#88 Exklusiv: Vom CO₂-Schattenpreis bis über 120 Green Experts – was Hansgrohe erfolgreich anders macht.

Shownotes

„Wo Berichtspflichten zurückgehen, zeigt sich Kultur“, zitiert Rebecca gleich am Anfang der Folge. Zum ersten Mal gibt sie in einem Podcast einen Einblick in die Nachhaltigkeitsstrategie von Hansgrohe. Ein Unternehmen, dessen Name aktuell besonders häufig fällt, wenn es um Beispiele gelungener Transformationsstrategien geht.

Und wer Rebecca erzählen hört, der spürt nicht nur gleich die ungebrochene Motivation, sondern merkt schnell, dass sie an der Spitze des Nachhaltigkeitsteams auch aus dem Vollen schöpfen kann:

✅ Mit über 120 internen „Green Experts“ als Botschafter*innen. ✅ Vom CO₂-Schattenpreis bis hin zu Management-Boni mit ESG-Kriterien. ✅ Ambitionierte Ziele, um den Footprint in der Produktnutzungsphase zu reduzieren.

Im Gespräch mit Podcast-Host Zackes gibt sie detaillierte Einblicke, welche Maßnahmen die Strategie von Hansgrohe ausmachen. Besonders spannend: Obwohl Hansgrohe ein produzierendes Unternehmen mit Werken weltweit ist, fallen 99 % der Umweltauswirkungen in der Nutzungsphase der verkauften Armaturen und Duschbrausen an. Höre, wie sie hier mit nachhaltiger Produktinnovation bis 2030 signifikante Reduzierungen erzielen wollen – und was das für die Kundenkommunikation und das Geschäftsmodell bedeutet.

Nebenbei erklärt Rebecca, was sich hinter „Beyond Value Chain Mitigation“ versteckt und wie der CO₂-Schattenpreis funktioniert. Du brauchst als Sustainability-Profi eine Portion Motivation, um die Geschäftsführung oder Mitarbeitenden mitzunehmen? Dann ist das genau die richtige Folge für Dich!

NEWSLETTER: Hole Dir im Oktober noch den Gewinne Zukunft Newsletter und bekomme Einblick in die aktuelle Community-Umfrage! Nach Oktober einfach eine Mail an Zackes schreiben (zackes@gewinnezukunft.de ), um die Ausgabe im Nachhinein zugeschickt zu bekommen. ➡️ www.zackes.com/newsletter .

SHOUTOUT: Die Wissensplattform für Nachhaltigkeitsmanager! Hier findet ihr zahlreiche kostenlose Ressourcen - vom ESG-Blog über ESG-Berichte, über ein ESG-Wissenshub, ein Biodiversitätshub, Softwarevergleiche und vieles, vieles mehr: 🔗 www.esrs-services.de

SHOWNOTES: Rebecca Weigold verantwortet als Team Lead Corporate Sustainability die Nachhaltigkeitsstrategie der Hansgrohe Group. Wie viele Sustainability-Manager*innen hat sie sich intern in die Rolle eingearbeitet und den Aufbau des Nachhaltigkeitsteams von Anfang an mitgeprägt. Schreib sie an, um Dich auszutauschen! 🔗 https://www.linkedin.com/in/rebeccaweigold/

🔗 https://assets.hansgrohe.com/celum/web/hgw-hansgrohe-group-geschaeftsbericht-2024.pdf

Das WWF-Paper zu „Beyond Value Chain Mitigation“: 🔗 https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Unternehmen/WWF-Fit-fuer-Paris-Nachfolgemodell-CO2-Kompensation.pdf

🤝 Vernetze Dich mit Podcast-Host Zackes Brustik auf LinkedIn und werde Teil der Diskussion! 🔗 https://www.linkedin.com/in/moderator-zackes-brustik/

BUCHE ZACKES ALS KEYNOTE-SPEAKER: Zackes Brustik beantwortet eine der drängendsten Fragen deiner Zielgruppe: Wie finden Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammen? In Hunderten Interviews hat er fünf entscheidende Schritte ausgemacht, die erfolgreiche Sustainability-Leader gemeinsam haben. Mit zahlreichen realen Geschichten zeigt er deinem Publikum, wie es Zukunftsfähigkeit erfolgreich und mit Freude angehen kann.

➡️ booking@zackes.com

Transkript anzeigen

Rebecca Weigold: In der Nutzungsphase unserer Produkte verursacht der Fußabdruck 99 Prozent aller Emissionen. Und ich glaube, das ist halt was, was wirklich zeigt, das Geschäftsmodell muss sich transformieren. Wir können nicht weitermachen wie bisher. Und durch diesen Ökobilanz haben wir auch gesehen, hey ja, ist cool, PV-Anlagen auf dem Dach, absolut notwendig, aber eigentlich sind es die Produkte, mit denen wir den größten Hebel haben auf unserem Planeten.

Zackes Brustik: In den letzten Folgen ist ein Unternehmensname echt oft gefallen, wenn es die Frage ging, bei welchem deutschen Unternehmen man mal reinschauen müsste, weil die es echt gut hinbekommen, Innovation und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen und dabei auch noch einigermaßen wirtschaftlich zu sein. Und In dieser Folge ist es soweit, wir bekommen einen Blick hinter die Kulissen, was dieses Unternehmen anders oder so erfolgreich macht. Wir werden ein paar der Fragen beantworten, die euch laut Community-Umfrage auch gerade am meisten umtreiben in eurer Arbeit als Sustainability-Profis. Wie nimmt man die Mitarbeitenden und die Geschäftsführung mit? Was braucht es an Anreizsystemen? Das Unternehmen hat es zum Beispiel geschafft in fast jeder Abteilung Nachhaltigkeitsbotschaft da innen aufzubauen, über 120 Stück unternehmensweit. Sie haben den internen CO2-Schattenpreis und einen Greenfonds für Nachhaltigkeitsinvestitionen eingerichtet. Und gleichzeitig schauen sie auch, wie sie tatsächlich Nachhaltigkeit und Produktinnovation Hand in Hand vorantreiben. Das heißt, wir kriegen auch einen Einblick in das Thema Kreislaufwirtschaft. Es geht Hans Krohe Und für diese Folge habe ich niemanden anderen an Bord als Rebecca Weigold, Team Lead Corporate Sustainability. In 1 Stunde kriegt ihr wirklich richtig coole Einsichten und das aus der Praxis von einem eurer Peers. Und damit herzlich willkommen bei Gewinne Zukunft, dem Nachhaltigkeitspodcast der Pioniere und Professionals. Mein Name ist Zackes, ich freue mich enorm, dass ihr mit an Bord seid. Und falls euch interessiert, was in meiner Community-Umfrage rausgekommen ist, dann noch schnell den Newsletter abonnieren, www.zackes.com/Newsletter. Bis Mitte Oktober kriegt ihr automatisch genau den Newsletter mit dem Umfrageeinblick. Falls ihr die Folge irgendwann Monate später hört, schickt mir eine E-Mail an zackes@gewinnezukunft.de und ich schicke euch den Newsletter händisch hinterher. Alles natürlich in den Shownotes, aber jetzt erst mal ab zu Rebecca. Los geht's. Moin Rebecca, richtig cool dich in der Folge zu haben.

Rebecca Weigold: Hallo Zakkes und weißt du was mich besonders freut? Normalerweise hänge ich an Spotify und höre dir zu in deinen Peers und heute bin ich bei dir. Das ist echt ein ganz, ganz schönes Gefühl und freut mich sehr, dass ich bei dir sein darf.

Zackes Brustik: Oh, mega. Ich werde schon fast ein bisschen rot, während du das sagst.

Rebecca Weigold: Spaß, nein. Wie schön.

Zackes Brustik: Ja, und das an einem Freitag. Schöner könnte die Woche nicht enden. Sag mal, wir steigen erstmal emotional ein. Ich habe gemerkt in der Umfrage, 32 Prozent haben gesagt, die Top 2-Brio für uns ist, gerade die Geschäftsführung an Bord zu halten. Da begegnen ganz vielen wohl aus der Community jetzt Augenrollen oder Nachhaltigkeit als nice to have und auch die Mitarbeitenden sind jetzt viel lauter und skeptischer. Wie geht es dir denn? Wie nimmst du das wahr bei Hans Krohe? Was begegnet dir da? Kannst du das bestätigen? Läuft es in eine andere Richtung?

Rebecca Weigold: Also dazu muss ich sagen, ich bin seit 10 Jahren im Themenfeld Nachhaltigkeit beruflich unterwegs und ich muss sagen, die Aufmerksamkeit für das Thema ist immer schon zyklisch. Also das habe ich jetzt schon mehrfach beurteilt und auch erlebt, dass einfach das immer wieder in Wellen kommt und geht, aber die Relevanz nicht verliert. Also Aufmerksamkeit bedeutet nicht Relevanz und ich finde das ist noch mal ein ganz ganz wichtiges Statement, denn auch wenn Aufmerksamkeit zyklisch ist, ist auch das Risiko nach wie vor kumulativ. Also sprich, das Thema Emissionen geht nicht weg, nur weil gerade andere Themen am Mikrofon sitzen oder mehr Sendezeit bekommen. Auch das Thema Ressourcenknappheit, Wasserknappheit, Das sind Biodiversitätsverluste. Wir haben es jetzt auch wieder gesehen. Die planetaren Grenzen. Aktueller Report zeigt, dass wir noch mehr Überschreitungen haben in den planetaren Grenzen. Das zeigt ja nach wie vor, das Thema ist relevant. Nur weil andere Themen wie Kriege, Krisen, auch gerade in Deutschland, die wirtschaftliche Unsicherheit, Arbeitsplätze in Gefahr sind, mehr Sendezeit bekommen in den Nachrichten, heißt es nach wie vor dennoch, wir müssen dranbleiben. Und ich habe LinkedIn so ein bisschen verfolgt Und in den letzten Tagen kam ein Post, der mir ein bisschen im Gedächtnis geblieben ist. Der hat gesagt, wenn auch Regulatorik und Regeln wackelt, dann wächst Haltung. Und das fand ich total cool, das zu hören. Oder auch, wo Pflichten ein Stück weit zurückrudern, beginnt Kultur. Und das fand ich mega cool und inspirierend und das begleitet auch mich jetzt so auch diese Woche in den Alltag und nehme das auch in mein Team mit, weil ich genau das spüre. Jetzt können Unternehmen tatsächlich auch den Fahrtwind antreiben, Jetzt trennt sich so ein bisschen die Spreu von Weizen. Auch wenn Berichtspflichten, sag ich mal, verschoben sind, bleibt die Richtung nach wie vor klar. Und ich glaube, diese Inspiration müssen wir einfach mitnehmen als Nachhaltigkeitsmanager und Managerinnen.

Zackes Brustik: Wir sind gerade mal 5 Minuten im Podcast, ich habe schon Gänsehaut. 2 richtig coole Statements. Also wo Regulation zurückgeht, wächst Haltung und wo Pflichten zurückgehen, zeigt sich die Kultur. Richtig, richtig cool. Da werden wir nachher reinschauen, weil ihr gerade beim Kulturthema unglaublich viel gelernt habt, was funktioniert, was nicht funktioniert. Vorab holen wir mal noch so ein kurzes bisschen nach Ganspern. Du hast gesagt, ja, das werden wir die Folge aufnehmen, ist das ungefähr 2, 3 Wochen her, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die neuste Studie rausgebracht. Jetzt sind es nicht 6, sondern 7 der 9 planetaren Grenzen, die überschritten sind. Die siebte ist jetzt die Übersäuerung der Weltmeere. Ein Wasserthema, an dem ihr nah dran seid. Nicht im Salzwasserthema, im Süßwasserthema. Und eine andere Studie, die ich auch noch reinbringen will, die kommt, glaube ich, erst kurz nachdem wir diese Folge aufnehmen raus und zwar ist das eine neueste Bertelsmann Studie zum Thema wirtschaftliche Resilienz deutscher Unternehmen und die konnten zum ersten Mal statistisch nachweisen, dass ausgerechnet die Unternehmen, die einerseits wirklich in ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen und andererseits aber auch in ihre Produktinnovationen investieren, besonders resilient und wirtschaftlich erfolgreich sind. Und die durften nicht sagen, welche Unternehmen das waren, weil da quasi die sozialwissenschaftliche Herangehensweise ist, dass die ForscherInnen nicht wissen, von wem sie die Daten bekommen. Aber über die eine oder andere Ecke scheint ihr da in diesem Quadrant ganz vorne mit dabei zu sein als Hans Grohe. Deswegen besonders spannend zu hören, wie ihr das angeht. Was macht ihr eigentlich bei Hans Grohe? Ich weiß, Armaturen, Brausen, Duschsysteme. Ihr macht satte 1, 4 Milliarden Umsatz mit ungefähr 5600 Mitarbeitenden. Also ihr spielt in 1 sehr relevanten Liga. Ihr habt Märkte weltweit, ihr habt Werke weltweit. Und ich weiß, die Leute kennen vielleicht Krohe und Hans Krohe. Das ist so ein bisschen eine Geschichte wie Adidas und Puma oder Aldi Süd und Aldi Nord. Also ein Familienunternehmen, was sich mal aufgespalten hat. Und da bist du jetzt schon seit 10 Jahren tatsächlich mittendrin in der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie, oder?

Rebecca Weigold: Ganz genau. Ich habe angefangen im operativen Umweltmanagement und Arbeitssicherheit, also mitten in den Werken drin. Ich kenne unsere ganzen Prozesse sehr gut, auch weltweit. Und habe sich dann tatsächlich immer weiterentwickelt hin zu 1 strategischen Nachhaltigkeit. Wir sind jetzt ein Team von verschiedenen Perspektiven. Also ich habe in meinem Team jemand, der kommt aus dem Marketing-Kontext, jemand der macht Öko-Bilanzierung, ich bin Wirtschaftsingenieurin, wir haben Materialtechnologen dabei und das hilft uns enorm, denn Nachhaltigkeit ist so komplex und so divers. Deshalb ist es auch wichtig, auch im Team verschiedene Kompetenzen zu haben und sich gegenseitig zu bereichern. Und dann entsteht auch Spannung und auch Diskussion. Wenn du diese verschiedenen Perspektiven im Team hast, dann kannst du auch wachsen und auch coole Ideen und Innovationen schöpfen.

Zackes Brustik: Was ich da schon heraushöre, ist, dass du nicht allein auf weiter Flur bist. Also wenn du verschiedene Perspektiven hast, das heißt, du hast ein großes Team. Ich habe erst im Letzt mit jemandem gesprochen, der ist auch aus der Werksleiterrolle in die nachhaltigkeitsverantwortlichen Rolle geschlüpft. Und ich glaube, die Person hatte so ungefähr 3 Vollzeitstellen auf dem Thema. Bei euch klingt das schon nach deutlich mehr und das Unternehmen war von der Größe her ungefähr vergleichbar. Das heißt, wir steigen direkt ein in eine der Kernfragen der Community aktuell. Wie nehme ich alle wichtigen Stakeholder mit intern, Geschäftsführung, Mitarbeiten oder auch außen. Und fangen wir bei euch bei den Mitarbeitenden an, weil unser Kontakt kam tatsächlich über einen Praxisaustausch, nämlich den von Bosch Climate Solutions. Die haben den nach Hamburg gebracht, da durfte ich mit an Bord sein, sozusagen auch als Moderator mit der Community. Du warst da, Vortrag zu halten. Ich glaube, ihr arbeitet auch schon sehr lange mit BCS zusammen an verschiedenen Themen. Aber was ich richtig spannend fand, ist, ihr habt es geschafft, intern 120 Sustainability Ambassador aufzubauen, in unterschiedlichsten Abteilungen. Erzähl uns ganz genau, wie es dazu gekommen ist und wie viele Ressourcen auch reingeflossen sind.

Rebecca Weigold: Im Endeffekt haben wir festgestellt, wir haben gerade vorher schon auch über das Thema Kultur gesprochen, Unternehmenskultur. Und damit Haltung entstehen kann, braucht es Wissen, Hintergrundwissen. Und das Thema Nachhaltigkeit, aber ganz besonders auch das Thema Klimaschutz, hat ja keiner von uns in 1 normalen Schulbildung integriert. Und Vielleicht wissen ein paar Leute, was ist Erderwärmung und Klimawandel, aber wie genau funktioniert, wenn man mal ganz genau bohrt, weiß ich nicht, ob das jeder gut erklären kann. Und da haben wir halt festgestellt, wenn wir mit unseren Themen auch in Abteilungen kommen als Team, dann ist manchmal auch ganz schön viel Unwissenheit da oder man muss ganz viel erklären und dann natürlich auch noch das Thema, wir kommen als Abteilungsfremde und erklären ihnen, welche Potenziale sie heben müssen und natürlich kam das nicht gut an. Das ist ja logisch. Von daher haben wir uns überlegt, was können wir tun? Und so sind wir dann auf das Konzept der Green Experts gekommen. Das ist im Endeffekt ein Weiterbildungsprogramm. Das geht so circa 6 Monate und das ist ein ganz ganz cooler Mix zwischen Webinaren, gemeinsamen Treffen. Die machen Projektarbeit, die hören inspirierende Keynotes, die haben die Möglichkeit, also wirklich Self-Learning, aber auch gemeinsames Learning zu machen und auch gemeinsam als Netzwerk zu wachsen. Wir haben dann zuerst eine Pilotgruppe gehabt und haben da auch mal einfach Leute angesprochen. Und haben gesagt, hey, du arbeitest so viel mit uns zusammen, hast du denn Lust, mehr darüber zu erfahren? Das war so die erste Peer-Gruppe. Das waren so 15, 20 Leute. Und dann haben wir das probiert, haben geguckt, welche Formate funktionieren gut. Und schlussendlich haben wir festgestellt, das zündet richtig. In dieser Ausbildungsgruppe waren so viele Leute dabei, die uns jetzt auch im Alltag helfen, in ihre Teams das Thema reinzutragen, die aber auch mit Ideen aus ihrer Runde auf uns zukommen und sagen, hey, wir haben das diskutiert oder das ist uns aufgekommen. Und das ist viel schöner, weil schlussendlich die eigenen Kollegen Ansprechpartner für ihre Kollegen wiederum sind und natürlich das dann auch in so einem viel schöneren Transformationsgedanken hat. Also du hast so ein Grassroot-Movement, sage ich jetzt einfach mal. Und was wir dann gemacht haben, wir haben einfach eine weitere Runde gegründet und haben dann gesagt, komm wir schreiben mal aus, wer hat da Lust drauf. Und wir haben auch festgestellt, diese Freiwilligkeit ist echt ein ganz großer Schlüssel. Denn es melden sich Leute, die sich mit dem Thema beschäftigen wollen, die auch intrinsisch motiviert sind. Natürlich, wenn man dann merkt, oh, in diesem Bereich haben wir noch gar niemanden, dann sprechen wir auch mal die Führungskräfte an und sagen, hey, wir glauben, für euren Fachbereich wäre es total relevant, auch jemanden zu haben, der bei dieser Weiterbildung mitmacht. Also kann in beide Richtungen gehen. Sowohl die Leute bewerben sich, dass sie gerne mitmachen würden bei diesem Konzept oder bei dieser Lernreise, aber auch es werden proaktiv Führungskräfte angeschrieben.

Zackes Brustik: Wie verrechnet ihr das mit denen? Wie viel Zeit dürfen die drauf verwenden? Und andererseits, was wollt ihr dann auch an Rückfluss? Weil wenn ihr sagt, okay, wir investieren hier in E-Learning und Keynotes und sowas, dann wollt ihr wahrscheinlich auch irgendwo Ergebnisse sehen. Also wie steuert ihr das?

Rebecca Weigold: Ja, wir hatten uns lange überlegt, wie machen wir das? Also weil die Gruppe ist immer größer geworden. Also wir hatten dann, das muss ich noch dazu erklären, wir hatten ja dann mit 1 kleinen Gruppe angefangen Und dann wurden ja immer mehr von diesen Learning Journeys angeboten. Wir hatten dann ein Konzept speziell für Vertriebskollegen gemacht. Also, dass wir Vertriebskollegen aufschlauen, die dann einfach besser aussagekräftig auch gegenüber dem Kunden sind und einfach auch für ihre Märkte ein Konzept entwickeln, wie sie das Thema besser an ihre Sales-Kollegen ranbringen können, damit auch, wenn der Vertriebler sich unsicher fühlt, spricht das beim Kunde auch nicht an, das Thema logischerweise. Und so kam einfach immer mehr eine größere Masse dazu. Und dann war die Frage, ja, gibt es da eine Verpflichtung, wenn ich mich für dieses Programm anmelde? Und ja, es gibt eine Verpflichtung, dass du innerhalb des Lernprogramms in diesen 6 Monaten dir wirklich konkret was überlegst, dass du dir ein Projekt rausgreifst, dass du dir eine Maßnahme überlegst oder eine Präsentation gestaltest, eine Schulung durchführst, also irgendeine Maßnahme, die halt wirklich auch gerade Relevanz hat für deinen Fachbereich. Wir haben uns dann aber dagegen entschieden, eine Verpflichtung aufzusprechen, dass quasi jeden Monat oder jedes Quartal x Projekte gemacht werden müssen von dieser Person, weil das ist einfach im Arbeitsalltag nicht stemmbar. Wir wissen, unsere lieben Kolleginnen und Kollegen haben so viele andere Themen auch auf dem Tisch und in einem wirtschaftlichen Unternehmen natürlich spielt auch Schnelligkeit, Kostendruck, Lieferfähigkeit, alles auch eine große Rolle. Und wenn wir dann mit Nachhaltigkeit auch noch eine Verpflichtung auferlegen, dann kann es teilweise schon auch eine große Hürde sein für die Belegschaft. Von daher haben wir gesagt, macht es freiwillig und bisher funktioniert es sehr gut. Weil es gibt natürlich auch, hier haben wir auch wieder das Thema Aufmerksamkeit in Wellen, aber wenn tatsächlich hier durch uns auch immer wieder das Netzwerk geschaffen wird, wir laden die ein zur Kaffeepause, da gibt es einen Impuls von uns, dann können die wieder in ihre Abteilung danach abtauchen. Wir kommen ja immer wieder von uns trotzdem quasi so einen kleinen Anker, wo wir immer wieder zusammenkommen. Und das inspiriert dann die Person dennoch, auch wenn jetzt gerade ein anderes Thema relevanter ist, das dann doch wieder aufzugreifen, wenn wieder ein bisschen mehr Ruhe einkehrt.

Zackes Brustik: Da ist ja bestimmt auch viel schiefgelaufen oder ihr habt gemerkt, okay, das ist jetzt nicht so aufgegangen, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich habe schon herausgehört, am Anfang habt ihr, glaube ich, verbindliche Ziele gemacht, da seid ihr dann zurückgerudert und habt gesagt, lass uns das freiwillig angehen. Gab es andere Dinge, wo du sagen könntest, liebe Zuhörerin, spart euch diese Sackgasse? Miteinander und voneinander lernen ist das Wertvollste überhaupt, was wir als Sustainability-Profis machen können. Und daher gibt's mal wieder einen Shoutout ins Ökosystem. Diesmal auf eine grandiose Plattform, auf der ihr zahlreiche kostenlose Ressourcen findet. Vom ESG-Blog über ESG-Berichte, über ein ESG-Wissenshub, ein Biodiversitätshub, Softwarevergleiche und vieles, vieles mehr. Gründer Sven Rückert hat wirklich ein umfassendes Wissensportal für Nachhaltigkeitsmanager gebaut. Und weil er für die Plattform mit zahlreichen Partnern zusammenarbeitet, schafft er es wirklich den ganzen Content für euch als Profis kostenfrei zu halten. Ich bin mir sicher, ich und Sven werden zukünftig zusammenarbeiten, zum Beispiel für mein Newsletter auf seinen ESG Eventkalender zurückzugreifen. Freut euch also drauf und geht vor allem schon mal stöbern auf www.esrs-services.de. Gab es andere Dinge, wo du sagen könntest, liebe Zuhörerin, spart euch diese Sackgasse?

Rebecca Weigold: Ja, unbedingt auch die klassischen E-Learnings, wo man eine halbe Stunde bis Stunde davor sitzt, Wissenstests abschließen muss. Ich glaube, das kennt jeder und das macht keinem so sonderlich Freude. Wir arbeiten mit super kurzen Learning Nuggets, auch Kurzvideos, 4 Minuten, das knackig zusammengefasst. Das kann auch jeder mit unserer Mitarbeitenden-App einfach mal kurz anschauen, auch in der Pause. Das funktioniert deutlich besser. Oder auch ein anderes Format waren Green Hours. Das wird quasi ein Fokusthema vorgestellt. Zuerst gibt es so 20 Minuten Input, Theorieinput. Warum machen wir das Thema? Wenn es auch zum Beispiel eine Materialumstellung ist

Zackes Brustik: und

Rebecca Weigold: die Leute möchten das gerne wissen, dann gibt es dazu einen Theorieinput und danach wird echt groß diskutiert und die können alle Fragen stellen, die sie wollen und das ist halt auch richtig schön. Also du musst auch Räume für Diskussionen schaffen und nicht einfach nur kommunizieren, auch über die Mitarbeitenden-App. Die Umstellung gab es jetzt, sondern du musst einfach auch Räume schaffen, Rückfragen zu stellen, kritische Stimmen zulassen, argumentieren. Dann können die Mitarbeitenden das einfach viel besser verstehen und auch selbst weitertragen die Botschaft.

Zackes Brustik: Da habe ich jetzt ganz viele verschiedene Gedanken. Der eine ist, das erinnert mich an die Folge mit Franziska Altenrath von St. Pauli, vom FC St. Pauli, die genau auch dieses Konzept haben, dass sie Menschen in ihren Abteilungen jeweils enablen, dort die Themen anzuschieben und dann einfach regelmäßig zusammenkommen, sich auszutauschen und das Ganze zu harmonisieren. Aber die haben auch so einen sehr dezentralen Ansatz. Und was ich auch herausgehört habe bei dir, das Wichtige ist, dann wirklich passgenaue Angebote zu haben. Für Vertriebler, ein Vertriebler-Fokus bei den Nachhaltigkeitsthemen. Ich nehme an, beim Marketing dann auch einen anderen Fokus. Das heißt wirklich zu gucken, was bewegt die dort. Aber die werden auch bestimmt eine ähnliche Erfahrung machen, wie auch viele unserer Peers hier im Podcast, dass vor allem jetzt seit ein paar Monaten die, die das Thema eher skeptisch sehen, sich dann weniger zurückhalten. Also ich hab so ein paar O-Töne auch in der Umfrage, dass einem dann wirklich Augenrollen begegnet oder dergleichen. Also melden die das zurück? Unterstützt ihr die auch darin, wie sie kommunizieren und wie sie mit sowas umgehen?

Rebecca Weigold: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man diese Stimme nicht ignoriert, sondern proaktiv damit umgeht und auch zuhört und sie auch fragt, warum denkst du das denn, warum hältst du das denn jetzt total unrelevant? Und wie machst du es dann im privaten Leben? Ist es jetzt gerade nur deine berufliche Sicht oder denkst du auch privat genauso darüber? Weil ich finde das ist auch nochmal spannend. Beruflich denken Leute anders als privat über gewisse Dinge. Und das herauszufinden und dann auch mal so einen Dialog zu führen, das ist extrem wertvoll. Und da auch wirklich diesen Diskurs auch nicht zu scheuen. Ich glaube, das ist echt mutig, das braucht auch Resilienz auf unserer Seite. Aber wenn wir die Skeptiker verstehen oder zumindest ihre Argumente kennen, dann können wir auch unsere Kommunikation viel besser ausrichten, weil wir dann genau schon wissen, okay, wir müssen so und so erklären, damit es auch verständlich ist. Und ich glaube, das ist auch, was Kommunikation angeht, ein extremer Schlüssel. Wir haben zum Beispiel auch in der Vergangenheit immer nur Erfolgskommunikation gemacht, Meilensteinkommunikation. Immer wenn es erreicht war, haben wir darüber gesprochen, davor quasi, ja, ein bisschen ballflach gehalten. Und dann fängst du auf einmal an, nee, wir müssen dranbleiben, wir müssen die Leute immer mitnehmen, wir müssen Fortschrittskommunikation machen und dieses despektierliche, wir sind dran, ist aber gar nicht so schlimm, denn es zeigt, wir arbeiten an dem Thema kontinuierlich und wir halten euch immer wieder mit einem Update auch auf dem Laufenden. Und ich glaube, dann ist auch die Akzeptanz für Themen viel mehr da, wenn du kontinuierlicher drüber sprichst, wie wenn du halt einmal Big Bang, jetzt haben wir einen riesigen Leuchtturm und alle sind überrascht und sagen, hör, wann ist denn das entstanden? Kennen wir ja gar nicht. Dann hast du mehr Hürden und mehr Diskussionen, wie wenn du permanent das Thema einfach mitlaufen lässt.

Zackes Brustik: Entlastet dir auch bestimmt. Also ich meine, du wurstelst einem Unternehmen vor dich hin. Jeder hat Projekte, die herausfordernd sind und dann denkst du so, hä, warum haben die das so flott und easy hinbekommen? Was mache ich falsch in meiner Arbeit? Also ich glaube, mitzubekommen, dass andere Mitarbeitende, egal in welchem Thema sie arbeiten, struggeln, an Widerstände reinlaufen und dann zu hören, wie sie sie gelöst haben, hilft wahrscheinlich auch bei der Akzeptanz, sich das Thema überhaupt anzuschauen, anstatt sich deprimiert abzuwenden, weil man das Gefühl hat, die andere Abteilung überfliegt mich hier gerade. Ganz spannend, weil das Thema ist ja auch deswegen wichtig, selbst wenn ihr eine besonders grüne Kultur habt und viel dafür tut, ist ja die Anzahl eurer Mitarbeitenden der ganz normale Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Und da kommt dann alles zusammen, was einem auch privat durch den Kopf geht. Und Das heißt, damit muss man umgehen. Ich finde, Hans Rosinek hat das schön gesagt, wir waren mal im Podcast zusammen. Eine demokratische Gesellschaft macht sich dadurch erkennbar, nicht, dass irgendwie die Meinungen alle gleich sind, sondern dass sie einen Weg findet, mit den unterschiedlichen Meinungen und Reibungen konstruktiv umzugehen. Daher sehr schön, was du da gesagt hast. Jetzt hatten wir die Grassroots-Bewegung. Wie sieht es denn top down aus? Also wie nehmt ihr die Führungskräfte mit? Haben die ganz konkrete KPIs und Anreizsysteme? Weil ich kann mir vorstellen, dass ihr da ein bisschen genauer rangeht und nicht sagt so, weiß nicht, pfauf den Dach bis Jahresende, wäre schön, mach doch mal freiwillig, wenn nicht, find mal was anderes. Also da geht ihr bestimmt härter rein, oder?

Rebecca Weigold: Ja, tatsächlich ist es ein bisschen anders. Und zwar fangen wir auch hier wieder mit der Bildung an, mit dem Thema Training. Jede neue Führungskraft, die auch als Führungskraft weiterentwickelt wird, durchläuft ebenfalls ein Nachhaltigkeitstraining.

Zackes Brustik: Wie intensiv?

Rebecca Weigold: In ihrer Fortbildung, die sie quasi neben Rhetorik, Feedback geben, Kommunikation, was halt sonst noch so an gewissen Fortbildungsmaßnahmen als Führungskraft anstehen, auch ein Seminar zum Thema Nachhaltigkeit, wo wir Ihnen aber auch die Nachhaltigkeitsstrategie erklären, wo wir aber auch viele gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge, warum es relevant, weil Nachhaltigkeit auch einfach ein Wettbewerbsvorteil ist. Es ist so, es steht für Resilienz, langfristigen Erfolg und natürlich auch Arbeitgeberattraktivität. Und als Führungskraft muss ich natürlich auch diese Werte repräsentieren und diese Vorbildrolle einnehmen. Und daher ist es wichtig, dass die dann natürlich auch in der Führungskräfte Weiterentwicklung diese Werte verstehen und auch natürlich dann authentisch im Alltag leben können. Aber auf der anderen Seite, ja, wir setzen auch bei Management an. Das geht auch gar nicht ohne. Wir brauchen ja diesen Voice from the top. Also das braucht es natürlich auch. Und da ist es halt einfach auch wichtig, dass man auch über Management oder Anreizsysteme diesen Drive schafft. Wir haben das tatsächlich getan. Wir haben auch unsere Vorstandsvergütung da dementsprechend angepasst, dass da auch ESG-Ziele involviert sind. Und das schafft auch Glaubwürdigkeit. Also wenn du messbare Ziele oder sogar monetäre messbare Ziele verknüpfst ans Management, die dann übrigens das Ziel auch noch mal in ihre Top-Management-Ebene weiter kaskadiert haben. Also es gibt ja einfach dann diese klassische Hoshinkanri-Zielkaskade, wird es dann einfach immer weiter auch ein System. Und so wie einfach auch Umsatz eine Erfolgskennzahl ist oder OTIF als Produktionskennzahl, gibt es dann halt auch ein ESG-Ziel, was das Unternehmen immer wieder auf dem Radar hat und auch revieren muss. Und ich finde das ist auch schön, weil es zeigt einfach auch so eine Balance-Scorecard von einem Unternehmen, hat einfach auch Platz für Nachhaltigkeit bekommen. Und dazu zählt nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch soziale Nachhaltigkeit. Deswegen sage ich es speziell auch an ESG-Ziel, weil es nicht nur grün oder umweltbehaftet sein muss. Und von daher ist es einfach wichtig, das zu haben und auch diese Management Awareness dementsprechend auch mit Instrumenten attraktiv zu gestalten.

Zackes Brustik: Haben da alle Juhu geschrien, weil auch Führungskräfte sind der Durchschnitt der Gesellschaft. Und daher ist ja oft so dann die Frage, wir finden das Thema echt cool, aber Energiepreise? Fragezeichen. Globaler Wettbewerb? Fragezeichen. Wir müssen jetzt auf ganz viele andere Themen setzen. Lass uns das doch in dem Jahr angehen. Da schießen wir uns ins Knie. Wäre, ich sage mal, nicht ungewöhnlich, sowas auch in der Führungsetage zu hören.

Rebecca Weigold: Ja, das hatten wir auch. Natürlich die Diskussion. Und im ersten Jahr, als wir mit dem Vorschlag aufgeschlagen sind, fanden sie es, glaube ich, nicht ganz so cool. Aber sie mussten sich an den Gedanken auch gewöhnen. Und das ist, glaube ich, auch ganz wichtig für uns. Wir haben aber nicht nachgelassen. Wir haben immer wieder mit diesem Vorschlag Aufmerksamkeit erregt und haben es immer wieder platziert. Und Penetranz und Durchhaltevermögen zeigt sich dann auch irgendwann erfolgreich. Deshalb, es hat bei uns auch gedauert. Also nicht jeder Vorschlag bei uns stößt auch komplett auf Akzeptanz und alle schreien Juhu, sondern es braucht Überzeugungsarbeit. Manchmal ist auch die Zeit nicht reif in dem Moment für eine Idee. Man muss es dann vielleicht auch mal sacken lassen und dann einfach zu einem gewissen späteren Zeitpunkt nochmal aufbringen. Aber ja, es zahlt sich schlussendlich aus, wenn man einfach dran bleibt und immer wieder Ideen und Konzepte spielt.

Zackes Brustik: Aus deinem Nähkästchen? Ich würde mir gerne 2 Tipps abholen. Wo habt ihr gemerkt, das sind einfach strategisch super smarte Moves, damit durchzukommen und immer wieder relevant zu bleiben. Ich hatte vor einem halben Jahr mal eine Folge, da hat eine ehemalige Nachhaltigkeitsmanagerin gesagt, der ist so simpel, aber so effektiv ist, mit den Vorstandsassistenten und Assistentinnen Kaffee trinken zu gehen, weil das die Gatekeeper sind. Die persönlich zu kennen, dass die einem wohlgesonnen sind, ist unglaublich effektiv, beim Vorstand mit Themen durchzukommen. Ein ganz simpler Move. Eine andere Frage ist, die kam auch in der Community, wie kann ich das hartgesottenen BWLern vorrechnen, dass Nachhaltigkeit wirklich relevant ist? Also 2 Fragen. Hast du, ich sag mal, aus dem Social Engineering einen besonders effektiven Tipp. Das als erste.

Rebecca Weigold: Tatsächlich, wir machen ja so Ad-Hoc-Maßnahmen, so Hands-on-Aktivitäten mit unseren Mitarbeitenden, also zum Beispiel so ein Clean-up im Fluss, das direkt bei uns am Werk vorbeifließt. Und natürlich kann man sagen, rettet jetzt so ein Clean-up die Welt. Nein, nicht. Aber es bringt Menschen zusammen, die sich austauschen. Wir fördern das Netzwerk. Und weil sie einfach auch quasi so eine Art Team-Building machen, hilft es extrem für die Kultur. Und da den Vorstand dazu einladen. Und den Vorstand mitnehmen. Ihm einfach eine Greifzange und Handschuhe in die Hand drücken und sagen, komm, wir sammeln gemeinsam. Das bedeutet sowohl, dass wir den Vorstand mal für eine Stunde, anderthalb, aus seinem stressigen Alltag rausholen, der in der frischen Luft mit seinen Mitarbeitenden einfach gut in Kontakt kommt, Zusammenarbeit und Kultur schafft. Und natürlich auch ein Stück weit die Mitarbeitenden das total schätzen, wenn sie mit dem CEO Müll sammeln dürfen und dass er mitmacht.

Zackes Brustik: Mega. Ich finde das so spannend, dass du das sagst, weil das sind natürlich Themen, die du in jedem Nachhaltigkeitsbericht findest. Ein Foto mit Mitarbeitenden und wahrscheinlich auch noch eine Führungskraft. Man sieht sie irgendwo Müll sammeln, man sieht sie irgendwo bei einem sozialen Projekt und das tut man dann so leicht ab als so ein Feigenblatt Aktivität. Aber diese Aspekte, die du gesagt hast, das Teambuilding, was passiert, plus diese Qualitätszeit, auch da wieder Hans Rusinek als Arbeitsforscher, der sagt, rauskommen aus dem Alltagskontext, in den Wald gehen, in die Natur gehen, spazieren gehen, ist so unglaublich wichtig, in einem anderen Kontext entspannt darüber nachdenken zu können. In einem Meetingraum das Thema anzugehen, Katastrophe, läuft nicht. Also das finde ich super spannend, daraus zu hören, das ganz strategisch genau dafür zu verwenden, die in einem anderen Moment persönliche und entspannte abzuholen. Top-Tipp, werde ich mir mit aufnehmen. Jetzt kommen wir aber zu dem tatsächlich, irgendwann muss man es ja auch durchrechnen. Also dann geht der Vorstand motiviert zurück ins Meeting, dann will er ja aber auch schon noch zahlen. Und dann ist so dieses, ja, Mitarbeiter-Retention oder War of Talent ein Vorteil, das finde ich immer, ich glaube, ist immer so ein bisschen so ein vages Thema. Also das heißt, war eine ganz große Frage in der Community, wie kann ich das wirklich handfest runterrechnen, dass uns das einen wirtschaftlichen Vorteil bringt. Habt ihr da Ansätze?

Rebecca Weigold: Also ich glaube dieser Ruf nach diesem Business Case ist jetzt in den letzten Monaten nochmal deutlich lauter geworden. Ich glaube davor waren wir auch viel durch Regulatorik getrieben. Das hat so ein bisschen Aufschwung in den Unternehmen gebracht, Themen voranzubringen oder auch Ressourcen dafür zu bekommen. Ja, aber jetzt ist vielleicht auch eine andere Zeit. Vielleicht braucht man jetzt andere Botschaften, mit denen man auch mit dem Management kommuniziert. Und da ist der Ruf nach diesem Business Case immer relativ laut. Und ich denke, wenn du jetzt gerade sagst, wie kann man das rechnen, also im Produktionsumfeld ist es natürlich immer ein supporter win-win, wenn Nachhaltigkeit auch mit 1 Einsparung einhergeht. Wassereffizienz, Energieeffizienz, Abfalleffizienz, Materialeffizienz, wie sie auch alle heißen. Ich glaube, da ist sofort jeder überzeugt. Wenn man was sparen kann und es noch nachhaltig ist, da sagt ja jeder sofort ja. Also ich glaube, diese Business Cases sind immer sehr schnell und einfach gerechnet. Aber es wird dann kritischer, wenn es darum geht, auch so Themen, welche Marktzugänge erschließen wir beispielsweise, wenn wir die Maßnahme machen. Also welchen Sales prognostizieren wir vielleicht dann einfach mehr oder welche Kunden können wir dadurch mehr erreichen? Welche Wettbewerbsvorteile haben wir vielleicht? Und dann ist es immer schwierig, das auch zu quantifizieren. Ich glaube auch nicht, jeden Wettbewerbsvorteil kann ich jetzt schon messen. Also ich kann das versuchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt geht. Also vielleicht auch Reputationsthemen sind auch sehr schwer zu messen. Über Reichweiten bei der Kommunikation kann man vielleicht nur versuchen, was herzuleiten oder Zahlen heranzubekommen, aber das wird auch nicht immer einfach. Wir haben da aber gute Unterstützung bei uns aus dem Risikomanagement, weil im Risikomanagement werden ja auch Unternehmensrisiken, nicht mal Nachhaltigkeitsrisiken, sondern alle Unternehmensrisiken werden ja bewertet und auch monetär bewertet. Und da hilft es wirklich mit den Kollegen und Kollegen aus dem Risikomanagement einfach mal zu sprechen und sagen hey schaut mal dieses Modell, wenn wir das nicht machen würde, dass das als Folge resultieren. Und dann kannst du im Endeffekt da schon mal mit den Kollegen sprechen, weil die haben ja auch Methoden, wie sie sowas auch belegen oder auch im Controlling fragen, wie rechnet ihr den Stundensatz, wie rechnet ihr die Maschinenstunden, Was hättet ihr für, wenn man Ausfälle hätte, wenn man höhere Energiekosten hat? Also ich glaube, es braucht da einfach ein gewisses Netzwerk intern, das einem helfen kann, solche Business Cases zu formen. Also aus dem Einkauf, wenn es Materialeinsparungen oder Lieferantenengpässe geht, was kostet uns der Verlust? Aber auch, wenn man Produktionsstillstände hat oder Ressourcenknappheiten, was kostet uns das dann? Also ich glaube, wir brauchen einfach ein Datenset, sag ich jetzt einfach mal, mit dem man so einen Business Case auch rechnen kann.

Zackes Brustik: Megaspannend. Ich habe mir natürlich euren Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht durchgelesen und ich glaube gerade das Risikomanagement hatte da auch eine prominente Seite drin, dass sie das verstärkt angeht als Unternehmensstrategie an sich und dann ihr aus der Nachhaltigkeitsstrategie noch mal Hand in Hand mit denen, eure Cases zu rechnen. Auch ein spannendes Take-away, was auch schon in manchen Folgen vorkam, ist, es ist nicht unbedingt eine Qualifikation, die jeder Nachhaltigkeitsmanager oder Medienmanagerin mitbringt. Das heißt, holt euch den Input der Leute intern, die wirklich gut sind, solche Dinge durchzurechnen. Apropos Rechnen und Anreize, ihr habt auch einen CO2-Schattenpreis. Wie konntet ihr den etablieren? Wie hoch ist der? Wobei hilft er euch?

Rebecca Weigold: Generell beim CO2-Preis, das ist ganz spannend, da gibt es ziemlich unterschiedliche Ansätze, wie man das in einem Unternehmen machen kann. Vielleicht muss ich dazu 2, 3 Sätze sagen.

Zackes Brustik: Unbedingt. Ich hatte das Thema noch nie. Mach mal CO2 Schattenpreis für Dummies. Hol mich ab. Genau.

Rebecca Weigold: Also der Schattenpreis ist nur eine Möglichkeit oder eine mögliche Ausprägung von 1 internen CO2-Bepreisung. Der Schattenpreis ist nämlich quasi ein hypothetischer Preis für eine Emission, also für Tonne CO2, zur Unterstützung von 1 strategischen Entscheidungsfindung. Das kann man beispielsweise einsetzen, wenn ich im Einkauf bin und ich habe gerade eine Vergabe und ich habe einen Lieferanten, der ganz konventionell anbietet und dann habe ich einen Lieferanten, der hat aber ein super Umweltmanagement und der tut ganz viel und der weiß ich wirklich, der treibt Nachhaltigkeit total. Dann würde ich aber, wenn ich das rein kostentechnisch betrachte, ja nur einen Strich ziehen und sagen, das kostet das und Lieferant B kostet mich das. Da hilft jetzt zum Beispiel so ein Shadow Price enorm, dass ich einfach soziale oder ökologische Faktoren, also diese ganzen Soft Facts, bepreisen kann. Und die kann man dann einfach scoren und kann dann quasi einen fiktiven Aufschlag, einen Bonus oder einen Malus draufrechnen und dann unterm Strich vielleicht sogar ein anderes Ergebnis erzielen. Also vielleicht entscheide ich mich dann unterm Strich doch für einen anderen Lieferanten. Es gibt aber zum Beispiel auch noch eine andere Möglichkeit. Man kann im Unternehmen so eine Art Internet-CO2-Gebühr einführen. Das ist dann quasi so ein Thema, dass eine Business-Unit quasi mehr Emissionen verursacht als die andere. Und wenn ich quasi dann als Business Unit beispielsweise mal an dem Fall Geschäftsreisen, ich quasi pro jedem Flug eine gewisse Abgabe machen muss, können mit diesen Abgaben dann ein interner Fonds gebildet werden und der wird dann wieder für Klimaschutzmaßnahmen zum Beispiel eingesetzt. Also so generiert man Budget beispielsweise in Unternehmen mit diesem Preis. Du kannst aber auch sagen, ich nehme einen impliziten CO2-Preis, das ist nochmal eine andere Ausprägung von einem CO2 Preis, in dem ich einfach sage, ich rechne alle Emissionen, die ich habe und die ich dekarbonisieren möchte und rechne mal alle Kosten hoch, die ich habe, diese zu dekarbonisieren und rechne dann

Zackes Brustik: so einen

Rebecca Weigold: Durchschnittspreis, quasi die CO2 Minderungskosten durch die eingesparten CO2 Emissionen und habe dann auch, was kostet mich eine Tonne CO2 und kann die quasi auch nochmal für Verrechnungen dann wirklich verbinden oder für Entscheidungsfindung. Also du siehst, es gibt total viele Ausprägungen. Es gibt noch mehr. Es gibt auch, wenn es Beyond Value Chain Mitigation angeht, auch die Möglichkeit, mit dem CO2-Preis zu arbeiten.

Zackes Brustik: Ich muss kurz reinsteigen. Wort, das ich erst dieses Jahr eingesammelt habe, Beyond Value Chain Mitigation, ich glaube, es ist ein bisschen weiter, ganz flapsig formuliert haben wir dazu früher CO2 Offsetting gesagt. Und ich glaube, weil das Thema so in Verruf geraten ist, gerade mit CO2 Zertifikaten, hat der eine oder andere Marketingstratege dann auf Beyond Value Chain Mitigation gesetzt. Ich glaube, der Begriff an sich hat noch ein bisschen mehr Hintergrund, Aber zumindest, wenn wir das aktuell sagen, oft meinen wir dann einfach CO2 aufsettingen, oder? Würdest du dem zustimmen?

Rebecca Weigold: Würde ich jetzt bedingt sagen. Es kann ein Bestandteil von einem System sein. Also Beyond Value Chain Mitigation geht noch mal etwas weiter. Und ich möchte da gerne auch auf ganz tolle Paper vom WWF verweisen, die da wirklich coole Ansätze bieten. Du hast vorher auch gefragt, wie hoch setzt man denn so einen CO2-Preis an? Die empfehlen beispielsweise auch so einen 100-Euro-Schwellenwert, der dann aber auch gerne steigen darf als Richtschnur. Man kann sich aber beispielsweise auch an dem CO2-Preis der Bundesregierung orientieren als erste Richtschnur beispielsweise. Aber ich würde Beyond Value Chain Mitigation anders interpretieren. Also es ist im Endeffekt ja ein Instrument, wie du als Unternehmen sagen kannst, wie leben wir Verantwortung außerhalb unserer Wertschöpfungskette. Und du hast recht, es kann sein, dass man da ein Baustein zum Beispiel auch dem Carbon Offsetting widmet, aber es kann halt auch ganz andere Ausprägungen haben. Das entwickelt sich erst, das stimmt. Es gibt ein paar Unternehmen, die gehen schon in die Richtung. Die sind auch echt ein cooler Benchmark, wo man mal reinschauen kann. Patagonia natürlich als super Best Practice, Aber es gibt auch noch viele weitere. Und das wird aber sich noch in den nächsten Jahren weiterentwickeln dürfen.

Zackes Brustik: Kannst du im Nachgang ein, 2 dieser Paper nennen, dann packe ich sie in die Show Notes vom WWF. Wer da einsteigen möchte, tiefer und über meine gerade sehr oberflächliche Leihenszusammenfassung vom Thema in die volle Bedeutung einsteigen möchte, der klickt dann auf die Paper. Bevor wir auf das Thema kommen, hast du gesagt, es gibt unterschiedliche Herangehensweisen beim CO2-Schattenpreis. Wie verwendet ihr ihn und wie entwickelt sich das Thema bei euch?

Rebecca Weigold: Wir haben konkret den CO2-Schattenpreis jetzt in der ROI-Berechnung angesetzt von Projekten, denn ich denke, das weiß jeder von uns, nachhaltige Projekte rechnen sich manchmal erst nach gewissen Jahren, haben also nicht den besten ROI im Vergleich zu einem konventionellen Projekt, was sich viel schneller rechnen kann. Und Wir haben da auch ein großes Learning gehabt, als wir am Anfang unsere Projekte da immer dem Controlling vorgestellt haben, haben die gesagt, viel zu große ROI abgelehnt. Und aus diesem Grund mussten wir da ran, dass wir unsere Projekte genehmigt bekommen haben und haben dann an diese ROI Berechnung angesetzt, haben dort einen CO2 Schattenpreis eingeführt, der dann quasi auch Projekte, die nachhaltigen Effekt haben, unterstützt und quasi das noch mal darlegt, was da auch eingespart wird und somit auch den ROE im Endeffekt verbessert. Und dadurch haben wir auch einfach viel mehr Möglichkeiten, jetzt auch nachhaltige Projekte auch bewilligt zu bekommen. Und bei uns ist der Schattenpreis nicht statisch, sondern der orientiert sich unter anderem am CO2-Preis der Bundesregierung. Und dann haben wir noch einen eigenen Aufschlag quasi drauf gemacht mit internen Verrechnungskosten. Und der wird jedes Jahr erneut geprüft und steigt auch tatsächlich jedes Jahr.

Zackes Brustik: Megaspannend. Du hast vorhin kurz im Halbstatz gesagt, ein Ziel davon kann sein, einen Fonds zu bilden für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Du hast ja eben gerade gesagt, das Problem ist, Nachhaltigkeitsinvestitionen, da kommt der Return oft erst, ich sag mal, zu spät im Vergleich zu dem typischen Management-Boniturnus. Also wie löst ihr diesen Zwiespalt auf von, ich sag mal, in einem nicht inhabergeführten Unternehmen? Sind die Manager schneller weg, als die Investitionen sich wieder einspielen beim Thema Nachhaltigkeit?

Rebecca Weigold: Ja, bei uns gibt es einen grünen Fonds, der ist dediziert, nur für diese Nachhaltigkeitsprojekte vorgesehen und darauf können sich die Produktionswerke, aber auch Vertriebsgesellschaften, Also im Endeffekt alle mit 1 coolen Idee können sich darauf bewerben und der wird dann von uns quasi bewilligt. Das kann eine Art Subventionierung sein, dass ein Projektteam sagt, wir hätten da eine tolle Idee und wir haben auch schon ein Budget herangeschafft, aber es reicht noch nicht. Könnt ihr uns unterstützen? Dann wäre es so eine Art Subventionierung. Aber es gibt auch Projekte, die wir halt komplett fördern. Und der Fonds ist quasi wirklich für diese Nachhaltigkeitstransformationsprojekte vorgesehen. Also wirklich für diese Projekte, die auch einen längeren ROI haben und nicht vielleicht in der ersten Budgetplanung direkt oder in der ersten Budgetrunde direkt genehmigt werden, sondern von uns nochmal extra honoriert und auch gewertschätzt werden. Und das ist enorm motivationsfördernd für die Kollegen und Kollegen. Also das kann ich nur zusagen, wenn wir dann sagen, okay, euer Projekt wurde vielleicht im ersten Schritt abgelehnt, aber ihr habt euch beworben und wir finden es so toll und so cool, wir würden es euch gerne subventionieren, Dann freuen die sich enorm, dass das Projekt gemacht werden kann und sind natürlich auch bei der Umsetzung voller Motivation am Start.

Zackes Brustik: Yvonne Zwick hat das auch erwähnt. Ich glaube, REWE ist auch unterwegs mit so einem Green Fond. Ich glaube, ich bin mir nicht mehr 100 Prozent sicher. Ich glaube, es war sogar eine ganze Milliarde, die sie da in die Hand nehmen, tatsächlich Investitionen anzuschieben. Und gerade die mit transformativen Charakter. Da kommen wir zum Thema Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die keine Low-Hanging Fruit sind. Du hattest vorhin das Thema klar, Energieeffizienzmaßnahmen kann man schnell machen, aber wir wollen natürlich reinschauen. Ich hatte es ja am Anfang gesagt, besonders erfolgreich und resilient die Unternehmen, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen mit Produktinnovation verbinden und verknüpfen und da wird es halt ein bisschen anspruchsvoller, dass es nicht mal schnell die LEDs austauschen oder die Maschinen neu anstellen oder mit Retrofitting effizienter machen. Was läuft da bei euch? Und bevor wir dieses Thema jetzt wirklich ganz konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen ansprechen, wir haben noch gar nicht über den Elefanten im Raum gesprochen, sozusagen. Was ist denn eigentlich euer Footprint? Also wo habt ihr wesentliche Auswirkungen?

Rebecca Weigold: Unser CO2 Fußabdruck liegt aktuell bei stolzen 263.000 Tonnen CO2. Im Vergleich zu unserem Basisjahr 2021 konnten wir schon eine Reduktion von 33 Prozent erzielen, was nicht ganz einfach war, zumal wir auch in den letzten Jahren auch noch ein organisches Wachstum hatten. Wir haben ein neues Produktionswerk aufgebaut und das bringt uns natürlich schon vor Herausforderungen, denn im Endeffekt muss natürlich, eine Dekarbonisierung weltweit geschafft zu werden, nachhaltiges Wachstum stattfinden. Wir sind echt stolz, dass es so auch bei uns funktioniert hat. Du hast schon angesprochen, natürlich ist Energie ein enormer Hebel, also auch Grünstrom und generelle Transformationskonzepte zur Energiewende. Da haben wir uns zum Beispiel auch den ganz klaren Marschpfad vorgeschrieben, dass wir sagen fossile Energien müssen aus unseren Standorten heraus. Also Das haben wir auch schon in den ersten Produktionswerken geschafft. Das war gar nicht einfach, wirklich auch alle fossilen Energien da raus zu bekommen. Und fordert enorm viel Tüftlergeist, muss man da auch ehrlicherweise sagen.

Zackes Brustik: Tüftlergeist in welchem Sinne?

Rebecca Weigold: Dass du halt auch mal mit einem Startup zusammenarbeitest und einfach auch unkonventionelle Projekte einfach mal ausprobierst.

Zackes Brustik: Was für ein Startup? Speicher-Startup, PV-Startup?

Rebecca Weigold: Ich kann es mal ganz konkret machen. Wir haben in unserer Gießerei Gießöfen, die natürlich das Rohmaterial einschmelzen, dass daraus später dann eine Armatur entstehen kann. Und diese Steigrohre wurden halt in der Vergangenheit mit Gas beheizt. Und da war es natürlich ganz knifflig, kriege ich das vielleicht auch induktiv hin? Kriege ich das hin, dass ich da einfach mit der neuen Technologie rangehe, dass ich da einfach dieses fossile Medium rausbekomme und dafür mit Strom das Ganze mache? Und es hat ein paar Versuche gedauert, ehrlich gesagt, bis es dann auch reibungslos läuft, weil Die Prozesse müssen stabil sein, die Prozessqualität muss stimmen, die Prozesszeiten dürfen sich nicht enorm verschlechtern etc. Und das hat dann funktioniert und tatsächlich sogar in einem Werk in China. Und jetzt ist unser chinesisches Pilotwerk quasi jetzt auch das Sinnbild und wir starten jetzt auch in anderen Werken und machen das jetzt in Deutschland gerade dran. Also das ist ein Stück weit auch die Notwendigkeit, mit Partnern zusammenzuarbeiten und auch einfach mal ausprobieren, das enorm hier hilft.

Zackes Brustik: Mega interessant, weil ich meine, das naheliegendste wäre zu sagen, natürlich so ein typisches Vorgehen wäre, ja Hauptsache in Deutschland sind die Werke als allererstes mit grünen Strom versorgt. Bei den Chinesen fragt im Zweifelsfall niemand so schnell nach. Also interessant zu sehen, dass ihr auch es dort angeht, wo jetzt nicht zwangsläufig jemand hinterher ist oder auf die Finger klopft. Trotzdem, wo ist euer Footprint besonders groß? Ich weiß, in Hamburg bei dem Praxisaustausch hattest du erwähnt, das Problem bei euch ist eigentlich, dass der größte Footprint in Bezug auf CO2 und ihr habt noch einen anderen relevanten Footprint in der Nutzungsphase stattfindet. Warum?

Rebecca Weigold: Genau. Also wenn ich noch mal kurz auf den Corporate Carbon Footprint schaue, dann sind unsere größten Treiber hier im Bereich 3.1 als produzierendes Unternehmen. Ich glaube, das überrascht keinen. Wir haben ganz schön viel Metall und Kunststoffe, was für unsere Produkte eingesetzt werden kann. Da spielt also hier die Dekarbonisierung über Materialscreening enorm große Rolle. Wenn man aber jetzt mal noch mal genau reinschaut, haben wir unseren Produktfußabdruck analysiert über Ökobilanzen und haben festgestellt, dass alles, was ich jetzt gerade gesagt habe mit dem CO2 Fußabdruck eigentlich nochmal in eine ganz andere Relation gesetzt werden muss. Denn in der Nutzungsphase unserer Produkte verursacht der Fußabdruck 99 Prozent aller Emissionen. Ein Prozent sind nur die Herstellung und aber auch die Entsorgung. Und diese 99 Prozent, weil unser Produkt ja über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte in den Haushalten im Einsatz ist, hat es einen vielfachen größeren Impact als eigentlich unser klassischer Corporate Comfort.

Zackes Brustik: Ich muss jetzt mal kurz, also ich bin schlecht im Kopfrechnen. Du hast vorhin gesagt, euer Footprint 230.000 Tonnen CO2 in Bezug auf CO2, das ist aber nur ein Prozent von der Nutzungsphase. Das heißt, in der Nutzungsphase wären es dann, helft mir mal, ich stelle mich jetzt gerade ganz schlecht, 2.020.000, wären das tatsächlich 230.000.000 Tonnen CO2, die eure Kunden damit verursachen?

Rebecca Weigold: Das kommt daher, weil natürlich jeder von uns gerne auch warm duschen möchte. Diese Warmwasserbereitung, die natürlich ganz, ganz vielen Fällen noch über konventionelle Heizungen mit fossilen Energien geschieht, entsteht dieser Footprint. Und da haben wir auch festgestellt, natürlich transformieren wir unsere Produktionswerke und unsere Logistikketten, unsere Materialitäten, aber eigentlich ist der größte Hebel bei den Kunden zu Hause oder in den Hotels, wo unsere Produkte eingesetzt werden. Aus diesem Grund haben wir auch gesagt, hier in der Nutzungsklasse setzen wir an, wir haben die Möglichkeit unseren Kunden wirklich zu helfen und dem Planeten zu helfen, indem wir unsere Produkte optimieren. Und das hatte dann dazu geführt, dass wir sogenannte Eco 2030 Strategie verabschiedet haben, die quasi ein Produkt Portfolio Transformation verursacht oder beinhaltet. Im Endeffekt alle wasserführenden Produkte werden künftig mit Wasser- und Energiesparttechnologien als Standard schon per se ausgestattet. Und ich glaube das ist halt was, was wirklich zeigt, das Geschäftsmodell muss sich transformieren. Wir können nicht weitermachen wie bisher. Und durch diesen Öko-Bilanz haben wir auch gesehen, hey ja, ist cool, PV-Anlagen auf dem Dach, absolut notwendig, aber eigentlich sind es die Produkte, mit denen wir den größten Hebel haben auf unserem Planeten.

Zackes Brustik: Ich muss mal kurz da rein kretschen, weil ich glaube, das erschließt sich nicht jedem sofort als Bild. Was ihr beschlossen habt, ist tatsächlich bis 2030 nur noch energie- und wassersparende Produkte anzubieten per Default. Das würde dementsprechend, wenn ich als Autoanbieter sage, keine Ahnung, Alle Autos ab 2030 fahren de facto nur noch 120, nicht mehr 200.

Rebecca Weigold: Genau.

Zackes Brustik: Vielleicht nicht 100 Prozent das Bild, aber ihr sagt wirklich radikal der Kunde, die Kundin hat gar keine Wahl mehr. Es ist Energiesparen. Punkt. Nicht wir haben eine grüne Linie, sondern die grüne Linie ist der Default. Genau.

Rebecca Weigold: Also im Endeffekt auch in der Preisliste, wenn du jetzt in der Preisliste schaust, vielleicht war in der Vergangenheit das konventionelle Produkt immer in der Preisliste gelistet und dann gab es halt eine umweltfreundliche Variante davon, also eine wassersparende oder energiesparende Variante davon und Genau da ist es jetzt einfach der Shift, dass man sagt, nein, die umwelt- und energiesparende Variante ist der Standard. Und dann kann man quasi mit dem Kunden auch einen ganz anderen Dialog führen.

Zackes Brustik: Und machen die Kundinnen damit? Weil ich sage jetzt mal, wenn ich an Energie und Wasser sparen denke, dann denke ich vielleicht daran, dass ich länger brauche, das Shampoo aus meinen Locken zu kriegen. Das ist

Rebecca Weigold: eine ganz spannende Diskussion, die du da gerade hast. Im Business-to-Business natürlich ist es ein Business-Case, der dafür ganz klar herangezogen werden kann. Wenn ich jetzt ein großes Projekt habe, wie beispielsweise ein Hotel, lohnt sich auch für so einen Hotelbetreiber das allemal, dass er auf wassersparende und energiesparende Produkte setzt, weil er tatsächlich da einfach auch relativ schnell einfach auch das Monetär spürt. Also da ist der Business Case für den Kunden auf jeden Fall da. Allerdings hast du schon recht, B2C Kunden sind da oftmals noch skeptisch. Die haben wirklich die Befürchtung, dass sie gar keinen Duschkomfort mehr erleben können und auch Wassersparen so extrem nach Verzicht und negativ behaftet klingt. Aber ich kann jeden da draußen beruhigen, wir haben ein super Strahllabor, wir machen auch Shampoo-Ausspültests Und ich würde behaupten, wenn man das nicht weiß und einfach duscht, dass man gar nicht merkt, dass man unter einem wassersparenden Produkt steht.

Zackes Brustik: Lass dir das denn weg, weil das ist ein Thema, was ich auch von ganz vielen Nachhaltigkeitspionieren höre, zum Beispiel ganz wirklich legendär, das schon vor 20, 30 Jahren, die Tee-Kampagne. Der Gründer der Tee-Kampagne, Günther Faltin, absoluter Pionier, was Entrepreneurship angeht. Ein ganz großer Grund für ihn war, von vornherein auf Nachhaltigkeit zu setzen und auf nachhaltige Teeplantagen und all das. Das hat er aber komplett aus der Kommunikation rausgelassen, weil er wusste, die Leute denken dann, oh, das ist teurer oder sowas, sondern sie wollten einfach nur beim Teekauf sparen. Das heißt, das hat er ganz lange im Hintergrund gehalten. Würdet ihr sagen, dass ihr dann auch ab 2030 sagt, nicht, das ist jetzt unsere Ecoline, sondern das ist einfach unsere Duschlinie und der Kunde interessiert sich gar nicht dafür, wie viel Wasser er im Vergleich zum Konkurrenzprodukt spart.

Rebecca Weigold: Spannenderweise weiß das ja der Kunde gar nicht. Sagen wir mal ganz ehrlich, weißt du denn, wie viel Wasser du verbrauchst unter der Dusche?

Zackes Brustik: Nee, bestimmt zu viel.

Rebecca Weigold: Genau, weil einfach das Thema Wasser gar keine Bewusstsein, also es hat fast noch keine Lobby. Das ist eigentlich ein ganz großes Manko. Wir sagen immer, man kann das selbst feststellen, indem man einfach so einen großen 10 Liter Eimer nimmt, man mit dem die Dusche nimmt und dann für eine Minute die Dusche laufen lässt, das Wasser auffängt. Und wenn nach 1 Minute der Eimer überläuft, dann solltest du gucken, dass du dir ein wassersparenderes Modell holst. Und wenn das Wasser quasi noch nicht übergelaufen ist, dann sagen wir, okay, ist schon ganz solide. Und ich glaube, das schafft einfach auch mehr Bewusstsein. Und wenn es darum geht, auch in Diskussionen mit Kunden, geht es darum, Bewusstsein zu schaffen. Weil wir kompensieren enorm viele Themen, auch mentale Hygiene mit Wasser. Wer kennt das nicht? Morgens zum Wachwerden gehen ganz viele unter die Dusche. Oder nach dem Sport zur Regeneration. Oder auch, wenn die Mami mal wieder auszeit vom stressigen Alltag mit den Kids braucht, geht sie ins Badezimmer und legt sich in die Badewanne. Genau, wir kompensieren also ganz viele mentale Bedürfnisse mit Wasser, die eigentlich gar nichts mit der physischen Hygiene zu tun haben. Und das ist eigentlich auch ein Thema, was enorm ein Umdenken erfordert in der Gesellschaft.

Zackes Brustik: Auch das allein wäre schon ein Thema für eine ganze Folge. Wir haben noch so viele Themen, die es zu besprechen gibt, wo ich hier mal wirklich die Chance habe, exklusiv ganz tief in eure Schatzkiste reinzuschauen. Du sagst also 99 Prozent. Und das Spannende ist, das ist ja gerade mit reingekommen, es geht nicht nur den CO2 Footprint beim Wasser erhitzen, sondern es geht natürlich auch die Wasserentnahme, weil natürlich ihr ganz stark beeinflusst, wie viel Süßwasser wir in Deutschland verbrauchen oder wie viel Frischwasser, das heißt, wassersparend. Ganz wichtiges Thema. Wer da reinhören möchte, die Folge mit Caroline Stühlmann von Vivacon Aqua aus der letzten Staffel, da besprechen wir das im Detail. Trotzdem muss ich eine Sache sagen, Ich habe ja den Nachhaltigkeitsbericht angeschaut, da ich die gleichen Zahlen gefunden, die du jetzt auch schon erwähnt hast. Mir ist allerdings aufgefallen, dass zum Beispiel in der Intensität, also ihr rechnet das immer runter quasi, der CO2-Volt brennt, die Wasserentnahme, rechnet ihr dann nochmal in die Intensitätskennzahl nämlich pro verkauftes Produkt. Und gerade jetzt zum Beispiel Wasserentnahme ist ja bei euch in diesem Jahr anscheinend drastisch gestiegen. Ich glaube fast verdoppelt. Also wie kam das? Weil du hast ja vorhin gesagt, CO2 konnte dir massiv senken. Warum plötzlich dieser Sprung?

Rebecca Weigold: Ja, das Thema Wasser hat halt mit der CO2-Brille fast keine Relevanz. Das Emissionsäquivalent liegt bei 0, 0002 oder so von Wasser. Das ist halt einfach im gesamtpolitischen Diskurs hat es eigentlich fast keine Relevanz. Deswegen auch mal kurz einen Exkurs zur Gebäudethematik. Da wird immer über Energieeffizienz und Heizen gesprochen, aber über das Thema Wasser spricht da keiner. Und das zeigt sich halt auch immer in so einem Corporate Carbon Footprint, dass das Thema Wasser da ein bisschen unter den Radar fällt. Und deshalb sagen wir auch, es ist wichtig dafür Lobbyarbeit zu treiben und auch politisch da mehr einen Fokus draufzulegen. Und bei uns war es halt tatsächlich auch der Anstieg aufgrund von einem neuen Produktionswerk, bis es anläuft, bis da tatsächlich die ganzen Tests gemacht werden. Da braucht es jetzt ein bisschen Anstieg an Wasserentnahme. Aber wir sehen es jetzt ja, haben wir ja schon das Jahr 2025, das hat sich wieder deutlich nivelliert und wir sind da wieder auf einem guten Status quo. Aber genau das ist halt das Thema beim organischen Wachstum. Auch ein Corporate Carbon Footprint wird da in der einen oder anderen Emissionskategorie dann doch mal einen höheren Ausschlag haben. Aber da heißt es wichtig einfach auch langfristig die Dekarbonisierung über mehrere Jahre, überwärts übergreifend zu denken, dass vielleicht auch wenn ein Werk in einem Jahr etwas wächst, man auch Gebäude anbaut und Capital Goods investiert, dass ein anderes Werk dann vielleicht in dem Jahr eine Dekarbonisierung einen Sprung macht und dann einfach auch diese Nivellierung stattfinden kann.

Zackes Brustik: Okay, also ich habe es verstanden. Das heißt, der Sprung kam, weil das Werk neu gebaut wurde und bis die ganzen Maschinen anlaufen, die ganzen Testzyklen, das heißt, das hatte einen überdurchschnittlich hohen Verbrauch im Vergleich zu all den folgenden Jahren im gleichen Werk und daher die höhere Intensität an Ressourcenverbrauch pro verkauften Produkt, was also ab 2025 wieder sinken wird. Spannend, weil das sind alles so Geschichten, das habe ich schon öfters festgestellt, wenn man so Nachhaltigkeitsbericht durchliest, da sind viele Zahlen drin, aber zu vielen Zahlen braucht es tatsächlich die Geschichte dahinter, sie besser einordnen zu können. Also ich merke selbst sehr umfangreich aufgearbeitete Nachhaltigkeitsberichte brauchen oft nochmal viel mehr Kontextwissen, diese Zahlen besser einordnen zu können. Ganz zum Schluss in aller Schnelle. Ihr habt gesagt, ihr baut die Produkte wassersparender und auch energiesparender. Was habt ihr beim Thema Kreislaufwirtschaft oder anderen Produktionsthemen angefangen können? Wir kamen ja auf den kleinen Diskurs, dass ihr zum Beispiel den Greenfall oder den Schattenpreis dafür nutzt, tatsächlich in langfristige Maßnahmen zu investieren. Eine davon ist bestimmt Kreislaufwirtschaft. Ihr produziert, korrigier mich, Produkte, die viel mit Plastik zu tun haben, die wahrscheinlich dank der ganzen glänzenden Oberflächen mit spannenden Chemikalien und Beschichtungen zu tun haben. Also was tut sich in dem Bereich? Was sind die kniffligen Herausforderungen?

Rebecca Weigold: Einmal möchte ich gerne unsere interne Kunststoffwiederaufbereitungsanlage kurz erwähnen. Das war eine eigene Entwicklung über eine Masterthesis, quasi aus interner Know-how entwickelt, eine Möglichkeit, wie man verkromte Handbrausen wieder recyceln kann. Weil bislang war das einfach schwierig, wenn eine verkromte Oberfläche auf einem Kunststoffteil war, haben wir das nicht in-house, chemisch oder auch mechanisch gelöst bekommen. Das waren immer Abfälle. Wir haben das dann extern an Dienstleister gegeben. Die haben das aufwendig getrennt, wieder diese Metallschicht von dem Kunststoff und dann konnte man da weiterverarbeiten. Da haben wir jetzt aber...

Zackes Brustik: Ich spring kurz rein. Also das Bild ist klar. Ich habe einen Duschkopf, der ist hauptsächlich aus Plastik, aber obendrauf ist diese ganz dünne Chromschicht und das natürlich im Recycling kriegst du das nicht mehr auseinander.

Rebecca Weigold: Ganz genau. Und da haben wir jetzt eine weltweit einzigartige Anlage mit einem Partner entwickelt, wo quasi komplett mechanisch, also ohne Chemikalien, diese 2 Materialien wieder voneinander getrennt werden. Das Metall wird dann einfach dem Metallkreislauf zugeführt, kann wieder verwendet werden und unser Kunststoff wird einfach wieder in unsere Produktionsprozesse zurückgeführt.

Zackes Brustik: Wer sich mit dem Thema Recyclingkreislaufwirtschaft beschäftigt, weiß, ihr müsst auch ein anderes Problem gelöst haben, weil so ein Duschkopf kommt ja nicht freiwillig zu euch zurück. B2C schon gar nicht. Also meinen Duschkopf nach unserer Folge werde ich austauschen müssen. Ich glaube jetzt aber nicht, dass ich den in Päckchen packe und an Rebecca adressiere bei Hans Grohe. Ich vermute mal, das sind vor allem die B2B-Duschköpfe aus Hotels. Die sind im Hotel ja aber jahrelang im Einsatz. Ob die jetzt sagen, okay, wir tauschen alle Hans Grohejenigen neue Hans Grohe ein und schicken die zurück Oder wir wechseln bei der Gelegenheit vielleicht sogar den Anbieter. Dann kommt sie erst recht nicht. Also wie löst ihr dieses Problem?

Rebecca Weigold: Tatsächlich starten wir jetzt gerade noch mit dem internen Recycling, also sprich aus unserem Produktionsprozess. Damit fängt es jetzt quasi an, dass wir die Ausschuss-Teile dann nochmal wieder verarbeiten. Aber ja, wir haben schon die ersten Piloten auch mit so Rückläufern gemacht, also von großen Hotelkunden, die tatsächlich, ja, da geht immer mal wieder was kaputt. Also das muss man einfach, das ist realistisch. Und die sammeln das dann einfach über mehrere Monate und dann kommt es uns dann quasi in 1 großen gebündelten Aktion zurück und dann haben wir da auch wirklich schon Tests gefahren, können wir da wieder das Material gewinnen und nicht. Also so sind unsere ersten Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft schon gegangen. Aber wir haben auch eine gewisse Hürde, denn wir haben Produkte mit Trinkwasserkontakt. Wir haben da von der Trinkwasserregulierung auch eine Hürde, dass wir nicht jedes Rezyklat und jedes wiederverwendetes Material erneut einsetzen dürfen im Trinkwasserkontakt. Das ist auch für uns, für eine Dekarbonisierung, schon noch ein kniffliger Aspekt, wenn wir auch nach neuen alternativen Materialen screenen. Denn es gibt den Circular Economy Act. Also politisch kommt da was auf uns zu und gleichzeitig gibt es aber auch entgegengesetzte Regulierungen, die Stand heute noch greifen, dass man mit so Rezyklaten gar nicht in allen Bereichen arbeiten darf und das ist schon so noch so ein Diskurs, den man da führen muss auch mit der Politik.

Zackes Brustik: Vielleicht das als abschließendes Thema, dieser ganze regulatorische Whiplash, Also ich sag mal dieses Schleudertrauma, es geht vor, es geht zurück. Oder was du gesagt hast, ganz wichtiger Aspekt, es kommt eine Regulierung, die kollidiert aber mit 1 anderen Regulierung.

Rebecca Weigold: Im Endeffekt merkt man tatsächlich, dass es da einfach noch zu wenig Diskurs gibt. Die Ansätze von der EU oder auch generell Regulierung sind ja per se wichtig, damit auch alle an einem Strang ziehen. Also das darf man auf gar keinen Fall unterschätzen. Aber auf der anderen Seite merkt man, dass vielleicht auch die Gesetze nicht ganz durchdacht sind und nicht alle Stakeholder an einem Tisch saßen. Und ich glaube, daher ist es einfach auch wichtig, dass Lobbyarbeit getrieben wird. Wir haben deswegen auch das Public Affairs Team mit Präsenz, auch in Brüssel, damit solche Perspektiven einfach auch bei 1 Gesetzesdefinition eingearbeitet werden können. Dass man einfach auch sieht, in der Praxis ist es vielleicht gar nicht so einfach, eure Anforderungen umzusetzen aufgrund von gegenläufigen Regulierungen. Ich glaube, da brauchen wir noch ein paar Jahre, bis das sich auch auflöst, bis auch Zielkonflikte sich auflösen. Aber ich glaube, an der Kreislaufwirtschaft kommen wir nicht vorbei. Das ist die Zukunft und da müssten sich die Unternehmen einfach darauf einstellen.

Zackes Brustik: Spannender Punkt. Also wenn die Folge rauskommt, die Konsultationsphase für den Circular Economy Act läuft glaube ich noch bis 6. November. Also ihr habt sozusagen, nach Erscheinen dieser Folge, ich glaube noch 7 oder 10 Tage Zeit nach Brüssel zu flitzen, euch in den Arbeitskreis einzubringen als Unternehmen. Megaspannend, dass ihr das tatsächlich proaktiv macht. Das höre ich super selten. Alle beschweren sich, fast niemand wirkt proaktiv mit. Und das ist ein ganz großes Problem, weil die, die proaktiv mitwirken, weil sie es auch leisten können, sind natürlich die ganz großen Unternehmen, vorneweg auch die großen Chemieunternehmen. Deren Interesse läuft meistens in Richtung chemisches Recycling, was entweder sehr energieintensiv oder chemikalienintensiv ist. Wichtig ist das mechanische Recycling, wie wir auch immer wieder von Frosch und Werner und Merz hören. Das heißt, es braucht gerade, gut ihr seid jetzt kein Mittelständler, aber ich sag mal, es braucht KMUs und auch Mittelgroße oder große Unternehmen, die freiwillig Lobbyarbeit betreiben, sich dafür zusammenschließen, weil sonst kommen wir nicht vorwärts beim Kreislaufthema.

Rebecca Weigold: Genau, oder auch die Zusammenarbeit in Verbänden. Extrem wichtig, dass man sich zusammentut und dann einfach auch vielleicht als Verband mit mehr Reichweite nochmal den Aufschlag bei der Politik sucht.

Zackes Brustik: Es gäb noch viele, viele Themen. Ich glaube, wir sparen sie uns mal vielleicht für eine andere Folge auf. Vielen, vielen Dank, Rebekka, für diesen wirklich schnellen und wilden Ritt durch alle möglichen Themen, die ihr dahinter den Kulissen betreibt. Was würdest du anderen Sustainability Managern noch mitgeben wollen?

Rebecca Weigold: Durchhaltevermögen, haltet die Ohren steif, Auch wenn gerade die Aufmerksamkeit und auch der Wind ein bisschen anders abdreht. Ihr habt das Sattelzeug, ihr wisst, worauf es ankommt. Ihr wisst, dass Nachhaltigkeit ein Webbewerbsvorteil ist. Bleibt dran, bleibt motiviert, denn wir müssen jetzt alle zusammenhalten, damit das Thema Transformation weitergeht.

Zackes Brustik: Wenn ihr Fragen habt, die euch austauschen wollt, ich glaube, Rebecca freut sich jederzeit mit euch auf LinkedIn auszutauschen. Den Link gibt es in den Show Notes. Wir packen, wie versprochen, den Link noch zu den WWF-Studien, zur Beyond Value Chain Mitigation rein. Ich packe mal den Link zum Nachhaltigkeitsbericht von Hans Grohe mit rein. Dann könnt ihr alle die Zahlen nochmal nachgucken oder auch schauen, interessiert euch ja bestimmt, wie das kommuniziert wird. Ich hatte es erwähnt, Rebecca kennengelernt habe ich durch die Zusammenarbeit am Bosch Climate Solutions Praxisaustausch in Hamburg. Ich habe mal mit die Lara gesprochen, es ist hohe Chancen, dass wir das nächstes Jahr nochmal wiederholen im Sommer. Wenn es soweit ist, sage ich Bescheid für alle, die aus dem norddeutschen Raum kommen, dann besonders spannend, weil sehr, sehr wertvoll. Und ansonsten abonniert den Podcast, auf die Glocke klicken in eurer Podcast App und holt euch den Newsletter zackes.com slash Newsletter, denn da gibt es jetzt noch den vollen Einblick in die Community-Umfrage und wenn ihr die Podcast-Folge irgendwann Monate später hört, schickt mir die E-Mail zackes at gewinnezukunft.de. Vielen, vielen Dank, Rebecca.

Rebecca Weigold: Danke dir, Zackes.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.