#89 Auf diese Zukunft steuern die DAX 40 zu! Der brandneue what-if Report mit Hannah Helmke.
Shownotes
„Wie warm wäre die Welt, wenn alle so wirtschaften würden wie wir?“ Diese provokante Frage steht im Zentrum dieser Episode - und die Antwort wirkt wie ein Realitätscheck für alle C-Level-Entscheider:innen, Sustainability-Manager:innen und ESG-Profis. Hannah Helmke, CEO & Mitgründerin von right°, teilt in diesem Podcast exklusiv die neuesten Ergebnisse des What-if-Reports zum DAX 40.
Plötzlich erscheint der Dekarbonisierungspfad deutscher Unternehmen in einem gänzlich neuen Kontext. Denn Hannah und ihr Team haben mit dem sogenannten XDC-Modell frei verfügbare Nachhaltigkeitsdaten in einen neuen Kontext gesetzt. Die Ergebnisse sind höchst relevant für alle, die in ihrer Organisation die Nachhaltigkeitsstrategie vorantreiben wollen – und Argumente suchen, die sofort einleuchten!
Nach dieser Folge weißt Du: ✅ Welche fünf DAX-Unternehmen bereits pariskonform performen. ✅ Warum das XDC-Modell aufzeigt, wer Wachstum und CO₂-Emissionen erfolgreich entkoppelt hat. ✅ Warum die Lücke zwischen ambitionierten Klimazielen und realer Umsetzung weniger ein Technologie-, sondern vor allem ein Governance-Problem ist. ✅ Was Sustainability-Profis bei der internen Kommunikation dringend beachten sollten, damit ESG nicht zur Nische, sondern zum Business-Treiber wird.
Hannah lässt im Gespräch mit Podcast-Host Zackes Brustik konkrete Beispiele von typischen deutschen Unternehmen wie Dürr oder Phoenix Contact einfließen und erklärt, was deren Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich macht. Und natürlich erklärt sie genau, was das X-Degree-Compatibility-Modell (XDC) so einmalig macht – und warum es einen entscheidenden Schritt weitergeht als die SBTi.
Klingt nach Pflichtlektüre für alle, die Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht dem Zufall überlassen wollen? Ist es auch! Host Zackes Brustik liefert wie immer Klartext und motivierende Praxisimpulse. Jetzt reinhören – und den eigenen Kurs challengen!
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SHOWNOTES: Hannah Helmke ist CEO und Mitgründerin von right° (based on science). Ein von Wissenschaftler*innen gegründetes Software-Startup. Mit dem eigens entwickelten XDC-Modell helfen sie Unternehmen, die Lücke zwischen Nachhaltigkeitszielen und Umsetzung zu schließen. 🔗 https://www.linkedin.com/in/hannah-helmke/ 🔗 https://whatif.right-basedonscience.de
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Hannah Helmke: Also diese 1, 5 Grad Marke, die wäre absolut wichtig zu erreichen, wenn wir die Lebensqualität und die Freiheit, insbesondere auch die soziale Stabilität erhalten wollen, die unsere Welt ausmacht. Und deswegen sind diese Ergebnisse hier weiterhin absolut alarmierend, insbesondere auch, weil der Track Record wieder hochgeht. Also wir waren im Jahr 2021 mit dem DAX mal auf einem 1, 5 Grad Pfad. Dann ging der Track Record wieder hoch und ist im Jahr 2024 wieder auf 3 Grad gelandet. Also wir sind gerade eher in Richtung Business-as-usual-Szenario unterwegs, als in Richtung Zielszenario.
Zackes Brustik: Wie warm wäre die Welt, wenn alle so wirtschaften würden wie dein Unternehmen? Ein Team aus WissenschaftlerInnen in Frankfurt hat dafür extra ein einmaliges Modell entwickelt, das verfügbare Nachhaltigkeitsdaten in eine ganz einfache, für jeden von uns intuitiv verständliche Zahl übersetzt. Und dieses Modell hat das Team in eine Software gegossen, mit der es jetzt schon zum zweiten Mal alle verfügbaren Nachhaltigkeitsdaten der Top 40 DAX-Unternehmen ausgewertet hat. Was dabei herausgekommen ist, hörst du nicht nur in diesem Podcast als allererstes, sondern es ist auch höchst aufschlussreich. Denn es zeigt, welche der großen deutschen Unternehmen es schon geschafft haben, Wertschöpfung und Wachstum von den Emissionen zu entkoppeln. Du hörst, wie groß die Lücke ist zwischen Ambitionen und Klimazielen und der realen Umsetzung und warum diese Lücke aktuell kein Technologie, sondern vor allem ein Governance Problem ist. Warum das auch für dich spannend ist, wenn du nicht Teil 1 dieser DAX40-Unternehmen bist, weil wir gleich lernen werden, wie die deutsche Wirtschaft wirklich vorgeht hinter den Kulissen und jenseits des öffentlichen Stenkerns über Klimaziele oder die CSRD. Du bekommst ein Modell an die Hand, mit dem du selbst intern in deinem Unternehmen unglaublich gut argumentieren kannst und du siehst vor allem was passiert, wenn Nachhaltigkeitsdaten dank der Berichte plötzlich transparent verfügbar sind und außerhalb deines Unternehmensbericht in einen komplett neuen Kontext gesetzt werden. Freue dich auf den exklusiven Einblick in den neuesten What-if-Report von Wright, dem Team hinter dem XDC-Modell und das mit niemand anderem als Mitgründerin und CEO von Wright, Hannah Helmke. Wer Hannah schon mal erlebt hat, weiß, sie nimmt kein Blatt vor den Mund, legt den Finger wirklich in die Wunde, das aber immer mit wissenschaftlicher Evidenz und lösungsorientiert. Das wird eine absolute Highlight-Folge, auch mit ganz konkreten Beispielen, dank welcher Maßnahmen zum Beispiel Unternehmen wie Dürr oder Phoenix Contact laut Hannas XDC-Modell besonders gut abschneiden. Und damit herzlich willkommen bei dem Nachhaltigkeits-Podcast der Pioniere und Professionals. Mein Name ist Zackes, Ich freue mich enorm, dass du mit an Bord bist. Wie immer, stell noch die Glocke in eurer Podcast-App, klicken, damit ihr den Podcast abonniert und vor allem den Newsletter abonnieren. www.zackes.com/newsletter. Weil hier gibt es nochmal super viele Zusatzinfos von all den Pionieren und Professionals, die ich bei den Konferenzen treffe und was die alle so sagen, wenn sie vom Panel runterkommen und hinter der Bühne das Gespräch nochmal vertiefen. Zackes.com slash newsletter. Los geht's. Moin Hanna, ich weiß ihr seid mitten dabei den Report an den Start zu bringen. Jetzt gerade habt ihr die Ergebnisse schon rausgeschickt an die DAX 40 Unternehmen. Richtig cool, dass du dir die Zeit nimmst. Herzlich willkommen.
Hannah Helmke: Hallo Zackes, ganz vielen Dank, dass ich in deinem Podcast dabei sein darf. Ich freue mich echt auf die nächsten anderthalb Stunden im Gespräch mit dir.
Zackes Brustik: Hanna, ich muss ehrlich sein, seit es Gewinne Zukunft gibt, da sind es fast dreieinhalb Jahre, wollte ich die schon immer im Podcast haben. Aber ich muss sagen, in den ersten Folgen, das ist eben wie gesagt 3 Jahre her, da war das schon mega spannend, was ihr gemacht habt. Aber ich hatte das Gefühl, es klingt immer noch super wissenschaftlich. Jetzt vor ein paar Monaten habe ich dich auf dem Sustainability Summit erlebt und das war kommunikativ, glaube ich, das Panel, über das alle gesprochen haben, weil sie alle wirklich, wirklich super spannend fanden, wie du aufgetreten bist und wie du deine Themen auf den Punkt gebracht hast. Also es scheint, dass du persönlich auch in den letzten Monaten, kommunikativ und Jahren einen unglaublichen Sprung gemacht hast. Findest du, das ist eine faire Einschätzung von außen? Und wenn ja, was war so dein Key Insight, was du mitgenommen hast, wirklich durchzudringen mit euren wissenschaftlichen Ansprüchen?
Hannah Helmke: Ganz vielen Dank für die Rückmeldung erst mal. Das trifft schon auch den Punkt und ich freue mich, dass das auch so beobachtbar ist, weil du hast total recht. Ich habe mich in den letzten Monaten, vielleicht auch ein, 2 Jahren sehr bemüht zu verstehen, wie kriegen wir die Arbeit, die wir da tun, die wissenschaftlich fundiert ist, so raus, dass sie gesellschaftstauglich ist. Und man entwickelt sich da ja so. Also am Anfang versteht man die ganzen Zahlen, die wissenschaftlichen Grundlagen, dann redet man nur darüber und geht da drin dann so auf. Und irgendwann kriegt man diese Vogelperspektive und sieht und merkt überhaupt, was verfängt jetzt wirklich bei den Leuten und was nicht. Wer teilt diese Passion für die wissenschaftlichen Grundlagen und wer teilt sie auch nicht? Und wie kriege ich über Kommunikation es hin, dass ich die Botschaft rüberbringe und nicht diese Granularität der Daten? Und das war eine große Lernreise für mich und es war auch für mich ein ausgesprochenes Lernziel. Ich wollte das lernen und ich will es immer noch lernen. Ich bin da noch lange nicht am Ende. Ich möchte lernen, wie man das allerwichtigste Thema unserer Zeit kommuniziert. So, dass es robust und glaubwürdig ist, durch die wissenschaftliche Fundiertheit. Aber auch so, dass die Leute nicht mehr sagen, das ist ja so ein Nischenthema. Der Klimawandel geht uns alle an, wir können alle was machen. Deswegen ist Kommunikation der Schlüssel. Das möchte ich lernen und lasse es mir auch beibringen.
Zackes Brustik: Ihr habt einen riesigen Sprung da gemacht. Wir werden auf das Thema am Ende der Folge nochmal zurückkommen. Aber vorab noch ein kurzes Update, weil während wir die Folge aufnehmen, es ist gerade ein paar Tage her, ich glaube 5 Tage her, dass das EU-Parlament dem Vorschlag der Kommission abgelehnt hat, die Omnibus-Vereinfachung anzugehen. In der Form, dein Experten-Einblick, Was heißt das ganz konkret? Was wurde abgelehnt und was ergibt sich daraus für deutsche Unternehmen groß oder mittelgroß?
Hannah Helmke: Also ich fand es total spannend und mich hat das auch überrascht. Und was das zeigt, ist, dass das europäische Parlament noch nicht so ganz einig ist oder dass es sich noch nicht so ganz einig darüber ist, was bedeutet denn jetzt Wettbewerbsfähigkeit? Also im europäischen Parlament geht es gerade nur darum, wie kriegt man die EU wieder wettbewerbsfähig? Und die einen sagen halt, indem wir teilnehmen an dieser globalen Transition, an den Märkten für Klimatechnologie, an der Unabhängigkeit von immer riskanter werdenden Emissionen in den Geschäftsmodellen. Und die anderen sagen, indem wir eben zurückgehen in die fossile Wirtschaft, die Energiepreise runterbringen und so weiter. Diese Definition von Wettbewerbsfähigkeit, die ist noch nicht klar. Hat die was mit Transition zu tun und zwar auch mit ambitionierter Transition oder hat die was damit zu tun, solche Experimente jetzt zu lassen und zurückzugehen in das Business as usual. Und die 308 gegen 319 Stimmen zeigen, wie Kopf an Kopf das ist und ich fand das sehr sehr spannend zu sehen, dass die das noch austragen in der EU. Und jetzt werden wir Mitte November sehen, wie die nächste Abstimmung läuft.
Zackes Brustik: Und genau in dieser Gemengelage, während diese Entscheidung gerade durch ist, kommt jetzt euer What-if-Report raus. Eigentlich Perfektes Timing. Warum ist in dieser Diskussion euer What-if-Report und vor allem dann das XDC-Modell ein super spannender Beitrag?
Hannah Helmke: Weil das XDC-Modell genau auf dieser Methodik basiert, die da gerade diskutiert wird. Also entkoppeln wir Emissionen von Wertschöpfung oder nicht? Machen wir die Wirtschaft unabhängig von Emissionen, die wirklich immer riskanter werden mit den geopolitischen Umbrüchen und dem, was Amerika da macht und vor allem mit dem, was China da macht oder eben nicht? Und die XDC berechnet die Grad Celsiuszahl basierend darauf, wie stark ein Unternehmen seine eigene Wertschöpfung, also den wirtschaftlichen Erfolg, bereits entkoppelt hat von Emissionen.
Zackes Brustik: An der Stelle, Hanna, was müssen wir über die Einmaligkeit von eurem Modell wissen? Wie funktioniert das? Was sind die wichtigen Begriffe und die ganze Mechanik hinter dem Report?
Hannah Helmke: Ja, also das XDC-Modell, das berechnet die Klimawirkung 1 wirtschaftlichen Einheit und zwar direkt in Grad Celsius. Also der Output des Modells ist eine Grad Celsius-Zahl, die wir in den Bezug setzen können zum 1, 5 Grad Ziel des Pariser Abkommens und dadurch versteht es jeder. Das sage ich jetzt so lapidar, aber das macht einen riesen Unterschied, wenn ich weiß, ob mein Unternehmen zu 4 Grad Erderwärmung beiträgt oder zu 2 Grad Erderwärmung Und wenn ich meine Strategie an Reduktionsmaßnahmen fahre, dann komme ich auf 1, 7 runter. Es macht einen riesen Unterschied in der Kommunikation, in der Teamarbeit an der Dekarbonisierung. Und das ist eigentlich das Besondere. Die wissenschaftlichen Komponenten und die Szenarioannahmen und die Daten und die Sektorklassifikationen, die da drinstecken, das ist alles Standard. Also das sind alles die Komponenten, die auch in anderen Methoden genutzt werden oder in anderen Vorgaben, zum Beispiel eben den ESRS. Also das ist nicht das Neue, sondern diese einfache Verständlichkeit in Grad Celsius und dann diese Methodik der Entkopplung von Emissionen und Wertschöpfung. Also eine ganz starke wirtschaftliche Ausrichtung des XDC-Modells, weil total klar ist, ohne wirtschaftliche Gesundheit kriegen wir diese Transformation nicht hin. Und das oberste Gebot 1 Unternehmens ist der wirtschaftliche Erfolg. Der muss entkoppelt werden von Emissionen und das messbar zu machen, ist eben Ziel von diesem XDC-Modell. Genau. Wir schauen uns also die ökonomische Emissionsintensität an. Wie viel Emissionen braucht das Unternehmen, 1000000 Euro Wertschöpfung zu generieren? Das projizieren wir in die Zukunft, vergleichen das mit einem 1, 5 Grad Benchmark, der natürlich sektorspezifisch ist. Also wir nutzen hier die Nace-Sektoren, den Standard für die EU und über diesen Vergleich kommt dann so eine Performance zustande. Also wie viel Prozent bin ich besser oder schlechter, als ich sein müsste, relativ zu meinem Sektor. Das ist auch der komplizierteste Teil vom XDC-Modell, die Berechnung der Performance. Wie viel Prozent bin ich besser oder schlechter, als ich sein müsste, relativ zu meinem Sektor.
Zackes Brustik: Und dann habt ihr 3 Kennzahlen entwickelt, die ich in eurem Report gefunden habe, nämlich die Baseline, Target XDC und den XDC-Track Record. Magst du uns kurz erklären, was sich dahinter versteckt? Weil das sind die spannendsten Aussagen im Report wahrscheinlich.
Hannah Helmke: Richtig, ja genau. Ja, probieren wir es mal nicht ganz so verkopft. Also die Baseline XDC, die sagt aus, wie weit bin ich denn weg vom 1, 5 Grad Ziel. Dass eine RWE weiter weg ist, als vielleicht eine Siemens Health in mir ist, ist wahrscheinlich intuitiv. Der Track Record zeigt dann aber auf, wie schnell bin ich denn unterwegs in Richtung 1, 5 Grad? Also auch wenn ich weiter weg bin, wenn ich schneller bin als jemand anders, komme ich vielleicht zur gleichen Zeit dort an. Und die Target XDC, die zeigt auf, wo will ich denn hinkommen? Also die Übersetzung des Klimaziels, was kommuniziert wurde im Nachhaltigkeitsbericht in der Gradzelsiuszahl.
Zackes Brustik: Die Baseline sagt mir, wenn wir so weitermachen würden wie heute, dann würden wir in 1 Welt landen, die, weiß nicht, 3, 4, sogar 4, 8 Grad hat. Wenn wir unsere Ziele umsetzen, die wir proklamiert haben, dann würden wir vielleicht bei, das ist ja der Spann im Report, dann würden wir nicht bei 1, 5 landen, sondern bei manchen Unternehmen reichen die Ziele halt nur für 1, 9 Grad oder auch mehr. Und dann gibt es noch die Lücke dazwischen, zwischen weitermachen wie bisher und dem Ziel. Und das ist dann sozusagen, ich sage mal die Realität. Also wo landen wir, ist immer noch eine Schätzung, aber realistisch, wenn wir die Maßnahmen weitermachen, die wir unabhängig von den Zielen gesetzt haben.
Hannah Helmke: Genau, wenn wir weiter so schnell vorankommen.
Zackes Brustik: Das ist der Realitätscheck, der Moment des Hosen runterlassens.
Hannah Helmke: Richtig. Und das ist auch die neue Metrik. Die ist ja viel spannender als ein Commitment. Was wird wirklich gemacht? Also wie wird die Transition wirklich umgesetzt? Laufe ich auf einem 1, 7 Grad Pfad, laufe ich auf einem 4 Grad Pfad, laufe ich auf einem 6 Grad Pfad und wie passt es zu dem Ziel, was ich mir gesetzt habe. Also wenn ich ein Ziel habe, was 1, 7 Grad entspricht, dann ist es super. Wenn ich aber halt auf einem Drei-Grad-Pfad laufe, dann muss ich das erklären. Ja, also dann stimmt da irgendwas nicht. Und Diese Transparenz ist notwendig, einen Dialog darüber zu führen, was wollen wir hier eigentlich mit unserer Klimastrategie? Wer sind wir denn in dieser Transition und was macht uns glaubwürdig und wo müssen wir vielleicht über Governance, über organisatorische Lücken, die wir zu schließen haben, hier aufholen.
Zackes Brustik: Das ist die zweite Ausgabe. Ihr habt 24 schon einen Report rausgebracht, den habe ich schon gelesen. Jetzt habt ihr noch mehr der DAX Unternehmen drin, nicht nur 26, sondern 34 der Top 40. Und das Spannende ist, der Report letztes Jahr, der kam vor Omnibus raus. Und da war noch so ein bisschen die Euphorie über die CSRD drin. Jetzt kam Omnibus. Oft vermutet man dann als Laie von außen, jetzt korrigieren alle Ziele nach unten. Was ist da euer erstes Fazit?
Hannah Helmke: Also die Klimaziele werden nicht korrigiert, die werden nicht abgeschwächt. In den DAX 40 konnten wir das überhaupt nicht so beobachten. Ganz im Gegenteil, wir kamen sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Datenqualität deutlich erhöht hat und dass die Unternehmen mit Klimaziel sich auch erhöht haben im Gegensatz zu letztem Jahr. Also im letzten Jahr, so wie du es gesagt hast, konnten wir 28 der DAX 40 abdecken. Dieses Jahr sind es 34. Letztes Jahr hatten von den abgedeckten Firmen gerade mal 80 Prozent ein Ziel. Dieses Jahr sind es 100 Prozent. Also dieses Gefühl, das bestätigt der What-if-Report nicht. Der bezieht sich aber auch auf die größten börsengelisteten Unternehmen in Deutschland. Da ist es nochmal anders als im Mittelstand. Worauf der Report eher einen Auge wirft, ist die Umsetzung. Also die Klimaziele zu haben, okay, das ist jetzt einfach auch Basis, das ist Standard, aber werden sie umgesetzt? Das wird das interessante Thema. Jetzt auch mit Omnibus, jetzt mit den geopolitischen Verwerfungen, mit der wirtschaftlichen Krise, die wir sehen. Hier werden wir sehen, welche Unternehmen das strategisch wirklich im Griff haben und verankert haben und welche das noch nicht geschafft haben.
Zackes Brustik: Geben wir schon mal ein paar ganz konkrete Beispiele, weil ich fand es überraschend, also ihr könnt ja die Firmen wirklich bei Namen nennen, weil die Daten sind öffentlich verfügbar, das heißt es weiß jeder und es gibt tatsächlich ein paar Unternehmen, die stehen recht gut da, sowohl mit ihren Zielen als auch mit dem Track Record, Das heißt also gemessen an ihren schon laufenden Maßnahmen, wer steht gut da? Weil das Spannende ist, das sind nicht nur Sektoren, die es besonders einfach haben, sondern die sind in relativ, eigentlich auch in emissionsstarken Sektoren zu finden, oder?
Hannah Helmke: Absolut, ja. Also die 5 Unternehmen, die wir in der Liste haben, die sowohl ein pariskonformes Ziel haben, als auch auf einem pariskonformen Pfad laufen, die kommen aus ganz unterschiedlichen Sektoren. Das ist die Adidas, das ist die deutsche Börse, Porsche, RWE und Siemens Healthineers. Also wir haben da sehr emissionsintensive Sektoren drin wie eine RWE. Wir haben den Automobilsektor drin. Wir haben aber auch so was, was intuitiv ist, eine deutsche Börse drin. Das bedeutet, es geht nicht unbedingt den Sektor. Es geht vor allem darum, wie haben diese Unternehmen die Transition wirklich organisatorisch verankert und wie setzen sie sie
Zackes Brustik: Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich hätte jetzt Porsche als Automotive-Hersteller am wenigsten da drin erwartet. Also was machen die anders? Ja, was machen die wohl anders? Bevor Hannah darauf die Antwort gibt, gibt's mal wieder einen Shoutout ins Ökosystem zu 1 super Gelegenheit, sich mit den Peers drüber zu unterhalten, was wir alle anders machen können, nämlich zur Sustainability Heroes Konferenz. Eine von der Gelegenheiten, die es euch besonders einfach macht teilzunehmen, denn es ist eine reine Online-Konferenz vom 25. Bis zum 27. November. Freut euch auf massig Input und Austausch, zu Erfahrungsberichten zur Anwendung der ESRS, ersten berichten zum VSME, welchen Nutzen bringt es, wo liegen die Grenzen, natürlich so Themen wie KI in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und das zum Beispiel mit Gästen, die ihr auch schon aus dem Podcast kennt, zum Beispiel Yvonne Zweck, aber es wird wohl auch ein Speaker vom ISEC dabei sein, der Einblicke gibt in den ISEC-Standard, wie der Standard euch als globales Zertifizierungssystem zum Beispiel gerade im Prinzip in der Kreislaufwirtschaft unterstützt. Alle Infos, warum es sich lohnt, dabei zu sein bei der Sustainability Heroes Konferenz oder dem Award gibt's unter sustainability-heroes.com oder bei Konstanze Illner auf LinkedIn. Alle Links nochmal in den Shownotes. Weiter geht's mit Hannah. Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich hätte jetzt Porsche als Automotive-Hersteller am wenigsten da drin erwartet. Also was machen die anders?
Hannah Helmke: Die haben natürlich zu ihren Emissionen eine relativ hohe Wertschöpfung. Also das ist bei denen der Schlüssel. Und die haben über die letzten Jahre ihre ökonomische Emissionsintensität entlang ihres Zielbenchmarks auch reduziert. Was bei Porsche jetzt interessant ist und das erklärt auch nochmal das XDC-Modell. Porsche ist jetzt aus dem DAX geflogen, weil die wirtschaftlich sich schlecht entwickelt haben im letzten Jahr. Das bedeutet, dass auch ihr Track Record steigen wird, weil sich die Emissionsintensität wieder verringern wird. Das heißt, Porsche hat es nicht geschafft, das Geschäftsmodell für diesen Pfad zu finden und weiter auszuweiten. Also dadurch, dass jetzt die Wertschöpfung nach unten gehen wird, geht die Emissionsintensität nach oben und der Track Record steigt. Und so kann man eben sehr schön sehen, wer hat nicht nur das Geschäftsmodell gefunden, sodass sich die Wertschöpfung gut weiterentwickelt, sondern eben auch eine Möglichkeit, Emissionen zu dekarbonisieren, also zu reduzieren. Deswegen ist es von der XDC-Methodik her keine Überraschung. Hohe Wertschöpfung relativ zu den Emissionen, aber jetzt wirtschaftlich stark geschwächt und deswegen werden die hier wahrscheinlich auch wieder rausfliegen.
Zackes Brustik: Da können wir auch nochmal ein ganz konkretes Beispiel rein, weil du hattest ja am Anfang gesagt, das Entscheidende am XDC Modell und einem Report ist eben zu verstehen, wer es schafft Wertschöpfung und Emissionen zu entkoppeln. Und das ist nicht in allen Nachhaltigkeitsberichten so einfach herauszulesen, selbst wenn sie ESRS konform sind, weil da gibt es, das habt ihr auch im Report aufgeführt, eine ganz spannende Kennzahl. Du bist die Expertin, aber ich glaube es sind in den ESRS, also im Berichtstandard ist es unter E1AR23, nämlich die Intensitätsziele. Das ist genau diese Kennzahl. Wie viel Emission habe ich entweder pro Produkt oder pro Umsatz und das darf man, muss man aber nicht in den Report schreiben.
Hannah Helmke: Also man muss die absoluten Emissionen ausweisen nach meinem Verständnis, wenn man organisches Wachstum in die Bilanz oder in die Basisjahremissionen mit einbezieht. Also wenn ich jetzt organisch wachse und über meine Emissionsintensität die Entwicklung darstelle, dann muss ich auch die absoluten Emissionen darstellen, die über dieses organische Wachstum entstehen werden. Und das ist genau die Transparenz, die wir brauchen, weil dann sehen wir, wie sich die Emissionen entwickeln. Wir können sie ins Verhältnis setzen zu der finanziellen Performance des Unternehmens und sehen, trotz möglicherweise steigender Emissionen, dass die Entkopplung vielleicht zunimmt.
Zackes Brustik: Aber dieses in Verhältnis setzen muss man als Leser in das Report selber machen, weil das Unternehmen sich entscheiden kann, mache ich diese Rechenleistung, quasi biete ich die schon als Service an oder verstecke ich die, weil mir diese Zahl nicht passt. Konkretes Beispiel, in der Folge vorher hatte ich Rebecca Weigold von Hans Krohe zu Gast. Die haben in ihrem Report, das ist kein DAX-Unternehmen, aber ich sage mal ein solides deutsches Unternehmen, und die haben tatsächlich diese Intensitätskennzahl reingepackt. Also die haben gesagt, was haben wir an CO2 oder auch Intensität oder Emission oder auch an Wasserverbrauch pro Produkt. Und da hat sich zum Beispiel gezeigt, von 2024 auf 2025 ist das bei denen teilweise gestiegen, weil sie ein neues Werk geöffnet haben und wenn du ein Werk aufmachst, dann musst du erstmal ganz viele Testabläufe haben, wodurch automatisch der Verbrauch höher ist, als wenn das Werk dann gut eingestellt die nächsten Jahre operiert. Das haben die freiwillig reingemacht Und das, obwohl quasi ausgerechnet in einem Jahr, wo es jetzt nicht zu ihren Gunsten war, also weil du als quasi Laie denkst, so hä, steigt ja bei denen voll, was da los? Das wird ja im nächsten Jahr besser aussehen, aber quasi, das müssen Unternehmen nicht machen. Das kann man theoretisch in so einem Nachhaltigkeitsbericht, obwohl da viele Zahlen reingehören, kann man das Kommunikativ theoretisch noch geschickt verstecken?
Hannah Helmke: Könnte man ja, wobei die ESRS E1, also ich finde die eigentlich sehr robust, wenn es darum geht, wirklich Transparenz darzustellen, wie sich das Unternehmen entwickelt im Emissionsprofil. Es ist ja immer die Frage, was will ich damit erreichen? Also was weiß ich jetzt davon, wenn der Wasserverbrauch pro Produkt steigt? Was weiß ich davon, wenn der Carbon Footprint pro Produkt steigt? Ich muss ja wissen, wie entwickelt sich denn die Produktanzahl? Wie entwickelt sich denn der Wasserverbrauch? Ich möchte ja irgendwie kurz und knackig dargestellt haben, ob dieses Unternehmen auf 1, 5 Grad Kurs ist oder eben nicht. Und wenn es gerade nicht on track ist, wie es dann wieder on track kommt. Also die ESRS haben ja den Anspruch, die Rohdaten zu verlangen oder dass die Rohdaten für so ein Verständnis berichtet werden. Und das können wir bei den DAGs sehen. Das funktioniert sehr, sehr gut. Also die Abdeckung ist hochgegangen, die Unternehmen, deren Ziele wir quantifizieren konnten, ist hochgegangen. Und das ist dank der ESRS. Also wir haben noch so ein paar Firmen dabei. Penkel ist zum Beispiel so eine Firma, die haben einen sehr guten Track Record, sind auch im Report genannt. Aber die haben Emissionsintensitätsziele, die wir nicht quantifizieren konnten. Die mussten wir rauslassen. Hat kein Mensch verstanden. Wir saßen lange vor diesem Ziel und haben versucht, dieses Ziel zu quantifizieren, damit man es einfach auch einschätzen und bewerten kann. Und das ging nicht. Und deswegen sind diese Intensitätsziele, die muss man korrekt transportieren und kommunizieren, dass der Leser auch versteht, was bedeutet das jetzt. Also ist nicht einfach.
Zackes Brustik: Ist nicht einfach. Das heißt, also unterstreicht ja auch nochmal, wie wichtig das ist, dass es eben nicht nur die Berichte braucht, sondern eine Organisation, die die Summe der Berichte in Relation zueinander stellt und leicht verständlich macht. Also ich habe mich jetzt auch bei verschiedenen Folgen oder Konferenzen durch den einen oder anderen Nachhaltigkeits- und CSRD-Bericht gelesen und mir ist schon aufgefallen, dass die, Also es wirkt so, als ob das Kommunikationsteam Zahlen halt manchmal so und manchmal so angibt, je nachdem, ob das beneficial erscheint oder nicht. Da gibt man zum Beispiel an, die gesamte Summe an Tonnen an CO2, die man reduziert hat, das wirkt nach 1 gewaltigen Zahl, weil es irgendwie Tausende Tonnen sind. Aber würde man das als Prozentzahl angeben, dann wären es vielleicht plötzlich nur noch 0, 5 Prozent Reduktion im Gesamtkontext. Also das heißt, die einzelnen Berichte sind noch nicht das, was die Transparenz, Vergleichbarkeiten, vor allem die Wettbewerbsfähigkeit darlegt.
Hannah Helmke: Absolut, absolut. Und deswegen ist die CSRD auch so wichtig, weil mit den ESRS E1, also wie kommuniziere ich, wie mache ich transparent, wie ich mein Geschäftsmodell auf 1, 5 Grad ausrichte, das wäre hier der Schlüssel für diese Vergleichbarkeit, damit man wirklich sieht, wer setzt diese Transition macht sich unabhängig von diesen immer gefährlicher werdenden Emissionen, wer baut Resilienz auf und wer nicht. Deswegen ist es ja auch so unglücklicher, dass der Schwellenwert für die Berichterstattung abnimmt und der Kapitalmarkt hat damit ein riesen Problem, diese Vergleichbarkeit aufzubauen. Und auch vor dem Hintergrund haben wir gesagt, wir wollen gerne zeigen, welchen Mehrwert diese Rohdaten auch geben, die durch die CSRD berichtet werden, weil man sie sehr einfach mit so einem XDC-Modell zum Beispiel in etwas übersetzen kann, womit die Leute auch arbeiten können. Also ich glaube, es gibt wenige, die diese Nachhaltigkeitsberichte auch wirklich durchlesen. Und da ist irgendwie noch so eine Lücke zu, was mache ich jetzt damit? Was sagt mir das? Wie nehme ich das in eine Handlungsleitung irgendwie mit rein? Welche Entscheidungen basiere ich jetzt da drauf? Und das würde die CSRD wirklich ändern. Und der What-if-Report zeigt da auch einen ganz klaren Anwendungsfall für und plädiert für diese Transparenz und für diese Berichterstattung, der sich ja auch andere Unternehmen anschließen können.
Zackes Brustik: Also diese Vergleichbarkeit braucht es. Wir haben gesagt, es gibt 5 Unternehmen, die stechen relativ positiv hervor, weil die, auch wenn sie jetzt nicht alle auf einem 1, 5 Grad Kurs sind, zumindest unter 2 Grad liegen. Also wirklich das Spannende ist, ich schaue noch mal kurz rein in die Top 5, du hast Adidas, die sind tatsächlich mit dem Track Record auf einem 1, 4 Grad Fahrt, obwohl das Ziel nur 1, 7 Grad sind. Deutsche Börse ist quasi ein Musterbeispiel, die landen anscheinend bei 1, 5 Grad. Siemens Healthineers leicht drunter und dann gibt es aber zahlreiche Unternehmen, die drüber liegen. So als Summe, wenn wir nur auf die DAX-Unternehmen schauen, nur auf die Top 40, in was für 1 Welt würden wir aktuell landen in Deutschland? Also wäre das nach aushaltbar? Wäre das manageable, persönlich als Mensch der Hitze wegen und als Wirtschaft und Gesellschaft überhaupt?
Hannah Helmke: Nein, das wäre es nicht mehr. Also in einem Business-as-usual-Szenario würden wir bei über 4 Grad landen, 4, 3 Grad, wenn die Welt so wäre wie die Ducks im Median. Wenn die aber ihre Ziele erreichen würden, dann kämen wir auf 1, 9 Grad. Und auch 1, 9 Grad hat, glaube ich, mit Konsequenzen zu tun, die für uns kaum vorstellbar sind. Also das ist noch zu hoch. Dieses 1, 5 Grad Ziel, das macht schon absolut Sinn. Ich wurde kürzlich mal gefragt, was hat es denn damit auf sich? Das ist doch so willkürlich. Das ist alles andere als willkürlich. Also ab dieser Grenze sind die Kosten eben signifikant höher durch die Klimaschäden als die Investitionen, die notwendig wären, dieses Ziel zu erreichen. Also diese 1, 5 Grad Marke, die wäre absolut wichtig zu erreichen, wenn wir die Lebensqualität und die Freiheit, insbesondere auch die soziale Stabilität erhalten wollen, die unsere Welt ausmacht. Und deswegen sind diese Ergebnisse hier weiterhin absolut alarmierend, insbesondere auch, weil der Track Record wieder hoch geht. Also wir waren im Jahr 2021 mit dem DAX mal auf einem 1, 5 Grad Pfad. Dann ging der Track Record wieder hoch und ist im Jahr 2024 wieder auf 3 Grad gelandet. Also wir sind gerade eher in Richtung Business as Usual Szenario unterwegs, als in Richtung Ziel Szenario.
Zackes Brustik: Kurz bevor ich frage, wie diese Lücke zustande kommt und wie wir sie schließen, wie repräsentativ sind die Top 40 Unternehmen für die deutsche Wirtschaft an sich? Weil super viel in Deutschland passiert ja auch durch nicht gelistete Unternehmen, die nicht an der Börse sind. Das sind riesige Unternehmen, das hat man so als BWL-Laie wie ich sonst nicht auf dem Schirm, aber zum Beispiel die Schwarzgruppe, Bosch, Aldi, Edeka, Wirtz, Zeiss, Festo, Miele, so riesige Heavyweights. Ich glaube, es gibt in Deutschland über zweieinhalb 1000 Hidden Champions, also weltweite Branchenführer, die ein Familienbesitz und nicht an der Börse sind. Was sagen da so gerade mal 40 Unternehmen im Vergleich zu den zweieinhalb 1000 Hidden Champions über die deutsche Wirtschaft aus?
Hannah Helmke: Ja, das ist natürlich eine total wichtige Frage. Das ist ein ganz, ganz relevanter Punkt. Ich persönlich glaube jetzt nicht, dass die DAX 40 repräsentativ sind für die deutsche Wirtschaft. Es sind aber, es ist die Speerspitze der deutschen Wirtschaft, insbesondere eben auch die Börsengelistete. Aber sie stehen jetzt nicht für die deutsche Wirtschaft. Also die deutsche Wirtschaft ist der deutsche Mittelstand. Das sind genau diese Hidden Champions. Und da haben wir von der Kapitalstruktur her natürlich ganz, ganz große Unterschiede von der Unternehmenskultur. Und das macht natürlich auch oder das hat natürlich auch Konsequenzen für solche Themen wie die Klimatransition, wie sie intern verankert sein können, wie sie umgesetzt werden können. Also Das ist sicherlich ein Punkt. Der Report macht aber auch gar nicht die These, dass das jetzt repräsentativ ist für die deutsche Wirtschaft.
Zackes Brustik: Aber ist natürlich eine spannende Frage. Also quasi das würde mich persönlich jetzt einfach interessieren. Ich weiß, ihr arbeitet aber auch mit vielen nicht gelisteten Unternehmen zusammen. Also ich glaube, ihr habt ja schon, euch gibt es schon länger gearbeitet, glaube ich mit über 100 Unternehmen zusammen, davon sind ein paar dieser großen Namen auch mit dabei. Und das wäre jetzt keine wissenschaftliche Aussage, vielleicht lässt du dich ja trotzdem zu hinreißen. Also wie nah sind die börsengelisteten und die nicht börsengelisteten Unternehmen beieinander? Einfach intuitiv eine Bauchzahl, also in welcher Welt würden wir leben, wenn du auf die nichtgelisteten Unternehmen schaust? Sind die eher besser oder schlechter unterwegs im Schnitt?
Hannah Helmke: Das kommt total drauf an. Das kommt total auf die Kultur drauf an in diesen Unternehmen. Es gibt nicht gelistete Unternehmen, die stechen total hervor, nehmen so eine Phoenix Contact. Also die sind in den Bereichen Elektrifizierung unterwegs, also die bauen quasi die elektrische Infrastruktur für die Transformation, die haben sowas natürlich in ihrer Kultur drin. Also wenn die Welt so wäre wie die, dann hätten wir überhaupt kein Problem bezüglich Geschwindigkeit der Transition, bezüglich Kultur. Die haben eine Dekaden-Strategie, sprich, die können sich 10 Jahre lang Zeit lassen, ihre Strategie auch wirklich umzusetzen und sind nicht von so politischen Volatilitäten dann gleich betroffen. Die sind nicht Kapitalmarkt finanziert, die sind mega souverän. Die können sowas erschließen und die können sowas umsetzen. Das ist so das eine Ende, so sollte es eigentlich sein. Und das andere Ende, da haben wir unfassbar altbackene Unternehmen, die überhaupt nicht in der Zeit mitkommen und die tatsächlich überhaupt keine Neugier haben und auch überhaupt keine Lust auf Zeitgeist. Und wenn die Wirtschaft wiederum so wäre wie die, dann hätten wir ein riesiges Problem. Also wir haben eine wahnsinnig große Bandbreite und ich glaube, das wird jetzt auch sichtbar werden in den nächsten ein, 2 Jahren, wo wir jetzt in eine heftige Wirtschaftskrise reinraten werden, wo wir sehen werden, wer hat die Innovationskultur, wer hat die Teams, wer hat die Leute, die tatsächlich auch Lösungen finden für die Herausforderungen, die jetzt vor der Brust stehen. Und die Unabhängigkeit von gefährlichen Emissionen, von Kosten, die mit diesen Emissionen verbunden sind, von Abhängigkeit, die einfach gefährlich sind fürs Unternehmen, Die gehören ganz klar zu diesen Herausforderungen, die da vor uns stehen. Ich glaube, das werden wir sehr stark merken in den nächsten ein, 2 Jahren. Die Bandbreite ist massiv, das ist von bis. Und deswegen kann ich das gar nicht so pauschal beantworten.
Zackes Brustik: Aber, und jetzt wird es ja spannend, all diese Unternehmen, und davon sind ja viele, sehr groß. Das heißt, wie auch immer Omnibus enden wird, ganz viele von diesen Unternehmen können jetzt schon damit rechnen, dass ihre Nachhaltigkeitsdaten in der Öffentlichkeit landen werden müssen in den kommenden Jahren. Theoretisch kann ein Unternehmen wie ihr das in die Software einbauen und dann sieht man sehr schnell die Lücke zwischen Klimaziel, Umsetzung und genau diese Lücke, das haben wir ja gerade schon gehört, ist auch bei den Top 40 Unternehmen gerade da. Was waren so eure Erkenntnisse aus der Lücke, die ihr ausgemacht habt von Unternehmen, die gut unterwegs sind, Unternehmen, die nicht gut unterwegs sind. Was macht da den Unterschied zwischen Anspruch und Umsetzung?
Hannah Helmke: Ja, also du triffst da genau den Punkt. Also dieser Begriff, walking the talk, darum geht es. Diese vielen, vielen Commitments, mit denen man einfach so einen Haken gesetzt hat. Hier ist mein Klimaziel, am besten natürlich ein Science-Based Target. Und dahinter verschanzt man sich dann. Und das tut der What-If-Report. Und die CSRD mit dieser Erweiterung, dass nicht nur ein Ziel, sondern eben auch der Plan publiziert werden soll, tut das ganz schön challenging, ob das ausreicht, ein Ziel zu haben. Wenig überraschend zeigt der What-if-Report, dass es nicht reicht, ein Ziel zu haben, auch auf einem pariskonformen Pfad unterwegs zu sein. Wir haben die DAX 40 in 2 Gruppen eingeteilt. Wir haben die eine Gruppe, die kein Science-Based Target hat oder ein Klimaziel, und die Gruppe, die ein Science-Based Target hat. Letzteres sind 28 Unternehmen. Die erstere sind dann die verbleibenden 6 Unternehmen. Und wir sehen da, und das ist ganz spannend, dass die Unternehmen mit Ziel schneller vorankommen. Also der Track Record ist besser. Aber sie sind nicht schnell genug, ihre Target Ecstasy zu erreichen. Also die kommen mit einem Track Record von 2, 4 Grad besser voran als die ohne Ziel. Die haben dann ein Track Record von 3 Grad, aber sie sind nicht auf Kurs von ihrer Target Ecstasy von 1, 9 Grad. Das beweist so ein bisschen die Intuition, die sehr, sehr viele haben, dass ein Ziel alleine zu haben, reicht nicht aus, es wirklich zu erreichen. Wir müssen den Fortschritt tracken und damit werden Unternehmen ganz, ganz neu vergleichbar. Und wir bauen das natürlich auf. Ist ja klar, dass wir diese Datenbank aufbauen über den Track Record, damit ich, wenn ich mir meine Lieferanten anschaue, gucken kann, Wer liefert auch und wer liefert nicht? Also im Sinne von Transformation und reduzierter Carbon Footprint für mein Unternehmen dann? Und gibt es Möglichkeiten, auf andere Lieferanten umzuswitchen, die diese Transition besser im Griff haben und entsprechend ein sichererer Partner für mich sind? Also mit genau dieser Transparenz, dank CSRD, haben wir hier ein ganz neues Spielfeld. Und ich glaube, dass sich damit einiges verändert, weil man mehr Möglichkeiten hat. Man hat mehr Informationen, man kann besser wählen, man hat die Vergleichbarkeit.
Zackes Brustik: Jetzt muss ich noch mal kurz, weil was du gesagt hast, ist, dass im Prinzip nur weil man jetzt bei der Science Based Target Initiative mitmacht, heißt das noch lange nicht, dass man auf einem guten Weg ist. Das stellt ja dann die SBTI voll in Frage.
Hannah Helmke: Ja, und das ist auch das, weshalb ich vor 8 Jahren gesagt habe, es braucht eine Alternative. Ich kann mir nicht einfach ein Ziel setzen und dann entspreche ich diesem Ziel. Ich kann nicht einfach sagen, ich habe das Ziel, in einem Jahr einen Marathon zu laufen und dann war es das. Wir müssen das unterscheiden. Umsetzung zu Zielerreichung und im Idealfall hat man natürlich beides. Also ich habe mein glaubwürdiges Klimaziel, wissenschaftsbasiert und ich gebe Transparenz jedes Jahr, dass ich dieses Ziel auch umsetze, beziehungsweise wenn ich mal nicht on track bin, was mein Plan ist, wieder on track zu kommen. Weil diese Lücke zu 1, 5 Grad, das ist eine Innovationslücke. Du hast ja auch gefragt, wie setzt man das jetzt Was fehlt da? Was ist das für eine Lücke? Das ist keine Technologielücke. Die Lösungen, die Möglichkeiten, die sind alle da. Es gibt so tolle Möglichkeiten, ein Geschäftsmodell zu dekarbonisieren. Die Lücke, die wir tatsächlich haben, ist eine Innovationslücke im Bereich der Digitalisierung und im Bereich der Führung. Ganz, ganz viele Unternehmen haben die Daten einfach nicht, sprich die sind gar nicht handlungsfähig. Die wissen überhaupt nicht, wo diese Emissionen herkommen und wie man das organisiert und wie man rauskommt aus der Datensammlung hin in eine strategische Arbeit. Und dann haben viele Unternehmen einfach nicht die Governance und die Leadership. Da haben wir ein total schönes Interview hier von der Daniela Weber-Ray drin, die das sehr gut auf den Punkt bringt, wie wichtig das Thema Governance und Leadership ist, so eine Transformation bewältigen zu können.
Zackes Brustik: Daniela wer?
Hannah Helmke: Die Daniela Weber-Ray, das ist eine Anwältin und Multi-Aufsichtsrätin, die sehr eng mit mir und meinem Team auch daran arbeitet, diese Themen zu erschließen.
Zackes Brustik: Und das heißt, die sagt also ganz großes Thema ist Digitalisierung, das heißt daher ist das Thema Twin Transformation so wichtig. Eine Message, die wir immer wieder hören in ganz vielen Folgen sozusagen. Wer die digitale Transformation nicht gleichzeitig mit den Dekarbonisierungs- pfaden und den Nachhaltigkeitsstrategien verknüpft, der kommt eigentlich nicht relevant vorher. Das heißt, da ist so das Hauptargument. Wir brauchen Infrastruktur, die Daten zu haben. Dafür brauchen wir gerade in produzierenden Betrieben auch wirklich ganz am Anfang Digitalisierung bis in die Hardware rein, das heißt in die IoT rein, dann aber auch die Infrastruktur, die Daten gebündelt zusammenzufügen und neu aufzubereiten. Und dann das Thema KI. Das ist so eine Kernaussage, oder? Absolut. Und das heißt, wenn Unternehmen, und das ist ja echt ein Problem immer noch in Deutschland, das heißt, wenn Unternehmen nicht dabei sind zu automatisieren oder irgendwie Digitalisierung als Kultur voranzutreiben, dann ist es da auf dem Holzweg.
Hannah Helmke: Absolut, absolut. Also deswegen ist auch hier MHP, das ist eine Beratungsgesellschaft, die ist Partner von What If. Die sind genau in diesem Bereich drin. Und diese Digitalisierung ist der Hebel überhaupt. Ja, also neben dem Thema Führung ist das Thema Digitalisierung der Hebel überhaupt. Und die CSRD ist jetzt nicht daran schuld, dass die Unternehmen noch nicht digitalisiert sind. Also diese ganzen Datenpunkte, ja, okay, guter Punkt. Es sind zu viele. Es muss simplifiziert werden. Bin ich dabei? Unterstreiche ich. Aber die CSRD kann nichts dafür, dass die Unternehmen in Deutschland völlig hinterherhinken, wenn es die Digitalisierung geht und die einfach diese Daten auch nicht zur Verfügung haben. Und ich sehe es ja bei ein paar Kunden, die das sehr, sehr gut im Griff haben, die ihre Prozesse, ihre Hardware, all das, was du gesagt hast, digitalisiert haben und auch anschlussfähig sind an das, wo andere Länder auch sind. Und die haben jetzt kein Problem, diese Daten zusammenzubringen und die sind schon längst an dem Punkt, wo sie Investitionsstrategien erarbeiten, wo sie ein Monitoring aufbauen, wo sie eine Kommunikation aufbauen, wo sie Pläne aufbauen. Ja, also da ist ein ganz klarer Zusammenhang.
Zackes Brustik: Was ich spannend finde, das ist also eine der Kernaussagen ist, wir müssen die Digitalisierung in den Griff kriegen, weil davon ganz viel an Wettbewerbsfähigkeit abhängt und vor allem auch an Resilienz und Zukunftsfähigkeit in Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele. Spannender Querkommentar, das hatte ich auch schon in der Folge mit Rebecca gesagt, ich weiß Bertelsmann bringt auch gerade parallel eine Studie raus, wo die zum alle ersten Mal statistisch belegen konnten, dass Unternehmen, die einerseits in Nachhaltigkeitsmaßnahmen investieren, andererseits das auch ganz konkret in ihren Businessmodellen, in ihren Produktinnovationen abdecken und das beides miteinander verknüpfen, genau die Unternehmen sind, die auch am zukunftsfähigsten, am realistizierendesten sind. Das heißt, hier zeigt sich indirekt durch eure Studie quasi deckt sich die Aussage von der Bertelsmann-Studie in dem What-if-Report nochmal. Das ist auch mega spannend. Eine Sache hast du jetzt aber gesagt, es ist eine Innovationslücke und dann kamst du mit dem Thema Governance und Führung. Und normalerweise ist es schon, wenn ich an Innovation denke, denke ich an technologische Innovation. Ich habe noch nie quasi jetzt Innovation und Führung oder Governance in einem Satz gehabt. Also kannst du mal kurz für mich erklären, wie Innovation in Bezug auf Governance aussehen würde und was ihr damit meint und warum diese Lücke geschlossen werden muss?
Hannah Helmke: Also Führung im Bereich Governance oder auch Innovation im Bereich von Führung sehe ich vor allem da, wo Unternehmen diese Veränderung bewältigen müssen. Da kommt eine riesen Veränderung auf uns zu. Also die Welt hat sich ja schon wahnsinnig verändert durch die Entwicklungen, insbesondere in China und den USA. Alles verändert sich gerade, alles. Und es wäre total naiv zu denken, hier in Deutschland bleibt alles beim Gleichen und man kann so bei diesem alten Erfolgsmodell bleiben. Und es ist, ich finde es schon, dass es der richtige Begriff ist, zu sagen, Führung muss innovativ sein, wenn es darum geht, eine neue Art der Führung zu überlegen, die dafür sorgt, dass das Unternehmen anschlussfähig ist an diese großen Trends, die da draußen passieren. Also Elektrifizierung aus Seiten von China. Die Art und Weise, wie China in E-Mobilität investiert hat, hat verändert, wie die Welt in Energie investiert. Die Entwicklung in den USA auf der anderen Seite, also dieses ideologische Beharren auf fossilen Brennstoffen, weil es eben die Energiequelle ist, über die die USA Kontrolle hat. Das sind Themen, die die EU zerquetschen von rechts und links. Und Führung bedeutet jetzt bei uns, daraus Sinn zu machen und neue Ansätze zu entwickeln, wie man das Geschäftsmodell auf die Zukunft ausrichtet. Und da sind wir eben nicht mehr bei einem Business-as-usual-Szenario und bei dem Altbewerten und gute alte Schule, sondern da muss man ganz neue Themen ausprobieren, damit man die Talente findet, die die Ideen erbringen, mit denen so ein Unternehmen jetzt auch sich anpasst an das, was da passiert. Und deswegen glaube ich schon, dass der Begriff Innovation in der Führung absolut angemessen ist, wenn man sieht, wie rigide viele Strukturen noch sind und wie wenig Vorstellungskraft auch in vielen Führungsetagen ist, wenn es darum geht, wie sich die Rolle des Unternehmens und das Unternehmen auch selbst in der Zukunft entwickeln muss, ja, wettbewerbsfähig bleiben zu können. Also ich finde schon, dass das eine Diskussion ist, die wir führen sollten.
Zackes Brustik: Ja. Hast du ein paar ganz konkrete Beispiele, vielleicht sogar Mitnahmen aus den Unternehmen, die ihr angeschaut habt, sei es jetzt im Report oder weil ihr vielleicht mit denen auch außerhalb des Reports zusammenarbeitet, wo du sagst, das sind ganz konkrete Maßnahmen, die sind innovativ, das haben sie eingeführt und daher sind die so gut unterwegs. Daher ist bei denen die Lücke zwischen proklamierten Nachhaltigkeitszielen und erreichten Nachhaltigkeitszielen so klein.
Hannah Helmke: Also ich habe ein Beispiel, das gehört echt zu meinen Lieblingsbeispielen und das ist der Konzern Dürr. Also die sind jetzt auch im DAX, also jetzt nicht klassischer Mittelstand, aber vom Thema Führung her wirklich ein tolles Beispiel. Die haben gesagt, okay, wenn die großen Automobilhersteller, also Dürr produziert Maschinen, insbesondere Lackieranlagen für die Automobilproduktion Und der Herr Weihrauch, der Vorstandsvorsitzende, der sagte, alles klar, wenn die großen Automobilkonzerne sich jetzt hinter das Pariser Abkommen stellen, dann muss ich ja dafür sorgen, dass die Lackieranlagen denen dabei helfen. Ich muss also eine Lackieranlage mit 1 Grad Celsius Zahl ausweisen, damit ein BMW oder ein Porsche oder ein Mercedes wählen kann. Kaufe ich eine 2 Grad Lackieranlage, kaufe ich eine 3 Grad Lackieranlage oder eine 1, 5 Grad Lackieranlage. Und danach muss ich meine Produktentwicklung ausrichten, damit die Ingenieure wissen, wo müssen sie noch mehr aus der Effizienz rausholen, wo müssen wir noch Komponenten in die Lackieranlage reinbauen, zum Beispiel für die Energieversorgung, die die Grad Celsius-Zahlen nach unten bringen. Und die Art und Weise, wie diese Vision, ich nenne es wirklich mal eine Vision, wie die im Unternehmen implementiert wurde, wer da alles den Tisch rum saß, in welchen Gremien das ausgebreitet wurde, wo dieser neue Gedanke auch dann platziert wurde und reifen durfte, das war für mich die Art und Weise von Führung oder das ist die Art und Weise von Führung, die uns hier echt nach vorne bringen könnte. Also das ist für mich ein Beispiel, wo ich immer wieder denke, Mensch, es geht doch. Es geht doch, wenn man es will. Und wenn man auch Angebote bekommt von der eigenen Nachhaltigkeitsabteilung, wie man das mit modernem Zeitgeist machen kann und zwar so, dass es dem Unternehmen in seiner Strategie und in seinen aktuellen Problemen auch wirklich hilft. Also das ist ein Beispiel. Und ein anderes Beispiel, da möchte ich wieder auf Phoenix Contact kommen, die haben halt diese Dekadenstrategie. Die lassen sich jetzt nicht so beirren von diesen kurzfristigen Themen, die in der Welt passieren, sondern die haben sich hingesetzt, haben überlegt, in welche Richtung marschiert diese Welt, haben sich die Zahlen angeguckt, haben sich die Märkte angeguckt und sind ganz klar zu dem Ergebnis gekommen, die Welt elektrifiziert sich und die Welt muss sich dekarbonisieren, das heißt wir richten uns darauf aus. Und da ist eine strategische Kontinuität aufgrund ihrer Kapitalstruktur. Und auch das ist eine Art von Führung, wo ich denke, cool, so muss man Transformation machen. Das sind die richtigen Rahmenbedingungen für Transformation. Also wir haben genug Unternehmen, die da sehr, sehr kreativ sind und die ihre Leute auch mitnehmen und die wir hoffentlich durch diese Transparenz, die jetzt durch die CSRD kommt, auch nochmal schöner sichtbar machen können, damit die auf den Bühnen stehen und uns allen erzählen, wie es geht und nicht die, die gar nicht umsetzen, aber am lautesten irgendwie rufen.
Zackes Brustik: Dann hören sie, okay, cool, Phoenix Context macht das super, Dürr macht das super, aber gerade laufe ich da als Sustainability-Verantwortlich, egal auf welcher Ebene, habe ich eher Gegenwind und muss die ganzen Führungskräfte noch überzeugen. Was würdest du denen kommunikativ raten? Also in welchen Modellen gibt es, klar ihr habt ein Modell, das ist super spannend, aber auch welche kommunikativen Strategien gibt es, da wirklich die Gegenübergrade abzuholen? Was habt ihr gelernt in der Zusammenarbeit? Hast du so ein paar, ich sag mal die Top 3 von Hannah Helmke?
Hannah Helmke: Also ich habe einen Top 1, ja Und das ist vielleicht etwas, was Nachhaltigkeitsleute jetzt nicht unbedingt hören wollen. Aber ich muss, und ich spreche das auch immer wieder aus, ich sage das immer wieder, mein Top 1 ist, sich da an die eigene Nase zu fassen. Dieser Gegenwind, der da gerade passiert, ist sehr wertvolles Feedback. An mich als Nachhaltigkeitsleiter, wie habe ich bisher dazu beigetragen, dass dieses Unternehmen erfolgreich ist? Es jetzt so zu verbildlichen, ich hatte eine Erfahrung, wo ich wirklich dachte, ich bin hier im falschen Film. Das war ein größeres Unternehmen, wo die Managementgruppe zusammenkam mit der Nachhaltigkeitsgruppe und man sollte die Ziele so kommunizieren, dass die Leute wissen, was sie damit zu tun haben. Das waren so Emissionen pro Kopf Ziele, völlig abstrakt, zig verschiedene Kategorien. Die Manager saßen da, waren auch offen. Und die Nachhaltigkeitsleiter haben das so was von abstrakt kommuniziert, dass die Leute da saßen und dachten, okay, was hat es jetzt mit mir zu tun? Und dann kam die Frage, wo stehen wir denn aktuell mit unseren Emissionen pro Kopf? Und die Nachhaltigkeitsleiterin, das weiß ich jetzt gerade gar nicht, wo ich dachte, Gott, wie soll denn jetzt Motivation entstehen, dass diese Top-Leute Ideen generieren, wie man hier in die Umsetzung gehen kann? Und ich glaube, diese Situation war relativ repräsentativ. Da wurde erklärt, warum Klima so wichtig ist, warum die Transition so wichtig ist, bla, bla, bla, bla, bla. Aber es wurde nicht erklärt, Was hast du genau mit unserem Maßnahmenplan zu tun? Was hast du davon? Und wie helfe ich damit, dem Unternehmen erfolgreich zu sein, insbesondere in diesen unfassbar harten Zeiten, die jetzt kommen. Die habe ich verstanden. Ich weiß, wo die Herausforderungen sind. Ich habe mit unserem CFO gesprochen. Ich habe mit dem Aufsichtsrat gesprochen. Ich weiß, worauf wir hier zusteuern. Und das ist mein Beitrag, das hinzubekommen. Diese Klarheit existiert nur in den besten Teams. Und ich finde, sie sollte Standard werden. Und da können die Nachhaltigkeitsleiter sich echt an die eigene Nase fassen und ihre Kompetenz massiv nach oben schrauben, wenn es BWL geht, wenn es Finanzierung geht, wenn es Kommunikation geht, wenn es Stakeholder-Management geht in den Unternehmen, es wird immer noch zu viel gelehrt, enabelt, überzeugt, statt dass zusammengearbeitet wird. Das kann ich nur empfehlen, sich da in der Form an die eigene Nase zu fassen und diesen Backlash als sehr wertvolles Feedback zu sehen, wie gut habe ich die Leute schon abgeholt und wie trage ich eigentlich zum Erfolg meines Unternehmens bei. Ich werde ja bezahlt von diesem Unternehmen dafür, dass ich zum Erfolg beitrage, nicht, dass ich da irgendwie so ein interner Aktivist bin.
Zackes Brustik: Das war jetzt die Top 1 von Hannah Helmke. Ich würde nochmal noch 2 ergänzen, weil an anderer Stelle hast du gesagt, dass Leute ein Problem erst dann akzeptieren, wenn sie schon eine Lösung sehen. Würdest du das auch in der Top 2 einfügen? Das heißt, wenn ich den Leuten sage, guck mal hier, die Probleme laufen ja rein in den Lieferketten oder in der Glaubwürdigkeit oder im Talentmanagement oder mit unseren Standorten, weil sie einfach Klimarisiken ausgesetzt sind, dass ich eigentlich gleich auch schon eine Lösungsfahrt hinterher schieben muss?
Hannah Helmke: Natürlich Und das ist ja dann die Konsequenz von dem, was ich in meinem Punkt 1 gesagt habe. Wenn ich mich mal mehr mit BWL beschäftige, wenn ich mal mehr mit meinem CFO spreche, wenn ich mich mal mit meinem Aufsichtsrat zusammensetze, wenn ich die einfach mal verstehe, worum es hier genau geht Und wenn ich akzeptiere, dass der Erfolg des Unternehmens die höchste Prämisse ist und ich starte dem Unternehmen zu dienen, statt zu sagen, das Unternehmen muss meinem Ziel des Klimaschutzes dienen. Wenn ich diese andere Haltung einnehme, dann komme ich ja automatisch zu solchen Ergebnissen und sage, okay, passt auf. Wir stehen gerade bei 3 Grad. Unser wichtigster Wettbewerber steht schon bei 2, 3 Grad. Der Sektor selbst liegt bei 2, 5. Wenn wir jetzt unsere Maßnahmen umsetzen, kommen wir so an den Sektor ran. Unser Wettbewerber ist aber schneller unterwegs. Ich habe die und die Möglichkeiten, die wir hier tun können. Was wollen wir machen? Ja, also zu zu dieser Durchdachtheit und zu diesem Fakten basierten kommt man ja dann, wenn man da mit 1 anderen Einstellung rangeht.
Zackes Brustik: Und implizit ist schon mitgeschwungen und das würde ich jetzt auch als 3 unterjubeln, weil du das auch mal an anderer Stelle gesagt hast, ist, man muss die Leute bei ihrem Problem abholen, auch wenn sie jetzt vielleicht mit dem Thema Nachhaltigkeit in erster Linie nichts zu tun haben. Das ist, also kommen wir auch zurück zu 1 Aussage am Anfang, Der Unternehmenserfolg ist in den meisten Unternehmern oberste Stelle. Das heißt, ich muss andere Ziele ernst nehmen. Was treibt die anderen an und welche Probleme haben die unabhängig von der Nachhaltigkeitsstrategie oder der Berichterstattung?
Hannah Helmke: Natürlich, ich bin ja von diesem Unternehmen angestellt. Ich kriege meinen Lohn dafür, dass ich zum Erfolg des Unternehmens beitrage. Nicht, dass ich da Leute moralisiere oder irgendwie ein Thema vertrete und Leute irgendwie edukativ nach vorne bringen zum Thema Klimawandel. Ich kriege Geld, das Unternehmen nach vorne zu bringen. Und ich muss das aus der Nachhaltigkeitsperspektive machen als Nachhaltigkeitsmanager. Das heißt, ich muss erst mal die Probleme des Unternehmens verstehen, dann zu überlegen, was kann die Nachhaltigkeit jetzt beitragen, diese akuten Probleme zu lösen. Und vielleicht kommt man auch zu dem Schluss, dass ich mal jetzt ein halbes Jahr die Füße stillhalte, dass ich einfach nur dafür sorge, dass meine Daten passen, dass ich Transparenz habe, wo wir stehen und ich in einem halben Jahr nochmal komme und sage, schaut mal, hier stehen wir, das ist unser Weg, das ist der Wettbewerber, ich würde XY vorschlagen. Brauche ich eine Entscheidung, was jetzt die Strategie ist des Unternehmens. Sind wir vorne mit dabei oder sind wir irgendwie compliant und springen nur so hoch, wie wir müssen?
Zackes Brustik: Hast du aus der Praxis ein, 2 Beispiele, wo du sagen kannst, das sind Themen, da kommt man vielleicht als Nachhaltigkeitsmanagerin in erster Linie nicht drauf, dass man da einen Beitrag leisten kann?
Hannah Helmke: Ja, also ich finde einfach mal zu sagen, vielleicht ist es gerade auch okay, auf einem zweieinhalb Grad Pfad zu laufen. Und wir machen das jetzt mal ein Jahr, weil uns das Wasser zum Hals steht. Ich verstehe das aber. Ich verstehe, dass es gerade andere Themen gibt. Aber mein Beitrag aus dem Nachhaltigkeitsmanagement ist, ich habe das im Blick. Ich habe das im Blick. Ich weiß, wo wir stehen. Ich weiß, wo die Wettbewerber stehen. Ich weiß, wo der Sektor langläuft. Und ich kann die Transparenz dazu bieten. Und ich akzeptiere das total, dass wir vielleicht jetzt mal ein Jahr lang nicht in Richtung 1, 5 Grad laufen, sondern in Richtung 2, 5 Grad. Aber ich mache es transparent für alle. Das ist etwas, was man relativ wenig hört von den Nachhaltigkeitsleitern, wo ich aber das Gefühl habe, dass es eine Brücke bauen würde zum Management und auch für Akzeptanz sorgen würde.
Zackes Brustik: Also das heißt, ein wirklich größtes Take-away ist, sich Diskussionen auszusetzen und auch Gedanken, die wirklich erst mal sehr unbequem sind, die dadurch aber dann die Brücke zu den Menschen außerhalb der Bubble schaffen. Ja,
Hannah Helmke: absolut. Es muss völlig sachlich sein.
Zackes Brustik: Ich glaube, eine Art Mais, wie du das selber umsetzt, ist, wir werden uns jetzt nach erscheinen der Folge schon ein paar Wochen später treffen beim Impact Festival und du hast mir verraten, da sitzt du ausgerechnet in einem Panel mit Airbus und das geht das Thema Dual Use, also das heißt Technologien, die sowohl für, ich sag mal ganz plakativ, für gute zivile Anwendung, aber genauso gut für Rüstung oder Verteidigung eingesetzt werden könnten. Das heißt, es ist jetzt auch kein Panel, in dem man sich als, ich sag mal, exponierte Expertin der Nachhaltigkeitsszene freiwillig reinsetzt.
Hannah Helmke: Ja, das ist ein sehr spannendes Thema. Ich persönlich finde aber, also ich tu mir auch immer diese Panels und die Vorträge aus persönlichen Gründen aus. Wo habe ich Themen, die mich auch irgendwie interessieren, die mich fordern? Und das ist so ein Thema. Wir müssen uns mit dem Thema Sicherheit auseinandersetzen. Also die Sicherheit, die wir gerade haben, ist möglicherweise eine Illusion. Und wie kann man auf dieses Thema Verteidigung und Nachhaltigkeit zusammendenken? Da kommt erst mal ein Knoten im Kopf. Aber letztendlich hat es sehr viel mit Resilienz auch wieder zu tun, Unabhängigkeit in den Lieferketten und vielleicht auch 1 neuen Diplomatie, die eine neue Sicherheitsarchitektur ermöglicht. Und das alles umfassender unter dem Thema Zukunftsfähigkeit zu sehen, das ist eine super spannende Geschichte. Deswegen setze ich mich da rein und gebe mir auch wahnsinnig viel Mühe in der Vorbereitung dafür.
Zackes Brustik: Ich bin sehr gespannt. Ich werde es wahrscheinlich nicht miterleben, weil ich auf der anderen Bühne bin als Moderator. Aber unabhängig jetzt von der Dual Use und Rüstungsfrage und ethischen Abwägungen, die man dafür sich treffen muss, Ist Airbus natürlich auch ein Unternehmen, was bei euch in dem What-if-Report auftaucht, mit einem anscheinend sehr guten Track Record? Also da schlägt sich wieder der Bogen zurück zu unserer Folge. Die sind mit dem Track Record bei 1, 5 Grad unterwegs. Ja. Als Unternehmen, was Flugzeuge produziert. Kurios.
Hannah Helmke: Richtig, das ist kurios. Man muss dazu auch sagen und diese Zahlen sind nicht veröffentlicht, dass die sehr weit weg sind vom 1, 5 Grad Ziel. Also in ihrer Baseline XDC sind die sehr weit weg vom 1, 5 Grad Ziel. Aber der Grad an Entkopplung von Emissionen und Wertschöpfung, den sie von 2023 auf 2024 erreicht haben, also nur dieses eine Jahr, dieser Track Record, diese Entkopplung war eben so massiv, dass wir hier einen 1, 5 Grad konformen Track Record haben. Die Frage ist ja, ob die dann nächstes Jahr wieder drin sind, ob die das halten können. Das ist die ganz große Frage.
Zackes Brustik: Da wollte ich jetzt gerade fragen, ist das aktuell besonders einfach, das zu halten? Jetzt gerade in den ersten Jahren von euren Welt-11 Reports, weil da, keine Ahnung, ich habe die PV aufs Dach gemacht, ich habe die Leuchtmittel zu LEDs umgetauscht, wir sind auf den alternativen Stromanbieter umgewechselt, weil so diese low hanging foods da durchschlagen und ich aber erst in 10 Jahren wirklich nur noch Emissionen reduzieren kann, wenn ich dann wirklich so an die Hard-to-bate-Themen rankomme. Also wird das einfach, quasi wird diesen Track Record zu halten einfach immer schwieriger, je näher wir auf 20, 30, 35, 40 zu laufen?
Hannah Helmke: Ja, auf jeden Fall. Also diese Pfade werden steiler Und genauso wie du sagst, diese low hanging fruit sind weg. Im Moment kann man noch sehr viel über Effizienztechnologien machen, sehr viel innerhalb des bestehenden Geschäftsmodells. Wenn es dann aber darum geht, dass man das Geschäftsmodell angehen muss, weitere Dekarbonisierungsfortschritte auch umzusetzen, dann wird es natürlich richtig spannend, dann wird es auch richtig innovativ, dann geht es ans Eingemachte. Das ist bei einigen Sektoren jetzt schon der Fall, bei anderen noch nicht. Aber du hast völlig recht, also je weiter wir in die Zukunft gehen, desto spannender wird es, wer das halten kann und wer nicht.
Zackes Brustik: Also es ist eine Momentaufnahme der What-if-Report. Es gibt Unternehmen, die hätte man nicht erwartet unter den Top 5 zum Beispiel, aber das kann sich auch noch sehr schnell verändern in den kommenden Jahren. Unglaublich spannend. Schaut rein in den What-if-Report. Er ist natürlich verlinkt in den Show Notes. Da wird nochmal das komplette XDC-Modell erklärt und ihr seht wirklich ganz konkret, welche Firmen tauchen da auf. Wie sind wir unterwegs mit dem Top 40, dem Vorzeigeunternehmen in Deutschland, in Bezug auf die Klimaziele. In welcher Welt würden wir dadurch leben? Super spannend. Vielen, vielen Dank, Hannah, dass du heute vorbeigeschaut hast. Ich hab zu danken. Vernetzt euch mit Hanna auf LinkedIn, ladet euch den Report runter. Er ist super spannend. Es ist ein unglaublich spannendes Modell, was euch für euch auch helfen wird in der internen Diskussion mit euren wichtigen Stakeholdern oder Führungskräften. Und wie immer abonniert den Newsletter www.zackes.com/newsletter. Ich habe nämlich in der Vorbereitung auf die Folge auch noch ein paar andere spannende Reports gesehen. Ich habe gesehen, dass es von Kirchhoff zum Beispiel einen ganz kleinen Report gab. Die haben sich alle verfügbaren CSRD Reports in Europa angeschaut und verglichen, wie Unternehmen das angehen, wie Deutschland da abschneidet. Das ist was, was ich in den Newsletter packen würde. Ich freue mich drauf. Abonniert den Newsletter zackes.com slash Newsletter und holt euch natürlich auch das Abo für den Podcast in eurer Podcast-App einfach auf die Glocke drücken. Bis zum nächsten Mal. Untertitel von Stephanie Geiges
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