

Zackes Brustik: In der Sommerpause erwartet dich wie immer die Wiederholung von ein paar der beliebtesten Folgen der letzten 12 Monate. Und angesichts der aktuellen politischen Lage habe ich für den Start extra eine Folge rausgesucht, die zeigt, dass sich vermeintliche Gegensätze auflösen können, wenn wir denn nur wollen. Milliardengewinne und wirtschaftlicher Aufschwung Hand in Hand mit Nachhaltigkeit und das begeistert erklärt von 2 CDUlern. Viel Spaß mit 1 Folge, die wirklich Bock aufs Anpacken macht.

Bertram Fleck: Bei uns gibt es viele kleine mittelständische Unternehmen, 30, 50, 100 Beschäftigte. Und wenn ich mit denen rede, sage ich, das hat mit Grün oder mit Rechts oder Links gar nichts zu tun. Ihr erzählt mir doch den ganzen Tag, Deutschland ist ganz furchtbar, die Kosten steigen, Betriebskosten steigen, Personal, Materialien. Ich habe einen Punkt für euch, ihr könnt Kosten senken.

Heinrich Strößenreuther: Wir müssen tatsächlich, so ein bisschen pathetisch könnte man sagen, Händchen halten, Hand in Hand, gemeinsam kooperieren, parteiübergreifend, Staat tragen, diese Aufgaben hinkriegen. Das ist die einzige Chance, die man bemessen kann an der Frage unserer Kooperationsfähigkeit. Schaffen wir es so gut und so schnell zu kooperieren, die Kurve nachzukriegen? Oder stehen wir am Schluss in 20 Jahren da und müssen sagen, wir waren zu doof, zu miteinander zusammenzuarbeiten?

Zackes Brustik: In dieser Folge erwartet euch mal wieder eine absolute Vorzeigeerfolgsgeschichte, die beweist, dass eine kleine Handvoll Menschen die Welt verändern kann. Diesmal nicht irgendwie in einem Vorzeigeunternehmen, sondern in Deutschlands vermutlich erstem nicht nur klimaneutralen, sondern vielleicht sogar klimapositiven Landkreis. Und das Spannende daran ist, dass das nicht irgendein Landkreis ist, der besonders viele Unternehmen vor Ort hatte und fleißig aus der Gewerbesteuer schöpfen kann, sondern dass es ein wirklich, damals als sie angefangen haben, schlecht aufgestellter Landkreis war, strukturschwach und die Artenweise, wie die Menschen sich dort organisiert haben, losgelegt haben, die Strategien und Taktiken, die sie angewendet haben, sind unglaublich spannend und lassen sich 1 zu 1 auch auf jedes beliebige KMU übertragen, denn an der Spitze stand damals als Chef ein Landrat, der sich gedacht hat, uns geht so viel Geld jedes Jahr wirklich flöten in die Millionen, was wir für Fossile ausgeben, das kann doch anders laufen. Und das war der Start von, man kann sagen, einem kleinen Wirtschaftsunternehmen. Und damit herzlich willkommen bei Gewinne Zukunft, dem Podcast der Nachhaltigkeitspioniere. Mein Name ist Zakkes und ich freue mich wie immer enorm, dass ihr mit an Bord seid. Und ich muss ehrlich sagen, als ich heute Morgen mich auf den Podcast eingeschwört habe, habe ich mir gedacht, Mist, vielleicht habe ich mich hier ein kleines bisschen verzettelt und übernommen. Ich habe nämlich nicht nur einen Menschen zu Gast, sondern gleich 2 und jeder der beiden wäre eigentlich ein Gast für mindestens 3 Stunden. Das heißt, wie ich es schaffe jetzt, beide in eine in 60 Minuten rein zu quetschen, euch das Maximum da raus zu holen, das wird mich mächtig ins Spitzen bringen. Zum einen habe ich nämlich den Landrat AD, der im Rhein-Hunsrück-Kreis dafür gesorgt hat, dass wirklich in 1 strukturschwachen Region Umweltmaßnahmen, zum Beispiel PV oder Wind dafür gesorgt haben, dass hier ein unglaublich spannendes kleines Wirtschaftswunder entstanden ist und er wird mir erzählen, wie genau er dabei vorgegangen ist. Und dann habe ich noch niemand Geringeren, als vermutlich Deutschlands erfolgreichsten Verkehrslobbyist, ein Meister darin, Menschen für Umweltthemen zu mobilisieren und dann wirklich ganz konkrete handfeste Outcomes zu haben. Er hat unter anderem dafür gesorgt, dass Deutschlands erstes Ratgesetz auf die Wege kam. Er hat German Zero mitgegründet, er hat die Klima Union mitgegründet und ist gerade auch schon wieder an den nächsten großen Aktionen beteiligt. Das heißt, wenn jemand weiß, wie man Menschen mobilisiert für gute Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen konstruktiv zusammenbringt, dann er. Und damit herzlich willkommen Bertram Fleck und Heinrich Strösenreuter. Hallo Bertram.

Bertram Fleck: Hallo Zakkes, ich freue mich dabei zu sein.

Zackes Brustik: Und damit ja auch alle gleich wissen, wer wer ist. Bertram ist der Landrat, den ich erwähnt hatte und der Lobbyist vor dem Herrn ist Heinrich. Hallo Heinrich.

Heinrich Strößenreuther: Ja, hallo Zakkis. Danke für die Einladung.

Zackes Brustik: Großartig, euch beide dabei zu haben. Ich muss wirklich gucken, dass ich schaue, irgendwie den Fokus hier zu halten auf einen roten Faden, denn ihr habt beide so viel Spannendes zu erzählen. Aber ich habe ja gesagt, es geht jetzt vor allem in dieser Folge die Wirtschaftlichkeit von Nachhaltigkeit. Bertram, daher mal kurz in 3 Sätzen, damit wir am Anfang gleich klotzen und nicht kleckern. Magst du mal kurz sagen, welche Beträge es bei euch in der Region geht?

Bertram Fleck: Ja, ich war 26 Jahre Landrat, das heißt, man kann auch dann ein Kreis ein Stück prägen, habe gute Mitarbeiter und was uns dann am Schluss wirtschaftlich extrem bewegt hat, diese Vorteile durch Energiewende, waren Zahlen, die sich wie folgt zusammenfassen lassen. Circa 1, 5 Milliarden Investitionen, meistens von außen stehend in den Kreis. Ich wiederhole, 1, 5 Milliarden ist für uns ein Riesending. Der ganze Kreishaushalt hat nur 200 Millionen. Das ist der erste Betrag. Der zweite Betrag, der ist noch viel maßgebender. Aus den vielen Maßnahmen, auf die wir später noch zu sprechen kommen, gibt es eine sogenannte regionale Wertschöpfung von 44 Millionen Euro pro Jahr. Das heißt, in der Region von privaten PV-Besitzer, Nahwärme, IK wie auch immer, bleiben 44 Millionen in der Region hängen. Das ist ein Wirtschaftsförderungsprogramm, was wir noch nie hatten. Mag sein, dass in Stuttgart München der Betrag dann mehr belächelt wird. Aber für uns ist es eine ganz gewaltige Dimension und die ist ja garantiert für 20 Jahre durch die Einspeisevergütung. Und das wirkt sich auch finanziell aus, dass der Kreis die zweitniedrigste Verschuldung in Rheinland-Pfalz hat, dass die Gemeinden, viele, viele kleine Gemeinden, in der Summe sage und schreibe 106 Millionen Euro Rücklagen haben. Wo gibt es in Deutschland noch so etwas? Und das spürt das Handwerk, das spürt die Hotellerie, also eine enorme wirtschaftliche Bewegung. Und ich will zusammenfassen, dass viele nicht sehen, dass Klimaschutz, Energiewende eine riesen Chance für die regionale Entwicklung hat. Ich habe es also nie als Belastung empfunden und diese Chance schlägt sich in diesen Zahlen nieder.

Zackes Brustik: Das ist ja schon richtig fantastisch, weil ihr seid eben nicht nur vermutlich Deutschlands erster klimaneutraler, vielleicht sogar klimapositiver Landkreis, weil ihr wirklich auch mehr Energie, 300% mehr produziert als ihr braucht, sondern steht dabei wirtschaftlich richtig gut und gesund da. Also das muss man erst mal schaffen. Und ihr habt das ja vor über 20 Jahren angefangen. Also gerade haben alle unglaublich Angst vor diesen Thematiken, haben das Gefühl, dass es uns als Standort schwächt, dass es nach unten geht, dass die Energiekosten für die Handwerker zu hoch sind und so weiter und so fort. Ihr seid ja der lebende Beweis, dass es genau andersrum aufgehen kann.

Bertram Fleck: Ja, wenn ich da noch hinzufügen darf, das Problem war, das ideologiefrei an den Mann und an die Frau zu bringen, weil viele sehen das politisch irgendwo in 1 bestimmten Ecke verhaftet und ich sage Klimaschutz, Energiewende gibt es nicht links oder rechts, das ist eine gemeinsame Aufgabe. Wenn man das überparteilich schafft und ganz wichtig ist, Betriebe, Unternehmen, Mittelstand miteinbinden, es müssen alle mitmachen und dann mit einzelnen Männern und Frauen Pilotprojekte zu machen, die Zahlen, die nachweislichen Einsparungen, die wirtschaftlichen Ergebnisse dann zu kommunizieren, das hat uns dann zu 1 breiten Wirkung verholfen.

Zackes Brustik: Ich habe schon die nächste Frage, aber ich sehe hier gerade in der Aufnahme, dass Heinrich direkt was hinzufügen will. Heinrich.

Heinrich Strößenreuther: Ja, Wir haben noch eine weitere spannende Zahl, die man auch noch verraten kann. Als ich damals die Klima Union gegründet habe 2021 extra in die CDU eingetreten bin. Da haben wir uns die Frage gestellt, wie verkaufen wir in der Union das ganze Thema Klimaschutz und hatten dann einen Spruch entwickelt. Der hieß lieber 63 Milliarden Euro von Sonne und Deich als Geld für Putin oder Tscheich. So und das ist eigentlich das ganz Relevante, dieses Abfließen von Geld aus einem Land, in dem Fall der Bundesrepublik, was dann woanders hängen bleibt. Mittlerweile, das waren die Zahlen von 2020, wenn man die vom letzten Jahr nimmt, dann wären wir schon bei über 100 Milliarden Euro, die im Jahr einfach abfließen. Wie geil wäre das denn, wenn dieses Geld von Deutschland bleibt? Also wenn wir das in regionale Wirtschaftskreisläufe einfließen lassen würden. Und jetzt nochmal auf die Diskussion halt zurückkommen, die wir da haben. Wenn wir das schaffen, das im Landrat oder Bürgermeister oder Bundestagsabgeordneten klar zu machen, dass Wind- und Solarausbau eben halt nicht nur was für das Klima tut, sondern vor allem die billigste, einfachste und schnellste Konjunkturmaßnahme, der Konjunkturbooster schlechthin ist, den er selbst verwerkstelligen kann, da braucht er keine weitere Hilfe vom Bundestag oder Bundesrat, dann wird ein Schuh draus.

Zackes Brustik: Du hast es schon erwähnt, die Klima-Union, normalerweise mache ich mit meinem Podcast einen großen Bogen alles Politische, weil einfach wenn es parteipolitisch wird, dann geht es so schnell, so heiß her, gerade bei Energiethemen, dass es schwer ist, das konstruktiv zu halten. Mit euch allerdings wird es auch nicht Parteipolitik gehen, sondern es wird vor allem das Kollaborieren gehen. Das ist ja der Spann, der auch in eurer Kombi, Heinrich, du warst mal Grünen-Mitglied, jetzt bist du bei der Klima-Union und in der CDU. Bertram wiederum war CDU-Landrat, wurde aber vor allem ganz oft und lange vorhin der SPD oder den Grünen eingeladen, seine Geschichte zu erzählen. Ist das, was euch verbindet, dass eigentlich quasi über Grenzen hinweg kollaborativ zusammenarbeiten und Menschen auf die Werte und Chancen zu fokussieren und nicht auf die Lager?

Bertram Fleck: Ich sag es, das genau ist es. Weg von der Ideologie, pragmatisch handeln und die Zahlen, die ich gerade genannt habe, in den Vordergrund schieben. Ich darf vielleicht noch 2 Zahlen hinzufügen. Ich war überrascht bis entsetzt, als im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes deutlich wurde, 290 Millionen Euro, zwar 2010, fließen aus dem Kreis für Strom, Wärme, Verkehr. Nach heutigen Berechnungen, die Preise haben sich ja geändert, wenn das 500 Millionen pro Jahr. Und eine unserer Folien ist, Heinrich wird jetzt lachen, ich habe eine Folie, die ist weiß und da steht eine Zahl drauf, 1000000000. Heinrich hat die Bundeszahlen genannt, aber in unserem kleinen Kreis, ohne große Industrie, ohne große Betriebe fließen in 2 Jahren 1000000000 Importkosten in alle Welt. Und das war der Ausgangspunkt. Und zu der Frage der Technologie, ihr habt es geschafft. Windkraft ist ganz wichtig in Deutschland. Wir haben mit etwas ganz Unpolitischem begonnen. Wir haben gesagt, wir reduzieren erst mal unsere Energiekosten. Welche Partei, welche Fraktion will da sagen, nein, das machen wir nicht? Zweiter Punkt, ein Energiecontrolling mit unseren damals 12 Gebäuden, heute haben wir 40. Was geht stündlich an Wasser, Abwasser, Strom, Wärme? Was wird verbraucht? Das auszuwerten und an Maßnahmen zu definieren, das zu reduzieren. Wer damit beginnt, der hat im Stadtrat, Gemeinderat, im Kreistag, bei der Wirtschaft einen guten Hintergrund, zu sagen, das wollen wir alle. Und dann gleich die Zahlen liefern, wie setzt sich diese Einsparung Und dann Windkraft, auf die wir noch kommen, PV, IK und so weiter. Also den wirtschaftlichen Punkt immer in den Vordergrund rücken, weil ich will die Parteifraktion sehen, die keine Kosten sparen will.

Zackes Brustik: Du hörst, diese Folge geht schon in eine richtig spannende Richtung. Was ich sonst noch so an Insights auf all den Konferenzen einsammle, auf denen ich moderiere, wenn ich hinter den Kulissen mit Panelisten spreche, das liest du in zackis.com slash Newsletter. Einmal im Monat kuratiere ich da knackig zusammengefasst meine Eindrücke aus all den verschiedenen Menschen, denen ich begegnen darf und verlinke spannende und hilfreiche Ressourcen oder Artikel für die Community. ZAKIS.com slash Newsletter.

Heinrich Strößenreuther: Ja, aber kommen wir gleich noch mal zu dieser Frage der Parteien, des Politischen zurück. Meine Erfahrung aus den 30 Jahren, die ich mich jetzt Klima- und Umweltthemen beschäftige, ist, dass zurzeit wirklich alles an Wissen da ist, alles an Techniken da ist oder die in 1 Geschwindigkeit sich gerade entwickeln, dass es dort keinen Mangel gibt. Es gibt auch keinen Mangel an Finanzen. Auch die Banken und Fonds haben Geld im Überfluss, dass sie gerne investieren würden in diesem Bereich. Es geht nur noch darum, schaffen wir es schnell genug, die Kooperation hinzukriegen? Und das ist so meine Erfahrung aus den 2 Jahren Eintritt in die CDU. Nein, keine Partei, ich wiederhole das immer sehr deutlich, keine Partei, auch die Grünen nicht, sind zurzeit in der Lage, in der Geschwindigkeit das zu liefern, was wir brauchen. Wir müssen tatsächlich so ein bisschen pathetisch, könnte man sagen, Händchen halten, Hand in Hand, gemeinsam kooperieren, parteiübergreifend, Staat tragen, diese Aufgaben hinkriegen. Das ist die einzige Chance, die man bemessen kann an der Frage unserer Kooperationsfähigkeit. Schaffen wir es so gut und so schnell zu kooperieren, die Kurve noch zu kriegen? Oder stehen wir am Schluss in 20 Jahren da und müssen sagen, wir waren zu doof, zum Miteinander zusammenzuarbeiten?

Zackes Brustik: Da hätte ich gerne eine Folgefrage, Heinrich. Also warum ist das so? Wir reden gleich darüber, wie, ich sage mal in meinen Worten, das kleine Wirtschaftswunder im Rhein-Hunsburg-Kreis entstanden ist. Aber warum sind da so viele Ängste, Vorbehalte vor Umweltthemen und warum ist immer noch nicht in den Köpfen die Gleichung, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz gleichzeitig eine riesige wirtschaftliche Chance sein kann? Und, kleine Folgefrage gleich noch, das eine ist ja in der Gesellschaft und sind das in Unternehmen, sind das Parteien in der Regel keine Diskussion, aber trifft man da trotzdem so die gleichen Ängste und Befürchtungen, wenn es jetzt, ich sag mal, unternehmensstrategisch-politisch diskutiert wird?

Heinrich Strößenreuther: Ich glaube, da wird sogar ein bisschen anders ein Schuh draus. Also der CDU tut Oppositionsarbeit nicht gut, weil sie dann in einen ganz blöden Reflex vorfällt, der heißt, wir finden alles doof, was die Regierung macht. Das hat 1998 bis 2005 das erste Mal stattgefunden, wo große Umwälzungen entstanden sind. Das Erneuerbare-Energie-Gesetz wurde beispielsweise angeschoben, damals, was diese Revolution im Energiemarkt erst möglich gemacht hat, und da hat die CDU angefangen, sich einzuschießen. Wir finden das alles doof, weil es eigentlich von den Grünen kommt. Jetzt erleben wir das gerade wieder, seit die CDU in der Opposition ist, wo man jetzt eigentlich Gas geben müsste auf Bund, Länder und Gemeindeebene, wo die CDU ja oft noch die Landräte stellt, die Bürgermeister stellt und gerade so einen örtlichen noch mal ganz anderen Ruf hat als so einen grünen Abgeordneter, könnte die CDU eine ganz andere staatstragende Rolle spielen. Aber jetzt auch auf die anderen Parteien blicken. Ich will ja keine Wahlwerbung oder keine CDU oder sonst was machen. Auch in diesen anderen Parteien ist das Wissen über das, was gerade stattfindet, zu wenig ausgeprägt und damit erfolgreich, positiv, kraftvoll zu werben und das als ein eigenes Thema zu verstehen. Insofern Machen wir gerade Pionierarbeit mit dem, was Bertram Fleck gemacht hat mit der Ost-Tour. Da kommen wir gleich noch drauf zu sprechen und versuchen halt diese Botschaft drüber zu bringen und diese Botschaft halt zu erzählen. Und zwar möglichst parteiübergreifend, ein bisschen fokussiert zurzeit noch auf die CDU.

Zackes Brustik: Bertram.

Bertram Fleck: Ja, man kann es auch mal an 1 Partei festmachen, obwohl du das ja alles gar nicht willst. Aber das ist der Ausgangspunkt. Wir lassen uns nicht von den Grünen irgendwas diktieren. Das Diktum, was heute ja oft propagiert wird, was Gott sei Dank vor 20, 25 Jahren noch nicht so ausgeprägt war. Bei uns gibt es viele kleine mittelständische Unternehmen, 30, 50, 100 Beschäftigte. Und wenn ich mit denen rede, sage ich, das hat mit Grün oder mit Rechts oder Links gar nichts zu tun. Ihr erzählt mir doch den ganzen Tag, Deutschland ist ganz furchtbar, die Kosten steigen, Betriebskosten steigen, Personal, Materialien. Ich habe einen Punkt für euch, ihr könnt Kosten senken. Und da an Betriebe ranzugehen und dann, viele haben ja keinen Stab. Die warten dann, bis die Handwerkskammer, die IHK, irgendwas propagiert mit Skepsis, weil sie da sofort ideologisch beladen. Und ich wollte die Ideologie rausnehmen und sage, wenn ich jetzt so einen Mittelständler, ich habe gerade einen im Auge mit 130 Mitarbeitern, so ein Gesundheitszentrum, da war mein Klimaschutzmanager dort. Da muss kein riesen Fachmann hin, der sagt, schmeiß deine Lampen raus, mach LED-Lampen, mach ein Blockheizkraftwerk. Du brauchst viel Wärme für Reha, für Fitness und so weiter und PV aufs Dach. Ist eigentlich simpel. Statt 160.000 hat er anschließend 80.000 Energiekosten. Und damit bin ich durch die Betriebe auch gezogen und sage, jeder hat irgendwo doch auch eine Not. Und wenn man das mit Klimaschutz, CO2-Reduktion verbinden kann, tut er doch 2 Dinge auf einmal. Das eine für die Allgemeinheit, das andere für euren Betrieb. So könnte ich noch mehrere Beispiele nennen.

Zackes Brustik: Das eine, was mich überrascht ist, du sagst ja, das war schon eigentlich vor 2 Jahrzehnten. Das heißt, die Themen damals eigentlich die gleichen wie heute. Wir scheinen nicht wirklich uns großartig weiter bewegt zu haben, wenn ich dir jetzt da gerade mal zuhöre. Und das andere ist, was mich jetzt doch schon verwundert, dass du sagst, dass Energieeffizienz so verfängt. Weil wenn ich da raus schaue, auch viele in meinem Netzwerk, die zum Beispiel Energieeffizienzlösungen haben, die merken, es ist unglaublich schwer, das Unternehmen zu verkaufen. Es ist eigentlich ein No-Brainer. Die haben manchmal Geschäftsmodelle nach dem Motto, wir installieren das euch und berechnen nur an den Einsparungen. Das heißt, ihr müsst noch nicht mal im Voraus investieren. Und trotzdem scheint es für Unternehmen so unglaublich schwer zu sein, einfach mal zu sagen, wir tauschen die Leuchtmittel. Oder wir rüsten unsere Werke und pumpen nach, damit die nicht nur 0 oder 100 Prozent, sondern auch mal 15 Prozent laufen. Die können wirklich ja innerhalb weniger Monate, wie du gesagt hast, bei dem Gesundheitszentrum die Investitionskosten wieder reinholen und trotzdem springen unglaubliche wenige auf das Thema an. Ich merke das auch, ich hatte eine Folge mit Tanja Leutz von CO2-online.de, die machen nichts anderes als eine ganze Plattform kostenlos, neutral, unabhängig als NGO die Infos zur Verfügung zu stellen. Die Folge wurde fast nicht gehört und ich habe sie eigentlich extra im Herbst rausgebracht vor einem Jahr, als die Energiepreise durch die Decke gingen. Also da bin ich jetzt verwirrt, dass das Thema trotzdem Anklang gefunden hat, weil wir das anscheinend in Deutschland trotzdem noch so mega unsexy finden. Heinrich, ich spiele mal den Ball zu dir.

Heinrich Strößenreuther: Das ist ein bisschen Kümmererarbeit. Also ich sage immer, Qualität kommt von Quellen. Man muss tatsächlich auf die Leute zugehen, sie benerven. Also Hardcore-Vertriebsarbeit. Der Vertrieb fängt ja an beim Nein und nicht beim Ja. Letztes Jahr war der Crash-Test für die deutsche, oder voll ist ja 2022. Da hat erstaunlicherweise die deutsche Wirtschaft diese Quadratur des Kreises hinkriegt, von der keiner glaubte, weil angeblich machen ja schon alle was in Sachen Ökologie und Energie und Energieeffizienz und so weiter und so fort. Bei gleichem Output der deutschen Volkswirtschaft hat sie 20 % weniger Energie verbraucht. Und das zeigte, dass die erstmals, weil auf einmal die Energiekosten massiv gestiegen sind, sich mit dem Thema beschäftigt haben, genau die alten kleinen Dinge alle gefunden haben, die Bertram Fleck damals in seinem Landkreis wahrscheinlich angeschoben hat, nämlich die Basics wie Energiekontrollen, Messen, Wiegen, Gucken, kleine Veränderungen vornehmen, also die kleinen investiven Maßnahmen und damit ist noch gar nicht die großen genannt, weil die dauern immer ein bisschen länger, sondern das ist ja innerhalb von einem Jahr passiert. Auch in den Privathaushalten, Viele kennen ja den Unterschied zwischen Ventil und Thermostat nicht oder kennen die Basics von Lüften im Winter nicht. Auch die machen schnell 20, 30 Prozent der Wärmerechnung aus, wenn man das ordentlich anwendet. Und das in die Köpfe in Verhalten reinzubringen, das ist halt immer wie die gleiche große Kunst.

Bertram Fleck: Du hattest gefragt, wieso stößt das nur begrenzt auf Wiederhall. Ich kann mir das so erklären, dass wie 50 Prozent meiner Tätigkeit ist Beziehungsebene gewesen. Also wenn ich im ländlichen Bereich einen Vorteil, einen Betrieb kenne oder 2 oder 3, die modellmäßig sich auch beraten lassen, Das hängt oft an Köpfen, wie fortschrittlich, wie aufgeschlossen sind. Und ich dann Ergebnisse vorweisen kann. Ich kenne persönlich den IHK-Geschäftsführer, wenn der anruft und sagt, kann morgen der Betrieb XY zudekommen, dann mache ich das passend. Da sage ich immer, versuche mal in Bonn oder München, Berlin an den Chef 1 Behörde zu kommen. Das klappt nicht. Also die persönlichen Kontakte, den Betrieb, den Inhaber als Modell zu nehmen, dann zum dritten, vierten zu gehen, weil NGOs, die über irgendwelche Kanäle irgendwas anbieten, das kommt bei einem Betrieb mit 100 Leuten gar nicht an. Der kriegt pro Tag 100 Mails und der kann das gar nicht differenzieren. Habe ich eine persönliche Beziehungsebene? Kenne ich die Betriebe? Ist der IHK-Geschäftsführer der Mensch von der Handwerkskammer? Sind die agil? Kennt der Landrat den Bürgermeister? Dann läuft das mit der persönlichen Ansprache.

Zackes Brustik: Unglaublich wichtig quasi die persönliche Ansprache. Ich glaube, das kann man 1 zu 1 auf Unternehmen übertragen. Schauen, wer ist wirklich zum Beispiel im Werk für die Instandhaltung zuständig oder sowas. Zu schauen, man vielleicht 1 von 90 Werken, macht die zum Vorzeigewerk. Und da würde ich gerne gleich schon die erste Taktik von dir an den Start bringen. Bertram, du hast es nämlich im Vorgespräch erzählt, dass du unglaublich ausgefuchst die Gemeinden nicht gegeneinander ausgespielt hast, aber zumindest da quasi so eine Eigendynamik kreiert hast. Vielleicht magst du das kurz erklären, wie du da vorgegangen bist.

Bertram Fleck: Ja, da spielen diese simplen Ortsbürgermeister, die ehrenamtlich tätig sind, eine große Rolle. In einem Dorf mit 1000 Einwohnern, wenn der sagt Fleck und Uhle, Klimaschutzmännchen sind blöde Männer, dann ist das negativ gelaufen. Wenn die sagen, sie sind ein bisschen verrückt, haben aber gute Ideen, die uns wirtschaftlich Erfolg bringen, dann haut das hin. Also muss dieser Ortsbürgermeister zum Beispiel im ländlichen Bereich gewinnen und die anderen Mitstreiter dann auch. Und dann mit der Presse gut kooperieren. Das können auch Unternehmen machen, weil so eine Art sozialer Neid wecken. Wenn irgendwas positiv funktioniert, muss es in der Presse stehen. Bei 137 Gemeinden sagen dann 136 Menschen. Das ist ja eine tolle Sache. 2, 3 Beispiele. Es mag ganz simpel klingen, auch für Unternehmen, aber ich fange gern bei der Basis an. Jeder hat Glühbirnen und du glaubst gar nicht, wie viele Millionen von den alten Dingern noch in Gebrauch sind. Also hatten Bürgermeister die Idee, wir machen Tauschtage. Wer am Wochenende ins Gemeindehaus kommt, kriegt 15 neue Glühbirnen. Da lächeln die Leute meistens, wenn ich das erzähle. Aber ich sage, da beginnt der Klick. Die Leute wissen, 10 mal 60 Watt war früher, 10 mal 6 Watt ist jetzt. Ich spare Geld, ich spare CO2. Zweites Beispiel, hat der Kreis gemacht, wer hat den ältesten Kühlschrank? Auch das klingt witzig und vollkommen unideologisch, aber einen Kühlschrank hat jeder. Und wenn ich dem klarmachen kann, Der alte Kühlschrank, 15 Jahre und älter, kostet 130 Euro Strom. Der neue A3 Plus, heißt heute ein wenig anders, 30 Euro Strom. Das gibt Aha-Erlebnisse. Und das dritte Beispiel, jetzt sind wir wieder bei Handwerk. Wir sind ja sehr ausgeprägter Handwerkerkreis. Mit dem Kreis Handwerkerschaft haben wir auch die Geschichte vom Kreis initiiert, wer halt die älteste Heizungs-Umweltpumpe hat. Keiner weiß, ich bin nicht Techniker, die laufen Tag und Nacht im Keller. Ich habe zu meiner Überraschung festgestellt, ich habe gleich 4. Und die kosten einen Haufen Strom. Eine neue Pumpe, geregelt, pumpt alle 30 Minuten vielleicht die Wärme durch das Haus. Das reicht und kostet ein Bruchteil an Strom. Return on Invest, Ich zahle 350 für die neue Bumbe. In 3, 4 Jahren habe ich den Invest wieder draußen. Und wenn du das auf breiter Basis machst, das liest jeder in der Zeitung und die Beispiele und dann bekommt diese Nachdenklichkeit, das ist ja nicht nur der Chef 1 Unternehmens, sondern die Mitarbeiter, die das mitbekommen, die das erlebt an ihren Gemeinden in kleinen Städten. Da kommt so eine Bewegung, die zu großen, wie soll ich sagen, Informationen, Aufklärung führt und das bleibt bei keinem Handwerker oder geht bei keinem Handwerker, bei keinem kleinen Industriebetrieb vorbei. Und wenn du dann noch das Glück hast, ab und zu mal einen Preis zu erzielen, am Anfang waren wir so ein bisschen die linken grünen Spinner, dann haben wir mal einen Landespreis, mehrere Bundespreise, europäische Preise. Und da muss auch ein Kritiker sagen, Naja, ich war jetzt nicht so ganz überzeugt, aber wenn die einen Bundespreis bekommen, können sie ja nicht ganz verkehrt unterwegs sein. Das sind so Dinge, wo auch die Unternehmen automatisch mit involviert werden, weil ihre Mitarbeiter auch die Chefs fragen. Sag mal, die machen das da und dort, können wir das nicht auch bei uns machen. Da habe

Zackes Brustik: ich noch eine Nachfrage aber erst mal kurz rüber zu dir Heinrich. Funktioniert das auch auf großer Ebene?

Heinrich Strößenreuther: Ja letztendlich geht es ja immer dieses Thema Klimaschutz des Handarbeit. Das mal so zusammengefasst und was es geht. Jede einzelne Maßnahme heißt irgendwo bei irgendeinem im Kopf einen Klick machen. Den hat entsprechend umsetzt. Wenn ich von meiner Verkehrsecke komme, wir hatten zwar ein Mobilitätsgesetz in Berlin, hier erkämpft für den Volksentscheid Fahrer, den 50-Rat-Entscheid der Republik, aber auch dort galt nach dem Spiel ist vor dem Spiel, jeder Quadratmeter muss wieder einzeln erkämpft werden. Da wieder zurück in die Klima-Ecke. Wir können vieles schon tun, müssen nicht weiter auf Gesetze von Herrn Habeck, Bundeswirtschaftsministerium oder wem auch immer arbeiten. Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat es ja gezeigt, klimaneutral zu werden innerhalb von 2 Jahrzehnten. Das heißt, das ist längst nachmachbar. Es hängt tatsächlich davon ab, dass sich Menschen auf den Weg machen, andere überzeugen und hier und da freundlich den kleinen Stupser geben. Und manchmal kommt es dann auch durch Krisen wie 2022 mit der Energiepreiskrise von den fossilen Energiepreisträgern.

Zackes Brustik: Eine kleine Sache wollte ich da nochmal zurückspielen zu Bertram und das war, die Windkraft ist bei euch unglaublich entscheidend. Und ich glaube zum Beispiel für Schnorbach, wobei da bin ich mir jetzt gerade nicht sicher, war es Solar oder war es PV, aber ich fand das so spannend, was sie in Schnorbach gemacht haben, weil die quasi unglaublich viel Geld plötzlich in der Hand hatten und dann dachten sich alle anderen Gemeinden, Mensch, wieso geht es denen so gut, oder?

Bertram Fleck: Windkraft war jetzt auch nicht immer unumstritten. Wir haben jetzt 280 Windräder stehen, das ist ungewöhnlich für einen Binnenlandkreis und ich muss auch kritisch sagen, am Anfang gab es ein, 2 Verhinderungspläne, die vom Gericht aufgehoben wurden. Also es war nicht alles gleich glänzend. Ich habe dann mit den 7 Bürgermeistern den hauptamtlichen Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht, sage ich immer frotzelnd, war nicht einfach und sagt, ihr vergebt euch Chancen. Wenn ihr so eng mit der Windkraftplanung umgeht, macht das großzügiger. Da hast du den Ort Schnurbach erwähnt. Er erwähne ich deswegen, weil die ein tolles Modell erfunden haben. Zu diesen Akzeptanzdingen, die ich schon erzählt habe, kommt noch ein wichtiger Punkt dazu. Ich finde, nicht nur Betriebe, sondern jeder Einwohner muss irgendwo auch finanziell profitieren. Und das ist in Schmorbach als Mustermodell geschehen. Der Bürgermeister ehrenamtlich arbeitet beim Finanzamt. Ich komme aus der gleichen Ecke. Ich sage, er kann besonders gut lesen, schreiten und rechnen. 262 Einwohner, aber das Modell klappt überall. Er hat 2 Windkraftanlagen, die ihm 60.000 Euro Pacht damals vor längerer Zeit einbrachten. Er hat keinen Kindergarten, keine Schule, also sozusagen Geld im Überfluss und hat die Überlegung angestellt, wie kann ich einen Teil dieser Geldflüsse direkt an meine Bevölkerung weiterleiten. Hat dann mit uns als Aufsicht gesprochen, hatte keine Schulden und er war glaube ich der erste in Deutschland, der sagte, ich mache ein Förderprogramm. Wer PV aufs Dach macht, kann von mir bis zu 6000 Euro bekommen für seine Anlage. Und zack, wenn du 15.000 bezahlst, kriegst du 6000 von der Gemeinde. Wunderbar. Wer einen neuen Kühlschrank anschafft, klingt auch witzig, A3 Plus legt ganz unbürokratisch eine Rechnung vor beim Bürgermeister, macht einen Stempel, kriegt 100 Euro zurück. Und dann überlegst du dir zu Hause, naja gut, meiner ist alt, könnte ich ja mitmachen. Fenstaustausch, Heizungsaustausch, Abgleich. Also er hat 40 Modelle. Andere Gemeinden machen jetzt schon die Förderung von Zisternen oder die Förderung von Duschköpfen. Was ich damit sagen will, 40 Gemeinden haben dieses Modell jetzt sozusagen abgeguckt, weil in der Zeitung steht Schnurrbach ist der Renner. Die Bevölkerung ist begeistert. Letzte Bemerkung, wenn du als Bürger profitiert hast und schaust auf das nicht so ganz unumstrittene Windrad, dann sagst du, na ja, über dieses Windrad tun wir in der Gemeinde was Gutes. CO2-Reduktion, Stromproduktion, die Gemeinde hat Geld und ich privat habe davon in Cash profitiert. Und dann schaust du auf das Windrad anders, 40 Gemeinden haben das Modell übernommen.

Zackes Brustik: Ich glaube, das war auch Schnorbach, die können sich dann halt plötzlich Dinge leisten, wie die alte Schule umbauen in eine Begegnungsstätte für alte Menschen, junge Menschen. Also wirklich so unglaublich wichtige Orte für die Gesellschaft an sich in der ländlichen Region, wo es eigentlich immer an allem fehlt, sei es Ärzte, sei es Versorgung und dergleichen. Das heißt, Sie haben eigentlich Geld für all das, was anderen Regionen eigentlich gerade wehtut.

Bertram Fleck: Darf ich vielleicht gerade noch den Satz hinzufügen? Das ist ja eine Investition in die Zukunft. Für die nächsten 20 Jahre machen die Gemeinden sich fit. Und jetzt kommt ein Aspekt, den wir noch gar nicht erwähnt haben. Dort, wo das Leben tobt, wo die ein IK-Sharing machen, wo die plötzlich einen Bürgerbus haben, wo die die Gemeindeschwester einstellen, all diese Dinge, da darfst du dreimal raten, wer da hinzieht, ein Sog von jungen Leuten. In diesen Gemeinden gibt es keine Leerstände und wenn die jungen Leute kommen, dann haben die Kinder und ist der Kindergarten, die Schule gefüllt. Also diese Effekte und der allerletzte sind politische Effekte. Die Gemeinsinn rege. Die Basisdemokratie wird gestärkt ohne Ende, weil jeder will mitmachen, sich einbringen. Und ich kenne einen Bürgermeister, der wird überrannt. Was machen wir im nächsten Jahr? Ja, wir haben das gemacht, wir haben jenes gemacht. Und auf diese Art und Weise habe ich irgendwann mal Aufmerksamkeit erregt und dann kam der Heinrich auf mich zu.

Zackes Brustik: Das klingt wirklich ein kleines bisschen, also eigentlich hätte ich den Podcast auch anfangen können. Ganz Deutschland streitet sich über die Energiewende. Nur ein kleines Örtchen, nicht? Also ich hätte es eigentlich anfangen können wie den Asterix und Obelix Comic. Unbeugsam. Genau, unbeugsam. Alles, was du gesagt hast, hat euch, glaube ich, auch zusammengeführt, dich und Heinrich, eben auf eine Tour in Ostdeutschland zu gehen. Heinrich, magst du mal kurz sagen, warum euch das so am Herzen lag und warum das auch so entscheidend ist?

Heinrich Strößenreuther: Ja gerne. Die Geschichte ist wie folgt. Bei der Gründung der Klima Union hatten wir sehr schnell auch ein paar Kollegen in Ostdeutschland am Start, die aber unisono sagten, wir fühlen uns ganz alleine, wir haben kaum Mitstreiter, wir fühlen uns ein bisschen wie die Deppen in der CDU bei dem Thema Klima und haben auch keine Idee, was wir machen sollen. Dann hatte das erste andere Forschungskollege mit aufgegriffen, also in Ostdeutschland, da irgendwas zu entwickeln, da kam aber nichts. Und dann hatten wir in 1 der Corona Pausen, ich glaube, im Sommer 22 war es, Dann hatten wir unseren ersten Offline Kongress von der Klima Union. Da hatte ich Bertram Fleck eingeladen. Den hatten wir wiederum im Jahr davor bei den Energiedialogen mit Friedrich Merz, wo wir ihm erzählt haben, was man in Sachen Energie eigentlich machen kann und wie gut das für Konjunktur und Wirtschaft und so fort ist. In dem Fall war dann Bertram Fleck da, hatte einmal erzählt, was im Rhein-Hunsburg-Kreis gelaufen ist. Und dann hatten wir diesen Workshop Klimapolitik in ostdeutscher Perspektive. Da kamen für uns dann 2 Dinge raus. Zum einen, es geht nicht nur Ost-West, sondern es geht vor allem Stadt und Land, dass wir Klimapolitik oft aus einem urbanen Raum denken und die ländliche Perspektive zu wenig verstanden haben. Und weil wir auch dort nicht wohnen, sozusagen auch die Sprache nicht sprechen und die Logik nicht verstehen und wie dort Politik immer auch funktioniert. Der zweite Punkt war, dass im Osten aufgrund der Geschichte der letzten 60, 70 Jahre die Landeigentumsverhältnisse andere sind als im Westen. Und dort jetzt mit den Windkraftbetreibenden auf einmal Firmen ins Land reinkommen, die ihre Dinger dort aufstellen, aber die Gewinne mit nach Hause nehmen und die örtliche Bevölkerung dem wieder leer ausgeht. Also so ein Gefühl, als ob man noch ein weiteres Mal übers Ohr gehauen wird. Und da haben wir jetzt so alles klar, jetzt müssen wir eigentlich mal nach Ostdeutschland gehen und dort lernen und verstehen, wie ticken die dort, diese Erfolgsstory erzählen, aber dabei auch gut zuhören und gucken, wie können wir unsere Story so weit anpassen, dass sie dort funktioniert. Also, dass sie nicht als eine grüne Story wahrgenommen wird, weil da haben die CDU da im Osten, die ja noch eine ganze Ecke AfD näher sind, als im Westen vielleicht, haben dort eine besondere Aversion. Also das heißt, wir mussten eine Sprache, wir mussten eine Erzählung erfinden und wir müssen auch verstehen, was die Themen sind, die sie umtreiben.

Zackes Brustik: Wenn ich dich da kurz unterbrechen darf, Heinrich, aber wie gut funktioniert das, wenn jetzt ein Landrat aus dem Westen kommt, in den Osten geht und wortwörtlich von blühenden Landschaften erzählt, in dem ihr bestimmt eine heikle Situation, aber auch so eine grundsätzliche Thematik, es kommt jemand, ist unglaublich überzeugt von Nachhaltigkeit, stößt auf jemanden, der erstmal wirklich handfeste Vorbehalte hat. Also wie habt ihr das aufgelöst?

Heinrich Strößenreuther: Ja, das zuckt manchmal ein bisschen auf, aber was Bertram und mich verbindet, wir sind 2 Menschenliebhaber. Wir sind gern mit Menschen dawegs und sprechen gern mit denen, halten es auch aus, wenn Widersprüche da sind. Ich glaube, das ist eine ganz wesentliche Geschichte, dass das funktioniert. Die zweite ist, wir haben am Anfang ein Mini-Workshop mit eingebaut, wo die Kollegen aus dem Osten erzählen, was sie umtreibt in Sachen Energiepolitik, was auch ein bisschen anders ist im Osten oder im Westen. Und das war für uns selber die spannende Lernerfahrung, genau diese Dinge auch zu hören. Mal so ein ganz praktisches Beispiel. Da erzählt 1, viele in Ostdeutschland haben eine Erwerbsbiografie, die heißt 20 Jahre in den Westen pendeln, montags los, freitags wieder zurück, manchmal mit Unfällen, manchmal ist noch die Familie darüber zusammengebrochen, letztlich das Haus im Osten finanzieren zu können. Und dann kommt jetzt immer so ein Wärmegesetz, was in Teilen sicherlich nicht gut kommuniziert wurde, in Teilen vielleicht auch nicht ganz gut gebaut wurde, aber wo dann ein Gefühl auftaucht, jetzt kann ich eigentlich einpacken, beim Haus, Das war es dann auch mit meiner weiteren Idee von privater Wohlstandsentwicklung. Das sind so Themen, die man dann hört. Oder eine zweite Geschichte war mit dem russischen Gas, was ja ein Teil der Klimapolitik ist und der Energiepreiskrise 2022. Mit dem russischen Gas kam auf einmal für uns ein wohliges Leben daher. Es war nämlich dann nicht mehr das Kohle schleppen, die kalte Wohnung erstmal anzuheizen, Kohleofen, dann die Kohle wieder runter zu schleppen, den ganzen Geruch in der Wohnung drin zu haben. Das war auf einmal Heizung drehen und das Leben ist schön. Jetzt kommt irgendjemand daher, egal mit welchem Argument, und will mir das nehmen. Also das ist die Erinnerung, die alte Zeit dann wieder, die erstmal hochpoppt. Und das waren für mich, für uns, waren das glaube ich so Lernelemente, wo wir die Widerstände aus dem Osten so gar nicht verstanden haben. Aber das war ein Stück, dort reinzukommen und sie auch zu sehen und zu sagen, okay, auf dem Aufbauen muss man tatsächlich hier und da behutsamer kommunizieren oder auch mit anderen Argumenten die Ecke kommen.

Zackes Brustik: Was mich interessieren würde, weil man, glaube ich, da extrem viel übertragen kann, ist, mit welchem Playbook ihr auf eurer Ostdeutschland-Tour unterwegs seid und wie ihr euren Vortrag strategisch aufgebaut habt. Wenn du mir mal kurz die Argumentationskette an die Hand geben magst, weil ich glaube, das lässt sich 1 zu 1 für sehr viele Menschen an der Spitze von Unternehmen übertragen, wenn die versuchen, ihr Unternehmen, ihre Mannschaft an Bord zu bekommen für die anstehende Nachhaltigkeitstransformation?

Heinrich Strößenreuther: Tatsächlich heißt diese Ost-Vortragsreihe oder Tour, die wir da machen, ja mit Milliarden den Landkreis beleben. Da gab es ein bisschen Geschrei mit der Klimaunion, mit der wir das jetzt zusammen machen, die dachten, das sei völlig übertrieben. Da haben wir denen aber tatsächlich danach hervorgerechnet, wo die Milliarden aufkommen. Bertram hat es vorher erzählt, 1, 4 Milliarden investieren in den Landkreis innerhalb von 3 Jahren 1000000000 Euro, die sozusagen abfloss. Mit der Botschaft kommen wir erst mal mit rein. Dann hat man die schon mal so an 1 ganz wirtschaftlichen Ecke gefasst. Dann fragen wir Was ist eigentlich im Osten anders in Sachen Energiepolitik als im Westen wo sie an ihrer eigenen Probleme erzählen. Da wissen wir in der Regel 70 Prozent der Themen kommen dann nachher in den Vortrag auch mit dran. Das heißt da können wir gedanklichen Häkchen machen. Den Rest können wir dann auch gut abarbeiten. Wir haben schon mal so einen ersten Check. Wo stehen die gerade? Wie offen sind die? Und dann erzählt Bertram, was er die 20 Jahre lang gemacht hat, wo man am Schluss einfach sagt, ja, es geht. Es gibt keinen Grund, es nicht zu probieren. Es hat 1 vorgemacht, zu Zeiten, wo es noch nicht so viel Dienstleisterunternehmen gab oder kostenlose Beratungsangebote oder Webplattformen oder ähnlich. Ich bin eigentlich so als Pionier damals, aber heute ist es zehnmal leichter. Nach den Fragen ein Antwortspiel übernehme ich dann und dann geht es ein bisschen rein in die Geschichte, die da anfängt. Liebe Kollegen, das ist ja nicht nur ein Thema von mehr Klimaschutz und was für Bürger und Bürgerinnen tun, sondern vor allem eine unternehmerische Geschichte, also eine wirtschaftspolitische Aufgabe und erzähle Ihnen dann, ja, 1 der wichtigsten Gründe ist ja, Energiekosten zu senken und das macht halt Solaren Wind, weil es günstiger als Öl und Gas ist, hat uns das letzte Vorletzte Jahr deutlich gezeigt. Dann erzähle ich denen, dass es darum geht, Energiepreisrisiken zu senken. Habe ich einmal Wind und Solaranlage installiert, habe ich noch Abschreibungen und Instandteilungskosten, aber Sonne und Wind kommt ja umsonst. Das heißt, der Scheich, dem spucke ich in die Suppe sozusagen. Der letzte Punkt, Marketingrisiken reduzieren. Zunehmend werden Konzerne aufgrund ihrer Nachfrage, ihrer Kunden dazu getrieben, klimaneutral zu produzieren. Also werden Sie das selbstverständlich in der Zulieferkette durchsetzen. Und da kommt vielleicht irgendwann vom Einkauf die Anforderung, legt mal bitte da, ob ihr klimaneutral produziert und wer das dann nicht kann, der wird in einem Wettbewerbsmarkt dann auch schnell von heute auf morgen ausgelistet. Das kann dann für den KMU tatsächlich den wirtschaftlichen Ruin bedeuten, wenn der größte Kunde auf einmal weg ist. Und das kann schnell passieren. Und dann sind die wach. Und dann erzähle ich denen, eigentlich geht es bei Solar- und Windenergieausbau gar nicht Klimapolitik, sondern vor allem Wirtschaftsförderung oder Wirtschaftserhalt. Gerade für euch in diesem Landkreis noch mal sehr wichtig. Dann geht es dann weiter, dann erzähle ich von den Wachstumsraten, also zweistellige Wachstumsraten, Windzubau, Solarzubau, Steigerung der Speicherkapazität von Batterien. Wenn eine Wirtschaft so brummt, dann zieht die natürlich große Investoren, große Konzerne an, die sind unterwegs. Und dann erzählt Ihnen so das Beispiel, es könnte natürlich auch jetzt der nächste Scheich sein oder wer auch immer, der dann hier den Reibach in der Region macht und dann werden sie alle dann hellhörig und eigentlich läuft die Frage dann nur darauf hinaus, ob wir oder die. Also wer will das Geschäft machen? Und das ist spätestens der Punkt, wo sie merken, jetzt hat es nicht mehr mit Klimaschutz zu tun, sondern tatsächlich mit ganz handfester Volkswirtschaft der Diskussion für den Landkreis. Abschließend kommt dann der Bundesgesetzesrahmen dazu mit dem Wind-an-Land-Gesetz.

Zackes Brustik: Kurz, wenn ich da reingehe, weil das ein unglaublich wichtiger Punkt, also weil eure Mission ist ja nicht nur zu sorgen, lasst uns dafür sorgen, dass nicht einfach Millionen oder Milliarden aus dem Land rausfließen, die Fossilen zu bezahlen, sondern lasst die hier im Kreislauf halten. Und das ist ganz wichtig, was du sagst, Heinrich. Die nächste Gefahr dabei ist, lasst uns dafür sorgen, dass hier nicht Investoren aus dem Ausland Wind und PV besetzen und das Geld wieder rausfließt ins Ausland, sondern dass wir es schaffen, das selbst umzusetzen und das Geld wirklich vor Ort lokal zu binden.

Heinrich Strößenreuther: Genau, das ist die Botschaft im Kern, die wir denen rüberbringen. Das Geld, wenn man das mit Wind- und Solarausbau zu Hause hält, dann wirkt es auch zu Hause und fließt halt nicht ab. Aber dafür muss man jetzt den Hinterhoch kriegen. In 5 Jahren ist es zu spät, weil dann werden andere diesen Markt und sich aufgeteilt haben. Und die sind halt alle unterwegs. Das heißt, es gibt keine Chance des Abwarnens, des Zuschauen, des Nichtentscheidens. Und dann bricht denen so ein Vortrag, ich kenne da die ganze Folie auswendig und klicke halt immer so ein bisschen mit der rechten Hand weiter und guckt denen in die Augen und sagst so Kollegen, ihr entscheidet gerade über die wirtschaftliche Entwicklung eurer Heimat, ob ihr jetzt den Hosenboden mal hochnehmt oder ob ihr einfach sitzen bleibt und abwartet, aber bitte nicht in 5 bis 10 Jahren rumheulen, dass wieder andere das Geschäft gemacht haben. Und das sitzt dann, egal welcher Parteikolleur wir da vor uns haben, da merken die Scheiße. Das ist tatsächlich so ein Punkt an 1 Wahrheit, die man nicht drum herum kommt. Die ist logisch konsistent aufgebaut. Also nicht mit großen Argumenten von der einen oder anderen Richtung, sondern einfach mit Fakten, die halt zusammengehören mit Gesetzesmäßigkeiten in Märkten,

Zackes Brustik: wo

Heinrich Strößenreuther: sie merken, jo, jetzt haben sie uns. Und das war in Thüringen die letzte Veranstaltung am Polder, die eigentlich so auch im Osten als eine fast der braunsten CDU-Wahlkreise verschrieben ist oder Landkreise, da hatten wir am Schluss ein Drittel der Hände hoch von denen, die sagten, okay, wir würden gerne ein Nachtreffen machen, weil wir ins Thema einsteigen wollen. Und da waren also zwar unsere erfolgreichste Veranstaltung, die wir bislang hatten. In diesem richtig, richtig, sagen wir mal, die Farben heißen ja, Blau, Schwarz im Landkreis, würde ich formulieren. Und wir haben ja nun dieses Jahr 3 Landtagswahlen, etliche Kommunalwahlen. Und 1 unserer Missionen war ja, okay, Wir wollen in den Osten gehen und versuchen, diese Geschichte zu erzählen, weil wenn es dort den Rechtsrutsch gibt, dann kann man mit Klimapolitik einpassen. Und wenn wir es jetzt schaffen, diese Geschichte von Heimatenergie zu erzählen, von Belebung des eigenen Landkreises, in dem man zu Hause Wind und Solar anbaut und das Geld halt zu Hause behält, also eine kostenlose Konjunkturspritze sich organisiert und da nach und nach Landkreise mit anfangen, wir in 5 Jahren vielleicht feststellen, es hat tatsächlich jeweils diesen Initialpunkt gebraucht, dann können wir sagen, das hat sich allemal gelohnt.

Zackes Brustik: Ich sehe gerade hier auf dem Bildschirm Bertram noch heftig winken, da willst du direkt was hinzufügen.

Bertram Fleck: Ja, zum Stichwort Wirtschaftsförderung noch 2 praktische Erwägungen. Die Deutschen Kommunalen Spitzenverbände, Deutscher Landkreis, Städtetag, Gemeinde, Städtebund hat vor 2 Jahren zum ersten Mal einen Kongress für alle Wirtschaftsförderer in den Kommunen veranstaltet. Und nicht die üblichen Themenbereiche, sondern Wirtschaftsförderung hängt zusammen mit Klimaschutz, erneuerbare Energien. Ich glaube, da waren ganz viele Personen total erstaunt. Die hatten das gar nicht auf ihrem Schirm, nämlich das, was wir die ganze Zeit diskutieren, welche Chancen für eine wirtschaftliche Entwicklung das hat. Ich glaube, die Wirtschaftsförderer sind dann halb beglückt nach Hause. Aber der Punkt ist immer der gleiche. Es kamen die, die von ihren Chefs geschickt waren und überzeugt waren und viele kamen halt nicht, aber ein Großteil haben es begriffen. Zweiter Aspekt zum Thema Wirtschaftsförderung. Es gibt immer mehr Unternehmen, die sagen, wie auch immer die Entwicklung weitergeht, lass uns doch selbst in einem Verbund dafür sorgen, dass wir entweder mit Hilfe von BV oder mit gemeinsamer Investition in Windkraftanlagen uns unseren eigenen Strom erzeugen beziehen. Das wird ja immer mehr zu einem Wirtschaftskriterium, zu einem Ansiedlungskriterium Und das muss man dann auch sehen, wenn Unternehmen zurückhaltend sind.

Zackes Brustik: Hast du da vielleicht ein Beispiel, Bertram, aus deinem Landkreis, wo du wirklich ganz konkret das auch mit Zahlen belegen kannst, was die vorher für fossile ausgegeben haben, wie viel sie investieren mussten und wann das wieder drin war?

Bertram Fleck: Da gibt es sogar 2 Beispiele. Das eine ist das Gesundheitszentrum mit rund 130 Mitarbeitern, Physiotherapie, Fitnesszentrum, Sauna, Solarium. Die hatten eine PV-Anlage auf Anraten meines Klimaschutzmanages installiert, ein Blockheizkraftwerk im Keller und sämtliche Lampen, die haben sehr viele gehabt, umgetauscht auf LED. Die haben ihre Energiekosten halbiert. Zweiter Bereich, kann ich einen Namen nennen, Firma Sander, die stellt Lebensmittelprodukte her, braucht viel warmes Wasser, braucht enorme Lüftungsanlagen. Die haben mit 1 Spezialbereitung, die hatten wir empfohlen, wird vom Land Rheinland-Pfalz bezuschusst, rund 850.000 in einem Jahr investiert. Das ist für 500 Mitarbeiter relativ viel Geld. Und haben dessen verschiedene Bereiche investiert, von Pumpen über Blockheizkraftwerke und anderen. Und man glaubt es nicht, innerhalb von dreieinhalb Jahren, also die haben pro Jahr 300.000 Energiekosten gespart. In 3, dreieinhalb Jahren war der Invest draußen Und die Ersparnis von 300.000 setzt sich ja fort. Was jetzt hier so im Kleinen stattfindet, spüre ich jetzt, ich bin ja bundesweit unterwegs, auch im Ausland, auf eine ganz andere Art und Weise, dass Unternehmen sagen, dass Energiekosten reduzieren mit den Maßnahmen, die ich beschrieben habe, machen wir auch. Aber unsere Aspekte sind ganz andere. Wir sehen die Energieversorgung teilweise auch gefährdet. Wir wissen nicht, wie das mit dem Flüssigglas klappt, mit dem Wasserstoff, alles noch mit Fragezeichen. Aber wir machen jetzt was anderes. Wir schließen uns mit Kommunen oder Hilfe IHK oder Handwerkskammer zusammen. Das sind dann schon große Mittelständler und sorgen dafür, dass wir 2, 3 Windräder selber installieren oder eine große PV-Anlage in der Gemeinde und die soll uns, das ist ja rechtlich heute möglich, uns mit Energie versorgen. Das heißt, die Unternehmen, die in der Region tätig sind, brauchen nicht mehr ans öffentliche Netz angeschlossen werden oder nur noch reduziert. Das finde ich eine gute Zukunftsperspektive. Und ich brauche nur Leute, die es gemacht haben, die es ausrechnen und sagen, es funktioniert und die anderen müssen halt mal drauf springen. Und das ist wie überall, die meisten warten ab und in 20 Jahren sage ich mal, brutal ist der Käse gegessen, man muss jetzt aktiv werden und sich diese Dinge sichern.

Zackes Brustik: Gleich ergänzt Heinrich, warum es für euch ein zeitkritisches Fenster gibt, was euch in den nächsten Jahren schließt, wenn ihr euch mit eurem Unternehmen mit Erneuerbaren beschäftigen wollt. Vorher allerdings wie immer ein Shoutout ins Ökosystem für ein Nachhaltigkeitsangebot, das euch auf eure Mission kostenfrei unterstützt. Und zu dieser Folge passt mal wieder nichts besser als CO2online.de. Eine Plattform, die mich enorm begeistert. Denn wenn du dich fragst, wie du im Wohn- oder Gebäudebereich effektiv Energie und damit CO2 und Kosten reduzieren kannst, kommst du an dieser Plattform nicht vorbei. CO2online.de ist eine gemeinnützige Organisation, die euch komplett kosten, werbefrei und das ist das Wichtigste, neutral auf dem Weg der CO2-Reduktion unterstützt. Das Team von CO2-online.de hat über die Jahre die vermutlich umfangreichste und innovativste digitale Plattform zur CO2-Reduktion gebaut. Hier findest du wirklich alles, ganz konkrete, praktische Ratgeber für den Alltag, mit denen du die Low Hanging Fruits einsammeln kannst, bis hin zu wirklich einblickgehend umfassende Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen, ganz konkret sogar mit den dazugehörigen Förderungsmöglichkeiten in deinem Postleitzahlengebiet. Egal ob privat oder als Gebäudebetreiber, diese Plattform ist absolut Gold wert. Mehr Infos auf co2online.de. Den Link findet ihr in den Show Notes oder noch besser, ihr hört in Folge 9 von Gewinner Zukunft rein. Da war nämlich CEO Tanja Lolz zu Gast und hatte jede Menge praktische Tipps und Tricks, gerade für Kleinunternehmer und Karl M. Uhs im Gepäck. Und nun zurück zu Bertram und Heinrich.

Heinrich Strößenreuther: Es gibt eine weitere Logik da, das ist ja der Ran auf die Flächen. Wir haben jetzt Situationen, wo sich Fonds oder Unternehmer, der keine Ahnung der Zahnarzt aus München kauft sich einen Thüringen Solaranlage, Windanlage oder ähnlich und verkauft den Strom, der dort von seiner Windmühle erzeugt wird beispielsweise nach BMW an München. Das geht eine Zeit lang gut, aber wenn jetzt ein Unternehmer dann in Thüringen auf die Idee kommt, er möchte gerne auch praktisch Wind und Solar produzieren, aber alle Flächen sind verteilt, dann geht er leer aus und kann möglicherweise dann immer gar nicht mehr klimaneutral produzieren oder nur zu deutlich höheren Kosten, weil er dann klimaneutralen Strom über das Netz beziehen muss. Also auch dort gibt es eine Logik für KMUs, eher schnell und nicht langsam zu sein, weil irgendwann ist der Markt verteilt und dann gibt es halt nicht mehr die Flächen, mit denen man in den günstigsten Konditionen produzieren kann. Also der Fachsprache ist das windhöfige Flächen. Das sind die, wo der Wind besonders viel drüber streicht. Da holt so eine Windmühle einfach mehr raus, als in nicht windhöfigen Flächen. Und die sind halt irgendwann weg. Oder aufgrund der Ausweisung von Windvorrangsgebieten sagt halt die Gemeinde nee, aus Landschaftsschutzgründen oder wie auch immer, wollen wir da und da keine haben. Das heißt, die Menge der potenziellen Standorte ist tatsächlich begrenzt. Insofern kann man auch Unternehmern nur empfehlen, setzt sie auf die Hinterbeine und schiebt sie nicht auf die lange Bank, sondern mach zu deinem Jahresprojekt 2024.

Zackes Brustik: Ich glaube, das gilt ja nicht nur für Thüringen, sondern das gilt für bundesweit für Deutschland, vielleicht nicht speziell in Bezug auf Wind, aber definitiv auf Wind, Solar, außer man hat jetzt den Luxus, irgendwie vor dem Headquarter einen Fußballfeld großen Parkplatz stehen zu haben, dann hat man vielleicht schon die Fläche. Aber ansonsten quasi, wie du sagst, Heinrich, jetzt loslegen. Ich würde gerne noch so ein paar Sachen, weil ihr beide wirklich unglaublich viel bewegt habt, im Sinne von wie ihr euch aufgestellt habt, weil ich glaube, eine wichtige Parallele bei euch beiden ist, dass ihr angefangen habt, aus tiefster Überzeugung und Motivation heraus dafür gesorgt habt, dass ihr dann die Menschen gewonnen habt, qualifizierte Leute reingeholt habt und das Ganze aber auch ohne euch funktioniert. Also Du bist ja irgendwann auch raus aus dem Landkreis, Bertram. Heinrich, du wiederum hast unglaublich viele, wie gesagt, Petitionen, Organisationen aufgebaut, in denen du selber nicht mehr aktiv bist. Also wie, Bertram, wie sah das bei dir in den ersten Jahren auf? Also wie hast du dafür gesorgt, dass es ein Selbstläufer wird, organisatorisch?

Bertram Fleck: Da könnte ich jetzt eine Stunde darüber erzählen, weil das ist ja auch so dornenreich, so holprig gewesen. Aber wir waren einfach überzeugt und haben uns nicht irritieren lassen. Vom Denkmalschutz nicht, vom Landschaftsschutz nicht. Das sind ja alles Probleme, die jetzt heute etwas leichter zu lösen sind. Der erste Punkt war, du brauchst schon ein kleines Team und mein Team besteht auch heute noch aus einem Klimaschutzmanager. Das soll jetzt keiner von der Hochschule sein, der muss mit dem Ortsbürgermeister umgehen, mit dem Landrat, mit dem Unternehmer, mit dem Handwerker und mit der Landesregierung. Das ist dann für mich so ein Glücksfall gewesen, einen Udo zu gewinnen, Architekt, der immer frotzelt erzählt, Chef, in meiner Ausbildung des Bahn 50 habe ich gelernt, im Keller kommt eine Heizung hin und oben ein Schornstein. Also der hat das autodidaktisch auf Tagungen, Kongressen und so weiter dann sich angeeignet.

Zackes Brustik: Darf ich kurz rein, Bertram? Weil ich glaube, das ist wirklich 1 zu 1 die Situation für viele Unternehmen da draußen. Sie brauchen jemanden und sie müssen eben dafür sorgen, dass es jemand ist, der anschlussfähig ist mit dem Rest des Betriebes, mit dem Werksleiter, der werksleitenden Person. Und ich glaube, ganz viele von denen sind eben nicht in der Lage, dass sie das studiert haben, weil von denen gibt es einfach nicht so viele. Also einen Umweltmanager, einen Studierten gibt es einfach ganz schwer zu finden und vor allem wahrscheinlich auch ganz schwer dafür zu begeistern, irgendwo in die Region zu ziehen und dort 50 Kilometer außerhalb von der nächsten Großstadt für ein kleines KMU oder einen Hidden Champion zu arbeiten. Also das dürfte 1 zu 1 die Lage sein. Mach noch deinen Satz zu Ende, ich habe dich unterbrochen.

Bertram Fleck: Ja, also dieser Klimaschutz ist ja nur ein Synonym für andere. Es gibt aber solche Leute, es gibt den Umwelt Campus in Birkefeld, Rheinland-Pfalz, es gibt andere mit Schwerpunkten, Leute mit Berufserfahrung. Aber ich sage 50 % muss die Empathie sein. Wo geht er mit welchen Maßnahmen, mit wem und wenn er Unterstützung 1 Chefs hat, im Unternehmen, im Handwerksbetrieb auch immer funktioniert das. Es gibt auch Leute, die sind da und die Spitze des Hauses halten die als Feigenblatt. Klimaschutzmanager, Klimaschutzkonzept sind nicht überzeugt. Also Wir haben uns damals das sozusagen auf Tag und Kresse angeeignet. Es gibt einen Riesenvorteil für alle Unternehmen, für alle Kommunen. Wir haben heute Tausende, wenn nicht Zehntausende Best-Practice-Fälle. Wir mussten uns mühselig durchkämpfen vor 25 Jahren. Du musst dir bei der Agentur für Neubauenergie und sonst wo nur reinschauen und sagen, passt das in meinen Betrieb? Gibt es einen vergleichbaren Betrieb aus der gleichen Branche oder Unternehmen? Da fahre ich mal hin, schaue ich mir an oder schicke ich einen hin? Das ist ja... Und heute hast du ja Ingenieure, du hast Fachleute, du hast Kommunikativleute, du hast Marketingleute. Also ich meine, der ganze Markt hat sich erst in den letzten 25 Jahren entwickelt. Insofern sage ich, meine These ist es heute wesentlich leichter als früher. Du musst es nur wollen. Und Heinrich hat schon gesagt, es liegt alles da, alle technischen Probleme sind gelöst. Es hängt viel vom Kopf 1 Unternehmens ab, wie weit da Bewusstsein ist und wenn er sagt, das ist meine Richtung, die Führungskräfte folgen, da hat es eine Kommune schwerer, Da gibt es einen Kreistag mit 7, 8 Fraktionen. Also ich bewundere jeden Unternehmer. Und es gibt ja auch Beispiele in Mainz. Ich wohne doch in Mainz. Der Herr Schneider, Firma Werner & Merz, das ist ein Vorzeigunternehmer, vom Bundespräsident ausgezeichnet. Er hat auch irgendwann mal begonnen, hatte gute Leute angesetzt. Es kommt nicht auf die Zahl der Mitarbeiter an. Ein, 2 Leute, die sich die Kenntnisse aneignen können, die die Rückendeckung des Chefs haben, sich im Laufe der Zeit weitere suchen und dann einfach starten und mit kleinen Dingen starten, nicht gleich Riesenprojekte, dass der Erfolg nach einem Jahr da ist und dann stufenförmig entwickeln.

Zackes Brustik: Würdest du das so unterstreichen, Heinrich?

Heinrich Strößenreuther: Ja, es kommt letztendlich immer darauf an. Man muss irgendwann für sich selber entscheiden, ob man es wirklich wichtig findet und auch wirklich machen will. Bei meinem ersten Startup, was ich gegründet habe, Deutsche Bus, da sagte mein Mitgründer, der so ein bisschen mehr Startup-Erfahrung hat, irgendwann kommt der Punkt, da muss man springen. Und das Unangenehme am Springen ist, man weiß nicht, wie man aufkommt, und man kann sich in der Luft auch nicht mehr umdrehen und zurückgehen, aber man muss irgendwann tatsächlich sagen, so jetzt nehme ich Anlauf und will diesen Sprung machen. Das ist, glaube ich, die erste Entscheidung, die man persönlich für sich selber treffen muss. Und die zweite ist, dass ja auch 1 der Erfolgsfaktoren dort im Hundsrücken, man muss tatsächlich mal mindestens einen guten im Team haben, egal welche Funktion, welche Hierarchie oder Rolle, also dass man nicht mehr alleine ist, das ist auch so eine der Geheimnisse in der Klimaschutzbewegung, die heißt sei nicht mehr alleine, such dir ein paar Leute zusammen. Da gibt es auch ein wunderschönes Video, How to start a movement, Da sieht man auch sehr deutlich, es muss diese kleine Handvoll am Anfang geben und die kann tatsächlich eine Veränderung hinkriegen. Beim Volksentscheid Fahrrad beispielsweise hatte ich ein Kick-Off-Seminar oder Kick-Off-Workshop gemacht, Wochenende 25 Leute und der Moderator sagte mir, du egal wie es ausgeht, die einzige Frage ist, findest du 2, 3 Leute, mit denen du dich traust, dieses Vorhaben anzugehen. Und die habe ich dann gefunden, so ist es erfolgreich geworden. Und vielleicht ein letzter Punkt gerade für die KMU-Unternehmen. Jede Buchhalterin kriegt in 5 Minuten raus, wie die Energiekosten 1 Unternehmens sind. Und der gute Kaufmann sagt eigentlich 20 Prozent gehen immer und dann kann man schon kalkulieren, wie viel man eigentlich an Personalkosten für Energiekostenmanagement ausgeben kann oder für Dienstleister. Und das mit 1 kleinen Anekdote abgeschlossen. Ich habe früher ein riesen Energiesparprojekt bei der Deutschen Bahn gemacht, aber ich leite Umweltmanagement und hatte kackfrechen Mail an den damaligen Finanzvorstand, also 3 Ebenen nach oben geschickt und meinen, jo, hier können wir eigentlich 500.000 Mark pro Tag einsparen. Und da kam die ausgedruckt, damals noch per Fax, das Ding zurück an meinen Chef. Da kam ein bisschen Misamin in mein Zimmer mit rein, weil es ja eine komplette an ihm vorbei Geschichte war. Aber der Finanzvorstand schrieb dann drunter, die Amortisation 1 Mitarbeiters beträgt wenige Minuten. Wenn Sie Geld brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Und so ist damals dieses riesige Energiesparprojekt gestartet, mit dem wir nachher 60 Millionen Euro pro Jahr eingespart haben.

Zackes Brustik: Krass. Ich glaube, das wäre schon das perfekte Schlussstatement gewesen. Ich hänge noch einen dran. Und zwar, ich weiß, Bertram, du hast auch so 10 Machergeheimnisse. Ich glaube, sehr viele haben wir gerade implizit schon besprochen und nebenher erwähnt. Was ist für dich das Wichtigste daraus, was du aus deiner Arbeit gelernt hast, wo du gesagt hast, egal ob in der Politik, in der Gesellschaft oder in Unternehmen, das ist wirklich entscheidend?

Bertram Fleck: Das sind eigentlich 10 Punkte, da haben wir jetzt keine Zeit zu. Aber ich sage mal an der Spitze, das ist jetzt komisch, ja kein Geheimnis, da muss eine Chefin stehen, die das wollen, ob Kommune, Unternehmen, Betrieb, Dienstleister, das ist ganz wichtig. Zweitens, was der Heinrich erwähnt hat, sei nicht allein, such dir 2, 3 Leute, die ähnlich denken, die müssen ja nicht fest angestellt sein, die müssen einfach im Team sein, sich entwickeln. Drittens, binde Presse, binde Bevölkerung rein. Das ist ganz wichtig, weil die Akzeptanz beim Betrieb vielleicht weniger wichtig, bei anderen sehr wichtig. Ich muss ja auch Mitarbeiterüberzeugung. Ich brauche eine Art Konzept. Also nicht einfach loslegen und sagen, es wird schon irgendwie ein Konzept überlegen, ob im Betrieb oder in der Kommune. Ich brauche, ob der sich Klimaschutzmanager oder Kümmerer nennt, ist egal. Ich brauche einen mindestens, der das bewegt. Wenn die Erfolge größer werden und mehr Projekte kommen, kann ich ja das Ganze ausdehnen. Bei den Kommunen würde ich noch sagen, Presse mit engagieren, sollte beim Betrieb vielleicht auch dabei sein.

Zackes Brustik: Vor allem interne Kommunikation würde ich sagen, intranet, ja.

Bertram Fleck: Weil, wenn man Gutes tut, sollen wir das an außen vergünden. Das ist ja für den Betrieb auch ein Kriterium heutzutage. Wie stelle ich mich im Bereich Umweltschutz, Naturschutz, Klimaschutz dar? Das wird ja von der Bevölkerung, von der potenziellen Kundschaft auch positiv aufgenommen. Das waren jetzt mal so kleine Stichworte, die ich nennen würde.

Zackes Brustik: Was ich auch oft höre von Nachhaltigkeitsmanagern ist eben gerade die interne Kommunikation, zum Beispiel von dem Nachhaltigkeitsbericht, ist nochmal viel wichtiger, als es das direkt nach außen zu tragen. Also die Rückmeldung von den Mitarbeitenden darauf, die positiven oder auch grundsätzlich die Awareness dafür zu schaffen, unglaublich wichtig. Ich hatte ja zum Beispiel Lutz zu Gast, Nachhaltigkeitsmanager bei Mooswolf, 1 Spedition. Er meinte eben, sie haben extra jemanden eingestellt, der die Kommunikation macht und zwar nicht nach außen, sondern explizit nach innen. Das mit den Menschen reden, das Kommunizieren der Themen nach innen. Unglaublich entscheidend.

Bertram Fleck: Darf ich noch einen Satz hinzufügen? Genau das ist ein Punkt. Ich habe in den ersten Jahren nahezu in jeder Personalversammlung das Thema verkündet und sagte, das ist der Chef, das ist die Führungsebene. Aber ihr lebt das. Ihr seid 400 Mitarbeiter, ist ja eine kleine Verwaltung, ihr wohnt in Dörfern, wohnt in Städten. Ich möchte, dass das, was unsere Leitlinie ist, dass ihr das kommuniziert. Und es ist ja ein Unterschied, ob jetzt ein Chef oder eine Führungsebene irgendwas will oder ob der Betrieb das lebt. Und wenn die Mitarbeiter nach Hause gehen, die haben Familie, sind in Vereinen, sind im Freundeskreis und sagen, unser Betrieb, unser Unternehmen ist auf diesem Weg. Das finde ich ganz, ganz wichtig. Insofern unterstreiche ich das. Das muss intern auch kommuniziert werden. Und nicht nur der Chef darf das wollen, sondern es muss durchdekliniert werden. Und das kann man auch unterstützen, wenn ich eine Fahrzeugflotte habe und ich verfüge als Chef, künftig gibt es IKs, ob die Leute das wollen oder nicht. Und der Effekt ist ja dann irrer, weil die fahren dienstlich mit dem IK, denen plötzlich fest, huch, das ist im Winter warm, im Sommer kühl, wunderbar ist, wenn ich mal privat was anschaffe. Also die Idee kam vom Betrieb, wenn ich privat was anschaffe, gehe ich auch auf den Weg. Also insofern sind das kommunizierende Röhren.

Heinrich Strößenreuther: Ich würde gerne noch mal dieses Bild der Chainswipper irgendwie ins Spiel bringen, also wie so eine Kindergartenwippe. Am anfang sitzt man da ganz alleine da oben das muss man auch aushalten dass man sich sagen exponiert und auch ein bisschen als der depp auf angesehen wird alle anderen hocken da unten so erfolge ist wenn die langsame Bewegung kommt also wenn sich das Gewicht verlage das heißt ich muss ein nach dem anderen über die Mitte rüberziehen und da suche ich mir erst mal die die am verständigsten sind und nicht die schwierigen Leute und nach und nach dreht sich dann diese Wippe und am Schluss ist das neue Schwergewicht unten und die anderen rutschen automatisch hinterher also nicht verkämpfen mit den ewig gestrigen das ist vergebene liebes mühe hatte mal die chefin von toronto der stadt toronto vom verkehrsdepartment so nett gesagt go with the love das hört jetzt ein bisschen amerikanisch pathetisch angehen mit der liebe was dahinter steckt ist eigentlich gehen mit denen dies Thema mögen, denn da hast du Spaß, da hast du Energie, da hast du Erfolg, du kriegst auch positive Rückmeldung und das bestärkt dich in deiner eigenen Feedback Schleife, in deiner eigenen Loop wieder, vielleicht die nächsten größeren Schritte anzugehen, die man sich am Anfang nicht zugetraut hat. Also diese Idee der Veränderung als eine kontinuierlich wachsende Menge, das ist die, glaube ich, die bei mir immer eine ist, die mich so geleitet hat, aus der ich wusste, okay, Solange dieser Parameter funktioniert, bin ich auf dem richtigen Trip. Ich starte ja gerade in Berlin den nächsten Volksentscheid, den Volksentscheid Baum. Da waren am Anfang auch 2 Leute im August diesen Jahres. Da hat man einen Kickoff, da haben wir irgendwie 20, 30, da blieben dann eine Handvoll von über.

Zackes Brustik: Es klingt vielleicht pathetisch, aber genau das wollte ich gerade sagen. Folge der Liebe, ihr habt beide definitiv ganz handfeste Beispiele dafür, wie das entweder für Millionen oder gar Milliarden Veränderungen sorgt oder bei dir Heinrich, wie das ganz konkret dafür sorgt, dass wirklich tausende Menschen mobilisiert werden und sich ganz konkret Gesetze verändern. Und warum das so entscheidend ist, das hatten wir gerade erst in der Folge davor auch mit Gabriel Baunach besprochen, der genau das auch gesagt hat, was ihr gesagt habt, das Wichtigste ist, nicht alleine zu bleiben. Ich glaube, das war sogar ein Zitat von Eckhard von Hirschhausen. Nicht alleine bleiben und dann das Wichtige, was eben einen großen Unterschied macht, nicht auf den eigenen persönlichen Fußabdruck zu schauen, sondern dafür zu sorgen, dass sich Strukturen ändern, zum Beispiel Gesetze bei dir, Heinrich, oder Bertram bei dir, dass sich wirklich eben ein ganzer Landkreis wandelt, weil das maximiert einfach unseren Handabdruck enorm. Und ich glaube, ihr seid beides großartige Beispiele dafür, wie man mit der richtigen Strategie dafür sorgen kann, dass man nicht nur alleine nachhaltiger lebt, sondern eben dafür sorgt, dass sehr, sehr, sehr viele Menschen mehr auch nachhaltiger leben können und das ist das Entscheidende. Eure Geschichte, unglaublich spannend, eure Ostdeutschland-Tour extrem inspirierend und all die anderen Projekte, die ihr lauft. Ich verlinke eure Profile jeweils natürlich in den Shownotes. Klickt drauf. Heinrich ist natürlich schon wieder dabei, das nächste große Projekt zu starten. Wie er gesagt hat, eben der Volksentscheid Baum. Also unglaublich spannend, ihm zu folgen, auch auf LinkedIn. Vielen Dank, dass ihr heute vorbeigeschaut habt. Vielen Dank, Bertram.

Bertram Fleck: Gerne. Tschüss.

Zackes Brustik: Vielen Dank, Heinrich.

Heinrich Strößenreuther: Ja, danke dir, zack. Schönen Tag.

Zackes Brustik: Was für eine Ehre, dass ihr bis zum Schluss mit an Bord wart. In der nächsten Folge könnt ihr euch darauf freuen, dass ich mit meinen Gästen Karin und Johann darüber diskutieren werde, welche Rolle Gebäude an sich für den Fußabdruck der Menschheit spielen und wie ihr aber auch ganz speziell in euren Unternehmen dafür sorgen könnt, dass ihr die Nachhaltigkeitsauswirkung signifikant reduziert, sei es dank Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und vielem mehr. Bis es soweit ist freue ich mich über eine Vernetzung mit euch auf LinkedIn, denn in den Diskussionen unter meinen Beiträgen stoßt ihr auf super viele andere Sustainability Professionals oder Expertinnen. Das Vernetzen lohnt sich also super. Ihr findet mich auf LinkedIn ganz einfach unter zackesbrustig oder über den Link in den Show Notes.

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